Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

Kirchen Musikalische Mitteilungen

   EMBED


Share

Transcript

Kirchen musikalische Mitteilungen Nr. 140 Juli 2016 DIÖZES E RO E N BU R G STU G A RT Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 I N H A LT SV E R Z E I C H N I S St. Meinrad-Weg 6 – 72108 Rottenburg Telefon (074 72) 169 953 · Telefax (074 72) 169 955 www.amt-fuer-kirchenmusik.de Bürozeiten Frau Jutta Steck Mo-Fr: Mo: 8.00 – 12.00 Uhr 14.00 – 17.00 Uhr ◆ Leiter des Amtes für Kirchenmusik Diözesanmusikdirektor Walter Hirt e-Mail : [email protected] ◆ Stellvertretender Leiter des Amtes für Kirchenmusik · Fachstelle für das Glockenwesen: Prof. Dr. Hans Schnieders Telefon (074 72) 169 952 e-Mail : [email protected] Bürozeiten Kirchenmusik: Mo und Do Vormittag Glockenwesen: Di und Fr Vormittag ◆ Herr Roman Schmid Betreuung des Glockenwesens Telefon: (07472) 169 956 e-Mail: [email protected] Bürozeiten: Mo und Di, ganztägig ◆ Herr Eberhard Schulz, Orgelrevisor Telefon (074 72) 169 954 e-Mail : [email protected] Bürozeiten: Di, Mi 9.00 – 18.00 Uhr • Orgelwesen ◆ Frau Jutta Steck Telefon (074 72) 169 953 e-Mail : [email protected] • Kirchenmusikalische Vertragsangelegenheiten • Anmeldungen, Teilbereichsqualifikation • Organisation Kurse, KMM ◆ C-Ausbildung Leitung : DMD Walter Hirt Anmeldungen, Prüfungen, Informationen: Herr Matthias Heid Telefon (07472) 169 823, Telefax 169 829 e-Mail: [email protected] ◆ DCV-Geschäftsstelle e-Mail : [email protected] Geschäftsführer : Sr. M. Faustina Niestroj Telefon (074 72) 169 958, Telefax 169 83958 Bürozeiten Mo 9.00–12.00 Uhr, Fr 14.00–17.00 Uhr Urkunden und Anträge Palestrinamedaille/ Zelterplakette anfordern bei Ursula Kluike (074 72) 169 958 · [email protected] Editorial 1 Liturgie aktuell 2 Zum 100. Todestag von Max Reger 4 Neue Begleitpublikationen zum GL 9 Die Biberacher Aufführung der „Schöpfung“ im Jahr 1802 16 Mitteilungen 21 Berichte 27 Die Orgel 56 Glocken 66 Personalia 69 Rezensionen 72 Die KMM stehen Ihnen auch unter www.amt-fuer-kirchenmusik.de im pdf-Format zur Verfügung. Sollten Sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, so bitten wir Sie, uns zu informieren. Sie helfen uns dadurch, Kosten zu sparen. Herzlichen Dank! Mitarbeiter/-innen dieser Ausgabe: DMD Walter Hirt (Schriftleitung), Jutta Steck (Redaktion), Dominik Axtmann, Dr. Inga Behrendt, Dr. Waltraud Götz, Andreas Grossmann, RK Franz Günthner, Dr. Christian Hermes, Peter Höngesberg, Nicole Höfle, Ursula Kluike, Vincenz Krol, Sr. M. Faustina Niestroij, Stefan Palm, Erwin Poppele, DKM Bernard Sanders, Gisela Spreng, Pfarrer Thomas Steiger, Generalvikar Dr. Clemens Stroppel, Prof. Dr. Hans Schnieders, Guido Schick, Eberhard Schulz, Franz Weber, Jochen Wiedemann, Matthias Wolf Herausgeber : Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart ISSN : 1436-0276 Schriftleitung : Diözesanmusikdirektor Walter Hirt Redaktion : Jutta Steck Beiträge : Auf CD oder per E-Mail (jeweils im WordFormat) an das Amt für Kirchenmusik Herstellung : Werner Böttler, GrafikSatzBildDruck 72141 Walddorfhäslach, (0 71 27) 92 70 10 Auflage: 3.900 Exemplare Titelbild: Chor der kirchenmusikalischen Werkwoche 2016 ✎ Redaktionsschluss Nr. 141: 1.Okt. 2016 Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 ! "#$!%&'$!(#$!)*+&',-./�!! 1'/&./&2,3#4#-0(#!567-03#0!.2/&+!! 824!9'44#$.#4#.+#$!:;<=!! #-0#>0! ! !"#$%&'(&$)'*+ + ! "#$!%&'$!(#$!)*+&',-./�!1'/&./&2,3#4#-0(#!?)1@A!567-03#0!-.+!#-0! +$*(-+-'0.$#-/&#$!.+2(#0+-./&#$!B$*+'$-#0/&'$!4-+!=;!?9'44#$.#4#.+#$A!! 7-.!<:;!?C-0+#$.#4#.+#$A!9+2(-#$#0(#0!*,,#$!D*E2,+F+#0G!! ! C-$!.2/�!#-0#!H2*,-I-8-#$+#J!#03*3-#$+#!20(!'II#0#!K#$.L0,-/&E#-+J!(-#!4-+!#-0#4! 4'+-M-#$+#0!20(!7#3#-.+#$203.IF&-3#0!%&'$!,F03#$I$-.+-3!42.-E*,-./&!*0.N$2/&.M',,#! )'08#$+#!#$*$7#-+#+G!! ! "#$!)1@O%&'$!I6&$+!-4!C-0+#$.#4#.+#$!#-0!'$*+'$-./&#.!K$'3$*44!20(!-4! 9'44#$.#4#.+#$!PO/*NN#,,*OC#$E#!*2.!M#$./&-#(#0#0!QN'/�!*2IG!R2!(#0! SL/�+,-/�!T'0+*3.N$'7#0!E'44#0!($#-!K$'7#0S'/�#0(#0G!"-#!)'08#$+#! I-0(#0!U#S#-,.!*4!9#4#.+#$#0(#!.+*++G!P2V#$(#4!.-03+!(#$!%&'$!#-04*,!N$'! 9#4#.+#$!-4!)1@O@'++#.(-#0.+G!! ! ,$#-&.'$'/0(1+2034(0/5+67+8#9&3-&$+:;<=5+'*+>?-'*/&*+ + W-++#!.#0(#0!9-#!X&$#!*2..*3#E$FI+-3#!W#S#$7203!4-+!(#0!67,-/�!Y0+#$,*3#0! ?P0./&$#-7#0J!Z#7#0.,*2IJ!R#230-..#J!33IG!"*+#0+$F3#$!4-+!1L$N$'7#0J! )'08#$+$#8#0.-'0#0A!*2../&,-#V,-/&!N'.+*,-./&!7-.!824!<[G;\G:;<]!?K'.+.+#4N#,A!*0^! ! _#$#-0!(#$!D$#20(#!(#.!)1@O%&'$#.!567-03#0!#G_GJ!D$*2!`#7#EE*!9/&0##S#-VJ! Q$.+#!_'$.-+8#0(#J!T-.+$*,S#3!:J!=:;=:!567-03#0! ! W#S#$7203.20+#$,*3#0!EL00#0!02$!82$6/E3#.*0(+!S#$(#0J!S#00!#-0!*2.$#-/�(! I$*0E-#$+#$!20(!*($#..-#$+#$!`6/E24./&,*3!7#-3#,#3+!S-$(G!! ! C#-+#$#!X0I'$4*+-'0#0!20(!P2.E60I+#!#$&*,+#0!9-#!20+#$^! SSSGE&3O/&'$O+2#7-03#0G(#aUba!78SG!#McE&3O/&'$O+2#7-03#0G(#! ! ! EDITORIAL 1 Sehr geehrte Leserinnen und Leser, die Musikwelt begeht in diesem Jahr den 100. Todestag von Max Reger - ein Komponist, der bedeutende Werke für die Kirchenmusik hinterlassen hat. Sein Werk und sein Leben lassen sich schwer trennen. Beides ist geprägt vom Willen zum „Maximum“ – auch in den kleineren Formen, auch in der kürzesten Anekdote. Diesen Willen zum Maximum trotz mancher Erschwernisse und gesetzter Realitäten des kirchenmusikalischen Alltags täglich umzusetzen ist unser Auftrag. Wie dies an vielen Orten unserer Diözese mit Beständigkeit und Kreativität geschieht, kann in dieser Ausgabe wieder nachgelesen werden. Eine Form der Wertschätzung dieser Arbeit liegt auch darin, diese angemessen zu honorieren. Diesbezüglich hält diese Ausgabe der KMM wichtige Informationen bereit. Eine Form der Beständigkeit, die Gemeinden immer mehr mit den Schätze des Gotteslob vertraut zu machen, erweist sich in deren kontinuierlichen Hebung. Seit Jahren dürfen wir regelmäßig von Neuerscheinungen der Begleitpublikationen berichten. Mit den Orgelintonationen und Choralvorspielen zu unserem Eigenteil einschließlich beigelegter CD ist ein weiterer Meilenstein gelungen. Einladung ergeht zur Teilnahme am diözesanen Kinder-Orgeltag, am kirchenmusikalischen Werkwochenende, an der Romwallfahrt für Chöre des Cäcilienverbandes und am Diözesankirchenmusiktag im kommenden Jahr. Zuletzt dazu, sich von der Lektüre der vielseitigen Beiträge dieser Ausgabe anregen zu lassen. Dies wünscht Ihnen Walter Hirt Diözesanmusikdirektor Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 2 Kirche mit Strahlkraft braucht sensible Liturgie Rottenburger Weihbischof Johannes Kreidler feiert 70. Geburtstag Rottenburg. 31. Mai 2016. Als Stellvertreter für eine Kirche, die den Menschen nahe ist, hat Bischof Gebhard Fürst Weihbischof Johannes Kreidler zu dessen 70. Geburtstag am Dienstag gewür- digt. Kreidler habe einen aufmerksamen Blick für Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen. „Seine Gabe zu hören und zu verstehen zeichnen ihn in besonderer Weise aus“, betonte Bischof Fürst. Diese Lebenshaltung drücke sich in Kreidlers Bischofswahlspruch „Ministerium reconciliatoris“ (Der Versöhnung dienen) treffend aus. Prägend in seiner Haltung sei ebenso seine im Geist nachkonziliarer Theologie geformte Spiritualität, so Bischof Fürst weiter. Gotteslob – Ausgabe S € 39,00 inkl. MwSt. zzgl. evtl. Versandkosten Format 8,5 x 13 cm 1368 Seiten Kunstleder-Mappe mit Reißverschluss, zweierlei Braun, Goldprägung auf Vorderseite und Rückenzeile, Naturschnitt, runde Ecken, mit zwei Lesebändchen ISBN: 978-3-7966-1702-7 Gotteslob Ausgabe für die Diözese RottenburgStuttgart zweifarbige Lederoptik mit glänzender Goldprägung auf Vorderseite und Rückenzeile handschmeichelnde, angenehme weiche Haptik feinstes Papier mit abgerundeten Ecken im schützenden Reißverschluss (Sonderausgabe klein in Mappe) Liturgie aktuell Ursprung der Kirchenmusik 3 Dem musikalischen Geburtstagsgruß, den stellvertretend für alle Kirchenmusiker der Diözese die Regionalkantoren überbrachten, seien an dieser Stelle alle guten Wünsche angefügt – verbunden mit einem aufrichtigen Wort des Dankes für das segensreiche Wirken in unserer Diözese. Der in Grünmettstetten bei Horb geborene Geistliche wurde 1972 zum Priester geweiht und 1991 zum Weihbischof der Diözese ernannt. Zuvor war Kreidler Bischöflicher Sekretär der beiden Bischöfe Carl-Josef Leiprecht und Georg Moser, anschließend Repetent am Tübinger Wilhelmstift. Von 1980 bis 1985 fungierte er als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Dogmatik, im Anschluss daran promovierte er bei Professor Walter Kasper in Tübingen. Vor seiner Ernennung zum Weihbischof war Johannes Kreidler fünf Jahre Regens des Rottenburger Priesterseminars. Nach der Berufung von Bischof Walter Kasper nach Rom leitete Kreidler die Diözese ein Jahr kommissarisch. Seit dem Jahr 2004 ist der Weihbischof in der Diözese verantwortlich für die Bereiche Liturgie, Kunst und Kirchenmusik. Für Kreidler ist eine festlich gestaltete Liturgie mit Sensibilität für Sprache, Symbolik und Musik zentral für eine Kirche, die missionarische Strahlkraft besitzen will. Der Dialog zwischen Kirche und Kunst regen ihn immer wieder neu zu Fragen und Antworten an. Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz ist Kreidler Mitglied in den Kommissionen „Ehe und Familie“ sowie „Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste“. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 Schwerpunktthema 4 Dominik Axtmann Max Regers Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauch Ein Überblick für die kirchenmusikalische Praxis In Kirchenmusikerkreisen ist Reger sicherlich in erster Linie für seine Orgelwerke bekannt – vor allem solche „größten Styls“1. Kompaktere Stücke hingegen, z. B. aus der Sammlung „Zwölf Stücke „op. 59 von 1901, befinden sich auch häufig im Repertoire ambitionierter Amateur-Organisten, und die einfachen Choralharmonisationen der „Dreißig kleinen Choralvorspiele (zu den gebräuchlichsten Chorälen) „op. 135a von 1914 werden sogar im Anfängerunterricht verwendet. Dass Re- nur „Konzertmusik“, sondern auch viele Stücke, die an Laienmusiker adressiert oder für einen kleineren Rahmen konzipiert waren. Im Bereich der weltlichen Musik geschah dies meist auf Anforderung der Verleger, welche sich damit einen breiteren Absatzmarkt zu erschließen erhofften. Da Reger in einer Familie praktizierender Katholiken aufgewachsen war und zudem als Jugendlicher den Organisten seiner Heimatkirche2 vertreten hatte, kannte er gottesdienstliche Musik – übrigens beider Konfessionen, da die Weidener Kirche damals eine Simultankirche war3 – auch in einfachen Verhältnissen aus eigener Anschauung. So ist es nicht verwunderlich, dass sich Reger selbst (vor allem am Beginn seiner Karriere) zu Kompositionen für den liturgischen Gebrauch angeregt fühlte. Dabei versuchte er (oder gab zumindest vor), Umfang und technische Schwierigkeiten den aufführungspraktischen Bedingungen anzupassen. Orgelwerke zum gottesdienstlichen Gebrauch: Max Reger Gemälde von Franz Nilken (1912) ger, den man oft der Gigantomanie bezichtigte (und damit dessen Gesamtwerk verpauschalisierte), in Umfang und Schwierigkeitsgrad durchaus unterschiedlich komponierte, dürfte also zumindest hinsichtlich der Orgelwerke bekannt sein, weniger jedoch, dass dies auch für nahezu alle anderen Gattungen gilt, zu denen er etwas beigetragen hat. Reger schrieb also keineswegs • Choralvorspiel »O Traurigkeit, o Herzeleid« WoO IV/2 (1893) • Choralvorspiel »Komm süßer Tod« WoO IV/3 (1893) • Choralvorspiel »Christ ist erstanden von dem Tod« WoO IV/9 (1901) • Zwölf Stücke op. 59 (1901) • 52 leicht ausführbare Vorspiele zu den gebräuchlichsten evangelischen Chorälen op. 67 (1900– Regers Orgellieder Max Regers Kompositionen 1902) • Dreizehn Choralvorspiele op. 79b (1901) • Choralvorspiel »O Haupt voll Blut und Wunden« WoO IV/13 (1905) • Choralvorspiel »Es kommt ein Schiff geladen« WoO IV/14 (1905) • Dreißig kleine Choralvorspiele (zu den gebräuchlichsten Chorälen) op. 135a (1914) Eine noch wenig beachtete – und selten aufgeführte – Gattung ist das Orgellied4, das sich aus dem geistlichen Klavierlied entwickelt hatte und in Deutschland vor allem von Reger und seinem Schülerkreis (v. a. Karl Hasse, Joseph Haas und Othmar Schoeck) etabliert wurde. Geeignete Interpreten vorausgesetzt, lassen sich diese Lieder hervorragend in einen Gottesdienst integrieren: Geistliche Orgellieder: 5 Klavier, Harmonium oder Orgel WoO VII/37 (1905) • Bearbeitung eines eigenen Werkes: Schönster Herr Jesu aus Zwölf deutsche geistliche Gesänge für Singstimme und Orgel WoO VI/13 (1902/5) Regers „große“ Chorwerke5 zählen zum kompositorisch wie künstlerisch Komplexesten, was an – oder gar über – der Schwelle zur Moderne auf diesem Gebiet entstand. Dabei können die technischen Schwierigkeiten, die Dauer und die Besetzungsgröße (und somit der Gesamtaufwand) beträchtlich sein, sollen doch laut Reger »Die Hörer […] nachher als ‚Relief‘ an der Wand kleben«, wofür vor der Aufführung allerdings »Ex1 Reger über seine „Fantasie und Fuge über B-AC-H „op. 46 für Orgel in einem Brief an Caesar Hochstetter vom 25. 1. 1900; Max-Reger-Institut Karlsruhe, Ep. Ms. 133. 2 Adalbert Lindner (1860–1946), Regers Klavierund Orgellehrer und späterer Biograf. • Zwei geistliche Gesänge für mittlere Stimme op. 19 (1898) • Vier Tantum ergo für Sopran und Alt (oder Tenor und Bass) op. 61b (1901) • Vier Marienlieder für Sopran und Alt (oder Tenor und Bass) op. 61e (1901) • Zwei geistliche Lieder für mittlere Stimme mit Orgel, Harmonium oder Klavier op. 105 (1907) • Zwölf geistliche Lieder für Harmonium oder Orgel op. 137 (1914) • Zwei geistliche Lieder für mittlere Stimme WoO VII/30 (1900) • Befiehl dem Herrn deine Wege (Trauungslied) für Sopran und Alt WoO VII/34 (1902) • Geistliches Lied »Wohl denen« WoO VII/36 (1903) für mittlere Singstimme und Orgel oder Harmonium • Ehre sei Gott in der Höhe (Weihnachtslied) für Singstimme und 3 Siehe Klaus Unterburger, „Simultaneum und Konfession. Religiose Pragungen in Weiden in der Oberpfalz am Ende des 19. Jahrhunderts“, in: „Reger-Studien 9: Konfession – Werk – Interpretation. Kongressbericht Mainz 2012“ (= Schriftenreihe des Max-Reger-Instituts, Band XXIII), hrsg. von Jürgen Schaarwächter, Stuttgart 2013, S. 77-90. 4 Vgl. Dissertation von Rolf Schönstedt, „Das Orgellied – Eine neue Gattung an der Schwelle zum 20. Jahrhundert“, Chemnitz 2004, „www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/4775 /data/top.html“. 5 Als Beispiele von Regers „größeren“ Chorwerken mit sakralen Themen seien hier genannt: Chor mit Orchester: „Der 100. Psalm“ für gemischten Chor, Orchester und Orgel (1908/09) op. 106; „Die Nonnen“ für gemischten Chor und Orchester op. 112 (1909); „Requiem“ (Introitus, Dies irae) für Sopran-, Alt-, Tenor- und Basssolo, gemischten Chor, Orchester und Orgel WoO V/9 (1914; unvollendet). Chor a cappella: „Vater unser“ für drei gemischte Chöre WoO VI/22 (1909–10; unvollständig); „Drei Motetten“ op. 110, Nr. 1 »Mein Odem ist schwach« (1909; 5-stg.), Nr. 2 »Ach, Herr, strafe mich nicht« (1911; 5-stg.), Nr. 3 »O Tod, wie bitter bist du« (1912; 5-stg.); „Acht geistliche Gesäng“ op. 138 (1914; 4– 8-stg.). Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 6 traproben bis zur Bewußtlosigkeit«6 oder gar »10 000 000 000 000 000 Proben«7 notwendig seien. Weniger bekannt hingegen ist, dass Reger vorwiegend in der Zeit bis 1904 insgesamt ca. 140 einfachere Chorsätze zum „praktischen Gebrauch“ komponierte, überwiegend geistliche Musik, seien es „Geistliche Volkslieder“,8 Evangelische Choräle9 oder katholische Sakramentsmusik und Marienlieder „zum gottesdienstlichen Gebrauch“.10 Teils Einzelwerke, teils in Zyklen zusammengefasst, häufig als „Bearbeitungen“ betitelt und nur selten mit Opuszahlen versehen, wurden diese Kleinwerke meist in kirchenmusikalischen Zeitschriften wie der katholischen „Musica sacra“11 und der protestantischen „Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst“12 herausgegeben, konnten sich aber weder in der kirchenmusikalischen Praxis langfristig durchsetzen, noch wurden sie von der Musikwissenschaft näher betrachtet. Max Regers Chorwerke zum gottesdienstlichen Gebrauch: Regers Chorwerke Mit mehreren Instrumenten: • Choralkantate »Vom Himmel hoch« für Sopran-, Alt-, Tenor- und Basssolo, 2 Violinen, Kinderchor, Gemeindegesang und Orgel WoO V/4 Nr. 1 (1903) • Choralkantate »O wie selig seid ihr doch« für Sopransolo, gemischten Chor, Gemeindegesang, Streichorchester und Orgel WoO V/4 Nr. 2 (1903) • Choralkantate »O Haupt voll Blut und Wunden« für Alt- und Tenor(oder Sopran-) Solo, Violine und Oboe, gemischten Chor und Orgel WoO V/4 Nr. 3 (1904) • Choralkantate »Meinen Jesum lass ich nicht« für Sopransolo, Violine und Viola, gemischten Chor und Orgel WoO V/4 Nr. 4 (1906) Mit Orgel: • Vier Tantum ergo für Sopran und Alt (oder Tenor und Bass) op. 61b (1901) • Vier Tantum ergo für gemischten Chor und Orgel op. 61c (1901) • Vier Marienlieder für Sopran und Alt (oder Tenor und Bass) op. 61e (1901) • Vier Marienlieder für gemischten Chor und Orgel op. 61f (1901) • Choralkantate »Auferstanden, auferstanden« für Altsolo, gemischten Chor und Orgel WoO V/4 Nr. 5 (1905/06?) A cappella: • Gloriabuntur in te omnes für vierstimmigen gemischten Chor a capella WoO VI/3 (1895) • Maria, Himmelsfreud’! WoO VI/12 (1899) • Zwölf deutsche geistliche Gesänge für gemischten Chor bearbeitet WoO VI/13 (1900) • Sieben geistliche Volkslieder für gemischten Chor bearbeitet WoO VI/14 (1900) • Acht Grabgesänge WoO VI/15 (1900) • Sechs 3- und 5-stg. Lieder für Passion und Ostern für Frauen- bzw. gemischten Chor WoO VI/16 (1901) • Der evangelische Kirchenchor. 40 leicht ausführbare Gesänge für gemischten Chor WoO VI/17 (1901) • Acht Tantum ergo op. 61a für gemischten Chor (1901) • Acht Marienlieder op. 61d für gemischten Chor (1901) • Sechs Trauergesänge op. 61g für Max Regers Kompositionen Regers Erfahrungen mit Kirchenchören gemischten Chor (1901) • Komm, heiliger Geist WoO VI/19 (1902) • Sieben Choral-Bearbeitungen (1900/01; 4-stg.) und Sieben Choral-Bearbeitungen (1903; 5- und 6-stg.) op. 79f für gemischten Chor • Drei Choralbearbeitungen für Frauen- oder Knabenchor op. 79g (1903; 3-stg.) • Vier Kirchengesänge bearbeitet für vierstimmigen gemischten Chor WoO VI/20 (1904) • Twenty Responsories für vierstimmigen gemischten Chor WoO VI/23 (1911) – auch in deutscher Übertragung erhältlich Bei der Frage, inwiefern Reger den liturgischen Einsatz dieser Stücke und die Leistungsfähigkeit von Kirchenchören berücksichtigt hat, lohnt sich ein Blick auf die Gemeinsamkeiten dieser Chorsätze: Sie sind kurz, meist vierstimmig, homophon, haben einen begrenzten Ambitus, der Text ist syllabisch und in Strophenliedform vertont, die Zeitmaße sind überwiegend langsam, sie sind a cappella oder höchstens mit Orgelbegleitung gesetzt. Ausnahmen betreffen vor allem die „Fünf Choralkantaten“ WoO V/4 mit ihrem allerdings ebenfalls bescheidenen Instrumentarium und der variierten Strophenform. „In der Harmonik gehen sie nur selten über die Prinzipien hinaus, die Reger in seiner Modulationslehre13 entwickelt hat: keine Enharmonik, keine Chromatik, statt dessen kadenzmäßige Fortschreitungen auf dem Grunde musikalischer Logik.“14 „Trotz ihrer betonten Einfachheit“ tragen sie „echt regerische Züge“ 15, ist z. B. die Dynamik genau ausdifferenziert, 7 die Harmonik zwar nicht so alterationsreich, wie sonst bei Reger üblich, doch treten durchaus chromatische Stimmführungen, überraschende harmonische Rückungen in terzverwandte Tonarten und scheinpolyphone Einsatzfolgen auf. Regers Erfahrungen mit Kirchenchören Reger hatte zunächst als Organist Erfahrungen mit dem Weidener (katholischen) Kirchenchor gemacht, wie Adalbert Lindner berichtet: „Da gab es freilich oft bedenkliche Schwankungen, wenn [Reger] nicht alles so recht nach dem Kopfe gehen wollte, wenn die Sänger bei einem breit ausladenden Schluß oft nicht genügend ritardierten oder bei 6 Brief Regers an Fritz Stein vom 16. 6. 1908, in: Max Reger, „Briefe an Fritz Stein“, hrsg. von S. Popp, Bonn 1982 (= „Veröffentlichungen des Max-Reger-Instituts“, Bd. 8), S. 29. 7 Brief Regers an Fritz Stein vom 24. 6. 1908, in: „Stein-Briefe“, S. 31. 8 Z. B. „Sieben geistliche Volkslieder“ WoO VI/14, Jos. Aibl, München 1900. 9 Z. B. „Der evangelische Kirchenchor. 40 leicht ausführbare Gesänge für gemischten Chor“ WoO VI/17, Jos. Aibl, München 1901. 10 „Leicht ausführbare Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauch“ op. 61. 11 „Musica Sacra. Monatsschrift für Hebung und Förderung der kathol. Kirchenmusik“, hrsg. von F. X. Witt u. F. X. Haberl, Regensburg. 12 „Monatschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst//, hrsg. von F. Spitta u. J. Smend, Göttingen. 13 Max Reger, „Beiträge zur Modulationslehre“, Leipzig 1903. 14 Willi Schulze, „Vorwort“ zur Notenausgabe „Max Reger. Zwölf deutsche Gesänge“, CarusVerlag Stuttgart 1982, S. 2. 15 Alfred Becker, „Max Reger als Komponist katholischer Kirchenmusik“, in: „Max Reger. Zum 50. Todestag am 11. Mai 1966. Eine Gedenkschrift“, hrsg. von Ottmar Schreiber und Gerd Sievers, Bonn u. a. 1966, S. 164. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 8 Schwerpunktthema in Weiden während 3=jährigen Aufenthaltes genügend Gelegenheit gehabt zu erfahren, was da nun noth thut“19. Er beschreibt sie als „Gesänge, die denkbar einfachst u. leichtest ganz dem kirchlichen Gebrauche in der katholischen Kirche angepaßt sind“20. Bezüglich der Verwendbarkeit der „Marienlieder „z. B. war sich Reger im Klaren: „Die Sachen müßten jedoch so Ende Februar erschienen sein, damit selbige noch im kommenden Mai bei den Maiandachten (die Marienlieder) gesungen werden können!“21 einem feurigen Gloria oder Hosianna nicht entsprechend ‚ins Zeug‘ gingen.“16 Lindner erwähnt auch das „recht konservative Chorpersonal“17. Auf Bitten Lindners komponierte Reger 1895 für den Weidener Kirchenchor das „Tantum ergo g-moll „WoO VI/2 für gemischten Chor. Laut Lindner war das Stück aber „viel zu ungewohnte Kost für den Chor u. seinen Dirigenten K. Sch. [Karl Schug]“18, sodass eine Aufführung unterblieb. Auch noch mit seinem stark chromatisch stimmgeführten „Maria, Himmelsfreud’ „WoO VI/12 von 1899 machte sich Reger gerade bei den Cäcilianern keine Freunde, reagierte aber offenkundig auf die Kritik und vereinfachte in seinen späteren gottesdienstlichen Chorwerken nochmals deutlich die Faktur. Zwei Jahre später konnte er dann über seine 38 „Leicht ausführbaren Kompositionen zum gottesdienstlichen Gebrauche „meinen: „Die Stücke op 61 sind höchst einfache Musik, die selbst dem ‚schwächsten‘ Kirchenchore keine Schwierigkeiten machen können u. sind das Resultat der Praxis; ich habe Das Reger-Jahr 2016 bietet viele Gelegenheiten, Regers Chorwerke zum gottesdienstlichen Gebrauch ebenda einzusetzen; zu fast allen Zeiten und Festen im Kirchenjahr existieren passende Kompositionen. Wie wäre es z. B. an Fronleichnam mit einem Reger‘schen „Tantum ergo“ als Alternative zu Anton Bruckners Vertonungen? 16 Adalbert Lindner, „Max Reger. Ein Bild seines Jugendlebens und künstlerischen Werdens//, Stuttgart 1921, 3., erweiterte und ergänzte Auflage, Regensburg 1938, S. 51. 17 Ebdt. 18 Lindners Beschriftung auf der Schutzmappe des Autografs. 19 Brief Regers vom 29. 11. 1901 an Richard Linnemann, Besitzer des Verlags C. F.W. Siegel und Herausgeber der Zeitschrift „Sängerhalle//, Max-Reger-Institut Karlsruhe. 20 Brief Regers an Richard Linnemann vom 20. 11. 1901, Max-Reger-Institut Karlsruhe. 21 Ebdt. Bücher zum Gotteslob Max Regers Kompositionen/Begleitpublikationen zum Gotteslob Neue Begleitpublikationen zum Gotteslob Rottenburger Kinderchorbuch zum Gotteslob. Zweistimmige Chorsätze mit Orgel/Klavierbegleitung. Herausgegeben vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Diözanmusikdirektor Walter Hirt. Strube Verlag. Partitur 6809, Chorausgabe 6809/01. Die Gesänge des Rottenburger Kinderchorbuches sind überwiegend dem Stammteil des Gotteslob entnommen. Bei der Auswahl wurden sowohl die Vorstellungswelt von Kindern als auch liturgische Belange (bis hin zur Erstkommunionkatechese) berücksichtigt. In der vorliegenden Publikation ist die Melodie der zweiten Stimme zugewiesen. Die erste Stimme wurde als Überstimme ausgestaltet. Auf vielfältige Weise können diese Sätze zum Klingen gebracht werden. Neben der zweistimmigen Darstellung durch den Kinderchor 9 (oder gleichstimmigen Chor) ist es möglich, die Überstimme mit einem Soloinstrument oder einer Soloregistrierung der Orgel zu musizieren. Ebenso kann es reizvoll sein, den Kinderchor bei entsprechender Besetzung lediglich die erste Stimme - über dem Gemeindegesang - singen zu lassen. Bei mehrstrophigen Liedern kann es sich anbieten, die Strophen im Wechsel zum Gemeindegesang und in dessen musikalischer Bereicherung unterschiedlich auszuführen. Mit Rücksicht auf die Stimmlage, in denen Kinderstimmen sich am schönsten entfalten, wurden einige Lieder gegenüber der Tonart im Gotteslob nach oben transponiert. Den zweistimmigen Sätzen ist eine Instrumentalbegleitung durch ein Tasteninstrument beigefügt. Dabei sollen die unterschiedlichen Techniken der Begleitarrangements nicht nur das Singen von Kinderchor und Gemeinde stützen, sondern den Charakter des Liedes unterstreichen. Dank gebührt den Kirchenmusikern KMD Michael Müller, KMD Rudi Schäfer und Wolfgang Weis für die zielstrebige Erarbeitung dieser Publikation sowie für die fachkundige Begleitung der Autoren. In besonderer Weise gebührt dankbares Gedenken der langjährigen Diözesanbeauftragten für Kinderchorleitung, KMD Barbara Weber. Von ihr ging die Initiative und die Konzeption des Rottenburger Kinderchorbuches aus. Allen Autoren sei für ihre Beiträge herzlich gedankt. Möge das „Rottenburger Kinderchorbuch zum Gotteslob“ eine Verbindung schaffen zwischen dem chorischen Singen mit Kindern und dem Gemeindegesang. Möge es einen Beitrag dazu leisten, die Gesänge des Gotteslob als generationenverbindende Äußerung und Bestärkung des Glaubens froh zum Klingen zu bringen. Walter Hirt, Diözesanmusikdirektor Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 Bücher zum Gotteslob 10 Regionalkantoren (von links): Thomas Gindele, Tobias Wittmann, Wolfgang Weis, Franz Günther Choralvorspiele und Intonationen zum Gotteslob - mit CD Herausgegeben vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Diözanmusikdirektor Walter Hirt. Strube Verlag 3449, Einführungspreis 28,00 € (35,00 € ab 2017) Die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde zum Singen zu führen ist die zentrale Aufgabe der Organisten. Gekonntes liturgisches Orgelspiel ist der Schlüssel für gelingenden Gemeindegesang. Dazu wollen die vorliegenden Choralvorspiele und Intonationen zum Gotteslob beitragen. Eine Arbeitsgruppe der Regionalkantoren der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit Thomas Gindele, Franz Günthner (Schriftleitung), Wolfgang Weis und Tobias Wittmann hat diese Sammlung erstellt. Zu Beginn war auch die viel zu früh verstorbene Kollegin Barbara Weber beteiligt. Ihnen gebührt aufrichti- gen Dank und Anerkennung für die umfangreichen Recherchen, Auswahl der Neukompositionen und die sorgsamen Korrekturen. Dank geht an alle Autoren, die Ihr Können und Ihre Erfahrung eingebracht haben. Durch die Beteiligung vieler Kolleginnen und Kollegen konnte eine in sich stimmige Publikation auf den Weg gebracht werden, welche in hohem Maß eine Vielfalt von Formen und Ideen zum Ausdruck bringt. Das ständige Reflektieren über die Wechselbeziehung von Liturgie und deren geistlichen Gehalts zu einer angemessenen Klanggestalt ist und bleibt eine Herausforderung für alle, die für die Liturgie verantwortlich sind. Allen Organistinnen und Organisten wünsche ich, dass sie diese Verantwortung wahrnehmen – und darin Erfüllung und Freude finden! Zum Inhalt: Die Konzeption dieses Bandes sieht im Regelfall eine Intonation (Satz A) sowie ein Choralvorspiel (Satz B) zu den einzelnen Liedtiteln vor. Ausnahmen bilden Gloria-Gesänge, Halleluja-Rufe, Sanctus-Lieder und Agnus Dei. Liturgisch gesehen sind zu diesen Gesängen keine längeren Einleitungen notwendig. Die Intonationen sind insgesamt kurz gehalten und durchweg ohne Pedal realisierbar. Bei einigen Stücken lässt sich das Pedal - wenn gewünscht - dennoch gut einsetzen. Dies wurde an entsprechenden Stellen auch vermerkt. Die kurzen Intonationen beim Sanctus dienen allein der Tonfindung und können je nach örtlichen Gepflogenheiten durch ein Kurzmotiv ersetzt werden oder entfallen. Die Choralvorspiele sind umfangreicher, technisch anspruchsvoller und mit obligatem Pedal versehen. Nicht immer wird der gesamte Cantus firmus durchgeführt. Durch Verwendung cha- Begleitpublikationen zum Gotteslob 11 rakteristischer Elemente der Melodie wird aber auch hier Gehalt und Ausdruck des Chorals lebendig. Stilistisch bietet die Vorspiel-Sammlung eine große Breite an . Mit der Einführung des neuen Gotteslob haben Neue Geistliche Lieder (NGL) nun auch offiziell in den Gemeindegottesdienst Einzug gehalten. Auch hierzu wurden stiltypische Vorspiele in die Sammlung aufgenommen. Der Popularstil erfordert oft ein sehr gut artikuliertes Spiel vor allem auch im Pedal- in Analogie zur Funktion des E-Basses einer Band. Die beiliegende Begleit-CD, aufgenommen an der Steinmeyer-Orgel der kath. Kirche Maria Königin in Kirchheim unter Teck, versucht exemplarisch die Umsetzung einer Auswahl von Vorspielen (69 Titel, jeweils mit Registrierangabe) hinsichtlich Tempo, Artikulation und Registrierung aufzuzeigen. Walter Hirt Klavierbuch zum Gotteslob (2 Bände) Das zweibändige Klavierbuch zum Gotteslob enthält zu allen Liedern und Gesängen des Stammteils - ausgenommen die gregorianischen Gesänge, einige Gesänge des Stundengebets sowie der Psalmodie - ein Vorspiel sowie je einen leichten und einen anspruchsvolleren Klaviersatz, die sich zur Begleitung des Kantoren- und Gemeindegesangs eignen. Damit wird Pianistinnen und Pianisten mit unterschiedlicher Erfahrung ein wertvoller Repertoirefundus für die musikalische Ausgestaltung von gottesdienstlichen Feiern vorgelegt. Die Sätze sind gut spielbar, aber zugleich anspruchsvoll und entsprechen dem Wesen des Klaviers. Das erweist sich dabei als bestens geeignet nicht nur zur Begleitung von Neuen Geist- lichen Liedern, sondern auch für Gesänge aus Barock und Romantik. Nicht-liedmäßige Gesänge (Kehrverse, Rufe) erhalten durch das Klavier eine ganz neue Farbe. Thomas Gabriel, Mitherausgeber, Kirchenmusiker und Komponist, der selbst Sätze zum Klavierbuch beigesteuert hat, zum Klavierbuch: „Mit dem Klavierbuch zum Gotteslob kommen wir den vielen Gemeinden entgegen, in denen das Klavier eine immer größere Rolle spielt – sei es, weil Gottesdienste in alternativen Räumen gefeiert werden oder keine Orgel zur Verfügung steht, oder weil das Klavier bei neueren Liedern einfach die passendere Begleitung darstellt.“ Herausgegeben wurde das Buch von der Katholischen Bibelanstalt in Stuttgart im Auftrag der (Erz-)Bischöfe Deutschlands und Österreichs und des Bischofs von Bozen-Brixen durch die Ar- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 Veröffentlichungen zum Gotteslob 12 beitsgruppe Klavierbuch (Bernhard Blitsch, Horst Christill, Johann Simon Kreuzpointner, Thomas Gabriel). Carus Verlag 18.213, ISBN 978-389948-242-3, ISMN M-007-16592-5, Einführungspreis (gültig bis 30. Juni 2017) 219,00 Euro CD »Morgenlob – Abendlob – Gotteslob« macht Mut zum Stundengebet Die Feier des Stundengebets ist eine alte liturgische Form mit besonderem Wert, die auch heute das Leben in den Gemeinden bereichern kann. Welch großen Gestaltungsspielraum sie bietet, zeigt die neue CD ,Morgenlob – Abendlob – Gotteslob‘. Sie ist im Dialogverlag Münster erschienen. Auf der CD sind Morgen- und Abendlob bewusst nicht einem bestimmten Festkreis zugeordnet, sondern gelten für die allgemeine Zeit im Kirchenjahr. Angesprochen sind alle, die für Gottesdienst und Liturgie Verantwortung tragen: Geistliche ebenso wie Mitglieder des Pastoralteams und der Liturgieausschüsse, Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker und alle, die sich für das Stundengebet interessieren. Einstimmige und mehrstimmige Gesänge stehen gleichberechtigt nebeneinander, alles ist musikalisch wohldurchdacht und abwechslungsreich gestaltet. Die Balance zwischen Meditation und musikalischer Spannung ist auf der CD wunderbar getroffen. Gleichzeitig macht sie dem Hörer Mut, sich an das Abenteuer Tagzeitenliturgie heranzuwagen. Gerade weil auf aufwändige musikalische Mittel verzichtet wird, hat die spirituelle Ausstrahlung einen besonderen Reiz. Das verwendete Oud ist zwar ein besonderes Instrument, kann aber durch eine Gitarre ersetzt werden. Zur intensiven Ausstrahlung der CD tragen die einfühlsam gesprochenen Texte von Markus Nolte und die improvisatorischen Elemente bei, mit denen Ulrich Ingenbold (Flöte und Oud) vertiefende Akzente setzt. Die Aufnahmen entstanden in der katholischen Kirche St. Josef in Münster Kinderhaus – ein kleiner Kirchenraum mit dichter Atmosphäre, die auf das Ensemble anregend wirkte. Die CD ,Morgenlob – Abendlob – Gotteslob‘ ist für einen Preis von 9,90 Euro zuzüglich Versandkosten beim Dialogverlag in Münster erhältlich, Telefon 0251 / 48 39 – 0, E-Mail [email protected]. Weitere Infos gibt es unterwww.dialogversand.de. Walter Eith Spielhefte zum Orgelbuch light Ende 2014 ist vom Carus-Verlag das Orgelbuch light zum Gotteslob veröffentlicht worden, das einfache, manualiter ausführbare Begleitsätze zu allen Liedern, Gesängen, Kanons und Kehrversen aus dem Stammteil des neuen Gotteslobs enthält (Carus 18.212). Als Ergänzung dazu sind nun Ende letzten Jahres Spielhefte erschienen, die Herausgeber Armin Kirchner im Vorwort zum Orgelbuch light bereits angekündigt hat: „Um eine vielfältige Verwendung des Orgelbuches sowohl im kirchlichen als auch im häuslich-familiären Bereich zu ermöglichen und das gemeinsame Singen abwechslungsreicher und farbiger zu gestalten, erscheinen zusätzlich Spielhefte für drei instrumentale Stimmen in C und B und in verschiedenen Schlüsselungen. Die dafür ausgewählten Lieder und Gesänge sind im Orgel- Begleitpublikationen zum Gotteslob buch mit dem Symbol „+ 3 Stimmen“ gekennzeichnet. Es bieten sich Streichund Blasinstrumente an, die entweder zusammen mit dem Tasteninstrument, an dessen Stelle oder im Wechsel die Begleitung übernehmen können.“ Die Orgel-Begleitsätze im Orgelbuch light sind durchgängig dreistimmig angelegt. Für die Erstellung der Spielhefte konnten daher die schon vorhandenen Triosätze direkt übernommen und auf drei Einzelstimmen verteilt werden. Dabei ist eine Auswahl von rund 190 Gesängen berücksichtigt worden. Die Stimmen 1 und 2 sind in einer C- und einer B-Fassung erhältlich, jeweils im Violinschlüssel notiert, hinzu kommt für Stimme 2 eine Ausgabe im Altschlüssel; Stimme 3 ist im Bassschlüssel notiert. Ein Set, das alle insgesamt sechs Stimmhefte umfasst, ist zum Preis von 69,50 € erhältlich (Carus 18.212/09). Hans Schnieders Musizierband zum Chorbuch Gotteslob 2012 ist von Richard Mailänder im Carus-Verlag das Chorbuch Gotteslob herausgegeben worden, das Chorsätze zu rund 150 Liedern des neuen Gotteslobs enthält (Carus 2.160: Paket bestehend aus Chorleiterband, Orgel-Begleitband und CD). Dazu gibt es Ausgaben für vierstimmig gemischten Chor (SATB / Carus 2.161), für dreistimmig gemischten Chor (SAM / Carus 2.162), für dreistimmigen Frauenchor (SSA / Carus 2.163) und für meist zweistimmigen Kinderchor (Carus 2.164). 13 Das besondere Merkmal des Chorbuchs Gotteslob ist sein modulares Prinzip: Die einzelnen, für die unterschiedlichen Chorbesetzungen entstandenen Sätze zu einem Lied sind jeweils so angelegt, dass sie – zusammen mit der in einem eigenen Orgel-Begleitband veröffentlichten gemeinsamen Orgelbegleitung – sowohl einzeln als auch gemeinsam verwendet werden können. Diesem Prinzip folgt auch der Ende letzten Jahres veröffentlichte Musizierband zum Chorbuch Gotteslob, mit rund 120 Instrumentalsätzen zu gut 135 Gotteslob-Liedern. Die Instrumentalsätze sind wiederum mit den unterschiedlichen Chor- und den Orgelsätzen des Chorbuch Gotteslob kombinierbar, aber auch unabhängig davon zu verwenden. Es handelt sich um vierstimmige Sätze; zu einer Reihe von Liedern sind zudem zusätzliche Oberstimme angegeben. Die Sätze sind für variable Besetzungen geeignet, entsprechend gibt es zahlreiche Einzelstimmen für die gängigen Transponierungen und Schlüsselungen. Ein sog. „Rundum-sorglos-Paket“ bestehend aus Partituren in B und C sowie zwei Exemplaren von allen Stimmen ist bis Ende Januar 2017 zu einem Einführungspreis von 198,00 € erhältlich (Carus 2.165), zudem gibt es einzelne Stimmensets für Blechbläser-Ensembles oder Streichorchester sowie ein Oberstimmen-Set. Hans Schnieders Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 14 Wissenswertes zum Gotteslob in den KMM Nr. 133 Dez 2012 Sr. Emmanuela Kohlhaas OSB Nr. 134 Juli 2013 Walter Hirt Walter Hirt Matthias Heid Martin Neu Gesungenes Gebet – Gotteserfahrung im Dialog S. 2 Das Kirchenlied – Ort der Theologie? Module einer Singeleiterausbildung zur Einführung des GL Kleine Chronik zum neuen GL Liedbegleitung auf der Orgel – vielfältiger als gedacht S. 2 S. 13 Nr. 135 Dez 2013 Dr. Johannes Kreidler Zur Einführung des neuen GL Walter Hirt Das neue GL Walter Hirt Das neue GL – Voraussetzungen einer gelingenden Einführung Johannes Kreidler Ich will dich preisen Tag für Tag, Betrachtungen und Predigten zum neuen GL Walter Hirt Lied des Monats 2013/2014 Markus Uhl Das Orgelbuch zum Gotteslob-Eigenteil Thomas Gindele Band- und Chorbuch zum Gotteslob. Für Firmung, Religionsunterricht und Gemeindegottesdienst Walter Hirt Antwortgesänge und Rufe vor dem Evangelium Bläserbuch zum neuen Gotteslob Walter Hirt Die Feier der Erstkommunion mit dem neuen Gotteslob Begleitpublikationen zum neuen GL Synopse Orgelbuchsätze alt / neu Christoph Berchtold Die Ordinariumsgesänge im neuen GL (Ausgabe für die Diözese Rottenburg-Stuttgart) Schwerpunktthema Nr. 136 August 2014 Walter Hirt Ansgar Franz Richard Mailänder Franz Karl Prassl Christoph Berchtold Kathrin Lang und Barbara Grupp Nr. 137 Dez 2014 Alexander Zerfaß Walter Hirt Walter Hirt S. 48 S. 54 S. 2 S. 8 S. 17 S. 20 S. 23 S. 24 S. 28 S. 35 S. 36 S. 37 S. 39 S. 42 S. 48 Lied des Monats Hinweise zu den Korrekturen zum neuen Gotteslob 257 ist jetzt 380 – Der Aufbau des Gesangsteils im neuen Gotteslob Die Diskussion der Liedfassungen im neuen Gotteslob Zum Lobe seiner Herrlichkeit. Psalmen im neuen Gotteslob Das „Gotteslob“ im Internet Begleitpublikationen zum neuen GL Offenes Singen mit dem Gotteslob Gotteslob im Dekanatsrat Gotteslobschauspiel S. 6 S. 8 „Erde singe, dass es klinge“ – doch aus welchem Grund? Ein Jahr Gotteslob – ein Rückblick Lied des Monats für das Jahr 2015 S. 2 S. 5 S. 8 S. 9 S. 11 S. 13 S. 16 S. 17 S. 20 S. 25 S. 26 Begleitpublikationen zum Gotteslob Thomas Steiger Godehard Weithoff Jens Baumgärtner Walter Hirt Hans Schnieders Walter Hirt Nr. 138 Juni 2015 Christoph Berchtold Walter Hirt Thomas Steiger Wolfgang Bretschneider Peter Planyavsky Wolfgang Weis Bernhard Leube Thomas Gindele Nr. 139 Nov 2015 Walter Hirt Christian Dostal Zwei Leserbriefe Anton Stingl jun. 15 Erwartungen eines Gemeindepfarrers an das neue Gotteslob Bläserbuch zum Gotteslob-Eigenteil für Freiburg und Rottenburg-Stuttgart Erfahrungen eines Singeleiters Zuordnung von Kehrversen und Gesängen zu Psalmen im Gotteslob Mehrstimmige Gesänge im neuen Gotteslob Liedvorschläge zum Lesejahr B Antwortpsalmen und Rufe vor dem Evangelium Lesejahr B Musik zum Halleluja, Band 2 zum Freiburger Orgelbuch jetzt aktualisiert zum neuen Gotteslob Register zum Gotteslob Orgelbuch „light“ zum Gotteslob, leichte dreistimmige Orgel-Begleitsätze manualiter Das „Gotteslob“ im Internet Miszelle: Liturgie – Neue Ideen mit neuen Büchern Antwortgesänge und Evangeliumsrufe aus dem Stammteil des neuen Gotteslobs Lesejahr C SWR2 Lied zum Sonntag GL 325 „Die Orgel spielt“ – Von der neuen Chance eines alten Instruments, oder: Einige Überlegungen anlässlich der Herausgabe des neuen „Orgelbuchs zum Gotteslob“ Zum Orgelbuch des GL-Stammteils Zur Entstehung des Rottenburger Kinderchorbuches Gemeinsame Streifzüge durch das evangelische und katholische Gesangbuch Das neue Gotteslob und die alten Orgelbuchsätze Gotteslob für Sehbehinderte Gotteslob Diözese Rottenburg-Stuttgart Lied des Monats 2016 Gesänge zur Wort-Gottes-Feier Lesejahr C Gesänge zur Messfeier Lesejahr C Themenschlüssel GL Bläserbuch zum GL – Eigenteil der Diözese Rottenburg-Stuttgart Das Gotteslob-Bläserbuch zum gemeinsamen Eigenteil Rottenburg&Freiburg Antwortgesänge und Evangeliumsrufe aus dem Stammteil des neues Gotteslob Lesejahr C Zur Frage der Gliederungszeichen im neuen Gotteslob Vom Tempo und den Pausen Kehrverse zu Antwortpsalmen im Gotteslob 2013 S. 10 S. 11 S. 13 S. 15 S. 17 S. 18 S. 19 S. 19 S. 20 S. 20 S. 21 S. 3 S. 6 S. 7 S. 8 S. 11 S. 26 S. 29 S. 40 S. 49 S. 23 S. 24 S. 25 S. 25 S. 26 S. 27 S. 29 S 30 S. 31 S. 33 Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 Schwerpunktthema 16 Musik-Clips mit GL-Liedern Insgesamt 280 Lieder enthält der Stammteil des katholischen Gebet- und Gesangbuchs „Gotteslob“ – ein reicher Schatz, bestehend aus historischem und modernem, bekanntem und weniger bekanntem Liedgut, der gehoben und im Gottesdienst zum Klingen gebracht werden möchte. Damit sich jeder mit dem gesamten Liedgut vertraut machen kann, haben unterschiedliche Pueri Cantores-Chöre in Deutschland im Rahmen eines Projektes in Zusammenarbeit mit der Katholischen Fernseharbeit (KFA), dem Deutschen Liturgischen Institut (DLI) und katholisch.de fast alle Lieder des GL-Stammteils mit viel Engagement eingesungen und davon kurze Videosequenzen erstellen lassen. Die Clips beinhalten jeweils die erste Stophe der Gesänge mit Begleitung aus dem Orgelbuch. Melodiegleiche Lieder, z.B. „Morgenglanz der Ewigkeit“ (GL 84) und „Kündet allen in der Not“ (GL 221), wurden allerdings nur in einer einzigen Textfassung (hier: GL 221) eingesungen. Alle Videoclips, von „Singt, singt dem Herrn“ (GL 80,1) bis „Tod und Vergehen“ (GL 656), sind nun über eine übersichtliche Liste unter dli.institute/wp/aufnahmen-derlieder-aus-dem-stammteil bequem und kostenlos abrufbar. Gottesdienst 23/2015 Matthias Wolf „Oh, sie konnten blasen und Geige spielen, die Herren Patres, und singen!“ Die Aufführung der „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach Es war immer – auch über Biberach hinaus – im Bewusstsein, dass vier (!) Jahre nach der Wiener Uraufführung die „Schöpfung“ am 30. September und 1. Oktober 1802 in der Simultan- und Stadtpfarrkirche Biberach aufgeführt wurde. Somit gehören diese Aufführungen zu den frühesten Aufführungen des Oratoriums in Deutschland. Warum soll nun die zweimalige Aufführung 1802 in Biberach im Jahrbuch von Chor und Orchester Sankt Magnus erwähnt werden? Das Besondere dieser Aufführung war die ökumenische und regional breit aufgestellte Besetzung von Chor und Orchester am Vorabend der Säkularisation 1803, sowie der lokale Bezug durch die Mitwirkung von 10 (!) Schussenrieder Chorherren an dieser Aufführung. So musizierten katholischer und evangelischer Chor, Bürger und Honoratioren aus Biberach, zahlreiche Patres und Chorherren der umliegenden Klöster Ochsenhausen, (Bad) Schussenried, (Ober-)Marchtal und interessierte Laien und Musiker aus ganz Oberschwaben unter dem Dirigat des evangelischen Musikdirektors Justinus Heinrich Knecht und des Magisters und katholischen Musikdirektors Georg Anton Bredelin. Interessant sind darüber hinaus die Umstände und Vorgänge, die mit den Biberacher Aufführungen dieses großen und bereits damals überaus populären Werkes zusammenhängen sowie Die „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach 17 und dem 27. April 1801 mussten im Zuge des Krieges 55000 Mann und 22300 Pferde versorgt werden. Im Frieden von Lunéville im Februar 1801 wurde der Rhein zur Grenze zwischen Frankreich und Deutschland erklärt. Die deutschen Fürsten sollten für ihre linksrheinischen Gebietsverluste mit rechtsrheinischen Gebieten entschädigt werden, was das politische Ende fast aller Reichsstädte und geistlicher Territorialstaaten bedeutete und zur Säkularisation der Klöster führte. Biberach wurde im Zuge dieser Neuordung zunächst badisch (!), 1805 wurde es dann württembergisch. Originales Verzeichnis der Mitwirkenden 1802 in Biberach Justinus Heinrich Knecht – Kupfer 1803 (links) Magister Georg Anton Bredelin der zeithistorische Zusammenhang. Zeithistorisch befinden wir uns 1802 im Nachklang der napoleonischen Kriege und im Vorfeld der 1803 erfolgenden Säkularisation und Aufhebung der Klöster. Am 9. Mai 1800 fand die „Schlacht bei Biberach“ statt (Napoleonische Truppen gegen Österreichische Truppen). Zwischen dem 1. Mai 1800 Der Biberacher Kirchenrechner, Musikalien- und Instrumentenhändler und Initiator der Aufführungen, Johann Maximilian Kick, notierte in den (evangelischen) Kirchenrechnungsbüchern auf mehreren Seiten die „Vorgänge und großen Verhandlungen“ bezüglich der Aufführungen, die vom 6. August bis zum 14. September 1802 dauerten. Wir finden hier notiert, dass die Noten aus Ravensburg und Ulm ausgeliehen wurden (!), und alle in irgendeiner Weise an dem Unternehmen beteiligten Personen und Ausgaben sind mit den entsprechenden Kosten genannt. So sind z.B. Kosten für 4 zerschlagene Gläser (!) genannt, Ausgaben für Wegzehrung, Porto, Fahrten, Trinkgelder für Kutscher, Knechte und Boten werden erwähnt. Es werden neue Instrumente angeschafft, alte repariert, der Flügel muss einen neuen Fuß bekommen. Handzettel, Texthefte, Billets müssen gedruckt werden. Für das Notenschreiben, für die Männer, die an der Konzertkasse stehen, sogar dem Schultheiß „den Violon (=Kontrabass) nach Ochsenhausen hin- und herzutragen“ werden kleine Honorare bezahlt. Für die Aufführung wird als Podest die „Schwörbrücke“ (ein Holzpodestaufbau, auf dem der Rat der Stadt den Eid auf die reichsstädti- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach 18 sche Verfassung ablegt) aufgebaut und mit einer Erweiterung versehen. Dies ist auch das letzte Mal, dass die Schwörbrücke überhaupt aufgebaut wird. Nach längerem Hin und Her erhebt Musikdirektor Knecht folgende Forderungen betreffs der Leitungsübernahme: „(….) so lasse ich mir zwar gefallen, dass Herr Kick und sein Teilnehmer, trotz der gegenwärtigen politischen und sehr ungünstigen Zeitumstände den Risico der Unkosten allein übernehmen wollen, erkläre aber hiemit, daß ich die angetragene Hauptdirection dieser großen Musik nur unter folgenden ausdrücklichen Bedingungen übernehmen kann und will: 1) Müssen die Unternehmer irgend eine taugliche auswärtige Discantsolo-Sängerin (=Sopransolo) und einen auswärtigen stattlichen Solo Bassisten, auch, wo möglich, einen auswärtigen Solo Tenoristen zur Unterstützung des Herrn Buchers (Anmerkung: Bucher ist der örtliche Tenorsolist) herbeischaffen: weil an der guten Besetzung dieser HauptSingrollen alles – Ehre und Beifall – gelegen ist. 2) Müssen dieselben selbst dafür Sorge tragen, dass alle anderen auswärtigen concurrirende Musiker sich bei der Hauptprobe und Hauptproduction auf dem hießigen Plaze gehörig einstellen, und überhaupt alles andere Nöthige selbst besorgen, so daß ich mich um gar nichts anderes, als um die Direction und um die damit vebundenen Informationen und Proben, wie auch um die zweckmässige Anlegung des Orchestergerüstes, annehmen dürfe. 3) Müssen sie mir die vollständige Partitur, die bei der Hauptprobe unentbehrlich ist, verschaffen. Und endlich 4) Verlange ich für meine sämtliche Mühe und Zeitversäumniß, die Einnahme mag ausfallen, wie sie will, nur 6 Federnthaler, 16 fl 30 kr (fl = Gulden, kr = Kreuzer) – Sollte aber die Hauptproduction dieses Oratoriums durch unvermuthet eintretende Umstände, ohne mein Verschulden, unterbleiben müssen, so verlange ich für die dennoch gehabte Bemühung und Zeitversäumniß wegen der Information und Proben, die ich mit äußerst werde angelegen sein lassen, 2 Federnthaler, 5 fl 30 kr. Die Garantie der Erfüllung dieser 4 Punkte fordere ich von den Unternehmern ebenfalls schriftlich, ohne welche dieselbe keine Kraft haben. Biberach, den 13. September 1802 J. H. Knecht“. Am 14. September garantieren die Unternehmer Kick und Braun Musikdirektor Knecht schriftlich die 4 geforderten Punkte. Damit bleiben gut 2 Wochen für das Proben der Schöpfung! Am 22. September 1802 wurden die Aufführungen der „Schöpfung“ wie folgt angekündigt: „An Polyhymnias Freunde! Welcher Verehrer der göttlichen Tonkunst könnte Joseph Haydns Name – welchem Manne von nur einiger Bildung das Meisterstück dieses großen Tonsetzers „die Schöpfung“ unbekannt seyn? Mehrere Orte haben sich schon den reinen Genuß dieses Kunstwerkes (…) verschafft, und diese Umstände sind es, (…) auch hier in Biberach das schon bemerkte Oratorium Die Schöpfung nach erhaltener obrigkeitlicher Genehmigung in Vereinigung mit einigen Herren Kapitularen der Gotteshäuser Ochsenhausen, Marchtall und Schussen- Erster Platz 1 fl Die „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach ried unter Leitung beider hiesiger Musikdirectoren Knecht und Bredelin aufzuführen. Der in jeder Rücksicht schicklichste Ort zu dieser musikalischen Darstellung ist die Hauptkirche zum h. Martin; die Tage der Aufführung sind der 30. Sept. und 1. Okt. jedesmal Punkt 2 Uhr Nachmittags. Die Preise der Plätze sind: Erster Platz (…) 1 fl – Zweiter Platz (…) 36 kr – Dritter Platz (besteht aus den Seitenhallen (…) 15 kr. Für den obern Chor (oder Orgel) werden des Platzes wegen nicht mehr als 30, und für das Kloster-Frauen-Chörle nur 18 Billets nach dem Preise des ersten Platzes abgegeben (…). Die Musiktexte sind beim Eingange oder bei den Unternehmern für 8 kr zu haben.“ Ein eigenes Dokument (aus dem Wieland-Archiv) verzeichnet sämtliche Mitwirkenden der Aufführungen: (es wird die heute übliche Schreib- und Bezeichnungsweise benutzt) Sopran (17 Personen) Jungfer Hafner aus Wolfegg – Jungfer Häspelin aus Meersbug – Frau Fuchs – Frau Bronner – 3 Töchter von Knecht – Frau Grotz – Frau Martini – Tochter des Syndicus aus Munderkingen – Sohn des Kanzleiverwalters aus Aulendorf – Alumnus (=Schüler) Müller – Alumnus Göbl – Alumnus Bopp – Alumnus Strudl – Jungfer Tischler – Jungfer Herrlinger Alt (7 Personen) Frau Bucher – Alumnus Dollinger – Jacob Braun – Pflug, Bortenmacher – Ferdinand Lieb von Aulendorf – eine Jungfer aus Munderkingen – Moriz Schaffhüttle 19 Tenor (7 Personen) Herr Bucher – Pater Franz Salesius von Marchtal – Pater Bernhard von Marchtal – Bronner, Schlosser – Schelke, Buchbinder – H.N. aus Buchau – Herr Frey Bass (11 Personen) Herr Subprior von Marchtal – Pater Hugo von Marchtal – Pater Joseph von Marchtal – Pater Benedikt von Marchtal – Pater Anselm von Ochsenhausen – Herr Martini aus Reute – Herr Apotheker aus Waldsee – Pater Aurelius aus Schussenried – Pater Evermod aus Schussenried – Pater Guilbertus Helfer in Stafflangen (Schussenrieder Chorherr) – Herr Hofkaplan Schmid aus Buchau 1. Violine (13 Personen) Pater Stefan in Bellamont (Ochsenhauser Pater) – Pater Gerhard von Ochsenhausen – Herr Schmid – Herr Loriz, Kammerdiener von Ochsenhausen – Pater Odo von Ochsenhausen – Pater Emilian von Ochsenhausen – Pater Benedikt von Schussenried – Pater Aloisius von Schussenried – Herr Cooperator Sager, Biberach – Herr Fischer – Pater Otto von Munderkingen (Marchtaler Pater) – Pater Aurelius von Schussenried – Herr Espenmüller aus Ravensburg 2. Violine und Bratschen (14 Personen) Pater Anton von Marchtal – Pater Edmund von Marchtal – Pater Ulrich von Marchtal – Herr Körner, Biberach – Bronner junior – Christian Bopp – Michael Bopp – Pater Pfleger aus Schemmerberg (Salemer Pater) – Pater Protasius aus Schemmerberg (Salemer Pater) – Organist Hörger von Munderkingen – Jacob Kick – Schelle, Bortenmacher – Herr Müller von Ravensburg – Monsieur Karlus von Neufchatel Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 ...und spendeten ihm Lobredern. 20 Violoncello (2 Personen) Pater Augustin von Ochsenhausen – Pater Philipp von Ochsenhausen Kontrabass (9 Personen (!!)) Pater Conrad von Marchtal – Pater Thadäus von Marchtal – Pater Ambrosius von Ochsenhausen – Herr Cantor Knecht – Herr Brogle – Herr Ilg – Pater Subprior Maximilianus von Schussenried – Pater Fidelius von Schussenried – Herr Eichelen Posaunen Herr Schullehrer Bopp – Herr Lerch – Maximilian Kick 1. und 2. Trompete Hoftrompeter Anhofer von Ochsenhausen – Pflug – Theurer Pauken Herr Lerch junior 1. und 2. Oboe Pater Anton von Schussenried – Herr Konrektor Kraiß – Herr Fuchs von Buchau – Andreas Kuhn Herr Steub aus Ravensburg, Mitdirektor und Gehilfe zum Ganzen 1. und 2. Flöte Herr Oberamtmann von Schemmerberg – Stadtamtann von Klock – Pater Innozenz von Schussenried Eine zeitgenössische Schilderung der Aufführungen ist leider nicht bekannt, es gibt aber in Chroniken im Zusammenhang mit Knecht überlieferte Äußerungen bezüglich der Aufführungen der „Schöpfung“ in Biberach: 1. und 2. Klarinette Herr Faß von Mönchroth (=Rot a.d. Rot) – Herr Steingart – Müllers Sohn von Reinstetten Dekanatskirchenmusiker M. Wolf 2015 1. und 2. Waldhorn Bischoff – Braun 1. und 2. Fagott Herr Eißenschmidt von Buchau – Herr Statthalter von Uttenweiler – Herr Abdias Bopp – Serpent: Herr Stark „Anno 1802 führte Knecht Haydens Schöpfung auf (…) In der hiesigen Pfarrkirche war ein Gerüst aufgeschlagen, auf dem die Musiker Platz nahmen. Nach beendigter Produktion dankte Knecht den mitwirkenden Musikern, besonders auch den Conventualen (Patres). Diese umringten daraufhin Knecht und spendeten ihm Lobreden. Diese Mönche trugen weiße und schwarze Habiten (Kleider). „Oh, sie konnten blasen und Geige spielen, die Herren Patres, und singen!“ Die weißen Habite sind die Ordenskleider der Prämonstratenser und Zisterzienser (Schussenried, Marchtal, Salem), schwarze Habite die der Benediktiner (Ochsenhausen). Mitteilungen Die „Schöpfung“ im Jahr 1802 in Biberach/Mitteilungen 21 des Diözesanbeauftragten für Jugendchorleitung ab. ■ Mitteilungen ◆ Amt für Kirchenmusik Kirchenmusikalisches Werkwochenende 21. – 23. Oktober 2016 Herzliche Einladung ergeht an alle nebenamtlichen Kirchenmusiker und Interessierte, sich im Kloster Reute kirchenmusikalisch fortzubilden. Den Anmeldeflyer ist dieser Ausgabe beigelegt. Neben den Kursen sind die reich gestalteten Stundengebete und die Eucharistiefeier in besonderer Weise geeignet, sich Anregungen für den kirchenmusikalischen Alltag anzueignen. Die Leitung des Werkwochenendes liegt in den Händen von Diözesanmusikdirektor Walter Hirt. Kurs A1 • Musik der Guten Nachricht. Ein Gospelworkshop Regionalkantor Thomas Gindele Gospelmusik erfreut sich in der Chorlandschaft großer Beliebtheit. Die Energie und Begeisterung, die von dieser Musik ausgehen, ziehen viele Menschen in ihren Bann. Chorleiterinnen und Chorleiter, die sich mit den Besonderheiten des Gospels beschäftigen möchten, erhalten in diesem Kurs stilistische und chorpädagogische Anregungen und lernen eine Fülle aktueller Gospelliteratur können, vom einfachen Gospelkanon bis zur anspruchsvollen Gospelmesse. Außerdem wird thematisiert, wie die Gesänge angemessen in die Liturgie intergriert werden können. Zudem runden choreographische Hinweise die Ausführungen Kurs A2 • Einsingen und Stimmbildung Dekanatskirchenmusiker Jan Martin Chrost Wie singt man einen Chor vor der abendlichen Probe ein und wie vor dem Gottesdienst am Morgen? Nach welchen Gesichtspunkten kann man einen Chor langfristig in klanglicher Hinsicht erziehen? Gibt es Unterschiede in der stimmbildnerischen Arbeit bezüglich eines klassischen oder popularmusikalischen Repertoires? Welche Übungen aus welchen Neuerscheinungen eignen sich für welches stimmbildnerische Ziel? Diese und viele weitere Fragen werden in diesem Kurs beantwortet. Kurs A3 Kleinode französischer Orgelmusik Diözesanmusikdirektor Walter Hirt Aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind französische Orgelwerke überliefert, die auch auf kleineren Orgeln gut darstellbar sind. Marcel Dupré beispielsweise hat Choralvorspiele zu deutschen Kirchenliedmelodien geschrieben, die sich in überschaubarem Schwierigkeitsgrad bewegen. Bei Jean-Pierre Leguay findet man in seiner Sammlung freier Orgelstücke „Spicilège“ im wahrsten Sinne des Wortes „unerhörte“ Musik, die sich in verschiedensten gottesdienstlichen Situationen einfügen lassen und technisch einfach zu meistern sind. Diese Orgelwerke werden in diesem Kurs vorgestellt. Dabei werden Hinweise zur technischen und musikalischen Erarbeitung der Stücke als auch zu deren Registrierung gegeben. Kurs B1 • Neues zu SAM – eine Chorliteraturwerkstatt. Dekanatskirchenmusiker Jan Martin Chrost Dreistimmige Chorliteratur für zwei Frauen- und eine Männerstimme soll in Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 22 diesem Kurs vorgestellt werden. Dabei werden Neuerscheinungen in verschiedenen Stilen vorrangig berücksichtig. Darunter befinden sich auch Kompositionen, Einrichtungen und Arrangements, die von Kirchenmusikern unserer Diözese erstellt wurden. Dabei sind sowohl die kirchlichen Feste und Hochfeste als auch die Kasualien im Blick (mit Schwerpunkt Trauerfeier). Weiterhin wird vermittelt, nach welchen Gesetzmäßigkeiten die Stimmführung bei begleiteten und unbegleiteten Chorkompositionen beachtet werden sollte, damit ein gut klingender Satz zustande kommt. Kurs B2 • Orgelintonationen Regionalkantor Thomas Gindele In der Sammlung „Choralvorspiele und Intonationen zum Gotteslob. Eigenteil der Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg“ liegt eine vielfältige Ideensammlung für das gottesdienstliche Orgelspiel vor. Der Kurs vermittelt, wie diese durch eine gute Registrierung und durch eine lebendige Artikulation zum Klingen gebracht werden kann. Kleinere Formen von Vorspielen bis hin zu größeren Liedbearbeitungen können anhand interessanter Modelle dieser Publikation auf andere Gottesloblieder übertragen werden. Dazu werden Vorübungen entwikkelt. Die Kursteilnehmer werden gebeten, die Publikation (Strube-Verlag) mitzubringen. Alle Teilnahmer/innen werden gebeten, Vorspiele aus der Publikation nach eigener Wahl vorzubereiten. Kurs B3 • Ganz schön romantisch. Oder: Wie man Orgelbuchsätze verlässt. Diözesanmusikdirektor Walter Hirt Dieser Kurs gibt Anregungen, wie man Begleitsätze aus dem Orgelbuch in harmonischer Hinsicht so umformen und erweitern kann, dass die Begleitung von Strophe zu Strophe immer farbiger und spannungsreicher wird. Dazu wird eine „Kurzschrift“ vermittelt, die ggf. in das Orgelbuch eingetragen werden kann. Die Teilnehmer sind eingeladen, Sätze ihrer Wahl aus dem Orgelbuch zum Gotteslob vorzubereiten. Bitte bringen Sie zu dem Kurs Ihre Orgelschuhe mit. Chorheft zum Diözesankirchenmusiktag 2017 Nach den Sommerferien 2016 wird das Chorheft zum Diözesankirchenmusiktag, der am 29. September 2017 in Ellwangen, Leutkirch und Stuttgart stattfindet, erhältlich sein. Die Chorhefte enthalten sowohl vier- als auch dreistimmige Chorwerke, zumeist mit Orgelbegleitung. Diese sind durchweg geeignet, das Chorrepertoire vor Ort zu bereichern. Da in Leutkirch und Stuttgart die vierstimmigen Chorwerke und in Ellwangen die dreistimmigen musiziert werden, ist das Chorheft so zusammengestellt, dass jeweils ein ganzer Gottesdienst sowohl in der Vierstimmigkeit als auch in der Dreistimmigkeit gestaltet werden kann. Bestellungen sind über den Flyer zum Diözesankirchenmusiktag, der auf der Homepage des Amtes für Kirchenmusik eingestellt wird und der nächsten Ausgabe der KMM beigefügt ist, vorzunehmen. Der Preis beträgt 5 €. Für Chöre, die nicht am Diözesankirchenmusiktag teilnehmen, beträgt die Mindestabnahme 15 Chorhefte. Mit dem Vorlauf von einem Jahr haben die Chöre nicht nur die Chance, die Chorwerke gut einzustudieren, sondern auch vorab das eine oder andere Chorwerk in Gottesdiensten vor Ort einbringen zu können. Stundenvergütungssätze für nebenamtlich tätige Kirchenmusiker im Rahmen eines Werkvertrags oder des Übungsleiterfreibetrags Nebenamtlich tätige Kirchenmusiker sind häufig entweder als selbstständig Tätige (als Chorleiter im Rahmen eines Werkvertrags §§ 631 ff BGB) oder als Ehrenamtliche (als Organist im Rahmen des Übungsleiterfreibetrags § 3 Nr. 26 EStG) aktiv. Diese sind damit nicht in einem Arbeitsverhältnis tätig, so dass die Regelungen der KODA für Arbeitsverhältnisse (wie z.B. AVO-DRS, OkBDRS usw.) keine Anwendung finden. Daher besteht neben den Stundenvergütungssätzen kein Anspruch auf weitere Leistungen wie Lohnfortzahlung, Urlaubsansprüche und Anspruch auf Sonderzahlungen. Zusätzliche Vereinbarungen, die die Zahlung solcher Leistungen durch zu- Mitteilungen sätzliche Stundenvergütungssätze beinhalten, sind nicht möglich und dürfen nicht vereinbart bzw. vergütet werden. Zum 1.1.2016 setzen wir von Aufsichts wegen die neuen Stundenvergütungssätze für nebenamtliche Kirchenmusiker fest. Notwendige Vorund Nachbereitungszeiten sind mit diesen ebenfalls abgegolten. Welcher Stundenvergütungssatz maßgebend für die Bezahlung des nebenamtlich tätigen Kirchenmusikers ist, ist der folgenden Übersicht zu entnehmen. Ausgangspunkt für den Stundenvergütungssatz ist die Qualifikation des nebenamtlich tätigen Kirchenmusikers. 23 Zur regionalen Differenzierung, zur Deckung des Personalbedarfs, zur Bindung von qualifizierten Fachkräften oder zum Ausgleich höherer Lebenshaltungskosten kann nebenamtlich tätigen Kirchenmusikern eine Zulage bis zu 20 v. H. des anzuwendenden Stundenvergütungssatzes zusätzlich gewährt werden. Die Zulage bis zu 20 v. H. muss durch den (Gesamt-)Kirchengemeinderat beschlossen werden. Die Entscheidung ist zu dokumentieren und zu den Akten zu nehmen. Die Entscheidungsbefugnis kann auch auf den leitenden Pfarrer vor Ort übertragen werden. Qualifikation – Chorleiterin/Chorleiter mit grundlegenden Fähigkeiten Organistin/Organist mit grundlegenden Fähigkeiten – Absolventinnen/Absolventen von Musikhochschulen in fachfremden Studiengängen – Absolventinnen/Absolventen einer Pädagogischen Hochschule im Fach Musik in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Absolventinnen/Absolventen einer Berufsfachschule für Musik in Ausbildungsgängen mit dem Hauptfach Chorleitung in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Absolventinnen/Absolventen einer Pädagogischen Hochschule im Fach Musik mit dem Hauptfach Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist – Absolventinnen/Absolventen einer Berufsfachschule für Musik in Ausbildungsgängen mit dem Hauptfach Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist – Absolventinnen/Absolventen eines diözesanen oder landeskirchlichen Kinderchorleitungskurses in der Tätigkeit als Kinderchorleiterin/Kinderchorleiter – Absolventinnen/Absolventen einer diözesanen oder landeskirchlichen Teilbereichsqualifikation Chorleitung in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Absolventinnen/Absolventen einer diözesanen oder landeskirchlichen Teilbereichsqualifikation Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist Kategorie Std.satz + max. 20% Std.satz VI 17,50 21,00 V 19,00 22,80 IV 24,50 29,40 Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 24 Qualifikation – C-Kirchenmusikerin/C-Kirchenmusiker (Absolventinnen/Absolventen einer diözesanen C-Ausbildung) – C-Kirchenmusikerin/C-Kirchenmusiker mit C-Teilexamen im Fach Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist – C-Kirchenmusikerin/C-Kirchenmusiker mit C-Teilexamen im Fach Chorleitung in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Studierende der Kirchenmusik ab dem 5. Fachsemester – Studierende der Schulmusik an einer Staatlichen Hochschule für Musik ab dem 5. Fachsemester in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Studierende an Musikhochschulen in Studiengängen mit dem Hauptfach Chorleitung ab dem 5. Fachsemester in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Studierende der Schulmusik an einer Staatlichen Hochschule für Musik mit dem Hauptfach Orgel, ab dem 5. Fachsemester in der Tätigkeit als Organistin/Organist – Studierende an Musikhochschulen in Studiengängen mit dem Hauptfach Orgel ab dem 5. Fachsemester in der Tätigkeit als Organistin/Organist – B-Kirchenmusikerin/B-Kirchenmusiker (Bachelor Kirchenmusik) – Schulmusikerinnen/Schulmusiker mit künstlerischer Prüfung für das Lehramt an Gymnasien in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Absolventinnen/Absolventen von Musikhochschulen (Bachelor of Music) in Studiengängen mit dem Hauptfach Chorleitung in der Tätigkeit als Chorleiterin/Chorleiter – Schulmusikerinnen/Schulmusiker mit künstlerischer Prüfung für das Lehramt an Gymnasien mit dem Hauptfach Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist – Absolventinnen/Absolventen von Musikhochschulen (Bachelor of Music) in Studiengängen mit dem Hauptfach Orgel in der Tätigkeit als Organistin/Organist – A-Kirchenmusikerin/A-Kirchenmusiker (Master Kirchenmusik) Kategorie Std.satz + max. 20% Std.satz III 31,00 37,20 II 37,00 44,40 I 43,00 51,60 Mitteilungen Selbstständig Tätige als Chorleiter im Rahmen eines Vertrags über freie Mitarbeit §§ 631 ff BGB (Werkvertrag) Die Selbständigkeit bei Chorleitern wurde auf Antrag im Rahmen des Statusfeststellungsverfahrens immer wieder anerkannt. Deshalb kann nach unserer Meinung mit reinen Chorleitern ein Werkvertrag (=Vertrag über freie Mitarbeit) nach diözesanem Muster abgeschlossen werden. Auch bei kombinierter Tätigkeit Chorleiter-/Organistendienst mit überwiegender Chorleitertätigkeit kann ein Werkvertrag geschlossen werden. Nur im Zusammenhang mit der Werkleistung können dann auch durch den Chorleiter Fahrtkosten in Rechnung gestellt werden. Auf die im Rahmen der Aufsicht veröffentlichten Entfernungsgrenzen (Hin- und Rückfahrt darf erstattet werden, wenn die einfache Fahrtstrecke zwischen Wohnung und Erfüllungsort mehr als drei und maximal 25 Straßenkilometer beträgt) und Erstattungssätze (§ 6 Abs. 2 Landesreisekostengesetz BW) wird verwiesen. Bsp. Wohnort – Erfüllungsort: einfache Fahrtstrecke 4 km Hin- und Rückfahrt: 4 km + 4 km = 8 km Erstattung Die Beträge sind brutto zur Auszahlung zu bringen, da die Versteuerung der Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit den selbstständig Tätigen selbst obliegt. Organistendienste im Rahmen eines Werkvertrages sind grundsätzlich nicht möglich. Auf Grund der in der Vergangenheit durchgeführten Statusfeststellungsverfahren ging die BFA in der Regel von einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis aus. Zu beachten ist, dass Chorleiter auch ehrenamtlich tätig sein können, dann darf aber keine selbstständige Tätigkeit im Rahmen eines Werkvertrags (=Vertrag über freie Mitarbeit) vereinbart werden, es gelten dann die Rahmenbedingungen des Übungsleiterfreibetrags. 25 Ehrenamtlich Tätige (im Rahmen des Übungsleiterfreibetrags § 3 Nr. 26 EStG) Organistendienste (auch: kombinierte Tätigkeit Chorleiter-/Organistendienst mit überwiegender Organistentätigkeit) erfolgen meist als ehrenamtlich Tätige im Rahmen des Übungsleiterfreibetrags nach § 3 Nr. 26 EStG. Zu beachten ist, dass Chorleiter auch ehrenamtlich tätig sein können, dann darf aber keine selbstständige Tätigkeit im Rahmen eines Werkvertrags (=Vertrag über freie Mitarbeit) vereinbart werden. Die Einnahmen aus der Beschäftigung sind maximal bis zur festgelegten Höhe steuerfrei. Eine entsprechende Erklärung zur Berücksichtigung des Steuerfreibetrags nach dem jeweils aktuellen diözesanen Muster muss vor der Auszahlung vorliegen bzw. vorgelegt werden. Diese Regelungen treten rückwirkend zum 1. Januar 2016 in Kraft. Mit Veröffentlichung dieser Regelungen treten alle entgegenstehenden Erlässe automatisch außer Kraft. Rottenburg, den 23. Mai 2016 Dr. Clemens Stroppel Generalvikar Pauschalvertrag zwischen dem Verband der Diözesen Deutschlands und der GEMA Musik wird in den Gemeinden und anderen kirchlichen Einrichtungen häufig eingesetzt, vor allem bei Konzerten und Veranstaltungen. Für derartige Nutzungen steht den an der Schaffung der Musikwerke Beteiligten, also den Komponisten, Textdichtern und Verlagen, eine angemessene Vegütung zu. Die Musikurheber haben sich in Verwertungsgesellschaften organisiert und diesen Einrichtungen relevante Nutzungsrechte zur Wahrnehmung übertragen. Die GEMA kann daher die Rechte nahezu für das Weltrepertoire an geschützter Musik einräumen. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 26 Der Verband der Diözesen Deutschlands unterhält seit Jahrzehnten einen Pauschalvertrag mit der GEMA, wonach bestimmte Konzerte und Veranstaltungen abgegolten sind. Damit die GEMA einen Überblick zu den konkreten Nutzungen und deren Ausprägungen erhält und so in die Lage versetzt wird, die pauschale Vergütung zu bewerten, wurde beginnend mit dem letzten Jahr vereinbart, ein Meldeverfahren einzuführen. Um den Aufwand für Sie so gering wie möglich zu halten, sind bestimmte, typischerweise vorkommende Veranstaltungen von der Meldepflicht ausgenommen worden, z.B. jährlich ein stattfindendes Gemeindefest. Die Meldepflicht wird vollständig im Fragebogen für die Kirchen dargestellt, den Sie im Internet unter https://www.gema.de/musiknutzer/tarifeformulare/tarif-wr-k.2/ finden. Nachdem das neue Verfahren jetzt ein Jahr gilt, hat zwischen dem Verband der Diözesen Deutschlands und der GEMA ein Gespräch stattgefunden, in dem die Neuerungen auf der Tagesordnung standen. Es konnte festgehalten werden, dass sich die Regelungen grundsätzlich bewährt haben. Entsprechend wurde vereinbart, die Pauschalregelungen unverändert fortzuführen. Das erste Jahr der Umsetzung war bewusst als Zeitraum für die Einführung geplant. Wir möchten den Beginn des zweiten Jahres zum Anlass nehmen, um auf die Bedeutung der Meldungen hinzuweisen und Sie zu bitten, die Meldungen wie vereinbart einzureichen. So ist gewährleistet, dass die für die Kirche und die GEMA vorteilhafte Zusammenarbeit in Form eines Pauschalvertrages auch weiterhin möglich ist. Bei Fragen können Sie gerne die GEMA-Bezirksdirektionen ansprechen. ◆ DCV Ursula Kluike Verliehene Auszeichnungen im Jahr 2015 Ehrenbriefe des Bischofs Für Sänger/-innen Für Kirchenmusiker/-innen 430 8 Ehrenurkunden des DCV Urkunden für Sänger/-innen Urkunden für Kirchenmusiker/-innen Ehrenbriefe für Sänger/-innen 955 23 430 Gesamtsumme der ausgestellten Urkunden 1846 Ehrenzeichen in Gold für 40 Jahre Ehrenzeichen in Silber für 25 Jahre 287 331 Die Palestrina-Medailllen Des Allgmeinen Cäcilienverbandes wurden im Jahre 2016 verliehen an die Kirchenchöre: Geislingen St. Ulrich, 5. Juli 2015 Bad Buchau Stiftschor 19. Juli 2015 Eriskirch, Mariä Himmelfahrt 31. Okt. 2015 ◆ Weitere Institutionen Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd Meisterkurs und Workshop Schwäbisch Gmünd – Seit der Gründung vor über 25 Jahren ist es dem Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd eine Herzensangelegenheit, junge Talente zu fördern. Für aufsehenerregende Nachwuchskünstler aus der ganzen Welt bereitet das Festival 2016 ein wertvolles Podium: Die slowakische Organistin Zuzana Ferjencˇíková leitet vom 26. bis 29. Juli 2016 einen Meister- Mitteilungen/Berichte Weitere Informationen sind der Ausschreibung unter www.kirchenmusikfestival.de zu entnehmen. Informationen Die umfangreiche Festivalbroschüre und Karten sind beim i-Punkt, Marktplatz 37/1, 73525 Schwäbisch Gmünd, Telefon (07171) 603-4250 erhältlich. Weitere Informationen und Ausschreibungen unter www.kirchenmusik-festival.de (Meisterkurse). berichten kurs Orgelimprovisation. 2004 war sie die erste und bis dato einzige Frau, die den weltweit renommierten Orgelimprovisationswettbewerb in Haarlem mit einem ersten Preis gewann. Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer werden mit der heute in Montpellier lebenden Organistin Zuzana Ferjencˇíková die Architektur der Improvisation näher betrachten: Vom Thema über die Form bis zum Ausdruck. Der Kurs mündet am Freitag, 29. Juli, in ein öffentliches Abschlusskonzert, in dem die Meisterschüler ihre kreativen Ideen an der großen Klais-Orgel im Heilig-Kreuz-Münster umsetzen können. 27 ■ Berichte ◆ Amt für Kirchenmusik Erwin Poppele Bericht über das Kirchenmusikalische Werkwochenende im Kloster Reute vom 23. – 25. Oktober 2015 Erfreut über den vertrauten Klang der Kirchenglocken von Reute begrüßte am Freitagmorgen Schlag 10 Uhr der stellvertretende Leiter des Amtes für Kirchenmusik und Glockensachverständige Dr. Hans Schnieders die aus allen Teilen der Diözese angereisten nebenamtlichen Kirchenmusikerinnern und Kirchenmusiker zum 7. Kirchenmusikalischen Werkwochenende. Sr. Walburga von den Franziskanerinnen des Klosters gab in ihrem Willkommensgruß ihrer Freude darüber Ausdruck, dass die Kirchenmusiker schon seit langem bei Werkwochen und Werkwochenenden treu den Weg zu ihnen nach Reute finden. Vier Dozenten mit sechs Kursen für 35 Teilnehmer – damit ist in Kürze zum großzügigen Fortbildungsangebot des Amtes für Kirchenmusik schon viel gesagt. Jedoch war nicht allein die Quantität bemerkenswert, denn die Kirchenmusiker konnten ein qualitativ hochwertiges und reichhaltiges Kursangebot genießen. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 28 Vielseitige Anregungen für ihre wichtige Aufgabe im Gottesdienst, nämlich die Liedbegleitung, konnten sich die Organistinnen und Organisten im Kurs von Regionalkantor KMD Michael Müller aus Bad Mergentheim holen. Die Teilnehmer profitierten vom reichen Erfahrungsschatz des Kursleiters und konnten somit viel Hilfreiches mitnehmen. In seinem zweiten Kurs gab Michael Müller den Chorleitern wertvolle Tipps, wie sie z.B. einen gelungenen Einstieg in einen neuen Chorsatz zustande bringen und wie sie ihre musikalischen Ideen beim Dirigieren umsetzen können. Gearbeitet wurde mit Sätzen aus dem DiözesanChorbuch zum Eigenteil des neuen Gotteslobes, um verschiedene Aspekte der Chorleitung zu thematisieren und damit für eine lebendige musikalische Gestaltung von Gottesdiensten zu sorgen. Auch bei Regionalkantor Franz Günthner aus Leutkirch konnten die teilnehmenden Chorleiter ihre Kompetenz ausbauen. Unter dem Titel „Warmup and Cooldown“ konnten die Teilnehmer durch Grundübungen die verschiedenen stimmbildnerischen Bereiche kennenlernen, um einen homogenen und tragfähigen Chorklang zu erreichen. Dass Staffelläufe nicht nur auf dem Sportplatz, sondern auch auf der Orgelempore durchgeführt werden können, erfuhren die Teilnehmer im Kurs „Liedintonation“ von Franz Günthner; bei einem musikalischen Staffellauf wird nämlich der „Cantus firmus“ von der Baßstimme aus nach und nach an die oberen Stimmen weitergereicht. Diese und weitere, mit einer angenehmen Prise Humor gewürzte, pfiffige Intonationsideen konnten die Teilnehmer mit nach Hause nehmen, um mit minimalem Aufwand eine maximale Wirkung zu erzielen. Am schnellsten auf ihrem Weg von der Theorie zur Praxis waren die Teilnehmer des Kurses zur musikalischen Gestaltung von Taizé-Gesängen, den Dr. Hans Schnieders leitete. Unter dem Motto von Taizé, dass „mit Gesängen beten eine we- sentliche Form der Suche nach Gott ist“, lag es nahe, dass die Kursteilnehmer auch einen Teil der Stundengebete in der Franziskuskapelle mitgestalteten. So wurden in der Vesper mit verschiedenen Melodieinstrumenten die Möglichkeiten für die musikalische Gestaltung der Gesänge demonstriert, was überzeugend gelang. In seinem Kurs „Ökumenisch Gottesdienst feiern“ machte Diözesanpräses Pfarrer Thomas Staiger klar, dass wir nur dann ein gutes Zeugnis unseres christlichen Glaubens abgeben, wenn wir an einem Strang ziehen. Die Kursteilnehmer lernten die unterschiedlichen Traditionen evangelischer und katholischer Liturgie kennen, wobei Pfarrer Steiger verdeutlichte, dass Ökumene nicht ausschließlich in der Liturgie stattfinden muss, aber im gemeinsamen Feiern nicht zu übersehen ist. Erstaunlich und erfreulich ist, welches schöne Klangergebnis innerhalb von zweieinhalb Tagen zu erzielen ist, wenn motivierende Chorleiter und ebenso motivierte Chorsängerinnen und Chorsänger aufeinandertreffen. Die zum neuen Gotteslob passenden Sätze wurden bei der Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes in der Pfarrkirche von Reute eingesetzt und sind für die teilnehmenden Chorleiter eine nützliche Erweiterung des Repertoires ihrer Kirchenchöre. Zum Wesenskern dieser Tage gehört für alle Teilnehmer das, was über das Erlebnis des gemeinsamen Lernens, Singens, Essens und Zusammenseins hinausgeht: es ist das Berührtwerden von der spirituellen Kraft des Glaubens in den Stundengebeten und in der Eucharistiefeier am Sonntag. „Ihr seid vom Geist bestimmt.“ So lautet die Zusage Gottes (Römerbrief 8,1-11). Und der geistliche Leiter des Werkwochenendes, Pfarrer Thomas Steige, stellte an sich und an alle mitfeiernden Kirchenmusiker die Frage: „Stimmt das? Und merkt man es uns an?“ Im Gleichnis des Blinden von Jericho gehe es nämlich nicht vordergründig um Blindheit, sondern um einen Mitmenschen, der isoliert ist und mit dem andere nichts zu tun haben wollen; damit drücke dieser Text in Wahrheit das aus, Berichte was mit dem Wort „Seelsorge“ gemeint ist: Erbarmen und Barmherzigkeit. Pfarrer Steiger erinnerte daran, dass jeden Tag jedem von uns einer begegnet, der auf Erbarmen wartet und Hilfe braucht. Und er fuhr fort: „Ich werbe dafür, dass wir in so einem Fall nicht wegschauen. Zugegeben, es kostet schon etwas Überwindung. Aber Sie werden spüren, wie sich dadurch nach und nach die Welt um Sie verändert.“ Die Kirchenmusiker erhielten somit eine Ermunterung und eine Aufgabe, welche die Verantwortung für ein schönes Orgelspiel und eine gute Chorleitung im wahrsten Sinne des Wortes transzendiert. Bereichernd war in diesen Tagen nicht zuletzt die Gastfreundschaft des Klosters mit den hervorragenden Mahlzeiten. Beeindruckend war, dass alles wie am Schnürchen läuft, wenn Frau Jutta Steck die organisatorischen Fäden in der Hand hält. Dafür gebührt ihr ein herzliches Dankeschön, ebenso wie Herrn Dr. Hans Schnieders und seinem Dozenten-Team, die mit ihrem engagierten und inspirierenden Einsatz dafür sorgten, dass der sprichwörtliche Reute-Bazillus seine Wirksamkeit nicht verliert. 29 Hans Schnieders Tönende Wiedergabe der Heiligen Schrift 19. – 21. 2. 2016 Diözesantage der Choralscholen im Kloster Heiligkreuztal Im gregorianischen Choral begegnen wir einer authentischen Exegese, einer treffenden Auslegung des Wortes Gottes. Es gilt die Unterordnung der Melodieführung unter das Wort. Der Choral bemüht sich nicht einfach nur um die nüchterne Verkündigung eines Textes, sondern er interpretiert das Gotteswort und garantiert dadurch, dass des Gesang der korrekte Ausdruck des göttlichen Wortes in Tönen ist – eine tönende Wiedergabe der Heiligen Schrift! Mit diesen Worten beschrieb Weihbischof Dr. Johannes Kreidler in seiner Ansprache an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Diözesantage der Choralscholen im Kloster Heiligkreuztal das Wesen des Gregorianischen Chorals. Dem nachzuspüren, was die Beter vergangener Zeiten zu ihrer Textauswahl und -zusammenstellung bewogen hat und welche Hinweise ihre über Jahrhunderte hinweg tradierten Vertonungen auf ihre Interpretation der gesungenen Worte geben können, und dem schließlich aufs Neue klangliche Gestalt zu geben, dazu haben sich auf Einladung des Amtes für Kirchenmusik sowohl Sängerinnen und Sänger aus Choralscholen als auch einige Einzelgäste im Kloster Heiligkreuztal versammelt. Mit Prof. i. K. Dr. Inga Behrendt, Dozentin für Gregorianik, Deutscher Liturgiegesang und Choraldirigat an der Katholischen Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der sie seit 2014 als Rektorin vorsteht, und Prof. Dr. Stefan Klöckner, der nach seiner Tätigkeit als Leiter des Amtes für Kirchenmusik in Rottenburg 1999 auf den Lehrstuhl für Gregorianik und Liturgik an der Folkwang Universität der Künste in Essen berufen worden ist, konnten für die Cho- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 Fotomontage: Rudi Schäfer 30 31 raltage zwei ausgewiesene Gregorianik-Experten gewonnen werden. Mit Vorträgen und Workshops, vor allem aber durch das Erarbeiten der Gregorianischen Gesänge des Zweiten Fastensonntags, die in der abschließenden Eucharistiefeier mit dem Diözesanpräses des Cäcilienverbands Pfarrer Thomas Steiger gesungen worden sind, haben die beiden Dozenten die Choralsängerinnen und -sänger an den inneren Kern des Gregorianischen Gesangs herangeführt und ihn im liturgischen Rahmen, aus dem heraus und für den er vor über tausend Jahren entstanden ist, exemplarisch wieder zum Klingen gebracht. Forum Kirchenmusik 2016 Zu einer „Zukunftswerkstatt Kirchenmusik“ begrüßte Diözesanmusikdirektor Walter Hirt die Dekanatskirchenmusiker und Regionalkantoren sowie weitere hauptamtliche Kirchenmusiker der Diözese zum diesjährigen Forum Kirchenmusik auf der Liebfrauenhöhe Ergenzingen. Nach einem Impulsreferat, abgeleitet aus dem Berufsprofil für Kirchenmusiker, beschäftigten sich die Kirchenmusiker in Gruppen mit der Überarbeitung des Umfragebogens an die Leitenden Pfarrer zur Situation und den Zukunftsperspektiven der Kirchenmusik. Diese Umfrage wird derzeit vorbereitet und soll neben der rein statistischen Erhebung auch eine inhaltliche Rückmeldung Sopranistin Johanna Vargas aus Stuttgart erbringen. Der Nachmittag stand zum einen unter dem Thema der Ergebnisse der KODA-Verhandlungen, zum anderen wurden weitere Begleitpublikationen zum Gotteslob vorgestellt. Weiterhin stellte Orgelrevisor E. Schulz die von ihm erarbeitet Handreichung zum Diözesankinderorgeltag vor. Die Auswertung der Dekanatsberichte sowie Berichte aus den Verbänden er ergänzten die Tagung. Diese wurde abgeschlossen mit einer feierlichen Vesper, geleitet von Pfarrer Klaus Rennemann und mitgestaltet von der Sopranistin Johanna Vargas aus Stuttgart. Dekanatskirchenmusiker, Regionalkantoren und Kirchenmusiker beim Forum Kirchenmusik 2016 Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 32 Franz Günthner So weit die Füße tragen... Orgelrevisor Eberhard Schulz Werke von Luigi Nono (Djamila Boupacha), Sofia Gubaidulina (Time and the bell have buried the day) und Giacinto Scelsi (Canti del Capricorno) als Gegenpole zu den Psalmen der Vesper erzeugten eine sowohl in spiritueller als auch musikalischer Hinsicht spannungsreiche Dramaturgie. Am Sonntag 17. April starteten die Regionalkantoren der Diözese Rottenburg-Stuttgart unter der Leitung von Diözesanmusikdirektor Walter Hirt vom Flughafen Stuttgart Ihre erste gemeinsame Dienstreise. Das Ziel war Rom. Im Vordergrund standen neben der Vorbereitung der Diözesanen Chorwallfahrt im März nächsten Jahres der Aspekt der Fortbildung sowie der Austausch über zukünftige Projekte. Dass eine gute Kondition und noch besseres Schuhwerk für die verschiedenen täglichen Gänge durch das antike Rom unerlässlich sind, wurde schnell klar. Nach Besuchen verschiedener Kirchen mit kurzen kulturhistorischen Vorträgen Pater Theodor Flury, OSB in der Kapelle des PIMS Berichte 33 Epistelorgel der Lateranbasilika besichtigten die Regionalkantoren auch die Vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle. Noch ganz beeindruckt von den Schätzen und dem Glanz der päpstlichen Sammlungen und nach einem typisch römischen Abendessen stand auch der Besuch der täglichen Vesper in St. Maria in Trastevere auf dem Programm, wel- Krypta der Hl. Cäcilia in der Calixtus-Katakombe che von der christlichen Sant’ Egidio Gemeinschaft gestaltet wird. Anschließend stand den Regionalkantoren ein Vertreter der Laienbewegung zur Verfügung, um die Arbeit der Gemeinschaft näher kennenzulernen. Nach der Besichtigung der beeindruckenden Callixtus Katakomben, in denen das Photo- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 34 Prof. Franz Karl Praßl in der Bibliothek des PIMS graphieren auch für Diözesanmusikdirektoren streng verboten ist, und der Lateranbasilika mit Ihrer ungeheuren Ausmaßen stand als letztes großes Highlight der Besuch des Teatro dell Opera – der römischen Oper – auf dem Programm. Mit seinen drei Einaktern „Il trittico“ gelang seinem Schöpfer Giacomo Puccini eine geniale Komposition, dem das kongeniale Ensemble der Oper durchaus gerecht wurde. Nach einer rasanten Fahrt in original römischen Taxis wurde das päpstliche Institut für Kirchen- Die Regionalkantoren vor der Lateranbasilika musik erreicht. Dort gab Professore Franz Karl Praßl interessante und kurzweilige Einblicke in kirchenmusikalische Ausbildungsinhalte und Anstellungssituation für Studierende. Nach Fortsetzung der rasanten Taxifahrt erreichte die Reisegruppe wohlbehalten den Flughafen Fiumicino. Dank gebührt DMD Walter Hirt, der die Reise initierte und KMD Thomas Gindele für seine engagierte Organisation. Berichte 35 Franz Weber/Vincenz Krol Bericht über die Kirchenmusikalische Werkwoche im Kloster Reute vom 16. – 21. Mai 2016 Alle Jahre wieder....ist nicht nur Weihnachten, sondern in der Pfingstwoche ein kirchenmusikalisches Ereignis, welches einige Gemeinsamkeiten mit Weihnachten hat: Eine Woche lang kann man täglich Freude ausstrahlenden Menschen begegnen. In seiner Begrüßungsrede konnte Diözesanmusikdirektor Walter Hirt mehr als 90 Teilnehmer zur 22. Werkwoche begrüßen. Von Seiten des Klostern hieß Schwester Erika M. Eisenbarth alle anwesenden KirchenmusikerInnen herzlich willkommen. Für die im Kloster lebenden Schwestern sei diese mit viel Musik erfüllte Woche ein ganz besonderes Erlebnis. In der ersten Vesper begrüßte Pfarrer Rennemann die gesamte Gemeinschaft von Kirchenmusikern: „Es ist eine Woche voll von Informationen, von Musik und Gesang, voll von neuen Eindrücken, von Gesprächen. Eine Woche, die für jede und jeden ein großes Geschenk ist.“ Für die Teilnehmer ist es mehr als nur eine Fortbildung in kirchenmusikalischen Belangen. Durch die zwei täglichen Stundengebete (Laudes und Vesper) erhält diese Veranstaltung eine Qualität, welche wir auch bei Exerzitien vorfinden: Eine Zeit der geistlichen Übung. Zu dieser Qualität tragen auch die Liturgische Nacht und der Abschlussgottesdienst bei, nicht zu vergessen die Vorbereitungen auf diese Ereignisse, sowie die Beschäftigung mit Liedtexten, welche immer ein Stück Verkündigung der froh machenden Botschaft sind. Die geistigen Impulse und Predigten von Pfr. Klaus Rennemann bei Gottesdiensten und Stundengebeten zeigten einen roten Faden, der durch die ganzen Tage führte: Das Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 36 Jahr der Barmherzigkeit. Ein weiterer Schwerpunkt war das Thema der Gott-Suche und des Gott-Findens, welcher vor allem in der Liturgischen Nacht betrachtet wurde. Der erste Abend brachte die Begegnung mit einem Komponisten, dessen kirchenmusikalische Werke diese Werkwoche wesentlich mitgeprägt haben: Max Reger, dessen 100. Todestag die Musikwelt in diesem Jahr begeht. In Einzelregisterproben und anschließender Gesamtprobe begannen wir mit der Choralkantate: „Meinen Jesum lass ich nicht.“ Weitere Chorwerke (aus den zwanzig Responsorien, Tantum ergo u.a.) wurden im Laufe der Woche für das Konzert am Donnerstag und für den Abschlussgottesdienst am Samstag einstudiert. Für nebenamtliche Chorleiter sind solche Proben eine wahre Fundgrube für neue Ideen und Möglichkeiten, die eigenen Chorproben aufzufrischen und zu bereichern. Überhaupt sind solche Werkwochen immer ein Gewinn, weshalb sich Kirchenmusiker die Gelegenheit einer Teilnahme nicht entgehen lassen sollten. In der Begegnungsstätte gab es täglich Gelegenheiten zum Gedankenaustausch wie auch zum Singen geselliger Lieder, die DMD Walter Hirt am ersten Abend am Flügel begleitete. Die angebotenen Kurse gaben sowohl für Organisten als auch für Chorleiter vielfältige Hilfen, Anregungen und Empfehlungen. Regionalkantor KMD Thomas Gindele nahm als Ausgangspunkt seines Vormittagskurses („Orgelintonationen“) die Sammlung „Choralvorspiele und Intonationen zum Gotteslob. Eigenteil der Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg“. Da er zusammen mit Franz Günthner, Tobias Wittmann und Wolfgang Weis die meisten dieser Werke komponiert hat, bekamen die Kursteilnehmer Informationen aus erster Hand. Gindele gewährte Einblicke in die Konstruktionsprinzipien, um vor allem bezüglich der Intonationen diese Methode auf andere Gotteslobchoräle anzuwenden, was sich als sehr nützlich erwies. Ebenso kamen Fragen einer guten Registrierung und lebendigen Artikulation zur Sprache. In der Nachmittagsveranstaltung („Musik der guten Nachricht“) vermittelte er stilistische und chorpädagogische Anregungen und ermöglichte das Kennenlernen einer Fülle aktueller Gospelliteratur. Dabei ging es auch um eine angemessene Integration dieser Gesänge in die Liturgie sowie um choreographische Hinweise. Die Kursteilnehmer gestalteten die Vesper am Freitagabend und beeindruckten durch eine lebendige Wiedergabe der erarbeiteten Chorwerke. Domkantor Andreas Großberger zeigte in seinem Kurs („Romantischer Chorklang“) auf, wie an ausgewählten Chorstücken der romantischen Epoche, vor allem auch von Max Reger, Wege zu einer ausdifferenzierten Klanggestaltung gefunden werden können. Der Kurs vermittelte vielen Teilnehmern regelrechten Appetit auf diese Art der Gestaltung des Chorklanges, weil hier auch viele Freiheiten in der Interpretation gegeben sind. In einem weiteren Kurs („Stimmbildung“) erfuhren die Teilnehmer viel Neues, das aber oft ganz einfach gestrickt ist, z.B. dass Lachen der ideale Einstieg zum Einsingen ist. Und zu lachen gab es reichlich genug. Stimmbildung bleibt Woche für Woche spannend, wenn sie mit unterschied- Berichte 37 lichen Methoden und Ansatzpunkten durchgeführt wird. Sie ist und bleibt ein wesentlicher Schlüssel zur Chorerziehung. Schon mit geringsten Mitteln können Klangveränderungen bewirkt werden. Grossberger zeigte auch in den Proben mit dem ganzen Werkwochenchor viele dieser Anregungen zur Stimmbildung auf. Frau Naho Kobayashi (Dekanatsmusikerin) gab in ihrem Kurs „Choralbearbeitung zur Kommunion“ Tipps zum raffinierten Registrieren, zum Verlängern und Abkürzen von Stücken sowie eine Fülle von weiteren praktischen Hinweisen. Es wurde eine Fülle von Literaturhinweisen aus vielen Ländern und verschiedenen Epochen für das ganze Kirchenjahr gegeben. Orgelmusik in diesem Gottesdienstabschnitt sollte so geprägt sein, dass sie ein „Begegnungsereignis“ befördert, nämlich die sakramentale Christusbegegnung. Im Nachmittagskurs „Liedintonationen an der Orgel“ wurden an Hand von ausgewählten GL-Orgelbuchsätzen verschiedene Möglichkeiten der Intonation erarbeitet. Mit einfachen Modellen die Lieder im Gottesdienst vielfältig einzuspielen war das zentrale Thema. Sowohl in der didaktischen als auch in der methodischen Darbietung schätzten die Kursteilnehmer die aufmunternde, motivierende und einfühlsame Art der Dozentin, welche sehr entgegenkommend auf die Wünsche der Teilnehmer einging. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 38 tion und gezielter Förderung und Motivation der Sänger von Routinier Karl Echle erhalten. Herzliches Dankeschön!“ Nachmittags bekamen seine Kursteilnehmer eine Menge Orgelstücke aus verschiedenen Epochen vorgestellt. Das Thema „Das Nachspiel – immer wieder sonntags“ beschäftigt jeden Organisten fast durchgängig. Vieles gilt es bei der Auswahl zu berücksichtigen: Mittel- bis kurzfristige Realisierbarkeit, Berücksichtigung des Charakters des jeweiligen Sonntags sowie der Bezug zur Tonart des Schlussliedes. Gut geplanter Methodenwechsel mit Einsatz der jeweils passenden Methode ist ein Schlüssel für eine lebendige Chorprobe, so die Einführung von Regionalkantor Karl Echle zu seinem Kurs „Probenmethodik“. Als Grundlage zur Erarbeitung detaillierter Hinweise und praktischer Übungen zur Probenmethodik diente ein anspruchsvolles "Wanderlied". Schwierige und ungewohnte Hemiolen-Notierungen wurden rhythmisch zerlegt und von Kursteilnehmern vordirigiert. Fazit eines Kursteilnehmers: „Wir haben viele Hinweise und umfangreiches Lehrmaterial zu Probevorbereitung, -ablauf, Dirigat, Interpreta- Pfarrer Klaus Rennemann bot einen vielschichtigen Einblick in den Bereich der Litaneien als Bittgesang. Vom gregorianischen Choral bis in die Neuzeit reichen die vielfältigen Vertonungen. So ging er mit den Kursteilnehmern nicht nur der Frage nach, wie sich die Litaneien des neuen Gotteslob heute in die verschiedenen liturgischen Feierformen einbauen lassen, sondern es wurde eine eigene Litanei zu dem Thema „Gott suchen – Gott finden“ geschaffen. Diese wurde als wertvolle Bereicherung im Rahmen der Liturgischen Nacht „uraufgeführt“. Kantorin Christiane Schulte hat den Teilnehmern am Kurs „Kinderchorleitung“ viele Erkenntnisse und Materialien didaktisch in hervorragender Berichte Weise aufbereitet. In diesem Bereich gilt es in besonderem Maße Leistung mit Motivation zu verknüpfen. Einen breiten Raum nahmen die praktischen Übungen mit vielen neuen Impulsen für die Chorarbeit ein. Für die Teilnehmer waren es ob der fachlichen Souveränität der Dozentin ein im wahrsten Sinne des Wortes „erfüllte“ Tage. Diözesanmusikdirektor Walter Hirt vermittelte wertvolle Tipps zum sinnvollen Einsatz des Klaviers in der Chorprobe. Dabei ging es u.a. darum, welche Art des Mitspielens der Singstimme und dem Chorklang zuträglich ist. Das Klavierspielen kann den Sänger aktivieren, aber auch blockieren. Die Kursteilnehmer erfuhren, wie in einer Chorprobe die Unterstützung durch das Klavierspiel gezielter und effizienter eingesetzt werden kann. Dabei deckte er sowohl die Interessen der Kinderchorleiter als auch der Erwachsenenchorleiter ab. Dekanatskirchenmusiker Reiner Schulte war nahezu bei allen Stundengebeten und Gottesdiensten an der Orgel zu hören. Eindrucksvoll war es, mit welcher Wachheit und Lebendigkeit er bereits morgens um 7.30 Uhr nicht nur die Psalmen begleitete, sondern auch die zahlreichen Orgelwerke als jeweiliges Nachspiel mustergültig interpretierte. Ein Novum der diesjährigen Werkwoche war die Gestaltung eines großen Konzertes in der St.-Petrus-Canisius-Kirche in Friedrichshafen. Aus Anlaß des 100. Todestages von Max Reger gestalteten die Teilnehmer und Dozenten ein RegerProgramm in vielerlei Facetten. Karl Echle und Reiner Schulte spielten große Orgelwerke des Meisters, u.a. Toccata d-Moll op. 59, das Te Deum und die Introduktion und Passacaglia d-Moll im Wechsel mit Reger-Chorkompositionen. Da die Kirche über eine zweite Orgel im Chorraum verfügt, hatten wir 100 Chorsänger 39 die Möglichkeit, vor dem Altar in direktem Kontakt zum Instrument anspruchsvolle Reger-Werke darzubieten. Unter der Leitung von Andreas Grossberger sangen wir u.a. die Choralkantate „Meinen Jesum lass ich nicht“, ein Werk für Chor, Sopransolo, Geige, Bratsche und Orgel. Den Begleitpart an der Chororgel hatte Walter Hirt hierzu übernommen. Beeindruckt hatte auch die Klangvielfalt der großen Hauptorgel der Firma Woehl, die in typisch deutsch-romantischer Disposition ein ideales Instrument für Regersche Orgelmusik ist. Die für Reger charakteristische Dynamik vom kaum hörbaren Pianissimo bis zum brausenden Fortissimo ließ sich hier perfekt darstellen und wurde von Karl Echle und Rainer Schulte meisterhaft zum Klingen gebracht. Den Freitag Abend kennzeichneten eine geistliche und eine weltliche Dimension: Pfarrer Rennemann kam in seiner Predigt zur letzten Vesper auf das Thema „Erkenntnis und Selbsterkenntnis“ zu sprechen: „Nach vier Tagen harten miteinander Arbeitens haben wir viel an neuer Erkenntnis gewonnen. Nicht nur für unseren Verstand, sondern auch und hoffentlich vor allem für unser Herz. Wir haben etwas in der Musik von Gott begriffen und ergriffen. Und wir haben dabei etwas von uns selbst kennen gelernt. Unsere Augen schauen ein wenig klarer, unser Ohr hört ein wenig besser, unser Mund spricht Neues. Ja, wir haben erkannt, wie sehr wir durch unsere Musik und unsere Verkündigung mit Gott verbunden sind.“ Der weltliche Abschluss fand als Bunter Abend mit dem diesjährigen Motto „Tanz in den Maien“ in der Begegnungsstätte statt. Ein reichhaltiges Angebot an unterschiedlichsten Darbietungen hielt alle Anwesenden bei bester Laune. Den Start machten die jungen SängerInnen aus dem C-Kurs mit Sr. Franziska. Günther Polanz dachte in seinem Gedicht laut über Umstände und Ent- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 40 wicklungen in der Kirche nach und traf mit mancher Bemerkung den Nagel auf den Kopf. Isolde mit Johannes am Flügel erinnerten an eine Situation während der Liturgischen Nacht: „Meine Augen finden Deine Texte nicht, sehen nicht des Chorleiters Angesicht“. Beim Lied „Waldmägdelein“ wurde Andreas Großberger zu gesanglichen Höchstleistungen animiert. Nach dem Vortrag der seit Jahren bekannten und bewährten Flötengruppe erlebten wir eine Chorprobe des Kurses für Kinderchorleitung mit Christiane Schulte. Pfarrer Rennemanns Spontantheater „Romeo und Julia“ war ein weiterer Höhepunkt des Abends. Ein Tango, gespielt mit Flöte, Geige und Flügel folgte nach der Pause. Dann kamen wieder die jungen SängerInnen des C-Kurses und erinnerten u.a. an ganz bestimmte Stimmbildungstechniken: Schmecken, Hüren (Hören) – und so weiter... Christine und Matthias am Flügel trugen zwei Lieder vor. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt der Dozenten mit „La Danca“ von Rossini sowie mit einem schwäbischen Tanzlied. Von einer Gruppe junger Musiker wurde der Tagesablauf eines Werkwochen- tages dargestellt. Für den ausgefallenen Musikvermittlungskurs B5 sorgte ebenfalls die Gruppe der Jungmusiker für einen passablen Ersatz mit vielen bekannten Anspielungen auf Vorkommnisse während der vergangenen Woche. Nach einem japanischen Tanz, vorgeführt von den Dozenten, trat mit sämtlichen verfügbaren Instrumenten das Werkwochen-Panik-Orchester auf und führte über zum Tanz in den Maien. Ein krönender Abschluss der jährlichen Werkwoche bildet jeweils am letzten Tag der Schlussgottesdienst in der großen Pfarrkirche von Reute. Zusammen mit Domkapitular Karrer aus Rottenburg und Pfarrer Rennemann feierten wir im Dabeisein von Gemeindemitgliedern und Schwestern des Klosters unseren Dankgottesdienst für die schönen und erlebnisreichen Tage, die wir in Reute verbringen durften. Auch hier erklang Regersche Chor- und Orgelmusik. Ein selten zu hörendes Kyrie und Sanctus aus der „Missa piccola“ von Sandra Milliken oder ein Agnus Dei aus der Missa brevis von Berichte Christopher Tambling ließ die Gottesdienstbesucher aufhorchen. Beide Werke sind auch von Laienchören gut zu bewältigen und zur Nachahmung sehr empfohlen. Domkapitular Karrer ging in seiner Predigt auf das Thema „Singen“ ein. „Wir gewinnen nur, wenn wir singen“, so zitierte er einen bekannten Spruch der Fans vom FC Liverpool. Der Schluss der Ansprache ging über in einen umfassenden Dank an alle Kirchenmusiker, die zum Lobe Gottes und zur Verkündigung eines barmherzigen Gottes beitragen (Text der Predigt siehe S.42 ) Zum Abschluss im Festsaal gab Walter Hirt seine Eindrücke und seinen Dank an alle weiter: „Eine erfüllte Werkwoche geht zu Ende....ein Chorklang, den ich selten so differenziert erlebt habe... einmalig in der Geschichte der Werkwochen.“ Er dankte Pfarrer Rennemann für seine Ansprachen und für die Konzeption der Liturgischen Nacht sowie allen Dozenten für ihre kollegiale Unterstützung. 41 An Thomas Gindele ging ein besonderen Dank für das große Engagement bei der Erstellung des Werkwochenheftes. Ebenso an Frau Jutta Steck, Mitarbeiterin im Amt für Kirchenmusik, für die vielfältige organisatorische Vorbereitung der Werkwoche. Den Dank an das ganze Kloster Reute, den er stellvertretend an Schwester Franziska aussprach, gab diese zurück mit dem Verweis darauf, dass die Schwestern in besonderer Weise am Tag der Heiligen Cäcilia die Kirchenmusiker der ganzen Diözese in ihr Gebet einschließen würden. Abschließend ist zu sagen, dass wir auch dieses Jahr wieder eine Vielzahl von Chorliteratur vorgestellt bekamen, die wir fast ausnahmslos auch mit unseren Kirchenchören vor Ort aufführen können. Literatur, die fast völlig unbekannt ist und dennoch einen hohen musikalischen Gehalt in sich birgt. Dafür möchten wir Herrn DMD Walter Hirt und seinen Dozenten herzlichen Dank sagen, uns einen Fundus zur Verfügung gestellt zu haben, aus dem wir Chorleiter noch lange schöpfen und zehren können. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 42 Matthäus Karrer – Predigt im Abschlussgottesdienst der Werkwoche Liebe Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, liebe Gemeinde, bei den Fans des englischen Fußballvereins FC Liverpool gibt es den Spruch: „They only win, when we are singing!“ – also auf Deutsch: „Sie gewinnen nur, wenn wir singen!“ Ich finde, der Spruch vermittelt eine tiefe Wahrheit. Eine Fußballmannschaft spielt tatsächlich besser, wenn eine Wand aus Fans hinter ihnen steht und mit ihren Gesängen ein Gefühl vermittelt, das die Mannschaft motiviert und nach vorne treibt. Singen hat Macht! So dass man tatsächlich sagen könnte: Wer singt, gewinnt! Aber, was ist das überhaupt: Singen!? Musik ist ja irgendwie etwas ganz Seltsames. Man kann Musik nicht anfassen, man kann sie nicht sehen, nicht riechen, nicht schmecken. Im Lexikon heißt es: Musik ist „die organisierte Form von Schallereignissen“. Also ganz vereinfacht gesagt: Wenn wir also Töne in einer bestimmten Reihenfolge und einem bestimmten Rhythmus hören, dann erzeugt das bei uns Gefühle. Und wenn wir dieses Gefühl schön finden, dann versuchen wir diese Tonfolge selbst mit unseren Stimmbändern nachzumachen. So können wir das gute Gefühl jederzeit produzieren und unseren Körper mit den Tonschwingungen beeinflussen. Schon aus der Bibel kennen wir die Geschichte, dass König Saul manchmal in Depressionen geriet und dann David geholt wurde, der auf der Harfe spielte, bis es Saul wieder besser ging. Musiktherapie schon vor 3000 Jahren. Musik beeinflusst unsere Stimmungen, unsere Gefühle, bis hin sogar zu organischen Störungen, die durch Musik wieder geheilt werden. Manche sagen sogar: Musik schließt uns geradezu eine andere Dimension auf. Musik hat et- was Überirdisches. Wir bekommen dadurch Zugang zu einer Sphäre, die über diese Welt hinausreicht. Neulich sagte mir jemand: „Ich glaube, Musik ist irgendwie die Sprache Gottes!“Könnte es nicht sein, dass vom Zwitschern der Vögel über den Gesang der Wale bis hin zu den Liedern im Gotteslob, Gott selbst uns tatsächlich einen kleinen Vorgeschmack auf den Himmel überlassen hat!? Könnte es nicht sein, dass wir gerade beim Singen Gott auf eine ganz besondere Weise nahe kommen? Warum singen Christen auf der ganzen Welt? Warum gibt es keine christliche Gemeinde, die nicht singt? Ich denke, es liegt tatsächlich daran, dass Gott selbst uns mit der Musik ein Geschenk überlassen hat, das über Worte hinausgeht! Deswegen ist es wirklich berechtigt, dass man auch im Gottesdienst dieses Geschenk besonders würdigt. Wenn man mal nachdenkt, was einen im Leben geistlich zutiefst geprägt hat, dann waren das – zumindest bei mir – vor allem geistliche Lieder. Und das, obwohl ich mich noch nicht mal als einen besonders musikalischen Menschen bezeichnen würde. Ein Lied, das mit einem geht, das kann oft mehr bewirken als 1000 Worte.Deswegen ermutigt uns die Bibel zum Singen. In der heutigen Lesung aus dem Brief des Apostel Paulus an die Kolosser ist das der hervorgehobene Satz in Vers 16: „Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt“. Schon hier wird eine Vielfalt von Musik angesprochen. Wörtlich heißt es: „Singt Gott mit Psalmen, Hymnen und geistgewirkten Oden!“ Es gibt alte Lieder, wie die biblischen Psalmen. Berichte 43 ◆ Aus den Dekanaten Es gibt Lobgesänge, Hymnen und Choräle, die schon Generationen vor uns geprägt haben und es gibt neue Lieder, die der Heilige Geist bestimmten Menschen eingibt: Geistliche Lieder, oder „Geistgewirkte Oden“, wie es wörtlich übersetzt heißt. Deswegen singen wir auch in unseren Gottesdiensten immer beides: Alte Lieder, die Gott schon seit Jahrhunderten benutzt, und neue Lieder, die Gott für unsere Zeit gibt. Und weiter lesen wir in der Lesung:„Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu,des Herrn.“ Darum geht es, wenn wir im Gottesdienst Musizierenund Singen. Nicht diejenigen, die singen und musizieren stehen im Mittelpunkt, sondern der Herr – Musik zum Lobe Gottes; Glaubensverkündigung pur. Trotzdem möchte ich diesen heutigen Tag zum Anlass nehmen, allen herzlich zu danken, die regelmäßig unsere Gottesdienste mit ihrer Musik und ihrem Gesang bereichern: den Organistinnen und Organisten, den Sängerinnen und Sänger in den Chören verschiedenster Ausrichtung, den Bands und Musikgruppen, den Musikkapellen und Orchesternund allen, die mitsingen und miteinstimmen in das Lob Gottes. Wenn wir uns im Bischöflichen Ordinariat Gedanken machen, wie unsere Gottesdienste ansprechend und begeistert gefeiert werden können, oder wie Menschen für ihren Glauben begeistert werden können, dann spielt für mich das Singen und Musizieren in all seiner Buntheit und Vielfalt eine wichtige Rolle! Und deshalb: DANKE an Sie alle! „They only win, when we are singing!“:„Sie gewinnen nur, wenn wir singen!“ – das ist ein guter Leitsatz für unser Leben, für unseren Glauben, für die Gestaltung des Reich Gottes in unserer Welt. Amen. Gisela Spreng Eine Kirche voller Musik – … das haben die Sängerinnen und Sänger der Kirchenchöre im ehemaligen Dekanat Spaichingen am Samstag unter der Gesamtleitung von Kirchenmusikdirektor Georg Fehrenbacher erleben dürften. Der Deilinger Kirchenchor Christi Himmelfahrt organisierte in bewährter Perfektion einen gelungenen Kirchenmusiktag für rund 300 Chorsängerinnen und -sänger. Chorleiter Hans Nikol hatte passend zum Ereignis eine spritzige Band zusammengestellt mit Volker Basler (Saxofon), André Ernst (Gitarre), Florian Schätzle (Schlagzeug), Robin Nikol (Keyboard) und sich selbst am Bass. Um die Chöre unter einen Hut zu bringen, musste vor Beginn des Gottesdienstes zuerst einmal geprobt werden. „Mutig starten, auf nix warten“ rief Fehrenbacher dem Riesenchor zu. Der Jubelruf des Christentums „Halleluja“ kam ihm noch nicht jubelnd genug – ein bisschen flotter hätte er’s gerne. Und der Wunsch an den Sopran „länger dableiben, sonst hängt der Alt alleine da“ wurde natürlich befolgt. Beim anschließenden Festgottesdienst, den der Präses der Kirchenchöre Pfarrer Johannes Amann zusammen mit Pfarrer Adam Galazka von der Seelsorgeeinheit Lemberg zelebrierte, war die Deilinger Pfarrkirche Christi Himmelfahrt gut gefüllt. Als die musica sacra zur Ehre Gottes aus Hunderten von Kehlen erschallte, war das schon ein mitreißendes Gemeinschaftserlebnis, das unter die Haut ging. Fehrenbacher und seine Dirigenten-Kollegen hatten diesmal ganz auf die „Neuen Geistlichen Lieder“ aus dem „Band- & Chorbuch“ gesetzt, das passend zum neuen „Gotteslob“ erschienen ist. Mit jeder Menge Rhythmus, zum Teil richtig fetzig, kamen die Lieder zu den einzelnen Messteilen daher. Beim Dirigieren wechselten sich die Leiter der Chöre ab. Auch die Gregorianik- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 44 „Dekanatskirchenmusiktag Deilingen“. Kirchenmusikdirektor Georg Fehrenbacher dirigierte in Deilingen beim Dekanatskirchenmusiktag einen Riesenchor aus rund 300 Kirchenchorsängerinnen und -sängern. Schola „Peter und Paul Spaichingen“ präsentierte sich in Hochform. Lieblingslied war dabei das peppige Schlusslied „Jesus Christ, You are my Life“. Star in der Band war der Deißlinger Volker Basler mit seinem tollen Saxofon-Sound. „Was für ein kraftvoller und herrlicher Beginn“ schwärmte Präses Amann schon nach dem Auftakt. Und Galazka freute sich über die modernen Melodien, die für ihn „Abbild der himmlischen Musik“ waren. Dass der Taktschlag der Welt alles andere als in-takt sei, sogar von Weltuntergangsstimmung geprägt sei, predigte Amann hoch aktuell mit Blick in die Welt, die zunehmend aus den Fugen gerate. Mit seinen Recherchen zur Frage „Hat Jesus auch gesungen?“ gelang es ihm, die düsteren Schatten wieder zu verscheuchen. Im Grauen von „gu- ten Mächten“ gegen die Angst anzusingen, das sei Dietrich Bonhoeffer 1944 vor seiner Hinrichtung gelungen. Mit jeder Menge Gesang ging es auch bei der weltlichen Feier in der Deilinger Festhalle weiter. Bei Roter Wurst und Käsbrot sowie einem von der Gemeinde gestifteten Schnäpsle stellten sich die Kirchenchöre mit einem weltlichen Lied vor. Hier reichte das Spektrum von witzig bis romantisch. Priska Pfenning, die Vorsitzende des Deilinger Chors, rief zum Wohlfühlen in einem guten Miteinander auf. Bürgermeister Albin Ragg stellte seine Gemeinde vor und meinte, mit Deilingen als Veranstaltungsort habe man eine gute Wahl getroffen. Fehrenbacher sprach einen Rundumdank aus und Amann lobte die Chöre: „Der Gottesdienst mit Ihnen war ein Genuss.“ Berichte Waltraud Götz Kurzbericht zur Mitgliederversammlung 2016 des Diözesanverbandes der Kirchenmusiker Am Dienstag, 15. März 2016 fand die jährliche Mitgliederversammlung des Diözesanverbandes der Kirchenmusiker unserer Diözese auf der Liebfrauenhöhe in Rottenburg-Ergenzingen statt. 45 tag „Zu Gast bei der Königin“ zusammengetragen und auf der Homepage des Amtes für Kirchenmusik eingestellt. Die Orgelfahrt des Verbandes im kommenden Jahr wird nach Bamberg führen. Schon jetzt herzliche Einladung dazu – auch an Nichtverbandsmitglieder. Berichte und Bilder zu den letzten Orgelfahrten des Verbandes finden Sie unter www.kirchenmusiker-drs.de. Pressemitteilung, 27. April 2016 Nach den üblichen Formalia gab es Informationen zur neugestalteten Eingruppierung der haupt- und nebenberuflichen Kirchenmusiker. Als positives Ergebnis der KODA-Verhandlungen ist die Rückführung der C-Musiker in EG 8 zu sehen, welche zwischenzeitlich auf EG 6 abgesenkt waren. Für die hauptberuflich Tätigen hat die lange Auseinandersetzung um die Vorbereitungszeit nun ein Ende. Die neue Lösung sieht einen Vorbereitungsschlüssel von 60:57 (früher 60:72) vor. Der zwischenzeitliche Schlüssel von 60:40 ist damit vom Tisch. Die Antragstellung auf Neueingruppierung ist bis Ende 2016 möglich. B-Musiker ohne Dekanatsauftrag bleiben in EG 10. Hinweise gab es auf vier freie Wochenenden im Jahr über Zeitausgleich und Zeitzuschläge in Höhe von 35% für Ostermontag und Pfingstmontag, die zwölf Monate rückwirkend beantragt werden können. DMD Walter Hirt stellte die Erhöhung der Vergütungssätze für Nebenamtliche in Aussicht in Verbingung mit dem 20%-Zuschlag, der von den Gemeinden beispielsweise zur Bindung qualifizierten Personals oder zum Ausgleich für höhere Lebenshaltungskosten gezahlt werden kann. Für den diesjährigen „Tag der Orgel“, der seit einigen Jahren parallel zum „Tag des offenen Denkmals“ am zweiten Septembersonntag stattfindet, hat Orgelrevisor Eberhard Schulz umfangreiches Material für einen Kinder-Orgel- Fortbildung im Dekanat Allgäu – Oberschwaben Wangen. 25 Organisten besuchten am Samstag 12.März eine Fortbildung für Organisten in der St. Martinskirche in Wangen. Regionalkantor und Diözesanbeauftragter für Liturgisches Orgelspiel Franz Günthner aus Leutkirch begrüßte mit den beiden Dekanatskantoren Georg Enderwitz und Stefan Debeur die zahlreichen Teilnehmer und Frau Professor Michel-Ostertun, die extra aus Mannheim angereist war. Christiane Michel-Ostertun wurde 1993 als Professorin für Liturgisches Orgelspiel und Improvisation an die Hochschule in Herford berufen. Konzerte, Kurse und Jurorentätigkeit führten sie durch Deutschland, Norwegen, Österreich und die Schweiz. Christiane Michel-Ostertun setzt sich besonders für die Didaktik der Improvisation ein. Sie schrieb mehrere Lehrbücher und unterrichtet die Methodik der Orgelimprovisation. In Wangen stellte sie einfache Intonationen und Ostinato-modelle zu Gesangbuchliedern vor, die jeder Teilnehmer exemplarisch an verschiedenen Chorälen improvisieren konnte. Mit einer kleinen Sammlung von verschiedenen Modellen verstand es die Referentin die Teilnehmer anzuleiten, Anregungen zu geben und zu begeistern. Mit Einfühlungsvermögen und viel Humor führte sie die aktiven Organisten didaktisch zu guten, beispielhaften Ergebnissen. Jeder Teilnehmer Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 46 ging mit zahlreichen Ideen und handfesten Konzepten in die nächsten Wochen. Das Seminar wurde von dem Kollegium der kirchenmusikalischen Region Ravensburg initiiert: DKM Georg Enderwitz (Wangen), DKM Stefan Debeur (Weingarten) und DKM Franz Günthner (Leutkirch). Die Unterstützung der Kirchengemeinde vor Ort durch die überaus freundliche Aufnahme in Kirche und Gemeindesaal mit Kaffeepause trug maßgeblich zum Erfolg der Veranstaltung bei. Applaus für die Dozentin und die Bitte um eine Fortsetzung zeugten von der Zufriedenheit der Teilnehmer. Bernard Sanders Tag des Neuen Geistlichen Liedes Tuttlingen/VS-Schwenningen. Am Samstag, den 11.6.2016, veranstalteten die Dekanatskirchen- musiker der kirchenmusikalischen Region I einen „Tag des Neuen Geistlichen Liedes“. Chorsänger, Jugendliche und Kinder aus den Dekanaten Tuttlingen-Spaichingen, Rottweil-Oberndorf und Balingen waren eingeladen, Lieder aus dem neuen Gotteslob in Sätzen für 2- bis 4-stimmigen Chor ein zu studieren. Die Sätze entstammten zum größten Teil neuen Publikationen herausgegeben vom Amt für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Am Nachmittag haben 22 Teilnehmer mit den fünf Dekanatskirchenmusiker Bernard Sanders, Georg Fehrenbacher, Peter Hirsch, Rudolf Schäfer und Rudolf Hendel geprobt. Der Abschlussgottesdienst in der St. Franziskus-Kirche in Schwenningen wurde mit den Gesängen musikalisch mitgestaltet. Der Projekt-Chor wurde mit kleiner Bandbesetzung bestehend aus den Dekanatskirchenmusiker abwechselnd am Flügel, Keyboard, E-Bass und Orgel begleitet. Die Leistung wurde vom Zelebranten Pf. Schulz gelobt und mit Beifall von der Gemeinde gewürdigt. Dekanatskirchenmusiker Bernard Sanders beim Tag des Neuen Geistlichen Liedes Berichte 47 ◆ Diözesan-Cäcilienverband Guido Schick Bericht über die Diözesanchorfreizeit 2015 des Cäcilienverbandes ‚Reute‘ zu Gast in Untermarchtal – Die Diözesanchorfreizeit 2015 Im Sprachgebrauch des treuen Teilnehmerkreises der Chorfreizeit der Diözese RottenburgStuttgart steht der langjährige Veranstaltungsort oft stellvertretend für die Veranstaltung an sich: ‚Gehsch heuer au wieder nach Reute?‘, so fragt man. Dieses Jahr nun gab es aus organisatorischen Gründen einen Ortswechsel, so dass ‚Reute‘ diesmal in Untermarchtal war. 70 Sängerinnen und Sänger ließen sich auf dieses Angebot ein und konnten sich davon überzeugen, dass die Chorfreizeit auch im Kloster Untermarchtal funktioniert. Der Termin lag wie üblich in den Herbstferien, vom 1. bis 6. November. Es wurde eine entspannte Chorfreizeit der kurzen Wege: Das Abschlusskonzert am Donnerstag fand direkt in der St.-Vinzenz-Kirche auf dem Klostergelände statt, und als Ausflugsziel wurde das nahe Obermarchtaler Münster gewählt, wo es eine Orgelführung gab. Manche nutzten das gute Wetter und den geschickten Zeitpunkt am frühen Dienstag Nachmittag, um die 3 Kilometer dorthin zu Fuß zurückzulegen, der Rest bildete Fahrgemeinschaften. Ansonsten wurde in bewährter Weise intensiv geprobt, und das wie gewohnt unter exzellenter Leitung. Regionalkantor Franz Günthner aus Leutkirch hatte dieses Jahr die musikalische Leitung übernommen und den Augsburger Kirchenmusikdirektor Stefan Nerf als Gegenpart und kongeniale Ergänzung des Leitungstandems mitgebracht. Herr Nerf zeichnet auch als Komponist für das Hauptwerk der Freizeit verantwortlich, die ‚Mass for God’s People‘ aus dem Jahr 2007. Des weiteren wurden Einzelstücke, meist aus dem Freiburger Chorbuch II, einstudiert. Beide Leiter erlangten im Lauf der fünf Tage große Beliebtheit bei den Chormitgliedern. Herr Günthner zeichnete sich, obwohl dem Lausbu- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 48 KMD Stefan Nerf und Regionalkantor Franz Günthner benalter natürlich längst entwachsen, durch einen ebensolchen lausbubenhaften Charme aus, den er gekonnt einzusetzen wusste, um die Proben überaus effektiv zu gestalten. Jenseits des Musikalischen war dies oft geradezu eine Demonstration hervorragender Menschenführung. Bei Herrn Nerf gefiel neben seinem gleichfalls sehr überzeugenden Leitungsstil insbesondere die Emotionalität, mit der er beispielsweise Naturbilder heraufbeschwor, um dem Chor die richtige Stimmung für ausgesuchte Passagen seiner Messe zu vermitteln. Herr Nerf verfügt nebenbei noch über eine andere seltene Fähigkeit: er kann sich spontan und ohne weitere äußere Hilfsmittel in einen Stammeshäuptling verwandeln, der seine müden Sänger-Krieger mit afrikanischen Wechselgesängen wieder munter macht – ein Riesenspaß! Das Abschlusskonzert am Donnerstag abend war in zwei Teile gegliedert: Im ersten, von Franz Günthner geleiteten Teil wurden die geprobten Einzelstücke aufgeführt: den fulminanten Einstieg bildete ‚I will worship the Lord‘ von John Rutter, dessen ungewohnter 7/8-Takt dank Günthners brillianter Probeneinführung gut gemeistert wurde. Es folgte eine Vertonung des ‚Vater Unser‘ von Maurice Duruflé und das Gotteslob-Lied ‚Wir kommen und gehen‘ (L. Zenetti / W. Biersack) in Form eines vierstimmigen Satzes, der aus der Feder von Herr Günthner selbst stammt. Um auch einem Kirchenchor-Klassiker die Ehre zu geben, folgte dann das immer wieder aufs neue faszinierende ‚Abendlied‘ von Josef Rheinberger. Den Abschuss des ersten Teils bildete dann das bezaubernde ‚Ubi Caritas‘ von Audrey Snyder. Als Intermezzo gab es die ‚Sonata in g-moll‘ von Bach (BWV1020), instrumentiert mit Orgel und Sopransaxophon. Für die darauffolgende Messe war nämlich der erstklassige Saxophonist Christian Segmehl (Originalton Stefan Nerf: ‚absolute Champions-League-Qualität!‘) angereist, und er gab hier eine erste Probe seines Könnens. Den zweiten Teil des Konzerts bildete dann die ‚Mass for God‘s People‘, geleitet natürlich vom Komponisten Stefan Nerf selbst. Die Messe, bestehend aus den Teilen Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Arioso (instrumental) und Agnus Dei, besticht durch ihre schlichte Schönheit, klingt modern und zeitgemäß, ohne deswegen an irgendeiner Stelle banal zu sein, und beeindruckt nicht zuletzt auch durch ihre spannenden weltmusikalischen Anklänge. So darf das Sopransaxophon mitunter orientalisch anmutende Improvisationen einbringen, und das Credo erhält durch das Trommel-Intro einen leicht afrikanischen Touch. Zuständig für den zuverlässigen Einsatz von Trommeln, Pauken und anderem Schlagwerk waren die beiden musikalischen Jungtalente Moritz Lindauer und Steffen Volz aus Leutkirch, die diese Aufgabe hervorragend erledigten. Berichte Als wichtige Anlaufstelle und Stütze für den Gesamtablauf fungierte Schwester M. Faustina Niestroj, die in diesem Jahr neu vom langjährigen Leiter Herrn Heid die organisatorische Leitung der Freizeit übernommen hatte. Geistlicher Leiter war Pfarrer Klaus Rennemann, der durch seine geistlichen Impulse und das Zelebrieren von Laudes, Vesper und Messe das Seine dazu beiträgt, dass viele Teilnehmer immer wieder gern dabei sind und sich auf der Chorfreizeit wohl fühlen. Herr Tobias Meyer kam am Donnerstag aus Stuttgart angereist und ermöglichte den Interessierten die Teilnahme an 30-minütigen Sitzungen zur Einzelstimmbildung. Das gemütliches Beisammensein abends in der Kellerbar, das dortige Singen zur Gitarre und ein Bunter Abend gehören zu den festen Bestandteilen jeder Chorfreizeit, und so wurden diese Traditionen auch diesmal wieder ausgiebig gepflegt. 2016 ist bereits die Rückkehr der Diözesanchorfreizeit ins Kloster Reute fest eingeplant. Für das diesjährige Gastspiel ein herzliches Dankeschön an die Vinzentinerinnen von Untermarchtal. Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten die Chorfreizeit in rundum positiver Erinnerung behalten. Auf alle Fälle gilt das von der musikalischen Leitung mit Blick auf den möglichen Konzerterfolg ausgegebene Motto: ‚Was auch immer passiert – wir bleiben Freunde!‘ Die nächste Diözesanchorfreizeit findet in Reute vom Dienstag, den 1. November bis Samstag, den 5. November 2016 statt. Weitere Informationen unter: www.amt-fuer-kirchenmusik.de/Inhalt/ Caecilienverband/Veranstaltungen_und_ Termine/ 49 ◆ Hochschule für Kirchenmusik Inga Behrendt / Stefan Palm Hic est Martinus Auf den Spuren des Diözesanheiligen im Hochschulalltag Aktuelle Nachrichten aus der Hochschule für Kirchenmusik der Diözese Rottenburg-Stuttgart 70. Geburtstag von Weihbischof Dr. Kreidler – Herzlichen Glückwunsch! Am Dienstag, den 31. Mai 2016, feierte Weihbischof Dr. Kreidler seinen 70. Geburtstag. Wir möchten sehr herzlich gratulieren! Um ihm eine Freude zu machen, haben wir ihm mehrere musikalische Geburtstagsständchen gebracht, so um 17.00 Uhr das B-Dur Trio von Franz Schubert, op.99/D.898, das Herr Weihbischof Dr. Kreidler besonders gerne hat, vorgetragen durch Prorektor Stefan Palm, seine Tochter Laura Palm, Konzertviolinistin und Ärztin, sowie Birgit Förstner (Violoncello). Vorweg sang ein Chor der Regionalkantoren unter Leitung von Diözesankirchenmusikdirektor Walter Hirt zur Freude aller Anwesenden mehrere Schubertlieder. Die Studierenden der Hochschule hatten den Geburtstag von Weihbischof Dr. Kreidler zum Anlass genommen, das Gotteslob in der Kapitelsmesse im Dom St. Martinus um 7.00 Uhr an diesem 31. Mai besonders feierlich mitzugestalten: Gemeinsam mit der Ad-hoc-Kapitelsmessenchoralschola wurde zur frühen Uhrzeit 7.00 Uhr das Agnus Dei der Missa St. Crucis in G-Dur (op. 151) sowie das Angelis suis von Josef Rheinberger vorgetragen, dirigiert durch Studierende. Hinzu kam der Introitus Sitientes venite ad aquas sowie zwei mehrstimmige Liedsätze. Herr Weihbischof Dr. Kreidler hatte sich dringend kein Aufsehen gewünscht. Doch durch die Musik konnte der Tag verwandelt werden und blieb kein Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 50 üblicher alltäglicher Dienstag. Wir hielten die Zeit durch die Musik fest. Viel Glück und viel Segen, lieber Herr Weihbischof Dr. Kreidler für das neue Lebensjahr! Besuch von der Universität Valparaiso (Indiana, USA) – Juni 2016 Vom 31. Mai bis 4. Juni 2016 besuchte uns Professor Joseph Bognar aus der amerikanischen Partneruniversität Valparaiso, südlich von Chicago. Der Aufenthalt war geprägt von gemeinsamen Gesprächen; Herr Bognar hospitierte im Unterricht und lernte Dozierende und Studierende kennen. Momentan ist die Valparaisostudentin Hannah Koby bei uns zu Gast, die sich hervorragend in das Studentenleben der Hochschule einbringt, bei Konzerten mitwirkt, Gottesdienste mitgestaltet und im Flüchtlingschor mitsingt. – Gefördert wird der Studentenaustausch mit der Valapraiso University durch die Rottenburger Gottfried-Eberle-Stiftung, die es ermöglicht, dass Rottenburger Studierende ohne Zusatzkosten ein Semester lang an der Partneruniversität studieren können. Professor Bognar ist Leiter der Musikabteilung an der Valparaiso University und unterrichtet Klavier, Cembalo und Musiktheorie. Hochzeitsklänge – Die Gesangklasse Christine Müller begeisterte 100 Besucher der Musik zur Marktzeit am 28. April 2016. Gesangsstücke, die bei Hochzeiten, Silber- und Goldhochzeiten oft gewünscht werden, wurden von den Studenten der Gesangsklasse von Dozentin Christine Müller, alles zukünftige Kirchenmusiker und Gesangpädagogen, selbst im Unterricht erarbeitet, zu einem abwechslungsreichen Programm zusammengestellt. Dieses Programm wurde am Donnerstag, den 28. April 2016, um 11.00 Uhr in St. Moriz, Rottenburg, zu Gehör gebracht. Die jungen Sänger wurden dabei von Studierenden der Orgelklassen der Hochschule begleitet. So erklangen zur Freude der Zuhörer viele der geliebten Hochzeitsstücke, darunter Bach-Gounods Ave Maria, Händels Ombra mai fu aus Xerxes (HWV 40) und Mozarts Ave verum. Die Musik zur Marktzeit war besonders stark besucht mit etwa 100 Besuchern. Großartig bereichernde Orgelkonzerte und Meisterkurse im Rahmen der Konzertreihe Internationale Rottenburger Orgelkonzerte (Auswahl) Wertvolle künstlerische Impulse haben die Studierenden im Meisterkurs mit dem St. Galler Domorganisten Willibald Guggenmos am Montag, den 9. Mai 2016, 9.00 Uhr bis 12.00 Uhr erhalten. Der Meisterkurs fand an der Sandtner-Orgel im Dom St. Martin statt. Am Sonntag, den 8. Mai, hatte Domorganist Guggenmos bereits das Orgelkonzert gestaltet. Bach und Frankreich ist der Titel des Konzertes von Professor Bernhard Marx, das der langjährige Professor für das Fach Orgelliteraturspiel in unserem Haus am Sonntag, den 12. Juni 2016, um 17.00 Uhr im Dom St. Martin in Rottenburg zu Gehör brachte. Damit bleibt sich Professor Bernhard Marx treu, der stets eine große Leidenschaft für die Orgelwerke von Johann Sebastian Bach und de Grigny, Vierne und Litaize hat. Dieses Orgelkonzert steht am Übergang des international bekannten Konzertorganisten Marx und verdienten Orgelpädagogen in die Emeritierung, wenngleich wir hoffen, ihn mit einem Lehrauftrag in der Hochschule halten zu können. Herzliche Einladung erfolgte zum Sektempfang nach dem Orgelkonzert im Gemeindezentrum St. Martinus! Die Internationale Rottenburger Konzertreihe steht unter der Künstlerischen Leitung von Professor Ruben J. Sturm. Orgelstipendium im Tübinger Pfleghof Tübingen, Schulberg 2, 72070 Tübingen Nun schon das zweite Mal konnte das Orgelstipendium im Pfleghof Tübingen vom Verein der Freunde und Förderer ausgeschrieben werden. Künstlerisch betreut wird das Stipendium ab Sommersemester 2016 von Prorektor Stefan Berichte Palm. Der Preis in Form eines Geldbetrags und zweier Konzerte wird diesmal aufgeteilt auf zwei Kandidaten: Gabriel Moll, Student im Aufbaustudiengang Orgel in unserem Haus, und Peter Höngesberg, Masterstudent. Die erste Preisträgersoirée fand bereits statt am 2. Mai 2016. Gabriel Moll gestaltete 30 Minuten Orgelmusik zum Thema Bach und B-A-C-H. Am Montag, den 4. Juli 2016, 19.00 Uhr, wird Peter Höngesberg seine Soirée mit dem Titel Durch Adams Fall ist ganz verderbt – Choralbearbeitungen der norddeutschen Orgelschule des 17. und 18. Jahrhunderts zu Gehör bringen. Herzliche Einladung! Gemeinsames Jazzkonzert mit der Evangelischen Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen – 2. und 3. Juli in Tübingen und Rottenburg Der gemeinsame Hochschulchor der Evangelischen Kirchenmusikhochschule in Tübingen und unserer Rottenburg Hochschule führte am Samstag, den 2. Juli 2016, im Rahmen der Motette in der Tübinger Stiftskirche die Jazzmesse Missa pacis von Tilmann Jäger auf. In St. Moriz, Rottenburg, wurde die Aufführung am Sonntag, den 3. Juli, um 20.15 Uhr zu Gehör gebracht. Tilmann Jäger ist gefragter Jazzpianist, Künstlerischer Leiter des Böblinger Jazzfestivals und seit April 2004 Professor für schulpraktisches Klavierspiel an der Hochschule für Musik und Theater in München. Themenjahr zum Heiligen Martin – Hic est Martinus Ausstellungseröffnung Der Gänsebischof von Tours mit Werken von Prof. Dr. Axel von Criegern (Tübingen) – 22. Mai 2016 Am Sonntag, den 22. Mai 2016, wurde um 17.00 Uhr die Ausstellung von Comic, Zeichnungen und Malerei mit dem Titel Der Gänsebischof von Tours von Prof. Dr. Axel von Criegern (Tübingen) eröffnet. Die Rottenburger Klavierdozentin Nieneke Hamann 51 trug Drei Klavierstücke, D.946, von Franz Schubert aus dem Jahr 1828 vor. Es war herrlich zu beobachten, wie die visuelle Kunst der Zeichnungen und Malereien, die gesprochene Kunst in Form des Vortrags von Dr. Michael Kessler (Vorsitzender des Diözesanen Kunstvereins) und die auditive Kunst in Form des fulminant farben- und kontrastreichen Klavierbeitrags von Nieneke Hamann einander bereicherten. Bildende Kunst in einer Musikhochschule? – Ja! Und dabei ist die Kirchenmusikhochschule nicht nur ein Ort zur Ausstellung einer stummen schönen Bildkunst, sondern sie dient als Ort der Begegnung verschiedener Künste. Schuberts Klavierwerk, das Franz Schubert im Jahr seines viel zu frühen Todes komponiert hat (1828), ergriff die etwa 70 anwesenden Gäste bei der Vernissage. Die Worte von Dr. Kessler haben die Brüche ins Wort gebracht, die im Bild zeichnerisch umgesetzt worden sind: Ein mächtiger Bischof, der bewusst als ohn-mächtige Gans dargestellt ist. Ein über Jahrhunderte lang verehrter Diözesanheiliger im schnellen Zeichenstrich des Comics – leicht zugänglich werden dem Anschauenden auf diese Weise Informationen zum Leben des Diözesanheiligen gemacht. Frisch, mit Anklängen an unsere heutige Zeit dargeboten und mit Humor untermalt, eben als Gans präsentiert, wird der Heilige Martin in der Kunst Von Criegerns jedoch ganz und gar nicht ins Lächerliche gezogen! Vielmehr zeigte sich ein gelungener Wechsel zwischen den Fragen nach den historischen Fakten zum Heiligen und zu dessen Verehrung und einer positiv-neugierigen Hinwendung mit Ehrfurcht vor dem Heiligen. – Die Ausstellung kann vom 22. Mai 2016 bis 30. September 2016 in den Räumen der Musikhochschule wochentags frei zugänglich angesehen werden. Herzlich willkommen! Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 52 Gedanken zu Martin von Tours Seit Semesterbeginn ziert den Lichtfang unserer Hochschule eine Figur des bekannten Bildhauers Rudolf Kurz aus Ellwangen. Die Figur aus Holz, Gips und Rupfen (155x60x27cm) stammt aus den Jahren 1997/2016. Sie soll dazu anregen, sich mit dem Diözesanheiligen zu beschäftigen und trägt daher den Titel Gedanken zu Martin von Tours. Schauen Sie doch einmal vorbei! Orgelnacht Hic est Martinus – 9. Juli 2016, ab 19 Uhr im Dom St. Martinus Am Samstag, den 9. Juli 2016, lud die Hochschule zur Orgelnacht Hic est Martinus im Rahmen der Konzertreihe Internationale Rottenburger Orgelkonzerte in den Rottenburger Dom St. Martin. Den Abend füllte ein Orgelkonzert unseres Orgeldozenten und Prorektoren Stefan Palm (19.00 Uhr), ein Empfang im Domgemeindehaus (20.00 Uhr), ein Geistliches Konzert mit Geistlichen Impulsen von Weihbischof Dr. Kreidler, Choralgesang (Schola Uncinus, Ltg. Inga Behrendt) und Orgelimprovisationen von Professor Ruben J. Sturm (21.00 Uhr) und zum Abschluss ein Orgelkonzert des Orgeldozenten Heinrich Walther (22.00 Uhr). Der Abend war gestaltet mit meditativen Elementen wie Gedanken und Gesängen zum Heiligen Martinus sowie mit großer Orgelliteratur wie beispielsweise Max Regers Fantasie und Fuge in d-Moll op.135b, anlässlich des Reger-Jubiläums (Max Reger starb am 11. Mai 1916). Aktivitäten des Vereins der Freunde und Förderer der Kirchenmusikhochschule Jahreshauptversammlung des Vereins der Freunde und Förderer der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg – 9. Juli 2016 Zur Jahreshauptversammlung des Vereins der Freunde und Förderer unserer Hochschule am Samstag, den 9. Juli 2016 um 18.00 Uhr waren alle Mitglieder und Interessenten eingeladen. Die Sitzung fand im Gemeindezentrum St. Martinus statt, so dass der Besuch der Orgelnacht ab 19.00 Uhr der Hochschule möglich war. Bei diesem kurzen Treffeninformierte der Vorsitzende des Freundeskreises Landrat Walter über die Aktivitäten der Hochschule. Die Anwesenden konnten ihre Ideen und Vorstellungen zur Entwicklung der Hochschule einbringen. Neben den Meisterkursen Orgel, die in Kombination zu den Orgelkonzerten der Konzertreihe im Dom St. Martin stattfinden, unterstützt der Freundeskreis viele andere Projekte der Hochschule: Flüchtlingskinderchor – Chorproben mit Flüchtlingskindern mit Johannes Tress im Rottenburger DHL-Gebäude Auf Initiative von Landrat Walter, dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg, leitet Johannes Tress, Student und ebenfalls Studentensprecher, seit einigen Wochen einen Chor mit Kindern des DHL-Gebäudes in Rottenburg. Organisatorisch wird er unterstützt von den Dozierenden Peter Lorenz und Inga Behrendt im Haus. Wir sind sehr froh, dass wir diese reiche Erfahrung mit den Kindern haben dürfen, und merken auch, wie wichtig und lohnend das unbeschwerte gemeinsame Singen für die Flüchtlingskinder ist. Bewerbungsverfahren für die Chorleitungsdozentur – 16. und 17. Juni 2016 Am 16. und 17. Juni 2016 fand das Bewerbungsverfahren für unsere Chorleitungsdozentur (100%) statt, bei dem auch Externe bei den öffentlichen Chorproben dabei sein konnten. Wir sind sehr froh, dass die Stelle zum zweiten Mal, nun mit einer 100%-Anstellung ausgeschrieben werden konnte! Für die Aufnahmeprüfungen zum Wintersemester 2016/2017 haben sich erfreulich viele junge Menschen angemeldet: 8 Kandidaten für den Bachelorstudiengang Kirchenmusik 2 Kandidaten für den Masterstudiengang Kirchenmusik 8 Kandidaten für den C-intern-Kurs 4 Bewerber für den Aufbaustudiengänge 1 Kandidat für ein Jungstudium Berichte Hinzu kommen 15 Kandidaten für den C-extern Kurs. Wir sind gespannt auf die Aufnahmeprüfungstage am 24. Juni und 15. Juli. Wir möchten Ihnen von unseren Aktivitäten erzählen, liebe Freunde der Kirchenmusik! Unser neuer Newsletter informiert zukünftig regelmäßig über die aktuellen Aktivitäten im Hochschulalltag und wird per Mail zugestellt. Bitte beachten Sie auch die Rubrik News auf unserer Homepage: http://www.kirchenmusik-hochschule.org/ aktuelles/news/ An jedem Donnerstag laden wir Sie herzlich ein zu unserer Offenen Foyerzeit um 10.05 Uhr (Fünf Minuten nach Ende der 9.15 Uhr-Unterrichtseinheit). Hier können Sie mit den Lehrenden und Studierenden ins Gespräch kommen. Ein Kaffee steht bereit. Um 11.00 Uhr schließt sich für denjenigen, der noch Zeit hat, die Musik zur Marktzeit im Dom St. Martin an. Um mehr mit ehemaligen Absolventen und Mitarbeiten der Hochschule in Kontakt zu kommen, bietet sich unser Alumni-Netzwerk an. Hier können Sie sich informieren: http://www.kirchenmusikhochschule.org/ partner/alumni-ueber-uns/ Peter Höngesberg Orgelfahrt der Hochschule nach Ingelheim, Köln und Kevelaer Orgelexkursion der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg am 4. und 5. April 2016 Mit einer zweitägigen Orgelexkursion in Richtung Köln durften die Studenten der Hochschule für Kirchenmusik Rottenburg wieder einen besonderen Semesterbeginn erleben. Die erste Station war bereits die evangelische Saalkirche in Ingelheim. Diese beherbergt eine aufgekaufte und erweiterte amerikanische Aeolian-SkinnerOrgel aus dem Jahre 1930. Alleine das Größenverhältnis von 82 Registern auf 4 Manualen und Pedal zu einer nicht allzu großen Kirche mutete 53 schon amerikanisch an, dazu kommt ein äußerst orchestrales Klangbild, das in deutschen Ohren zuweilen eher den Eindruck einer Kinoorgel, als einer klassischen Kirchenorgel hinterlässt. Eine Orgel, die man als Europäer nicht alle Tage sieht! Weiter ging es nach Bonn, wo Einblicke in die renommierte Orgelbauwerkstatt Klais gewährt wurden. Neben der Werkstattführung gab es auch viele interessante Erläuterungen zu den Herausforderungen und Entwicklungen des modernen Orgelbaus. Zum Abendessen durfte erfrischendes Kölsch selbstverständlich nicht fehlen, bevor es nachts um 22 Uhr schließlich in den Kölner Dom ging. Alleine die Einmaligkeit dieses Kirchengebäudes rief viel Bewunderung hervor, bevor Domorganist Bönig schließlich seine beiden Orgeln, d.h. die große Querhausorgel von 1948 (Orgelbau Klais) und die Schwalbennestorgel im Langschiff von 1998 (ebenfalls Klais), gemeinsam vom Hauptspieltisch spielbar, vorführte. Hierbei konnte er überzeugend unter Beweis stellen, dass die Instrumente so gut miteinander harmonieren, dass es eigentlich eine Orgel an zwei Standorten ist. Der nächste Tag brachte die Gruppe nach St. Peter in Köln, das die sogenannte „Kunststation“ für zeitgenössische Kunst und Musik einschließt. Diese Kirche beherbergt eine äußerst unkonventionelle Orgel von Orgelbau Peter, die mit Hilfe von neuartigen Registern, Schlagzeug, Winddrossel, Tastenfessel, Intervallkoppel, Registerklaviatur usw. alles anderes als gewohnte Klänge erzeugt. Eine eindrückliche Vorführung konnte die Expressivität der Orgel demonstrieren, hinterließ aber sicher, wie andere Installationen der Kirche auch, einige offene Fragen zum Kunstbegriff. In ganz gewohnten charmanten Klängen dagegen konnte man zum Abschluss der Exkursion beim Besuch der Marienbasilika in Kevelaer baden. Auch die 149 Register dieser größten deutsch-romantischen Orgel von Seifert durften natürlich nicht nur ausgiebig gehört, sondern auch von den Studenten bespielt werden. Im Übrigen wurde auch die Zeit im Bus äußerst produktiv genutzt! Während der Fahrt wurde eifrig der Chorgesang für den Semestereröffnungs- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 54 gottesdienst des folgenden Tages geprobt. Hierbei erklangen u.a. Teile der kleinen Orgelsolomesse von Mozart in der Kapelle des Priesterseminars. Ein herzliches Dankeschön an die Hochschulleitung für die Ermöglichung dieser schönen und eindrücklichen Fahrt, besonders auch an Prof. Stefan Palm für die Gesamtorganisation! ◆ Weitere Institutionen Royal Academy of Music (London) ernennt die Abtei Neresheim und die Stadt Neresheim zu Ehrenmitgliedern Neresheim, London, 5. März 2016 – Die „Royal Academy of Music“, ein traditionsreiches Konservatorium mit Sitz in London, hat am gestrigen Freitag angekundigt, die Abtei Neresheim und die Stadt Neresheim in die Reihen ihrer Ehrenmitglieder aufzunehmen. Mit der Auszeichnung honoriert die Royal Academy eine 25 Jahre währende, musikalische Kooperation mit der Abtei und der Stadt. Am 4. September 2016 wird die Ehrenmitgliedschaft im Rahmen eines feierlichen Aktes im Beisein des Bürgermeisters der Stadt Neresheim, Gerd Dannenmann, sowie des Prior-Administrators des Klosters, Pater Albert Knebel, OSB, von Professor Freeman-Attwood, Präsident der Royal Academy of Music überreicht. Zu den Trägern der Ehrenmitgliedschaft, deren Zahl auf maximal 300 begrenzt ist, zählten bereits Franz Liszt und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Aktuelle Ehrenmitglieder sind unter anderem Daniel Barenboim, Chefdirigent der Staatskapelle Berlin, Sir Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, sowie die Opernsänger Cecilia Bartoli und Placido Domingo. Erstmals ernennt das Konservatorium in diesem Jahr neben Musikern, Komponisten und Dirigenten eine Abtei bzw. eine Stadt zu Ehrenmitgliedern der Academy. Pater Albert Knebel sagte zur Ehrenmitgliedschaft: „Über all die Jahre haben meine Mitbrüder und ich die Zusammenarbeit mit den Musikern der Royal Academy musikalisch und spirituell als eine große Bereicherung empfunden. Das Besondere an dieser Kooperation ist die Interpretation von kirchlicher Musik durch außergewöhnliche Nachwuchsmusiker im liturgischen Rahmen unserer klösterlichen Gottesdienste. Wir freuen uns sehr über diese besondere Ehrung.“ Gerd Dannenmann sagte: „Für die Stadt ist das eine außergewöhnliche Auszeichnung, die uns große Freude bereitet. Die jährlichen Konzerte der Royal Academy im Rahmen der klösterlichen Liturgie haben sich zu einem herausragenden Kulturereignis in der Region entwickelt.“ Das Konservatorium, die Abtei und Stadt besiegelten die Kooperation im Jahr 1991. Seitdem beherbergt das Kloster jedes Jahr für eine Woche eine Gruppe von 25 Musikstudenten, unter denen aufstrebende Opernsängern sind, in Begleitung von zwei Professoren. Das tägliche Programm der Gruppe beinhaltet Proben in den Räumlichkeiten der Abtei, die musikalische Gestaltung von täglich drei Gottesdiensten sowie Berichte öffentliche Konzerte in der Abteikirche. Das Kloster-Ensemble gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten des Spätbarock in Europa. In den vergangenen Jahren haben sich die Konzerte mit bis zu 1.000 Zuhörern zu einem festen Bestandteil im Neresheimer Kulturkalender entwickelt. Zusätzlich wurden eigens von der Royal Academy in der Klosterkirche gestaltete „Choral Vespers“ mehrfach vom SWR aufgezeichnet und im britischen Radiokanal BBC 3 in der Sendung „Choral Evensong“ ausgestrahlt. Die Stadt Neresheim ist Mitveranstalter der Konzerte und gibt jedes Jahr einen Empfang für die Royal Academy of Music. Das Londoner Konservatorium „Royal Academy of Music“ unterrichtet jährlich rund 700 Studenten aus über 50 Ländern und in 20 verschiedenen musikalischen Fachgebieten. Gegründet im Jahr 1822, gehört die Royal Academy of Music heute zur University of London. 55 10 Gebote für den kirchlichen Volksgesang 1. Höre aufmerksam auf das Vorspiel, es soll dich mit dem Liede bekannt machen und dir den Grad der Schnelligkeit angeben, in dem das Lied gesungen werden soll. 2. Hast du die Melodie erfaßt, dann summe oder brumme nicht während des Vorspiels mit, das stört den Gottesdienst. 3. Setze gleich zu Beginn des Liedes mit ein, damit ein geschlossener Anfang erzielt wird. 4. Lasse dich während des Gesanges von der Orgel führen und gib nicht jeder Silbe und jedem Melodieton doppelte Länge, da dadurch der Volksgesang unschön und träge wird. 5. Singe mit natürlicher Stimme, d.h. nicht aus vollem Halse schreien. Die Abtei Neresheim ist ein Benediktinerkloster in der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Baden-Württemberg und Mitglied der Beuroner Kongregation. 6. Singe nicht die 2. Stimme mit, denn diese Stegreifkomposition harmoniert selten mit der Orgelbegleitung. Liebst du mehrstimmiges Singen, so melde dich zum Kirchenchor. • Die Royal Academy of Music finden Sie im Internet unter: https://www.ram.ac.uk/ 7. Bringe zur Singmesse und Andacht ein Diözesangesangbuch mit, damit du auch die 2. und 3. Strophe der Lieder mitsingen kannst. • Eine Übersicht zu den im Jahr 2016 verliehenen Auszeichnungen, darunter die Ehrenmitgliedschaften („Honorary Member of the Royal Academy of Music“): https://www.ram.ac.uk/ about-us/news/2016-honoursare-announced 8. Höre bei den Einheitsliedern auf den Gesang der Schulkinder, denn in Text und Melodie weichen diese oft von den bisherigen Liedern ab. • Die vollständige Liste der aktuellen Ehrenmitglieder:https://www.ram. ac.uk/public/uploads/documents/ be29ec_hon-ram.pdf 9. Brumme nicht mit, wenn bei besonderen Anlässen der Chor dir bekannte Weisen singt. 10. Begehre nicht, daß nur deine Lieblingslieder gespielt werden, andere haben auch solche. Quelle: Festschrift zur Einweihung der neuen Orgel in der St. Michaelskirche Saarbrücken (St. Johann) am 4. Oktober 1925, erbaut von der Firma Hoforgelbaumeister Gebr. Späth in Ennetach-Mengen Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 DIE ORGEL 56 Orgelbaumaßnahmen Ausgestellte Genehmigungen im Jahr 2015 Orgelneubauten Rottweil, Ruhe-Christi-Kirche Oppenweiler, St. Stephanus Klais Trefz Restaurierungen, Renovierungen Reinigungen, Erweiterungen, Umbauten Metzingen-Riederich, St. Johannes Grüble Oberstotzingen, St. Martinus Banzhaf Tuttlingen, St. Gallus H. Weber Calw, St. Josef Wiedenmann Eglingen, St. Martinus Banzhaf Weilheim an der Teck, St. Franziskus Stehle Böhmenkirch, St. Hippolyt Wiedenmann Altbach, Heilig Kreuz Schmutz Reichenbach im Täle, St. Pantaleon Wiedenmann Erbstetten, St. Stephanus Link Tomerdingen, Mariä Himmelfahrt Wiedenmann Ailingen, St. Johannes Baptist Freiburger Orgelbau Eglofs, St. Martinus Pferdt Arnach, St. Ulrich Pferdt Ulm – Donaustetten, St. Laurentius Stehle Markelsheim, St. Kilian Scharfe Murrhardt, St. Maria Mauch Sindelfingen, St. Joseph Plum/Lieb Aitrach, St. Gordianus und Epimachus J.Maier Freudenstadt, Christi Verklärung Rieger Durchhausen, Zu den Hl. Engeln Stehle Kehlen – Meckenbeuren, St. Verena Wiedenmann Schmalegg, St.Nikolaus Link Geislingen, St. Johannes Wiedenmann Bettenhausen, Filial-KG St.Konrad Link Stetten, St. Stephanus Wiedenmann Haslach, St. Peter in Ketten H.Weber Essingen, Zum Heiligsten Herzen Jesu Scharfe Eggmannsried, St. Jakobus Wiedenmann Mössingen, Mariä Himmelfahrt Fischer+Krämer Bad Buchau-Kappel, St. Peter und Paul Mönch Bad Waldsee, St. Petrus Wiedenmann Aufstellung einer gebrauchten Orgel Stuttgart-Rohracker/Hedelfingen, St. Markus Münchingen, St. Joseph Lauffen-Neckarwestheim, St. Josef Neuhausen ob Eck, St. Michael Lieb Lieb Rensch Stehle Die Orgel Orgelpflegeverträge Hiermit werden die durch Erlass Nr. 1621 (KABl. 5/2011) am 10.3.2011 letztmals erhöhten Richtsätze für die Pflege und Stimmung von Orgeln mit Wirkung vom 1.12.2015 erhöht: 57 Deutschen Stiftung Denkmalschutz / Lotto BW bekunden die erfolgreiche Restaurierung der Holzhey-Orgel in Obermarchtal. I. Für eine Wartung mit Hauptstimmung: a) Grundpreis 150,00 € (zuzügl. MWSt.) b) Zuschlag je Register 29,00 € (zuzügl. MWSt.) Zuschläge für mehrchörige Register werden wie folgt berechnet: 1- bis 2-chörig einfach 3- bis 4-chörig zweifach 4- bis 6-chörig dreifach. II. Für eine Wartung mit Teilstimmung: a) Grundpreis 150,00 € (zuzügl. MWSt.) b) Zuschlag je Register 14,50 € (zuzügl. MWSt.) III. Teilstimmungen, die auf Anforderung der Kirchengemeinde zusätzlich erfolgen, werden nach Aufwand abgerechnet. Voraussetzung für diese Richtsätze ist, dass die Kirchengemeinde dem Orgelbauer während seiner Arbeit einen Tastenhalter zur Verfügung stellt und dass in den genannten Sätzen alle Unkosten der Orgelbaufirma (auch Fahrtkosten und Verpflegung) inbegriffen sind. Zum Vertragsabschluß soll das diözesaneigene Formular verwendet und dem Bischöflichen Ordinariat in dreifacher Ausfertigung zur Genehmigung vorgelegt werden. Das Formular „Orgelpflegevertrag“ steht auf der Homepage des Amts für Kirchenmusik als PDF-Datei zum Ausdruck bereit. http://www.amt-fuer-kirchenmusik.de/ordnungen_bereich_orgel.htm Stellt eine Orgelbaufirma abweichende Bedingungen, so bedarf dies einer Begründung (siehe o.g. Formular § 9) und der besonderen Genehmigung des Bischöflichen Ordinariates. 30.Oktober 2015 Dr. Clemens Stroppel, Generalvikar v. l. Wolfgang Meinhardt (dt. Stift. Denkmalschutz), Prof. Dr. Hans Schnieders (stellvertretender Leiter des Amts für Kirchenmusik), Frank Ackermann (Lotto BW) Die Restaurierung der Holzhey-Orgel im Münster zu Obermarchtal wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz/Lotto BW mit einem Betrag von 150.000 € gefördert. Am 3. Februar 2016 überreichten deren Vertreter Wolfgang Meinhardt und Frank Ackermann eine entsprechende Bronzeplakette, die den erfolgreichen Restaurierungsabschluss bekundet. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 58 ◆ Münchingen, St. Joseph Gebrauchtorgelkauf Filmhinweis Regisseur Philipp Fussenegger hat für seine Abschlussarbeit an der Filmhochschule Köln den Film „Henry - ein musikalischer Befreiungsschlag eines Besessenen“ gedreht, bei dem die Orgel eine wesentliche Rolle spielt. Orgelbau Friedrich Lieb, BietigheimBissingen Orgelsachsachverständiger Michael Saum, Heilbronn Erbauerfirma: Orgelbau Wiedenmann, II/25+P, Baujahr 1992 Ehemaliger Standort: St. Paulus, Stuttgart-Rohracker (Kirche mittlerweile Eigentum der syrisch-ortodoxe Kirchengemeinde) Manual I Hauptwerk C-g3 1. Bourdon 2. Principal 3. Gedeckt 4. Octave 5. Koppelflöte 6. Nasard 7. Waldflöte 8. Terz 9. Mixtur IV 10. Trompete Tremulant 16’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2 2/3’ 2’ 1 3/5’ 2’ 8’ Manual II Schwellwerk C-g3 11. Rohrflöte 12. Salicional 13. Schwebung 14. Principal 15. Spitzflöte 16. Octave 17. Larigot 18. Cimbel IV 19. Hautbois Tremulant 8’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ . 1 1/3’ 1’ 8’ Pedalwerk C-f1 20.Subbass 21. Octavbass 22. Gedeckt 23. Choralbass 24. Posaune 25. Trompetbass 16’ 8’ 8’ 4’ 16’ 8’ Es ist die Geschichte von zwei jungen, begabten Kindern, die sich auf einem Musikinternat begegnen und unausweichlich zu Rivalen werden. Der musisch begabte, aber sozial gehemmte Henry (14) kommt zum neuen Schuljahr an ein privates Musikinternat. Unerwartet entdeckt er dort seine Faszination für das Orgelspiel. Das Instrument bietet ihm Zuflucht vor den Hänseleien seiner Mitschüler. Seine Lehrerin, Frau Schmidt, erkennt Henrys Talent. Ihr steigendes Interesse für Henry verschlimmert allerdings seine Lage bei seinen Zimmerkameraden. Erik (14), Mik (14) und Sebastian (13) setzen alles daran, um Henry die Hölle auf Erden zu bereiten. Trailer: http://www.fffyeah.com/2014/ 12/henry-teaser-nr1/ Weitere Videos zum Film unter http://www.fffyeah.com/ category/fff/ Drehort: St. Blasien. Musik: Dominik Susteck. Mitwirkender Chor: collegium iuvenum Knabenchor Stuttgart Die Orgel 59 ◆ Weilheim/Teck, St. Franziskus Erweiterung Hauptwerk Bourdon Prinzipal Holzgedeckt Oktave Blockflöte Doublette Mixtur 4f. Trompete Schwellwerk Koppelflöte Salizional Schwebung Rohrflöte Sesquialtera Prinzipal Larigot Schalmey Tremulant Stehle- Orgelbau GmbH, Haigerloch-Bittelbronn Orgelsachsachberatung Prof. Wolfram Rehfeldt, Rottenburg Pedalwerk Offenbaß Bourdon Gedecktbaß Choralbaß Trompete 16’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ 1 1/3’ 8’ 8’ 8’ 8’ (neu dazugebaut) 4’ 2 2/3’ 2’ 1 1/3’ 8’ 16’ (neu dazugebaut) 16’ (als Wechselschleife mit HW) 8’ (neu dazugebaut) 4’ 8‘ (TR) Normalkoppeln, mechanische Spiel- und Registertraktur Orgelmusik-Radioführer Wer gerne Orgelmusik hört und ein Faible für das Instrument Orgel hat, darf sich über den Orgelmusikführer freuen, welcher auf entsprechende Sendungen in Funk und Fernsehen verweist. Er findet sich auf der Homepage der „Gesellschaft der Orgelfreunde“ (GDO) www.gdo.de/aktuelles/ orgelmusik-radiofuehrer.html Erfasst werden Radio- und Fernsehsendungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz, ferner auch in Auswahl Internet-Radiostationen, soweit sie eine Programmvorschau zur Verfügung stellen. Ergänzt wird dieses Angebot durch gelegentliche Sender-Porträts und weiterführende Links zu einzelnen Sendungen. Die Programmvorschau wird wöchentlich aktualisiert. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 60 ◆ Frommern, St. Paulus Orgelneubau Hauptwerk C-a3 Bourdon Principal Gedecktflöte Octave Koppelflöte Superoctave Mixtur 4f. Schwellwerk C-a3 Rohrflöte Salicional Vox coelestis Fugara Traversflöte Nasard Waldflöte Terz Larigot Trompete Tremulant Pedal C-f 1 Subbass Octavbass Gedecktbass Choralbass 16’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2’ 1 1/3’ 8’ 8’ 8’ 4’ 4’ 2 2/3’ 2’ 1 3/5’ 1 1/3’ 8’ 16’ 8’ 8’ (Transmission) 4’ (Transmission) Normalkoppeln sowie II/I 16’ und II/P 4’ (mechanisch) Elektron. Setzer Orgelbau Vleugels GmbH, Hardheim Orgelsachsachberatung Prof. Wolfram Rehfeldt, Rottenburg Die Orgel 61 ◆ Neckartenzlingen, St. Paulus Orgelneubau Hauptwerk C-g3 Prinzipal 8‘ Gedecktflöte 8‘ Oktave 4‘ Copula 4‘ Superoktave 2‘ Mixtur 4f 1 1/3‘ Trompete 8‘ Tremulant Schwellwerk C-g3 Rohrflöte 8‘ Salizional 8‘ Schwebung 8‘ Fugara 4‘ Traversflöte Quinte 2 2/3‘ Blockflöte 2‘ Terz 1 3/5‘ Oboe 8‘ Tremulant Pedalwerk C-f 1 Subbaß 16’ Violon 8’ Gedecktbaß 8’ Tr Choralbaß 4’ Tr 4‘ vorbereitete Leerschleife für Zunge 8‘ Mechanische Spiel- und Registertraktur Koppeln II/I I/P II/P II/P 4‘ ( II/I 16‘ II/II 16‘ elektrisch) Besonderheit: Überwiegend alte Pfeifen unterschiedlicher Herkunft, die intonatorisch gut aufeinander abgestimmt wurden. Warmer Klang. Gehäuse aus Preisgründen in einfachster Konstruktion mit gestrichenen Tischlerplatten. Front teils massiv Eiche, teils furnierte Eiche. Erbauer: Orgelbauwerkstatt Klaus Grüble, Kerpen Orgelsachverständiger: Prof. Wolfram Rehfeldt, Rottenburg Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 62 ◆ Rottweil, Ruhe Christi Kirche Orgelneubau Disposition MANUALE*, C-g’’’ 1 Trompete (II/P**) 8’ 2 Mixtur (I 4fach***/I 3fach) 1 1/3’ 3 Octav (II/I) 2’ 4 Octav (II/I) 4’ 5 Principal (II/I) 8’ 6 Viola da Gamba (II/I) 8’ 7 Quintatön (II/I) 8’ 8 Traverse (II/I) 8’ 9 Gedackt (P/I**) 8’ (C-H gemeinsam mit Reg. 8) 10 Hohlflöte (II/I) 4’ 11 Nasat (II/I) 2 2/3’ 12 Flöte (II/I) 2’ 13 Terz (II/I) 1 3/5’ 14 Tremulant PEDAL, C-f ’ 15 Subbass 16’ 16 Octavbass 8’ (C-A gemeinsam mit Reg. 5) 17 Fagott 16’ KOPPELN I/P - II/P - II/I - II16’/I * mit Wechselschleifen: Die Manualzugehörigkeit ist in Klammern angegeben. (Hebel links/Hebel rechts) Mitte = Register aus ** Wechselschleife zwischen Manual und Pedal *** mit Terzchor C-h°: 1/3/5’, ab c’: 3 1/5’ Orgelbau Klais, Bonn Intonation: Andreas Saage Zuständiger Orgelsachverständiger: KMD Karl Echle Orgelweihe am 9. April 2016 Die Orgel 63 ◆ Diebach, St. Joseph Restaurierung Disposition Manual C-c3 Coppel 8’ größtenteils original erhalten, Seiten und Boden aus Tannenholz, Deckel (Labienseite) aus Eiche Principal 4’ C-G aus Eichenholz (C-Fs original), Gs-d“ Prospektpfeifen SnPb (Kerssenbrock ca. 1970), Diskantpfeifen SnPb sind original erhalten Floete 4’ größtenteils original erhalten, aus Fichten- und Obstholz Octave 2’ SnPb, größtenteils original erhalten Quinte 1 1/3’ Sn Pb, größtenteils original erhalten Superoctave l‘ SnPb, rekonstruiert Mixtur 2f. l’ Sn Pb, größtenteils original erhalten (Repetition: C1’+2/3’, c’ 4’+2 2/3’) Pedal C-c0 (historisch, aber später angebaut) Octavbaß 8’ größtenteils original erhalten, aus Fichtenholz Orgelbau: Richard Rensch Orgelsachverständige: KMD Michael Saum, Matthias Ankenbrand Orgelweihe: 19. März 2016 Diebacher Orgelgeschichte von Diakon Matthias Ankenbrand Eine der ältesten Orgeln des Landes, vielleicht sogar die älteste Dorforgel Baden-Württembergs. Solche Aussagen kann man über das Diebacher Örgele treffen. Wenn es um präzisere Aussagen geht, kommt man freilich bald in den Bereich der Vermutungen. Teilweise braucht es regelrecht kriminalistischen Spürsinn, um der Geschichte der Orgel auf die Spur zu kommen. Im Inneren der Orgel findet sich verstekkt ein handschriftlicher Zettel, auf dem man Folgendes lesen kann: „Dies Orgelwerk ist von der wohllöblichen Gemeinde in Diebach angekauft und von dem Orgelmacher Metzler von Comburg repariert und aufgestellt worden, den 16. Oktober 1810 und ist in der Kirche von Unterhambach gestanden“. Mit Sicherheit war es der Schwäbisch Haller Orgelbauer Metzler selbst, der den Zettel eingeklebt hat. Zum Glück, denn er bringt uns auf die richtige Spur zur Herkunft der Orgel. Im Öhringer Dialekt ist mit Unterhambach Unterheimbach (Gemeinde Bretzfeld) gemeint. In der evangelischen Kirche von Unterheimbach war unsere Orgel vor 1810 Bestandteil der Altarwand, die sie nach oben hin bekrönte. Über den Bau bzw. Erbauer der Orgel fanden sich bislang Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 64 keine Informationen. Allerdings wird im Zusammenhang mit dem Neubau der Unterheimbacher Kirche im Jahr 1757 vermerkt, dass die alte Orgel wieder aufgestellt wurde. Dies beweist, dass sie älter sein muss. Umgesetzt wurde sie von Philipp Heinrich Hasenmaier (17001783), Hoforgelbauer in Kirchberg/Jagst. Wahrscheinlich wurde die Orgel in diesem Zusammenhang um die zwölf Töne des eigenständigen 8’-Pedals und um die hölzerne 4 ‘-Flöte erweitert. bälge, die im Übrigen außergewöhnlich groß sind. Nach langen Jahren des Dienstes und zwischenzeitlich kleineren Überholungsarbeiten wurde die Orgel schließlich im Jahr 1971 durch Orgelbaumeister Hubertus von Kerssenbrock aus Grünwald bei München restauriert. Nach heutigen Maßstäben war diese Maßnahme sehr ungenügend, da sie mit Verlusten an Originalsubstanz einherging. Wer heute in die Unterheimbacher Kirche kommt, findet eine leere Empore über dem Altar vor. Dort stand bis 1810 die Diebacher Orgel. Die Diebacher hatten in ihrer Kirche vor 1810 mit Sicherheit keine Orgel. Nachdem sie aber offensichtlich Lust auf Orgelklänge bekommen hatten, machten sie sich auf die Suche. Wie aber kamen sie darauf, eine schätzungsweise hundertjährige Orgel aus einer evangelischen Kirche zu kaufen? Wahrscheinlich kam der Kontakt nach Unterheimbach über den dortigen Patronatsherr zustande, den katholischen Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein. Eine günstige funktionstüchtige Orgel war in Unterheimbach zu haben, die von den Maßen her gut in die eigene Kirche passte und so griff man zu. Offensichtlich war es kein Fehlkauf, denn nach über 200 weiteren Jahren tut das Instrument immer noch seinen Dienst! Für die „neue“ Orgel wurde in Diebach eigens die Empore links ins Kirchenschiff erweitert, ein Zustand, an den sich die älteren Diebacher noch gut erinnern. Ursprünglich hatte die Orgel übrigens Flügeltüren, durch die sie wie ein Schrank verschlossen werden konnte. Leider sind diese nicht mehr erhalten. Wie bereits erwähnt, ist bislang nichts zum Bau der Orgel bekannt. Der Schreiber dieser Zeilen hat mehrere Beobachtungen am Instrument zu einer Theorie verbunden. Vielleicht lässt sie sich irgendwann beweisen. Im Jahr 1858 waren die Blasebälge der Orgel offensichtlich so marode, dass eine neue Balganlage angeschafft wurde. Diese stand wie zuvor auf dem Dachboden über der Orgel und wurde unten über Zugstangen bzw. –seile neben der Orgel getreten. Von den ersten Blasebälgen sind noch einige Überreste erhalten. Die beiden Bälge von 1858 wurden jetzt liebevoll restauriert und sind wieder in Betrieb. Ihre Konstruktion ist einzigartig: Es sind parallel aufgehende Span- Ausgangspunkt ist die Ornamentik am Orgelgehäuse. Es ähnelt zum einen jener der MetzeniusOrgel von 1702 in Kirchberg Lendsiedel. Zum anderen ist da der charakteristische Zahnfries mit abwechselnden Recht- und Dreiecken unterhalb des Abschlussgesimses. Dieses Ornament kommt genauso auch am Gehäuse der SchmahlOrgel von 1701 in Lauffen am Neckar vor - und sonst an keiner bekannten Orgel im württembergischen Raum. Gleichwohl wurde dadurch erreicht, dass das kostbare Instrument bis in unsere Zeit hinübergerettet wurde. Tatsache ist, dass gerade in Württemberg Orgeln des 18. Jahrhunderts so gut wie keine Überlebenschance hatten. Die meisten wurden im Zuge des Wirtschaftsaufschwungs bereits im 19. Jahrhundert durch modernere Neubauten ersetzt. Auch diese Nachfolge-Orgeln wurden oft genug im 20. Jahrhundert erneut zugunsten von Neubauten vernichtet. Es musste ein kleines Dorf wie Diebach sein, wo nie große Ansprüche hin zu einer neuen, modernen Orgel bestanden, damit ein solch barockes Kleinod erhalten bleiben konnte. Heute eine einzigartige Kostbarkeit! Eine Theorie zum Bau der Orgel Die Orgel 65 Johann Michael Schmahl Lauffen Schmahl-Orgel Diebach Der Unterzeichner glaubt, eine Verbindung zwischen Metzenius und Schmahl herstellen zu können. Der eher unbekannte und keinen guten Ruf genießende Orgelbauer Otto Reinhard Metzenius (1667-1743) siedelte sich um 1704 in Neuenstein an, wo er die Stadtkirchenorgel zu bauen hatte. Allerdings verschwand er schon 1706 von dort, um einem Strafverfahren wegen „Adulterie“ (Unzucht) zuvorzukommen. In seiner Werkstatt ließ er ein „ohnausgefertigtes“, also unvollendetes, Orgelpositiv zurück. Die Gemeinde Neuenstein plante 1711, dieses Instrument vom Heilbronner Orgelbauer Johann Michael Schmahl (1654-1725) fertig stellen zu lassen, um es anschließend meistbietend zu verkaufen. Hier verliert sich die Spur, ein Verkauf der fertiggesteIlten Orgel ins nahe gelegene Unterheimbach und somit die Identifikation mit der Diebacher Orgel wäre aber durchaus denkbar. Für diese Theorie könnte auch sprechen, dass sich mehrere „Handschriften“ schon an der Grundsubstanz der Orgel zeigen. Beispielsweise wollen Gehäuse und die Windlade nicht recht zusammen passen und scheinen unterschiedlicher Herkunft zu sein. Würde sich die obige Vermutung als wahr herausstellen, hätten wir eine dreihundert Jahre alte Orgel vor uns, mit der sich die Namen der meisten nordwürttembergischen Orgelbauer des Barock verbinden ließen: Metzenius - Schmahl - Hasenmeier - Metzler. Ließe sich der Nachweis nicht bringen, so stände doch außer Frage, dass es sich um eine der ältesten erhaltenen Orgeln des Landes handelt. Vieles spricht dafür, dass das Instrument aus der Heilbronner Schmahl-Werkstatt nach Unterheimbach kam. Johann Michael Schmahl war der Stammvater einer später weitverzweigten Orgelmacherdynastie. Als Sohn eines Zimmermanns wurde er 1654 in Sachsen geboren. Aus der gleichen Gegend stammte auch Paulus Prescher, der in Nördlingen eine bedeutende Orgelbauwerkstatt betrieb. Zu Ihm kam Johann Michael Schmahl in die Lehre. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Gehäuse aus der Prescher- und Schmahl-Werkstatt sehr ähneln. 1685 baut Schmahl seine erste Orgel für Steinheim / Murr, wo er sich auch niederlässt. Er „verfertigt das Orgelwerkle in so leidigem Lohn“, dass ihm das sog. „Bürgergeld“ erlassen wird. Bald gilt er als angesehener Bürger und heiratet die Tochter des Bürgermeisters. Aber schon 1693 wird Steinheim beim Franzoseneinfall gebrandschatzt und verwüstet. Schmahl kommt um Hab und Gut und lässt sich im stark befestigten Heilbronn nieder. Auch hier bringt er es zu großem Ansehen und baut zahlreiche Orgeln im Unterland, von denen einige prachtvolle Gehäuse erhalten sind. Auch die frühere Orgel der Ingelfinger Nikolauskirche stammte von ihm! 1725 stirbt Johann Michael Schmahl in Heilbonn als „kunstberühmter Orgelmacher“ im Alter von 71 Jahren. Über seine Söhne kommt die Schmahl’sche Orgelkunst nach Sachsen, Ulm und in die Oberpfalz. Dass so gut wie keine Unterlagen über Schmahl erhalten sind, hat einen tragischen Grund: Sie sind bei der Zerstörung Heilbronns am 4. Dezember 1944 im städtischen Archiv mit untergegangen. Das einzig erhaltene klingende Orgelwerk von Johann Michael Schmahl hat sich mutmaßlich in Diebach erhalten. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 66 ■ Glocken Beate Schmid Wenn die Glock soll auferstehen, muss die Form in Stücke gehen… Die bisher älteste Glockengussgrube Baden-Württembergs in der Rottenburger Sülchenkirche G LO C K E N Profil durch die Glockengussgrube (von Osten). ❶ Friedrich Schillers „Lied von der Glocke“, aus dem die Überschrift stammt, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Wenig bekannt sind dagegen die relativ seltenen archäologischen Befunde zu mittelalterlichen Glockengussgruben. Eine solche wurde 2014 in der Rottenburger Sülchenkirche ausgegraben. Anlass für die archäologische Untersuchung in der Sülchenkirche war die geplante Sanierung und Erweiterung der 1868/69 in der spätgotischen Friedhofskapelle eingerichteten bischöflichen Gruft. Nach einer Voruntersuchung 2012 folgte von Februar 2013 bis April 2015 die Ausgrabung fast der gesamten Grundfläche des Gebäudes. Dabei wurden Fundamente und Fußböden eines romanischen Vorgängerbaus, der seinerseits eine vorromanische Kirche gleichen Ausmaßes ablöste, sowie einer kleinen frühmittelalterlichen Steinkirche und eines noch älteren Pfostenbaus erfasst. Ebenfalls ausgegraben wurden die zu den verschiedenen Kirchenbauten gehörigen Bestattungen und ein Teil des merowingerzeitlichen Reihengräberfeldes, über dem die älteste Kirche errichtet worden war (Abb. 3). Die Nordwestecke der frühmittelalterlichen Steinkirche wurde von der jüngeren Glockengussgrube gestört. Diese bestand aus einem ovalen Mittelteil von ca. 1,4 m Breite, der so genannten Dammgrube als Unterbau des Formofens, mit zwei nach Westen und Osten ausgreifenden „Zungen“ der etwa 4 m langen Feuergasse. Unter dem Formofen war die Feuergasse seitlich partiell Glocken 67 mit Kalkbruchsteinen ausgekleidet; auf der Sohle der Dammgrube befanden sich vier Sockel aus Kalkbruchsteinen, die die Glockenform trugen. Diese formalen Details ermöglichten sowohl die Interpretation als Glockengussgrube als auch eine vorläufige grobe Datierung in das Hochmittelalter (Abb. 1;2). Auf der Sohle der Dammgrube hatte sich der verziegelte untere Rand des Gusskerns aus Lehm erhalten, sodass die hier hergestellte Glocke als Theophilus- oder Bienenkorbglocke mit einem Randdurchmesser von knapp 90 cm rekonstruiert werden konnte. Damit steht sie der 1038 gegossenen so genannten Lullus-Glocke aus der Bad Hersfelder Stiftskirche nahe. Analog zu deren Proportionen kann die Höhe der Glocke für die Sülchenkirche auf circa 90 cm und ihr Gewicht auf 900 kg geschätzt werden. Die Glockenform selbst wurde bei Entnahme der gegossenen Glocke zerbrochen. Ihre Bruchstücke aus verziegeltem Lehm, zum Teil mit Anhaftungen aus Buntmetall, sowie Holzkohlestücke fanden sich als Verfüllmaterial in Feuergasse und Dammgrube. Das umgebende Erdreich war durch die beim Guss entstehende Hitze stark angeziegelt. Die Glockengussgrube konnte allein aufgrund ihrer stratigraphischen Position nicht eindeutig der vorromanischen oder der romanischen Kirche zugewiesen werden, doch erbrachte die 14C-Analyse der Holzkohle ein klares Ergebnis: Die Glockengussgrube war mit hoher Wahrscheinlichkeit im Zeitraum zwischen 995 und 1034 n. Chr. in Betrieb und stellt damit den bis- Glockengussgrube während der Ausgrabung (von Westen). ❷ her ältesten, sicher datierten archäologischen Nachweis einer Glockengussgrube in BadenWürttemberg dar. Mit dieser Datierung konnte die hier hergestellte Glocke der vorromanischen Kirche zugeordnet werden, einer dreischiffigen Pfeilerbasilika mit Dreiapsidenchor. Gleichzeitig steht damit fest, dass der Bau der vorromanischen Kirche im frühen 11. Jahrhundert weit fortgeschritten war. Außerdem erlaubt die Ausstattung mit einer Glocke dieser Größe und mit diesem Gewicht die Schlussfolgerung, dass die Kirche zumindest einen Turm gehabt haben muss, obwohl ein solcher im untersuchten Bereich nicht nachgewiesen werden konnte. Denkbar wäre eine Position ❸ Vorläufiger Bauphasenplan der Sülchenkirche mit Glockengussgrube (siehe Kreis). Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 68 des Turmes über einer (oder beiden?) Nebenapside(n) oder als Westturm oder Campanile im heutigen Friedhofsbereich. Für die Zeit kurz nach 1000 stellte die rund 32 m lange und 16 m breite Basilika ein beachtliches Bauwerk dar, dessen Bauform und Dimensionen allein mit der Funktion als Pfarrkirche für die Siedlung Sülchen kaum zu erklären wären. Damals hatte Sülchen allerdings einen besonderen Stellenwert: 1007 wird ein Sülchgaugraf Hesso urkundlich erwähnt, der bzw. dessen namensgleicher Nachfolger bis 1057 das Königsgut in Sülchen verwaltete und anscheinend auch seinen Hauptsitz in Sülchen innehatte. Einer dieser Hessonen dürfte den Bau der repräsentativen Kirche veranlasst haben. Literatur: Sonja König: Untersuchungen zur Gusstechnik mittelalterlicher und neuzeitlicher Glocken aufgrund archäologischer Befunde in Europa, in: Ralph Röber (Hrsg.): Mittelalterliche Öfen und Feuerungsanlagen. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg, Band 62 (Stuttgart 2002), S. 143-163 (mit weiteren Literaturangaben). 14C-Datierung: Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH, Mannheim. Bildnachweis 1: Ernst Rümmele, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungpräsidium Stuttgart, Referat 84.2 (Fachbereich Mittelalterarchäologie), Dienstsitz Tübingen Bildnachweis 2: Ernst Rümmele, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungpräsidium Stuttgart, Referat 84.2 (Fachbereich Mittelalterarchäologie), Dienstsitz Tübingen Bildnachweis 3: Ernst Rümmele, Landesamt für Denkmalpflege im A1:C4 Stuttgart, Referat 84.2 (Fachbereich Mittelalterarchäologie), Dienstsitz Tübingen Quelle: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 44/4, 2015, 256 f. G LO SSA R 14C-Analyse: Verfahren zur radiometrischen Datierung kohlenstoffhaltigen Materials, entwickelt von Willard Frank Libby. In abgestorbenen Organismen wird der Anteil an radioaktiven 14C-Atomen abgebaut, während er bei lebenden Organismen gleich bleibt. Über den restlichen Anteil dieses Atoms lässt sich deshalb das Sterbedatum eines Organismus berechnen. Dreiapsidenchor: Chor eines dreischiffigen Langhauses mit einer größeren Mittelapsis und zwei kleineren Seitenapsiden mit halbkreisförmigen Abschlüssen. Lullus-Glocke: Die 1038 gegossene Lullusglocke im Katharinenturm der Stiftsruine in Bad Hersfeld wiegt bei einem Durchmesser von 112 cm rund 1000 kg. Sie ist eine der ältesten Glocken weltweit; in Deutschland ist lediglich die kleine Glocke von Haithabu, die um 950 n. Chr. gegossen wurde, noch älter. Merowingerzeit: Übergangsphase von der Spätantike zum Frühmittelalter (ca. 400-750 n. Chr.), benannt nach dem ältesten Königsgeschlecht der Franken. Pfeilerbasilika: Kirchenbau mit hohem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen, wobei der obere Teil des Mittelschiffs nicht auf Säulen (mit rundem Querschnitt), sondern auf Pfeilern (mit rechteckigem Querschnitt) ruht. Glocken / Personalia 69 ■ Personalia Nicole Höfle Christian Weiherer wird neuer Domkapellmeister in St. Eberhard Ein Könner mit Leidenschaft wird Nachfolger von Martin Dücker persönliches… Der 44-jährige Chordirektor und Dekanatskirchenmusiker Christian Weiherer aus Memmingen tritt am 1. September die Nachfolge von Domkapellmeister und Kirchenmusikdirektor Martin Dükker an. Dücker wird sich nach 23 Jahren in Stuttgart in den Ruhestand verabschieden. Christian Weiherer freut sich auf seine neue Aufgabe: „Stuttgart hat mich beeindruckt.“ Christian Weiherer hat in Regensburg und Detmold katholische Kirchenmusik studiert sowie das Konzertexamen im Fach Orgel abgelegt. Der Preisträger bei mehreren Musikwettbewerben und Stipendiat des Deutschen Musikrates übernahm 1998 die Leitung der Kirchenmusik an der Stadtpfarrkirche St. Josef in Memmingen sowie das Amt des Dekanatskirchenmusikers für das Dekanat Memmingen. Zudem hat sich Weiherer in der Ausbildung der Kirchenmusiker der Diözese Augsburg engagiert. Von 2001 bis 2007 war er Lehrbeauftragter für liturgisches Orgelspiel und Improvisation an der Hochschule für Musik in Augsburg. Sein Kommentar zu der Wahl in Stuttgart lautet: „ Dankbar schließe ich in meinem Leben eine Tür und darf eine neue öffnen. Mit großer Freude blicke ich einer spannenden Aufgabe entgegen.“ Stadtdekan Christian Hermes, der die Findungskommission leitete, ist überzeugt, mit Weiherer den richtigen gefunden zu haben: „Er hat uns mit seiner musikpädagogischen und instrumentalen Kompetenz ebenso beeindruckt wie mit seiner ansteckenden Leidenschaft für die Kirchenmusik, seinen kreativen Ideen, seiner Erfahrung und seiner Persönlichkeit. Wir haben einen Könner mit großer Leidenschaft für geistliche Musik gefunden.“ Auch der scheidende Domkapellmeister Martin Dücker freut sich: „Das ist eine glückliche Wahl.“ Der Domkapellmeister ist der künstlerische und organisatorische Leiter der Dommusik an der Konkathedrale der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit über 300 Sängerinnen und Sängern. Die Mädchenkantorei, die Schola Gregoriana und der Domchor stehen unter seiner Leitung. Im Team wird Christian Weiherer mit Domkantorin Lydia Schimmer als Leiterin der Domkapelle sowie dem Domorganisten und Kirchenmusikdirektor Johannes Mayr die Kirchenmusik und das Konzertleben an der Domkirche der Landeshauptstadt Stuttgart gestalten. Die Chöre und die Domkapelle begleiten die Gottesdienste an den Sonn- und Feiertagen in St. Eberhard musikalisch. Zudem bieten die katholischen Kirchenmusiker Konzertreihen wie die „Musica Poetica“ oder die „Musik am Mittag“, zu der samstags nach dem Mittagsläuten in die Domkirche geladen wird. Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 70 der Erzdiözese Freiburg die Fächer Orgel und deutschen Liturgiegesang. Nicole Höfle Lydia Schimmer zur Domkantorin in Stuttgart berufen Die Kirchenmusikerin Lydia Schimmer wird am 1. September mit ihrer neuen Arbeit beginnen. Die 33-jährige Lydia Schimmer hat viel vorzuweisen, darunter bereits im Jugendalter mehrere Preise bei Wettbewerben wie „Jugend musiziert“. Ihr Studium der Kirchenmusik und Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Orgel an der Musikhochschule Stuttgart schloss sie ebenso mit Bravour ab wie die Masterprüfung in katholischer Kirchenmusik mit den Hauptfächern Orgel, Orgelimprovisation, Chor- und Orchesterleitung. Während ihres Studiums war die gebürtige Offenburgerin Stipendiatin der Musikerförderung der Bischöflichen Studienstiftung Cusanuswerk, der Begabtenförderung der Deutschen Bischofskonferenz. Nachdem sie von 2006 bis 2007 am Conservatoire in Paris studiert hat, hat sie dorthin bis heute gute Beziehungen: Für 2018 ist sie bereits zu einem Orgelkonzert an der Pariser Kathedrale Notre Dame eingeladen. Seit 1998 ist Lydia Schimmer als Organistin tätig. Unter anderem versah sie während ihrer Studienzeit auch an verschiedenen katholischen und evangelischen Kirchen in Stuttgarter und der Region Organistendienste. Sie leitete verschiedene Kinder- und Erwachsenenchöre, so 2008 bis 2011 den ökumenischen Ulrichschor Stuttgart-Fasanenhof. 2011 wechselte sie als Elternzeitvertretung auf das Bezirks- und Münsterkantorat in Villingen, von wo sie 2012 als Kantorin in die Seelsorgeeinheit Nördlicher Kaiserstuhl mit Sitz in Endingen berufen wurde. Dort leitete sie in den vergangenen vier Jahren die Kirchenmusik und unterrichtete nebenbei im Rahmen der Ausbildung von Kirchenmusikern Die zukünftige Domkantorin bringt wertvolle Zusatzqualifikationen mit: neben Meisterkursen für Klavier, Orgel und Chordirigieren absolvierte sie an der Freiburger Musikhochschule einen künstlerischen Weiterbildungsstudiengang „Advanced Studies“ im Fach Orgel, entwickelte sich sängerisch weiter und nahm schließlich ein Masterstudium in Spezialisierter Musikalischer Performance Alte Musik und Historische Spielpraxis an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel auf. Auszeichnung für Bernard Sanders Tuttlingen/Houston. Bei einem Wettbewerb in den USA zeichnete die Jury Kompositionen von Bernard Sanders, Komponist und Dekanatskirchenmusiker in Tuttlingen, aus. Anlässlich der im Sommer 2016 in Houston (Bundesstaat Texas) stattfindenden National Convention (Mitgliederversammlung) der American Guild of Organists (Amerikanische Organistengilde), wurde ein Kompositionswettbewerb für Choralvorspiele für Orgel über Kirchenlieder, die erst nach 1960 entstanden sind, ausgeschrieben. Mit über 40.000 Mitgliedern ist diese Gilde der größte Verband von Kirchenmusikern, Organisten und Chorleitern weltweit. Teilnehmer durften bis zu drei Stücke einsenden. Aus der Fülle der eingereichten Arbeiten wurden alle drei Kompositionen von Bernard Sanders ausgewählt. Die insgesamt 19 ausgesuchten Stücke werden in dem „Bayoubüchlein“ (Houston ist als Bayou-Stadt bekannt) gesammelt und rechtzeitig zum Tagungsbeginn von dem amerikanischen Selah Verlag herausgegeben. Andere Kompositionen von Sanders haben schon Preise in Deutschland, den USA und Kanada erzielt und viele seiner Werke sind in Deutschland, der Schweiz und in den USA verlegt. Personalia 71 Musik als Aufklärung Andreas Grossmann Clytus Gottwald, Musiker, Musikdenker und Musikwissenschaftler, wird 90. Ohne Clytus Gottwald wäre die Musikwelt ärmer, müsste sie doch auf Perlen wie György Ligetis Lux aeterna, und die Chortranskription von Gustav Mahlers Rükkert-Lied Ich bin der Welt abhanden gekommen verzichten. Lux aeterna, 1966 vom Jubilar und Widmungsträger initiiert und uraufgeführt (für den Soundtrack des Films 2001: Odyssee im Weltraum auch eingespielt), und Ich bin der Welt abhanden gekommen benennen und umreißen das musikalische Wirken, das, ganz der Chormusik verschrieben, sowohl anspruchvolle Neukompositionen angeregt, gefördert, gar durchgesetzt hat, als auch in eigenen Chortranskriptionen von Liedern, Klavier- und Orchesterstücken vom Barock bis in die Moderne anspruchsvolle Literatur bereitstellt. Als Redakteur für Neue Musik beim Südfunk Stuttgart sowie Gründer und Leiter der Schola Cantorum Stuttgart stand er in produktivem Austausch mit seinen, die Neue Musik begründenden Altersgenossen Pierre Boulez, Mauricio Kagel, György Ligeti, Luigi Nono, Karlheinz Stockhausen und den nachfolgenden Komponisten Heinz Holliger, Helmut Lachenmann und Dieter Schnebel. Wesentlich für Gottwald ist die gegenseitige Befruchtung von Musikpraxis und musikphilosophischer, an Adorno geschulter Reflexion, nach der sich in der Komposition die gesellschaftliche Utopie widerspiegelt. Mit seiner Schola Cantorum, einem 16- stimmigen Kammervokalensemble, wurde Gottwald zum Begründer der heute selbstverständlich gewordenen A-cappella-Chorkultur auf höchstem technischem Niveau. Clytus Gottwald wurde für seine Verdienst mehrfach ausgezeichnet (u.a. Verleihung des Titels „Professor“ 1985, Kulturpreis Baden-Württemberg 2009, Preis der Europäischen Kirchenmusik 2012, Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2014). Die überwiegende Anzahl seiner Transkriptionen sind beim Carus-Verlag, Stuttgart, erschienen, ebenso seine Autobiographie Rückblick auf den Fortschritt, 2009, und die Hörgeschichte der Chormusik des 20. Jahrhunderts, 2009. IN MEMORIAM Am Dienstag, den 15. März 2016 verstarb überraschend und unerwartet der langjährige Domkantor und Leiter der Limburger Domsingknaben Klaus Knubben im Alter von 68 Jahren. Erst im Juli 2015 war Klaus Knubben in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet worden, nachdem er zuvor zweimal auf Bitten des Domkapitels seinen Dienst über den regulären Eintritt in den Ruhestand hinaus verzögert hatte, bis in der Person seines ehemaligen Zöglings Andreas Bollendorf ein Nachfolger gefunden war. Klaus Knubben hatte die Limburger Domsingknaben insgesamt 28 Jahre lang geleitet und sie maßgeblich zu ihrem internationalen Renommee geführt. Von 1987 bis 2015 war Knubben für die musikalische Ausbildung und Leitung des Knabenchors verantwortlich. Knubben begleitete eine kurze Zeit auch als Beirat die Anfänge des Diözesanverbands Limburg der Pueri Cantores. Seine Liebe zur Kirchenmusik hatte er bei den Rottweiler Münstersängerknaben entdeckt, wo er bereits mit sieben Jahren im Chor mitsang. Nach seinem Studium an der Musikhochschule in Trossingen leitete er die Münstersängerknaben 17 Jahre lang. Daneben war er Musiklehrer sowie als Dekanatskantor für die Aus- und Weiterbildung der Kirchenmusiker im Dekanat Rottweil zuständig. Als Stipendiat des Deutschen Musikrates erhielt er 1982 bis 1983 an der Musikhochschule in Trossingen die Ausbildung zum Kapellmeister. Als Domkantor und als Mensch habe Knubben Großes in Bistum geleistet, würdigte Domdekan Dr. Günther Geis den Verstorbenen. Musik sei seine Berufung gewesen: Musik zur Ehre Gottes und den Menschen zur Freude. „Mit seinem Tod haben wir eine Persönlichkeit verloren, die mit Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 72 ■ Neuzugänge und Rezensionen Leidenschaft, Überzeugung und Hingabe Generationen von jungen Sängern geprägt hat. Seine Musik in der Liturgie war vielen wie ein Fingerzeig in den Himmel. Unser Gebet und unsere Dankbarkeit gelten dem Verstorbenen und unsere Anteilnahme den trauernden Angehörigen, besonders seiner Ehefrau und den Kindern. ◆ Bücher Händel für Orgel Chormusik im Hörfunk Der Chor der Woche DRadio Kultur - Mi. 11.30 Uhr Mittagskonzert Vokal SWR2 – Mi. 14 Uhr Vocals on Aiar Schwabenwelle.de – Do. 18 Uhr Chorstunde WDR4 – Do. 21.05 Uhr Chorsmusik DRadio Kultur – Do. 22 Uhr Geistliche Musik mit dem Kirchenlied der Woche SWR2 – Sa. 19.05 Uhr Musica Sacra RBB Kultur – So. 7.04 Uhr Chor-Magazin MDR Figaro – So. 19.05 Uhr Neue Noten, Bücher, CDs Musica – Glocken & Chor NDR Kultur – Sa. 19 Uhr Georg Friedrich Händel: Orgelwerke. Zusammengestellt nach dem Urtext der Hallischen Händel-Ausgabe von Siegbert Rampe. Bärenreiter-Verlag 2016. BA 11226. € 27,95. Die kritisch-praktische Edition der Orgelwerke Georg Friedrich Händels enthält Werke, die in den vier Bänden mit Klaviermusik innerhalb der bei Bärenreiter erschienenen „Hallischen Händel-Ausgabe“ (HHA) veröffentlicht wurden. Sie unterscheidet sich von der Gesamtausgabe durch zwei Aspekte: Zum einen werden hier erstmals die Werke Händels zusammengestellt, die sich mit guten Gründen für die Orgel in Anspruch nehmen lassen. Im Zentrum steht dabei ein handschriftlicher Zyklus von zwölf Fugen, die unmittelbar auf Händels Umgebung zurückgehen und hier erstmals geschlossen veröffentlicht werden. Zum anderen liefert die Edition Siegbert Rampes plausible Lesearten unterschiedlicher Quellen, die authentisch sind oder vermutlich auf dem Komponisten zurückgehen. Diese Varianten sind in der HHA lediglich im Kritische Bericht verzeichnet. Das Vorwort der praktischen Urtextedition enthält eine Kurzbeschreibung sämtlicher Quellen, die für die Edition berücksichtigt wurden. An die Quellenbeschreibung schließen sich Bemerkungen zu den einzelnen Werken an. Zusätzlich enthält der Band zeitgenössische Orgeldispositionen und einen Kritischen Bericht. Bereits erschienen: An Easy Handel Organ Album. Originalwerke und Bearbeitungen. Hrsg. von Daniel Moult. Bärenreiter-Verlag 2015. BA 11213. € 16,95. Folkert Fendler (Hg.), Qualität im Gottesdienst. Was stimmen muss. Was wesentlich ist. Was begeistern kann (Gütersloh 2015), ISBN: 978-3-57907430-6, € 24,99€ Was ist Qualität? Durch welche Faktoren entsteht Qualität? Auf diese und viele weitere Fragen möchte der vorliegende Sammelband in einem evangelischen Kontext Antwort geben. 38 Beiträge von namhaften und bekannten Personen aus Theologie Personalia/Rezensionen und Kirche beleuchten einzelne Aspekte, welche Grund- und Leistungserwartungen und welche Begeisterungsfaktoren von Nöten sind, dass Gottesdienst im 21. Jahrhundert gelingt. In einem ersten Teil (21-206) werden verschiedene „Gottesdienstformate“ gut analysiert und mit interessanten Ansätzen zur konkreten Umsetzung empfohlen. Es ist zu bedauern, dass die Thematisierung und Vorstellung eines ökumenischen Gottesdienstmodells ausgelassen wurde. Im zweiten Teil der Studie (207-278) werden „Querschnitte“ erörtert. Welche Intensivität der persönlichen Vorbereitung ist von Nöten? Welche begeisternden Momente finden sich im gottesdienstlichen Gebet und besonders in der Musilk? Kirchenmusiker horchen an dieser Stelle auf und sehen sich zweifelsohne bestätigt: Musilr ist ein wesentliches Element für gelingendes gottesdienstliches Tun. Jochen Arnold, Direktor des Zentrums für Gottesdienst und Kirchenmusik im Michaeliskloster Hildesheim, stellt in seinem sehr lesenswerten und fundierten Beitrag (224-233) die emotional ergreifende Dimension der gottesdienstlichen Musik ins Zentrum seiner Überlegungen. Von seiner plakativen Aussage „Keine Angst vor Emotionen“ erörtert er Grundkomponenten kirchenmusikalischer Praxis, die zu einem gelingenden, qualitätsvollen und harmonischen Gottesdienst beitragen. Dazu gehört neben der Frage der Liedauswahl unter anderem die Verortung von Chören, Ensembles, der Umgang mit Liedblättern, das Tempo und die Lautstärke der Orgelbegleitung. Was Arnold hier für die Organisten und kirchenmusikalischen Verantwortlichen auf evangelischer Seite schreibt, gilt konfessionsübergreifend. Daran anknüpfend wird der dritte Teil „Exkurse“ (279-332) mit der Frage nach der Akustik eröffnet (279-282). Tonmeister Günter Fleck schreibt ganz richtig, dass der sakrale Raum erprobt und erkundet werden muss. Dies ist Aufgabe des Zelebranten bzw. des Predigers, der Lektoren und auch der Kirchenmusiker. Unabdingbar ist bei Sanierungen und neuen Beschallungsanlagen in Kirchen das Hinzuziehen professioneller Akustiker. Ein zentraler Faktor der Qualität. Die vorliegende, als sinnvoll erachtete Studie richtet sich in erster Linie an evangelische Rezipienten. Dennoch können zahlreiche ökumenische Querverbindungen gesehen werden. Es sei von Seiten des Rezensenten noch angefragt – dies kommt im guten Überlegungsansatz des Buches in den jeweiligen Beiträgen teilweise zu kurz – ob Qualität immer nur durch Faktoren der Produktivität zustande kommt, oder ob diese nicht gerade im gottesdienstlichen Kontext etwas Unverfügbares, geradezu Geschenktes ist. Sollte dem so sein, dann wird Qualität dem Drang des Machens entzogen. Dies ist wider der Performer- und Entertainermentalität einer sich produzierenden Gesellschaft, verweist jedoch auf das, was nie aus eigenen Kräften erreicht werden kann: Gottes Gegenwart. Joachim Werz 73 Gerhard Rödding, Ein neues Lied wir heben an. Martin Luthers Lieder und ihre Bedeutung für die Kirchenmusik (Neukirchen-Vluyn 2016), 201 Seiten, ISBN 978-3-7887- 2917-2, 28€. Vor einem halben Jahrtausend hat Martin Luther die Kirchenmusik von seiner theologischen Überzeugung her revolutioniert und verwandelt. Das volkssprachige geistliche Lied hielt Einzug in die gottesdienstliche Feier. Die Popularität der Lieder - verstärkt durch eingängige Melodien und verständliche Texte – verhalf, dass sich der Ort des Gebrauchs rasch auf die jeweilige Alltagswelt der Einzelnen ausbreitete. Auf genau diese sozial-gesellschaftliche Dynamik der Lieder des Dichters und Komponisten Martin Luthers fixiert G. Rödding seine Studie an vielen Stellen, was eine wichtige und interessante Perspektive auf die Thematik zeigt. Verstehen kann man diese Auswirkungen jedoch nur, wenn grundlegend in einem ersten Schritt der Reformator Luther selbst erörtert und zur Musik, zur Volkssprachlichkeit und zu den dominierenden gottesdienstlichen und theologischen Usi seiner Zeit kontextualisiert wird. Der Autor leistet dies in übersichtlicher Darstellung im ersten Teil seiner Untersuchung, der neben dem musikwissenschaftlichen Ansatz, vor allem eine praxisbezogene Intention hat (11-95) . Wer war Luther? Was zeichnete sein Schaffen und Wirken mit Blick auf Musik und Dichter aus? Diese und viele weitere Fragen werden mit Blick auf Psalmen (53-60), Hymnen (60-69), Sequenzen (69- 75), Katechismuslieder (7895), Gesangbücher (95-111) und viele weitere zu berücksichtigende Aspekte analysiert. Für ein Buch, das der breiten Öffentlichkeit zur Lektüre vorgelegt wird, ist es aus historischer Sicht bemerkenswert und erfreulich, dass Rödding mit Originalzitaten und - texten arbeitet, die in ihrer altdeutschen Schreibweise kursiv abgedruckt sind. Auch lateinische Zitate werden verwendet, wozu der Verfasser dem Leser eine Übersetzung liefert. Vollständigkeit steht dabei nicht im Zentrum des Autors, worauf er selbst im Vorwort verweist (7-11). Im zweiten Teil seiner Arbeit (111-198) wird zweierlei geleistet: Zum einen exemplifiziert Rödding die Auswirkung und Rezeption der Lieder Luthers in der Geschichte, was sich an Beispielen wie Pietismus und Aufklärung (120-129), Heinrich Schütz und Dietrich Buxtehude (129-131), Johann Sebastian Bach (131-154), Felix Mendelssohn Bartholdy (171185) und weiteren Beispielen darstellen lässt. Zum anderen möchte er noch stärker als im ersten Teil Zusammenhänge und Hintergründe aufzeigen, die den zahlreichen beruflichen und ehrenamtlichen Kirchenmusikern in Deutschland den Hintergrund, die Entstehungsgeschichte und den revolutionären Charakter der uns heute so vertrauten Spielart der Kirchenmusik in Form des Gemeindegesangs verdeutlichen. Der Theologe und Politiker Rödding will - im Erachten des Rezensenten ohne Tendenzen zu einem starken Nationalprotestantismus - ein Bewusstsein schaffen, das die Kirchenmusiker, die li- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 74 turgisch Verantwortlichen und das ganze Voile der Gläubigen in ein großes Erbe der Kirchen- und Musikgeschichte stellt. An einem Punkt sei dem Rezensenten ein Weiterdenken gestattet, das auf der Studie von Rödding als Basis fußt: Er schreibt sein Vorwort am 1. November 2015, dem Fest Allerheiligen, das in heftiger Kritik der reformatorischen Bewegung stand. Ein Tag zuvor begeht die evangelische Kirche den Reformationstag. Es ist ein Schwellen-Datum, das die Grenze von Altern und Neuem deutlich markiert. Aber gerade dieses Buch kann für die gegenwärtige Praxis von Ökumene Entscheidendes aufzeigen: Kirchenmusik kann über die konfessionellen Grenzen hinweg verbinden. Auch die Kirchenmusiker der katholischen Kirche stehen in einem Erbe, praktizieren im gottesdienstlichen und konzertanten Musizieren eine Tradition, die ihren Ausgangspunkt in einer reformatorischen Bewegung fand, die Trennung und konfessionellen Streit mit sich brachte. 500 Jahre später zeigen solche Bücher, wie das vorliegende, dass es gemeinsame Momente gibt, die stärker und bewusster in den gemeinsamen Fokus ökumenischen Handelns gestellt werden müssten. Joachim Werz Wolfgang W. Müller (Hg.), Theologie in Noten. Werkerschließungen und Reflexionen (Ostfildern 2015), ISBN: 978-3-7867-3035-4, 25,00€ Von einem Freund und hervorragenden Kirchenmusiker erhielt ich vor kurzem eine seiner jüngsten Publikationen mit der Widmung: ,,Auf einen guten, immer intensiveren theologisch kirchenmusikalischen Brückenschlag!“ . Dieser Wunsch war mir bei der Lektüre des vorliegenden Bandes immer wieder sehr präsent. Namhafte Musiker und Theologen - oder jene, die auch beides sind - stellen Werke und Komponisten der Vergangenheit und Gegenwart vor, die man zu Recht als theologische Musiker oder musikalische Theologen bezeichnen kann. Zweifelsohne war die Beziehung zwischen Musik und Theologie, vor allem zwischen Musik und Institution Kirche selten konfliktfrei. Wie Hans Küng jedoch in seinem Beitrag historisch am Beispiel Mozarts aufzeigt, war das Leben der Komponisten vom Suchen nach dem Schönen, dem Guten, nach Perfektion, nach dem Ekstatischen - nach Gott geprägt (178-189). Bach, Mozart, Bruckner, Mahler, Wagner, Beethoven, Poulenc stehen im Interesse der vorliegenden Erörterungen. Wenn beispielsweise Meinrad Walter, Wolfgang W. Müller, Thomas Hochradner, Thomas Schipperges u.v.a. in einem Buch gemeinsam publizieren, dann kann von einer qualitativ hochwertigen Studie ausgegangen werden. Dies verifiziert sich bei der Lektüre der einzelnen Untersuchungen. Werden in einem ersten Teil (14-113) die Werkerschließungen auf die Symbiose von Musik und Theologie musikwissenschaftlich-theologisch analysiert, stehen im zweiten Teil (114-216) Reflexionen im Mittelpunkt. Hier wer- den dann theologisch-musikwissenschaftlich eng verflochtene Themen untersucht . ,,Theologie in Noten“ ist ein kleines Kompendium für Theologen, Kirchenmusilcer und Musikliebhaber, das deutlich zeigt, dass Musik zahlreicher Komponisten ohne das theologische Fundament nicht in ihrer vollen Schönheit und Fülle verstanden werden kann. Für zeitgenössische Komponisten sakraler, theologischer Werke gilt daher notwendigerweise: Um Gott in der Musik ausdrücken zu können, muss man über ihn und sein Wirken in der Welt Kenntnis haben. Wünschenswert wäre eine Studie, die noch deutlicher die Wechselwirkung untersucht, denn die Frage bleibt offen: Welche Auswirkung hatte die jeweils zeitgenössische Musik auf die Theologie und Kirche? Von dieser Frage ausgehend, muss weitergedacht werden: Welche Verantwortung liegt in den Händen der heutigen Komponisten und Kirchenmusiker? Joachim Werz ◆ Noten für Chor Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl. Trauerode BWV 198. Soli SATB, Coro SATB, 2 FI, 2 Obda, 2 Lt, 2 VI, Va, 2 Vga, Bc Geschrieben 1727 für eine „Lob- und Trauerrede“ auf Kurfürstin Christiane Eberhardine in der Leipziger Universitätskirche ist die Musik der Trauerode heute vor allem bekannt durch Rekonstruktionen von Bachs Markuspassion, in der wohl weite Teile dieser Kantate weiterverwendet wurden, von der aber nur noch der Text erhalten ist. Dabei handelt es sich bei der Trauerode um eine der faszinierendesten und stärksten Vokalkompositionen Bachs. Partitur: Carus 31.198 Messe: Christopher Tambling (*1964) - Missa brevis in B für SA(T)B und Orgel (Bläser und Röhrenglocken ad lib.). Dr.J.Butz Musikverlag 2650 Colin Mawby (*1964) - Missa Princeps Pacis für SATB und Orgel Dr.J.Butz Musikverlag 2668 Christopher Tambling (*1964) - Pastoralmesse in F für SABar und Orgel (flexible Instrumentalbegleitung ad lib.). Dr.J.Butz Musikverlag 2680 Liedsätze: „Christmas Carols of the world“ - Chorbuch für gemischten Chor. Herausgegeben von Volker Hempfling. Chorarrangements zu 85 internationalen Weihnachtsliedern von Komponisten aus 23 Ländern in Originalsprachen. Unter ihnen John Rutter, John Hølbye, Mark Sirett, Wolfram Buchenberg, Matti Hyökki und Fredo Jung. Ein Drittel der Chorsätze wurde für das Rezensionen LIEDERPROJEKT neu arrangiert. Unterschiedlicher Schwierigkeitsgrad, teilweise mit TasteninstrumentBegleitung. Dem Chorleiterband liegt eine CD mit ausgewählten Einspielungen der Chorsätze bei, gesungen vom Calmus Ensemble und dem Athesinus Consort Berlin. Chorleiterband mit CD Carus 2.142, ISMN M-007-16533-8 Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Luther-Lieder. 30 Bach-Choräle für vierstimmigen Chor / Klaus Hofmann. Carus 04.023/00, Sammlung, 14.90 € English Choral Music. Motets and Anthems from Byrd to Elgar Vier- bis fünfstimmigen Sätze a cappella oder mit obligater Orgel. Richard Mailänder und Christopher Robinson haben 40 herausragende Motetten und Anthems aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zusammengetragen. Zum besseren Verständnis sind den Noten deutsche Übersetzungen der englischen Texte beigegeben. Das Chorbuch erscheint als Chorleiterband mit CD, eingespielt vom Figuralchor Köln, sowie als Ausgabe für den Chor (edition chor. ohne Orgel). Carus 02.016/00, Chorbuch mit CD, 24.90 € Georg Philipp Telemann (1681-1767) - Du aber, Daniel, gehe hin. Trauermusik TVWV 4:17 /Soli SB, Coro SATB, VI, Ob, Fg, Bilfl, 2 Vga (Va), Bc / 30 min / Klaus Hofmann. Carus 39.139/00, Partitur, 20.00 € Max Bruch (1838 - 1920) - Rorate coeli o Heiland, reiß die Himmel auf op. 29 (deutsch) Coro SATB, 2 FI, 2 Ob, 2 Clt, 2 Fg, 4 Cor, 2 Tr, 3 Trb, Timp, 2 VI, Va, Vc, Cb, Org /14 min /Minkus Teske Bei seiner Uraufführung im Jahr 1869 wurde das Werk zunächst als bedeutendste Chorkomposition Bruchs gefeiert, geriet jedoch später weitgehend in Vergessenheit. Knapp 150 Jahre nach seiner Entstehung wird es nun erstmals in einer wissenschaftlich-kritischen Edition zugänglich gemacht. Carus 10.364/00, Partitur, 39.80 € Bouzignac (ca. 1587 bis nach 1643) - Vier Motetten für die Weihnachtszeit Die vorliegende Ausgabe enthält vier A-cappella-Motetten (5-6st.) aus dem Weihnachtsfestkreis. Es handelt sich um sogenannte „geistliche Geschichten“, kleine Szenen, in denen der Sopran mit den restlichen Stimmen in einen Dialog tritt. Jean-Paul C. Monlagnier. Carus 21.024/00, Partitur, 22.00 € Georg Friedrich Händel (1685 -1759) - Alexander’s Feast Ode. Fassung der Uraufführung und Fassung von 1751 HWV 75 (englisch) Soli SATB, Coro SATB, 2 FI dolci, 2 Ob, 3 Fg, 2 Cor, 2 Tr, Timp, 2 (3) VI, 2 Va, Vc, Bc / 85 min / Felix Loy Die vorliegende Neuausgabe basiert erstmals konsequent auf der Dirigierpartitur, die Händel für seine eigenen Aufführungen verwendete, und beseitigt da- 75 durch nicht nur einige tradierte Fehler, sondern bietet auch Klarheit über die tatsächlich aufgeführten Chöre, Arien und Rezitative und deren Reihenfolge. Die Ausgabe bietet alternativ zwei aufführbare Fassungen: Die Fassung der Uraufführung 1736 sowie eine vom Komponisten überarbeitete Version von 1751. Außerdem ist die Einbeziehung des Harfenkonzerts HWV 294 (Carus 55.294) möglich, das Händel speziell für die Uraufführung von „Alexander’s Feast“ komponierte. Carus 55 .075/00, Partitur, 98.50 € Monteverdi (1567-1643) - Selva morale et spirituale. Sammlung von 1641, herausgegeben nach fast 30 Jahren im Amt des Kapellmeisters an San Marco: Ein „best of“ aus langjähriger kirchenmusikalischer Praxis. Die Neuausgabe ergänzt in zunächst drei Bänden die bereits erhältlichen Kompositionen aus der Selva (Messe und zwei Magnificat) um alle weiteren liturgischen oder liturgisch verwendbaren Kompositionen. Der Band Salmi I enthält die jeweils ersten Vertonungen der mehrfach vertonten Psalmen sowie den „Credidi“, der dritte Band, Motetti, Salve Regina, Himni, enthält Kompositionen für 1 bis 3 Singstimmmen und Bc, teils mit 2 Violinen. Bd.2 Salmi I - Barbara Neumeier, Uwe Wolf / Carus 27.802/00 Bd.3 Motetti, Hinni, Salve Regina - Uwe Wolf / Carus 27.804/00 ◆ Noten für Kinderchor Rottenburger Kinderchorbuch zum Gotteslob. Siehe Rubrik „Neues Gotteslob“ ◆ Lieder für Kinder (und Erwachsene) Das Liederbuch - Weihnachtslieder aus aller Welt Herausgegeben von Martin Schmeisser und Christine Riedl. Illustrationen von Frank Walka. Für das Liederbuch haben die Herausgeber rund 70 Lieder aus über 40 Ländern ausgewählt, aus Spanien und Polen, aus Mexiko und Kanada, aus China und Australien, aus Island und dem Kongo. Das Spektrum ist breit gefächert: Standards (Carols, Spirituals, Noels) stehen neben musikalischen Kostbarkeiten, die bei uns noch weitgehend unbekannt sind. Alle Lieder sind in ihrer Originalsprache und fast alle auch mit einer singbaren deutschen Übersetzung wiedergegeben. Akkordangaben über den Noten ermöglichen eine einfache Instrumentalbegleitung. Dem Liederbuch liegt eine Instrumental-CD zum Kennenlernen und Mitsingen bei: Von allen Liedern wurden ein bis zwei Strophen eingespielt, unterschiedliche Instrumente und Arrangements geben einen Eindruck von der breiten musikalischen Palette. Audiofassungen der gesprochenen Originaltexte werden unter www.liederprojekt.org als Aus- Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 76 sprachehilfe zur Verfügung gestellt und helfen dabei, mit den Liedern vertraut zu werden. Inkl. Mitsing-CD, 128 Seiten, Hardcover, Halbleinen, Format 21 x 26,5 cm. Carus 2.407, ISBN 978-3-89948243-0 (Carus), ISBN 978-3-15-011038-6 (Reclam) Orgel. Aufgezeichnet und herausgegeben von Ralf Böltning. Dr.J.Butz Musikverlag 2669 ◆ Noten für Orgel An easy Handel organ album – Originalwerke und Bearbeitungen. Herausgeber Daniel Moult. Bärenreiter Kassel BA 11213 Bekannte Weihnachtspastoralen des Barock. Werke von Händel, Corelli,Manfredini, dall‘ Abaco, und Heinichen. Bearbeitet und herausgegeben von Edward Tambling. Dr.J.Butz Musikverlag 2683 Orgelwerke: Wolfram Rehfeldt *(1945) – Rottenburger Orgelbüchlein Die vorliegende Sammlung wird vom Komponisten als die Quintessenz seiner Organistentätigkeit an der Sandtner-Orgel im Rottenburger Dom (1972 - 2010) betrachtet. Ebenda sind viele der Stücke als Orgelimprovisationen innerhalb des liturgischen Wirkens entstanden und wurden nachträglich auf das Papier gebracht. Die Stücke des Rottenburger Orgelbüchleins weisen ein apart-harmonisches Eigenleben auf, eine Klangwelt, die sich unschwer als Rehfeldts Personalstil identifizieren lässt. Insgesamt umfasst die Sammlung 20 Stücke, welche etwa einen mittleren Schwierigkeitsgrad aufweisen. Darunter Titeln wie „Bischofsintrada“, ein Stück aus dem Jahr 1972 oder „Danza“, das gegen Ende der Domorganistentätigkeit verfasst wurde. Enthalten ist auch „Aria“ - Hommage an Max Reger, eine freie Adaption der Aria für Cello und Klavier sowie eine Bearbeitung (pedaliter) des „Concerto in A“ nach J.G.Walther. Strube-Verlag 3442 Wolfram Rehfeldt *(1945) – Miniaturen für Orgel (20 kurze Orgelstücke) Strube-Verlag 3396 Margaretha de Jong (*1961) 120 Intonationen zu ö-Liedern aus GL und EG Dr.J.Butz Musikverlag 2648 Margaretha de Jong (*1961) - Drei Präludien und Fugen über Adventslieder op.61 (Macht hoch die Tür, Tochter Zion, Wie soll ich dich empfangen). Dr.J.Butz Musikverlag 2663 Robert Jones (*1945) - Miniature Album. Zehn Stükke für Orgel manualiter. Dr.J.Butz Musikverlag 2657 2 Johann Georg Herzog (1822-1909) - Größere freie Orgelwerke, Heft 2 Dr.J.Butz Musikverlag 2667 Franz Lehrndorfer (1928-2013) - „Ein Männlein steht im Walde“. Humoristische Variationen für Charles-Marie Widor (1844 - 1937) - Symphonie VI für Orgel, op. 42,2 Die neue Carus-Edition basiert auf der letzten zu Lebzeiten des Komponisten veröffentlichten Ausgabe von 1928/29 als maßgeblicher Quelle. Berücksichtigung finden dabei die vom Komponisten im Nachhinein noch angebrachten Korrekturen. Zudem wird auf wichtige Lesarten in früheren Ausgaben hingewiesen. Vorschläge des Herausgebers zur Ausführung einzelner Stellen runden die vorliegende Neuedition ab. Carus 18.176/00 Orgel plus: Johann Ludwig Krebs (1713-1780) - Wie schön leuchtet der Morgenstern Choralbearbeitung Krebs-WV 715 / Felix Friedrich Obda (Ob). Org / 3 min. Carus 13.063/00, Partitur, 15.50 € Bisher existierte die vorliegende Choralbearbeitung über „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ nur als Fragment. Dem Herausgeber der vorliegenden Ausgabe gelang es, den bisher als verschollen geltenden Teil ausfindig zu machen und das Fragment zu komplettieren. Damit liegt die ganz im Bach’schen Geist komponierte Choralbearbeitung erstmalig vollständig vor. ◆ Bücher „Orgel für alle – Materialien für den Umgang mit der Königin der Instrumente“ Hg. von Landeskirchenmusikdirektorin Christa Kirschbaum, Materialbuch 123 des Zentrum Verkündigung der EKHN, Frankfurt a.M., 2015. 256 Seiten inkl. CD-ROM, 16,80 EUR Info (Inhaltsverzeichnis) und Bestellung:www.zentrum-verkuendigung.de/startseite/online-shop „Königin der Instrumente“ oder große Maschine? Seitdem die Orgeln in die Kirchen kamen, hat es Diskussionen um sie gegeben. Wozu braucht es so kostbare und teure Instrumente? Stören oder beför- Rezensionen dern sie die Andacht? Helfen sie zu zum Aufbau der Gemeinde oder sind sie einsame Spielplätze für abgehobene Virtuosen? Seit vielen Jahrhunderten ist die Orgel ein zentrales Musikinstrument des europäischen Christentums – und war es über hundert Jahre auch im liberalen Judentum. Das Instrument Orgel steht für eine lange kirchliche Tradition. Manchen gilt es dadurch als rükkwärtsgewandt, Innovation und Belebung erhofft man sich von anderen Instrumenten. Das Problem der Orgel ist wohl, dass sie so selbstverständlich zur Kirche gehört. Die Gemeinde hat sich an das gottesdienstliche Spiel gewöhnt, weitere Möglichkeiten zum Einsatz in der Gemeindearbeit werden nicht gesehen. Dabei ist das Potenzial der Orgel zwischen schlichter sonntäglicher Gemeindebegleitung und großem solistischen Konzert vielfältig und lässt sich in vielerlei Veranstaltungsformen ausschöpfen. Das Materialbuch „Orgel für alle“ wendet sich deshalb an die Menschen in den Gemeinden, die keine Orgelprofis sind, wohl aber Fachleute für die Gestaltung und Leitung von Gottesdiensten, für die Planung und Durchführung der Gemeindearbeit und für die Verwaltung der kirchlichen Finanzen. Daneben hat dieses Buch aber auch alle kirchenmusikalisch Aktiven und die Liebhaberinnen und Liebhaber von Orgeln und Orgelmusik im Blick, in der Hoffnung, dass sie neue Facetten an und mit ihrem Lieblingsinstrument entdecken und ausprobieren. Das Materialbuch ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil informiert über die Geschichte der Orgel und über Orgelbauentwicklungen (inkl. einer Orgelbaugeschichte der EKHN) und behandelt Aspekte der Orgelpflege und Orgelrenovierung. Im zweiten Teil werden Spielende und Hörende durch die Generationen vorgestellt. Wie lernt man Orgelspielen und wer lernt es warum? Der Orgelklang ist abstrakt, man sieht nicht, wie die Musik entsteht. Welche Möglichkeiten der Vermittlung für Orgelmusik gibt es? Einzelne Beiträge behandeln z.B. Babypsalmesang, Kinder und Orgel, Audienz bei der Königin, musikalische Kirchenraumerfahrung, Orgel in Offenen Kirchen. Im dritten Teil werden Ideen für die Gemeindearbeit aufgezeigt. Wird die Orgel in Dienst genommen, eingeweiht oder gesegnet? Wie macht man das? Das Buch beinhaltet liturgische Bausteine, Gebete, Orgellesungen (notiert und als Improvisationsanleitung), Predigtideen zur Orgeleinweihung und grundsätzliche Hinweise zum gottesdienstlichen Orgelspiel. Worauf gilt es zu achten – und welche Varianten sind möglich? Was kann man eigentlich (nur) auf einer Orgel spielen? Welche Vertonungen von biblischen Geschichten oder Psalmen passen in einen Gottesdienst oder ein Konzert? Wie gestaltet man die Andacht am Karfreitag oder den Gedenkgottesdienst 77 zur Reichspogromnacht mit Orgelmusik? Welche Aspekte sind bei der Gestaltung von Kasualgottesdiensten zu beachten? Außerdem werden Gemeindeaktivitäten vorgestellt, z.B. ein Orgelgeburtstagskaffeeklatsch, ein Malwettbewerb, eine Orgel-Kneipen-Wanderung und eine Orgel-Radtour.Dazu kommen grundsätzliche Überlegungen zu Orgelführungen und Musikvermittlung für verschiedene Zielgruppen, vier bislang unveröffentlichte Orgelführungen für Kinder und Erwachsene und ein Verzeichnis deutschsprachiger veröffentlichter Kinder-Orgelkonzerte. Das Buch stellt eine Liste von Orgelmuseen und ein umfangreiches Literaturverzeichnis vor, vom Fachbuch bis zum Krimi, vom Film bis zum Kartenspiel. Außerdem werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie Orgel und Orgelmusik zum Benefit der Gemeinde beitragen können, nicht nur zur Finanzierung notwendiger und wünschenswerter Restaurierungs-, Reparatur- oder Reinigungsarbeiten am Instrument selbst: z.B. Takt für Takt durch die Adventszeit, Musikalienbasar, Orgeltöne aufs Handy, Historisches Orgelkonzert mit lokalem Bezug, Orgelmusik-Auktion. Dabei sind auch Ideen, wie man das Instrument im kommunalen Umfeld einbringen kann: Schaufensterspaziergang mit Orgelpfeifenquiz, Orgel-Adventskalender, Alchemie andersherum. Orgelmusik wird vor allem über das Gehör wahrgenommen. Im vierten Teil werden Aspekte präsentiert, die den Gehörssinn um das Schmecken und Sehen ergänzen: Orgel und Backwaren, Orgel und Wein, Orgel und Schokolade, ein musikalisch-kulinarischer „Ohrenschmaus“. Alle Texte sind auch auf der beiliegenden CD-ROM zu finden. Außerdem gibt es dort weitere theologischkirchenmusikhistorische Artikel, Fotos und Noten zur rechtefreien Verwendung. Die Recherche für das Materialbuch machte deutlich: Es gibt überall viele gute Ideen, die aber noch nie in dieser Weise zusammengeführt worden sind. Möge das Buch eine Fundgrube für alle werden, die die Orgel in ihren Gemeinden wieder neu ins Gespräch und zu Gehör bringen wollen! Eberhard Schulz Festschrift Ton Koopman. Studies in Baroque. Herausgabe anlässlich des 70. Geburtstags von Ton Koopmann. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde. Herausgeber Albert Clement. (Die Mehrzahl der Artikel sind in englischer Sprache verfasst.) Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 78 Dr.J.Butz Musikverlag BuB 16 Marieluise Kliegel - Die Flederorgelmaus. Eine unglaubliche Begegnung an der Gabler-Orgel der Basilika zu Weingarten.. In Erzählform vermitteln zwei Protagonisten, eine Fledermaus und ein Organist, ihr Wissen über die Gabler-Orgel und machen neugierig, die Basilika in Weingarten zu erkunden. Das Gespräch und verschiedene Orgelstücke können auf der beiliegenden CD angehört werden. Kunstverlag Josef Fink, ISBN-13: 9783898707916 Iris Herzogenrath - Die Chororgel von Joseph Gabler in der Basilika Weingarten. Eine Anleitung zum Spendensammeln zum Zweck ihrer Restaurierung Neben Informationen zur Orgelrestaurierung beinhaltet das Buch Wissenswertes zur Geschichte der Chororgel, beleuchtet Fresken, in denen Musik eine Rolle spielt und versteht sich als „Gebrauchsanweisung“ zum Spendensammeln. Iris Herzogenrath, Vorsitzende des Vereins „Freunde und Förderer der Musik in der Basilika Weingarten“, stellt kleine und große Benefiz- und Spendenaktionen in Text und Bild vor. Die beigelegte DVD gibt Einblick in die Restaurierungsarbeiten. Kunstverlag Josef Fink, ISBN-13: 9783898707886 Werner Renkewitz (†) / Jan Janca / Hermann Fischer - Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen von 1333 bis 1944, Band II, 2 Wie die vorausgegangenen Bände I (1984) und II, 1 (2008) basiert auch Band 11, 2 der „Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen“ auf den Notizen, die Werner Renkewitz ab 1928, also noch vor den riesigen Verlusten des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit, als Orgelbaulehrling und -geselle angefertigt hat. Diese Beobachtungen ergänzte Renkewitz 1941-42 durch eine Auswertung der Orgelakten im Staatsarchiv Königsberg. Auf dieser Grundlage arbeitete Renkewitz bis zu seinem Tod 1978 an einer Geschichte des Orgelbaus in Preußen. Jan Janca hat seine Darlegungen ergänzt durch eigene Aufzeichnungen sowie durch Erkenntnisse, die in den letzten Jahrzehnten von den polnischen Forschern Marian Dorawa, Wiktor Lyjak und Krzysztof Urbaniak gewonnen wurden. Der bekannte Orgelkundler Hermann Fischer steuerte Pro- spektbeschreibungen und -typisierungen bei. Band 11, 2 beginnt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit den Schülern und Nachfolgern von Adam Gottlob Casparini in Königsberg (Johann Preuß, Christoph Wilhelm Braweleit, Jacob Preuß und andere). Anschließend werden die ost- und westpreußischen Orgelbauwerkstätten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts behandelt. Besonders bekannt waren: die Familie Scherweit in Königsberg, die Familie Rohn in Wormditt, die Familie Schuricht mit den Nachfolgern Otto und Karl Heinrichsdorff in Danzig, die Familie Terletzki in Elbing und deren Nachfolger Eduard und Gerhard Wittek, Max Terletzki in Königsberg und dessen Nachfolger Bruno Goebel sowie Josef Goebel in Danzig und (ab 1929) die Bartensteiner Filiale der Firma Kemper in Lübeck. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben auch Orgelbauer, die außerhalb Preußens ansässig waren, in Preußen gearbeitet. Dies gilt insbesondere für Wilhelm Sauer in Frankfurt/Oder. Von allen diesen Orgelbauern (und vielen weiteren) werden die vorliegenden Erkenntnisse über ihre Biographie und Tätigkeit in Preußen zusammengetragen und zahlreiche Orgeln als Beispiele für ihre Bauweise in Wort und Bild beschrieben. Besonders bewegend wird die Darstellung bei jenen Orgelbauern des frühen 20. Jahrhunderts, die Renkewitz persönlich erlebt hat und die er in etlichen amüsanten Anekdoten für den Leser lebendig werden läßt. Auch die heftigen Reaktionen der Orgelbauer auf die beginnende Orgelbewegung um 1930 schildert Renkewitz als Zeitzeuge überaus lebhaft. Diese Teile des Buches lesen sich wie eine Ergänzung und Entschlüsselung von Renkewitz’ weitgehend autobiographischen Roman „Daniel Brustwerkle“. Zahlreiche Abbildungen, 824 Seiten. Siebenquart Verlag Köln ◆ CDs und Multimedia Ludwig Doerr (1925-2015) Orgelimprovisationen 9 Orgelimprovisationen. 16seitiges Booklet. ORGANpromotion http://organpromotion.de/de/ [email protected] Übe-CD für Chorsänger: Franz Schubert (1797-1828) – Messe in Es. Carus Choir Coach bietet Chorsängern die Möglichkeit ihre Chorstimme im Gesamtklang von Chor und Instrumenten mittels CD individuell einzustudieren. Für jede Stimmlage ist eine separate CD mit allen Chorteilen erhältlich. Der CD liegen Einspielungen renommierter Interpreten zugrunde, die aus der sorgfältig aufbereiteten Carus Urtext-Ausgabe musiziert haben. Die Chorsätze liegen in drei Varianten vor: 1. Originaleinspielung / 2. Coach: jeweilige Stimme wird auf dem Klavier mitgespielt, Originaleinspielung im Hintergrund / 3. Coach in Slow Mode (durch Temporeduzierung des Coach auf 70% des Rezensionen Originals können komplizierte Partien effektiv geübt werden). Carus 40.660/93, 3 CDs Gesamteinspielung der geistlichen Vokalmusik von Felix Mendelssohn-Bartholdy Der Dirigent Frieder Bernius ist vom Carus-Verlag für seine Gesamteinspielung der geistlichen Vokalmusik von Felix Mendelssohn Bartholdy mit einer Goldenen CD ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wurde dem Dirigenten im Rahmen des Deutschen Chorfests in Stuttgart von Verleger Dr. Johannes Graulich übergeben. Wie Graulich in seiner Laudatio betonte, ist es Bernius gelungen, gerade mit dieser Gesamtaufnahme einen spezifischen, unverwechselbaren Klang zu erzielen, der weltweit Referenzstatus genießt. Über 250.000 verkaufte Tonträger bestätigen, dass die vielfach ausgezeichnete Einspielung Maßstäbe gesetzt und damit nicht unwesentlich zur heute selbstverständlichen Präsenz des gesamten Mendelssohnschen Oeuvres im Konzertrepertoire beigetragen hat. Insgesamt sind bei Carus über 50 Einspielungen mit Frieder Bernius erschienen, zuletzt die MatthäusPassion von Johann Sebastian Bach mit dem Kammerchor und dem Barockorchester Stuttgart sowie die Chormotetten op. 110 von Max Reger mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart. Für 2017 ist eine weitere Mendelssohn-Neuerscheinung mit Frieder Bernius und dem Kammerchor Stuttgart in Vorbereitung: Lieder im Freien zu singen (Carus 83.470). Rottweiler Münstersängerknaben – Eine Klangreise durch die europäische Chormusik Die Zusammenstellung der auf dieser CD dargebotenen Werke liest sich wie eine schnelle Reise durch die Geschichte des (liturgischen) Chorgesangs. Dessen Wurzeln liegen unbestritten im Gregorianischen Choral, der für die weitere Entwicklung der Vokalmusik entscheidende Grundlagen liefern sollte. Nicht nur entfaltete sich die mehrstimmige, später polyphone Vokalmusik seit dem 9. Jahrhundert durch die allmähliche Anreicherung der einstimmigen Choräle mit weiteren Stimmen. Mit den gregorianischen Me- 79 lodien begann auch die schriftliche Aufzeichnung von Musik überhaupt, die unsere reiche Überlieferungstradition westlicher Kunstmusik begründete. Spuren des Gregorianischen Chorals als kompositorische Materialgrundlage durchziehen noch bis in das 20. Jahrhundert viele Chorwerke, beispielsweise die von Anton Bruckner oder Maurice Duruflé. Auch die Wurzeln der Rottweiler Münstersängerknaben liegen in diesem Genre, denn die Geschichte dieses Ensembles geht auf eine gregorianische Schola, die Schola rotvilana zurück, in der junge Knaben und Männer bereits seit dem 13. Jahrhundert zum Lobe Gottes am Rottweiler Heilig-Kreuz-Münster sangen. Heinrich Schütz (1585 - 1672) Ein Kind ist uns geboren. Rekonstruktion SWV 497 (deutsch). Soli TT, Bc. Helmut Lauterwasser Carus 20.497/00, Partitur, 8.00 € Kaum zu glauben, dass es von Heinrich Schütz immer noch neu zu entdeckende Werke gibt. Und doch erscheint im Rahmen der Stuttgarter Schütz-Ausgabe hier die erstmals die kleine, knapp 70 Takte lange Weihnachtsmusik. Ein Kind ist uns geboren SWV 497 für 2 Tenorstimmen und Orgel. Grundlage der Ausgabe ist eine unvollständige Abschrift des Stückes in einer Sammelschrift. Die fehlende Oberstimme konnte dabei weitgehend zuverlässig unter Verwendung melodischen Materials aus den vorhandenen Stimmen rekonstruiert werden. Damit kann das Musikstück des kursächsischen Hofkapellmeisters nach einem Jahrhunderte langen Dornröschenschlaf wieder zum Klingen gebracht werden. Hugo Distler (1908 - 1942) Die Weihnachtsgeschichte (deutsch). Soli SSTBB Coro SATB/40 min. Klaus-Martin Bresgott Carus 10.011/00, Partitur, 18.00 € Die Weihnachtsgeschichte op. 10 von Hugo Distler ist in ihrer berührenden Zartheit einer der schönsten Versuchungen für jedes a cappella Ensemble in der Advents- und Weihnachtszeit. In der Besetzung für vierstimmigen Chor, aus dem heraus alle Soli (Evangelist, Maria, Elisabeth, Herodes, Simeon) gut bedient werden können, ist sie der Beweis dafür, dass die Weihnachtsbotschaft mit d gleichem, unverzukkert sublimen Leuchten klingen kann wie bei den Alten Meistern. Die das Werk durchziehenden sieben Variationen über „Es ist ein Ros entsprungen“ sind mehr als das Gerüst der Geschichte - sie sind auch ganz für sich musizierbar und verdoppeln die Eignung und Nutzbarkeit des Werkes. Johann Christian Bach (1735 - 1782) Domine ad adjuvandum me. Responsorium. Mailänder Vesperpsalm Warb E14 (lateinisch) Soli SA, Coro SATB, 2 Ob, 2 Cor, 2 Vl, Va, Bc/5 min Carus 38.104/00, Partitur, 18.00 € Mit nicht einmal 20 Lebensjahren entzog sich der jüngste Sohn des Leipziger Thomaskantors Johann Kirchenmusikalische Mitteilungen Juli 2016 80 Sebastian Bach der lutherisch geprägten Musiktradition seiner Familie: Johann Christian Bach (1735 1782) ging nach Italien, konvertierte dort zum Katholizismus und komponierte Opern für Turin, Mailand und Neapel. Übersehen wird häufig die exquisite Kirchenmusikproduktion des katholischen Bach, die fast sämtlich in die Jahre 1757 - 1760 fällt und seine italienische Zeit wesentlich mitbestimmte. Dazu zählen großangelegte Vesperkompositionen mit beeindruckenden, sinfonisch, wirkenden Instrumentaleinleitungen, die mitunter Mozart’schen Idiomen vorgreifen. Für die Eröffnung der Vesper gedacht ist das sofort fesselnde Domine ad adjuvandum me (E14), das von euphorischem Fleiß getragen scheint und eine energiegeladene Unbeschwertheit, ja geradezu südliches Temperament ausstrahlt. Das Werk erscheint in bewährtem Stuttgarter Urtext nach dem wiederaufgefundenen Hamburger Autograph. Die Ausgabe steht am Beginn einer Editionsfolge von Mailänder Vesperpsalmen Johann Christian Bachs (zur bereits vorliegenden CD-Einspielung Carus 83.347). Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) Gloria in excelsis Deo. Kantate zum Weihnachtsfest BWV 191 (deutsch/englisch) Coro SSATB, Soli ST, 2 Fl, 2 Ob, 3 Tr, Timp, 2 Vl, Va, Bc/18 min. Ruprecht Langer. Carus 31.191/00, Partitur, 28.50 € Die Weihnachtskantate “Gloria in excelsis Deo”, welche die Forschung seit jeher vor eine Reihe spannender Rätsel stellt, gehört zu den wenigen lateinischen Werken, die Johann Sebastian Bach verfasst hat. Sie besteht aus drei Teilen - ein feingliedriges Duett umrahmt von zwei festlichen Chorsätzen - die uns später fast notentreu in der weltberühmten h-Moll- Messe wiederbegegnen. Georg Philipp Telemann (1681 - 1767) Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen Psalm 121 TWV 7:16 (deutsch). Soli SATB, Coro SATB, 2 Ob, 2 Vl, Va, Bc/12 min. Klaus Hoffmann Carus 39.127/100, Partitur, 21.00 € Telemanns Verordnung des 121. Psalms verrät den Verehrer französischer Musik. Nach dem Vorbild einer Grand motet gestaltet, nimmt sie in allen Sätzen französische Muster auf: Ouvertüren-Modell im ersten Satz, Chacanonne-Anklänge im zweiten, den punktierten Gigue-Rhythmus der Canarie im dritten. Hinzu kommt der gattungstypische lebhafte Wechsel von Chor und Solistenensemble. Die Musik ist voller bildhafter Poesie, wo immer sich dazu Gelegenheit bietet, wie gleich zu Beginn bei den Worten „Ich hebe meine Augen auf“ oder an späterer Stelle zu dem Text „Siehe, der Hüter Israel schläft noch schlummert nicht“. Berühmtes Requiem Luigi Cherubinis „Missa por defunctis“ Luigi Cherubini: Requiem Missa pro defunctis cMoll. Hrsg. von Hans Schellevis. Bärenreiter Urtext. Bärenreiterverlag 2015. BA 8961. Partitur € 59 ,-, Klavierauszug BA 8961-90 € 10,50; Harmonie komplett € 36,95; Streicherstimmen je € 6,50. Luigi Cherubinis Ansehen als Kirchenmusiker beruht in erster Linie auf seinem Requiem in c-Moll aus dem Jahr 1817. Bei Komponisten von Schuhmann bis Beethoven genoss das Werk außerordentliche Wertschätzung und kann als Modell für Requiemvertonungen im frühen 19. Jahrhundert angesehen werden. Die Komposition kommt ganz ohne Sollisten aus. Sie besticht durch eine strenge Konzentration der Form und einen sehr zurückhaltenden Einsatz musikalischer Mittel sowohl im Chor als auch im Orchester. Die neue Urtext-Ausgabe berücksichtigt neben dem Autograph samt Spartitino (handschriftlicher Zusatz einiger nachnotierter Instrumente) auch den Erstdruck sowie eine weitere Abschrift des Manuskripts. Eine informative Einleitung sowie der Kritische Bericht (engl.) runden den vorbildlichen Urtext ab. Distler: Vier Motetten für Advent und Weihnachten Klaus-Martin Bresgott Carus 07.389/00, Sammlung, 9.80 € So innig Hugo Distler die Weihnachtsgeschichte op. 10 erzählt, so empathisch plastisch klingen seine Weihnachtsmotetten aus verschiedenen Schaffensphasen. Mit madrigalesker Energie beschwört er Bilder aus Licht, die von einer wirkmächtigen Hoffnung durchdrungen sind. Dabei bedient er sich alter mystischer und lutherischer Texte und Melodien und gewandt die Tradition nach seiner Manier. Zum erweiterten Gebrauch lädt diese Ausgabe mit Neu- und Alternativtextierungen ein. So findet das Juwel Distler ’scher Liedmotetten „Die Sonne sinkt von hinnen“ mit neuem Text und Gebrauch in der Adventszeit. Georg Philipp Telemann (1681 - 1767) Auf Gott will ich mich stets verlassen Kantate TVWV 1:100 (deutsch). Soli SB, Alt - Blfl, Vl, Bc/10 min. Klaus Hoffmann Carus 39.138/00, Partitur, 18.50 € Die Duettkantate Auf Gott will ich mich stets verlassen ist eine Art „geistlicher Kammermusik“, in deren vier Sätzen Telemann die kleine, aber farbige Besetzung von Sopran, Bass, Blockflöte, Violine und Continuo abwechslungsreich zur Geltung bringen weiß. Die schöne, bekenntnishafte Barockdichtung von Erdmann Neumeister (1671 - 1756) handelt vom Gottvertrauen und mündet in Gedanken an den Tod. In den Instrumenten erklingt dazu der wohlbekannte Choral „Herzlich tut mich verlangen nach einem selgen End“.