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http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/20430-revolutionaere-solarzellen Energie Dienstag, 08. März 2016, 08:23 Uhr Revolutionäre Solarzellen Peruanische Frauen lernen in Indien den Umgang mit Solartechnik – dann krempeln sie nach und nach ihre Dörfer um. Das Barefoot College lässt nur Studentinnen zu: "Frauen sind großzügig, tauschen ihr Wissen aus und verändern ihr Umfeld." Aus Tacna (Peru) Pilar Celi (IPS) Ihre Familie war strikt dagegen. Doch Reina Isabel Humiri Mamani setzte sich durch. Im Jahr 2011 reiste die zweifache Mutter aus der südperuanischen Hochlandprovinz Candarave ans andere Ende der Welt und nahm in Indien für sechs Monate an einem Programm des Barefoot College teil. Am Barefoot College im indischen Tilonia lernen Peruanerinnen, wie autarke Solarsysteme installiert und repariert werden. (Foto: Alicia Condori Quispe/Barefoot College/IPS) In dem nordwestindischen Dorf Tilonia lernte die damals 37-Jährige gemeinsam mit Frauen aus aller Welt, wie Elektrizität aus Sonnenstrahlen gewonnen wird. Mit Reina Mamani eigneten sich vier weitere Peruanerinnen aus der Region Tacna das Wissen und die Fertigkeiten an, um Solarstrom-Anlagen zu installieren. Am Ende brachten sie damit 272 Familien in ihrer Heimat Strom ins Haus. Kerosinlampen: Giftig und gefährlich Die Provinz Candarave, die im Norden von Tacna auf einer Höhe von 3.500 bis 4.800 Metern über dem Meeresspiegel liegt, ist besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels. Die Bewohner leben vor allem von der Forellen- und Alpakazucht. Die zur Familie der Kamele gehörenden Alpakas leiden unter den Klimaveränderungen, die ihnen die Suche nach Futter erschweren. In Candarave wird es jeden Abend um 18 Uhr dunkel. Um zu kochen und die Tiere zu versorgen, benutzten die Menschen Kerosinlampen, die übel riechenden Rauch abgeben. Kinder machten im Kerzenschein ihre Hausaufgaben. Immer wieder wird davor gewarnt, dass das Einatmen der giftigen Dämpfe aus den weit verbreiteten Lampen Lungen- und Atemwegserkrankungen verursachen kann. Zudem sterben laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO weltweit etwa 96.000 Kinder im Jahr an den Folgen von Verbrennungen, nicht wenige davon durch Lampen. Reparaturfreundliche LED-Leuchten In Tilonia lernte Reina Mamani Frauen aus vielen Ländern kennen. Ihre größte Entdeckung war die Solartechnologie. Nach dem halben Jahr in Indien konnte sie Photovoltaikanlagen installieren, warten und reparieren. Bei der Rückkehr nach Peru wurden Reina und die vier anderen peruanischen Frauen als "Ingenieurinnen" gefeiert. In jedem Dorf wurde ein "Solarkomitee" gegründet, um die neue Technik für die Allgemeinheit einzuführen. Im Januar 2013 erhielten die Frauen die nötige Ausrüstung aus Indien, um Solar-Beleuchtungssysteme mit geringem Stromverbrauch zusammenzubauen. Die Technologie basiert auf LED-Leuchten, die repariert werden können. Haben eine kleine Revolution angezettelt: Die fünf Solarfrauen aus Candarave. (Foto: Alicia Condori Quispe/ Barefoot College/IPS) Nachdem 387 Solaranlagen installiert wurden, haben jetzt 1.360 Menschen in neun Dörfern in Candarave Strom. "Die fünf Solartechnikerinnen haben die Paneele in den Wohnhäusern eingebaut", berichtet Alicia Condori vom Koordinationsteam in Peru. "Jede Familie bezahlte umgerechnet etwa zehn US-Dollar. Die Zufriedenheit war groß." Die Nachfrage nach den Photovoltaikanlagen ist in Candarave weiterhin hoch. Weil die Fahrtkosten hoch sind und die Dörfer über wenig Geld verfügen, können sie sich allerdings die Unterstützung der Expertinnen bei der weiteren Instandhaltung nicht regelmäßig leisten. Die in Indien ausgebildeten Frauen versuchen deshalb, den Familien grundlegende Handgriffe für die Wartung der Geräte beizubringen. "Das kann den ganzen Alltag verändern" Mithilfe der Sonnenenergie erledigen Kinder ihre Schulaufgaben jetzt bei hellerem Licht und lernen mehr. Auch der Gesundheitszustand der Bevölkerung hat sich verbessert, weil der schädliche Rauch der Kerosinlampen verschwunden ist. Nicht zuletzt können die Familien viel Geld sparen, denn die früher verwendeten Lampen waren auch noch sehr teuer. Bald stellten einige im Dorf Solaranlagen auch außerhalb der Häuser auf – auf eigene Initiative. Jetzt sind sie in der Lage, auch im Dunkeln ihrem Broterwerb nachzugehen. Der Besitzer einer Forellenfarm installierte fünf Sonnenpaneele und kann nun seine Fische auch spätabends und frühmorgens füttern. Alpakazüchterinnen wie Reina Mamani nutzen das Solar-Licht dazu, ihre Tiere nachts gegen Angriffe von Füchsen zu schützen. Und in dem Dorf Marjani sammelten Eltern Geld, um eine Solaranlage in der Schule einzubauen. Die Frauen, die sich mit der Solartechnologie vertraut gemacht haben, können den gesamten Alltag in ihren Dörfern verändern, meint der Lateinamerika-Direktor am Barefoot College, Rodrigo París Rojas. "Sie bringen den Menschen nicht nur bessere und gesündere Beleuchtung, sondern schützen sie auch vor Unfällen." Die peruanischen Solartechnikerinnen haben kein Start-up gegründet, sondern ihr Wissen weitergegeben. (Foto: Alicia Condori Quispe/Barefoot College/IPS) Das Barefoot College immatrikuliert aus Prinzip nur Frauen, weil sie als Mittelpunkt ihrer Gemeinschaften angesehen werden. "Frauen sind großzügig, sie sind Mütter und Großmütter, können Geschichten erzählen und untereinander ihr Wissen austauschen", sagt Rojas. "Und sie kümmern sich darum, ihre Umgebung zu verändern."