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KOMPASS P Dermatologie
KALEIDOSKOP Karger Kompass Dermatol 2017;5:52–54 DOI: 10.1159/000453088
Spektrum Dermatologie – wissenswert, kompakt, anregend
© TERRA MATER
Wir sind Planeten – eine filmische Exploration in 3D 90% der Zellen, aus denen der Mensch besteht, sind nicht menschlichen Ursprungs. Wir sind Lebewesen und Lebensraum zugleich, ein wandelndes Ökosystem. Diese Vorstellung setzt sich in der wissenschaftlichen Forschung erst langsam durch. 2008 startete die US-Gesundheitsbehörde National Institutes of Health (NIH) die fünfjährige Forschungsinitiative «Human Microbiome Project», die erstmals die Erforschung des Menschen als Lebewesen und Lebensraum ins Zentrum einer
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großangelegten interdisziplinären Studie stellt. Die ersten spektakulären Zwischenergebnisse flossen in die 3D-Dokumentation «You, Planet – An Exploration in 3D» ein. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen in Kombination mit 3D-Computergrafiken zeigen die dramatische Interaktion in unserem Körpergewebe, wenn Mikroben, Parasiten, Zellen und Viren kämpfen und kooperieren. «Im Vordergrund stand das Ziel, sämtliche abgebildeten Details – bis in die Größenordnung von Nanometern – dem Beschauer korrekt und authentisch zu vermitteln», erklärt CoRegisseur Prof. Alfred Vendl aus Wien. «Dazu haben wir erstmals hochauflösende Raster-
elektronenmikroskopie mit Mikrocomputertomografie und Konfokalmikroskopie mit stereoskopischer 3D-Animation kombiniert.» Diese Kombination von bildgebenden Methoden erlaubt ein Detailreichtum, der bisher undenkbar gewesen wäre. So wird bereits ein Wassertropfen, der zwischen den Körperhaaren hindurch auf die Haut trifft, zu einem packenden Motiv. «You, Planet – An Exploration in 3D» zeigt eine faszinierende Welt, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Und die uns doch so nahe ist. www.terramater.at/productions/you-planet/ न watch the trailer / watch the whole production Downloaded by: 78.47.19.138 - 4/24/2017 5:57:54 PM
Terra Mater Factual Studios
Universität des Saarlandes
Interaktive Haut als Schnittstelle zum Computer Smartwatches und Fitness-Tracker zeigen, dass immer mehr Menschen Informationstechnologie am Körper nutzen. Professor Jürgen Steimle und weitere Informatiker der Universität des Saarlandes wollen daher eine neue Generation mobiler Endgeräte entwickeln, die wie eine zweite Haut getragen werden können («interactive skin»). Zusätzlich können Anwender sie nach Belieben gestalten und anpassen. So können die interaktiven Hautstücke in Zukunft nicht nur
mobile Endgeräte steuern, sondern auch Patienten bei der Genesung unterstützen. Wie das aussehen kann, haben sie bereits durch ihr Forschungsprojekt «iSkin» gezeigt. Dort haben sie aus flexiblem Silikon und leitfähigen Elektrosensoren berührungsempfindliche Sticker für die Haut entwickelt, die Tattoos ähneln. Diese dienen als Eingabefläche, mit der Nutzer mobile Computer steuern können. Drückt der Anwender auf den Sticker, kann er so beispielsweise einen Anruf annehmen oder die Lautstärke eines Musikspielers regulieren. «Bei iSkin haben wir zunächst nur Arten der Eingabe erforscht, jetzt untersuchen wir mit Hilfe noch dünnerer Materialien, wie man auf der Haut Informationen anzeigen und fühlen kann.» Der Europäische Forschungsrat hat Jürgen Steimle nun mit dem renommierten ERC Starting Grant ausgezeichnet und fördert seine Forschung über die nächsten fünf Jahre mit rund 1,5 Millionen EUR.
MeinAllergiePortal
Digital Health Heroes-Awards 2016 Zahlreiche Unternehmen und Anbieter von Dienstleistungen kommunizieren im Internet zu Allergien und Unverträglichkeiten. Nicht alle digitalen Angebote sind jedoch nutzerfreundlich, hilfreich und medizinisch zuverlässig, was gerade von ärztlicher Seite häufig bemängelt wird. Der MeinAllergiePortal Digital Health HeroesAward prämiert deshalb digitale Kommunikation, deren Inhalte und Darstellungsformen in vorbildlicher Weise die Probleme bei Allergien und Unverträglichkeiten vorstellen und Lösungsansätze medizinisch korrekt präsentieren. Informationen zu den Preisträgern 2016 sind auf der Homepage abrufbar.
www.mein-allergie-portal.com न Awards
www.uni-saarland.de न Aktuelles न Presse
© Oliver Dietze
Warum sind wir kitzlig? Von allen Tastempfindungen ist «Kitzligkeit» die am wenigsten verstandene. Warum bringt uns Kitzeln zum Lachen? Warum sind nur bestimmte Körperteile kitzlig? Warum können wir uns nicht selbst kitzeln? Diese Fragen sind alt und haben schon Aristoteles und Charles Darwin beschäftigt. Nun sieht es so aus, «als hätten wir die kitzlige Stelle im Gehirn gefunden», so Michael Brecht, Professor für Systembiologie und Neural Computation an der HU, der gemeinsam mit seinem Team in einer Untersuchung mit Ratten herausfand, was im Gehirn passiert, wenn sie gekitzelt werden und welche Hirnregionen für Kitzligkeit zuständig sind. Die Forscher konnten zeigen, dass Ratten äußerst positiv auf das menschliche Kitzeln reagieren. Um diese besondere Art der Berührung besser zu verstehen, konzentrierten sich die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen auf den somatosensorischen Kortex, in dem Tastempfindungen verarbeitet werden. Diese Hirnregion ist wie eine Abbil-
dung des Körpers angeordnet mit entsprechenden Bereichen für jedes Körperteil. In der Rumpfregion beobachteten die Forscher Nervenzellen, die stärker auf Kitzeln als auf eine normale Berührung antworteten. Die «kitzligen» Zellen waren auch während der anderen beobachteten Spielverhalten aktiv. «Vielleicht dient Kitzeln dazu, Individuen zum gemeinsamen Spielen zu bringen und gewinnt dadurch für das soziale Miteinander an Bedeutung. In diesem Zusammenhang war es entscheidend, den zugrundeliegenden Mechanismus im Gehirn zu verstehen. Zusammengenommen deuten die Befunde darauf hin, dass Nervenzellen in der Hirnrinde bei der Entstehung der Kitzligkeit eine entscheidende Rolle spielen. Literatur 1 Ishiyama S, Brecht M: Neural correlates of ticklishness in the rat somatosensory cortex. Science 2016;354:757–760. www.hu-berlin.de न Presseportal न Nachrichten
Oben: Gehirn der Ratte mit somatosensorischem Kortex; rot: Rumpfregion. Rechts: Hirnaktivität in der Rumpfregion des Somatosensorischem Kortex beim Kitzeln. © Ishiyama & Brecht
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Humboldt-Universität Berlin
Juckreiz bei EBS: Linderung in Sicht Die Hautkrankheit Epidermolysis bullosa simplex (EBS) wird durch Mutationen in Keratin-Genen verursacht und betrifft in Deutschland etwa 2000 bis 3000 Familien. Als Folge dieser Mutationen bildet die Haut schon bei geringster mechanischer Belastung schmerzhafte Blasen. «Wenn dann noch ein chronischer Juckreiz auftritt, wird die Haut noch stärker geschädigt», erläutert der Zellbiologe Professor Dr. Thomas Magin von der Universität Leipzig. In Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken in Freiburg i.Br. und Marburg konnte er eine mögliche Ursache für den chronischen Juckreiz bei EBS identifizieren. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass der Botenstoff Thymic Stromal Lymphopoietin (TSLP), der auch bei Neurodermitis als ein Auslöser des Juckreizes bekannt ist, eine wichtige Rolle spielt. «TSLP vermittelt eine Zwiesprache zwischen den Keratinozyten, Immunzellen und benachbarten freien Nervenenden in der Haut, was letztlich zu einem Juckreiz-auslösenden Signal im Gehirn führt», erklärt der Zellbiologe. Bei Menschen mit empfindlicher Haut, wie Zentrum für Qualität in der Pflege
Ratgeber für Hautpflege in hohem Alter Menschen, die zuhause von einem Pflegedienst unterstützt werden, benötigen oft Hilfe bei der Hautpflege. Eine Untersuchung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) und der Charité-Universitätsmedizin Berlin zeigt, dass sich viele professionelle Pflegekräfte schwer tun, Empfehlungen zur richtigen Hautpflege umzusetzen. Dabei stellen vor allem Reinigungsund Pflegemittel ein zentrales Problem dar – auch weil die Produktvielfalt von Seifen, Waschgels, Lotionen und Cremes kaum überschaubar ist. Um pflegende Profis und Angehörige zu unterstützen, bietet das ZQP einen Ratgeber mit fachlich korrekten und leicht verständlichen Tipps, welche Reinigungs- und Pflegeprodukte sich für die sensible Altershaut eignen. Zudem informiert der Ratgeber über häufige Pro-
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EBS-Patienten, können krankmachende Keime von außen in die Haut gelangen und dort Signale auslösen, welche die Produktion von TSLP stark anregen und somit den Juckreiz auslösen. «Wir konnten an Hautzellen von Mäusen zeigen, dass Defekte im Keratin-Zellskelett ebenfalls zu einer starken Produktion von TSLP in Hautzellen führen», erläutert Magin. Vieles deute darauf hin, dass Defekte in Keratin-Genen den Verlauf weiterer Erkrankungen über eine Zwiesprache mit dem Immunsystem beeinflussen. Zum ersten Mal bestehe nun die Chance auf eine Linderung des Juckreizes bei EBS-Patienten, weil man möglicherweise auf eine Gruppe bereits vorhandener Medikamente zugreifen kann.
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege
Online-Fortbildung zur Prävention von Berufsdermatosen Die Online-Fortbildung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) sensibilisiert Mediziner für die ersten Anzeichen berufsbedingter Hauterkrankungen. In 9 Schulungsmodulen werden Hautarztmaßnahmen gezeigt, um Betroffene schnell und effektiv zu behandeln. Zudem findet der Anwender Informationen zu rechtlichen Aspekten und fachlichen Erkenntnissen. Die Module sind von der Landesärztekammer Hamburg als ärztliche Fortbildungsangebote mit bis zu 18 CME-Punkten zertifiziert.
Literatur 1 Kumar V, Behr M, Kiritsi D, et al.: Keratin-dependent thymic stromal lymphopoietin expression suggests a link between skin blistering and atopic disease. J Allergy Clin Immunol 2016;138:1461–1464 www.bgw-online.de न Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz न BGW- Lernportal
www.zv.uni-leipzig.de नKommunikation न Medienredaktion नNachrichten
bleme wie Hauttrockenheit, Wundheit, Entzündungen durch Inkontinenz sowie Druckgeschwüre und veranschaulicht, wie die Hautgesundheit bei Pflegebedürftigen verbessert und Komplikationen möglichst vermieden werden können. Der Ratgeber ist kostenlos als Download verfügbar und kann auf der Homepage auch als Broschüre bezogen werden.
Dermatologie im Internet der DDG
Übersicht medizinischer Register Medizinische Register dienen der systematischen, patientenübergreifenden Auswertung von Krankheitsverläufen. Eine Sammlung dermatologischer Register findet sich im Internet unter www.derma.de. Hier sind neben der Indikation und den Kontaktdaten des Netzwerks auch der erforderliche Zeitaufwand zur Dokumentation sowie die Vergütung verzeichnet. Die Registersammlung wird fachlich redaktionell vom Arbeitskreis der Dermatologie im Internet der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft betreut.
www.derma.de नFür Ärzte नRegister
www.zqp.de नWissensangebot नRatgeber-Hilfe
Karger Kompass Dermatol 2017;5:52–54
Die Inhalte dieser Rubrik sind von der Redaktion ausgewählt und bearbeitet. Die Auswahl erfolgt unabhängig von der Industrie und in Abstimmung mit dem Herausgeber der Zeitschrift. Downloaded by: 78.47.19.138 - 4/24/2017 5:57:54 PM
Universität Leipzig