Transcript
Konjunktur Berlin Januar 2016
01/2016
Volkswirtschaft
Inhalt
2
Trendverläufe
3
Zusammenfassung Starkes Wachstum im 4. Quartal BIP-Entwicklung Berlin und Deutschland
4 5
Unternehmensnahe Dienstleistungen Wichtige Stellung in Berlin Umsätze wachsen um 4,4% Beschäftigung wächst um 3,0%
6 6 6
Industrie Stark rückläufige Auftragseingänge Umsätze: Noch kräftiges Wachstum
8 8
Exporte Verlässliche Stütze USA
10
Bauhauptgewerbe Mehr Fertigstellungen trotz Genehmigungsstau Auftragseingänge: Dynamik nimmt zu
12 12
Tourismus Drei Millionen Übernachtungen pro Monat Bettenauslastung auf Rekordniveau
14 14
Einzelhandel Starke Konsumnachfrage Umsatz: Deutliche Steigerung um 5,5%
16 16
Gastgewerbe Umsatzplus von 1,8%
18
Unternehmensgründungen Mehr Betriebsgründungen als -schließungen
20
Arbeitsmarkt Weniger als 195.000 Arbeitslose 2015 Erstmals mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte
22 22
Steuern und Kredite Deutlich mehr Steuereinnahmen Wohnungskredite steigen wieder
24 24
Fazit Positive Rahmenbedingungen auch 2016
26
01/2016
Volkswirtschaft
Darunter freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen
Unternehmensnahe Dienstleistungen - Gesamt
Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100)
Umsatz/Einnahmen aus selbstständiger Tätigkeit; (2010 = 100) 150 140 130
150
160
160
140
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100 90
130
120
120
110
110
100
100
90
90
90
80 2009
80
80 2009
2010
2011
Quartalswerte Prognose
2012
2013
2014
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
2016
Trend
Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
2011
Quartalswerte Prognose
2012
2013
2014
Saison-/kalenderbereinigte Werte
2015
2016
Trend
Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen IBB
Gastgewerbe
Einzelhandel
Umsatz; (2010 = 100)
Umsatz; (2010 = 100) 150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90 2011
80 2010
90 2012
2013
Monatsswerte Prognose
2014
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
2016 Trend
130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
80 2011
2012
2013
Monatswerte Prognose
Prognose Trend
2014
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
2016 Trend
Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Verarbeitendes Gewerbe
Verarbeitendes Gewerbe
Umsätze - Gesamt (in Mrd. Euro)
Auftragseingänge - Gesamt (2010 = 100) 140
140 130
130
120
120
2,3
2,3
2,2
2,2
2,1
2,1
2,0
2,0
1,9
1,9
1,8
1,8
1,7
1,7
110
110 100
100
90
90
80 2009
80 2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Monatswerte
Prog nose Trend
Saison-/kalender bereinig te Monatswerte
lang fristi ger Durchsch nitt
1,6 2009
1,6 2010
2011
2012
2013
Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt
Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
2014
2015
2016
Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Baugewerbe
Bauhauptgewerbe
Umsätze - Gesamt (in Mio. Euro)
Auftragseingänge - Gesamt (in Mio. Euro) 320
320
330
330
280
300
300
240
240
270
270
200
200
240
240
210
210
180
180
150
150
120
120
280
160
160
120
120
80
80
40 2009
40 2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
Monatswerte
Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte
langfristiger Durchschnitt
Trend
Prognos e Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
90 2009
90 2010
2011
Monatswerte Trend langfristiger Durchschnitt
2012
2013
2014
2015
2016
Saison-/kalenderbereinigte Monatswerte Prognose Trend
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
3
01/2016
Volkswirtschaft
Zusammenfassung
Gute Entwicklung in wechselhaftem Umfeld Angesichts sehr niedriger Energiepreise, der damit einhergehenden niedrigen Inflation und der EuroSchwäche sind die äußeren Bedingungen für die Berliner Wirtschaft im Jahr 2016 hervorragend. Hinzu kommen die dynamischen Wirtschaftskräfte in Berlin, wie eine seit Jahren überdurchschnittlich stark wachsende Erwerbstätigkeit und ein schnell expandierender Dienstleistungssektor. Dennoch bleiben Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der sich nur langsam entspannenden wirtschaftlichen Krise im Euroraum, geopolitischen Krisen im Nahen Osten und Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger Schwellenländer. Hier ist es neben der Entwicklung in China insbesondere der Russland-Ukraine Konflikt, der die Industrie inzwischen merklich belastet. So sind die Auftragseingänge in 2015 deutlich zurückgegangen. Alles in allem dürfte das Berliner Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2016 um 2,0% zulegen, allerdings mit einem wechselhaften Verlauf in den ersten beiden Quartalen (+2,1% und 1,8%). Damit wird die deutsche Hauptstadt im Jahresverlauf 2016 erneut stärker wachsen als Deutschland insgesamt (+1,8%). Diese Einschätzung wird auch durch die jüngsten Konjunkturumfragen wie z.B. die Mittelstandumfrage des DIW gestützt. Der Berliner Arbeitsmarkt profitierte 2015 wieder vom stark expandierenden Dienstleistungsbereich. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nimmt in Berlin bereits seit 2006 wieder zu – und zwar mit einem deutlich über dem Bundestrend liegenden Tempo. Für das Gesamtjahr 2015 kann mit durchschnittlich 1.313.000 Beschäftigten gerechnet werden. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im November 2015 in Berlin nur noch 182.388 Arbeitslose gemeldet. Im Jahresdurchschnitt 2015 wird die Zahl der Arbeitslosen auf knapp unter 195.000 sinken. Allerdings dürfte sich die hohe Zahl der Asylsuchenden im nächsten Jahr dämpfend auf den bisher stetigen Abbau der Arbeitslosigkeit auswirken. Denn ab dem nächsten Jahr werden vermehrt Flüchtlinge, über deren Asylantrag positiv entschieden wurde, in die Arbeitslosenstatistik eingefügt. Für das gesamte Jahr 2016 ist daher entgegen der bisherigen Prognose eher mit einer Seitwärtsbewegung der Arbeitslosenzahl in Berlin zu rechnen. Andererseits wird der Konsum in Berlin im laufenden und vor allem im nächsten Jahr einen zusätzlichen Schub durch die anhaltend hohe Zuwanderung und insbesondere durch die kräftige Zunahme von Asylsuchenden erhalten. Der Zuzug wird sich angesichts der anhaltend chaotischen Lage in den 4
Herkunftsländern 2016 kaum verlangsamen. Vor diesem Hintergrund dürfte der Konsum in Berlin 2016 deutlich höher liegen als im Vorjahr und erneut kräftige Wachstumsimpulse generieren. Allgemein profitiert der Konsum derzeit von der ohnehin dynamischen Bevölkerungsentwicklung, der stark wachsenden Erwerbstätigkeit und den steigenden Löhnen in der Hauptstadt. Das wirkt sich wiederum positiv auf Berliner Unternehmen aus, die auf private Verbraucher orientiert sind. Hinzu kommt der nach wie vor stark boomende Berlintourismus. Die Touristen werden auch in den kommenden Jahren eine starke Stütze der Berliner Konjunktur bilden. Vor allem im Berliner Handel und im Gastgewerbe sorgen die zahlreichen Berlinbesucher für kräftig steigende Umsätze. In den ersten zehn Monaten 2015 setzten Handel und Gastgewerbe preisbereinigt 5,6% bzw. 3,0% mehr um als im Vorjahreszeitraum. Damit entwickelt sich vor allem der Handel in der Hauptstadt doppelt so stark wie im Bundesdurchschnitt (Handel: +2,8%; Gastgewerbe: +1,7%). Positive wirtschaftliche Impulse steuert 2015 auch die Berliner Industrie bei. In den ersten zehn Monaten stieg der Umsatz um 6,1% auf 19,3 Mrd. EUR. Dabei sind es vor allem die Hersteller von Pharmazeutischen Erzeugnissen, die mit einem Umsatz von 5,8 Mrd. EUR im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 (+10,9%) deutlich über dem Vorjahreszeitraum liegen. Allerdings dürften die stark rückläufigen Industriebestellungen (-4,3%) schon im nächsten Jahr zu Umsatzrückgängen führen. Dank der Dynamik der Nachfrage aus den USA, dem Nahen Osten und den europäischen Ländern außerhalb der Eurozone stiegen die Berliner Exporte in den ersten zehn Monaten kräftig um 4,2%. Dazu hat auch der im Vorjahresvergleich schwächere Euro beigetragen. Für das Jahr 2016 muss allerdings mit einer rückläufigen Außenhandelsdynamik gerechnet werden. Zwar stützt ein niedriger Euro-/Dollar Kurs die Berliner Exporte. Risiken bestehen aber aufgrund der Unsicherheit in vielen Schwellenländern und aufgrund der im Verlauf des Jahres 2015 stark gesunkenen Industriebestellungen. Im Bauhauptgewerbe ist die Stimmung so gut wie lange nicht mehr. So wurde von Januar bis Oktober 2015 mit 2,2 Mrd. EUR insgesamt 5,3% mehr Umsatz erzielt als im Vorjahreszeitraum. Auch für 2016 kann von einer weiteren Erholung im Berliner Baugewerbe ausgegangen werden. Dafür sprechen der dringend notwendige Wohnungsbau sowie bereits geplante staatliche Investitionen in den öffentlichen Bau.
01/2016
Volkswirtschaft
BIP-Entwicklung in Berlin Mrd. EUR in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala) 28
6
27
5
26
4
25
3
24
2
23
1
22
0
21
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
-1
2017
Quelle: Statistische Ämter der Länder, eigene Berechnungen
BIP-Entwicklung in Deutschland Mrd. Euro in Preisen von 2010, Wachstumsraten ggü. Vorjahr in % (rechte Skala) 740
6
720
5
700
4
680
3
660
2
640
1
620
0
600
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
-1
Quelle: Destatis 5
01/2016
Volkswirtschaft
Unternehmensnahe Dienstleistungen Wichtige Stellung in Berlin
Beschäftigung wächst um 3,0%
Unternehmensnahe Dienstleistungen sind Dienstleistungen, die vorwiegend von Unternehmen nachgefragt werden – im Gegensatz zu Dienstleistungen, die primär auf den Bedarf der privaten Haushalte ausgerichtet sind. Mit rund 51,2 Mrd. EUR Umsatz nehmen die unternehmensnahen Dienstleistungsbereiche (ohne Handel, Gastgewerbe und öffentliche Dienstleistungsbereiche) eine gewichtige Stellung in der Hauptstadt ein (Anteil Umsatz insgesamt: 26,4%).
Im unternehmensnahen Dienstleistungsbereich waren mit zuletzt knapp 452.000 Personen rund ein Viertel aller Erwerbstätigen beschäftigt. Mit fast 159.000 Personen sind 35,0% der Beschäftigten im Sektor sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen tätig. Es folgen die Bereiche freiberufliche und wissenschaftliche Dienstleistungen mit 128.000 (Anteil: 28,1%) und der Bereich Verkehr und Lagerwesen mit rund 72.000 Beschäftigten (Anteil: 15,8%).
Umsätze wachsen um 4,4% In den ersten drei Quartalen 2015 sind die Umsätze in den unternehmensnahen Dienstleistungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum bereits um 4,4% gestiegen. Mit 7,7% mehr Umsatz hat sich der für Berlin wichtige Bereich Verkehr und Lagerwesen besonders gut entwickelt. Einen großen Anteil daran haben die Post und Kurierdienste, deren Umsätze sind um 8,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Besonders stark zugelegt hat im Zuge der Flüchtlingsbewegung vor allem der Wachund Sicherheitsdienst (+16,6%).
Unsichtbarer Platzhalter in Arial 11
In Berlin wurden im dritten Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahresquartal vor allem mehr neue Stellen im Bereich Informationsdienstleistungen geschaffen (+15%%). Dieser für Berlin impulsgebende Bereich wächst seit Jahren überdurchschnittlich stark. So wurden in Berlin in diesem Bereich seit 2009 knapp 30% mehr Beschäftigte gezählt. Im gesamtdeutschen Durchschnitt waren es in diesem Zeitraum gerade einmal 10% mehr Beschäftigte. Aufgrund der vielen neuen Aufträge rund um die Flüchtlingsunterkünfte wurden in den vergangenen Monaten zahlreich Wach- und Sicherheitskräfte eingestellt (+5,0%). Rückläufig entwickelte sich die Personalsituation im Bereich der Luftfahrt (-2,3%).
Umsatzentwicklung unternehmensnahe Dienstleistungen 2010 = 100; saison-/kalenderbereinigte Quartalswerte 130 125 120 115 110 105 100 95 90
2009
2010 Berlin
2011
2012
Deutschland
2013 Prognose
2014
2015 Prognose
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, Destatis, eigene Berechnungen
6
2016
01/2016
Volkswirtschaft
Umsatztrends unternehmensnahe Dienstleistungen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in % Absolut in Mrd. EUR
unternehmensnahe Dienstleistungen (H, J, M, N)
43
4,4
freiberufl. u. wissenschaftl. Dienstleistungen (M)
13
4,0
Verkehr und Lagerwesen (H)
11
7,7
Information und Kommunikation (J)
11
2,5
Sonst. wirtschaftl. Dienstleistungen (N)
8
2,8 -5
0
1. - 3. Quartal 2014
5
15 0
10
5
10 15
1. - 3. Quartal 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen Umsatztrends ausgewählter Dienstleistungsbranchen Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in %; Umsatzanteil in % -6
-4
-2
0
2
4
8
10 12
Veränderung gegenüber Vorjahresquartal in %; Beschäftigungsanteil in % -4 -2
Luftfahrt (H)
0,3 8,4
Verlagswesen (J)
2,7
Film, TV, Kino, Musik (J)
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M) PR, Unternehmensberatung (M)
Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H) Wach-, Sicherheitsdienste (N)
3,6
PR, Unternehmensberatung (M)
2,2 6,1
Informationsdienstleistungen (J)
7,1
2,2 1,5
Informationsdienstleistungen (J)
Luftfahrt (H)
8,3
Reisebüros (N)
2,7
Wach-, Sicherheitsdienste (N)
16,6 4,3
Schifffahrt (H)
5,8
Rundfunk (J) Telekommunikation (J) Schifffahrt (H)
4,1 -2,3 1,7 0,5 1,3 0,3
-8 -4 0 4 8 12 16 20 24 28 32
5 10 15 20 25 30
Umsatzanteil an allen Dienstleist. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
15,0
Post- und Kurierdienste (H)
6,4
Post- und Kurierdienste (H)
-15 -10 -5 0
0,9 0,1
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
-3,3
Telekommunikation (J)
5,0 4,0
Film, TV, Kino, Musik (J)
sonst. freiberufliche Tätigkeiten (M)
Rundfunk (J)
-1,6
Werbung und Marktforschung (M)
1,6
Reisebüros (N)
6,2 4,1
Verlagswesen (J)
Werbung und Marktforschung (M)
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
6,5 -0,3
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
6,1
8 10 12 14 16
1,9
Überlassung v. Arbeitskräften (N)
3,9
6
2,6
Architekt.-, Ing.-Büros, Labore (M)
3,6
sonst. Dienstl. für Unternehmen (N)
4
Informationstechnologie (J) 14,5
Personen- u. Güterverkehr (H)
2
Personen- u. Güterverkehr (H)
-2,7
Informationstechnologie (J) Lagerwesen u. Verkehrsdienstl. (H)
0
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
Rechts-,Steuerberat., Wirtsch.prüf. (M)
1. - 3. Quartal 2015
6
Beschäftigungstrends ausgewählter Dienstleistungsbranchen
3. Quartal 2015
Beschäftigtenanteil an allen Dienstl. (obere Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
7
01/2016
Volkswirtschaft
Industrie Stark rückläufige Auftragseingänge
Umsätze: Noch kräftiges Wachstum
Nach den aktuellen Daten des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg hat sich die Auftragslage der Berliner Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe weiter eingetrübt. In der Gesamtschau der ersten zehn Monate 2015 musste alles in allem ein Rückgang der Auftragseingänge von 4,3% hingenommen werden. Vor allem die Unternehmen aus der für Berlin besonders wichtigen Pharmabranche verzeichneten deutliche Rückgänge bei den Bestellungen (-20,1% ggü. Vorjahreszeitraum). Der Anteil der Pharmaumsätze an den gesamten Berliner Industrieumsätzen ist mit rund 30% bedeutend für die industrielle Gesamtentwicklung in der Hauptstadt.
Nach wie vor äußerst robust ist dagegen die Entwicklung der Industrieumsätze. Im Oktober 2014 erzielten die Berliner Industriebetriebe mit 50 und mehr Beschäftigten einen Umsatz von 1,93 Mrd. EUR, davon 858 Mio. EUR im Inland und 1,07 Mrd. EUR im Ausland. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Industrieumsätze im Oktober 2014 damit um 4,8%
Dabei sind vor allem die Pharma-Aufträge aus dem Ausland in den ersten zehn Monaten 2015 stark rückläufig (-28,1%). Diese Bestellrückgänge lassen sich vor allem auf den Russland-Ukraine Konflikt zurückführen. So sind die Exporte von Pharmaprodukte nach Russland und in die Ukraine im laufenden Jahr bereits um 44,4 Mio. EUR (-29,5%) bzw. um 12,0 Mio. EUR (-40,1%) gesunken. Rückgänge bei den Auftragseingängen werden im nächsten Jahr zu Umsatzrückgängen führen.
In den ersten 10 Monaten 2015 stiegen die Umsätze in der Industrie sogar um 6,1% auf insgesamt 19,3 Mrd. EUR. Dabei sind es derzeit noch die Hersteller von Pharmazeutischen Erzeugnissen, die mit einem Umsatz von 5,80 Mrd. EUR im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 deutlich über dem Vorjahreszeitraum (+10,9%) liegen. Da die Umsätze der Pharmaunternehmen bereits ein Drittel aller Industrieumsätze ausmachen, sind diese Umsatzsteigerungen bedeutend für die Berliner Industrieumsätze insgesamt. Alles in allem dürften die Umsätze der Berliner Industrieunternehmen mit Blick auf das Gesamtjahr 2015 deutlich zulegen, die Aussichten für das Jahr 2016 fallen allerdings eher verhalten aus.
Auftragseingänge Industrie insgesamt gleitender 12-Monatsdurchschnitt, Veränderung ggü. Vorjahresmonat in % 30
30
20
20
10
10
0
0
-10
-10
-20
-20
-30
2007
2008 Deutschland
2009
2010
2011
2012
2013
Berlin
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 8
2014
2015
-30
01/2016
Volkswirtschaft
Auftragseingänge wichtiger Industriebranchen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Anteil in %
Verarbeitendes Gewerbe insg.
-4,3
Inland
2,9
Ausland
-8,4
Pharmazeut. Erzeugnisse
-20,1
Datenverarbeitungsgeräte
5,2
Maschinenbau
-5,7
Elektrische Ausrüstungen
7,5
Metallerzeugnisse
-0,5
Metallerzeugung
-9,1
Chemische Erzeugnissen
-5,5
Textilien
-11,3 -40
Januar - Oktober 2014
-30
-20
-10
0
10
20
30
0 10 20 30 40
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends der wichtigsten Industriebranchen Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Anteil in %
Insgesamt
6,1
Inland
8,1
Ausland
4,6
Pharmazeut. Erzeugnisse
10,9
Datenverarbeitungsgeräte
3,7
Nahrungmittelherstellung Maschinenbau
11,8 -2,9
Elektrische Ausrüstungen
11,4
Reparatur u. Install.v.Maschinen Metallerzeugnisse
13,2 -6,5
Druckerzeugnisse
3,7 -20 -15 -10 -5
Januar - Oktober 2014
0
5
10 15 20 25 30
0 10 20 30 40
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
9
01/2016
Volkswirtschaft
Exporte Verlässliche Stütze USA Im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 wurde bei den Berliner Warenexporten ein Zuwachs von 4,2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf insgesamt 11,6 Mrd. EUR verzeichnet. Das ist vor allem auf steigende Exporte nach Saudi-Arabien und nach Polen zurückzuführen. Exporte in diese Länder zogen deutlich um 289 Mio. EUR (+77,8%) bzw. 170 Mio. EUR (+24,8%) an. Eine äußerst verlässliche Stütze sind zudem die Ausfuhren in die USA, das seit langem wichtigste Berliner Exportland. Die US-Wirtschaft nähert sich der Vollbeschäftigung und wird auch 2016 eine robuste Wachstumsrate erreichen. Zudem unterstützt der niedrige Euro-Kurs die Berliner Exporte in den Dollar-Raum. In den ersten 10 Monaten wurden Waren im Wert von 1,4 Mrd. EUR (+7,1%) in die USA exportiert. Allein im Oktober 2015 wurde Waren im Wert von 186,6 Mio. verkauft – der höchste jemals gemessene Monatswert für ein einzelnes Exportland. Davon entfielen 50,6 Mio. EUR auf Pharmazeutische Erzeugnisse (+14,7%), 40,3 Mio. EUR auf Motorräder und Kraftfahrzeugteile (+24,4%) sowie 34,5 Mio. EUR auf Geräte zur Elektrizitätserzeugung (+324%).
Vorhersehbare Rückschläge aufgrund der Sanktionspolitik haben sich in den ersten zehn Monaten 2015 bei den Exporten nach Russland realisiert (-121 Mio. EUR; -27,5%). Inzwischen beträgt der Anteil Russlands an allen Berliner Exporten nur noch 2,7% (Platz 11 in der Rangliste der Berliner Exportländer), im Jahr 2011 waren es noch 6,3% (Platz 2). Die stärksten Rückgänge aber gab es im Handel mit den Niederlanden. Hierhin wurden nur noch Waren im Wert von 431 Mio. EUR exportiert. Das waren 188 Mio. EUR (-30,4%) weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Vor allem Geräte zur Elektrizitätserzeugung, pharmazeutische Produkte sowie nachrichtentechnische Geräte wurden von den Niederlanden nicht mehr so stark nachgefragt. Für das Jahr 2016 muss mit einer leicht rückläufigen Außenhandelsdynamik gerechnet werden. Zwar stützt ein niedriger Euro-/Dollar Kurs die Berliner Exporte. Risiken bestehen aber aufgrund der konjunkturellen Unsicherheit in vielen Schwellenländern und aufgrund der stark gesunkenen Industrieaufträge bei den Berliner Unternehmen im Verlauf des Jahres 2015.
Exporte monatliche Trendwerte, Veränderung ggü. Vorjahr in % 70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
-10
-10
-20
-20
-30 2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Eurozone USA EU ohne Euroländer Naher Osten Prognose Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 10
2015
2016
Asien Insgesamt
-30
01/2016
Volkswirtschaft
Exporttrends: wichtigste Exportländer
Exporttrends: wichtigste Warengruppen
Veränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR
Veränderung ggü. Vorjahr in Mio. EUR 474
Insgesamt 124,7
Vereinigte Staaten Polen
Geräte z. Elektrizitätserz. u. -vert.
45,4
Saudi-Arabien
-5,7
Kraftmaschinen
Italien
-3,5
sonstige Waren 87,1
-201,4 188,1 38,2
Mess- u. steuerungstechn. Erzeugn.
-188,0
104,8
Kakao und Kakaoerzeugnisse 27,0
Österreich
Motoren u.a. Teile f. Kraftfahrzeuge
-154,0 71,1
Enderzeugnisse, a.n.g.
Russische Förderation Tschechische Republik
58,4
Medizinische Geräte
Vereinigtes Königreich
Niederlande
365,9 108,1
sonstige Fahrzeuge
56,4
Schweiz
125,5
Tabakerzeugnisse 289,2
Volksrepublik China
86,5
Pharmazeutische Erzeugnisse
170,3
Frankreich
474
Insgesamt
-64,9
45,1
Maschinen, a.n.g. 52,6
Belgien
36,4
Japan
54,0
Verein. Arab. Emirate
70,6
Republik Korea
-94,8
Mineralölerzeugnisse
21,1
Spanien
-68,7
Nachrichtentechnische Geräte
Elektrische Lampen u. Leuchten
-5,7
Eisen-, und Metallwaren, a.n.g.
-7,7
Chemische Enderzeugnisse, a.n.g.
-1,6
….
… -300 -200 -100
0
100
Jan.- Okt. 15
200
300
400
-400
500
Jan.- Okt. 14
-200
0
Januar - Oktober 15
200
400
600
Januar - Oktober 2014
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnung
Exporte nach ausgewählten Ländern 1995 = 100 1.200
1.200
1.000
1.000
800
800
600
600
400
400
200
200
0
95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 Okt. 15 USA
China
Russland
0
Polen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 11
01/2016
Volkswirtschaft
Baugewerbe Mehr Fertigstellungen trotz Genehmigungsstau In den ersten zehn Monaten 2015 hat die Zahl der Baugenehmigungen die hohen Erwartungen nicht erfüllt. Zwar konnte die Zahl der genehmigten Wohnungen in den ersten zehn Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch leicht um 307 auf 16.549 gesteigert werden (+1,9%). Enttäuschend ist aber der starke Rückgang der Baugenehmigungen im Segment Wohnungsneubau um 1.243 Anträge (-8,9%) auf nur noch 12.769. Zumindest die Baugenehmigungen im Wohnungsbestand stiegen um 1.599 (+77,5%) auf 3.664. Ein Nachlassen der Dynamik bei den Baugenehmigungen wird die erwartete Zahl der Baufertigstellungen von mehr als 11.000 Wohnungen in 2015 (2014: 8.744) nicht tangieren. Die Auswirkungen dürften sich erst in den Jahren 2016 und 2017 bemerkbar machen.
Auftragseingänge: Dynamik nimmt zu In den ersten zehn Monates 2015 ergab sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Rückgang der Auftragseingänge im Berliner Bauhauptgewerbe um 42,2 Mio. EUR (-2,6%) auf 1,55 Mrd. EUR. Starke Rückgänge gab es vor allem im Wirtschaftsbau (-10,7%). Dagegen stiegen die Bestellungen in den Sparten Wohnungsbau nur um 0,3%
auf 559 Mio. EUR und im Öffentlichen Bau um 10,7% auf 350 Mio. EUR. Der Öffentliche Bau umfasst die Bereiche Hochbau für öffentliche Körperschaften, Straßenbau und öffentlicher Tiefbau. Vor dem Hintergrund des starken Bevölkerungswachstums in der Hauptstadt wurde beschlossen, dass 2016 und 2017 aus dem neu eingerichteten Infrastrukturfonds „Wachsende Stadt“ (SIWA) 438 Mio. EUR u.a. für Kitas, Schulen, öffentliche Gebäude und für die Straßensanierung ausgeben werden. Diese Investitionen werden künftig für deutliche Umsatzsteigerungen auch im Berliner Bauhauptgewerbe sorgen.
Umsätze: Anstieg durch Wohnungsbau Besser sieht es im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 beim Umsatz im Bauhauptgewerbe aus, der gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 5,3% auf insgesamt 2,5 Mrd. EUR angestiegen ist. Auch für 2016 kann von einer weiteren Erholung im Berliner Bauhauptgewerbe ausgegangen werden. Dafür sprechen der dringend notwendige Wohnungsneubau sowie bereits geplante staatliche Investitionen in den öffentlichen Bau.
Baugenehmigungen und Baufertigstellungen Wohnungen 30.000
25.000
25.000
20.000
20.000 15.000 15.000 10.000 10.000 5.000
5.000 0
98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Baugenehmigungen (linke Skala)
Prognose
Baufertigstellung (rechte Skala)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 12
0
Prognose
01/2016
Volkswirtschaft
Trends der Auftragseingänge Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
insgesamt
Anteil in %
-2,6
Wirtschaftsbau
-10,7
Wohnungsbau
0,3
Öffentlicher Bau
10,7 -20
-15
-10
-5
0
Januar - Oktober 2014
5
10
15
20
0
20 40 60
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends Bauhauptgewerbe Veränderung ggü. Vorjahreszeitraum in %
Anteil in %
insgesamt
5,3
Wohnungsbau
16,1
Wirtschaftsbau
1,1
Öffentlicher Bau
-6,4 -10
-5
0
Januar - Oktober 2014
5
10
15
20 0 20 40 60
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Bradenburg, eigene Berechnungen 13
01/2016
Volkswirtschaft
Tourismus Drei Millionen Übernachtungen pro Monat Die Gästezahlen sind in den ersten zehn Monaten 2015 um 4,5% auf 10,4 Mio. gestiegen. Insgesamt haben sich rund 444.000 mehr Besucher in Berliner Hotels angemeldet als noch im Vorjahreszeitraum. Von Januar bis Oktober sind vor allem mehr Gäste aus Großbritannien (+61.000; +15,5%) und aus Spanien (+42.000; +22,7%) gezählt worden. Die Entspannung der spanischen Wirtschaftskrise lässt den Menschen dort wieder mehr finanzielle Spielräume zum Reisen. Inzwischen besuchen im Schnitt jeden Monat 24.000 Spanier Berlin, im Jahr 2013, zum Krisenhöhepunkt, waren es nur rund 17.000. Dagegen hält der stark unter Druck geratene Rubelkurs die Menschen in Russland weiterhin von Reisen nach Berlin ab (-35.000; -23,8%). Mit der gestiegenen Gästezahl erhöht sich auch die Zahl der Übernachtungen. In den ersten zehn Monaten 2015 wurden insgesamt 25,7 Mio. Übernachtungen im Berliner Beherbergungsgewerbe verzeichnet, knapp 1,4 Mio. mehr als noch im Vorjahreszeitraum (+5,6%). Steigerungen gab es vor allem bei den Übernachtungszahlen der ausländi-
schen Gäste (+1,0 Mio.; +9,2%). Dabei liegt die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Vereinigten Königreich mit rund 1,2 Mio. (+19,1%) im Vergleich der Herkunftsländer an erster Stelle, gefolgt von den USA mit knapp 950.000 (+17,8%). Mit der Zahl der Gäste und den steigenden Übernachtungszahlen wächst seit Jahren auch die Zahl der Unterkünfte in Berlin. Seit 2014 zeichnet sich jedoch eine deutliche Verlangsamung beim Aufbau von Beherbergungskapazitäten ab. Im Zeitraum 2009 bis 2013 lag das Wachstum noch bei jährlich 7.000 Betten: In den ersten zehn Monaten 2015 waren es nur noch 1.900 mehr Betten (+1,4%) als im Vorjahreszeitraum. Bei steigenden Gäste- und Übernachtungszahlen sorgte der langsamere Aufbau der Bettenkapazität für eine Rekordauslastung der Betten von 61,7%. Für 2016 kann in Berlin mit insgesamt 32 Mio. Übernachtungen gerechnet werden. Gegenüber 2000 wäre das eine Verdreifachung der Übernachtungszahl.
Übernachtung, Bettenkapazität und -auslastung monatliche Trendwerte - Veränderung zum Vorjahresmonat in % 15 4 3
10
2 5 1 0
0 -1
-5 -2 -10
08
09
10
Übernachtungen
11
12
Angeb.Betten
13
14
16
-3
Bettenauslastung (rechte Skala, Prozentpunkte)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
14
15
01/2016
Volkswirtschaft
Gästezahlen Insgesamt:
Übernachtungen Insgesamt:
10.404.001
GB USA
Italien Spanien
1.235.251
USA
339.335
Niederlande
25.685.443
GB
450.989
252.434
Italien
252.242
Niederlande
947.782 788.783 709.463
Spanien
228.710
707.352
Schweiz
201.614
Dänemark
573.628
Dänemark
199.944
Schweiz
557.606
Frankreich
Frankreich
185.184
Schweden
155.434
Österreich
129.027
Israel
Polen
127.464
Österreich
Russland China Israel Norwegen
406.511 386.541 330.813
112.011
Russland
106.643
Polen
101.426
Norwegen
261.796
Belgien
239.754
94.395
Belgien
515.617
Schweden
297.750 264.113
China
86.747
236.439
…
… 0
200.000
400.000
Januar - Oktober 2014
0
600.000
500.000
1.000.000
Januar - Oktober 2014
Januar - Oktober 2015
1.500.000
2.000.000
Januar - Oktober 2015
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
Gästeankünfte
Veränderung der Gästezahlen
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
gegenüber Vorjahreszeitraum in Tsd. Gästeankünfte
GB
4,5
60,6740
Spanien
42,3030
USA
davon Inland
38,8270
China
2,5
28,7370
Israel
16,1630
davon Ausland 7,6
Schweiz
13,5160
Belgien
0
9,9770
Schweden
1
2
3
4
Januar - Oktober 2014
9,9110
5
6
7
8
9
10
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
… Griechenland
-,6080
Estland
-,6180
Norwegen
-,9770
Bulgarien
-1,6560
Finnland
-1,7180
Polen
-1,8440
Übernachtungen Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Übernachtungen 5,6
davon Inland
Frankreich
2,9
-4,0110
Russland -34,9860 -50
davon Ausland
0
Januar - Oktober 2014
50
Januar - Oktober 2015
Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen
9,2
100 0
2
4
Januar - Oktober 2014
6
8
10
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
15
01/2016
Volkswirtschaft
Einzelhandel Stabiler Trend Die Bedingungen für die Konsumenten sind so gut wie lange nicht mehr. Die Reallohnzuwächse der vergangenen Jahre und der Mindestlohn sind in den Portemonnaies der Arbeitnehmer angekommen, die Verbraucherpreise stagnieren bei rückläufigen Energiepreisen. Das niedrige Zinsniveau lädt derzeit nicht zum Sparen ein. So ist die Sparquote in Berlin seit 2008 kontinuierlich gesunken und liegt derzeit bei 7,6% des verfügbaren Einkommens (Deutschland: 9,1%). Die wirtschaftliche Entwicklung in Berlin ist stabil und die Zahl der Beschäftigten wird auch in den kommenden Monaten weiter überdurchschnittlich steigen. Impulse für das Berliner Wirtschaftswachstum kommen daher auch von einer starken privaten Konsumnachfrage. Nach vorläufigen Berechnungen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg setzte der Berliner Einzelhandel (ohne Kraftfahrzeughandel) in den ersten zehn Monaten 2015 real 5,6% mehr um als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Damit legte der Berliner Einzelhandel im Zeitraum Januar bis September 2015 erneut stärker zu als der Einzelhandel in Gesamtdeutschland (real: +2,8%). Aus-
schlaggebend für das überproportional starke Wachstum des Einzelhandels in Berlin ist der seit Jahren boomende Tourismusbereich aber vor allem auch der Internet- und Versandhandel. In den vergangenen Jahren wurden in Berlin viele Geschäftsmodelle in Form innovativer Start-ups umgesetzt, die nun von Berlin aus international agieren. In diesem Bereich stiegen die Umsätze in den ersten zehn Monaten 2015 um 20,4%. Umsatzzuwächse gab es auch in verschiedenen Bereichen des klassischen Einzelhandels. So konnten die Umsätze im Facheinzelhandel mit Kommunikations- und Haushaltsgeräten sowie Inneneinrichtung um 2,2% ausgeweitet werden. Die Erlöse im Berliner Einzelhandel mit Sportausrüstungen und Spielwaren stiegen sogar um 5,8%. Die Zahl der Beschäftigten im Einzelhandel stieg im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 um 1,9%. Vor allem die Supermärkte haben vermehr Personal eingestellt. Sie haben die Zahl ihrer Beschäftigten um 4,8% ausgeweitet, und zwar vor allem mit Vollzeitbeschäftigten (+10,8%). Die Teilzeitbeschäftigung wurde dagegen lediglich um 6,4% ausgeweitet.
Einzelhandel Umsatz; (2010 = 100) 150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90 2011
90 2012 Monatsswerte Prognose
2013
2014
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
16
2016 Trend
Prognose Trend
01/2016
Volkswirtschaft
Umsatz Einzelhandel insgesamt 2010 = 100 160
160
150
150
140
140
130
130
120
120
110
110
100
100
90
Jan
Feb
2013
Mrz
Apr
Mai
2014
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
90
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends im Einzelhandel Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Einzelhandel (ohne Kfz) insg. darunter:
5,6
Kaufhäuser/Tankstellen 2,3 Supermärkte 4,1 Facheinzelhandel 2,2 sonstiger Einzelhandel 5,8 7,9 17,1 20,4
Versand-, Markt- und Internethandel -4 Januar - Oktober 2013
-2
0
2
Januar - Oktober 2014
4
6
8
10
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 17
01/2016
Volkswirtschaft
Gastgewerbe Umsatzplus von 1,8% Zwar hat sich Berlin bei seinen Besuchern inzwischen zu einer ausgesprochenen Sommerdestination entwickelt. Aber auch im Winterhalbjahr ist Berlin deutliche attraktiver geworden. So hat sich im Dezember vor allem bei den ausländischen Gästen sogar eine kleine Nebensaison ausgebildet. Auch dieses Jahr wird die Zahl der ausländischen Gäste nach einem saisonbedingt schwächeren November im Dezember noch einmal um rund 36.000 auf 378.000 steigen. Das drückt sich in steigenden Umsätzen im Einzelhandel und im Gastgewerbe aus. In den ersten zehn Monaten des Jahres sind die Umsätze im Berliner Gastgewerbe – bestehend aus Beherbergungsgewerbe und Gastronomie – mit preisbereinigt 3,0% wieder stärker gestiegen. In diesem Zeitraum ist die Zahl der Berlin-Gäste um 4,8% gestiegen. Die Umsätze in der Gastronomie sind um 3,4% gestiegen. Nicht so stark ist die Umsatzentwicklung allerdings in den Berliner Hotels. So sind die Umsätze in dieser Branche preisbereinig aufgrund von Preiszugeständnissen wegen des scharfen Wettbewerbs in Berlin nur um 2,3% gestiegen (Deutschland insgesamt: 2,3%).
Weil sich neben den stetig steigenden Übernachtungszahlen zuletzt auch der Aufbau der Berliner Hotelbettenkapazität verlangsamt hat, steigt die Auslastung der Hotelbetten merklich an. Inzwischen ist die Bettenauslastung in Berlin mit 61,7% auf den höchsten jemals gemessenen Wert gestiegen. In den vergangenen Jahren ist zudem die Zahl der Übernachtungen schneller gestiegen als die der Gäste. Das führte rechnerisch zu einer deutlich gestiegenen Aufenthaltsdauer, die in Übernachtungen pro Gast gemessen wird. Diese lag im Juli 2011 rechnerisch noch bei 54 Stunden (2,27 Tage), zuletzt blieb ein Gast im Schnitt gut 5 Stunden länger in Berlin als vor vier Jahren. Die verlängerte Aufenthaltsdauer führt zu zusätzlicher Kaufkraft in der Stadt und wirkt sich somit positiv auf die Höhe der Umsätze im Einzelhandel und im Gastgewerbe aus. Auch die Zahl der Beschäftigten im Berliner Gastgewerbe hat zugenommen. Im Zeitraum Januar bis Oktober 2015 stieg die Zahl der Beschäftigten um 3,8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei war es vor allem die Zahl der Teilzeitbeschäftigten,
Gastgewerbe Umsatz; (2010 = 100) 130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80 2011
80 2012 Monatswerte Prognose
2013
2014
2015
Saison-/kalenderbereinigte Werte
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 18
2016 Trend
Prognose Trend
01/2016
Volkswirtschaft
Umsatz Gastgewerbe 2010 = 100 130
130
120
120
110
110
100
100
90
90
80
80
70
Jan
Feb
2013
Mrz
Apr
Mai
2014
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
70
2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Umsatztrends im Gastgewerbe Veränderung zum Vorjahreszeitraum in % Gastgewerbe insges.
3,0
Beherberg.gew. insg.
2,4
Hotels
2,3
Gastronomie insg.
3,4
Restaurants, Schankwirtschaft, etc.
4,5
Caterer, etc.
-0,5 -4
-3
-2
-1
0
Januar - Oktober 2014
1
2
3
4
5
6
7
8
Januar - Oktober 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 19
01/2016
Volkswirtschaft
Unternehmensgründungen und Insolvenzen Mehr Betriebsgründungen als -schließungen In den ersten neun Monaten 2015 wurden 32.499 Gewerbemeldungen bei den zuständigen Gewerbeämtern registriert. Das waren 1.797 bzw. 5,2% weniger als noch im Vorjahreszeitraum. Im gleichen Zeitraum wurden allerdings nur 25.916 Gewerbe abgemeldet, so dass sich letztlich ein positiver Gründungssaldo von rund 6.583 Unternehmen ergab. Zu berücksichtigen ist, dass zu den Gewerbeanmeldungen im Zeitraum Januar bis September 2015 auch rund 1.600 Übernahmen zählen. Zudem führt nicht jede der knapp 30.000 Neugründungen zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Bei knapp 80% der Neugründungen handelt es sich um Personen, die zunächst als Kleingewerbetreibende oder im Nebenerwerb als Solounternehmer tätig sind. Diese Gründungen dienen oft der Überbrückung von Erwerbslosigkeit. Die rückläufigen Gründungen bei den Kleingewerbetreibenden (-8,3%) lassen sich mit dem derzeit intakten Berliner Arbeitsmarkt erklären, der mehr als 26.000 offene Stellen in allen Bereichen der Wirtschaft bietet. Dagegen handelt es sich bei den rund 6.500 Betriebsgründungen um Gewerbebetriebe, bei denen
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1
1
1
1
1
bereits bei ihrer Anmeldung eine größere wirtschaftliche Bedeutung angenommen werden kann. Denn zu 75% handelt es sich bei diesen Betrieben um Kapitalgesellschaften, Kommanditgesellschaften oder Aktiengesellschaften, die zukünftig mehr Arbeitsplätze schaffen werden. Besonders schnell wächst die Zahl der Betriebsgründungen in den Berliner Zukunftsbranchen. So war der Nettozuwachs an neuen Betrieben in den innovativen und kreativen Berliner Schlüsselbranchen in den ersten neun Monaten 2015 fast doppelt so hoch wie in den anderen Berliner Wirtschaftszweigen.
Insolvenzen sind leicht gestiegen Die Zahl der Unternehmen die in den ersten neun Monaten aufgeben mussten ist um 5,7% auf 1.045 gestiegen. Betroffen sind inzwischen vermehrt Unternehmen aus dem gründungsstarken Bereich Information und Kommunikation (+33,9%) – ein Zeichen dafür, dass nicht jede Geschäftsidee zündet. Auch sind die von den Gläubigern gegenüber den insolventen Unternehmen angemeldeten Forderungen in den ersten neun Monaten um 39,9% auf nunmehr 755,5 Mio. EUR gestiegen.
1
11
1
1
1 1
Gew erbeanmeldungen Januar bis September 2015 (Veränderung ggü. Vorjahr) 32.499 (-5,2%)
Neuerrichtungen
Zuzug
Übernahme
30.041 (-5,0%)
876 (-7,7%)
1.582 (-8,1%)
Neugründung
Umw andlung
29.945 (-5,0%)
96 (-14,3%)
Rechtsformw echsel
Gesellschaftereintritt
Erbfolge, Kauf, Pacht
186 (9,4%)
277 (12,1%)
1.119 (-14,3%)
Betriebsgründung
sonstige Neugründung
6.486 (-1,8%)
23.459 (-5,8%)
Betriebsgründung Hauptniederlassung
Betriebsgründung Zw eigniederlassung
Gründung Kleingew erbetreibende
Gründung Nebenerw erb
4.974 (5,2%)
1.512 (-19,4%)
15.175 (-8,3%)
8.284 (-1,0%)
1 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg; eigene Berechnungen 20
1
1
1
1
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 1
01/2016
Volkswirtschaft
Gewerbemeldungen - insgesamt
Betriebsgründungen und -aufgaben - insgesamt
monatliche Trendwerte; Veränderung gegenüber Vorjahresmonat
monatliche Trendwerte; Veränderung gegenüber Vorjahresmonat
800
800
25
25
600
600
20
20
400
400
15
15
200
200
10
10
5
5
0
0
-5
-5
0
0
-200
-200
-400
-400
-10
-10
-600
-15
-15
-20
-20
-600 -800
06
07
08
09
Anmeldungen
10
11
12
Abmeldungen
13
14
15
Saldo
-800
-25
Saldo Prognose
06
07
08
09
10
Gründungen
11
12
Aufgaben
13
14
Saldo
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Gründungsgeschehen - Saldo Gewerbean- und abmeldungen
Gründungsgeschehen - Saldo Betriebsgründungen und -aufgaben
Insgesamt
Insgesamt
6.583
Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe
20
Baugewerbe
1.876
Handel-445
53
Handel
Verkehr und Lagerei
-135
Verkehr und Lagerei
149
Gastgewerbe
42
Gastgewerbe
110
Informat.u.Kommunikat.
17
Informat.u.Kommunikat.
562
Finanz-,Vers.Dienstlstg. -302
302
Finanz-,Vers.Dienstlstg.
Grundst.-u.Wohngs.wesen
600
843
öffentl.u.priv.Dienstlstg.
346 0
143
Unternehmensnahe Dienstlstg.
3.984
öffentl.u.priv.Dienstlstg.
-18
Grundst.-u.Wohngs.wesen
223
Unternehmensnahe Dienstlstg.
-600
1316
Verarbeitendes Gewerbe
90
1.200
Januar - September 2014
1.800
2.400
3.000
53
-400
-200
0
200
400
600
Januar - September 2015
Januar - September 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
-25
15 Prognose
800
1000 1200 1400
Januar - September 2015
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen
Unternehmensinsolvenzen 220
400
200
350 300
180
250 160 200 140 150 120
100
100 80
50
05
06
07
08
09
10
11
12
13
14
15
0
beantragte Unternehmensinsolvenzen (Anzahl) gleitender 12-Monatsdurchschnitt (Anzahl) voraussichtliche Forderungen in Mio. EUR (rechte Skala, gleitender 12-Monatsdurchschnitt)
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Berechnungen 21
01/2016
Volkswirtschaft
Arbeitsmarkt Weniger als 195.000 Arbeitslose 2015
Erstmals mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im Dezember 2015 in Berlin nur noch 184.267 Arbeitslose gemeldet. Das waren zwar 1.879 mehr als im November 2015, aber 7.546 weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat (-4,8%).
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten entwickelt sich weiter auf sehr hohem Niveau. Sie lag im September 2015 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) mit 1.331.800 Personen um rund 43.757 Beschäftigte über dem entsprechenden Wert des Vorjahres (+3,4%).
Im Januar 2016 wird die Zahl der Arbeitslosen allerdings saisonal bedingt wieder auf 198.000 steigen. Zudem dürfte sich die hohe Zahl der Asylsuchenden im laufenden Jahr dämpfend auf den bisherigen Abbau der Arbeitslosigkeit auswirken. Denn nach und nach werden dann Flüchtlinge, über deren Asylantrag positiv entschieden wurde, Sozialleistungen erhalten und somit auch in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen. Für das gesamte Jahr 2016 ist daher insgesamt mit einer Seitwärtsbewegung der Arbeitslosenzahl zu rechnen. Andererseits bietet der Berliner Arbeitsmarkt auch Menschen mit geringer Qualifikation Chancen auf einen Arbeitsplatz. Dafür spricht die aktuell hohe Nachfrage nach Arbeitskräften vor allem in den eher unterdurchschnittlich entlohnten Bereichen Verkehr, Logistik und Sicherheit (+4.754) sowie Handel (+3.218).
Geschaffen wurden im September 2015 vor allem Jobs im Bereich der Immobilienwirtschaft und der freiberuflichen und wissenschaftlichen Dienstleistungen, wo die die Beschäftigung im Jahresvergleich um 9.214 Personen auf 151.100 (+6,4%) stieg. In der stark wachsenden Hauptstadt steigt der Bedarf an Lehrkräften, Erziehern und Kitapersonal kontinuierlich, weshalb in diesem Bereich die Zahl der Beschäftigten um 4.144 (+4,9%) auf inzwischen 88.000 Personen stieg. Auch in der überdurchschnittlich entlohnten Berliner Wachstumsbranche Information und Kommunikation (+5.642) und dem stark tourismusgetriebenen Gastgewerbe (+6.735) wurde die Beschäftigung erneut kräftig ausgeweitet. Ein Abflauen des Berliner Beschäftigungsbooms ist auch 2016 nicht zu erwarten, das bestätigt u.a. die jüngste Mittelstandsumfrage des DIW, wonach jede vierte Firma einstellen will.
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Veränderung ggü. Vorjahr in Prozentpunkten 5,0
5,0
4,0
4,0
3,0
3,0
2,0
2,0
1,0
1,0
0,0
0,0
-1,0
-1,0
-2,0
-2,0 -3,0
-3,0 05
06 Berlin
07
08
09
10
11
Deutschland
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
22
12
13
14
15
01/2016
Volkswirtschaft
Veränderung der Beschäftigung
Veränderung der Arbeitslosigkeit
(ggü. Vorjahresmonat)
(ggü. Vorjahresmonat) 40
2,4
50
30
1,8
40
20
1,2
10
0,6
0
0,0
20
-10
-1,2
-20
-30
-1,8
-30
-2,4 11
12
13
14
15
-2,500 -3,500 05
06
07
08
09
10
SV-Beschäftigte in Tausend
11
12
13
14
15
in % zum Vorjahresmonat (rechte Skala)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Arbeitslosenquote
in Tausend
in % 14,0
14,0
13,5
13,5
13,0
13,0
12,5
12,5
12,0
12,0
11,5
11,5
11,0
11,0
10,5
10,5
10,0
10,0 Feb
-1,500
-50
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
Jan
-,500
-40
Arbeitslose in Tausend Arbeitslosenquote in Prozentpunkten (rechte Skala) Unterbeschäftigungsquote in Protzentpunkten (rechte Skala)
9,5
,500
0
-20
10
1,500
10
-0,6
09
2,500
30
-10
-40
3,500
Mrz
Apr
2013
Mai
Jun
Jul
2014
Aug
Sep
2015
Okt
Nov
Dez
9,5
Prognose 2016
1.380
1.330
1.280
1.230
1.180
1.130
Jan
Feb
Mrz
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
2013 2014 2015 Prognose 2015 Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg; eigene Berchnungen
Nov
Offene Stellen Dezember 2015
Arbeitslosenquoten im Vergleich Veränderung ggü. Vorjahr in Prozentpunken 2,0
Insgesamt 25.090
8
Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit
1,5 7
1,0
6
0,0 -0,5
4.754
Industrie
0,5
4.225
Bau, Architektur, Gebäudetechnik
3.355
Gesundheit, Soziales, Erziehung
3.326
Handel, Vertrieb, Tourismus
5
3.218
Buchhaltung, Recht, Verwaltung
-1,0 -1,5
2.860
Werbung, Marketing, Kultur
4
2.232
Naturwissenschaft, Informatik
-2,0 -2,5 06
07
08
Berlin
09
10
11
Deutschland
12
13
14
745
Land-, Forstwirtschaft, Gartenbau
3 05
Dez
Prognose 2016
351
15
0
Spread in Prozentpunkten (rechte Skala)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
1.000
2.000
3.000
4.000
5.000
6.000
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
Veränderung der Beschäftigten Oktober 2015
Arbeitslosenquoten Dezember 2015
in %
Berlin
Bayern
Hamburg
Schleswig-Holstein
Bremen
Berlin
Meck.-Vorp.
Sachsen
Brandenburg
Sachsen-Anhalt
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
Nordrh.-Westf.
Saarland
Hamburg
Thüringen
Deutschland
Schles.-Holst.
0
Hessen
0
Niedersach.
2 Rheinl.-Pfalz
2 Bayern
4
Baden-Würt.
4
Niedersachsen
0,0
6
Baden-Württemberg
0,5
0,0
6
Nordrhein-Westfalen
1,0
0,5
8
Hessen
1,5
1,0
8
Deutschland
2,0
1,5
10
Bremen
2,5
2,0
10
Rheinland-Pfalz
3,0
2,5
Sachsen
3,0
Brandenburg
12
Saarland
3,5
12
Mecklenburg-Vorpommern
3,5
Thüringen
14
Sachsen-Anhalt
in % 14
Quelle: Bundesagentur für Arbeit; eigene Berechnungen
23
01/2016
Volkswirtschaft
Steuern und Kredite Deutlich mehr Steuereinnahmen Das eröffnet dem Land Berlin wieder einen finanziellen Handlungsspielraum. Von dem Überschuss sind 434 Mio. EUR für die Schuldentilgung und 438 für den Infrastrukturfonds SIWA (Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt) vorgesehen. Eine verstärkte öffentliche Investitionstätigkeit in Bereichen wie Bildung und Verkehrsinfrastruktur wird letztlich auch die Berliner Produktionsbedingungen verbessern. Eine erhöhte Standortattraktivität wirkt zusätzlich positiv auf private Investitionen.
Überdurchschnittlich steigende Beschäftigtenzahlen und Umsätze in den Berliner Unternehmen auf der einen Seite führen auf der anderen Seite zu Rekordeinnahmen bei den Steuern des Landes Berlin. So sind die Steuereinnahmen in den ersten elf Monaten des Jahres 2015 kräftig um 591 Mio. EUR (+5,0%) auf 12,4 Mrd. EUR gestiegen. Dabei entfällt mit 3,9 Mrd. EUR und 3,5 Mrd. EUR bereits mehr als die Hälfte auf die Lohn- bzw. auf die Umsatzsteuer. Auch die Grunderwerbssteuer bringt es aufgrund der stark gestiegenen Bautätigkeit mit 872 Mio. EUR (+19,9%) im Zeitraum Januar bis November auf Rekordeinnahmen im Steuerhaushalt. Aber auch der boomende Tourismus sorgt für steigende Steuereinnahmen. Einerseits über die Übernachtungssteuer (39,6 Mio. EUR; +48,9%) und andererseits über die steigende Umsatzsteuer im Einzelhandel und in der Gastronomie.
Wohnungskredite steigen wieder Nachdem in den letzten Quartalen verstärkt Altkredite vorzeitig abgelöst und auf günstigere Zinskonditionen umgestellt wurden, hat sich der Bestand an Wohnungsbaukrediten der am Standort ansässigen Banken deutlich erholt. Er ist im 3. Quartal 2015 gegenüber Vorjahrjahresquartal um 704 Mio. EUR (+3,0%) auf 24 Mrd. EUR gestiegen. Aufgrund des Baubooms in Berlin kann davon ausgegangen werden, dass vor allem die Vergabe von Neukrediten wieder angesprungen ist.
Aufgrund der positiven Entwicklung bei den Steuereinnahmen konnte das Land Berlin schon das Haushaltsjahr 2014 mit einem Finanzierungsüberschuss in Höhe von 872 Mio. EUR abschließen.
Steuereinnahmen Berlins vor Steuerverteilung monatliche Trendwerte; Veränderung ggü. Vorjahresmonat
300
16
250
12
200 150
8
100
4
50 0
0
-50
-4
-100 -150
-8
-200
-12
-250 -300
-16 02
03
04
05
06
in Mio. EUR
07
08
09
10
11
13
in Prozent (rechte Skala)
Quelle: Senatsvewaltung für Finanzen; eigene Berechnung IBB 24
12
14
15
01/2016
Volkswirtschaft
Steuereinnahmen Berlins
Steuereinnahmen vor Steuerverteilung
in Mio. EUR
in Mio. EUR 3.000
3.000
2.500
2.500
2.000
2.000
1.500
1.500
1.500
1.000
1.000
1.000
3.000
3.000
2.500
2.500
2.000
2.000
1.500
1.000
500
Jan
Feb
Mrz
2013
Apr
Mai
2014
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
500
500
Jan
Feb
Mrz
2013
2015
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
Apr
Mai
2014
Jun
Aug
Sep
Okt
Nov
Dez
500
2015
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
Steuereinnahmen des Landes Berlin
Steuereinnahmen nach Steuerarten
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Veränderung zum Vorjahreszeitraum in %
Steuereinnahmen vor Steuerverteilung
Jul
4,0
Steuereinnahmen 5,0
Steuereinnahmen
5,0
Darunter:
dav. Umsatzsteuer -4,5
Landesanteil an Gemeinschaftsteuern
1,1
Landessteuern
dav. Lohnsteuer
35,9
Gemeindesteuern
8,7
1,2
Gemeindeanteile an Gemeinschaftsteuern
weitere Steuern
9,3 -20
-15
-10
-5
0
Januar - November 2014
5
10
9,8 15
20
25
-10
Januar - November 2015
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
-5
0
Januar - November 2014
5
10
15
20
Januar - November 2015
Quelle: Senatsverwaltung für Finanzen, eigene Berechnungen
Wohnungsbaukredite Kreditbestand aller Bankniederlassungen in Berlin 6
30
5 4
25
3 2
20
1 0
15
-1 10
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Veränd. zum Vorjahresquartal in Mrd. EUR (rechte Skala)
-2
Kreditbestand in Mrd. EUR
Quelle: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
25
01/2016
Volkswirtschaft
Fazit Positive Rahmenbedingungen auch 2016 Das Jahr 2016 wird sich vom Vorjahr vor allem dadurch unterscheiden, dass mit der US-Notenbank die erste große Zentralbank den Ausstieg aus einer extrem lockeren Geldpolitik wagt. Entscheidend wird sein, wie schnell die Geldpolitik normalisiert wird. Das hängt vor allem davon ab, ob der Lohnanstieg anzieht und eine höhere Inflation signalisiert. Davon ist auszugehen, da sich die USWirtschaft der Vollbeschäftigung nähert und auch 2016 eine robuste Wachstumsrate erreichen wird. In China dagegen wird das Wachstum 2016 weiter sinken. Allerdings wird es keine harte Landung geben. Die staatlichen Banken werden die meisten hoch verschuldeten Unternehmen auch 2016 mit Krediten versorgen. Alles in allem dürfte die chinesische Wirtschaft in den nächsten Jahren vergleichsweise gering wachsen und sich nur allmählich erholen. Im Euroraum wird sich der Aufwärtstrend langsam fortsetzen. Unterstützung kommt dabei vor allem von der extrem lockeren Geldpolitik und in zunehmendem Maß durch die Fiskalpolitik aufgrund des Auslaufens der Austeritätsmaßnahmen. Zudem wirken der Rückgang der Ölpreise und die Abwertung des Euro noch bis weit in das Jahr 2016 hinein. Hinzu kommt, dass die Zinswende im Euroraum in weiter Ferne liegt. In Deutschland sind die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung des Wachstumskurses unverändert günstig. Die deutsche Wirtschaft wird auch 2016 überdurchschnittlich von der ultralockeren Geldpolitik der EZB und dem historisch niedrigen Zinsniveau profitieren. Zwar trifft die Wachstumsabkühlung in China und die Krise in einigen Schwellenländern die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft mehr als andere westliche Industrieländer. Die deutsche Konjunktur wird sich aber weiterhin widerstandsfähig zeigen. Nachfragerückgänge aus China können zu einem großen Teil durch Exporte in andere Industrieländer abgefedert werden. Solider Wachstumspfeiler wird auch 2016 der Konsum bleiben, der durch die weiter zunehmende Beschäftigung, steigende Löhne und die geringe Inflation sowie das niedrige Zinsniveau gestützt wird. Alle positiven Einflussfaktoren wirken auch im Jahr 2016 fort. Hinzu kommen die staatlichen Konsumausgaben für die Flüchtlinge, die gleichzeitig gesamtwirtschaftliche Nachfrage sind. Das ist allerdings nur ein temporärer konjunktureller Effekt für die nächsten Jahre. Alles in allem dürfte die Konjunktur in Deutschland nach einer leichten Wachstumsdelle im Winter im Verlauf des nächsten Jahres wieder stärker zulegen (1,8%). 26
In Berlin bleibt der wirtschaftliche Schwung auch 2016 erhalten. Gleichwohl dürften die kommenden Monate für die Berliner Wirtschaft etwas wechselhafter verlaufen. Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit den geopolitischen Krisen im Nahen Osten, den Flüchtlingsbewegungen und Sorgen über die wirtschaftliche Entwicklung wichtiger Schwellenländer können auch auf die Berliner Wirtschaft dämpfend wirken. Die Bedingungen für die Konsumenten sind andererseits so gut wie lange nicht mehr. Die Reallohnzuwächse der vergangenen Jahre und der Mindestlohn sind in den Portemonnaies der Arbeitnehmer angekommen, die Verbraucherpreise stagnieren bei rückläufigen Energiepreisen. Das niedrige Zinsniveau lädt derzeit nicht zum Sparen ein. So ist die Sparquote in Berlin seit 2008 kontinuierlich gesunken und liegt derzeit bei 7,6% des verfügbaren Einkommens (Deutschland: 9,1%). Der Konsum erhält in Berlin zudem Impulse von dem anhaltenden Touristenboom. Hinzu kommt die große Zahl an Zuwanderern. Von diesem guten Konsumklima in Berlin werden vor allem der Einzelhandel und die konsumnahen Dienstleistungsbereiche profitieren. Der Berliner Arbeitsmarkt wird weiter vom stark expandierenden Dienstleistungsbereich und der boomenden Tourismuswirtschaft profitieren. Die Beschäftigung wird auch 2016 ausgeweitet. Die Arbeitslosigkeit wird dennoch nicht weiter zurückgehen. Grund dafür ist vor allem die deutliche Erhöhung der Zahl der Arbeitsuchenden infolge der innereuropäischen Arbeitsmigration und des Zustroms von Flüchtlingen. Vor allem die hohe Zahl der Asylsuchenden wird sich im nächsten Jahr dämpfend auf den bisher stetigen Abbau der Arbeitslosigkeit auswirken. Für das gesamte Jahr 2016 ist daher nach jahrelangem Rückgang eher mit einer Stagnation der Arbeitslosenzahl in Berlin zu rechnen. Andererseits können die vielen Flüchtlingen, die derzeit nach Berlin kommen, schon in wenigen Jahren ein wichtiger Pfeiler für die wachsende Stadt Berlin werden. Selbst wenn es noch negative Überraschungen geben sollte, bestehen für die IBB-Wachstumsprognose 2015 von 2,2% keine Risiken. Für 2016 kann mit einem Wirtschaftswachstum in Berlin von 2,0% gerechnet werden. Treiber des Wachstums wird ein höherer Konsum sein, der weiterhin vom niedrigen Ölpreis und einer anhaltend hohen Zuwanderung gestützt wird. Hinzu kommt die günstige Lohnentwicklung.
01/2016
Volkswirtschaft
27
Herausgeber Berliner Sparkasse Volkswirtschaft Telefon 030/869 934 67