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Mitteilungsblatt Niederstotzingen · Seite 2 · 20 / 2016
Sehr geehrte Bürger und Bürgerinnen der Stadt Niederstotzingen, ein runder Monat ist seit meiner Bewerbung zum Bürgermeister vergangen. In dieser Zeit habe ich viele von Ihnen bereits kennen- und liebengelernt. Ich danke Ihnen von Herzen für die schöne und erlebnisreiche Zeit. Vor allem danke ich Ihnen für Ihre aktive Mitarbeit hinsichtlich eines Konzepts für unser Niederstotzingen. Mehrere hundert Zuschriften haben mich erreicht, die ich allesamt durchgearbeitet habe. Auf unseren gemeinsamen Veranstaltungen konnten wir diskutieren und weitere Vorschläge sammeln. Noch einmal: Vielen Dank! Ich denke, wir haben ein Konzept auf die Beine gestellt, dass uns nachhaltig als Stadt weiterbringt. Es hebt sich wahrscheinlich grundlegend von gewöhnlichen Wahlprogrammen ab. Ich möchte – wie versprochen – konkrete Vorschläge machen und Ihre Ideen einfließen lassen, dabei aber auch unsere Gegebenheiten berücksichtigen. Niederstotzingen hat in den letzten Jahren viel erreicht, auf dem wir aufbauen können. Wir finden erst einmal eine solide Basis vor. Dennoch, finde ich, müssen wir jetzt eine Kurskorrektur vornehmen. In den letzten Jahren, haben wir deutlich an Einwohnern verloren. Das zeigt, dass wir nicht so weitermachen können. Wir sind eine finanzschwache Gemeinde mitten in der reichsten Region Europas. Wir sind permanent auf Zuschüsse von außen angewiesen, die wir noch lange in Anspruch nehmen müssen. Wohlgemerkt: Das sind auch Ihre Steuergelder. Diese möchte ich nur nachhaltig investieren. Wir haben wenig Gewerbe und deshalb nur geringe Gewerbesteuereinnahmen. Das Wasserschutzgebiet erschwert die Gewerbeansiedlung. Dennoch liegen wir in einer strategisch günstigen geographischen Lage. Neben den alltäglichen Aufgaben und den laufenden Projekten unserer Stadt, müssen wir unsere Vorzüge erkennen, alternative Einnahmequellen erschließen und unseren Bevölkerungsschwund stoppen, der unaufhaltsam weitergeht, wenn wir uns unsere demographische Entwicklung ansehen und nichts ändern. Das oberste Ziel muss daher sein, unsere Stadt als Wohnort attraktiv zu machen. Dazu müssen wir gute Bedingungen schaffen, um junge Familien hierher zu locken, die dann wohlmöglich in der Umgebung arbeiten. Wie machen wir das nun? Und wie kommen wir zusätzlich an Einnahmen, ohne Mehrbelastung für Sie? Dazu müssen wir so manche Realität einfach anerkennen und offen damit umgehen. Wir müssen uns auf die Zeichen der Zeit einlassen. Dieser Weg ist langfristig angelegt und wird nicht in einer Wahlperiode umzusetzen sein. Wir brauchen ein Ziel. Nur so können wir unsere Geschicke leiten. Alle Aktivitäten müssen sich diesem Ziel zuordnen lassen. Die grundlegenden Ideen habe ich für Sie folgend skizziert.
Wohnen: Unseren Fokus müssen wir auf den Zuzug von Familien legen. Singles oder Paare werden sich eher weniger für Niederstotzingen entscheiden – sondern für größere Städte der Region. Wir haben vergleichsweise günstigen Wohnraum. Das wird sich in den nächsten Jahren verstärken, da die Preise in den Ballungsgebieten weiter steigen. Unsere Verkehrsanbindung nach Ulm, Aalen und Günzburg muss ausgebaut werden, damit wir von Stuttgart 21 profitieren können. Für junge Familien wird der ÖPNV zunehmend wichtiger, da Autos an Attraktivität verlieren. Wir müssen Investoren gewinnen, die uns Mietwohnungen realisieren. Zudem brauchen wir flächendeckend schnelles Internet und gute Mobilfunkanbindung. Das ist essentiell für junge Familien. Damit tragen wir auch dem Trend von Home-Office Rechnung, und werden für Dienstleister und/oder IT-Unternehmen (z.B. Startups) attraktiver. Daneben sollten wir in die Verschönerung Oberstotzinges investieren, das die letzten Jahre vernachlässigt wurde.
Kinderbetreuung und Schulen: Die Grundschule müssen wir halten, um attraktiv zu sein. Diese muss kernsaniert werden, um auch den Anforderungen des neuen Lehrplans gerecht zu werden (individuelles Lernen, Werken etc.). Dazu muss auch die Busanbindung aus Stetten besser werden. Die Kinderbetreuung ist vorbildlich. Allerdings können wir durch Modelle der Kurzzeitbetreuung u.a. die Beiträge auf breitere Schultern stellen und diese senken. Flexible Zeiten auch für halbtags beschäftige Eltern müssen angeboten werden. Über eine weitere Kostenbeteiligung der kirchlichen Träger ist zu verhandeln.
Jugendtreffs, Spielplätze, Erholung: Wir sollten einen neuen Anlauf mit Jugendtreffs starten. Ich bin überzeugt, dass wir verantwortungsvolle Jungendliche und Eltern finden, die sich hier engagieren und zum Erfolg beitragen. Ich übernehme als möglicher Bürgermeister die Schirmherrschaft und die volle Verantwortung. Die Jugend ist unsere Zukunft. Sie soll die Seele unserer Stadt tragen. Leider sind unsere „Kiddies“ alle außerhalb auf weiterführenden Schulen und verlieren die Bindung an unsere Stadt. Meine Idee ist, dass zumindest ein paar von ihnen, durch den Treff enger an Niederstotzingen gebunden werden und so nach ihrer Ausbildung/nach dem Studium zurück nach Niederstotzingen kommen. Ein Jugendtreff kann möglicherweise in das Schulgebäude integriert werden. Zu einem attraktiven Wohngebiet gehören Rückzugsmöglichkeiten und auch Spielplätze. Hier sollten wir besonders im Gebiet Lerchenbühl einen attraktiven Spielplatz, Erholungs- und Sitzmöglichkeiten auch für die ältere Generation schaffen.
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Unsere anderen Spielplätze müssen in Schuss gehalten werden. Toll fände ich persönlich einen temporären Spielplatz auf dem Rathhausplatz im Sommer mit Sand und Wasser, wie in Schw. Gmünd. Zusätzlich wäre ein Büchertauschregal als kleiner Ersatz für eine Bibliothek eine schöne Geste.
Archäopark: Der Park ist da, nun müssen wir zusehen, dass er sich in den nächsten Jahren selbst trägt. Wir sollten den Erlebnischarakter in den Vordergrund stellen, Kombinationskarten mit Legoland und den angrenzenden Höhlen anbieten. Darüber hinaus brauchen wir während der Woche mehr Besucher. Das könnten wir durch den wachsenden Markt im Bereich des Teambuildings in Unternehmen erreichen. Gruppen von Azubis können hier als Gemeinschaft zusammenwachsen (bei der Jagd, Ziehen von Mammutschlitten, Grillen, etc.). Wir müssen auch von Reisegruppen profitieren, die von München, über Ulm, Giengen nach Rothenburg fahren. Wir müssen sie zu einer Abfahrt von der A7 zu uns bringen. Wir müssen in die Reiseführer und Werbung machen. Die Herausforderung im Archäopark ist, dass es ein Park ist, den man ein oder zweimal besucht. D.h. wir brauchen immer neue Kunden oder müssen immer wieder neue Attraktionen bieten. Fakt ist: Allein für den Archäopark kommt niemand nach Niederstotzingen. Wir müssen das im großen Rahmen sehen.
Tourismus/Ärztliche Versorgung: Der klassische Tourismus ist schwierig für uns. Seien wir ehrlich: Niederstotzingen bietet sich eher für Tages-/Stundenausflüge an. Auch hier brauchen wir neben allen Bemühungen Alternativen. Eine Alternative kann mit der ärztlichen Versorgung einhergehen. Den drohenden Ärztemangel können wir nur verhindern, wenn wir unsere Stadt auch für junge Ärzte attraktiv machen. Was wäre, wenn wir für unsere Stadt versuchen ein Reha-Zentrum für einsatzgeschädigte Soldaten zu etablieren? Die verkehrsgünstige Lage und die Nähe zum Bundeswehrkrankenhaus Ulm sind perfekt und gleichzeitig sind wir in einem Erholungsgebiet. Wo Soldaten sind, ist Kapital und Kaufkraft. Davon haben wir alle etwas. Zusätzlich ist mit Familienbesuch aus dem gesamten Bundesgebiet der Patienten zu rechnen. Die Lücke im Bereich der ärztlichen Versorgung kann durch einen Vertrag mit der Klinik geschlossen werden.
Gewerbe: Hier stehen wir vor großen Herausforderungen. Leider ist es in der Vergangenheit nicht gelungen Gewerbe nach Niederstotzingen zu holen. Die Aufgabe muss es jetzt sein, das verbliebene auf jeden Fall zu halten. Und weiterhin zu versuchen, neues zu generieren (z.B. durch gezielte Werbung und konkrete Ausschreibungen von Gebieten). Auch hier setze ich vermehrt den Fokus auf Dienstleistungsunternehmen.
Energiewende als Einnahmequelle – Der zentrale Punkt unseres Konzeptes: Eine Chance für unsere Stadt ist die Energiewende. Ich will auf den Zug aufspringen, bevor er vorbeigefahren ist. Die Energiepreise werden in den nächsten Jahren weiter deutlich steigen. Vor allem der Strompreis. Das liegt daran, dass Deutschland mit dem vorzeitigen Ausstieg aus der Atomkraft einen Kurswechsel vollzogen hat, den wir schwierig umsetzen können. Ich will, dass wir uns davon unabhängig machen und unsere eigene dezentrale Energieversorgung aufbauen. Strom brauchen wir alle. Hier müssen wir investieren, um langfristig Gewinne zu erzielen. Und auch, um Ihre Energiekosten niedrig zu halten. Erneuerbare Energien werden unsere Zukunft sein. Genau wie alternative Antriebskonzepte (E-Autos). Wir müssen die Vernetzung schaffen, um Attraktiv zu werden, für junge Familien und möglicherweise auch für Gewerbe, für die Energiepreise und Ökologie entscheidende Rollen spielen, und um damit Einnahmen zu generieren. Wir müssen hier mit eigenen und möglicherweise Fördermitteln eine Wende hinbekommen. Wir können Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden errichten, auf Wohnhäusern, dazu können wir diese Energie mit Biogasanlagen kombinieren. Windkraft ist aufgrund unserer Topographie wenig wirtschaftlich. Ziel sollte die kommunale Vernetzung aller Ressourcen sein. Es gibt prominente Beispiele hierfür, mit ähnlichen Rahmenbedingungen. Wir können auf lange Sicht ein „Leuchtturm“ in Baden-Württemberg werden und uns unabhängig machen. Wir dürfen uns hier nicht abhängen lassen.
Weitere Baustellen: Alle weiteren „kleineren“ Baustellen, wie zum Beispiel die Verkehrsführung/-Beruhigung, Mülleimer, Parkmöglichkeiten, Ansiedlung eines Drogeriemarktes/eines Fitnessstudios/eines Marktes/Cafes, Vereine und vieles mehr, habe ich natürlich auch im Blick. Diese müssen sich mit unserem großen Ziel vereinbaren lassen. Lassen Sie uns die Dinge anpacken und unser großes Ziel in Angriff nehmen. Wir können unserer Traditionen nur im Einklang mit der Moderne leben. Was nützt uns eine Stadt, die immer weiter schrumpft, weil sie Trends verschläft? Ein nur „weiter so“ brauchen wir nicht. Das kann das Rathaus auch ohne Bürgermeister. Ich will unsere Stadt nicht abwickeln, sondern weiterentwickeln. Damit wir auch in Zukunft noch eine Stadt Niederstotzingen sind.
Ihr
Bürgermeisterkandidat für die Stadt Niederstotzingen
www.marcoesser.de
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