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Kriterien: Dachmarke "Gutfleisch Schwein" EDEKA Südwest 2015 Vision – Mission – Strategie
Neben einer hohen Produkt- und Genussqualität, der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit legen wir im Gutfleischprogramm großen Wert auf eine nachhaltige, gesellschaftsfähige Nutztierhaltung. Themen wie Transparenz, die ständige Weiterentwicklung im Hinblick auf Tier- und Umwelt- und Verbraucherschutz, Regionalität sowie langfristige und faire Kooperationen stehen dabei in unserem Fokus.
Regionalität
Gutfleisch stammt aus Deutschland (4 – D – Prinzip: Geburt, Mast, Schlachtung, Zerlegung) Regionalität ist uns wichtig! Deshalb beziehen wir die Tiere aus den jeweiligen Absatzgebieten der EDEKA Region und stärken so die dort ansässige Landwirtschaft.
Vertragspartner
Vertragliche Bindung gemäß der Gutfleischkriterien auf allen Stufen zwischen Vermarkter (EDEKA Region) und der jeweiligen Vorstufe (Schlachthof/Zerlegebetrieb und Erzeugergemeinschaft und/oder Landwirt). Unsere Qualitätsphilosophie beginnt bereits bei der Auswahl der Genetik für die Ferkelerzeugung!
Hygiene und Sauberkeit
Die am Gutfleisch-Programm beteiligten Unternehmen präsentieren sich ordentlich und sauber und haben ein innerbetriebliches Hygienekonzept, dass mindestens den Anforderungen von Q&S (Qualität und Sicherheit GmbH) entspricht. Die Ausarbeitung hat schriftlich zu erfolgen und ist auf Verlangen vorzulegen.
Tierschutz
Tierschutz und Tierwohl liegen uns am Herzen. EDEKA Südwest Fleisch ist deshalb auch Gründungsmitglied der Initiative Tierwohl. Zusätzlich zu den jährlichen GF-Kontrollen werden bei mindestens 10% der Betriebsstätten unangemeldete Audits zu ausgewählten Problembereichen durchgeführt. Dies schließt alle Prozessstufen ein.
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1.
Landwirtschaft
1.1
Herkunft
Landwirtschaftliche Betriebe arbeiten nach den Kriterien der QS Qualität und Sicherheit GmbH (nachfolgend QS genannt) und den Gutfleischkriterien in der jeweils gültigen Fassung. Betriebsabnahmeprüfungen werden in der Landwirtschaft jährlich (unabhängig vom QS Status), gemäß QS und Gutfleisch-Kriterien, durch nach DIN 17065 zugelassene neutrale Kontrollstellen durchgeführt. Zugelassen sind Betriebe die QS-Status 1 erhalten haben. Betriebe mit QS-Status 2 können ebenfalls zugelassen werden, müssen aber im QS-Folgeaudit Status 1 erreichen um die Zulassung zu behalten. • •
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1.2 Genetik + Geschlecht
Geburt und Aufzucht in Deutschland. Der Mastbetrieb muss für jedes Tier einen Nachweis über die betriebliche Herkunft führen können. Die Mastbetriebe liegen im Absatzgebiet der jeweiligen EDEKA-Region (für EDEKA Südwest: BadenWürttemberg, Bayern, Hessen, Rheinland Pfalz, Saarland), d.h. die Tiere werden mindestens ab 30 kg oder mindestens für 4 Monate in der EDEKA-Region gehalten. Es dürfen nur Tiere von zugelassenen Ferkelerzeugern für das Programm gemästet werden Auf dem Herkunftsnachweis (Lieferschein) muss die Zulassung zum Gutfleischprogramm sowie die VVVONummer des abgebenden Betriebes ausgewiesen sein – die ledigliche Angabe des Händlers reicht nicht aus.
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Zugelassen sind Endprodukte aus Zucht- oder Hybridprogrammen anerkannter Zuchtorganisationen, die nachgewiesene Stressresistenz aufweisen, d.h. 100 % Mastendprodukte NN oder NP nach MHS-Gentest Verwendung eines Zuchtprogrammes, welches u.a. eine Verbesserung der Fleischqualität und des Genusswertes verspricht. Es dürfen nur ausgewählte Endstufeneber zur Ferkelerzeugung eingesetzt werden, die den Anforderungen für das Gutfleischprogramm entsprechen. Ebersperma darf ausschließlich von für Gutfleisch zugelassenen Besamungsstationen bezogen werden (Ausnahme: Betriebe die eigene Eber zur Vermehrung einsetzen).
Zuchtziele Mastendprodukte: • 100% NN • IMF >1,5% (12./13. Rippe) • Tropfsaftverlust im Mld (Rücken) 48 h nach Zerlegung <2,5% (bei Lagertemp. 6°C) • L*-Wert zw. 46-54 • End-pH: 5,4 – 5,8 • Quote geruchsauffälliger Jungeber < 2%
1.3
Haltung
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Die Einhaltung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung – TierSchNutztV sowie der EU-Richtlinie 2008/120/EG (Mindestanforderungen für den Schutz von Schweine) in der jeweils gültigen Fassung ist sicherzustellen. Es gelten die Grundsätze des QS-Systems. In der Mast muss jedes Abteil Tageslichteinfall haben. Die lichtdurchlässige Außenfläche muss mindestens 1,5 % der Abteilgrundfläche betragen. Für einzelne Abteile ist eine Unterschreitung der lichtdurchlässigen Fläche von max. 20 % zulässig, wenn alle Abteile im Durchschnitt eines Betriebes mind. 1,5 % lichtdurchlässige Außenfläche erzielen. Ein Nachweis muss vorliegen. In der Mast stehen jedem Schwein mind. 10% mehr Platz als gesetzlich vorgegeben zur Verfügung und/oder die Schweine haben ständigen Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Raufutter (z.B. über Raufe, Wühlturm etc.).
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1.4
Futtermittel / Fütterung
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1.5
Tränkwasser
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Als wichtigen Beitrag zur Tiergesundheit empfehlen wir den Einsatz von Raufutter (wie Heu, Stroh, Luzerne) in allen Stufen der Schweinehaltung! In Buchten, in denen die tägliche Lichtzufuhr über künstliche Beleuchtung geregelt wird, muss dies über eine Zeitschaltuhr erfolgen. Unverträgliche Tiere sind in für diese Zwecke bestimmte Buchten oder anderen Einrichtungen abzusondern. Zusätzliche Empfehlungen und Anforderungen für die Haltung von Jungebern (siehe Anlage 2: Handbuch Jungebermast der EDEKA Südwest). Jedes Tier muss jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial haben. Dies gilt für ALLE Tiere und ALLE Produktionsschritte • Die Auswahl und Menge des Beschäftigungsmaterials muss nach den Empfehlungen des EDEKA-Handbuches (siehe Anlage 1) erfolgen. In der Ferkelaufzucht empfehlen wir aus Gründen der Tiergesundheit den Ferkeln das Saufen aus offener Wasserfläche zu ermöglichen (z.B. Schalen- oder Beckentränken). Die offenen Tränkeplätze sollten dabei mindestens im Verhältnis 1:36 Tiere vorhanden sein. Dabei ist die Wasserhygiene unbedingt zu beachten! o Erläuterungen sowie Empfehlungen zur Anbringung siehe Beschäftigungshandbuch (Anlage1). Es gelten die Grundsätze des QS-Systems. Ausschließlicher Einsatz von tiergerechten Futtermitteln nach DLG-Positivliste Keine Verfütterung von Futtersuppen, Küchenabfällen und Tiermehl Beim Fütterungsverbot für Tiermehl wird die aktuelle Entwicklung beobachtet Keine Verfütterung von Fischmehl an Mastschweine Deklaration der Rezepturen und Komponenten nach QS Anforderung lückenlose Dokumentation der Herkunft aller Futtermittel Futtermittelzukauf nur aus Futtermittelbetrieben, die für das QS-System lieferberechtigt sind. Selbstmischer müssen repräsentative Rückstellmuster aller „Nicht-QS-Futtermittelkomponenten“ (z.B eigenes Getreide 1x pro Ernte pro Lagerort) aufbewahren und bis mindestens 1 Monat nach der Schlachtung sicher gekühlt bzw. tiefgekühlt lagern. Die Muster sind eindeutig zu kennzeichnen. Auf Grund der Produkthaftung und der Sorgfaltspflicht des Landwirtes empfehlen wir die Einhaltung dieser Vorgabe für alle Landwirte. Jährliche Untersuchung von Trogproben nach aktuellem QS Stichprobenschlüssel ergänzt um 100% antibiotisch wirksame Substanzen. Ziel: Reduktion des Einsatzes von Sojaextraktionsschrot aus Übersee. Förderung des Einsatzes heimischer und GVO-freier Eiweißfuttermittel in der Schweinefütterung Alle Tiere haben jederzeit uneingeschränkten Zugang zu Frischwasser. Verwendetes Wasser muss nachweislich Tränkwasserqualität besitzen und mindestens den Empfehlungen des BMELV genügen. Bei Nutzung eines eigenen Brunnens 1 x jährlich Untersuchung auf pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, Eisen, Nitrat und Sulfat (1 Probe je Brunnen). Bei Abweichungen zu den Orientierungswerten müssen geeignete Maßnahmen getroffen und protokolliert werden. In der Mast 1 x jährlich Tränkewassercheck durch externe Person auf mikrobiologische Parameter (Kolonienzahl bei 20°C, Kolonienzahl bei 36°C, E-Coli). Die Proben müssen jeweils an der letzten Tränke eines Stichs entnom-
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men werden. Bei einer Ringleitung kann die Probe an jeder Stelle entnommen werden. Stichprobenumfang: 1 Probe je 1.500 Mastplätze. Bei Abweichungen zu den Orientierungswerten müssen geeignete Maßnahmen getroffen und protokolliert werden.
1.6 Medikamente
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1.7
Eingriffe am Tier
Verbot antibiotisch wirksamer Leistungsförderer und leistungsfördernder Hormone. Medikamentengabe nur im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung. Medikamenteneinsatz und Impfungen nur nach Diagnoseerstellung und Verschreibung durch den betreuenden Tierarzt (ausgenommen sind Parasitenbehandlungen die zum Wohlbefinden der Tiere beitragen, z.B. Wurmkuren). Sachgerechte Lagerung der Medikamente Führung eines Bestands-/Medikamentenbuches Teilnahme an einem Antibiotikamonitoring Lückenlose Dokumentation der Einhaltung der vom Hoftierarzt vorgegebenen Wartefristen
Ferkelkastration: • Umsetzung der Düsseldorfer Erklärung vom 29.08.2008. • Ziel: Verzicht auf die chirurgische Kastration bis Ende 2017. Ab 2019 verpflichtend. Bis dahin gelten die aktuellen QS-Kriterien, d.h. z.Zt. Einsatz von Schmerzmitteln zur Linderung des postoperativen Wundschmerzes. Die Injektion muss dabei zeitlich so erfolgen, dass eine sichere Wirkung während und nach dem Eingriff gewährleistet wird! Eckzähne schleifen: • gemäß der TierSchNutzTV • Verzicht auf das routinemäßige Schleifen der Eckzähne! Ausnahme: gegenseitige Verletzung der Ferkel oder Verletzungen am Gesäuge und nur mit aktueller tierärztlicher Indikation. Das Abkneifen der Zähne ist verboten! Schwanz kupieren: • Schrittweiser Ausstieg angestrebt. Bis dahin Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und nur mit aktueller tierärztlicher Indikation. • Um einen Ausstieg zu ermöglichen sollen einzelne Forschungsvorhaben auch durch EDEKA Südwest Fleisch unterstützt werden.
1.8
Hygiene und Tiergesundheit
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Erstellung eines innerbetrieblichen Hygienekonzeptes; das Konzept muss den Q&S-Ansprüchen ("Gute fachliche Praxis") genügen. Jeder Landwirt hat einen Betreuungsvertrag mit einem Hoftierarzt abzuschließen. Der Tierarzt muss nachweislich über den Befähigungsnachweis zur Betreuung von Schweinebeständen verfügen. Die Teilnahme am Salmonellen-Monitoring Programm ist verpflichtend. Ausschluss der Landwirte bei Klasse 3; Klasse 2 Landwirte müssen schriftliche Maßnahmen in Absprache mit dem Hoftierarzt vorweisen, um in Klasse 1 zu gelangen; Klasse 1 wird als Standard angesehen. Der Verantwortliche für die Tierhaltung muss das Befinden der Tiere sowie die Stall- und Weideeinrichtungen täglich prüfen.
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Kranke oder verletzte Tiere müssen unverzüglich in abgetrennten Stallabteilungen untergebracht, gepflegt, behandelt und ggf. fachgerecht und schmerzlos getötet werden. Krankenpflege- bzw. Separationsbuchten müssen in jedem Betrieb ausreichend vorhanden sein (weitere Hinweise siehe Anlage1) . Beim Auftreten von > 15% veränderten Ohren und/oder Schwänzen in einer Produktionsstufe müssen der Hoftierarzt oder ein zuständiger Bündlerberater zur Beratung angefordert werden. Ein Maßnahmenprotokoll nach Vorgabe EDEKA Südwest (siehe Anlage 3) ist zu führen. Fortlaufende Aufzeichnungen zu den Verlustraten in der Sauenhaltung, der Ferkelaufzucht (auch Saugferkel!) und in der Mast. Diese sind über mind. 2 Jahre aufzuzeichnen. Bei Abweichungen / Auffälligkeiten müssen geeignete Maßnahmen getroffen und protokolliert werden. Teilnahme an einem indexierten Schlachtbefunddatenprogramm – sobald vorhanden. Bis dahin muss eine Rückmeldung der unabhängig erhobenen Befunddaten vom Schlachthof an den Landwirt erfolgen. Diese sind zu dokumentieren. Bei Abweichungen / Auffälligkeiten müssen geeignete Maßnahmen getroffen und protokolliert werden. Mastbetriebe müssen mind. 1 x jährlich einen Stallklimacheck durchführen (Funktionsprüfung der Technik, Testalarm, sensorische Prüfung des Stallklimas) und protokollieren. Festgestellte Mängel müssen ebenfalls protokolliert und behoben werden. Der Klimacheck kann durch den Landwirt selbst oder durch eine externe geschulte Person durchgeführt werden.
1.9
Mastende
Die Bonifizierung erfolgt nach den regionalen Anforderungen. EDEKA Südwest: 3 cent / kg SG + 2 cent / kg SG für Mastbetriebe die auf der Warteliste der Initiative Tierwohl stehen.
2.
Schlachttiertransport
Stichprobenartige Tierschutzaudits (Transportbegleitung, Be- und Entladung)
2.1
Vorbereitung auf den Transport
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Die Vorgaben der TierschutztransportVO und EG 1/2005 sind einzuhalten. Transportunternehmen, die Gutfleisch-Schweine transportieren müssen ab dem 01.01.2011 eine QS-Zulassung haben. Für den Transport, inklusive Be- und Entladung, müssen Personen mit den hierfür notwendigen Kenntnissen und Sachkundenachweisen vorhanden sein. Das Personal muss nachweislich jährlich geschult werden. Für Landwirte, die ihre Tiere selber transportieren gelten die Anforderungen laut EG 1/2005. Einhaltung einer Nüchterungszeit von mind. 12 Stunden vor Schlachtung. Eine maximale Nüchterungszeit von 24 Stunden darf jedoch nicht überschritten werden. Spätestens bei der Verladung sind die Tiere mit schwarzer Tätowierfarbe eindeutig und dauerhaft wie folgt zu kennzeichnen: Kreis (Buchstaben) + Ortsschlüssel (3 Stellen) + Betriebsnummer (4 Stellen) Vorbereitung des Fahrzeuges: Reinigung und Desinfektion aller Teile, die mit den Tieren in Berührung kommen (einschließlich Kleidung des Transportpersonals) Der Transportboden muss eingestreut und rutschfest sein. Sofern keine angewöhnten Tiergruppen zusammen transportiert werden ist dafür Sorge zu tragen, dass Rangordungskämpfe so gering wie möglich gehalten werden. Am Schlachtkörper nachgewiesene auffallende Ansammlungen von frischen Kratz- und Bißspuren werden regelmäßig registriert und an den Erzeuger rückgemeldet.
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2.2
Be-und Entladen
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2.3
Transportzeit
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2.4
Transport von Jungebern
3.
Schlachtbetrieb
3.1
Schlachtung
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Betäubung und Entblutung
Für den Transport für Jungeber gelten gesonderte Anforderungen (siehe Anlage 2: Handbuch Jungebermast der EDEKA Südwest)
Schlachtbetriebe verfügen über eine EU Zulassung und arbeiten nach den QS- und Gutfleischkriterien. Zugelassen sind nur Betriebe mit QS-Status 1. Unabhängig vom QS Status wird jeder Schlachtbetrieb jährlich durch die neutrale Kontrollstelle auditiert. IFS und BRC Zulassungen können anerkannt werden. Ziel: IFS Zulassung
•
3.2
Schlachtschweine sind schonend ein- und auszuladen und dürfen nicht in Angst und Erregung versetzt werden. Die Tiere dürfen nur mit Patschen und Treibschildern getrieben werden. Verboten ist der Einsatz von elektrischen Treibhilfen und sonstigen spitzen Gegenständen (z.B. Stupfen mit dem Schlagstempel; KO-Kriterium). Am Schlachtkörper nachgewiesene Schlagstriemen, die auf den groben Einsatz von Stöcken zurückzuführen sind führen zum KO. Schonender Transport zum Schlachthof max. 6 Stunden (Zeit von Beladung mit erstem Schwein bis Ankunft Schlachthof). Einhaltung der gesetzlichen Transportbedingungen (Tierschutz-Transport-Verordnung). Kann bei Ankunft am Schlachthof nicht sofort entladen werden muss die Funktionsfähigkeit des Transporters regelmäßig überprüft werden (Tränken, Klimaanlage). Bei Transportzeiten inklusive Wartezeiten (z.B. am Schlachthof), die das gesetzliche Limit von 8 Stunden überschreiten muss der Zugang zu Tränkwasser gewährleistet werden! Dies gilt es besonders in der warmen Jahreszeit zu beachten.
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Notschlachtung oder Schlachtung aus besonderem Anlass (Krankschlachtung) führt zum Ausschluss des Einzeltieres aus dem Gutfleisch-Programm. Binneneber und Schweine die bei der Schlachtung mit Darminhalt verunreinigt wurden sind dauerhaft zu kennzeichnen und aus dem Programm auszuschließen. Der Schlachthof muss für jedes Tier / Schlachtkörper auf jeder Bearbeitungsstufe einen Herkunftsnachweis führen. Das Belegwesen muss für alle Stufen einheitlich sein. Ab Ankunft am Schlachthof müssen die Tiere vor der Schlachtung mindestens 2 Stunden Zeit zum Ausruhen haben. Für Jungeber gelten gesonderte Anforderungen zur Ruhezeit (siehe Handbuch Jungebermast der EDEKA Südwest) Der gesamte Schlachttierstall ist täglich zu reinigen. Es müssen die gesetzlichen Regelungen der Tierschutz-Schlachttierverordnung eingehalten werden! Der Zutrieb zur Betäubungseinrichtung muss durch Personal erfolgen, welches im Umgang mit lebenden Tieren geschult ist. Die baulichen Einrichtungen müssen der Tierschutz-Schlachtverordnung genügen. Stress (Angst, Erregung usw.) ist zu vermeiden – er verschlechtert die Fleischqualität enorm. Betäubungsanlagen müssen in Ausrichtung und Anwendung den neuesten Erkenntnissen im Bereich Tierschutz und Fleischqualität entsprechend weiterentwickelt werden. Es ist zu gewährleisten, dass eine ausreichende Entblutung erfolgt.
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3.3
Schlachttechnik
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Nach Vorgaben der EG VO 853/2004
3.4
Geruchsdetektion Jungeber
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Zur Geruchdetektion der Jungeber gelten die Anforderungen aus der Anlage 2: Handbuch Jungebermast der EDEKA Südwest
3.5
Kühlung Kühlverfahren
• •
Nach Vorgaben der EG VO 853/2004 Die Kühlung sollte folgenden Kriterien gerecht werden:
1. Bei 2 Stunden post mortem muss die Temperatur im Schinken unter 36 - 38º C betragen und mit 24 Stunden muss diese Temperatur zwischen 4º C - 7º C sein. 2. Bei 2 Stunden post mortem muss die Temperatur im Kotelett unter 30 - 32º C sein und mit 24 Stunden muss die Temperatur zwischen 2º C - 7º C betragen.
3.6
Schlachtkörperqualität
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Äußere Beschaffenheit des Schlachtkörpers (Amtl. Fleischbeschau) Ohne Verletzungen durch Tritt und Stoß Ohne sichtbare äußere Schäden Auswertung von Schlachtbefunden und Rückmeldung an den Erzeuger Magenfüllung (Sollvorgabe: leer) und Rückmeldung an den Erzeuger
Handelsklassen
•
Fleischigkeitsklasse: S, E, U, R
Fleischqualität
•
Der pH45 – Wert ist bei 10% der Tiere im Rückenmuskel (13/14 Rippe) oder im Schinken (Spiegel) zu messen. Tiere unter pH 6,0 (Rücken) bzw. 6,2 im Schinken müssen aus dem Programm aussortiert werden!
• -
Hälften auf der Oberfläche: 4 2 Grenzwert 5 x 10 Gesamt-KBE/cm (Stichprobenumfang s.Prüfplan Übersicht Schwein) Salmonellen AK
•
Dem Gutfleisch-Programm zugehörige Schlachtkörper müssen durch eine Kennzeichnung eindeutig von anderen Produkten zu unterscheiden sein. Die Schlachtkörperhälften sind wie folgt zu kennzeichnen: o Gutfleischschweine aus Baden Württemberg: Stempelung mit GF BW – Stempel o Gutfleischschweine aus Bayern, Hessen, Rheinland Pfalz oder Saarland: Stempelung mit GF – Stempel Die Stempel werden den Schlachtbetrieben jeweils von EDEKA Südwest zur Verfügung gestellt. Ein dokumentiertes System zur Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit für Gutfleisch und Gutfleischteilstücke muss vorliegen.
Hygiene
3.7
Herkunftsnachweis Kennzeichnung
•
•
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4.
Fleischtransport
4.1
Fleischtransport
Der Fleischtransport erfolgt ausschließlich durch nach der EG VO 853 / 2004 zugelassene Betriebe
• • •
4.2
Technische Anlagen
5.
Zerlegebetrieb
5.1
Fleischqualität
•
5.2
Chargenbildung
• • •
5.3
Hygiene
6.
Einzelhandel
6.1
Service
Transportfahrzeuge müssen den Vorgaben der EG VO 853/2004 entsprechen. Kühlaggregate müssen so ausgelegt sein, dass während des gesamten Transports die Kerntemperatur des Fleisches nicht über + 4° C (Teilstücke) / + 7°C (Hälften) ansteigt. Die Transporttemperatur ist zu registrieren und lückenlos zu dokumentieren.
•
Hängevorrichtungen müssen eine allseitige Kühlung von Schlachtkörpern bzw. Teilstücken ermöglichen und verhindern, dass das Fleisch den Boden berührt. Beiladungen sind nicht erlaubt.
Zerlegebetriebe verfügen über eine EU Zulassung und arbeiten nach den QS- und Gutfleischkriterien. Zugelassen sind nur Betriebe mit QS-Status 1. Unabhängig vom QS Status wird jeder Zerlegebetrieb jährlich durch die neutrale Kontrollstelle auditiert (IFS-Zulassung).
• •
Die Qualität der Teilstücke ist im Gutfleisch-Teilstückkatalog/Spezifikationen der jeweiligen EDEKA-Region definiert. Ein regelmäßiges Monitoring der Fleischqualität nach regionalem Prüfplan muss erfolgen. Lieferantencharge bzw. max. Tagescharge Ein dokumentiertes System zur Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit für Gutfleisch und Gutfleischteilstücke muss vorliegen. Prozessprüfung Teilstücke erfolgt nach regionalem Prüfplan 3 2 Aerobe GKZ: < 5x10 Gesamt KBE/cm 2 2 Enterobact.: < 5x10 KBE/cm
Der Einzelhandel verfügt über ein Qualitätssicherungssystem das den Anforderungen der EG VO 852/2004 entspricht. Der Einzelhandel arbeitet nach den QS- und Gutfleischkriterien. Zugelassen sind Betriebe die QSStatus 1 erhalten haben. Betriebe mit QS-Status 2 können ebenfalls zugelassen werden, müssen aber im ersten Folgeaudit QS-Status 1 erreichen, um die Zulassung zu behalten. Unabhängig vom QS Status wird jeder Einzelhandelsbetrieb alle drei Jahre durch die neutrale Kontrollstelle auditiert. • • • • • • •
Die Umsetzung erfolgt durch die Integration im jeweiligen regionalen Vertriebskonzept. Besonders über das gesamte Qualitätskonzept des jeweiligen Programms geschultes Personal, Gewährleistung von Kundenservice und Beratung. Die Angebotszone ist optisch sauber und ästhetisch zu gestalten! keine irreführende Warenpräsentation. Eindeutige Kennzeichnung des Fleisches im Verkaufsbereich. Hinweise auf mögliche Verwendung, Zubereitungsvorschläge. Sachgerechter, appetitlich aussehender Zuschnitt.
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6.2 Kühllagerung
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Keine Unterbrechung der Kühlkette Märkte müssen über einen Kühlraum (getrennte Räume, wenn nicht verpackt) verfügen Lagertemperatur: 0 bis + 4° C Kerntemperatur: ≤ + 4° C Kühlräume mit ausreichender Kapazität Kühltemperatur in der Auslage: ≤ + 3° C Kontrolle der Kerntemperatur der angelieferten Ware. Aufzeichnung über die Temperaturmessung im Rahmen HACCP.
6.3
Hygiene
• •
Es gelten die EG VO 852/2004 in der jeweils geltenden Fassung sowie die QS-Kriterien. Der Letztverteiler hat ein innerbetriebliches Hygienekonzept nach HACCP zu führen.
6.4
Hygienekontrollen
•
Externe Kontrolle durch nach DIN 17065 zugelassene neutrale Kontrollstelle. Bei 33,3% aller angeschlossenen Märkte einer Vertriebsschiene.
6.5
Fleischqualität und Produkteigenschaften
•
Bei vor Ort produzierten Produkten wird in 33,3% der kontrollierten Märkte eine Probe für die mikrobiologische und physikalische Untersuchung entnommen.
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Anlagen Gutfleisch – Kriterienkatalog 2015 Stand 02.04.2015 Inhaltsverzeichnis: Anlage 1: Handbuch Beschäftigungsmaterial o o o o
S. 2
Aufstellung Beschäftigungsmaterial/-Objekte Tierschlüsseltabellen für Raufutter Gestaltung einer Krankenbucht Empfehlung zur Anbringung von Ferkel-Trogtränken
S. 3 S. 11 S. 15 S. 16
Anlage 2: Handbuch Jungebermast o o o
S. 24
Einführung Vorgaben und Empfehlungen Ansprechpartner und Mitwirkende
S. 25 S. 29 S. 36
Anlage 3: Maßnahmenprotokoll bei verstärktem Auftreten veränderter Ohren und/oder Schwänze
S. 38
1
Anlage 1: Handbuch Beschäftigungsmaterial Beschäftigungsmaterialien zum Kauen, Wühlen und Erkunden sind seit 2001 fester Bestandteil der TierSchNutztierhaltungs-VO und Cross Compliance relevant: § 26 - Allgemeine Anforderungen an das Halten von Schweinen (1) Wer Schweine hält, hat sicherzustellen, dass 1. jedes Schwein jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem und in ausreichender Menge vorhandenem Beschäftigungsmaterial hat, das a) das Schwein untersuchen und bewegen kann und b) vom Schwein veränderbar ist und damit dem Erkundungsverhalten dient; In den Gutfleisch Kriterien 2015 sind die Anforderungen wie folgt festgelegt: • Jedes Tier muss jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem Beschäftigungsmaterial haben • Dies gilt für ALLE Tiere und ALLE Produktionsschritte • Die Auswahl der Beschäftigungsobjekte und –materialien MUSS anhand des vorliegenden Handbuches erfolgen • Zusätzliches Beschäftigungsmaterial kann jederzeit mit angebracht werden • Die angegebenen Tier-Schlüssel MÜSSEN eingehalten werden • Objekte müssen so angebracht werde, dass mehrere Tiere zeitgleich Zugang haben • Zwischen 2 einzelnen Objekten (z.B. Holz, Hanfseil, Jutesack) muss ein Abstand von mindestens einer Schweinebreite vorgesehen sein • Vorschläge für weitere sinnvolle Beschäftigungsmaterialien nimmt EDEKA Südwest Fleisch gerne entgegen!
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o Aufstellung Beschäftigungsmaterial/- Objekte
Foto: M. Lechner
Foto: M. Lechner/ Boxberg
Foto: M. Lechner/ Boxberg
(Mik Toy o. Alternativen)
(Mik Toy o. Alternativen)
Ikadan (o. Alternativen) Holzhalter für Ferkel
Spender und NachfüllPressstangen aus Stroh, Luzerne, Melasse
Spender ohne Mittelstift mit Holzpfahl
Achtung: mind. 1 Schweinebreite Abstand zwischen zwei Ständern einhalten!
Tier-Schlüssel: 1:20
Tier-Schlüssel: 1:20
Tier-Schlüssel: 1:20
3
Foto: Munz
Foto: M. Lechner/ Boxberg
Foto: M. Lechner/ Boxberg
Holz an Kette
Holz an Pendelbalken
Schwenkwippen
Veränderbares Weichholz, Mindestlänge 30 cm, regelmäßig zu erneuern
Veränderbares Weichholz, Mindestlänge 30 cm, regelmäßig zu erneuern
Auf der Buchtentrennwand in Kombination mit Gegenständen aus veränderbarem Material (z.B. Weichholz, Bite Rite, Sisalseile, Hanfseile) an Ketten
Achtung: Beißkugel wird nicht gewertet, darf jedoch zusätzlich angeboten werden
Sollten freihängend im Vormaststall ca. 25 cm, im Maststall ca. 40 cm über dem Boden angebracht werden Tier-Schlüssel: 1:20
Tier-Schlüssel: 1:20
Tier-Schlüssel: 1:20
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Fotos: A. Zach
Foto: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Spender und Nachfüll-Pressblöcke (MS Minera Block und Strohpresslinge)
Bite Rite Kautschuk-Stäbe
Seile aus Sisal oder Hanf
Tier-Schlüssel: 1:20
Tier-Schlüssel: 1:10 (je Bite Rite Stab), max. 4 Stäbe pro Aufhängung
5
Achtung: Rohrkettenförderband zählt NICHT zum Beschäftigungsmaterial. Seile müssen oft nachgehängt werden! Tier Schlüssel: 1:10
Fotos: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Düsser Wühlturm (oder Eigenbau)
„Tanzende Tonne“
Raufe / Raufutterspender (z.B. Fa. Krumfuss oder Eigenbau)
100 l Säuretonne aus PE mit Schlitzen versehen, innen Kette mit Holzstück zur Bewegung des Häcksel Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
6
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
Fotos: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Heukugel/ Heukorb
Heu-/oder Stroheimer als „Glocke“ mit untergelgter Gummimatte
Oben: Spenderautomat Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14 Unten: Beschäftigungskarussell mit Raufutterspenderrohr und verschiedenen Beschäftigungsmaterialien
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
7
Tier Schlüssel: 1:40
Fotos: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Foto: M. Lechner
Raufe Eigenbau aus Baustahlgitter
Raufe Eigenbau aus Säuretonne
Raufe Eigenbau
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
8
Fotos: M. Lechner
Häckselspender Ikadan für Abferkelstand Tier Schlüssel: 1:1
Foto: A. Gehring
Foto: A. Zach
Strohspender: Futternetz aus der Pferdehaltung
Holz im Deckzentrum
Tier Schlüssel: siehe Tabellen Seite 11 - 14
Tier Schlüssel: 1:1
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Foto: A. Zach
Foto: S. Schrimpf
Nestbaumaterial (Alternativ zu Stroh)
Jute/ Hanf-Säcke für Ferkelaufzucht
Tier Schlüssel: pro Sau
Foto: S. Schrimpf
Tier Schlüssel: 1:20
Gitter mit Heu/Stroh über Kastenstand im Deckzentrum Tierschlüssel: 1:1
10
o Tierschlüssel für Rauhfutter Tierschlüssel Raufen in der Ferkelaufzucht:
11
Tierschlüssel Raufen in der Schweinemast:
12
13
Tierschlüssel Raufen in der Sauenhaltung:
14
o Gestaltung einer Krankenbucht: AUSZUG AUS: Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung - TierSchNutztV) § 4 Allgemeine Anforderungen an Überwachung, Fütterung und Pflege (1) Wer Nutztiere hält, hat vorbehaltlich der Vorschriften der Abschnitte 2 bis 6 sicherzustellen, dass... 3. soweit erforderlich, unverzüglich Maßnahmen für die Behandlung, Absonderung in geeignete Haltungseinrichtungen mit trockener und weicher Einstreu oder Unterlage oder die Tötung kranker oder verletzter Tiere ergriffen werden sowie ein Tierarzt hinzugezogen wird;
Jeder Betrieb muss über ausreichend Krankenbuchten für kranke, verletzte oder aus anderen Gründen separierte Tiere verfügen. Krankenbuchten müssen zusätzlich zur Verfügung stehen (d.h. keine Abtrennung der herkömmlichen Buchten, keine Belegung mit gesunden Tieren) Krankenbuchten müssen klar erkennbar sein Krankenbuchten müssen wie folgt ausgestattet sein: -
über eine wärmegedämmte, weiche Unterlage verfügen (zB Gummimatte, Stroheinstreu) Im Stall und nicht ausserhalb liegen (Wärme) Ruhe bieten eine Raufe für Heu/Stroh/Häcksel haben über ausreichend und gut zugängliche Tränken verfügen bei bewegungsunfähigen oder sehr schwachen Tieren muss gewährleistet werden, dass diese Futter und Wasser aufnehmen können Sauen müssen sich in der Krankenbucht ungehindert umdrehen können [§ 30(3)] eine Unterbringung von kranken oder verletzten Sauen im Kastenstand ist nicht zulässig
es muss mind. 1 Krankenbucht für je 500 angefangene Bestandstiere zur Verfügung stehen
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o Informationen und Empfehlungen zur Anbringung von Ferkeltrogtränken
Wasserversorgung von Ferkeln: Häufige Fragen, Musterlösungen &Tipps Mirjam Lechner 2015
Quelle: LFL Schwarzenau, Miriam Abriel
Idealerweise lernen die Ferkel wie in der Natur von ihrer Mutter / Sau die Wasseraufnahme. Die hohe Wasseraufnahme der Sau sorgt in der Mutter-Kind-Beckentränke für einen ausreichenden Wasserdurchsatz und das Becken befindet sich weder an Wand/Ecke und wird auch nicht verkotet!
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Tränkewasserbedarf SAUG-Ferkel KTBL „Wasserversorgung für Schweine“:
Der Wasserbedarf schon von Saugferkeln ist erheblich! Zum Ende der Säugezeit sollten sie bis zu 1 Liter Wasser je Tier und Tag aufnehmen können. Die Milch der Sau deckt den Flüssigkeitsbedarf der Ferkel bei weitem nicht!
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Der Vorteil in Schalen/Zungentränken im Abferkelbereich liegt darin, dass... a) die Tränkeschale ist immer in der richtigen Höhe - dort wo Ferkel Futter/Wasser schnell finden: Unten b) die Ferkel können aus jedweder Position (auch seitlich) saufen und zeigen sich die Wasserstelle gegenseitig c) auch kleine / kleinste Ferkel haben vom ersten Tag an den lebensnotwendigen Wasserzugang d) idealerweise sind die Tränken an den langen Seiten/weit weg von Kotecken aber noch über Rosten befestigt e) Nachteil: Die Ferkel haben hier im Abferkelstall dieses Tränkesystem "gelernt" und kennen den Nippel nicht!
Saufen will gelernt sein! Ferkel, die frisch abgesetzt in eine Aufzuchtbucht kommen, sollten das Tränkesystem kennen und es sollten alle Ferkel erreichen können. Leider "begreifen" nicht alle Ferkel gleichermaßen die Tränkenippel im ausreichenden Maße, gerade bei Trocken/Breiautomatenfütterung ist die Wasseraufnahme ggf. unzureichen.
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Lösungsmöglichkeit Beckentränke bzw. Beckentränke als Tränkeinsel a) die Tränkeschale ist immer in der richtigen Höhe - dort wo Ferkel Futter/Wasser schnell finden: Unten b) die Ferkel können aus jedweder Position (auch seitlich) saufen und zeigen sich die Wasserstelle gegenseitig c) auch kleine / kleinste Ferkel haben vom ersten Tag an den lebensnotwendigen Wasserzugang d) idealerweise sind die Tränken an den langen Seiten/weit weg von Kotecken aber noch über Rosten befestigt
Futtereinträge in Beckentränken sind normal. Sie zeigen, dass die Tiere zwischen Breiautomaten und trotzdem dass die Ferkel hier das Futter befeuchten können - zu den offenen Tränken pendeln und zusätzlich zu saufen! 19
Wichtig: Es gibt verschiedene Angebote von Beckentränken: Geschlossene / ovale Tränken können nur von einem Tier benutzt werden, das zudem a) gerade und b) davor stehen muss, wie mit "einem Kopf im Schuhkarton" Tailliert/ausgeschnittene Tränke sind vorteilhafter,da sie von jeder Position/Sitzen aus benutzt werden können! 20
Plazierung der Tränkebecken in der Bucht:
Zur Plazierung der Tränken sollten diese min. 1 Tierlänge von den Fressplätzen entfernt sein, allerdings auch min 1 Meter von den Kotecken! Da bei den runden Beckentränken keine Verletzungsgefahr besteht wie bei Nippeln eignen sich vor allem die langen Seitenwände (Risikominimierung der Verkotung)
Feingliedrige V2A Ketten ziehen die Aktivität der Ferkel zu den Tränkebecken und verhindern, dass die Ferkel die Tränken zuliegen oder verkoten. Die Ferkel möchten in "Ruhe" abkoten deswegen z.B. in Ecken! 21
Problem Aqualevel und Tränkebeckenhygiene!
Kopf eines Trogfluter/Aqualevel-Systems OHNE dauerhafter Hygiensierung! Mit Hygiensierung kein Biofilm! Jedes offene Wasser (ähnlich Suppe Flüssigfütterung) neigt zu einer Verkeimung, welche in das Tränke- und Rohrleitungssystem rückwärts einwachsen und ein Risiko für die Funktion und Tiergesundheit darstellen kann! Aus diesem Grund werden seit über 150 Jahren im Trinkwasserbereich oxidativ wirkende Stoffe wie Chlor zur Sicherung von Trinkwasser eingesetzt! Bei offenem Wasser praktisch unverzichtbar!
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Zugelassene Desinfektionsverfahren (Auszug) nach Bundesumweltsamt BRD Verfahren UV-Bestrahlung
Chlorgaslösung Ca-/Na-Hypochlorid Elektrolytische Herstellung von Chlor vor Ort Chlordioxid vor Ort hergestellt
Erzeugtes Ozon/-lösung vor Ort
Eignung Für Tierhaltung nicht geeignet kein systemische Wirkung bis Beckentränke Für Tierhaltung nicht geeignet. Gefahrenstoff/-auflage System geeignet bei bestimmten Wasserparametern System geeignet bei einem großem Spektrum an Inhaltsstoffen und Tränketechniksystemen System geeignet bei einem bestimmten Tränkesystemen v.a. Nippel und definierten Wasserparameter Für Tierhaltung nicht geeignet für die Tränkewasserhygienisierung
Funktion/Einsatzweise
Dosierung von Chlorbleichlauge ins Tränkesystem. Wirkspiegel bis in die Tränkebecken Dosierung des Elektrolyseproduktes Anolyte ins Tränkesystem bis Wirkspiegel bis in die Tränkebecken Dosierung einer 2-Komponenten-Lösung ins Tränkesystem. Hohe Flüchtigkeit in offenem Wasser und Einschränkung bei Brunnenwasser (Eisen, Mangan)
Wasserhygiene in offenen Tränken/Beckentränken ist messbar! Beratung und Hygiensierung dringend zu empfehlen!
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Anlage 2: Leitfaden zur Jungebermast Teilbereich Landwirtschaft Stand 02.04.2015 Vision – Mission – Strategie
Ethik (Tierwohl und Tierschutz) Produktqualität (Genussqualität / Gelinggarantie)
Rechtliche Lage
Zukünftig wird aus Tierschutzgründen die betäubungslose Ferkelkastration in Deutschland nicht mehr zulässig sein. Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel haben sich 2008 in der „Düsseldorfer Erklärung“ für den Verzicht auf die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel ausgesprochen. Die Generaldirektion Gesundheit der Europäischen Kommission hat 2010 mit Ihrer „Brüsseler Erklärung“ einen Plan für den vollständigen Verzicht auf die chirurgische Ferkelkastration bis zum Jahr 2018 vorgelegt. Das novellierte deutsche Tierschutzgesetz sieht ein Verbot der betäubungslosen Kastration ab dem 01.01.2019 vor. EDEKA Südwestfleisch beschäftigt sich schon heute mit einer geeigneten Alternative zur Ferkelkastration: die Jungebermast! Wir wollen nicht warten, bis das Gesetz 2019 in Kraft tritt, sondern schon vorher gemeinsam mit unseren Gutfleisch-Betrieben Erfahrungen im Bereich Jungebermast sammeln. Für die Jungebermast gelten weiterhin die aktuell gültigen Gutfleischkriterien und darüber hinaus Vorgaben/Empfehlungen, die dem Leitfaden zur Jungebermast zu entnehmen sind. 24
Einführung
Jungeber zeichnen sich vor allem durch höhere Muskelfleischanteile im Schlachtkörper aus. Der Fettsansatz fällt geringer aus als bei Kastraten. Während am Anfang der Mast auf ausreichend hohe Tageszunahmen geachtet werden muss, zeigen Jungeber vor allem in der Mittel- und Endmast ein hohes Wachstumspotenzial. Die Futterverwertung ist bei intakten Ebern deutlich besser als bei Kastraten. Ein großer Vorteil der Jungebermast ist, dass hiermit wesentlich zu mehr Tierwohl beigetragen und dem Tier Schmerzen und Leiden erspart werden können. Dem gegenüber stehen eine geringere Schlachtausbeute und ein leicht geringeres Wachstum. Eber haben leichtere Bäuche und weniger intramuskuläres Fett als Kastraten. Bei Eberfleisch kann es zu unerwünschten Geruchsabweichungen kommen, die jedoch durch geeignete Genetik und einigen Besonderheiten im Haltungsmanagement auf ein Minimum reduziert werden können. In der nachfolgenden Tabelle sind die Vor- und Nachteile der Jungebermast zusammengefasst: Vor- und Nachteile der Jungebermast Vorteile Nachteile Verbesserte Futterverwertung etwas geringere Schlachtausbeute höherer MFA, weil geringere Speckauflage
leichtere Bäuche
Förderung von Tierschutz / Tierwohl
weniger IMF
Arbeitszeitersparnis durch Wegfall d. Kastration
leicht geringeres Wachstum zu Mastbeginn Sortierung nach Geschlecht
kein Infektionsrisiko mehr durch Kastration Hochwertigerer Schlachtkörper
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Verändertes Verhalten (Unruhe, Aktivität) Gefahr der Geruchsabweichung
An der Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg wird intensiv zum Thema Ebermast geforscht. Die untere Tabelle zeigt die Schlachtleistungsdaten aus Versuchen der LSZ Boxberg. Die Eber erreichen mit 891,5 g höhere Tageszunahmen als Kastraten und weibliche Schweine mit 853,3 g bzw. 814,7 g. Die Futterverwertung mit 1: 2,97 ist günstiger als bei Kastraten (1: 3,02). Das Schlachtgewicht von Ebern liegt höher, die Ausschlachtung etwas niedriger als bei Kastraten. Beim Fleischanteil liegen die Eber jedoch mit 59,9 deutlich über den Werten von Kastraten. Insgesamt ähneln sich die Werte von Ebern denen weiblicher Tiere. Mast- und Schlachtleistung im Vergleich (LSZ Boxberg, 2013) Kastrat 853,3 3,02 88,3 77,3 57,1
Tageszunahme (g) Futterverwertung 1: Schlachtgewicht (Ø, kg) Ausschlachtung (%) Muskelfleischanteil (%)
Mögliche Geruchsabweichungen
Eber 891,5 2,97 93,9 76,9 59,9
Weiblich 814,7 2,94 95,6 80,2 60,1
Der Ebergeruch wird hauptsächlich durch zwei Stoffe hervorgerufen: Androstenon und Skatol. Während Androstenon nur bei männlichen Schweinen vorkommt ist Skatol geschlechtsunspezifisch und kann daher sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Tieren und Kastraten auftreten. Leitsubstanzen von Ebergeruch Androstenon Skatol urinartig/moschusartig
fäkalartig, Stallgeruch
fettlösliches Geschlechtspheromon
fettlösliche Substanz
enge Verbindung zu anderen Geschlechtshormonen (Testosteron/Östrogen)
entsteht bei Tryptophanabbau im Dickdarm
Eberspezifisch
nicht geschlechtsspezifisch
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Wahrnehmung von Ebergeruch
Nicht jede menschliche Nase ist gegenüber Androstenon und Skatol gleich sensibel. Auch die Geruchsqualität, also ob der Geruch als angenehm oder unangenehm empfunden wird, unterscheidet sich von Person zu Person. Für beide Substanzen gibt es auch keine eindeutig festgelegten Grenzwerte. Die Geruchswahrnehmung ist von weiteren Faktoren wie beispielsweise Geschlecht, Alter und Kultur abhängig. Männer weisen häufiger eine sogenannte spezifische Anosmie (fehlende Riechwahrnehmung) gegenüber Androstenon auf als Frauen. Zur Geruchserkennung am Schlachthof werden speziell ausgebildete Testriecher eingesetzt, die regelmäßig geschult werden.
Genetischer Einfluss auf Ebergeruch
Geruchsabweichler werden durch den Einsatz geeigneter Genetik, soweit züchterisch möglich, minimiert. Die Erblichkeitsgrade für Androstenon mit 0,6 und Skatol mit 0,5 liegen sehr hoch und sind somit züchterisch sehr gut nutzbar, sodass innerhalb der German Piétrain-Population effektiv gegen diese Geruchsmerkmale selektiert werden kann. German Genetic (Unternehmensmarke des Schweinezuchtverbands BadenWürttemberg e.V.) bietet mit ‚Inodorus‘ einen zertifizierten Piétrain-Ebertyp an, der sich in der Vererbung des unerwünschten Ebergeruchs an dessen Söhne deutlich vom Durchschnitt der Population abhebt. Beim Einsatz von Inodorus-Ebern ist aus statistischer Sicht die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von sogenannten Geruchsabweichlern weitgehend reduziert. Der Schweinezuchtverband arbeitet zu diesem Thema unter anderem mit der Universität Bonn, Partnern aus der Schlachtindustrie und der LSZ Boxberg zusammen.
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Die folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit von Ebergeruch bei Inodorus-Ebern. Bei konventionellen Ebern liegt der Anteil von Geruchsabweichungen bei 30 % und damit um ein mehrfaches höher. Die Daten stammen aus einem Versuch der LSZ Boxberg basierend auf Ergebnissen des ENZEMA-Projektes. Sensorische Prüfung der Schlachtkörper bei Inodorus-Ebern (LSZ Boxberg, 2012) Geruchswerte 0 1 2 3 Kein Geruch wenig Geruch abweichender stark Geruch abweichender Geruch 58 4 1 0 Häufigkeit 92,1 6,3 1,6 0 Prozent %
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Im Folgenden werden Vorgaben und Empfehlungen für die Jungebermast gegeben: (I=Information, V=Vorgabe, E=Empfehlung) Für eine erfolgreiche Jungebermast müssen alle Faktoren, die zu Stress und Unruhe bei den Ebern führen können, weitestgehend reduziert werden. Somit lassen sich Verletzungen und das Auftreten geruchsabweichender Tiere vermeiden!
Stress/Unruhe
Verletzungen Kämpfe agrressives Verhalten
geruchsauffällige Schlachtkörper Integumentschäden
verminderte Fleischqualität Probleme mit Tierschutz
Teil 1: Stufe Erzeugung und Mast 1.
Genetik
1.1
Einsatz von Ebersperma
2.
Management
2.1
Ferkelaufzucht
V
I
Auf züchterischer Ebene wird der Grundstein für eine erfolgreiche Jungebermast gelegt. Betriebe die Ferkel für die Jungebermast erzeugen, dürfen nur Sperma von Gutfleisch-Ebern verwenden, die zusätzlich den Inodorus-Status besitzen. Die Ansprüche an das Haltungsmanagement sind bei der Jungebermast höher als bei der Mast von Kastraten und weiblichen Tieren Bei der Aufzucht von Eberferkeln gibt es bislang keine nennenswerten Unterschiede im Vergleich zu kastrierten Ferkeln. In der Praxis zeigen sich jedoch Tendenzen, dass sich Eberferkel anders verhalten, vor allem beim Fressen. Eberferkel haben eine etwas geringere Gewichtsentwicklung gegenüber kastrierten Ferkeln.
29
E E
E 2.2
Haltung von Jungebern
I I
2.2.1
Einstallen
E
2.2.2
Geschlechtertrennung
E
Dem kann durch eine geeignete Fütterungstechnik entgegen gewirkt werden. Für die Trennung nach Geschlecht eignet sich der Zeitpunkt des Absetzens, da hier die Tiere noch leicht sind und die Sortierung einfach in die anfallenden Arbeitsabläufe zu integrieren ist. Beim Zukauf von Ferkeln muss im Voraus geklärt werden, ob die Geschlechtertrennung bereits in der Aufzucht oder beim Verkauf der Ferkel erfolgen soll. Zur Markierung des Geschlechts können farblich unterschiedliche Ohrmarken eingezogen werden. Eber können weitgehend so gehalten werden wie Sauen und Kastraten. Bei Jungebern sind allerdings die Ansprüche an das Management höher. Die Haltungsbedingungen haben unmittelbaren Einfluss auf das Verhalten der Eber. Aggressives Verhalten, Unruhe und Verletzungen können also vermieden werden! Damit kann auch das Risiko hoher Gehalte an Androstenon, vor allem aber von Skatol, reduziert werden. Bei der Mast von Jungebern ist es wichtig, die Tiere so homogen wie möglich einzustallen. So wird ein frühes Herausnehmen einzelner, schnell wachsender Tiere vermieden, was wiederum Unruhe und ein erneutes Ausfechten einer Rangordnung in die Gruppe bringen würde. Bei gemischt geschlechtlichen Tiergruppen kann es zu ungewollten Trächtigkeiten der weiblichen Mastschweine kommen. Aus ethischen und tierschutzrechtlichen Gründen kann daher nur eine getrennt geschlechtliche Aufstallung empfohlen werden. Das Risiko, trächtige Sauen der Schlachtung zuzuführen, muss weitestgehend ausgeschlossen werden. Dies bedeutet für die Mastbetriebe, dass die Schweine buchtenweise getrennt nach Geschlecht aufgestallt werden 30
I
2.2.3
Beschäftigungsmaterial
V
2.2.4
Verhalten
I I
V 2.2.5
Umgruppieren/Neugruppieren
E I E
2.2.6
Tierkontrolle
V
müssen. Innerhalb eines Mastabteils können männliche und weibliche Tiere problemlos nebeneinander gehalten werden. In stabilen Gruppen (Wurfgeschwister in einer Bucht in Aufzucht und Mast) sind die Androstenonwerte tendenziell niedriger als in Ebergruppen, die mehrfach umgestallt und aus verschiedenen Würfen zusammengestellt sind. Vor allem bei Ebern ist eine ausreichende Beschäftigung der Tiere mit geeigneten Materialien wichtig, damit die vermehrte Aktivität nicht in Unruhe und aggressives Verhalten mündet. Eber sind in ihrem Verhalten gegenüber Artgenossen rauer. Rangordnungskämpfe können daher heftiger ausfallen als bei Kastraten. Schwächere Artgenossen werden schnell ausgegrenzt oder drangsaliert. Studien zeigen, dass dabei auch mehr äußerliche Verletzungen der Haut auftreten können als bei Kastraten oder in gemischten Gruppen. Allerdings zeigte sich auch, dass der Großteil der erfassten Läsionen im geringgradigen Bereich lag und daher kein tierschutzrelevantes Niveau erreichte. Daher ist die Betreuungsintensität durch den Tierhalter dem besonderen Verhalten der Eber anzupassen (siehe 2.2.6, 2.2.7)! Das Umgruppieren während der Mast oder das Teilen der Gruppe nach der Vormastphase sollte vermieden werden. Das Absortieren der stärksten Tiere sollte vermieden werden. Nachzügler können untereinander neu gruppiert werden, wenn alle Tiere in eine neue Bucht verbracht werden. Der Verantwortliche für die Tierhaltung muss das Befinden der Tiere sowie die Stalleinrichtungen täglich prüfen. Mindestens zweimal täglich Tierkontrolle (morgens und abends)! 31
V
E
2.2.7
Separate Buchten
V
V
V 2.2.8
Gruppengröße
E
2.2.9
Stallhygiene
I
E
E
Tote Tiere müssen unverzüglich aus dem Stall gebracht und fachgerecht entsorgt werden (Tierkörperbeseitigung, abgeschlossene Kadavertonne). Eber haben magere Bäuche und sehen aufgrund ihres längeren Körperbaus leichter aus als sie tatsächlich sind. Daher ist es vor allem zu Beginn empfehlenswert, einzelne Tiere am Ende der Mast stichprobenartig zu wiegen. Kranke und verletzte Tiere müssen unverzüglich in abgetrennten Stalleinrichtungen untergebracht, gepflegt, behandelt und ggf. fachgerecht und schmerzlos getötet werden. Tiere, die aufgrund von Rangkämpfen oder Aufreiten nicht mehr in der jeweiligen Bucht gehalten werden können, müssen unverzüglich in separate Buchten verbracht werden. Kranken- bzw. Separationsbuchten müssen in jedem Betrieb ausreichend vorhanden sein! Kleinere Gruppen mit max. 20-25 Tieren eignen sich für die Ebermast besser als Großgruppen (>25Tiere/Gruppe). Kleingruppen sind überschaubarer und es kann eine genauere Tierbeobachtung erfolgen. Bei Ebern, die auf feuchten, stark verschmutzten Flächen liegen, kann die Skatolbelastung erhöht sein. Studien weisen darauf hin, dass Skatol durch Haut und Lunge wieder in den Körper gelangt und dort im Fettgewebe eingelagert werden kann, mit der Folge, dass mehr geruchauffällige Schlachtkörper auftreten. Eine gute Buchtenhygiene und eine regelmäßige Kotentfernung nicht voll perforierter Böden verbessern die Stallhygiene und verringern das Auftreten geruchsauffälliger Tiere. Gegebenenfalls müssen Klimaführung, Belegdichte und Gestaltung der Buchten an die Bedürfnisse der Jungeber angepasst werden. 32
2.2.10 Dokumentation
I
V V V
3.
Fütterung
3.1
Fütterungstechnik
E E
E V 3.2
Tränketechnik
E
Für die Beurteilung des Projektverlaufs und der weiteren Planung benötigt EDEKA Südwest Fleisch eine ausführliche Dokumentation der Ereignisse in der Jungebermast. Daher gilt: Lückenlose Dokumentation kranker/verletzter/toter Tiere (nach Geschlecht getrennt!) Für den Zeitraum der Testphase dient den Testbetrieben die Abteilkarte für Ferkelaufzucht und Mast. alle Behandlungen des Tierarztes oder gesundheitliche Bestandsprobleme schriftlich festhalten Die Jungebermast vereinfacht die Fütterung, da der Bedarf dem der weiblichen Schweine entspricht. Hier kann das genetische Potenzial zugunsten der Futterkosten ausgenutzt werden. Ausreichend Futterplätze beugen dem Aufkommen von Stress und Aggressivität vor. Ferkelaufzucht: Eine Breifütterung mit vorgegebener Fütterungsfrequenz fördert die Entwicklung der Eberferkel (besser als ad.libitum-Fütterung mit Rohrbreiautomaten). Eine Umstellung von Trocken- auf Flüssigfütterung sollte vermieden werden. Mast: eine uneingeschränkte Futtervorlage (ad.lib.) am Rohrbreiautomaten eignet sich am besten. Störungen im Fütterungssystem müssen sofort behoben werden, da es sonst unmittelbar zu Stress und Unruhe bei Ebern führt. Besonders bei Trocken- und Breifutterautomaten sollte auf eine ausreichende Wasserversorgung geachtet werden. Für Eber sollten mehr Tränkestellen in den Buchten angeboten werden als bei Kastraten. 33
3.3
Rationsgestaltung
4.
Kennzeichnung der Jungeber
E
V
5.
Wirtschaftlichkeit
5.1
Mast- und Schlachtleistung
I
Für die Masteber muss kein neues Futter angeschafft werden. Jedoch müssen die einzelnen Phasen (im Gegensatz zu Kastraten) länger gefüttert werden. Somit erreicht die Fütterung annähernd das Niveau einer Fütterung weiblicher Schweine. Empfehlung: Genaue Futterzusammensetzung betriebsindividuell mit Hilfe des Fachberaters optimieren. Änderungen bei Futterkomponenten sollten langsam eingeführt werden (Verschneiden von Futterkomponenten). Spätestens bei der Verladung sind die Jungeber eindeutig und dauerhaft mit schwarzer Tätowierfarbe zu kennzeichnen: Kreis (Buchstaben) + Ortsschlüssel (3 Stellen) + Betriebsnummer (4 Stellen) Jungeber benötigen eine zusätzliche Kennzeichnung im Schlagstempel. Für den Schlachthof Vion in Crailsheim gilt: zusätzliche Ziffer „9“ am Ende der Betriebsnummer. Für den Schlachthof SFZ Ulm gilt: zusätzlicher Buchstabe „E“ am Ende der Betriebsnummer. Vor allem mit der besseren Futterverwertung und dem höheren Muskelfleischanteil können mit Mastebern wirtschaftliche Vorteile erzielt werden. In der folgenden Tabelle sind Daten zu Schlachtleistung und Fleischbeschaffenheit von Ebern denen von Kastraten gegenübergestellt.
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Der Muskelfleischanteil (FOM) ist mit 57,6 Prozent höher als der von Kastraten mit 55,8 Prozent. Die mittlere Rückenspeckdicke ist mit 1,7 cm geringer als bei Kastraten (2,3cm). Der intramuskuläre Fettgehalt (IMF) ist bei Ebern ebenfalls niedriger. Schlachtleistung und Fleischbeschaffenheit im Vergleich (LSZ Boxberg, 2013) Kastrat Eber Merkmal 107 102 Anzahl kg 94,6 94,4 Schlachtgewicht % 79,2 78,8 Ausschlachtung cm 99,6 102,4 Schlachtkörperlänge % 55,8 57,6 MFA FOM % 57,6 62,1 MFA im Bauch Mittlere cm 2,3 1,7 Rückenspeckdicke % 1,2 0,8 IMF
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5.
Inken Bubeck Annukka Gehring Mirjam Lechner
Koordination Gutfleisch, Projekt Jungebermast (EDEKA Südwest Fleisch) Projektleitung Jungebermast (EDEKA Südwest Fleisch) UEG Franken Hohenlohe
Hansjörg Schrade
Wissenschaftliche Beratung zu Haltung, Fütterung, Management (LSZ Boxberg)
Stephanie Schrimpf
Tierschutzbeauftragte (EDEKA Südwest Fleisch)
Albrecht Weber Hans-Günther Munz 6.
Kontakt
Ansprechpartner
Schweinezuchtverband Baden Württemberg (German Genetic) Fachberater, Fütterung (Schlossberg Agrarservice)
Mitwirkende Dr. Cornelie Jäger Teilnehmer des Arbeitskreis ‚Grün‘ des Projektes Jungebermast
Landesbeauftragte für Tierschutz (MLR Baden Württemberg) Matthias Frieß (Qualitätsschwein Süd/UEG FrankenHohenlohe) Frank Gaißmaier (Qualitätsschwein Süd/Firma Gaißmeier) Sebastian Heinen (Qualitätsschwein Süd/UEG Franken-Hohenlohe) Armin Kamleiter (Viehzentrale Südwest)
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0721/180558425
[email protected] 0170/3726961
[email protected] 09825/269020 0178/2920806
[email protected] 07450930/99
[email protected] 0721/180558202
[email protected] 07934/994161
[email protected] 07422/23836
[email protected]
Christian Kößler (VZF Süd) Mirjam Lechner (Qualitätsschwein Süd/UEG FrankenHohenlohe) Hans-Günter Munz (Schlossberg Agrarservice) Hansjörg Schrade ( Bildungs-und WissenszentrumSchweinehaltung und Schweinezucht- Boxberg) Dr. Beate Schumann (Schweinezuchtverband BadenWürttemberg) Albrecht Weber (Schweinezuchtverband Baden Württemberg) Peter Worm (Viehhandlung Worm)
7.
verwendete Quellen Kompass Jungebermast - QS Qualität und Sicherheit GmbH Daten aus Forschungsergebnissen - Landesanstalt für Schweinezucht Boxberg (Bildungs- und Wissenszentrum) Grundlagen der Ebermast - Züchtungskunde, Band 84-5, Sept./Okt. 2012, Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde e.V. Ebermast- Stand und Perspektiven - KTBL-Tagung vom 02.-03.07.2014 in Hannover Trocken-oder Flüssigfütterung für Eberferkel? Dr. Eckard Meyer, Tierische Erzeugung, Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Freistaat Sachsen Praxiserfahrungen aus der Ebermast
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Anlage 3: Maßnahmenprotokoll bei verstärktem Auftreten von veränderten Ohren und/oder Schwänzen
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