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Landwirtschaftskammer NRW
Münster, 18.07.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster
Redaktion: Tobias Schulze Bisping
Seitenzahl: 5
Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen-Lippe Im Wochenverlauf wird es sommerlich. Die Temperaturen steigen über 30 °C an. Getreidestoppel: Quecke und Co. ausschalten Nach der Getreideernte können auf der Stoppel Wurzelunkräuter effektiv bekämpft werden. Quecke kann mechanisch mit dem Grubbern an die Oberfläche gebracht werden um zu vertrocknen. Voraussetzung dafür ist eine längere Trockenphase. Vor dem ersten Stoppelsturz kann alternativ eine Behandlung mit 5 l/ha eines 360er-Glyphosats erfolgen. Zur Absicherung der Wirkung vorher 5 kg/ha SSA in den Tank geben. Das Ungras sollte bei der Behandlung nach Wiederaustrieb mind. 3 Laubblätter ausgebildet haben. Ackerwinde, Distel, Knöterich und Ackerschachtelhalm können nach Wiederaustrieb besser mit 4 l/ha Kyleo behandelt werden. Kyleo enthält neben Glyphosat noch einen Wuchsstoff. Gute Wirkungsgrade erzielt man bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchte. Auch bei Kyleo empfiehlt sich die Zugabe von 5 kg/ha SSA (kristalline, spritzfähige Ware). Beachten Sie die Wartezeiten von Kyleo, insbesondere wenn Raps oder Zwischenfrüchte folgen sollen. Generell sollte man nach der Behandlung von Wurzelunkräutern mit Glyphosat-haltigen Mitteln 10 Tage warten, bevor eine Bodenbearbeitung erfolgt. Kultur
Sonnenblumen, Zwischenfrucht-Senf, Zwischenfrüchte, Phacelia, Luzerne, Klee-Arten Winterraps, Senf, Buchweizen, Kartoffel, Zuckerrüben, Zwiebeln Gemüse
Wartezeit in Tagen nach Kyleo
14 28 60
Auszug der Wartezeiten. Weitere Herstellerangaben beachten.
Getreide: Keine Anschlusszulassung für Chlorthalonil Kurzfristig hat der Wirkstoff Chlorthalonil keine Anschlusszulassung erhalten, sodass die Zulassungen der Fungizide die diesen Wirkstoff enthalten demnächst auslaufen bzw. schon ausgelaufen sind (siehe Tabelle). In der nächsten Saison steht der Wirkstoff deshalb nur begrenzt zur Verfügung, danach soll es eine langfristige Zulassung geben. Chlorthalonil, unter anderem enthalten in Bravo, Credo und Amistar Opti, gilt im Getreide als Schlüsselwirkstoff und Resistenzbrecher. Insbesondere Ramularia in Gerste ist nur durch die Produkte Credo oder Amistar Opti sicher in Schach zu halten. In Winterweizen geht es um das Mittel Bravo, womit Septoria tritici vorbeugend bekämpft werden kann. Für die geplante Anbaufläche von Gerste, empfiehlt es sich vorzüglich 1,0 l/ha Credo vorzukaufen. Grund ist die höhere Leistungsfähigkeit des Strobirulins in Credo. Ist Credo ausverkauft, kann alternativ 1,25 l/ha Amistar Opti vorgekauft werden. In Winterweizen muss schlagspezifisch abgewägt werden, ob ein Vorkauf von Bravo nötig ist. Gefährdet für Septoria tritici sind in der Regel nur Frühsaaten (bis 10. Oktober). Außerdem sind weitere Randbedingungen, wie die Witterung über Winter und im Frühjahr
entscheidend. Als Alternative gegen Septoria tritici stehen noch die Carboxamide zur Verfügung.
Produkt Bravo Credo Amistar Opti
Zulassungsende 30.04.2016 31.10.2016 31.12.2016
Abverkaufsfrist 30.10.2016 30.04.2017 30.06.2017
Aufbrauchfrist 31.10.2017 30.04.2018 30.06.2018
Maisbestände enttäuschen Die Maisbestände in NRW präsentieren sich sehr unterschiedlich. Auf gut dränenden Standorten stehen ausgesprochen üppige Bestände. Dort schoben die Pflanzen bei zeitiger Aussaat im April früh die Fahnen und sind mittlerweile abgeblüht. Auf staunassen und wassergesättigten Flächen bzw. bei vorhandenen Strukturschäden sind die Bestände nach den ergiebigen Juni-Niederschlägen im Wachstum stehen geblieben. Die Pflanzen leiden unter Sauerstoffmangel im Wurzelbereich und zeigen sich hellgrün. Im Extrem sterben die Pflanzen in Teilbereichen ab. Allgemein sind die Pflanzen schlecht bewurzelt, so dass nur eingeschränkt Nährstoffe aufgenommen werden können. In den betroffen Teilbereichen werden die Pflanzen mangels ausreichender Bewurzelung zuerst Trockenschäden zeigen. Mit den kürzer werdenden Tagen werden auch diese Bestände jetzt unabhängig vom Massenwuchs die Fahnen schieben. Regional sind Bestände zu finden, wo zumindest in Teilbereichen mit totalen Ertragsausfällen gerechnet werden muss. Rettungsmaßnahmen wie Hacken und Nachdüngen lassen kaum Erfolg erwarten. Wo mit Totalausfall gerechnet werden muss, ist ein Umbruch mit anschließender Feldgrasbestellung in Erwägung zu ziehen. Nach den ergiebigen Niederschlägen kann davon ausgegangen werden, dass die Maisherbizide abgebaut bzw. verlagert sind und eine Beeinträchtigung des Nachbaus durch Herbizidrückstände nicht gegeben sein wird. Zuckerrüben: Blattflecken-Befall auf allen Flächen möglich, unbedingt eigene Feldkontrollen durchführen Das am 13. Juli durchgeführte Blattfleckenmonitoring zeigt eine Zunahme bei den pilzlichen Blattkrankheiten. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt des Befalls im Anbaugebiet der Zuckerfabrik Jülich, beginnend bei Meerbusch, über Heinsberg, Viersen, Titz, Elsdorf, Düren bis Jülich und Aachen. Hier weisen 85 % der Monitoringflächen Befall auf. Vielfach wurde auch schon die Bekämpfungsschwelle von 5 % kranker Blätter (= 5 von 100 bonitierten Blättern aus dem mittleren Blattkranz zeigen Befall) erreicht. Auf 6 Parzellen erfolgte daraufhin eine erste Fungizidspritzung. Auch in den anderen Anbaugebieten (Lage, Appeldorn, Euskirchen) nimmt der Befall, wenn auch deutlich verhaltener, zu. Die gefallenen Niederschläge fördern die Ausbreitung der Blattpilze und erhöhen das Befallsrisiko auf den Flächen, daher ab sofort eigene Feldkontrollen durchführen. Wichtig: Wird die Behandlungsschwelle erreicht, Fungizidmaßnahmen durchführen, da sich ansonsten die Krankheitserreger im Bestand festsetzen und dann die Dauerwirkung der Fungizide nicht mehr voll zur Geltung kommt. Bei frühen Behandlungsterminen Strobilurin-Azol-Kombination bevorzugen. Anwendung nur bei frischen und aufnahmefähigen Blättern, keine Behandlung auf Beständen mit Hitzestress. Resistenzmanagement beachten: immer volle Mittelmenge einsetzen, Stobilurine nur 1x jährlich ausbringen, bei Folgebehandlung Wirkstoffwechsel bei den Azolen vornehmen. An Krankheiten treten in diesem Jahr aufgrund der wechselnden Witterung neben Cercospora- auch Ramularia Blattflecken auf. Beide Pilzkrankheiten sind mit den gleichen im Rübenanbau zugelassenen Fungiziden gut zu bekämpfen. Auch ihre Schadwirkung über das Absterben der Blätter ist vergleichbar. Im Gegensatz zu Cercospora sind RamulariaBlattflecken größer, unregelmäßiger und nicht mit dem charakteristischen roten Rand
umgebenen. Beide Erreger können auf abgestorbenen Rübenblättern und -köpfen oder im Boden die Anbaupausen der Rüben überstehen. Sporenbildung und Infektion ist vor allem bei ausreichender Feuchtigkeit im Bestand gegeben. Die Sporenkeimung bei Cercospora ist zwischen 6 °C bis 35 °C (Optimum 25 bis 30 °C) und bei Ramularia zwischen 5 °C bis 25 °C (Optimum 16 bis 20 °C) möglich. Beide Erreger werden durch Wind und vor allem durch Regenspritzer verbreitet. Dass eine Infektion durch die Spaltöffnungen der Blätter stattgefunden hat, zeigt sich bei Cercospora schon nach wenigen Tagen an den ersten Blattflecken, bei Ramularia erst nach ca. zwei Wochen. Daher tritt Cercospora in der Regel immer zuerst in Erscheinung.
Pilzliche Blattflecken an Zuckerrüben: links Cercospora, rechts Ramularia (Fotos: Christian Heinrichs) Aktuelle Krautfäulesituation in Kartoffeln Der Krautfäuleinfektionsdruck hat in vielen Regionen Nordrhein-Westfalens deutlich abgenommen, aber bei der vorhergesagten unbeständigen Witterung ist weiterhin Vorsicht geboten, zumal ein hohes Sporenpotential vorhanden ist.
Abb.: Aktueller Krautfäuleinfektionsdruck in NRW, berechnet vom Prognosemodell SIMPHYT am 16.07.2016 (Quelle: ISIP)
Erster Durchwuchs in Kartoffeln
Durchwuchs mit Knollenbildung
Durchwuchs mit Kettenbildung (Fotos: Dr. Marianne Benker)
Durch- und Zwiewuchs wird ausgelöst, wenn über mehrere Tage Temperaturen von über 27 °C im Damm vorherrschen oder wenn der Blattapparat über eine längere Zeit Temperaturen von über 32 °C ausgesetzt ist. Diese Bedingungen hatten wir 2016 nicht und dennoch tritt nun erster Durchwuchs auf. Kontrollieren Sie Ihre Bestände! Möglichkeiten auf Durch-/Zwiewuchs zu reagieren: - Bestand wachsen lassen, damit sich Kindel, Ketten und Zweitansatz voll entwickeln können, u.U. später glasige Knollen über Salzbad aussortieren - Sofortige Krautregulierung bei ausreichender Sortierung - Sofortiger Einsatz der Wachstumsregler mit dem Wirkstoff Maleinsäurehydrazid im Bestand (5 kg/ha in 500 l/ha Wasser) Wirkweise: Der Wirkstoff Maleinsäurehydrazid wird von den Blättern aufgenommen, in der Pflanze systemisch verteilt und über den Saftstrom aktiv in die Knollen transportiert. In den Knollen stört er die Nukleinsäuresynthese, wodurch die Zellteilung im meristematischen Gewebe gehemmt und hierdurch das Auskeimen der Augen verhindert wird. Die Zellstreckung, also das Größenwachstum der bereits gebildeten Zellen, wird nicht beeinträchtigt. Optimaler Zeitpunkt für den Einsatz von Maleinsäurehydrazid gegen Durch-/Zwiewuchs ist, wenn ca. 80 - 90 % des Bestandes eine Keimlänge von gerade gespitzt bis 5 mm aufweisen. Gute Wirkung noch bis 10 mm Keimlänge, ab 20 mm häufig keine ausreichende Wirkung mehr. Zur Vermeidung von Ertragsverlusten sollten 80 % der Knollen bei kleinfallenden Sorten eine Mindestgröße von ca. 25 - 30 mm und bei großfallenden Sorten von ca. 35 - 40 mm erreicht haben. Ab dieser Größe ist die Zellteilung in den Knollen abgeschlossen, danach erfolgt nur noch die Zellstreckung. Erst ab diesem Zeitpunkt sind keine Ertragseinbußen zu erwarten. Entwicklungsstadium der Kartoffelpflanze: Damit Maleinsäurehydrazid optimal wirken kann, müssen die Kartoffelpflanzen noch mindestens 3 Wochen lang grünes Laub aufweisen. D.h. Zeitraum ab Ende Blüte bis 3 Wochen vor Sikkation bzw. ca. 3 - 5 Wochen vor der Ernte.
Witterung: Anwendung nur bis 25 °C. Bei heißem, trockenem Wetter sind Spritzungen in die frühen Morgenstunden zu verlegen. Produkt und Aufwandmenge: Fazor, Himalaya, ITCAN mit 5 kg/ha einmalig in 500 l/ha Wasser. Mischbarkeit: Empfehlung als Soloapplikation. Nicht mit Fungiziden, Blattdüngern oder Additiven mischen, Minderwirkungen bzw. totale Wirkverluste sind möglich. Wichtig ist es vorab die Bedingungen, wie z.B. die Knollengröße, den Zustand des Bestandes und die Witterung zu prüfen und erst dann zu entscheiden, ob ein Einsatz von Maleinsäurehydrazid sinnvoll ist. Aufgrund der Rückstandsproblematik ist es unerlässlich zuvor mit der abnehmenden Hand abzuklären, ob ein Einsatz von Maleinsäurehydrazid erwünscht ist.