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PROGRAMM
03.04. 2016
15.30 Uhr
PROGRAMM
„Lasset die Posaune erschallen” Festliches Osterkonzert in der Klosterkirche St. Ottilien Tobias Rägle (Posaune) Siegfried Gmeiner (Orgel) Eintritt frei – Spenden erbeten
Zum Programm Osterfanfare Malcolm Archer (*1952) Der Zeitgenosse Malcolm Archer ist Komponist, Chorleiter, Organist und Kirchenmusikdozent. Nach Stationen an der Kathedrale in Bristol und an der St. Paul‘s Kathedrale in London ist er seit 2007 Kantor am renommierten Winchester College. Die vorliegende mitreißende Osterfanfare greift die Form der französischen Orgeltoccata auf. aus: „Exultet“ (Lobgesang der Osternacht) Text 4. Jahrhundert Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König! Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze! Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel. „Canzon per basso solo“ Girolamo Frescobaldi (1583-1643) Frescobaldi wirkte als Organist in Mantua, Brüssel, Florenz und Rom. Als Organist am Petersdom wurde er sehr berühmt, tausende Menschen besuchten seine Orgelkonzerte. Er schuf neben Instrumentalmusik für Streicher und Bläser vor allem Musik für Tasteninstrumente: Toccaten, Canzonen und Ricercari. Mit diesen Kompositionen wirkte er stilbildend auf die Orgelmusik in Italien und weit darüber hinaus. Sein Schüler, der aus Stuttgart stammende Johann Jakob Froberger (1616-1667), brachte den italienischen Stil auch in den deutschsprachigen Raum.
„Erschienen ist der herrlich Tag“ Gottfried August Homilius (1714-1785) Johann Sebastian Bach (1685-1750) Homilius wirkte in der Dresdener Frauenkirche als Kantor und Organist. Er war Schüler von Johann Sebastian Bach und zählte zu seiner Zeit zu den bedeutendsten deutschen Kirchenmusikern. Homilius komponierte Kirchenmusik, vor allem schuf er mehrere Kantatenzyklen, mit insgesamt 180 Kantaten. Erst in den letzten Jahren wird er als Komponist wiederentdeckt. Wir hören eine Choralbearbeitung zum alten Osterlied „Erschienen ist der herrlich Tag“. Das Lied findet sich im neuen Gotteslob leider nicht mehr. Anschließend erklingen Choralvorspiel und Satz seines Lehrers Bach zum gleichen Lied. „Sie schallt die Posaun“ aus „Messias“ Georg Friedrich Händel (1685-1759)
Die herrliche Bassarie aus dem Messias erklingt in einer Bearbeitung für Orgel und Posaune. Im Oratoriumstext ist von der Posaune, die am Jüngsten Tage alle zur leiblichen Auferstehung ruft, die Rede (vgl. Mt 24,31): Sie schallt, die Posaun‘, und die Toten ersteh‘n unverweslich und wir werden verwandelt. Denn dies Verwesliche wird ersteh‘n unverweslich und dies Sterbliche wird verklärt zur Unsterblichkeit. „Die Auferstehung Jesu“
Justin Heinrich Knecht (1752–1817) Ein Tongemälde für die Orgel worin geschildert wird: die schauervolle Stille des Grabes das allmähliche Verschwinden der Morgendämmerung das Beben der Erde das Herabfahren eines Cherubs vom Himmel, der den Stein von der Gruft hinwegwälzt das Emporsteigen Jesu aus dem Grabe das Zurückstürzen der römischen Schar der Triumphgesang der Engel
Knecht ist gebürtig in Biberach/Riss. Nach dem Besuch des Esslinger Kollegiatsstifts wurde er bereits mit 19 Jahren Musikdirektor seiner Heimatstadt Biberach. Als evangelischer Kirchenmusiker wirkte er an der Biberacher St. Martinskirche, die seit der Reformation bis heute Simultankirche ist, d.h. sie wird sowohl von der evangelischen wie der katholischen Gemeinde genutzt. Er gilt als einer der Erneuerer des Orgelspiels an der Schwelle zur Romantik. Die Orgel wird zur Imitation eines Orchesters verwendet und in den Dienst tonmalerischer, oft naturalistischer Schilderungen gestellt. Viele seiner musiktheoretischen Schriften sind in Ulm erschienen, auch war er mit dem Musiker und Schriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart befreundet, der in Ulm als Musiker und Journalist wirkte. 1807 wurde Knecht als 2. Hofkapellmeister nach Stuttgart berufen, er kehrte jedoch nach zwei Jahren wieder in seine oberschwäbische Heimat zurück. Seine Sinfonie „Tongemälde der Natur“ gilt als Vorläufer der 6. Sinfonie Beethovens, der „Pastorale“. Morceau symphonique, op. 88 Alexandre Guilmant (1837-1911) Der aus Boulogne-sur-Mer stammende Musiker brachte es als Lehrer, Orgelvirtuose und -komponist in Paris zu großem Ansehen. Seine Orgelmusik bildet den Ausgangspunkt der großen symphonischen französischen Orgelromantik. Das Morceau symphonique komponierte er ursprünglich als Examensstück für angehende Posaunisten. In der düsteren Tonart es-Moll beginnt es leise mit lyrischen Passagen, bis es sich nach Es-Dur aufhellt und freudig aufbrausend der Virtuosität freien Lauf lässt. Das ursprünglich für Posaune und Klavier komponierte Werk wurde bald auch für Posaune und Orgel und auch für Posaune und Orchester bearbeitet.
Passacaglia in blue „Christ ist erstanden“ Jürgen Borstelmann (*1963) Borstelmann ist Absolvent der Musikhochschule Lübeck, seit 1981 wirkt er als evangelischer Kirchenmusiker auf der Insel Sylt. Schon mehrfach wurde er für seine kreativen Orgelkompositionen ausgezeichnet. Das Thema des alten Osterhymnus „Christ ist erstanden“ verarbeitet er in Form einer Passacaglia: die Melodie des Chorals wird hierbei als Bassmotiv verwendet, das sich immer wiederholt. Über diesem ostinaten Bass entwickeln sich freie Bewegungen mit jazzerweiterten Klängen und Rhythmen in den Oberstimmen, die den Bass umspielen, kontrastieren und kommentieren. „Hosanna“ Fantasie für Bassposaune und Orgel Franz Liszt (1811-1886) Mit diesem Stück schließt sich der Kreis zum Exultet: Der Hymnus der Engel, das „Hosanna“, gespielt von der majestätischen Bassposaune. In der Einleitung stellt die Bassposaune die Choralmelodie vor. Über einen harmonisch kühnen Tonartwechsel übernimmt die Orgel die Melodieführung. Diese gibt sie in einem ruhigeren Teil wieder an die Posaune ab und schließlich mündet das Stück in der finalen Durchführung in die Ausgangstonart F-Dur im brausenden Fortissimo. Liszt komponierte das „Hosanna“ 1862 zur Wiedereinweihung der Orgel der Altenburger Schlosskirche.
Zum Hintergrund Der Posaunist Tobias Rägle vom Ulmer Philharmonischen Orchester und der Ulmer Organist Siegfried Gmeiner gestalten ein festliches Osterkonzert. Ausgangspunkt des Konzerts ist der Lobgesang der Osternacht, das Exultet, in dem es heißt: Frohlocket, ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König! Nach einer Canzone von Frescobaldi erklingt die beliebte Arie: „Sie schallt die Posaun“ aus dem Messias von Händel in einer Bearbeitung für Bass-Posaune und Orgel. Lokalkolorit bringen die Parthia D-Dur von Isfried Kayser (1712-1771), der als Klosterkomponist der Prämonstratenser in Obermarchtal wirkte, und das Tongemälde „Die Auferstehung Jesu“ von Justin Heinrich Knecht (1752–1817), Kantor an St. Martin in Biberach/Riss. Ein Highlight für die Besetzung Posaune und Orgel ist das „Morceau symphonique“ von Alexandre Guilmant (1837-1911). Jazzige Klänge werden der Orgel durch die „Passacaglia in blue“ über das Thema „Christ ist erstanden“ entlockt, einer Komposition von Jürgen Borstelmann (*1963). Mit dem „Hosanna“, Choral und Fantasie für Bassposaune und Orgel von Franz Liszt (1811-1886) findet sich wieder das Thema der frohlockenden Engelsscharen aus dem österlichen Lobgesang.
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Ulmer Orgeln und die Künstler www.ulmer-orgeln.de ist eine ökumenische Homepage von Siegfried Gmeiner. Alle Orgeln in Ulm und um Ulm auf denen er schon Dienst getan hat sind aufgenommen. Somit wird kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben. Für jede Orgel ist jeweils ein Bild von Spieltisch und Prospekt eingestellt. Die Bilder können durch direktes Anklicken vergrößert werden. Dank gilt allen OrganistInnen, PfarrerInnen, MesnerInnen und Pfarrsekretärinnen für das Vertrauen und Entgegenkommen. Besonderen Dank an Kirchenmusiker und Orgelsachverständigen Hans-Martin Braunwarth, für viele fachliche Hinweise und für das Korrekturlesen. Siegfried Gmeiner ist seit vielen Jahren als Organist in Ulm und um Ulm herum im ökumenischen Einsatz. Seit vielen Jahren dokumentiert er die Ulmer Orgellandschaft im Internet (www.ulmer-orgeln.de). Jüngste Projekte waren die Benefizkonzertlesung und BenefizCD-Aktion „Zom Kripple“ mit Oberbürgermeister Ivo Gönner für die Aktion 100.000 an Weihnachten und die Konzertlesung „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ in der Ulmer Georgskirche im Januar zu Gunsten der Ulmer Vesperkirche.
Tobias Rägle machte zunächst eine Ausbildung zum Metallblasinstrumentenbauer und studierte anschließend Orchestermusik bei Prof. Abbie Conant an der Musikhochschule Trossingen. Nach einem Engagement an der Staatsoperette Dresden führte ihn sein Weg nach Ulm, wo er Bassposaunist des Philharmonischen Orchester der Stadt ist. Er ist Gründer, Leiter und Arrangeur des Blechblasinstrumentenensembles „Blechlabor“ (www.blechlabor.de).