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KULTUR REGIONAL
DIE RHEINPFALZ — NR. 283
MONTAG, 6. DEZEMBER 2010
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Arthouse: Mademoiselle Chambon NEUSTADT. In einem südfranzösischen Städtchen führt der Maurer Jean ein arbeitsreiches, aber zufriedenes Leben mit seiner kleinen Familie. Eines Tages wird er von der Vertretungslehrerin seines Sohnes, Mademoiselle Chambon, eingeladen, um über seinen Arbeitsalltag vor der Klasse Auskunft zu geben. Später kommt er in ihre Wohnung, um ein undichtes Fenster auszutauschen. Der Handwerker und die Lehrerin sind voneinander fasziniert und nähern sich einander fast unmerklich an. Dabei sind weder die introvertierte Mademoiselle, deren große Leidenschaft das Geigenspiel ist, noch der handfeste Familienvater Typen für eine Affäre. Doch Jeans Ehefrau merkt bald, dass sich ihr solider Ehemann verändert … Das Spiel des schüchtern einander Umkreisens, des verlegenden Smalltalks, der verstohlenen Blicke und einer Sehnsucht, die fast mit Händen zu greifen ist, wird in diesem zurückhaltenden Melodram mit meisterhaftem Fingerspitzengefühl inszeniert. Stéphane Brizé, der bereits den Gerichtsvollzieher-Liebesfilm „Man muss mich nicht lieben“ drehte, orchestriert erneut einen melancholischen Gefühlstango, in dem sich innerer Aufruhr und äußere Zurückhaltung die Leinwand zum vibrieren bringen. Kuriosität am Rande: die beiden Hauptdarsteller Vincent Lindon und Sandrine Kiberlain waren auch in der Realität mal ein Paar und haben zusammen ein Kind. Zu sehen ist der Film heute um 17.30 Uhr und 20 Uhr in der Kunstfilmreihe „Arthouse“ im Neustadter Roxy-Kino. (chy)
„Die Pfalz ist vom Herrgott geküsst“ INTERVIEW: Tenor
Johannes Kalpers über Volksmusik, seine beruflichen Ziele und seine Liebe zur Heimat – Konzert in Neustadt
NEUSTADT/LANDAU. Tenor Johannes Kalpers (44) gilt als musikalischer Tausendsassa, sein Repertoire umfasst alle Genres, sein jugendlicher Charme und sein unbekümmertes Lachen sind sein Markenzeichen. Markus Pacher traf den Fernsehstar, der am kommenden Sonntag in Neustadt auftritt, bei Dreharbeiten für die SWR-Sendung „Sonntags-Tour“ auf dem Landauer Weihnachtsmarkt und sprach mit ihm über seine beruflichen Ziele und seine Liebe zu Pfalz und Westerwald. Herr Kalpers, Volksmusik gilt bei vielen Leuten, insbesondere dem jüngeren Publikum, als altmodisch, ewig gestrig, nicht zu sagen spießig. Welche Erfahrungen haben sie diesbezüglich im Laufe ihrer Karriere gemacht? Um gleich mal einem Missverständnis vorzubeugen: Ich mache weder Volksmusik noch pflege ich den volkstümlichen Schlager. Das unterscheidet mich von vielen meiner Kollegen aus der Unterhaltungsbranche, wie zum Beispiel Florian Silbereisen. Wir dagegen machen nichts anderes als Unterhaltungsmusik im besten Sinne des Wortes. Als klassisch ausgebildeter Tenor lehne ich dabei jede Art von Schubladendenken ab. Mozarts Papageno zum Beispiel ist für mich populäre Musik. Mit meiner Musik von Schubert bis Pop möchte ich die bürgerliche Mitte erreichen. Sowohl in Ihrer Arbeit fürs Fernsehen als auch in ihren Konzerten sind Sie Manager, Moderator, Autor, Sänger in Personalunion. Ihre „Sonntags-
die Zeit arbeiten, muss Kontrapunkte gegen den Alltagsstress setzen.
Maske, bitte! Johannes Kalpers bei den Dreharbeiten zur nächsten SWR-Sonntags-Tour beim Weihnachtszirkus auf dem Landauer Weihnachtsmarkt. FOTO: PACHER Tour“ ist ein Erfolgsformat. Was reizt sie an diesem Beruf am meisten? Mich haben schon immer vor allem Menschen und ihre Geschichte interessiert. Die „Sonntags-Tour“ ist eine Sendung jenseits des großen Fernsehprogramms. Sie zeigt Menschen, die für die Region Unglaubliches bewirken. Da wäre zum Beispiel die Frau vom Landauer Weihnachtszirkus, die seit ihrer Kindheit mit Tieren arbeitet. Insbesondere die Pfalz erlebe ich als ein Fleckchen Erde, das der Herrgott geküsst hat, als ein Land, mit vielen jungen Talenten aus
allen möglichen Bereichen. Diese Vielfalt spontan und jenseits eines exakt vorgeschriebenen Drehbuchs darzustellen, ist mein Hauptanliegen – das Publikum von heute verabscheut alles Gekünstelte, schätzt das Natürliche und das improvisierende Moment.
Aufgrund ihrer Berühmtheit wurden sie zum Botschafter des Westerwaldes ernannt. Welche Bedeutung hat ihre Heimat für sie? Zwischen den Auftritten brauche ich meine Ruhe. Und die finde ich in mei-
ner Heimat. Als ein leidenschaftlicher Landmensch könnte ich niemals in der Stadt leben. Seit meiner Kindheit bin ich ständig auf Konzertreisen, habe in großen Opernhäusern gesungen, darunter die Jahre an der Wiener Volksoper. In meinem Heimatort Heiligenroth im Westerwald sammle ich die nötige Energie für meine Auftritte. Immer wieder finde ich zu meinen Wurzeln zurück, genieße die Schönheiten des Landes, sein Wald, die Felder, seine saftigen Wiesen. Damit meine Stimme einsatzfähig bleibt, muss ich komplett gegen
Und was erwartet das Neustadter Publikum beim „Festtagszauber“-Konzert im Saalbau? Festliche Weihnachtsmusik, die sich an Menschen richtet, deren Musikgeschmack zwischen dem Weihnachtsoratorium von Bach und dem traditionellen Weihnachtslied liegt. In dieser Mitte bewegt sich mein Repertoire, darunter klassische Werke vom gregorianischen Choral bis hin zur sakralen Chormusik, bekannte Weihnachtslieder in neuen Arrangements, aber auch Eigenkompositionen. Ähnlich breit gefächert ist die literarische Komponente unserer „Weihnachtsgeschichte“. Zwischen den musikalischen Beiträgen streuen wir Texte von Rainer Maria Rilke bis Hanns Dieter Hüsch ein. Ich komme von der Kirchenmusik, bin als ehemaliges Mitglied im Chor der Limburger Domsingknaben in der Knabenchorerziehung aufgewachsen. Der „Festtagszauber“ ist mein „Baby“ und das schönste Geschenk wäre für mich, wenn ich es schaffe, dem Publikum die weihnachtliche Botschaft zu vermitteln – und die besteht eben nicht nur aus schönen Geschenken und einem üppigen Festtagsbraten. INFO
„Festtagszauber“ mit Johannes Kalpers am Sonntag, 12. Dezember., um 17 Uhr im Saalbau in Neustadt; SWR-Fernsehen: „Sonntags-Tour“ unterwegs mit Johannes Kalpers in der Pfalz am Sonntag um 20.15 Uhr. (mp)
Lasst uns froh und munter sein – und gern ein bisschen schräg Köstliche Musiksatire des „Hammer Twintetts“ mit seinem vorweihnachtlichen Programm „Backblech“ im „Steinhäuser Hof“ in Neustadt VON HANS KRAUS
NEUSTADT. Dass Weihnachten mehr sein kann als ein Fest der Besinnlichkeit, bewies am Freitag das „Hammer Twintett“ – Perkussionist Thomas Hammer und die Posaune und Tuba spielenden Zwillinge Bernhard und Roland Vanecek – eindrucksvoll beim Neustadter Jazzclub im „Steinhäuser Hof“. Freude, Heiterkeit, Humor und große Virtuosität war die Mixtur, aus dem das Trio mit seinem vorweihnachtlichen Programm „Backblech“ köstlich mundende musikalisch-satirische Plätzchen buk. Auftakt war eine kleine, gewollte Verspätung: Als an den Tischen schon ungeduldig getuschelt wurde, erklangen plötzlich aus der sich Garderobe im oberen Stockwerk die ersten Takte von „Alle Jahre wieder“. Die von dort aus zum Konzertsaal führenden Stufen als Showtreppe nutzend, zog das „Hammer Twintett“ im Gänsemarsch ein, wobei sich Hammer eine
Djembé umgehängt hatte, auf der er afrikanische Rhythmen zum deutschen Weihnachtslied trommelte. In der Szene ist er als „Percussionshammer“ bekannt. Den ganzen Abend über hatte er auf allen möglichen Schlaginstrumenten sprichwörtlich alle Hände voll zu tun. Unter anderem arbeitete er schon mit „Amokoma“, den „Busters“ und den „Fantastischen Vier“ zusammen. Sein Handwerk hat er von seinem Vater KarlHeinz übernommen, einst als Drummer der Hauensteiner Band „Cry‘n Strings“, die in den 60er Jahren mit „Monja“ einen Riesenhit hatte. Auf der Bühne angekommen, band er sich – nach einer flippigen Version von „Morgen Kinder, wird‘s was geben“ – eine Schürze um, und trommelte zu „In der Weihnachtbäckerei“ auf einem echten Backblech weiter. Dieses namengebende „Instrument“ steht für das „Twintett“, erläuterte Roland Vanecek: „Meist unscheinbar, oft ein wenig verschmiert, und trotzdem entstehen darauf die süßen Feinheiten, die wir
alle so lieben und denen wir nicht widerstehen können.“ Roland Vanecek ist seit 2001 Tubist im Hessischen Staatstheater und wurde vor allem durch sein gemeinsames Soloprogramm mit dem Schauspieler Klaus Maria Brandauer und Auftritte mit Jazzlegende Bobby Shew populär. Bernhard Vanecek wohnt in Limburgerhof, wirkte bei zahlreichen Fernseh- und Rundfunkproduktionen mit und produzierte Hörspiele und Hörbücher mit eigenen Kompositionen. Seit 2007 ist er Mitglied bei Ernst Hutter und den „Original Egerländer Musikanten“ und trat außerdem unter anderem mit der „Mardi Gras Brass Band“ auf. Originelle Ideen und Humor prägten das Konzert in Neustadt. Mal spielten sie während der Brenndauer einer Wunderkerze im Eilverfahren das Lied vom Rentier mit der roten Nase, ein anderes Mal verbanden sie „Leise rieselt der Schnee“ mit der Miles Davis-Komposition „All Blues“ zu einem völlig neuen, etwas schräg, aber trotzdem äußerst interessant
Schenkte dem Publikum viel Heiterkeit: „Hammer Twintett“.
FOTO: LM
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klingenden Stück, oder modernisierten „Maria durch ein‘ Dornwald ging“ mit dem bekanntesten „Temptations“-Hit zu „Maria Was A Rolling Stone“. Der ganze Klamauk ist aber nur möglich, weil alle drei Meister ihres Fachs sind und ihre Instrumente im Schlaf beherrschen. Nur solche Profis können selbst schwierigste Passagen spielerisch einfach erscheinen lassen und mit minimalen Aufwand die Illusion erzeugen, ein ganzes Orchester stehe auf der Bühne. Neben den musikalischen gab es nicht weniger witzige Wortbeiträge, zum Beispiel Loriots bissige Adventssatire „Kannibalismus im Försterhaus“. Höhepunkt war Roland Vaneceks gesungene Interpretation von Hape Kerkelings „Winterzeit in Wien“, zu dem er sich selbst auf einem Mini-Akkordeon begleitete. Nach soviel Blödsinn konnte der Konzertabend nach drei Zugaben nur noch mit einem Stück enden, das wie ein Fazit klang – selbstverständlich nicht in der gewohnten Version: „Laßt uns froh und munter sein“.
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