Transcript
88
Genital- und Verdauungstrakt So sollte es sein: Die Nachhand mit Becken, Euter, Fundament einerseits und mit dem Geschlechtstrakt im Innern andererseits ist ein sehr sensibler und ökonomisch relevanter Bereich, der besondere Aufmerksamkeit verdient. Für ein reibungsloses Abkalben einschließlich der Reinigung der Geburtswege ist ein leicht abgefallenes und breites Becken wünschenswert. Hierbei soll die Lage des Bereiches Afterkegel-Damm-Schamlippen senkrecht sein mit genügend Schluß der Scham gegen Verschmutzung der Scheide durch Kot.
So sollte es sein...
89
90
Abb. 179
Abb. 180
Abb. 181
Abb. 182
Abb. 183
Abb. 184
(mittel-/langfristige) Maßnahmen
Symptom
mögliche Ursachen
Sofortmaßnahmen
Eingefallene Hungergruben (Abb. 179) (dreieckig oder viereckig eingebrochene Form bedeutet etwa nur 3040%ige Pansenfüllung) bei normaler bis subnormaler Temperatur.
Grundfutteraufnahme zu gering; zu enges Grundfutter:Kraftfutter-Verhältnis; zu wenig Strukturfutter in der Ration bzw. Tiere fressen selektiv überwiegend Feinteile; TMR fühlt sich wie “Putzwolle” an; schlechte Grundfutterqualität; bei leicht erhöhter Temperatur >39,1°C: möglicher Fremdkörper drückt auf Herzbeutel und Lunge; Appetitlosigkeit durch Ketose; Stärkeüberschuß (zu hoher Silomaisanteil mit Getreide).
Freßgitter auf richtige Funktion prüfen; Vermeidung von selektivem Fressen bei TMR-Rationen (TM-Gehalt, Struktur der einzelnen Komponenten und Mischgenauigkeit, Mischreihenfolge); ergänzende Strukturfuttergaben (Heuvorlage in eigenem Arbeitsvorgang); geschmacklich einwandfreie Silagen verfüttern (Sinnenprüfung auf Geruch, Struktur und Farbe sowie pH-WertBestimmung durch LackmusPapier (3,5-4,5 je nach TM); Temperaturkontrolle der Silage (Abb. 170); bei Fremdkörperverdacht Pansenmagnet einlegen.
Ausreichende Freßplatzbreite; Tier:Freßplatz = 1:1; funktionsfähiges Selbstfangfreßgitter mit Einsperren nach dem Melken (“Tischordnung” ohne gegenseitiges Verdrängen); täglich 2-3mal Futter am Tisch nachschieben per Hand bzw. maschinell; Heuvorlage von Hand ist zwar arbeitsaufwendiger, ermöglicht aber bessere Tierbeobachtung; evtl. Heuraufe installieren; genügend Fläche für Heuwerbung einplanen.
Mit Schlauchhörrohr (Phonendoskop) hörbares Klingeln links oder rechts am Rippenbogen wie auf einer Trommel (Abb. 180); Ausbleiben des Wiederkauens; Pansenmotorik nicht hörbar; dünne und schmierige Kotkonsistenz oder Verstopfung; sehr häufig in Verbindung mit einer Gebärmutterentzündung.
Labmagenverlagerung: (90% der Labmagenverlagerungen sind linksseitig und meist in den ersten vier Laktationswochen); geringe Grundfutteraufnahme zum Abkalbezeitpunkt; zu geringe Füllung des Pansens mit strukturreichem Futter (Langheu) um Geburtszeitpunkt, vor allem nach der Geburt; zu rasche Steigerung der Kraftfuttergaben (latente Pansenazidose); Mängel in der Futterhygiene (verpilzte, nacherwärmte Silagen);
Nach Ablegen der Kuh auf die rechte Seite langsames Wälzen über den Rücken und kräftige Massage des Bauches; bei rechtsseitiger Labmagenverlagerung auf linke Seite ablegen und über den Rükken wälzen; Bauch massieren; meist operativer Eingriff am stehenden bzw. liegenden Tier (endoskopische Methode, z.B. ”Toggeln”, Abb. 181184) — je früher der operative Eingriff, um so besser die Heilungsaussichten; Untersuchung auf begleiten-
Auf optimale Körperkondition bereits in der altmelkenden Zeit achten; Trockenstehern möglichst viel Langheu anbieten; auf Pansenfüllung achten; 1-2 Wochen vor und bis 8 Wochen nach dem Abkalben Propylenglykol, Glyzerin oder Natriumproprionat und 20 Tage vor dem Kalben bis zur Trächtigkeit 10 g CLA (z. B.: 50 g/Tag Lutrell ® ) verabreichen; prophylaktische Maßnahmen gegen Lahmheiten (rechtzeitige Klauenkorrektur); Vermeidung von Geburts-
Symptome, Ursachen und Maßnahmen
91
148
Verdauungsapparat So sollte es sein: Der Kot ist gelblich, pastös und einheitlich. Die rektale Körpertemperatur beträgt rund 39 °C. Die Aftergegend ist sauber und behaart ohne Durchfallspuren.
So sollte es sein:
149
152
Abb. 293
Abb. 294
Abb. 295
Abb. 293: Zusätzliche Gabe von Wirkstoffkonzentraten fördert die Vitalität. Abb. 294: Durchfall im Spätstadium nach Kokzidieninfektion. Abb. 295: Dünner, wässriger durchfall.
Früh-
Abb. 296: Durchfall verursacht hohe Flüssigkeitsverluste; daher sinkt der Augapfel immer tiefer in die Augenhöhle.
Abb. 296
Abb. 297
Abb. 297: Nach der Geburt ist das Kalb in ein Einzel-Iglu zu verbringen und mit Ohrmarken zu versehen.
Symptom
Frühdurchfälle in den ersten 3 Lebenswochen, häufig schon nach 12-24 Std., dünner, wässeriger (Abb. 295), z.T. blutiger Kot (Abb. 294), sehr verlustreich durch Folgestörungen: Austrocknung des Tieres (Tab. 40); eingesunkende Augen (Abb. 296); Fieber oder Untertemperatur.
(mittel-/langfristige) Maßnahmen
mögliche Ursachen
Sofortmaßnahmen
wege); Eisen-, Selen-, Kupfer- und Vitamin-Mangel (Vit. A, Vit. E); Mykotoxine durch Schimmel im Futter; Clostridientoxine; Sauerstoffmangel (Blutübersäuerung aufgrund latenter Pansenazidose) bei einseitiger Silagefütterung in Trokkenstehzeit ohne Strukturfutterausgleich (Heu); nicht ausgereifte Lunge bei Frühgeburten; Sauerstoffmangel durch Einklemmen der Nabelschnur bei Schwergeburt.
Förderung der Vitalität durch Wirkstoffkonzentrate (Pulver, Tränke, Injektoren, Abb. 293); Vollmilchergänzer mit Spurenelementen und Vitaminen; mittels Trichter und Schlauch 1/4 l Biestmilch über After einführen (Abführen des Darmpechs); verendetes Kalb zur Untersuchung geben.
Überwachung der Körperkondition (BCS), insbesondere in der altmelkenden Zeit und bei Kalbinnen; Mineralfutter für Trockensteher (P-reich!); genügend Strukturfutter; keine Verfütterung von mit Erde belasteten und schimmeligen Partien in Silagen/ Heu/Kraftfutter; Impfprogramm (Tab. 38, 39); Vit. E/Se-Injektion des Muttertieres rund 10 Tage vor dem Abkalben; Einsatz von organischem Selen (z. B. Sel-Plex®/Alltech) und organisch gebundenem Eisen und Kupfer (Bioplex/Alltech).
Kombination von nichtinfektiösen (Haltungs-, Fütterungsmängel und Immunitätsschwäche) und infektiösen Ursachen, meist Mischinfektionen mit E.coli (ETEC), Rota- und CoronaViren, Kryptosporidien (Endoparasit), Clostridien und Salmonellen. Infektion in der Abkalbebucht über Kot, durch Belekken von infizierten Tieren in Gruppenbucht; verstärkte Immunitätsschwäche bei BVD-Virus-Infektion; geringe Immunglobulinkon-
Neugeborene möglichst gleich nach der Geburt aus der Abkalbebucht in witterungsgeschützte Einzeliglus (Abb. 297) zur Steigerung der Abwehrkraft verbringen; nicht an der Kuh saufen lassen; Unterbrechung der Infektionskette Kuh-Kalb (kein Kontakt mit Kot und Speichel); Erregernachweis über Kot erkrankter Tiere (ELISA-Antigen-Test bzw. Stall-Schnelltest mittels Teststreifen z.B. “Bio-X Diagnostics”) mit antibiotischer Behandlung. Aus Zusammensetzung, Farbe
Vorbeugende Mutterschutzimpfung gegen die häufigsten Durchfallerreger (Tab. 41); Fütterungskonzept gegen Kälberfrühdurchfall (Tab. 42); Versorgung der trockenstehenden Kuh mit Phosphor, Vitaminen (Vit. A, Vit. E Lutavit ® /BASF), β-Carotin (Tab. 43) in Form von Cobs, Karottentrester, synthetisches Carotin (Lucarotin ®/ BASF) bzw. Injektion (Carofertin), Spurenelementen (ggf. Vit. E/SeInjektion 10 Tage vor Geburt); genügend Strukturfutter
Symptome, Ursachen und Maßnahmen
153