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Leseprobe - Henschel Schauspiel Theaterverlag Berlin Gmbh

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Hans Christian Andersen Die Schneekönigin Für die Bühne bearbeitet von Elina Finkel (c) henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH 2015. Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt. Alle Rechte am Text, auch einzelner Abschnitte, vorbehalten, insbesondere die der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Buchpublikation und Übersetzung, der Übertragung, Verfilmung oder Aufzeichnung durch Rundfunk, Fernsehen oder andere audiovisuelle Medien. Werknutzungsrechte können vertraglich erworben werden von: henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH Alte Jakobstraße 85/86 10179 Berlin [email protected] Tel.: 030 - 4431 8888 PERSONEN Gerda Kay Schneekönigin Frühlingsherrscherin Herbsthauptfrau Sommerprinzessin Schmetterlinge: Mythimna, Odice, Polymixis, Frau Rabe Herr Rabe Prinz Clara Räuber Tatze Räuber Fratze Eisbär Urs Eisverkäufer Eisbären Kinder In der Aachener Inszenierung waren es fünf Schauspieler und drei Statisten. 1. Im Eispalast der Schneekönigin. Die Schneekönigin und 2-3 Eisbären. Schneekönigin Der ewige Winter meiner Macht bricht an. Bald wird die Welt von Eis überzogen sein. Ruhe und Klarheit werden herrschen! Diese dummen kleinen Menschen werden sich zuerst fürchten und mich hassen – bis sie verstehen werden! Es wird keine Freude geben, keine Liebe, keine Wärme – aber dafür auch kein Leid, keinen Schmerz, keine Tränen! Nichts wird mehr blühen – aber auch nichts verwelken! Nichts Neues wird entstehen – aber auch nichts vergehen! Alle Sorgen werden vergessen sein, alle Streitigkeiten beigelegt, die Herzen werden langsam und regelmäßig schlagen – ein Königreich des kalten Friedens! Eisbär Urs Ihr seid die mächtigste Herrscherin der Welt, Königin! Schneekönigin Noch nicht, Admiral! Aber bald, oh ja, bald! Nun sagt, was machen meine albernen Schwestern? Leisten sie noch Widerstand? Eisbär Urs Nein, Königin. Sie haben sich in ihren Refugien verschanzt und wagen es nicht, wenn ich das sagen darf, ihre Näschen herauszustrecken. Sie wissen, dass wir sie ihnen sonst abreißen würden. Schneekönigin Gut so! Und die Freundschaftsrosen. Sind alle Freundschaftsrosen aufgespürt und zerstört, Admiral Urs? Ihr wisst, nur die Rosen der echten Freundschaft können mir gefährlich werden! Eisbär Urs Gestern haben wir die letzten Freundschaftsrosen aufgespürt. Hier sind sie. Ein Eisbär zeigt der Schneekönigin zwei schon sehr ramponierte Rosen. Sie wendet sich angeekelt ab. Schneekönigin Zerstört sie. Die Eisbären zertrampeln die Rosen Nun steht meiner Macht nichts mehr im Wege! Ein Eisbär kommt angelaufen und flüstert Admiral Urs etwas ins Ohr! Eisbär Urs Königin. Wie es scheint haben wir – es ist mir unbegreiflich – ein paar Freundschaftsrosen übersehen. 5 Die Rosen sollen sehr mächtig sein und einen großen Schutzzauber haben – deswegen sind sie so lange unentdeckt geblieben! Verzeiht! Schneekönigin Was? Ihr wagt es! Wütet rum. Die Eisbären laufen aufgeregt umher und jammern. Ich werde mich persönlich darum kümmern! Spannt meinen Schlitten an! 2. Schneegestöber draußen. Allerlei Volk, Kinder und Erwachsene, fahren Schlittschuh, Schlitten, Schneeballschlacht etc. Drinnen ist es warm und gemütlich. Eine weiße und eine rote Rose im Blumentopf. Gerda und Kay kommen herein. Sie ziehen einen Schlitten hinter sich her und kommen gerade von draußen. Gerda Brr, ist es kalt! Kay Es ist so kalt, dass einem die Ohren abfrieren. Gerda Es ist so kalt, dass die Füße taub werden. Kay Deine Füße können meine Ohren haben, dann hören sie wieder besser! Gerda Scherzkeks! Kay Hast du einen? Ich bin am verhungern! Gerda Ich auch ... Kinder draußen He, wo ist die Nase? Wer hat denn die Nase geklaut? Das war die allerletzte Nase die wir noch hatten! Gerda Kay! Hast du etwa die Nase vom Schneemann geklaut? Kay holt eine Karotte heraus Ja! Sie sah so knackig aus! Beißt rein Lecker! Willst du auch? Gerda Natürlich nicht! Bring sie wieder zurück! Die gehört uns nicht! Kay Aber Gerda! Ich hab so Hunger! Ich muss viel essen. Ich bin noch am wachsen! Gerda Das war die letzte Nase die sie hatten! Das macht man nicht! Und wenn dich jemand erwischt hätte? 6 Kay Du hast Recht! Das Beweisstück muss vernichtet werden! Er knabbert die Karotte ganz schnell auf. Gerda Kay! Kay mit vollem Mund Jescht schei dosch nischt immer so schtreng. Gerda wendet sich enttäuscht ab und fängt an, Hausaufgaben zu machen. Kay hat ein schlechtes Gewissen und versucht abzulenken. Kay Was machst du da? Gerda Siehst du doch! Kay Gerda, aber wir haben Ferien! Gerda Na und. Ohne Fleiß kein Preis. Kay Was willst denn du für einen Preis gewinnen? Gerda Kay, man muss lernen, zu Schule gehen, später eine Arbeit suchen... Dann kann man sich auch genug zu essen kaufen! Kay Du bist immer so ernst! Und was ist mit Spaß, Phantasie, Abenteuern? Gerda Spaß macht dich nicht satt, Phantasie ist Zeitverschwendung und Abenteuer sind mir nicht geheuer! Kay geht zu ihr und legt ihre Hausaufgaben weg. Kay Phantasie ist Freiheit, Spaß lässt dein Herz vor Freude hüpfen und Abenteuer bringen das Blut in Wallung – wie ein schlaues Dromedar mal sagte! Gerda Tiere können nicht reden! Kay Was ist das denn für ein Quatsch? Natürlich können Tiere reden. Nur du kannst einfach nicht zuhören! Schweigen. Kay Gerda! Ich halte es nicht aus, wenn du böse mit mir bist! 12 Jahre oder 144 Monate oder 4.320 Tage oder 103.680 Stunden minus 8 Stunden Schlaf täglich in denen wir uns nicht sehen, das 7 sind insgesamt 34.500 Stunden Schlaf, 103.680 minus 34.500 bleiben übrig 69.120 Stunden. In dieser Zeit haben wir uns 34 Mal gestritten und haben daraufhin je 1,5 Stunden nicht miteinander geredet das sind insgesamt 51 Stunden Streit 69.120 minus 51 sind 69.069 Stunden. Und 13 Sekunden. So lange sind wir schon Freunde. Also sei wieder gut! Ich tue es auch nie wieder! Gerda Schwörst du? Kay Den großen Freundschaftsrosenschwur. Er schwört auf die Rosen. Gerda Du hast übrigens die Schaltjahre vergessen, du Mathegenie! Kay Bin ich doof! Sie lachen. Kay Ich wünschte es wäre Frühling! Da gibt es Erdbeeren, oder Sommer – dann könnten wir Kirschen von den Bäumen pflücken, und im Herbst könnten wir im Wald Pilze sammeln – aber im Winter wächst nichts! Gerda Im Winter ruht sich die Natur aus! Kay Die ruht sich nach meinem Geschmack schon viel zu lange aus! He, Natur! Aufwachen!!! Aufwachen! Hilf mir, Gerda! Wir wollen die Natur aufwecken! Dring Dring! Gerda Du bist soooooo albern!!! Kay Hier kommen die berühmten Naturaufwecker Kay der Mächtige und Gerda die Prächtige. Sie besteigen unbezwingbare Berge... durchqueren die tiefsten Meere... durchschreiten die gefährlichsten Wüsten... kämpfen mit den wildesten Tieren... Sie stolpert und fällt hin. Gerda ... und landen auf allen vieren! Du immer... nur Abenteuer im Kopf. Ich bleibe gerne zu Hause, in Sicherheit, bei dir und unseren Rosen. Kay Na klar! Ärgert sie Mädchen wollen immer nur zu Hause bleiben! 8