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17. Februar 2017
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Wirtschaft
Medikamenten-Engpässe: Immer weniger Wirkstoffe vorrätig Wichtige Medikamente können nicht mehr geliefert werden. Doch die Probleme liegen nicht nur in der Produktionskette
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s war einen Tag vor Heiligabend, als der Mangel offenbar wurde: ein Engpass beim Antibiotikum Piperacillin. Das Mittel ist für viele Patienten lebensnotwendig. „In der Krebsbehandlung wird es eingesetzt bei Menschen mit einem schlechten Immunsystem, wenn sie Fieber bekommen“, sagt der Onkologe Bernhard Wörmann. Kurz vor Weihnachten musste der medizinische Leiter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie daher noch an Kliniken Empfehlungen für alternative Behandlungsmethoden verschicken. Derlei Notstände sind längst keine Seltenheit mehr. Gerade in der Krebstherapie seien Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln bedrückend, sagt Wörmann. „Es gibt eine Reihe von Präparaten, die nicht ersetzbar und daher unverzichtbar sind.“ Und selbst bei austauschbaren Medikamenten führten Engpässe zu einer Beunruhigung der Patienten. „Deswegen sind wir in der Onkologie sehr sensibel auf diesem Gebiet.“ Grund für den Engpass bei Piperacillin ist ein Betriebs-
unfall im größten Herstellungsbetrieb des Wirkstoffs in China. Keine Seltenheit: Seit ein paar Jahren mehren sich die Fälle, „in
Einige Rabattverträge verhindern die ausreichende Versorgung mit Medikamenten. Quelle:Flickr/Global Panorama/CC BY-SA 2.0
denen eine ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung nicht mehr gewährleistet ist, weil zugelassene Arzneimittel nicht oder nicht in der erforderlichen Menge verfügbar sind“, stellt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seinem jüngsten Bulletin fest. Das Institut führt eine Liste, die auf
freiwilligen Meldungen beruht. Dabei handelt es sich um verschreibungspflichtige Präparate, die überwiegend zur Behandlung lebensbedrohlicher oder schwerwiegender Erkrankungen bestimmt und für die keine Alternativpräparate verfügbar sind. Krebsmittel, Antibiotika und Notfallarzneimittel fallen ebenso darunter wie Präparate, die im Zusammenhang mit Operationen verwendet werden. Insgesamt werden dort zurzeit Lieferengpässe bei 22 Medikamenten aufgelistet. In rund 70 Prozent der Fälle sind Probleme bei der Herstellung der Grund für Ausfälle, bei 25 Prozent werden laut Bundesinstitut nicht ausreichende Produktionskapazitäten angeführt. Weltweite Konzentrationsprozesse Experten sehen vor allem in der zunehmenden Spezialisierung der Unternehmen auf wenige Wirkstoffe eine Ursache. „Ein Hauptgrund für mögliche Lieferschwierigkeiten ist die weltweite Konzentration der Wirkstoffproduktion“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie
Analyse
Wechsel der Krankenkasse kann Geld sparen Durch einen Krankenkassenwechsel können Verbraucher Hunderte Euro im Jahr sparen - ohne dass sie dabei Abstriche bei den Leistungen machen müssen. Dabei gilt: Es gibt nicht die eine perfekte Krankenkasse – die Wahl hängt viel mehr von den persönlichen Bedürfnissen des Versicherten ab. Das gemeinnützige Verbraucherportal Finanztip hat die gesetzlichen Krankenkassen unter die Lupe genommen. Mittlerweile erheben alle deutschen Krankenkassen neben dem gesetzlich festgelegten Beitrag von 14,6 Prozent einen Zusatzbeitrag. 2017 liegt dieser zwischen 0,3 und 1,8 Prozent und muss vollständig vom Arbeitnehmer übernommen werden. Laut GKV-Spitzenverband sind rund 90 Prozent der Bürger in Deutschland ge-
setzlich versichert, also rund 70 Millionen Menschen. „Verbraucher können durch einen Wechsel viel Geld sparen, ohne dabei auf Leistungen verzichten zu müssen“, sagt Julia Rieder, Expertin für Versicherungen bei Finanztip. Ein Arbeitnehmer mit einem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro monatlich kann beispielsweise im Jahr 400 Euro Beitrag sparen, wenn er von der teuersten bundesweit geöffneten zur günstigsten Kasse wechselt. Für Spitzenverdiener sind sogar bis zu 580 Euro Ersparnis drin. 95 Prozent der Leistungen sind gesetzlich festgelegt und damit bei allen Kassen gleich. Trotzdem sollten sich Versicherte vor der Entscheidung für eine neue Kasse genau überlegen, welche Zusatzleistungen ihnen wichtig sind. Das betrifft zum
Beispiel die Bereiche Service, Vorsorge, Familienleistungen, alternative Medizin und Zahnbehandlungen. Versicherte, die ihre Krankenkasse wechseln möchten, können dies mit nur zwei Schreiben erledigen: Sie kündigen bei der bisherigen Krankenkasse und füllen den Mitgliedsantrag für die neue Kasse aus. Die Kündigung ist komplett, sobald der alten Kasse eine Mitgliedsbescheinigung der neuen vorliegt. „Jeder hat die freie Wahl. Denn gesetzliche Kassen dürfen keinen ablehnen“, sagt Rieder. „Man muss sich keine Sorgen machen, durch einen Wechsel ohne Krankenversicherung dazustehen. Klappt etwas nicht, bleibt man automatisch bei der alten Kasse versichert.“
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(BPI), Norbert Gerbsch. Dies sei dem globalen Kostendruck im Gesundheitswesen geschuldet. Zudem werde beim kleinsten Verdacht auf eine Verunreinigung die Produktion und Auslieferung angehalten. Lieferengpässe seien somit auch der Preis für das hohe Sicherheitsniveau. Auch dem Bundesinstitut zufolge kommen Lieferengpässe aufgrund von Qualitätsmängeln immer öfter vor. Nach dem Lieferausfall im chinesischen Werk hat das Bundesgesundheitsministerium in Deutschland bei der Versorgung mit Piperacillin am Jahresende den Notstand ausgerufen, denn eine gleichwertige Arzneimitteltherapie steht nicht zur Verfügung. Vorübergehend kann dadurch von den Behörden der Vertrieb nicht zugelassener Präparate aus dem Ausland genehmigt werden, um Kliniken und Patienten eine Alternative zu bieten. Immer wieder Engpässe bei Chemotherapie-Wirkstoff Immer wieder zu Engpässen kam es in den vergangenen Jahren auch beim Chemotherapie-Präparat Melphalan. Die Produktion des Wirkstoffs ist kompliziert und in Europa gibt es nur noch eine Firma mit Sitz in Italien. „Wenn nur noch ein Hersteller da ist, weil die Hürden relativ hoch sind, dann darf bei dem nichts passieren“, sagt Wörmann. Melphalan wird unter anderem eingesetzt, um Krebszellen vor einer Transplantation zu zerstören. Deutsche Unternehmen versuchen, sich gegen Lieferengpässe zu wappnen. Bei Stada etwa kommt eine sogenannte „2nd Source-Strategie“ zum Einsatz, wie das Unternehmen mitteilt. Diese habe zum Ziel, für alle wichtigen Wirkstoffe mindestens zwei qualifizierte Lieferquellen zu haben, idealerweise aus unterschiedlichen Ländern. Trotz der Sicherheitsmaßnahmen könne es aber auch bei Stada zu Lieferengpässen kommen, was derzeit bei Metropolol zur Behandlung von Bluthochdruck der Fall sei. Grund sei die Nicht-Lieferfähigkeit eines Marktteilnehmers, der den Großteil eines Rabattvertrags mit einer Krankenkasse bedienen sollte. Die übrigen Vertragspartner – so auch Stada – könnten die dadurch entstandenen Ausfälle nur über einen begrenzten Zeitraum ausgleichen. Von Bayer heißt es, aktuell gebe es keine Lieferengpässe. Abgesehen von den krassen Beispielen wie Piperacillin und Melphalan ist aber nicht jeder Lieferengpass automatisch ein Versorgungsengpass, wie BPI-Geschäftsführer Gerbsch und andere Experten betonen. Ge-
sundheitsminister Hermann Gröhe beruhigt: „Patientinnen und Patienten können sich in Deutschland auf eine gute Arzneimittelversorgung verlassen.“ Gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten sei es, Lieferengpässe zu vermeiden. Der CDU-Politiker verweist auf eine im Dialog mit der Pharmaindustrie vereinbarte Liste „versorgungsrelevanter, engpassgefährdeter Arzneimittel“. Diese werde „in Kürze“ vorliegen. Medikamente fließen aus Deutschland ab Immer häufiger zu einem Problem wird laut Pharmaindustrie und Apotheker der sogenannte Parallelhandel. Dabei fließen Medikamente aus Deutschland ab, weil die hierzulande verhandelten Arzneimittelpreise teils deutlich unter denen anderer Länder in Europa liegen. Dann lohnt es sich für spezialisierte Händler, rabattierte Medikamente aufzukaufen und in anderen Ländern anzubieten. Das Unternehmen Boehringer Ingelheim kann davon ein Lied singen. Offenbar könnten einzelne Apotheken das Diabetes-Präparat Jardiance nicht jederzeit wie üblich problemlos vom Großhandel beziehen, sagt Sprecherin Heidrun Thoma. Ihr Unternehmen liefere eigentlich deutlich größere Mengen in den deutschen Markt, als zur Versorgung von Patienten notwendig seien. „Wir können nur vermuten, dass auf den Handelsstufen der Verkauf von deutscher Ware ins EU-Ausland dazu führt, dass unser Produkt in Deutschland nicht immer sofort für jeden Patienten erhältlich ist.“ Rückmeldungen zu Jardiance gebe es insbesondere aus Großbritannien und skandinavischen Ländern. Auch andere Unternehmen beklagen, aufgrund der attraktiven Margen bestehe ein großer Anreiz für Großhandel oder Apotheken, Medikamente ins Ausland zu exportieren. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands (DAV), Fritz Becker, stellt fest, Deutschland sei inzwischen in einzelnen Fällen zu einem Exporteur etwa in Richtung Großbritannien geworden, wo höhere Preise gezahlt würden. Zwar sei der Handel mit Arzneien über Ländergrenzen hinweg in Europa durchaus üblich und könne für den einzelnen Patienten wichtig sein, die Folgen könnten aber auch Marktverzerrungen sein. Becker plädiert daher dafür, die im Sozialrecht verankerte Importförderklausel zu streichen. Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) verlangt zur Eindämmung unkontrollierbarer Abflüsse ins Ausland ein
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Handeln der Politik: „Preisbedingte Lieferengpässe lassen sich vermeiden, wenn die direkte Abrechnung erstattungsfähiger Medikamente zwischen Kassen und Unternehmen erfolgt und auf eine öffentliche Listung der Preisrabatte in Deutschland künftig verzichtet wird“, sagt vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer zu Reuters. Vertraulichkeit sei in anderen europäischen Ländern Standard. Im Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der Arzneimittelversorgung, das in den nächsten Wochen vom Bundestag verabschiedet werden soll, ist Vertraulichkeit zu den Preisen vorgesehen. Die Pharmaindustrie hatte auf die Geheimhaltung gedrängt, weil die deutschen Preise bei Verhandlungen im Ausland als Referenzgröße herangezogen werden. Doch die Diskussion darüber, wie weit die Vertraulichkeit gehen soll und welche Institutionen des Gesundheitswesens weiter Einblick erhalten, hält bis in die Schlussberatungen zu dem Gesetz an. Die Industrie sorgt sich, dass es am Ende zu einer weichen Vereinbarung kommt, die mit echter Vertraulichkeit wenig zu tun hat. Vermutlich werden die Details am Ende in einer nachträglichen Verordnung geregelt. Das Bundesgesundheitsministerium sieht den Parallelhandel dagegen nicht wirklich als Problem an. Vielmehr sei dieser eine Möglichkeit des Handels mit Arzneimitteln im Rahmen des freien Warenverkehrs im Binnenmarkt. „In erster Linie hiervon betroffen sind die Staaten, aus denen Arzneimittel exportiert werden. Deutschland ist beim Parallelhandel mit Arzneimitteln weit überwiegend Empfängerland“, heißt es aus Gröhes Ministerium. Die Industrie verweist dagegen auf Zahlen der Europäischen Zulassungsbehörde EMA. Demnach betreffen fast 70 Prozent des geplanten Geschäftes von Parallelhändlern eine Ausfuhr und nur noch rund 30 Prozent die Einfuhr nach Deutschland. Industrie fordert Mehrfachvergabe bei Rabattverträgen Knappheit droht auch, weil bei Rabattverträgen mit den Krankenkassen meist nur ein Unternehmen einen Zuschlag erhält und dieses damit allein für die Versorgung der Versicherten dieser Kasse zuständig ist. Engpässe entstünden somit nicht nur beim Start eines Rabattvertrags, sondern auch während der zweijährigen Laufzeit, sagt der Chef des Pharmaverbands Pro Generika, Bork Bretthauer, zu Reuters.
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„Die Unternehmen, die bei den Rabattverträgen nicht zum Zuge kommen, müssen ihre Produktionsplanung entsprechend nach unten korrigieren oder ziehen sich mit dem Medikament vom deutschen Markt zurück“, sagt Bretthauer. Rabattverträge entschieden inzwischen oft gar darüber, ob Medikamente überhaupt für Deutschland produziert würden. Bretthauer fordert daher, Mehrfachvergaben gesetzlich festzuschreiben. Dann würde die Verantwortung für ein Medikament auf mehrere Schultern verteilt. Auch der weltgrößte Generika-Hersteller Teva betont auf Anfrage, als Folge der Rabattverträge gebe es für einzelne Nachahmerpräparate (Generika) immer weniger Anbieter auf dem Markt. „Im schlimmsten Fall kann deshalb der Produktionsausfall nur eines einzigen Herstellers zu Engpässen für ein Arzneimittel führen.“ In jeden dieser Verträge müsse daher mehr als ein Unternehmen eingebunden werden, um Lieferengpässe ausgleichen zu können. Der BPI fordert gar, dass die Krankenkassen zur Vermeidung von Lieferengpässen an mindestens drei Anbieter Zuschläge erteilen müssten, von denen auch noch mindestens einer seine Produktionsstätte in der EU haben müsse. Zugleich sollte es Ausschreibungen für Arzneimittel erst dann geben, wenn mindestens vier Anbieter im Markt seien, verlangt Gerbsch.
Das Bundesgesundheitsministerium lässt jedoch keinen gesetzlichen Willen zu verpflichtenden Mehrfachvergaben erkennen. Diese könnten nur dann in Betracht kommen, „wenn genügend pharmazeutische Unternehmer im Markt sind und das Marktvolumen eine Aufteilung auf mehrere Hersteller zulässt“. Gröhes Ressort verweist darauf, dass die Krankenkassen bereits über verschiedene Instrumente verfügten, flexibel auf den Markt zu reagieren. Sie könnten schon jetzt im Rahmen von Ausschreibungen mehr als ein Unternehmen als Rabattpartner pro Arzneimittel unter Vertrag nehmen. Klinikapotheken sollen mehr auf Vorrat bestellen können Das Ministerium setzt neben der geplanten neuen Engpass-Liste auf andere Maßnahmen, die teilweise mit dem neuen Arznei-Gesetz umgesetzt werden sollen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und das Paul-Ehrlich-Institut etwa sollen bei Lieferengpässen künftig Informationen zu Absatzmengen und zum Verschreibungsvolumen der betroffenen Arzneimittel von den Unternehmen fordern dürfen. Bei Engpässen soll so besser beurteilt werden können, ob es sich um eine echte Mangelsituation handelt oder um ein Verteilungsproblem. Darüber hinaus soll die Versorgung
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von Patienten im Krankenhaus im Falle eines Lieferengpasses eines Arzneimittels verbessert werden. Klinikapotheken etwa sollen mehr auf Vorrat bestellen können. Im Pharmadialog wurde zudem vereinbart, dass ein regelmäßiger „Jour Fixe“ zum Thema Lieferengpässe unter Beteiligung von Bundesbehörden und Fachkreisen die Versorgungslage beobachtet und bewertet. Arzt Wörmann fordert allerdings, es müsse eine verbindliche Liste wie in den USA geben und keine, die wie die geplante neue Liste erneut auf Freiwilligkeit setzt. Wer einen absehbaren Engpass feststelle, müsse diesen melden. Notwendig sei es zudem, eine verpflichtende Vorratshaltung von Herstellern und Großhandel festzuschreiben. Der finanzielle Aufwand müsse dann entsprechend in den Preisverhandlungen mit abgebildet werden. Wozu Engpässe führen können, macht der Wirkstoff Melphalan deutlich, der auch jetzt wieder auf der Liste von Medikamenten mit Lieferschwierigkeiten steht. Im Jahr 2015 hätten an 34 Krebszentren Blutstammzelltransplantationen verschoben werden müssen, weil der Wirkstoff nicht zur Verfügung gestanden habe, berichtet Wörmann. Ob ein Leukämiekranker deswegen zu Tode gekommen sei, lasse sich nicht sagen, eine Erhebung darüber gebe es nicht. „Ausgeschlossen ist es leider nicht.“
Wirtschaft
Bieter-Wettstreit: Stada bereit für Übernahme Die Pharmabranche ist für Übernahmen und Fusionen besonders attraktiv. Auch Stada reiht sich im Bieter-Wettstreit ein
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m den hessischen Generika-Hersteller Stada zeichnet sich möglicherweise ein Wettbieten ab. Zwei Bieter hätten Interesse an einer Übernahme von Stada geäußert, eine davon sei der britische Finanzinvestor Cinven, erklärte der Pharmakonzern und reagierte damit auf einen Bericht der „Financial Times“. Cinven habe einen Kaufpreis von 56 Euro je Aktie in Aussicht gestellt, erklärte Stada. Damit würde das Unternehmen mit 3,5 Milliarden Euro bewertet. Ob es am Ende zu einem oder gar mehreren Übernahmeangeboten komme, sei ungewiss. „Stada prüft im besten Unternehmensinteresse ihre Handlungsoptionen“, hieß es in der Mitteilung.
Den Namen des zweiten Interessenten nannte ein Sprecher nicht. Darüber sei Vertraulichkeit vereinbart. Als mögliche Bieter für das hessische Unternehmen werden seit Monaten neben Cinven unter anderem die Finanzinvestoren Advent, Permira, CVC und Bain Capital gehandelt. „Advent ist bei seinen Überlegungen ebenfalls recht weit“, sagte ein Insider. Advent und Permira wollten sich dazu nicht äußern. Finanzinvestoren stehen derzeit unter starkem Druck, das ihnen von den Anlegern anvertraute Geld gewinnbringend in Unternehmen zu investieren. Cinven hatte erst vor einem halben Jahr einen neuen, sieben Milliarden Euro schweren Beteiligungsfonds aufgelegt. In Deutschland sind die Briten unter ande-
rem am Labor-Konzern Synlab und an der Lebensversicherungs-Plattform Viridium (Heidelberger Leben) beteiligt. Cinven bietet einen Aufschlag von knapp 13 Prozent – oder 500 Millionen Euro. „Das dürfte aber noch nicht das letzte Wort sein“, sagte ein Brancheninsider. „Mehr als 60 Euro dürfte aber kein Finanzinvestor zahlen.“ Seit dem Frühjahr 2016 ist die StadaAktie um zwei Drittel gestiegen. Damals war der deutsche aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC) mit mehr als fünf Prozent bei dem einst von Ärzten und Apothekern dominierten Unternehmen eingestiegen und hatte auf Veränderungen gedrängt. Aufsichtsratschef Martin Abend
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wurde abgewählt. Mit einer Offerte von Cinven könnte AOC seinen Einsatz in etwa verdoppeln. Zu seinen Plänen wollte sich AOC zunächst nicht äußern. Im Fahrwasser des Fonds hatten sich mehrere andere kurzfristig orientierte Investoren wie Petrus Advisers und der Amerikaner Guy Wyser-Pratte mit Stada-Aktien eingedeckt. Mediziner und Pharmazeuten halten laut Stada heute nur noch rund zehn Prozent der Anteile. Seit Monaten wird der Arzneimittelhersteller als Übernahmekandidat gehandelt. Interimschef Matthias Wiedenfels, der im Frühsommer für den erkrankten langjährigen Stada-Chef Hartmut Retzlaff ans Ruder gekommen war, hat bisher nicht aktiv nach einem Käufer gesucht. Er zeigte sich zuletzt aber offen für Offerten: „Eigenständigkeit ist kein Selbstzweck“, sagte er im Herbst.
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Das deutsche Pharmaunternehmen ist spezialisiert auf Generika und rezeptfreie Arzneimittel. Quelle: Stada Arzneimittel AG
Politik
Krankenkassenchef: Höhere Zuschüsse für Hartz-IV-Empfänger Der Vorsitzende der KKH fordert vom Staat mehr Hilfe bei der Übernahme der Kosten für Langzeitarbeitslose
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er Vorstandschef der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH), Ingo Kailuweit, fordert einen höheren Steuerzuschuss für die Versicherung von Langzeitarbeitslosen. „Es ist nicht tragbar und auch nicht gerecht, dass für HartzIV-Empfänger nur 50 Prozent der Ausga-
ben erstattet werden - und der Rest von den anderen Versicherten aufzubringen ist“, sagte Kailuweit dem Berliner „Tagesspiegel“ (Samstag). Der Staat müsse für Langzeitarbeitslose endlich adäquate Beiträge zahlen, „und zwar so schnell wie möglich“.
Die steuerlichen Zuschüsse durch den Staat sollen erhöht werden. Quelle: Flickr/Chris Marchant/CC BY 2.0
Reformbedarf sieht der Kassenchef auch bei der Beteiligung der Arbeitgeber an den Kassenbeiträgen. Zum einen sei es nicht fair, „alle Kostensteigerungen nur noch den Arbeitnehmern aufzubürden“, sagte Kailuweit. Zum andern hätten die Arbeitgeber auch nicht wirklich etwas davon, dass ihre Beitragssätze eingefroren seien. Die Sozialversicherungskosten seien gemessen an anderen Aufwendungen für viele Unternehmen nachrangig. Und zeitversetzt würden die steigenden Zusatzbeiträge ohnehin in die Lohnrunden einfließen. Gleichzeitig hätten sich die Arbeitgeber damit die Möglichkeit genommen, die Kostenentwicklung mit zu beeinflussen. „Wenn sie sich nicht ausgeklinkt hätten, hätte es der Gesundheitsminister mit manchen Zusatzausgaben deutlich schwerer gehabt.“ Derzeit liegt der allgemeine Beitragssatz, der je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gezahlt wird, bei 14,6 Prozent des Einkommens. Hinzu kommt der Zusatzbeitrag, den die 54 Millionen Kassenmitglieder allein zahlen müssen.
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Studie
Kinder zu dick: Forscher fordern Regulierung von Werbung Einige Wissenschaftler machen die Werbung für übergewichtige Kinder in Europa verantwortlich
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peziell auf Kinder zugeschnittene Glocke aufwachsen lassen, bis sie 18 Jahre wege sich mindestens eine Stunde täglich, Werbung für zucker- und fettreiche alt sind. Sie sollten nicht von der Werbung konstatieren die Wissenschaftler. Der Anteil Lebensmittel sollte nach Ansicht von Ex- ausgeschlossen werden, sondern sie müs- schwanke zwischen 2 Prozent der Jungen perten stärker reguliert werden. Eine eu- sen den Umgang mit ihr erlernen und auf Zypern und 34 Prozent in Belgien. Die Autoren nehmen in ihrem Bericht die Poropäische Langzeitstudie an rund 10.000 Werbekompetenz entwickeln.“ In der Studie beklagen die Forscher die litik in die Pflicht: Der Bewegungsmangel Kindern aus acht Ländern, darunter Deutschland, belegt den Forschern zu- gegenwärtige Situation massiv: „Die Häu- hänge eng mit der Bebauung zusammen, folge, dass TV-Reklame bei Kindern den Konsum von ungesunden Lebensmitteln erhöht. „Vor allem kleine Kinder können Werbung nicht vom Rest unterscheiden und sind ihr deshalb völlig schutzlos ausgesetzt“, sagte Studienkoordinator Wolfgang Ahrens vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen. Eltern mit eher niedrigem Bildungsstand seien zudem Reklame gegenüber weniger kritisch eingestellt. Auf deren Kinder wirke Werbung daher noch stärker. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Hersteller zu einer verantwortungsvollen Werbung für Kinder hätten nicht funktioniert, betont der Bericht. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) appelliert seit längerem an die europäischen Regierungen, Werbung mit Gesetzen strenger zu regulieren. Gezielte Süßigkeiten-Werbung beeinflusst laut Forschern insbesondere Kinder. Als Reaktion kritisierten Ver Quelle: Flickr/Caitlin H/CC BY-ND 2.0 braucherschützer die Bundesregierung: „Bundesernährungsminister Christian Schmidt setzt im Kampf gegen Fehlernäh- figkeiten von Fettleibigkeit und Überge- betonen sie: „Gut angelegte öffentliche rung bei Kindern seit Jahren auf freiwillige wicht bei europäischen Kindern verharren Orte und sichere, gut angeschlossene AnlaVereinbarungen“, teilte die Organisation auf einem beispiellosen Niveau.“ Deutsch- gen sind der Schlüssel dazu, die körperliche Foodwatch mit. „Dabei ist längst belegt, land belegt beim Anteil übergewichtiger Bewegung zu steigern.“ dass das nicht funktioniert. Die Hersteller Kinder einen Platz im Mittelfeld. Demnach Zudem zeigten die Studienresultate machen die größten Profite mit Süßkram, waren hierzulande 16,5 Prozent der unter- eindeutig, dass Kinder aus sozial benachZuckergetränken und Knabberartikeln. suchten Kinder im Alter von zwei bis zehn teiligten Familien besonders stark zu ÜberFreiwillig werden sie nicht damit aufhö- Jahren übergewichtig. In Belgien lag der gewicht tendierten, betonte Ahrens. Diese ren, genau diese Produkte an Kinder zu Anteil mit 9,5 Prozent am niedrigsten, in Gruppen müssten von der Politik stärker bewerben und deren Geschmack schon Italien mit 42 Prozent am höchsten. In allen unterstützt werden. Für benachteiligte Ländern waren Mädchen eher betroffen als Verbraucher müsse die Erschwinglichfrüh zu prägen.“ Der Bund für Lebensmittelrecht und Jungen. Die Ergebnisse seien zwar nicht keit von und der Zugang zu gesunden Lebensmittelkunde (BLL) verwahrte sich repräsentativ, sagte Ahrens, für die Studie Lebensmitteln verbessert werden. Dies dagegen gegen die Kritik: „Ein Werbeverbot seien aber jeweils ländertypische Regionen wirke sich nicht nur auf das Gewicht der bringt keine Lösung“, erklärte BLL-Haupt- ausgesucht worden, für Deutschland war Kinder aus, sondern auch auf ihre spätere Gesundheit, etwa die Anfälligkeit für Herzgeschäftsführer Christoph Minhoff. „Man dies Bremen. Nicht einmal ein Drittel der Kinder be- Kreislauferkrankungen. kann Kinder nicht unter einer schützenden
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Forschung
Virtuelle Realität macht Schmerzen erträglicher Forscher haben herausgefunden, wie Virtual-Reality-Brillen das Schmerzempfinden von Menschen vermindern können
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eim Arztbesuch virtuelle Pinguine beim Schwimmen beobachten oder den Mount Everest besteigen – ein Ausflug in die virtuelle Realität kann
entweder ihre Hand oder aber ein kleines Buch an. Dabei spürten jene Menschen, die auf ihre Hand sahen, den Schmerz schwächer. Auch das Schmerzzentrum
Die Konzentration auf virtuelle Körperteile macht Schmerzen erträglicher. Quelle: Flickr/Maurizio Pesce/CC BY 2.0
Patienten von einer schmerzhaften Behandlung ablenken. Forscher um Birgit Nierula von der Universität Barcelona stellen nun in der Fachzeitschrift „Journal of Pain“ einen neuen Ansatz vor, der Patienten mithilfe von Virtual-Reality-Brillen helfen könnte, Schmerzen weniger stark zu spüren. Der Effekt ist allerdings überschaubar. Forscher wissen seit Jahren, dass Menschen weniger empfindlich sind, wenn sie während einer schmerzhaften Behandlung auf ihren Körper sehen. Das haben Patrick Haggard und Matthew Longo vom University College London herausgefunden, als sie die Hände Freiwilliger mit einem Infrarot-Laser bestrahlten, um ihnen Schmerzen zuzufügen. Die Teilnehmer schauten währenddessen
ihres Gehirns war weniger aktiv als das jener Freiwilligen, die auf das Buch sahen. Forscher vermuten, dass sie beim Ansehen ihrer Hand deswegen weniger Schmerz spürten, weil sich ihr Körper auf den Laser vorbereitete und die Schmerzschwelle automatisch erhöhte. Die Neurowissenschaftler um Nierula prüften nun, ob dieser Effekt auch mithilfe virtueller Realität funktioniert. Dabei nutzten sie ein psychologisches Phänomen: Bei der sogenannten Gummihand-Illusion nehmen Menschen unter bestimmten Umständen eine unechte Hand als Teil ihres Körpers wahr. Die Forscher ließen 19 Freiwillige zunächst auf einem Stuhl sitzen und setzten ihnen eine Virtual-Reality-Brille auf. Durch diese sah jeder Proband eine
Person, die in der gleichen Position auf einem Stuhl saß wie er selbst. Sie hielt einen Knopf in der linken Hand, genau wie der Teilnehmer. Wenn nun der virtuelle Knopf vibrierte, spürte der Teilnehmer eine Vibration in der eigenen Hand. So sollte er die virtuelle Hand als Teil des eigenen Körpers empfinden. Im nächsten Schritt untersuchten die Forscher, ob die Freiwilligen unempfindlicher gegenüber Schmerzen waren, wenn sie auf das virtuelle Körperteil sahen. Die Teilnehmer nahmen Elektroden in die rechte Hand, die sich langsam aufheizten. Sie mussten beurteilen, ab wann die Hitze schmerzhaft wurde. Das Resultat: Wenn die Freiwilligen die virtuelle Hand als Teil ihres Körpers wahrnahmen, waren sie weniger schmerzempfindlich. Sie meldeten erst ab durchschnittlich 45,2 Grad, dass ihnen die Elektrode zu heiß wurde – den anderen Teilnehmern wurde der Schmerz bereits ab 44,7 Grad zu viel. „Bisher hat man die virtuelle Realität vor allem zur Ablenkung während schmerzhafter Behandlungen genutzt“, sagt Nierula. „Jetzt wissen wir, dass man diese Technik auch dazu nutzen könnte, Patienten Bilder eines Körpers zu zeigen und damit ihr Schmerzempfinden zu verringern.“ Denn beim Ansehen des Körpers, so vermutet Nierula, aktiviere das Gehirn bestimmte Mechanismen zur Schmerzlinderung. Das sei jedoch noch Spekulation. Die genauen Mechanismen wollen die Forscher nun klären. Für den Philosophen Thomas Metzinger von der Universität Mainz, der sich seit langem mit dem Thema befasst, birgt dieser Ansatz Potential: „Diese Forschung ist sehr nützlich und vielversprechend, da sie aufdeckt, wie man die virtuelle Realität therapeutisch nutzen kann, um Schmerzen zu lindern.“
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Redaktion: Anika Schwalbe, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz, Nicole Oppelt, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email:
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