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Musikinstrumente des Alten Ägypten
Musikinstrumente des „Alten Ägypten“ Christa Afifi
Man nimmt an, dass Musik schon im Alten Ägypten allgegenwärtig war. Gelegenheiten für Musik fanden sich immer, man machte Musik zu Geburten und religiösen Veranstaltungen. Bankette, einfache Freizeitvergnügen und sogar Feldarbeiten wurden musikalisch begleitet. Die bildhaften Darstellungen in Tempeln und Gräbern geben ein vielfältiges Zeugnis davon. Eine Wandzeichnung in einem Grab in Theben aus der 18. Dynastie zeigt ein Beispiel für Musik bei der Arbeit. Im Schatten eines Baumes, in dessen Ästen ein gefüllter Wasserschlauch hängt, hat sich ein Musiker mit der Langpfeife niedergelassen, um für seine Kameraden zu spielen. Auf anderen Darstellungen teilt sich der Flötist diese Aufgabe mit einem Sänger. Wegner bemerkt dazu, dass bis heute in Ägypten z.B. bei Ausgrabungen, noch immer ein Vorsänger eingestellt wird. Eine ausführliche Darstellung eines öffentlichen Festes findet man auf einem Relief an der Außenwand des Tempels von Luxor. Die Veranstaltung fand unter Tutanchamun statt und wurde als „Das schöne Fest von Opet“ bekannt. Wreszinski beschreibt im „Atlas zur altägyptischen Kulturgeschichte“ den Festzug folgendermaßen: „…außer den Sängern erscheinen hier Libyer mit Kolbenklappern, ein einzelner Lautenspieler, ein Neger mit Fasstrommel inmitten tanzender Neger; in gewissem Abstand abermals Libyer mit langen gebogenen Klapperhölzern, ein Frauenchor mit Sistren und ein Trompeter; später wiederum Libyer mit Klapperhölzern, ein Fasstrommler und Mädchen mit Sistren; weiterhin im Zuge eine Rotte von drei Lautenspielern, gefolgt von einer Viererrotte Libyer mit ihren Klappern; alsbald bläst ein Trompeter erneut sein Signal; es wiederholen sich die beiden Rotten der Lautenspieler und der vier Libyer mit den Kolbenklappern; und immer zwischendurch Sänger und Sängerinnen.“ Man vermutet, dass in früherer Zeit hauptsächlich die Männer die Instrumente gespielt und auch gesungen haben. Die Gesänge wurden entweder - oder auch - von Instrumenten oder einfachem Händeklatschen begleitet. Dass die ersten Christen aus den altägyptischen Melodien das religiöse Liedgut ihres neuen Glaubens schöpften, bestätigt im ersten nachchristlichen Jahrhundert, Philos aus Alexandrien. Tatsächlich folgen 35
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die Litaneien der koptischen Kirche auch heute noch der uralten siebentonigen Stufenleiter im A-, E-, Ousw., -Ton im Chorgesang, ganz ohne instrumentale Begleitung. Im Allgemeinen sorgten hauptsächlich professionelle Musikerinnen und Musiker – die man zum Beispiel für Bankette anheuerte -, für musikalische Unterhaltung. Aber auch die Tempel beschäftigten Musiker. Es gab musizierende Priester, und vor allem priesterliche Harfenspieler. Im Neuen Reich dagegen hatten eher die Frauen die Aufgabe zu musizieren. Sie verbrachten im Harem ihre Freizeit meistens mit Musizieren, damit sie ihren Gatten während seiner Besuche erfreuen konnten. Es wird vermutet, dass sogar der Pharao bei verschiedenen Gelegenheiten an Gesang und Tanz teilgenommen hatte. Die Musik scheint also im pharaonischen Ägypten ein wesentlicher Bestandteil der „Schönen Künste“ gewesen zu sein, denn an den Grabwänden stellte man Lautenspieler, Harfner, Musikanten mit Trommeln, Tamburins und diversen Blasinstrumenten dar. Sogar die Göttin Hathor ist meistens mit der Rassel, dem Sistrum, mit Perlenhalsbändern und dem Menit um klirrende Geräusche zu machen, zu sehen. Damals wurde bei den Feldarbeiten, auf den Nilbooten und vor allem während der Begräbnisriten gesungen. Trauergesänge, wie Herodot meint: „…was immer mir unter den wunderbaren Dingen in Ägypten am besten gefiel, ist ein Lied, von dem ich nicht weiß, woher es stammt“. Aber diese Musik der alten Pharaonen gibt uns immer wieder und immer noch Rätsel auf. Der Nachwelt sind keine musiktheoretischen Schriften oder Noten überliefert worden. Man weiß nicht, nach welchen Prinzipien die Melodien und Zusammenklänge aufgebaut waren, und nach welchen rhythmischen Gesetzen sie eigentlich gegliedert wurden? Unser weniges Wissen über das Tonsystem kann daher nur auf Vermutungen und Analogieschlüssen beruhen. Es bleibt noch sehr viel zu forschen, damit wir uns ein vollkommenes Bild, von einer hoch entwickelten Musikkultur machen können. Von erhaltenen Instrumenten aus Ausgrabungen, z. B. von Terrakotta-Nachbildungen (Votivgaben), konnten schon wichtige Erkenntnisse vermessen werden. So war es möglich, dass man z.B. bei Lauten aus dem Neuen Reich, am Abstand ihrer Griffmarkierungen ablesen konnte, dass die Leitintervalle fortschreitend verkleinert wurden. So ist es inzwischen möglich, dass Originalinstrumente nachgebaut und akustisch untersucht werden können. Auf diese Weise hat man Kenntnis über die spielbaren Töne und die Klangeigenschaften z.B. der altägyptischen Trompete bekommen. Musikinstrumente Das Alte Ägypten kannte noch keine Streichinstrumente, dagegen aber eine Vielfalt von Zupf-, Blas-, Schlag- und Rasselinstrumenten. Zu den Instrumenten wurden Händeklatschen, Fußstampfen und Klirren des Tanzschmucks instrumental eingesetzt. Schlag- und Rasselinstrumente Zu den ältesten Schlaginstrumenten gehören die Klappern. Sie waren aus Holz, Knochen, Elfenbein, oder Nilpferdzahn und wurden in den verschiedensten Formen, von einfachen Gegenschlagstäben über paarweise Haken-Kolben-, Gazellenund Hasenkopfklappern bis zu solchen mit kunstvoll geschnitzten Männerköpfen hergestellt. Manche hatten sogar die Form von Händen. Die Rasseln sind ebenso alt wie die Klappern. Manche Rasseln sind Früchten nachgebildet, andere wiederum haben die Form bauchiger, durchlöcherter Tonflaschen, welche mit Rasselkörperchen gefüllt sind (Gefäßrasseln). Ein für das Alte Ägypten typisches Rasselinstrument, welches später bei Griechen und Römern gefunden wurde, ist das Sistrum. Es tritt als Naos- oder Bügelsistrum auf, von denen hier das letztere beschrieben ist. Das Sistrum besteht aus einem Handgriff, der nach oben in einem Hathorkopf endet, und auf dem ein hufeisenförmiger Metallbügel befestigt ist. In den Wänden des Sistrums gleiten Metallstäbe hin und her
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und erzeugen beim Schütteln ein metallisch klirrendes Geräusch. Es gibt aber auch Ausführungen, bei denen die Metallstäbe festsitzen und ihrerseits bewegliche Klangplättchen tragen. Der Hathorkopf am oberen Griffende und die Ausformung des Naos-Sistrums als Kapellchen (Naos) weisen auf den religiösen Bezug hin: Isis und Hathor wurden mit diesen Instrumenten verehrt. Der jugendliche Gott des Sistrum Spiels heißt übrigens Ihj. Man vermutet, dass der Klang dieser Instrumente sogar eine erotisierende Wirkung auslösen konnte: „Singend und das Sistrum schüttelnd nahen sich die Frauen dem Gebieter, um ihm Liebeshuld und Freude zu bereiten“ (Wegner). Außer Klappern und Rasseln gab es ein- oder zweifellige Rahmen- und Röhrentrommeln aus Holz oder Metall. Die viereckige Rahmentrommel mit konkav geschwungenen Rändern, in deren Innern Klangsaiten gespannt sind, ist besonders auffällig. Saiten-, bzw. Zupfinstrumente An Saiteninstrumenten kannte das alte Ägypten die Harfe und die Leier sowie die Laute. Das Hauptinstrument der ganzen pharaonischen Zeit aber war zweifellos die Harfe. Erstmals in der 5. Dynastie nachgewiesen, erfreute sie sich als Bogenoder Winkelharfe in allen Perioden, großer Beliebtheit. Sie besteht im Prinzip aus Hals- und Schallkörper und einer mit Tierhaut überspannten, schaufel-, kastenoder bootförmigen Erweiterung am unteren Ende. Bei der Bogenharfe bilden - wie der Name sagt -, beide Teile einen einheitlichen Bogen, zwischen dessen beiden Enden die 3 – 14 Saiten gespannt sind. Der Bezug zur Form des Schiessbogens ist eindeutig. Allerdings sind bei der Winkelharfe Hals und Schallkasten rechtwinklig zueinander abgeknickt. Die Form, und Besaitung der Harfe haben im Laufe der Geschichte natürlich viele Abwandlungen erfahren. Das ist ein Zeichen dafür, wie wichtig dieses Instrument den alten Ägyptern war. Es wurde immer wieder neuesten Bedürfnissen und Klangvorstellungen angepasst. Nach Wegner unterscheiden wir die folgenden Typen: - Die mannshohe Benetharfe aus dem Alten Reich, mit ihrer schaufelartigen Klangmulde; - die im Stehen und fast senkrecht gespielte Standharfe, mit langgezogenem Schallkasten (Mittleres Reich); - die buckelig gekrümmte, niedrige und gedrungene Kesselharfe, (Mittleres Reich), sie war das Instrument der blinden Harfensänger, welches sie, auf dem Boden hockend, spielen konnten; - die Schwebeharfe (Neues Reich), ist eine weiterentwickelte Kesselharfe, die sich des besseren Klanges wegen mit einer geschwungenen Stütze vom Boden abhebt; - die leichte und zierliche Schulterharfe mit ihren 3 – 4 Saiten, konnte auch im Laufen gespielt werden (Neues Reich); - zuletzt sind noch die verschiedenen Spielarten der Winkelharfe erwähnt, die sich (Gelehrtenstreit) entweder aus der Bogenharfe in Ägypten selbst entwickelt haben soll, oder aus Vorderasien eingeführt wurden. Alle Harfen wurden in Ägypten ohne Plektron, das heißt mit bloßen Fingern, gespielt. Die Harfe ist heute – natürlich in veränderter Form – auch in unseren neuzeitlichen Orchestern -, nicht mehr weg zu denken.
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Im Pharaonischen Ägypten tauchte die Leier erst im Neuen Reich auf; man nimmt an, dass Beduinen dieses Instrument aus dem Zweistromland mitgebracht haben. Die Leier hat einen Schallkörper, von dem zu beiden Seiten geschwungene Arme nach oben führen. Diese sind verschieden lang und tragen eine schräge Jochstange, von der aus die 5 – 9 Saiten zum Schallkörper verlaufen. Es waren hauptsächlich Frauen, die die Leier spielten, sie spielten sie mit beiden Händen, im Stehen oder Schreiten: „indem die Linke mit bloßen Fingern eine zarte Melodie zupft und die Rechte mit dem Plektron den Bordun schlägt“ (Wegner). „ Bordun“ ist die Bezeichnung für gleich bleibende, immer mitklingende Grundtöne. „Plektron“ wird das Plättchen zum Anreißen der Saiten genannt. Die AmarnaZeit (Echnaton 1377 – 1360) steuerte eine riesige, etwas pompöse und unorganisch geformte Standleier als Neuerung bei. In Europa aber, ist uns die Leier nur noch als sprichwörtliches Instrument der Dichter und Sänger bekannt. Orpheus wird mit ihr abgebildet und Christian Morgenstern lässt sein Nasobehm aus seiner Leier ans Licht kriechen, wie er sich ausdrückt. Als drittes Saiteninstrument des Alten Ägypten taucht, zu Beginn der Neuzeit, die Laute auf. Sie weicht allerdings von der uns bekannten Form ab: ein langer, dünner Hals steckt in einem zierlichen mandel- und muldenförmigen Resonanzkörper, welcher mit Tierhaut überspannt ist. Die wenigen, etwa 2 oder 3 Saiten wurden mit dem Plektron angerissen. In der Blütezeit des Lautenspiels, in der 18. Dynastie, wurde sie mitunter auch von Männern gespielt, meistens sieht man sie jedoch in der Hand von Mädchen abgebildet. Auf einem Fresco aus der 18. Dynastie sind eine kleine Tänzerin und die Lautenspielerin nackt dargestellt, die Spielerinnen der Harfe und Flöte sind dagegen bekleidet. Es ist möglich, dass dies darauf hinweist, dass die Laute das Instrument von Dienerinnen und Sklavinnen war, die in der Regel unbekleidet dargestellt wurden; möglich, dass dies vielleicht ein Zeichen von minderem sozialem Rang bedeutete? Blasinstrumente Das Kapitel „Blasinstrument“ ist ein gutes Beispiel für die Unsicherheit der Musikwissenschaft bei der Bewertung archäologischer Funde: -
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So erwähnt Wörner für das Alte Reich neben der Längsflöte auch die Doppelklarinette sowie die Doppeloboe unter den Instrumenten, die im Neuen Reich aus Kleinasien eingedrungen seien. Engel dagegen spricht ebenso von der Längsflöte und Doppelklarinette im Alten Reich, lässt aber die Doppeloboe bereits im Mittleren Reich auftauchen, was im Extremfall einen Zeitunterschied von 1500 Jahren bedeuten könnte! Bei Heckmann kommt die Doppelklarinette weder im Alten noch im Neuen Reich vor. Wegner schließlich weist darauf hin, dass sich in der bildlichen Darstellung kaum jemals der Unterschied zwischen Flöte und Oboe erkennen lasse und verwendet deshalb ausschließlich den neutralen Begriff „Pfeife“.
Im Mittleren Reich scheinen keine neuen Blasinstrumente hinzugekommen zu sein. Zu Beginn des Neuen Reiches, wo die politische Machtentfaltung auch die Kultur zu einer Hochblüte brachte, finden wir neben einer Vielzahl von anderen Instrumenten auch eine Doppelpfeife, deren beide Rohre im spitzen Winkel gehalten werden. Die Hände greifen unabhängig voneinander, die rechte vermutlich die Melodie, die linke eine Art Bordun, dazu. Auch taucht erstmals in dieser Zeit die Trompete auf. Es handelte sich dabei um ein langes Rohr aus Metall mit einer ausgeprägten Stürze (Schalltrichter). Sie wurde weniger zum Musizieren, sondern als Signalinstrument bei Truppenaufmärschen und Festzügen verwendet (Wegner). Im Grabschatz des Tut-Anch-Amun wurden 2 besonders kostbare Instrumente aus
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Bronze, Silber und Gold gefunden. Ihr Klang ist dumpf, schallend und rau (Hickmann). Griechische Schriftsteller des Altertums vergleichen den Ton mit dem Geschrei eines wütenden Esels. In der Spätzeit kam dann aus anderen Kulturen eine Reihe von neuen Blasinstrumenten hinzu, die durch Funde, Abbildungen und genauere Beschreibungen von Zeitgenossen bekannt wurden. So kennen wir z.B. verschiedene Gefäßflöten, Hörner, Panflöte, Querflöte, Hydraulis (Wasserorgel), verschiedene Typen des griechischen Aulos und, aus der Römerzeit, Tuba und Bucina (Signalhorn). Aus diesen Erfahrungen kann man schließen, dass es in jeder pharaonischen Epoche Instrumente gegeben hat, die nach heutigem Sprachgebrauch zu den Holzblasinstrumenten zu rechnen sind, und dass sich diese Instrumente in Bauart, Größe, Anzahl der Rohre und Spielweise (längs, schräg, quer, bei Doppelinstrumenten auch parallel oder abgewinkelt) auch unterscheiden. So findet sich schon auf Abbildungen der 5. Dynastie eine Langpfeife, die im Verhältnis zu dem Mann der sie spielt, mehr als einen Meter lang sein muss. Sie hat 3 – 4 Grifflöcher und musste mit weit ausgestreckten Armen gespielt werden. Sie wurde bereits in frühdynastischer Zeit nachgewiesen, ebenso, wie eine Heultrompete, eine Art Sprachrohr, welches die Nilschiffer bei der Überfahrt der Verstorbenen auf den Totenbarken benutzten. Daneben gibt es im Alten Reich noch eine Kurzpfeife mit einem parallelen Doppelrohr. Mit dem Kult um die Götter war die Musik immer schon aufs engste verbunden. Im Pharaonischen Ägypten mit seiner Theokratischen Staatsform wird ihre Bedeutung noch deutlicher Die Musik war göttlichen Ursprungs. Isis, Osiris und Thot haben sie für ihr Volk geschaffen. Horus, der Harfenspieler unter den Göttern und Schutzpatron der Harfner, singt und tanzt zur Erheiterung seiner Gemahlin Hathor, die als Göttin der Musik, des Tanzes und der Liebe verehrt wurde. Beider Sohn, der kleine Ihj, erfreut seine Eltern durch das Spiel des Sistrums. Auch Schu, der Bruder und Gemahl der Hathor-Tefnut zeigte sich musikalisch, denn „durch Saitenspiel und Tanz bezaubert er die ergrimmte Schwester und führt die wilde Verderberin in die friedliche Gemeinschaft zurück“ (Wegner). Die Musik schien damals die Brücke von den Menschen zu ihren Göttern zu bedeuten, sie war das Instrument ihrer Verehrung und Beschwörung. Die mächtige und reiche Kaste der Priester-Musiker entwickelte dazu eine Liturgie, deren Musik bei den Zeremonien, Prozessionen und großen religiösen Festen erklang.
Quellen: Gerhard Schernig (Papyrus /1986) Wikipedia Juli 2015
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