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Nationalismus (12 F)

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Erster Weltkrieg → Charakter { 00.06.41 ƒ das Jahrhundert des bürgerlichen Fortschritts endet mit dem 1. WK, die bürgerliche Gesellschaft zerbricht → »in Europa gehen die Lichter aus…« Urkatastrophe des 20. Jh. (Kennan) ⇒ der 1. WK markiert als Zäsur das Ende des »langen 19. Jhs.« und den Anfang einer Epoche großer struktureller Umwälzungen ⇒ Folgen des 1. WK (Verarbeitung der Niederlage) führten in den Faschismus/im Nahen Osten nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches Einteilung in Mandatsgebiete und Schaffung künstlicher arabischer Staaten/Einleitung des Dekolonisationsprozesses/Verletzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker durch den Versailler Vertrag führte zur Radikalisierung revolutionärer Bewegungen (Indien, China) → Anbindung an die Sowjetunion → Stabilitätsprobleme des neuen Weltsystems → dreißigjähriger europäischer Bürgerkrieg → Hannah Arendt (1906-1975) argumentierte, daß sich die Gleichgültigkeit gegenüber Massentöten/Massenleiden im 1. WK entwickelte (vgl. z.B. Verdun → Kalkulierung mit großen eigenen Menschenverlusten, um den Feind noch mehr zu schwächen) → Ende der bürgerlichen Gesellschaft → Zerstörung der einheitlichen bürgerlichen Kultur und Ethos → der Krieg führte in Deutschland zu massiver Staatsintervention (Rohstoff-, Wirtschaftskontrolle) → ungeheure demographische Folgen (20-30 % Verluste für GB/FR, 10 % für DR) → Verarmung der Mittelschichten/Bürgertums durch die weitgehend von ihnen allein getragene Kriegsfinanzierung (dagegen profitierten die Industriellen und Arbeiter) → der 1. WK war eine Epochenscheide, weil die Vormachtstellung Europas in der Welt beendet wurde (Ende des »langen 19. Jh.«) ⇒ Formierung der zukünftigen Weltmächte UdSSR und USA ƒ der Ausbruch des 1. WK wurde begünstigt durch − Imperialismus − Rüstungswettlauf − Sozialstruktur → Herrschaft in den Händen einer kleinen Elite, die gegenüber der zunehmend nationalistisch eingestellten Öffentlichkeit keine Schwäche zeigen durfte − Mentalität → Überzeugung vom »unvermeidlichen vgl. sog. Augusterlebnis Krieg« sowohl bei Intellektuellen und Künstlern, die den → überschwengliche KriegsbegeisteKrieg als Ausweg (»Katharsis«) aus der Krise der eurorung und nationaler Taumel päischen Kultur ansahen (→ weitverbreiteter Kulturpes↔ aber nach Stadt/Land und sozialen simismus, gekennzeichnet durch Verweichlichung, MateSchichten z.T. sehr differenziert rialismus, Oberflächlichkeit, Atomisierung), als auch bei Militärs, die das Gefühl der »Einkreisung« durch die britisch-französische Entente und Rußland hatten (nachdem mehrere Versuche, die Entene diplomatisch und mit Drohgebärden zu sprengen, fehlschlugen) und der Lehre vom Präventivkrieg anhingen ↔ allerdings lief die Entwicklung der Weltwirtschaft einem großen Krieg eigentlich entgegen ⇒ zunehmende internationale Verflechtung [insb. der Stahlindustrielle Hugo Stinnes und der Reeder Albert Ballin warnten vor einem Krieg] ƒ die Ursachen des 1. WK lag nicht allein in Strukturproblemen des Kaiserreiches, sondern in der krisenhaften Gemengelage des europäischen Staatensystems − Marokkokrise 1911 (= deutsch-französischer Gegensatz) − Balkankrieg 1912 − Krise des österreichischen Vielvölkerstaates − russischer Panslavismus − französischer Revanchismus − Gefühl der Umzingelung Deutschlands (»Mittellage«) Erster Weltkrieg → Charakter | 00.06.41 ƒ eine Rationalität des Handelns (insbesondere was die militärischen Planungen des Generalstabs betraf) war weitaus weniger bestimmend als die Mentalität der Führungseliten, die darüber hinaus wegen der halbautoritären Staatsform in Deutschland zur Erhaltung ihrer Macht von der nationalistischen Stimmung in der Öffentlichkeit getrieben wurden (worauf als erster Max Weber aufmerksam gemacht hat) ƒ der 1. WK war ein »zielloser Konflikt um die Hegemonie« (Hobsbawm) → formulierte Kriegsziele existierten anfangs nicht ⇒ für das Deutsche Reich waren v.a. innenpolitische Gründe maßgebend → obwohl seit 1907 eine wirtschaftliche Aufschwungphase herrschte und im Deutschen Reich die Leitindustrien der Zeit (Chemie und Elektrotechnik) angesiedelt waren – das Deutsche Reich also gerade durch den Frieden zur Hegemonialmacht in Europa geworden ist – hatten die Führungsschichten das Gefühl, sich in einer Sackgasse zu befinden und die »Flucht nach vorn« antreten zu müssen ⇒ Systemkrise des Kaiserreiches → Pattsituation zwischen den zwei gleichstarken Lagern der veränderungsbereiten Progressiven und der Status-quo Traditionellen ƒ das Primat der Militärs führte zu Fehleinschätzungen → quantitative Überlegenheit der Gegner sollte durch offensive Kriegführung ausgeglichen werden (Flankenangriff/Umfassung/Vernichtungsschlacht → »Schlieffen-Plan«, Cannae-Strategie) → es fand kein Austausch zwischen Reichsregierung und Militärführung statt (bedingungsloses Vertrauen auf das Militär nach den drei erfolgreichen Kriegen) ⇒ Vorstellung vom »kurzen Krieg«, der mit einem Schlag alle politischen und gesellschaftlichen Spannungen lösen sollte → »Fatalismus des Krieges« (= der Krieg kommt eh irgendwann mit Sicherheit, also soll er so früh wie möglich geführt werden) → diese Einstellung bestand in allen Großmächten ↔ obwohl die politische Führung noch an den kurzen und schnellen Kabinettskrieg alter Prägung glaubte, war die Vorstellung, daß alle künftigen Kriege »Volkskriege« sein werden, in intellektuellen Kreisen weit verbreitet (seit dem Sezessionskrieg in den USA, zumindest aber seit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71, der aus Angst vor dem zu sozialer Revolution führenden Volkskrieg von der französischen Führung beendet wurde)