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Neue Wege In Der Schießausbildung:

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Test & Technik | Virtra-Schießsimulator Neue Wege in der Schießausbildung: Vorsicht, Hintermann! Um möglichst realitätsnah Inhalte im Bereich der einsatznahen Schießausbildung zu vermitteln, die mit realen Mitteln nicht gefahrlos dargestellt werden können, nutzen viele Behörden bereits Schießtrainingssimulatoren. Über die Meritis AG kommt nun ein weiteres Geräte-System dieser Art nach Europa. 68 | V ISIER. de Juni 2016 Virtra-Schießsimulator | Test & Technik Neben der mittels Laserlauf und CO2Trainingsmagazin umgerüsteten Dienstpistole (o.) lassen sich auch Trainingstaser und sogar Übungspfeffersprays in die Simulation integrieren. Z um Kerngeschäft der Schweizer Firma Meritis (www.meritis.ch) gehört die Sicherheitsberatung von Unternehmen mit sensiblen Bereichen wie große Konzerne, Banken, Versicherungen aber etwa auch Gas-, Wasserund Elektrizitätswerke. Hierzu zählt aber nicht nur die reine Beratung sondern auch das Angebot von Ausrüstung und Trainingsgerätschaften. Daher hat das in Cham, Kanton Zug, ansässige Unternehmen nun auch den Europa-Vertrieb eines neuen Schießsimulatorsystems für Behörden übernommen. Neues Konzept: Das System kommt von Virtra Shooting Simulation Systems (www.virtra.com), einem US-Hersteller mit Sitz in Tempe bei Phoenix, Arizona. Das Virtra-Trainingskonzept stützt sich auf videobasierte Szenarien, und hat einiges Neues zu bieten. Dabei hält es am Grundprinzip des bewährten Konzepts mit auf eine Leinwand projizierten Situationen fest, bei denen der Schüler nach Anweisung oder nach eigenem Ermessen zum Handeln gezwungen wird. Natürlich geht es hier insbesondere um Szenarien, bei de- nen im realen Fall die militärische oder polizeiliche Intervention per Schusswaffe erfolgen würde. Gerade deren Einsatz und das entsprechende Verhalten in immer wieder neuen Situationen soll ja trainiert werden. Zudem soll der Übende dabei möglichst unter der gleichen Stressbelastung agieren, wie er dies im realen Fall tun müsste. Hier aber ohne die Gefährdung anderer Übungsteilnehmer und Ausbilder, was sich beim Training mit scharfen Waffen niemals ganz ausschließen lassen würde. Das ist vergleichbar mit der Pilotenschulung, welche heute zu einem großen Teil in einem Simulator abläuft – mit hoher Effizienz notabene. Analog zum Flugsimulator bietet das neue Virtra-Trainingskonzept ähnliche Finessen. Dass bei polizeilichen wie militärischen Schießübungen eine saubere Trefferanalyse unverzichtbar ist, muss nicht näher erläutert werden. Das bringen die meisten Laser-Trainingssysteme ohnehin obligatorisch mit. Das Virtra-System bietet hier aber einiges mehr. Anders als etwa beim derzeit bei der Bundeswehr als Ausbildungsgerät Schießsimulator für Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen, kurz AGSHP, Alle Simulationsszenarien werden mit Schauspielern gefilmt. Dabei sieht das Drehbuch jeweils viele erdenkliche, unterschiedliche Handlungsstränge vor. Juni 2016 V ISIER. de | 69 Test & Technik | Virtra-Schießsimulator Beim V-180 müssen die Übenden nicht nur auf das, was vor ihnen geschieht, sondern auch auf das, was an ihrer Seite passiert, achten. Beim hier zu sehenden V-300 (o.) sogar Bedrohungen von hinten auftauchen. Diese Systeme erlauben auch Szenarien, bei denen die Koordination mit virtuellen Kollegen geübt werden kann. genutzte Sagittarius-System von Thales (siehe VISIER 8/2015) bietet Virtra auch eine Version, die ohne Datenkabel und Pressluftschläuche an den Simulationswaffen auskommt. Bei dieser Variante des Virtra-Systems kann die persönliche (scharfe) Waffe des zu Trainierenden ganz simpel umgerüstet werden. Anstelle des Originallaufes setzt man ein mit einem Laserpointer bestücktes Trainingsrohr ein. Dazu sind lediglich die üblichen, ohnehin antrainierten Handgriffe nötig – mehr nicht. Und anstelle des originalen wird ein Trainingsmagazin verwendet. Dieses enthält statt Patronen einen einfach wiederbefüllbebaren CO2-Tank und ein spezielles Ventilsystem. Das wiederum sorgt – ähnlich dem Blow-Back-System einer Airsoft-Waffe – bei der Schussauslösung für eine Bewegung des Schlittens. Der Rücklauf des Verschlusses beim Repetieren ähnelt hierbei dem Rückstoß im scharfen Schuss insofern, dass der Schütze die Bewegung in der Waffe deutlich spürt. Die CO2-Magazine für die Rückstoßsimulation können an Ort und Stelle wieder aufgefüllt werden. Mit einem speziellen Füllgerät geht das Auftanken mit CO2 in Sekundenschnelle. Darstellung und Wahrnehmung: Zudem wird der Schütze mit visuellen und hörbaren Eindrücken beaufschlagt. Dadurch soll er in der Regel die Situation nach weniger als 30 Sekunden als absolut real wahrnehmen. Neben dem stres- 70 | V ISIER. de senden Erfolgsdruck, das Ausbildungziel zu erreichen, spielt hier sicher auch die Realitätsnähe der Darstellung eine Rolle. Bei den Virtra-Videosequenzen handelt es sich nicht um erkennbare Computeranimationen, sondern realitätsnahe Filme mit mehreren optionalen Ablaufsequenzen, welche mit Hilfe von Schauspielern gedreht werden. Was die Wahl der möglich Szenarien betrifft, gilt: Alles, was man filmen kann, ist möglich. Das macht das System so vielseitig, wie es die Phantasie des Auftraggebers nur fordern kann – ob schon mal jemand über einen auf dem Rücken schwimmenden Polizist, der ein paar Geiselnehmer in einem Motorboot zur Strecke bringt, nachgedacht hat, ist ungewiss. Aber auch so etwas kann auf Wunsch der Wasserschutzpolizei gedreht und geliefert werden, falls einem Ausbildungsleiter die hoffentlich bald kommenden sommerlichen Temperaturen einmal allzu sehr in den Kopf steigen sollten. Darstellungsmöglichkeiten: Vitra bietet die Projektionsflächen für Simulationssysteme in drei unterschiedliche Ausbaustufen an. Die Einheit mit der kleinsten Projektionsfläche heißt V-100. Hierbei handelt es sich um eine rechteckige, ebene Leinwand. Beim V-180 kommen zwei winkelig angesetzte Leinwände hinzu, so dass der Aktionsbereich für die Übenden auf 180 Grad anwächst. Beim V-300 kommen noch zwei weitere Leinwände dazu. Das Ganze bildet nun ein nur noch einer Seite offenes Sechseck und erlaubt eine nahezu rundum Darstellung von 300 Grad. Um die Bewegungsfreiheit der Übenden nicht durch Projektoren oder Kameras einzuschränken, kann die Projektion wahlweise von außen, sprich: von hinten auf die Leinwände, oder über an Traversen aufgehängte Gerätschaften erfolgen. Für die letztgenannte Anordnung bietet Virtra noch eine leicht erhöhte Trainingsplattform an. Um den Simulationseffekt zu erhöhen können die Trainierenden zudem mit kleinen Geräten am Gürtel ausgerüstet werden, welche dem Getroffenen etwaige feindliche Wirkung durch einen leichten elektrischen Schlag oder starkes Vibrieren vermitteln. Die Wahl der Waffen: Die in die Simulation integrierbaren Waffen und Einsatmittel reichen vom Pfefferspray über Taser bis hin zu Pistolen, MPis, Sturm- oder Präzisionsgewehren. Für den Einsatz im Simulator muss lediglich der Lauf gewechselt oder ein Präzisionslaser eingesetzt sowie, bei Bedarf, das Magazin gegen ein Trainingsmagazin mit CO2-Füllung getauscht werden. Die zum Umbau nötigen Teile bietet der Hersteller für die gängisten Dienstpistolen und -gewehrmodelle bereits an. Für alle technischen Belange hat sich Importeur Meritis zudem die Mitarbeit des in der Schweizer Waffenbranche renommierten Büchsenmachers Michael Vogt gesichert. Fazit: Das von Meritis angebotene Virtra-System dürfte zur Zeit eines der vielseitigsten und realistischsten Trainingssysteme für militärische und polizeiliche Einsatzszenarien sein. Es erfüllt in hohem Masse alle bisher von Ausbildern gewünschten Simulationsmöglichkeiten. Insbesondere können auch sehr einfach eigene Szenarien an eigenen Schauplätzen erstellt werden. Es erlaubt ein realitätsnahes Einsatzschießtraining mit der Originalwaffe, bei dem potetielle Gefahren nicht nur von vorn sondern auch von der Seite (Version V-180) und sogar von hinten (Version Juni 2016 Virtra-Schießsimulator | Test & Technik V-300) auftauchen können. Mit allen polizeilichen Einsatzmitteln kann absolut gefahrlos trainiert werden, trotz verblüffend realistischer Darstellung. Natürlich lässt sich das System sich auch in der Schießgrund- und Wiederholungsausbildung einsetzen, was neben den Munitionskosten auch die Fahrtkosten zu den – hierzulande meist weit entfernten – Schießständen reduziert. Auch spart es angesichts der wegfallenden Fahrten auch noch viel Zeit ein. Text: Peter Pulver und Andreas Wilhelmus Fotos: Firmenfotos Juni 2016 Auch das geht mit dem Virtra-System: Für die Schießausbildung können auch per Computer animierte Projektionen genutzt werden. Links ein V-100 mit militärischem Szenario, und unten absolvieren US-Polizisten ein obligatorisches Schießtraining. V ISIER. de | 71