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BODEN | KLIMAZERTIFIKATE
Boden gutmachen Das Beratungsunternehmen Soil&More bietet eine spezielle Art von Emissionshandel an. Biomessen-Veranstalter können ihre CO2-Emissionen ausgleichen, indem sie in die bodenschonende Ökolandwirtschaft investieren.
B
VON INKA SACHSE UND ANDRE EITNER
befassten, integrieren inzwischen mehr und mehr Organisationen und Standards die Landwirtschaft als CO2-Senke. Gemeinsam mit seinen lokalen Partnern generiert das Unternehmen Soil & More bereits seit 2007 Emissionszertifikate durch aerobe Kompostierung, verifiziert durch den TÜV. Verifizierte Emissionsreduktionsprojekte sind aufgrund der internationalen politischen Vereinbarungen quasi ausschließlich außerhalb Europas möglich. Unter Anwendung des gleichen wissenschaftlichen Ansatzes lässt sich die Emissionsreduktion aber auch lokal feststellen. Genau hier setzt ein gemeinsames Projekt mit den Biomessen an.
öden sind nach den Meeren der größte terrestrische Kohlenstoffspeicher. Etwa 14 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen gehen auf die Landwirtschaft zurück. Zusätzlich gehen uns durch nicht nachhaltige Landwirtschaftspraktiken weltweit jährlich zehn Milliarden Tonnen fruchtbaren Ackerbodens verloren. Nach einer aktuellen Studie der Welternährungsorganisation (FAO) verursacht dies einen wirtschaftlichen Schaden von rund 250 Milliarden Euro. Doch das muss nicht so sein – nachhaltige Landwirtschaft bietet auch Lösungen zur Abschwächung des Klimawandels. Durch Humus aufbauende landwirtschaftliche Praktiken, wie schonendere Bodenbearbeitung, Gründüngung, dauerhafte Bodenbedeckung, eine diversifizierte Fruchtfolge, Mischkulturen, den Anbau von Zwischenfrüchten und eine verbesserte Kompostwirtschaft kann der Atmosphäre viel Kohlenstoff entzogen und in den Boden eingelagert werden. Damit findet nicht nur Emissionsreduktion statt. Es können auch Bodengesundheit, Widerstandsfähigkeit, Erosionsschutz, Wasserhaltevermögen und Bodenfruchtbarkeit insgesamt verbessert werden. Während sich die Klimakonferenzen und der Emissionshandel anfänglich hauptsächlich mit erneuerbaren Energien
Klimabewusstsein und lokalen Klimaschutz fördern Die Messeorganisation der BioNord, BioSüd, BioOst und BioWest nutzt diese Faktoren, um seit 2014 eine CO2e1-Neutralität der Messen zu erreichen. Der benötigte Emissionsausgleich wird hierbei in Ökobetrieben in ganz Deutschland durch Humusaufbau und Emissionsreduktion generiert. Die Aussteller haben die Möglichkeit, sich freiwillig durch einen kleinen Aufpreis pro Quadratmeter Ausstellungsfläche zu beteiligen, der vom Veranstalter um das Dreifache aufgestockt wird. Dafür wird der Stand mit dem CO2e-Siegel der BioMessen ausgezeichnet. „Üblicherweise wird Klimaneutralität zwar zuverlässig, aber anonym durch Investitionen in Projekte zum Beispiel in Indien oder China hergestellt“, erläutert der BioMessen-Veranstalter Matthias Deppe. „Wir möchten die Emissionen jedoch dort
Spenden für einen besseren Bodenschutz Die Soil & More-Stiftung ruft zusammen mit der Initiative „Rettet unsere Böden“ zum Spenden auf. Mit dem Geld wollen die Organisationen bodenschonende Praktiken dokumentieren und an Landwirte weltweit weitergeben, Forschung zum Bodenschutz betreiben sowie weiter über die wichtige Ressource informieren und sich für einen sorgsamen Umgang damit stark machen.
Um die Wirkung sämtlicher Treibhausgase berücksichtigen zu können, wurde eine einheitliche Bemessungsgrundlage (CO₂-Äquivalente, abgekürzt CO₂e) festgelegt. Sie gibt an, wie viel eine festgelegte Masse eines Treibhausgases zur globalen Erwärmung beiträgt. Als Vergleichswert dient Kohlenstoffdioxid (CO₂). ein von Wissenschaft und Industrie gemeinsam entwickelter CO₂e-Fußabdruckrechner für die Landwirtschaft, der auch CO₂-Bindung berücksichtigt
Z Mehr Informationen unter www.saveoursoilsfund.org
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kompensieren, wo sie entstehen, und dabei direkt in die Basis unserer Branche investieren: den ökologischen Landbau.“ Das Projekt kommt vielen zugute: Die Bodenpflege in den Biobetrieben wird vergütet und gleichzeitig der Beitrag der Ökolandwirte zum Klimaschutz sichtbar gemacht. Rund 4 100 Tonnen klimaschädliche CO2e-Emissionen konnten im zweiten Projektjahr 2014 auf heimischen Biohöfen gebunden und damit der Fußabdruck der BioMessen komplett neutralisiert werden. Durch die Menge an gebundenem CO2 erhielten die betreffenden Ökohöfe im Jahr 2014 etwa 40 000 Euro für ihre klimaschonenden Leistungen.
Zusammenarbeit mit Biohöfen Die Zusammenarbeit geht nun bereits ins dritte Jahr. In Kooperation mit dem Beratungspartner Soil & More wurden 2014 sechs Biohöfe eingebunden und auf ihre Bodenmanagementpraktiken hin untersucht. Im nächsten Schritt wurden Empfehlungen ausgesprochen, etwa für eine schonendere Bodenbearbeitung (d. h. seltener und weniger tief pflügen in Kombination mit Direktsaat), bessere Bodenbedeckung durch Zwischenfrüchte oder verbesserte Kompost- beziehungsweise Stallmistwirtschaft (d. h. Materialverlust- und Emissionsvermeidung durch bessere Lagerung und Prozesssteuerung). In enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Höfen wurden auf Basis individueller Analysen die passenden Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Diese Zusammenarbeit erstreckt sich sowohl auf Vor-Ort-Kooperationen, beispielsweise im Rahmen der Bodenbeprobung, als auch auf eine regelmäßige Kommunikation. In dem partnerschaftlichen Projekt können beide Partner voneinander lernen und von den gemachten Erfahrungen profitieren. Als erster Schritt wurde eine detaillierte Befragung zur Wirtschaftsweise durchgeführt. Gemäß den Auflagen der genutzten Standards und Modelle wurden hierbei auch die Langzeitwirkungen von Landnutzungsänderungen berücksichtigt. Vor Ort wurden Mischproben aus dem Oberboden genommen und im Labor auf Bodenfruchtbarkeitsparameter hin untersucht. Zur Berechnung dieser Kohlenstoffbindung verwendet Soil & More Berechnungsmodelle, die wissenschaftlich geprüft sind und auch von anderen Organisationen verwendet werden. Damit ist eine Vergleichbarkeit sichergestellt.
Tobias Bandel von Soil & More beprobt einen Acker.
oder Ernterückstandseinarbeitung führen in Abhängigkeit von Region und Bodenqualität zu einer CO2-Bindung von durchschnittlich 2,4 Tonnen je Hektar und Jahr. Die CO2Bindungsleistung wird pro Tonne CO2 je Hektar entlohnt. Einer der teilnehmenden Landwirte, Thomas Schubert von der Gut Döllnitz KG, stellte dann auch zufrieden fest: „Jetzt wissen wir, dass unsere bodenpflegenden Maßnahmen und Kompostanwendungen gut sind – nicht nur für den Boden und das Bodenleben, sondern auch noch fürs Klima und für unser Einkommen!“ Das Prinzip, in der Region, gegebenenfalls sogar in der eigenen Wertschöpfungskette, die verursachten Emissionen auszugleichen, findet großen Anklang. Einige Unternehmen wollen diese Idee übernehmen. Der internationale Emissionshandel ist nicht allgemein schlecht oder falsch, aber es gibt eben auch hier Hausaufgaben zu erledigen. Und wenn durch diesen Ansatz nicht nur CO2 eingespart, sondern auch die landwirtschaftlichen Praktiken und damit Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verbessert werden, profitieren davon alle Seiten. Wenn Landwirte eine gesellschaftliche Leistung, nämlich die Pflege des Bodens, erbringen, sollen sie dafür auch entlohnt werden.
FOTO: Soil & More
Gut, nicht nur für den Boden Durch die Auswertung der Labor- und Befragungsergebnisse und der sich anschließenden Modellierung mit dem international renommierten „Cool Farm Tool2“ wurde der Humus- und damit Kohlenstoffaufbau im Boden der Betriebe kalkuliert und dokumentiert. Maßnahmen wie eine schonendere Bodenbearbeitung, der Anbau von Zwischenfrüchten
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INKA SACHSE und ANDRE EITNER, Soil & More International,
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