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Persönlichkeitsstörungen Systematik der Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. med. Denise Wenzler Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Inhalt und Gliederung Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Therapie und Verlauf Borderline Störungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Klinik und Diagnostik 3.Ätiologie 4.Therapie und Verlauf 5.Fall
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21. 07. 2015
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Inhalt und Gliederung Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Therapie und Verlauf Borderline Störungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Klinik und Diagnostik 3.Ätiologie 4.Therapie und Verlauf 5.Fallvorstellung
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1. Definition • Die Lehre der Psychopathien, bzw. Charakterstörungen nahm in der Psychopathologie des Erwachsenenalters traditionell einen großen Raum ein • daraus ist später der Begriff der Persönlichkeitsstörungen hervorgegangen • tiefverwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster • starre Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen
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1. Definition Menschen mit Persönlichkeitsstörungen zeigen deutliche Normabweichungen hinsichtlich •Wahrnehmungen •Denken •Fühlen •In interpersonalen Beziehungen
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1. Definition Diese Verhaltensmuster sind gekennzeichnet durch •Stabilität •betreffen vielfältige Verhaltensbereiche •betreffen vielfältige psychische Funktionen •gehen oft mit subjektivem Leiden einher •Störungen sozialer Funktionen Kontroverse Diskussionen bezüglich Definition, wenig Übereinstimmung über Konzept und es fehlen klare Konzepte einer normalen Persönlichkeit.
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1. Definition • Diagnosekriterien gelten nicht unbedingt für das Kindes- und Jugendalter • Diagnose sollte aufgrund des Prozesses der Entwicklung nur in Ausnahmefällen im Jugendalter gestellt werden (emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, dissoziale Persönlichkeitsstörung) • Entwicklung wird als offener und unabgeschlossener Prozess beschrieben, der interaktiv ist • dies steht im Widerspruch zu einer Betrachtungsweise, welche Störungen als Ergebnis einer fixierten und statischen Struktur betrachtet • bestimmte Diagnosekriterien können im Jugendalter noch gar nicht erfüllt sein
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1. Klassifikation • Störungen des Kindesalters können einen entwicklungspsychopathologischen Vorläufer für spätere Auffälligkeiten bilden • eine entsprechende Kontinuität besteht zwischen den dissozialen Störungen des Kindesalters und der antisozialen Persönlichkeitsstörung des Erwachsenenalters • ab dem Jugendalter kann bei einer Untergruppe dissozialer Jugendlicher gefühlsarme Persönlichkeitszüge ausgemacht werden (callous-unemotional traits)
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1. Klassifikation Kriterien •Unausgeglichenheit in Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle, Wahrnehmung, Denken, Beziehungen •Verhaltensmuster andauernd und gleichförmig •tiefgreifend und in vielen persönlichen und sozialen Situationen unpassend •Beginn der Entwicklung im Jugendalter möglich, Manifestation im Erwachsenenalter •deutliches subjektives Leid •meist deutliche Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit
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1. Klassifikation Cluster A- Persönlichkeitsstörungen (sonderbar, exzentrisch) Prävalenz 5,7 % •ICD-10: paranoide PS schizoide PS •DSM-5: paranoide PS schizoide PS schizotype PS
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1. Klassifikation Paranoide Persönlichkeitsstörung (F60.0) •Übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung •Neigung zu ständigem Groll wegen der Weigerung Beleidigungen oder Missachtungen zu verzeihen •Misstrauen und eine Neigung, Erlebtes zu verdrehen (neutrale oder freundliche Handlungen anderer werden als feindlich oder verächtlich missgedeutet) •streitsüchtiges, beharrliches, situationsunangemessenes Bestehen auf eigenen Rechten •häufiges Misstrauen ggb. der Treue des Ehe- und Sexualpartners
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1. Klassifikation
Zu Paranoide Persönlichkeitsstörung •Tendenz zu überhöhtem Selbstwertgefühl, ständige Selbstbezogenheit •Gedanken an Verschwörung als Erklärung für Ereignisse in nächster Umgebung
Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1) •wenige oder überhaupt keine Tätigkeiten bereiten Vergnügen •emotionale Kühle, Distanziertheit oder flache Affektivität •geringe Fähigkeit, warme, zärtliche Gefühle oder auch Ärger zu zeigen •anscheinende Gleichgültigkeit ggb. Lob und Kritik
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1. Klassifikation Zu schizoide Persönlichkeitsstörung •wenig Interesse an sexuellen Erfahrungen mit einer anderen Person •einzelgängerische Beschäftigungen •Phantasie und Introspektion •Mangel an engen Freunden und vertrauensvollen Bezugspersonen (höchstens eine Person) und fehlender Wunsch nach solchen Beziehungen •deutlich mangelndes Erkennen und Befolgen gesellschaftlicher Regeln
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1. Klassifikation Schizotype Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 •Beziehungsideen (jedoch kein Beziehungswahn) •seltsame Überzeugungen oder magische Denkinhalte, die das Verhalten beeinflussen und nicht mit den Normen der jeweiligen subkulturellen Gruppen übereinstimmen ( wie z.B. Aberglaube, Glaube an Hellseherei, Telepathie oder den „sechsten Sinn“; bei Kindern und Heranwachsenden bizarre Fantasien und Beschäftigungen) •ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen einschließlich körperbezogener Illusionen •seltsame Denk- und Sprechweisen (vage , umständlich, metaphorisch, übergenau, stereotyp)
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1. Klassifikation Zu schizotype Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 •Argwohn und paranoide Vorstellungen •inadäquater oder eingeschränkter Affekt •Verhalten oder äußere Erscheinung sind seltsam, exzentrisch oder merkwürdig •Mangel an engen Freunden oder Vertrauten außer Verwandten ersten Grades •ausgeprägte soziale Angst, die nicht mit zunehmender Vertrautheit abnimmt und die eher mit paranoiden Vorstellungen zusammenhängt
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1. Klassifikation Cluster B- Persönlichkeitsstörungen (dramatisch, emotional) Prävalenz 1,5 % •ICD-10: dissoziale PS emotional instabile PS (impulsiver Typ und Borderline Typ) histrionisch PS •DSM-5: antisoziale PS Borderline-PS histrionische PS narzisstische PS
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1. Klassifikation Dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2) •herzloses Unbeteiligtsein ggb. den Gefühlen anderer •Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Verpflichtungen und Regeln •Unvermögen zur Beibehaltung längerfristiger Beziehungen •geringe Frustrationstoleranz, niedrige Schwelle für Aggressivität •Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein und Lernen aus Erfahrung, bzw. Bestrafung •Neigung andere zu beschuldigen oder vordergründig Rationalisierung für das eigene Verhalten anzubieten
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1. Klassifikation Emotional instabile Persönlichkeitsstörung (F60.3) •Tendenz, impulsiv zu handeln ohne Berücksichtigung von Konsequenzen •wechselnde, instabile Stimmung •Fähigkeit vorauszuplanen ist gering •Ausbrüche intensiven Ärgers •gewalttätiges, explosibles Verhalten v.a. bei Kritik oder Einschränkung Impulsiver Typ (F60.31) •Emotionale Instabilität, mangelnde Impulskontrolle, heftige Ausbrüche, v.a. bei Kritik
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1. Klassifikation Borderline Typ (F60.32) •emotionale Instabilität, mangelnde Impulskontrolle, heftige Ausbrüche, v.a. bei Kritik •Unklarheit, bzw. Störung des Selbstbilds, der Ziele, der inneren Präferenzen (einschl. der sexuellen) •chronisches Gefühl innerer Leere •Neigung zu intensiven, unbeständigen Beziehungen •Emotionale Krisen mit übermäßiger Anstrengung nicht verlassen zu werden •häufig Suiziddrohungen und selbstverletzendes Verhalten
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1. Klassifikation Histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4) •Dramatisierung bzgl. der eigenen Person, theatralisches Verhalten •Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch andere •oberflächliche und labile Affektivität •andauerndes Verlangen nach Aufregung, Anerkennung und im Mittelpunkt zu stehen •unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten •übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität
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1. Klassifikation Narzisstische Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 •hat ein grandioses Gefühl der eigenen Wichtigkeit (z.B. übertreibt die eigenen Leistungen und Talente; erwartet ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden) •ist stark eingenommen von Fantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Glanz, Schönheit und idealer Liebe •glaubt von sich „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder angesehenen Personen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder nur mit diesen verkehren zu können
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1. Klassifikation Zu narzisstische Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 •verlangt nach übermäßiger Bewunderung •legt Anspruchsdenken an den Tag (d.h. übertriebene Erwartungen an eine besonders bevorzugte Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen Erwartungen) •ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch (d.h. zieht Nutzen aus anderen, um die eigenen Ziele zu erreichen) •zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht willens, die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren
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1. Klassifikation Narzisstische Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 •ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn/sie •zeigt arrogante, überhebliche Verhaltensweisen oder Haltungen
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1. Klassifikation Cluster C- Persönlichkeitsstörungen (ängstlich, vermeidend) Prävalenz 6 % •ICD-10: anankastische PS ängstliche (vermeidende) PS abhängige PS •DSM-5: vermeidend-selbstunsichere PS dependente PS zwanghafte PS
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1. Klassifikation Anankastische Persönlichkeitsstörung (F60.5) •übermäßiger Zweifel und Vorsicht •ständige Beschäftigung mit Regeln, Details, Listen, Ordnung, Plänen •Perfektionismus, der behindert •übermäßige Gewissenhaftigkeit, Skrupelhaftigkeit unter Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschl. Beziehungen •übermäßige Pedanterie und Befolgung von Konventionen •Rigidität, Eigensinn •unbegründetes Bestehen auf Unterordnung anderer •Andrängen beharrlicher, unerwünschter Gedanken und Impulse
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1. Klassifikation Ängstlich (vermeidende) Persönlichkeitsstörung (F60.6) •andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit •Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv, minderwertig zu sein •Sorge, in sozialen Situationen abgelehnt und kritisiert zu werden •Abneigung, sich auf persönliche Kontakte einzulassen •eingeschränkter Lebensstil, Bedürfnis nach körperlicher Sicherheit •Vermeidung sozialer und beruflicher Aktivitäten aus Furcht vor Kritik, Ablehnung, Missbilligung
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1. Klassifikation Abhängige Persönlichkeitsstörung (F60.7) •bei Lebensentscheidungen wird an Hilfe anderer appelliert, bzw. diese sogar den anderen überlassen •Unterordnung eigener Bedürfnisse unter die anderer, Nachgiebigkeit •mangelnde Bereitschaft zur Äußerung angemessener Ansprüche ggb. Personen, zu denen eine Abhängigkeit besteht •unbehagliches Gefühl beim Alleinsein aus Angst, nicht für sich alleine sorgen zu können •Angst von einer Person verlassen zu werden •eingeschränkte Fähigkeit Alltagsentscheidungen zu treffen
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Inhalt und Gliederung Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Therapie und Verlauf Borderline Störungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Klinik und Diagnostik 3.Ätiologie 4.Therapie und Verlauf 5.Fallvorstellung
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2. Therapie Persönlichkeitsstörungen •werden traditionell als therapeutisch nur begrenzt korrigierbar betrachtet •die begrenzten Möglichkeiten spezifischer Therapieverfahren bedeutet nicht, dass nicht mit einer Kombination von verschiedenen Elementen Erfolge erzielt werden können •Empfehlung: multimodaler Therapieansatz •Psycho- und Verhaltenstherapie •begleitende Eltern- und Familienberatung •(Medikation)
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2. Therapie Psychotherapie •Ziel liegt in der Entwicklung von Möglichkeiten der Realitätsprüfung •Aufbau reiferer Abwehrmechanismen •Therapeut kann als Hilfs-Ich dienen, da diese Patienten ein starkes Bedürfnis nach einer verlässlichen, stabilen Objektbeziehung haben •andererseits ist ein eher direktives Vorgehen mit klarer Grenzziehung und das Fehlverhalten konfrontierenden Elementen, sowie einer Modifikation der kognitiven Verzerrung sinnvoll •Psychopharmaka je nach Zielsymptom (Antidepressiva, Neuroleptika)
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2. Verlauf
• sorgfältige Therapiebewertungen fehlen weitgehend • längerfristige Therapien unter Einschluss von pädagogischinstitutionellen Maßnahmen haben möglicherweise einen prognostisch günstigeren Effekt • Der längerfristge Verlauf von PS mit Beginn im Jugendalter weist im jungen Erwachsenenalter erhöhte Prävalenzraten für Angststörungen, affektive Störungen, disruptive Störungen einschließlich Gewalt und Kriminalität, sowie für Suizidalität und Substanzenmissbrauch • Die Wahrscheinlichkeit dass Jugendliche mit einer Persönlichkeitsstörung die Störung im Erwachsenenalter beibehalten ist trotz einer tendenziellen Abnahme immer noch beträchtlich sönlichkeitsstörungen 21. 07. 2015 D. Wen
Inhalt und Gliederung Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Therapie und Verlauf Borderline Störungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Klinik und Diagnostik 3.Ätiologie 4.Therapie und Verlauf 5.Fallvorstellung
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1. Definition • Das Konzept der Borderline-Störungen stammt ursprünglich aus der Psychoanalyse • Grenzbereich jenseits der sog. psychoneurotischen Störungen, der gleichwohl noch nicht dem der Psychose zuzurechnen ist • Defizite in der Entwicklung adäquater, stabiler Funktionen im Bereich der Impulskontrolle, Affektmodulation, Aufmerksamkeit, Kognitionen und Objektbeziehungen
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1. Klassifikation Für Jugendliche sechs Gruppen von Symptomen •intensive, zugleich aber gestörte interpersonale Beziehungen •Störungen des Realitätssinnes (Denkstörung) •ausgeprägte frei flottierende Angst •impulsives Verhalten •neurotiforme Symptome •ungleichmäßige oder gestörte Entwicklung
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1. Häufigkeit
Schätzungen für Prävalenzraten von 0,4-2 % in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung Die geschätzte Prävalenz bei Jugendlichen liegt bei 0,9 %
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2. Klinik und Diagnostik Kardinalsymptome •instabile Stimmung und Beziehungsgestaltung, impulsives Verhalten •typischerweise Bild einer jungen Frau, die instabile Beziehungen führt, ausgeprägte Stimmungswechsel zeigt, sich selbst verletzt, ausgeprägtes Selbstwertdefizit, instabiles Selbstbild •Jugendliche zeigen Beziehungsinstabilität eher in Beziehungen zu Eltern und Freunden •heftige und rapide Wechsel der Beziehungsqualität •Selbstverletzungen mit oder ohne suizidale Motive (häufig Befreiung von Angst, Verstimmung, Gereiztheit, Anspannung)
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2. Klinik und Diagnostik • selbstverletzendes Verhalten ist unter Jugendlichen häufig zu finden (ohne dass Kriterien für beginnende BPS erfüllt sind) • impulsives Verhalten kann auch Weglaufen beinhalten • Identitätskonfusion (teils provokatives, teils regressives Verhalten) • Konzentrationsprobleme, Schulleistungsprobleme • Komorbiditäten (Angststörung, Depressionen, PTBS, Sustanzmissbrauch, Essstörungen) • Differentialdiagnosen: antisoziale PS, hyperkinetische Störungen Affektstörungen (rapid cycling)
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2. Klinik und Diagnostik In Anamnese häufig •Hinweise auf gestörte frühkindliche Bindungen und Vernachlässigung (körperlich, emotional) •schwere Abweichungen des Elternverhaltens (Modell, double bind) •Misshandlung, sexueller Missbrauch •broken homes
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3. Ätiologie • Konzept nur unzulänglich aufgeklärt • in vielen Theorien spielen traumatische Erfahrungen (einschl. Misshandlungen und Vernachlässigung, sex. Missbrauch) eine Rolle • unvorhersagbares, nicht verständliches Verhalten • nicht bei allen Patienten • negative Mutter-Kind-Interaktion (z.B. teils bedrängende Verhaltensweisen der Mutter führt zu heftigen Affekten beim Kind, Inkonsistenz im Verhalten)
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Inhalt und Gliederung Allgemeine Gesichtspunkte zum Thema Persönlichkeitsstörungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Therapie und Verlauf Borderline Störungen 1.Definition, Klassifikation, Häufigkeit 2.Klinik und Diagnostik 3.Ätiologie 4.Therapie und Verlauf 5.Fallvorstellung
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4. Therapie • die Behandlung von Jugendlichen mit Borderline-Störungen ist aufwändig und schwierig • erfordert intensiven und kohärenten Ansatz • wird oft institutionell, d. h. in voll- und teilstationären Einrichtungen realisiert • Grund: Jugendliche Patienten benötigen einen stark kontrollierenden Rahmen aufgrund ihrer Kontrolldefizite einschließlich Selbstverletzung und Suizidalität
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4. Therapie • unter den psychotherapeutischen Ansätzen hat sich die dialektische Verhaltenstherapie als erfolgsversprechendes Interventionsverfahren durchgesetzt • als einzige Intervention empirisch validiert • DBT (dialectic behaviour therapy) von Marsha M. Linehan • DBT-A für das Jugendlichenalter adaptiert
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4. Therapie Die dialektische Verhaltenstherapie (DBT) •geht von der Annahme der gestörten Affektregulation als Primärproblem aus und •sieht die Schwierigkeiten der Beziehungsgestaltung, der Verhaltenskontrolle, der Regulation des Selbstwertgefühls und der Kognition als Konsequenz dieses Primärproblems •Verhältnis von Veränderung der Probleme und Akzeptanz vorhandener Anteile in der Person sollen in eine Synthese gebracht werden
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4. Therapie Die dialektische Verhaltenstherapie (DBT) •Problemlösestrategien für Verhalten werden eingeübt •Aspekte des Verhaltens, der Emotionen und Kognitionen werden identifiziert und validiert, was als angemessene Reaktion auf die aktuelle Situation betrachtet werden könnte •Teamorientierung ist sehr wichtig •Einbeziehung der Familie zur Unterstützung der therapeutischen Ziele •(vereinzelt Psychopharmakotherapie supportiv)
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4. Therapie Das DBT-A Behandlungsprogramm (Alter 13-19) ist multimodal und multifunktional und schließt 5 Funktionen ein: •Verbesserung von Fertigkeiten durch Training (meist in der Gruppe) •Steigerung der Motivation (meist in Einzeltherapie) •Generalisierung (z. B. durch Coaching über Telefon, Fallmanagement, trainierte Familienmitglieder) •Ausbau der therapeutischen Fertigkeiten und Motivation (Teamsupervision, Anwendungskontrolle) •Strukturierung des Umfelds (z. B. Familiensitzungen)
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4. Therapie Das DBT-A Programm beinhaltet folgende Themengebiete: •Achtsamkeit •Stresstoleranz •Emotionsregulation •Zwischenmenschliche Fertigkeiten •„Walking the Middle Path“ Bisher ungenügend randomisierte, kontrollierte Studien, mittlere Effektstärken erkennbar (Zielvariablen suizidales, selbst verletzendes Verhalten, hospitalisationsförderndes Verhalten positiv)
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4. Therapie Unterschiede zum Erwachsenenprogramm: •Es muss mehr Verantwortung für Jugendliche übernommen werden, v.a. wichtig beim Telefoncoaching, Jugendliche dürfen auch nach selbstverletzendem Verhalten anrufen, Erwachsene Patienten nicht •Kürzere Therapiedauer (Einzeltherapie 6 Monate, Skillstraining 16 Wochen) •Mehr Einbezug der Eltern •Zusätzliches Modul „Walking the Middle Path“ (den goldenen Mittelweg finden)
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4. Verlauf • sehr wechselhaft und mit großer Varianz • Verfügbarkeit von Therapieangeboten begrenzt • prognostisch günstig: konstante ambulante Therapie • konstante Beziehung zu mindestens einem Mitglied der Familie
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit