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Peter Mieg - Gong Aarau

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Peter Mieg  Komponist, Maler, Literat           Eine musikalische Hommage zum 25. Todestag      mit:  Jean‐Jacques Dünki, Klavier  Gabrielle Weber, Sopran  Carmina Quartett  Fritz Hauser, Perkussion  Brigitte Dubach, Licht  Boa Baumann, Projektionen        Mittwoch, 6. April 2016, KiFF Aarau   Eine Koproduktion von GONG Aarau und der Peter Mieg‐Stiftung          Konzertprogramm     Peter Mieg  Lettres à Goldoni (1963‐71) für Klavier solo  Jean‐Jacques Dünki, Klavier    Quatre chants sur des poèmes d’Algimantas Narakas (1949) für Sopran und Klavier  Gabrielle Weber, Sopran, Jean‐Jacques Dünki, Klavier    Streichquartett Nr. 1 (1938)  Carmina Quartett    Fritz Hauser   stilllifes (2006) ‐ Suite für Perkussion nach Bildern von Peter Mieg  Fritz Hauser, Perkussion, Brigitte Dubach, Licht, Boa Baumann, Projektionen    Einführungstext    „Ein Lichtblick“ schrieben die Basler Nachrichten 1951 zu Peter Miegs Sopranliedern „Quatre chants  d’Algimantas Narakas“ anlässlich ihrer damaligen Aufführung am Schweizerischen Tonkünstlerfest.  Die Aufführung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als Peter Mieg (1906‐1990) gerade seine ersten grossen  Erfolge als Komponist feierte und in der Folge zu den viel beachteten und gespielten Schweizer  Komponisten seiner Generation gehörte. Eleganz und Leichtigkeit wurden seit den 1950er Jahren  zunehmend zu stilprägenden Eigenschaften seiner Musik. Einer Musik, die sich, wie der  Musikjournalist Fritz Muggler 1963 festhielt, zunehmend „nicht als gesellschaftliches Bekenntnis“  verstand, „sondern als poetische Botschaft.“ Bis zu seinem Tod 1990 galt Mieg als eine der  vielschichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Schweiz: Er war während Jahrzehnten einer der  wichtigen Schweizer Feuilletonjournalisten und trat v.a. in seinem Wohnkanton Aargau auch als  Maler hervor. Aufgrund seiner starken Affinität zur französischen Kultur nimmt Mieg unter den  Deutschschweizer Komponisten seiner Generation dabei eine Sonderstellung ein: Paris wurde zur  zweiten Heimat des Schweizers, der in Basel, Zürich und Paris studiert hatte und zeitlebens zwischen  den beiden geographischen Polen Lenzburg und Paris pendelte. Eine starke Beziehung ist auch zu  den beiden Aufführungsorten und ‐kantonen vorhanden. Mit der Stadt Basel verbindet Peter Mieg  ein (neben Lenzburg) zweites Bürgerrecht, seine Studienzeit, die jahrzehntelange Verbundenheit mit  Paul Sacher und dessen künstlerischem Umfeld – und nicht zuletzt wurden alle drei gewählten Werke  in Basel uraufgeführt. Der Kanton Aargau auf der anderen Seite war Miegs Heimatkanton, in dem er  tief verwurzelt war – und mit der Stadt Aarau verbanden Mieg nicht nur seine Kantonsschulzeit,  sondern auch zahlreiche Aufführungen eigener Werke.   Wie sich Peter Miegs eigenes musikalisches Bekenntnis entwickelt hat: Dies illustrieren die  gewählten Werke auf exemplarische Art. Ergänzt werden sie von einer musikalischen Hommage des  Basler Perkussionisten Fritz Hauser, welche sich nicht an Miegs Musik, sondern an seiner Bildsprache  und den Ritualen seines Lebens orientiert.    2   „Eine faszinierende Entdeckung“ konstatierte die NZZ im Jahr 2006 anlässlich der Ersteinspielung von  Peter Miegs Streichquartett von 1938 durch das Carmina Quartett: „Wer beim rhythmisch  pointierten und energischen zweiten Satz an Bartók denkt, liegt nicht falsch. Während das Lento in  einer abgerundeten polyphonen Satztechnik gehalten ist, zeigt das Finale wieder Züge einer  ungebändigten Lebenskraft.“ Peter Miegs erstes Streichquartett repräsentiert eine Schaffensphase  voller Originalität, die noch nicht die Lauterkeit späterer Zeit zeigt, aber mitten in den Strömungen  seiner Zeit entstanden ist und diese Strömungen kraftvoll, polytonal und polyphon, widerspiegelt.  Albert Müry schrieb anlässlich der Uraufführung 1943 am IGNM‐Fest in Basel vom „polyphon  konstruktiven Gefüge von vier Stimmen“, in welchem der Komponist „durchaus Persönliches von  starkem Ausdrucksgehalt“ sage. Fugato‐Passagen, „ohne Rücksicht auf den Zusammenklang  polyphon geführt“, Pizzikato‐Perioden, ein Ostinato in Kanonform – all dies münde in ein  „rondoartiges, wie ein Sturmwind daherbrausendes Finale“, in dem, so die Kritik 1943, „die Grenzen  des Streichquartetts fast überschritten“ würden.    An der Wende von den 1940er zu den 1950er Jahren – und nach der für Mieg entscheidenden  jahrelangen Zusammenarbeit mit Frank Martin in den 1940er Jahren – entstanden die „Quatre  chants“ für Sopran und Klavier, auf Texte des jungen litauischen Dichters Algimantas Narakas. Hier  scheint das konstruktive, kühne Frühwerk der 1930er und 1940er Jahre bereits verlassen: Das  Bemühen um zunehmende strukturelle Klarheit, verbunden mit rhythmischen Impulsen, Kantabilität  und konzertantem Gestus, setzt in der Musik dieser Jahre ein. Mieg begann in dieser Zeit  zunehmend, einen Neo‐klassizismus eigener Prägung zu entwickeln. Der Musikkritiker Willi Schuh  charakterisierte den Zyklus dieser vier Sopranlieder 1951 wie folgt: «Als der differenzierteste Geist  [des Tonkünstlerfestes] erwies sich Peter Mieg, der in seinen „Quatre mélodies“ der Form und der  sprachlichen Eigenart der Gedichte mit ungewöhnlicher Sensibilität nachzuspüren weiss, um sie in  der melodisch.‐deklamatorisch geführten Singstimmen mit ihren feinsten Biegungen und zarten  Überraschungen zu spiegeln, während im Klavierpart der Grundcharakter des Gedichts mittels  aparter rhythmischer und harmonischer Bildungen sehr präzis und doch überaus diskret fixiert  erscheint.“   Mit den 1960er Jahren verstärkte sich Miegs Tendenz, die Transparenz des Klanges und den  poetischen und lyrischen Esprit zu verstärken, die melodische Linie stärker zu betonen. In den seit  dieser Zeit entstandenen Werken spielt Mieg häufig mit einer Art hintergründiger Ironie, die  Referenzen an die Musik‐ und Kulturgeschichte einschliesst. Der Klavierzyklus „Lettres à Goldoni“  widerspiegelt dies schon im Titel – eine Hommage an den von Mieg verehrten Dichter der  venezianischen Komödie, Carlo Goldoni. Mieg selber schreibt hierzu in einer kurzen Einführung:  „Sieben Klavierstücke von sehr unterschiedlichem Charakter, sehr unterschiedlicher Schwierigkeit,    3 auch unterschiedlicher Länge. Was die versteckten und offenen Bezüge zur Literatur angeht, könnte  ich vielleicht an Klavierzyklen von Schumann erinnern. Auch dort die Beziehung und bedingt und  dennoch vorhanden. Im ersten ein kaum merkliches, winziges Zitat: ich habe indessen nicht an  Wagner und den Palazzo Vendramin [Wagners Sterbehaus in Venedig] gedacht.“ Der  Musikdramaturg Walter Labhart hat anlässlich der Einspielung des Zyklus durch Dinorah Varsi davon  gesprochen, dass Mieg hier „einen gehaltvollen Überblick über sein umfangreiches  Klaviermusikschaffen“ gebe: „Dieser Zyklus beweist, dass es seinem Verfasser gelang, Stilmittel zu  wahren und neueren Situationen organisch anzupassen. Tänzerische Miniaturen wechseln mit  Inventionen von delikater Klanglichkeit ab, bis ein kraftvoll zupackendes Allegro feroce als verkappte  Polonaise den pianistisch einfallsreichen Zyklus mit vollgriffigen Akkorden beendet.“  Miegs atmosphärereiches Wohnhaus in Lenzburg, der „Sonnenberg“, und sein stark ritualisierter  Schaffensalltag zu Lebzeiten – Komponieren am Morgen, Publizistische Tätigkeit und Korrespondenz  am Nachmittag, Aquarellmalen am Abend – wird von Fritz Hauser in seiner Suite „stilllifes“ nach  Malerei von Peter Mieg neu beleuchtet – mit Hausers Instrumentarium, der Perkussion, welche von  Mieg charakteristischerweise selber nur marginal eingesetzt wurde. Hausers Stück, anlässlich von  Miegs 100. Geburtstag 2006 komponiert, berührt sich mit Miegs eigener Musik auf der Ebene einer  poetischen Klanglichkeit, reflektiert dessen künstlerischen Kosmos aber in einer ganz neuen imagi‐ nären Welt. Die verwendeten Instrumente sind Röhrenglocken, Becken, Grosse Trommel, Hi‐Hat,  Woodblocks und verschiedene kleinere Klang‐ und Geräuschobjekte.                    Michael Schneider                  4 stilllifes (2006)   Suite für Perkussion solo in 6 Sätzen   Meine erste Begegnung mit dem Werk des Künstlers Peter Mieg fand in Form eines Besuchs seines  ehemaligen Wohnhauses in Lenzburg statt, einige Jahre nach seinem Tod. Ich war unmittelbar  berührt durch die Atmosphäre seiner sehr persönlich gestalteteten Lebensumgebung und fasziniert  von der scheinbar zeitlosen, liebevollen Verästelung seiner Aktivitäten in verschiedene Bereiche der  Kunst. Insbesondere seine Malerei, der er als 'Nebenschauplatz' seiner Tätigkeit als Komponist die  Abendstunden widmete, sprach mich mit ihrer Frische, Direktheit und lustvollen Ehrlichkeit an. Als  mich viele Jahre später Boa Baumann darauf ansprach, eventuell eine künstlerische Auseinandersetz‐ ung mit Leben und Werk von Peter Mieg zu gestalten, habe ich sofort zugesagt. Was nun zur  Aufführung kommt, ist eine Suite von 6 Konzeptimprovisationen im Dialog mit Licht‐ und Bildräu‐ men die in Zusammenarbeit mit Brigitte Dubach und Boa Baumann realisiert wurden. Als Inspira‐ tionsgrundlage für diese Arbeit dienten die Stillleben von Peter Mieg, seine Person, der ich mich via  Fotos, Film und Texten genähert habe, sowie sehr unsterschiedliche Eindrücke seiner ehemaligen  Wohnumgebung.   Fritz Hauser                      5 Biografische Angaben zu den Künstlern  Carmina Quartett  Musikalische Intensität, selbstverständliche Perfektion und stilistische Werktreue kennzeichnen das  1984 in der Schweiz gegründete Carmina Quartett. Schon früh ebneten Wettbewerbserfolge den  Weg auf die grossen Konzertpodien der Welt.   Zu den Mentoren des Quartetts gehören das Amadeus‐ und das La Salle Quartett, Sandor Végh und  Nikolaus Harnoncourt. Die Zusammenarbeit mit ihnen förderte ein Verständnis für die historische  Spielweise, die seither die Interpretationen des Carmina Quartetts prägt. Das Quartett pflegt ein  grosses Repertoire, das Raritäten aller Epochen einschliesst, und spielt regelmässig Uraufführungen  zeitgenössischer Schweizer Komponisten, darunter Daniel Schnyder, Michael Jarrell, Paul Giger,  Alfred Zimmerlin und Rolf Urs Ringger.   Auch das Zusammenspiel mit Musikern wie Mitsuko Uchida, Elisabeth Leonskaja, Andreas Häfliger,  Rolf Lislevand, Emmanuel Pahud, Wolfgang Meyer, Sabine Meyer, Paul Meyer, Daniel Schnyder,  Veronika Hagen, Truls Mørk, Antonio Menesses, Thomas Grossenbacher, Dietrich Fischer‐Dieskau,  Barbara Hendricks, Olaf Bär, Wolfgang Holzmair und Xavier de Maistre hat den Werdegang des  Quartetts massgeblich mitgeprägt. Sämtliche bisher erschienenen CD‐Aufnahmen lösten bei Kritik  und Publikum einhellige Bewunderung aus und wurden mit renommierten Auszeichnungen wie den  Gramophone Award, Diapason d‘Or, Preis der deutschen Schallplatten‐Kritik oder der Grammy‐ Award‐Nominierung bedacht. An der Zürcher Hochschule der Künste gibt das Carmina Quartett seine  reichhaltige Erfahrung und unverwechselbare Musikalität an den Nachwuchs weiter.  carminaquartett.com    Jean‐Jacques Dünki wurde in Aarau geboren und studierte an der Musikakademie Basel Klavier bei  Rolf Mäser bis zum Solistendiplom. Studienjahre in Berlin, London, New York und Baltimore u.a. bei  Leon Fleisher, Peter Feuchtwanger und Charles Rosen. Klavierkurse bei Maurizio Pollini, Claude  Helffer, Edith Picht‐Axenfeld, Dirigieren bei Michael Gielen, historische Aufführungspraxis bei  Nikolaus Harnoncourt, musikwissenschaftliche Vorlesungen bei Carl Dahlhaus in Berlin und Max Haas  in Basel, musikalische Analyse bei Hans Keller in London sowie Studium englischer und  altgriechischer Literatur an der John Hopkins University Baltimore. Als Komponist ist Dünki im  wesentlichen Autodidakt. Er schrieb ungefähr 70 Werke, haupt‐sächlich für Tasteninstrumente,  Kammerorchester und Kammerensembles.  1981 gewann Jean‐Jacques Dünki den renommierten Arnold‐Schönberg‐Preis in Rotterdam. Heute  übt er eine weitgespannte Tätigkeit als Komponist, Solist und Kammermusiker aus und ist Gast an  Festivals etwa in Berlin, Graz, Donaueschingen, Genève. Er leitet seit 1984 an der Musikakademie  Basel eine Klasse für Klavier und Kammermusik und gibt regelmässig Kurse in der Schweiz,    6 Deutschland, Frankreich, England, USA und Japan. Nebst einer begrenzten publizistischen Tätigkeit  wendet er sich in jüngerer Zeit den Instrumenten Hammerklavier und Clavichord zu.    Gabrielle Weber   Die Schweizer Sopranistin spezialisierte sich nach dem Studium von Kunstgeschichte und  Musikwissenschaft an der Schola Cantorum Basiliensis auf Interpretation von Musik aus Renaissance,  Barock und Klassik. An diversen internationalen Meisterkursen vertiefte sie sich weiter in Alter und  Neuer Musik. An der Hochschule der Künste Bern schloss sie ein Diplom in Théâtre musical bei  Georges Aperghis und Gesang bei Marianne Kohler an.   Engagements als Solistin führten Gabrielle Weber nebst der Schweiz nach Italien, Frankreich,  Deutschland, Österreich und Portugal. In Konzert, Kammermusik und Musiktheater interpretiert sie  vorwiegend Stücke aus Renaissance, Barock und Klassik sowie Moderne und Uraufführungen.  Ihr Repertoire umfasst einerseits Schlüsselwerke aus Oratorium und Oper massgeblicher Kom‐ ponisten wie G.F. Händel, J.S. Bach, W.A. Mozart und Claudio Monteverdi, andererseits wichtige  Werke der Moderne u.a. von Leoš Janáček, Igor Strawinsky, György Kurtág oder Luciano Berio.  gabrielleweber.ch    Fritz Hauser, *1953 in Basel, entwickelt Soloprogramme für Schlagzeug und Perkussion, die er  weltweit zur Aufführung bringt.   Spartenübergreifende Arbeiten mit dem Architekten Boa Baumann, der Regisseurin Barbara Frey,  der Lichtgestalterin Brigitte Dubach, sowie den Choreografen Anna Huber, Heddy Maalem, Joachim  Schloemer u.a.   Kompositionen für Schlagzeugensembles und ‐solisten, Klanginstallationen (u.a. Therme Vals,  Architekturmuseum Basel, Fondation van Gogh, Arles), Radiohörspiele, Lesungen.    Improvisierte Musik solo und mit verschiedenen internationalen MusikerInnen. Zahlreiche CDs als  Solist und mit diversen Ensembles. Kulturpreisträger Basel‐Landschaft und Basel‐Stadt.  fritzhauser.ch     Boa Baumann, *1953, CH, Architekt ETH / SIA / BSA, beschäftigt sich mit zeitgenössischer   Architektur, teilweise im Dialog mit alter Bausubstanz, teilweise mit Neubauten. Oft von   unkonventionellen Lösungsansätzen bestimmt, geht sein Interesse vom Innenausbau über  Wohn‐häuser bis zu Industriebauten.   Seine Arbeiten sind geprägt vom subtilen Umgang mit der Umgebung, den verwendeten Materialien  sowie von einer intensiven Auseinandersetzung mit der vorgesehenen Nutzung und den zukünftigen  Bewohnern. Räumliche Abfolgen, Texturen, Farben und natürliches Licht sind weitere bestimmende  Elemente beim Aufbau seiner Projekte. boabaumann.ch     7   Brigitte Dubach, *1952 in Sumiswald/Schweiz, gestaltet Lichträume für Tanz‐, Theater‐ und Mu‐ sikprojekte. Mit Faszination und Kontinuität begleitet sie mit Vorliebe den Weg von tanzenden  Menschen, was eine Verbindung herstellt zu ihren früheren Tätigkeiten.    Nach der Primarlehrerinnen‐Ausbildung, dem Turn‐ und Sportlehrerinnen Studium an der Uni Basel  und einigen Jahren Unterrichtstätigkeit, weckten verschiedene Aus‐ und Weiterbildun‐gen in Tanz‐  und Bewegungstheater ihre Neugierde für das Bühnengeschehen und vor allem für das Medium  Licht. Es folgten autodidaktische Lehrjahre und Assistenzen bei renommierten Lichtdesignern.                    8