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Pressemitteilung „Zinslos glücklich?“ – Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater bei der Kreissparkasse Gelnhausen zu Gast Gelnhausen, 15. Oktober 2015 Stürzt der VW-Skandal die deutsche Wirtschaft in die Krise? Brauchen wir eine Art „Vereinigten Staaten von Europa“ um den Euro langfristig zu sichern? Und wann ist ein Ende der Niedrigzinsphase in Sicht? Mit diesen spannenden Fragen beschäftigte sich der Chefvolkswirt der DekaBank, Dr. Ulrich Kater, in seinem Vortrag zum Thema „Zinslos glücklich“ am Dienstagabend im KommunikationsCenter der Kreissparkasse Gelnhausen. In seiner Begrüßungsrede ging der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Horst Wanik, gleich auf die aktuelle Niedrigzinslage ein: „Es ist die 100Millionen-Dollar-Frage. Wann endet die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank? Dax-Turbulenzen, Nullzinsen, Blasengefahr: Die deutschen Anleger sind - und hier zitiere ich das Handelsblatt – im Anlagenotstand.“ Selten zuvor sei es für Anleger so anspruchsvoll gewesen, eine über dem Inflationsausgleich hinausgehende Rendite zu erwirtschaften. Mit klassischen Spareinlagen oder Termingeldern lassen sich derzeit keine Erträge über der Inflationsrate erzielen, so Wanik. Vielmehr gelte es, mit dem richtigen Anlagemix – einschließlich Immobilien und Aktien – sowie einer optimal ausgerichteten Vermögensstruktur den Zugang zu angemessenen Renditen zu ermöglichen. „Auch in einer Welt ohne Zinsen gibt es noch Anlageperspektiven. Dies setzt jedoch eine umfassende und professionelle Beratung sowie etwas Geduld der Anleger voraus“, erläuterte Wanik. Wo sind die Zinsen geblieben? Auch der Hauptredner des Abends, Dr. Ulrich Kater, hatte wenig Hoffnung auf eine baldige Trendwende. Er machte eine zu hohe Verschuldung der Staaten im Euro-Raum im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung für die derzeitige Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich: „Die
Niedrigzinsphase dürfte so lange andauern, bis die Verschuldung der europäischen Volkswirtschaften, die zur Finanzkrise geführt hat, abgebaut ist.“ Und das könne noch viele Jahre in Anspruch nehmen.
Die sanfte Enteignung der Sparer Eine von Dr. Kater mitgebrachte Grafik zur Realzinsentwicklung zeigte deutlich auf, welche Erträge noch in den 70er und 80er Jahren möglich waren. Das aktuelle Zinsniveau liegt unter der Inflationsrate. Anstatt, dass sich das Geld vermehrt, wird es in realer Rechnung zusehends weniger. Es fände – so Kater – eine „sanfte Enteignung der Sparer“ statt. Der Wertverlust der klassischen Geldanlagen erfordere Alternativen zum Sparen. Investieren statt Sparen Privatanleger können sich damit abfinden oder aber nach Alternativen suchen. Höhere Renditen seien in den kommenden Jahren vor allem im Wertpapierbereich zu erwarten, dort wo z.B. in Aktien von börsennotierten Unternehmen oder in Immobilienfonds investiert wird. Katers Credo lautet deshalb: „Investieren statt Sparen“. Nur durch die Einbeziehung von Wertpapieren oder auch Immobilien in einem ausgewogenen Anlagemix sei langfristig eine angemessene Rendite zu erzielen. Die klassischen Sparprodukte böten keine ausreichende Alternative, um die Inflationsrate zu kompensieren. Seine Empfehlung: langfristig investieren und die Investitionen auf viele Unternehmen und Branchen sowie gemanagte Fonds verteilen, um das Verlustrisiko zum Beispiel bei einer Firmenpleite gering zu halten. „Vereinigte Staaten von Europa“ Daneben betrachtete Dr. Kater in seinem Vortrag die Meldungen des Tages aus Politik und Wirtschaft und unterschied in einer angenehm sachlichen Art und Weise zwischen Themen, die bewegen oder aufregen und Trends, welche die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes oder der Welt auf Jahre nachhaltig beeinflussen könnten. Zum Beispiel Volkswagen: Das Manipulieren von Abgaswerten hat unabsehbare Konsequenzen für einen der größten deutschen Autobauer, aber - so der Finanzexperte - nicht für die gesamte deutsche Wirtschaft. Dennoch führe uns der Fall VW zu der Frage, ob die deutsche Wirtschaft zu stark auf den Industriesektor ausgerichtet ist. Dr. Kater dazu: „Die Deutschen sollten ihr Geschäftsmodell überdenken und gegebenenfalls erweitern.“ Mit dem nüchternen Blick des Ökonomen betrachtete Dr. Kater auch die allgegenwärtige Sorge um den Euro und den Verbleib Griechenlands im Euro. Am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland zeigte Dr. Kater auf, was eine erfolgreiche Währungsunion ausmacht und stärkt: die Solidarität in der Gemeinschaft. Die wirtschaftsstarken Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen helfen
den strukturschwächeren Regionen. Der Bund als den Ländern übergeordnete Instanz sorgt für eine faire Umverteilung der Mittel. Diese Ebene fehle – so Dr. Kater - in Europa und er entwirft die Idee von den ‚Vereinigten Staaten von Europa‘. „Wer eine Währungsunion gründet, möchte eigentlich ein Staat werden“, betonte der Chefvolkswirt. Doch der Weg dorthin sei noch lang und steinig. Wie sicher ist der Euro? Auch die Frage nach der Zukunft des Euros konnte an diesem Abend nicht abschließend beantwortet werden. „Der Euro ist kein Ergebnis, sondern ein Prozess, der sich von Krise zu Krise weiterentwickelt“, erklärte Dr. Kater. „Aktuell stellt sich die Frage, ob der politische Unterbau reicht, um den Euro weiterzuführen“, merkte der Finanzexperte an und verwies auf die Euro-Gegenbewegungen in Deutschland, Frankreich und England. Vorstandsvorsitzender Horst Wanik dankte Herrn Dr. Ulrich Kater abschließend für seinen informativen Vortrag. Dr. Kater zählt zu den renommiertesten Finanzexperten Deutschlands. Bis 1999 war er im Stab der „fünf Wirtschaftsweisen“ für die Themen Geldpolitik und Kapitalmarkt verantwortlich. “Wir sehen - auf den Finanz- und Kapitalmärkten bleibt es spannend. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Kunden mit solchen Vortragsveranstaltungen Anregungen für die eigenen Finanzen und ihre persönliche Anlagestrategie geben“, schloss Wanik. VS-Ref. Pipa-Rößler
Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt DekaBank
Für weitere Informationen oder Fragen: Britta Pipa-Rößler Abteilungsleiterin Vorstandsreferat Barbarossastraße 2 63571 Gelnhausen Telefon: 06051 825-107
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