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Die Jahreslosung 2016: Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet! Jesaja 66,13 2. Korinther 1,3-7 Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi, unseres Herrn, der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden. Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil. I. Trostbedürftig Gott tröstet. Deswegen loben wir ihn als den Vater des Erbarmens und den Gott allen Trostes. Paulus macht es uns vor: er reiht sich in die lange Kette der Trostbedürftigen aller Zeiten ein. Und wir dürfen uns mit einreihen. Das ist die Grundform, in der wir Gott loben: wir bekennen unsere Trost- und Gottes-Bedürftigkeit. Bei vielen Menschen kennen wir nur ihre gepflegte und strahlende Außenseite. Und für andere sind wir selbst vielleicht ebenso glänzend unnahbar. Aber in Wirklichkeit sind wir alle trostbedürftig - und das macht uns liebenswürdig. Das macht uns auch abhängig von einander und von Gott. Trost ist eines unserer Lebensmittel von Anfang an: Wenn ein Mensch zur Welt kommt muss er sofort getröstet werden. Unser erstes deutliches Lebenszeichen ist ein Schrei nach Trost. Und das bleibt so, bis wir ins Grab sinken. Der Säugling schreiend in seiner Wiege und der Greis, der im Sterben eine liebende Hand sucht, der zur Welt kommt und der aus dem Leben geht, beide brauchen Trost. Es hört nie auf: an jedem Lebenstag zwischen Geburt und Tod brauchen Menschen Trost – ob wir uns dessen bewusst sind, oder nicht. Gelobt sei Gott, der uns tröstet vom ersten bis zum letzten Atemzug. Im ersten Kapitel der Bibel lesen wir den spannenden Satz, dass wir nach dem Bilde Gottes geschaffen sind (1. Mose 1,27), als Mann und Frau. Ich bin auf Gott hin geschaffen. Das heißt auch, dass ich mehr brauche, als ich habe. Ich will mehr, als ich bin. Ich will über mich selbst hinaus. Und das ist gut so! So ist der Mensch für die Zuwendung Gottes geschaffen. Gott tröstet, wie ein Vater und wie eine Mutter. II. Trösterchen Nun muss ich uns am besten gleich sagen, dass Gott auch einen Widersacher hat. Der möchte auch trösten. Auch der Teufel tröstet. Er tröstet möglicherweise sogar mit frommen Worten, denn er ist ein Bibelkenner. In einer Welt, die betrogen sein will, läuft viel falscher Trost herum. So ist es denn kein Zufall, dass in unserem Text so stark von Gott die Rede ist. Daran hängt eben alles, dass Gott selbst uns tröstet und nicht dessen Nachahmer. Alles andere sind denn auch nur Trösterchen: vielleicht hochprozentige, oder kalorienreiche, elektronische oder PS-starke, die Blicke, die einen sexuellen Reiz versprechen, oder der interessante Stoff und Schnitt, der unsere äußere Erscheinung hebt – jeder hat da so seine Vorlieben. Unser Wohlstand hat die Auswahl an Trösterchen gewaltig erweitert: Unterhaltsames, Genussreiches, Schönes, Neues, - und es reicht doch nie.
Das Angebot von Trost dagegen hat sich nicht vergrößert. Nicht seit dem Tag, an dem Jesus Christus von den Toten auferstand und das Grab leer blieb. Seit dem Tag ist kein einziger neuer Trost dazugekommen. III. Wie Gott tröstet Wie tröstet eine Mutter? Sie kommt, sie ist da, sie nimmt ihr Kind in den Arm, sie spricht tröstende Worte! – So tröstet Gott! Gott tröstet, indem er da ist. Er tröstet uns, indem er nicht stumm und verborgen bleibt. Er gibt uns sein Wort. Er teilt sich uns mit. Die Bibel ist ein Buch der Tröstung, weil wir darin Gott finden. Unser Trost ist, dass er unser Gott ist und wir seine geliebten Kinder. Gottes Trost ist kein hingesagtes Wort. Gott schickt seinen Sohn in den Mangel und in die Not dieser Welt. Das ist der Trost von Weihnachten: In Jesus wurde Gott als Mensch geboren. Er macht sich begreifbar, anschaubar. Nun weißt du, dass er auf unserer, auf deiner Seite ist. Seit Weihnachten ist Gott in Jesus ganz bei dir. Gottes Trost geht weiter: da ist der Trost von Karfreitag! Gott tröstet, indem er selber litt. Karfreitag kommt Jesus zu dir, in deine tiefste Tiefe, in deinen tiefsten Schmerz, in deine Angst, in deine Verlassenheit – in dein Sterben! ER ist da! Du kannst nie tiefer fallen als in seine Hände – das ist der Trost der Tiefe! Unser Schmerz wird getröstet von seinem Schmerz und unser Leid verwandelt wenn wir ihn im Leid erfahren. Und natürlich brauchen wir den Trost von Ostern. Gottes Trost ist das Ende des Todes! Denn Jesus ist auferstanden. Gottes Trost ist, dass das Grab leer ist. IV. Damit wir trösten Ich habe bei Krankenhausbesuchen erlebt, wie Freunde und Verwandte sagen: „Kopf hoch, wird schon wieder!“ Auch bei Todkranken: „Wird schon wieder!“ Da trifft die Trostbedürftigkeit eines Menschen auf die Trostlosigkeit von Mitmenschen, die sich dem Bedürfnis entziehen: „Wird schon wieder!“ Und bei Trauergesprächen vor Beerdigungen kommt oft raus, dass niemand mit dem Sterbenden über seinen Tod gesprochen hat. „Nein, wir wollten ihm doch nicht die Hoffnung nehmen!“ Jemandem die Wahrheit zu sagen, heißt ja nicht einfach zu sagen, du wirst bald sterben, sondern ihm von Jesus zu erzählen. Welche Trostlosigkeit – ohne Jesus. Paulus schreibt hier nicht an einem theologischen Lehrbuch. Er erzählt aus seinem Leben. Dies ist ein sehr persönlicher Brief. Er wird den Korinthern einige Kapitel später noch auflisten, wie oft er gesteinigt worden ist, ausgepeitscht wurde, Schiffbruch erlitten hat, im Gefängnis saß, einsam und verfolgt, hungrig und mittellos war. In all dem geht es nicht um ihn, sondern um Jesus, der unser Trost ist. „Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden. Wie uns nämlich die Leiden Christi überreich zuteil geworden sind, so wird uns durch Christus auch überreicher Trost zuteil.“
Gott haben wir zu rühmen, weil er uns in Jesus tröstet. V. Gottes Trost zeigt uns das Ende Gott erweist seiner Allmacht nicht darin, dass er uns vor allem Schweren bewahrt. Er verbannt nicht den Mangel und die Schuld aus dieser Welt. Jesus nimmt sie leidend auf sich. Es soll niemand mehr sagen, er sei „ein Gott, der alles kann und nichts tut.“ Denn er leidet und stirbt. Wir wünschen uns das anders. Aber auch wenn wir Mühe haben, zu begreifen, dass Gott so unsere Erlösung schafft: es ist dies unsere einzige Rettung: dass Gott seinen Sohn wie ein Samenkorn in die diese Erde bringt. Dadurch ist der Tod besiegt, die Sünde vergeben und alles Leid begrenzt. Denn am Ende steht der Jüngste Tag und seine neue Welt. Gelobt sei Gott, der am Ende alles neu macht. Die Gefahr des Leidens besteht darin, dass es uns einredet, es gebe für uns keinen Ausweg mehr: diese Schmerzen werden immer bleiben. Ich bin so allein und verlassen. Das ist so und das bleibt so. Ich habe alles falsch gemacht und nun ist alles aus. Eine Not will uns in die Resignation reißen. Der Traurige oder Leidende sieht für sich keine Zukunft mehr, nur noch Vergangenheit. Gelobt sei Gott, der Vater Jesu Christi, der alles neu macht. Wir gehen nicht unbelastet und unbeschädigt durch diese Welt, die nicht nur an Schönheit, sondern ebenso an Nöten reich ist. Jesus geht mit, alle Tage. Und er gibt uns ein Amt: Zu trösten und zu ermutigen, wie er uns tröstet und ermutigt. Amen Pauluskirche Bielefeld, 03.01.2016, Pfr. Michael Sturm