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PRESSEKONFERENZ 17.6.2015 Programmvorschau Spielzeit 2015/2016
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MOUSONTURM 2015/2016 FF
Mit dem Internationalen Tanzfestival und Sommerlabor Together Forever - Dance, Performers, Politics (27.8. - 13.9.), einem gemeinsamen Projekt des Mousonturms und des Tanzlabor 21, startet das Künstlerhaus in eine Spielzeit, die von hochkarätigen und innovativen Tanzereignissen geprägt wird. Mit der Tanzplattform Deutschland 2016 präsentiert und richtet das Künstlerhaus Mousonturm im kommenden März (2. - 6.3.2016) eines der wichtigsten Großereignisse der internationalen Tanzwelt aus. Einen weiteren programmatisch wegweisenden Akzent setzen Mousonturm und Hessisches Staatsballett mit der neuen Initiative zu einer Tanzplattform Rhein-Main, die ab 2016 zu einem Projektzentrum für Tanzentwicklung und Tanzvermittlung ausgebaut wird. Die Reihe internationaler Projekte und Themenschwerpunkte am Künstlerhaus Mousonturm erlebt mit dem Indonesia LAB - Festival of Contemporary Arts (6.-18.10.) eine Premiere der besonderen Art: Die sechs Partner des Frankfurt LAB haben, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der KfW Stiftung und dem Goethe-Institut Indonesien, Projekte in den Bereichen Musik, Tanz, Performance und Bildende Kunst initiiert, indem sie herausragende Künstler aus Indonesien und Deutschland zur Zusammenarbeit einladen. Ebenfalls im Herbst präsentieren wir ein weiteres Stück des seit 2014 assoziierten kongolesischen Autors und Regisseurs Dieudonné Niangouna. Die Inszenierung steht im Zentrum der zweiten Ausgabe des Festivals Afropean Mimicry & Mockery (28.10. - 1.11.) Neben den genannten umfangreicheren Projekten wird der Mousonturm sein Programm mit ausgewählten Positionen internationalen Theaters wie auch Tanzikonen - etwa Trisha Brown, Meg Stuart oder Alain Platel fortsetzen und die Zusammenarbeit mit herausragenden regionalen Künstlern sowie Kollektiven und Institutionen intensivieren.
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INTERNATIONALES TANZFESTIVAL & SOMMERLABOR
TOGETHER FOREVER Dance, Performers, Politics Fr. 28.8. - So. 13.9.2015 Das Tanzfestival TOGETHER FOREVER präsentiert Künstler, Kompanien und Kollektive aus China, den USA, Brasilien und Europa mit herausragenden Bühnenwerken und Performances im öffentlichen Raum. Eng mit den Künstlern und dem Programm des Festivals verflochten erforschen im Internationalen Sommerlabor junge Tanz- und Performancekünstler in Workshops und Vorträgen das Dreiecksverhältnis von DANCE, PERFORMERS, POLITICS und entwickeln hierzu neue Arbeitsweisen und Dramaturgien. Für viele Künstler ist der kritische Zustand unseres gegenwärtigen gesellschaftlichen Zusammenlebens eine provozierende Herausforderung. In und mit ihren Arbeiten beziehen sie nicht nur Stellung, sondern machen es sich zur Aufgabe, die bestehenden künstlerischen Formen und Konzepte von Versammlung und Teilhabe radikal zu hinterfragen und zu erneuern. Während dabei der Glaube an die repräsentative Macht des Theaters und seines Publikums immer weiter infrage gestellt wird, erscheint im Gegenzug die Performance selbst mehr denn je als Ort der gemeinsamen körperlichen Imagination und Kommunikation. Denn was ist es, das wir, die gemeinsam Anwesenden, grundsätzlich tun können, unbedingt tun müssen und überhaupt noch tun wollen? Statt einer Antwort präsentiert das vom Künstlerhaus Mousonturm und vom Tanzlabor 21 gemeinsam realisierte Festival TOGETHER FOREVER exemplarische Projekte und Positionen, die dazu einladen, aus den akuten Verhältnissen von künstlerischer Praxis und sozialen Kontexten neue Notwendigkeit und Möglichkeiten im Verhältnis von Kunst und Politik zu erforschen und zu verhandeln.
LIGNA (Hamburg) TANZ ALLER – ein Bewegungschor Fr. 28.8. - So. 30.8., Open air auf dem Römerberg Choreografie / Performance Bewegungschöre gehören zum visionären Erbe der jüngeren Tanzgeschichte. Entstanden in den 1920er Jahren sind sie Ausdruck einer emanzipatorischen Allianz zwischen Arbeitern und Künstlern: Wie lassen sich die Körper von Menschen, von ihren alltäglichen Zwängen befreit, als chorisch organisierte Gruppe gemeinsam in Bewegungen versetzen? Mit TANZ ALLER erneuert die Künstlergruppe LIGNA diese Kunst-Utopie und lädt zum Auftakt des Festivals auf dem Frankfurter Römerberg zum kollektiven Selbstversuch. „Radioballett“ nennt LIGNA ihre über individuelle Radioempfänger vermittelten und koordinierten Choreografien. Entwickelt für verschiedene Räume greifen sie dort vorherrschende Regeln auf, um sie im Vollzug kritisch zu hinterfragen.
MAMAZA (Genf/Tel Aviv/ Frankfurt) ASINGELINE – an enacted thought Fr. 28.8. - So. 30.8., durational performance vom Römerberg zum Mousonturm Intervention / Choreografie 2
Zum Auftakt am Freitagabend beginnt das Choreografen-Kollektiv MAMAZA ein handbreites, rotes Band in einer geraden Linie vom Frankfurter Römerberg bis zum Mousonturm zu verlegen. In ihrem direkten Verlauf fordert ASINGELINE alle (Überzeugungs-)Kräfte heraus, denn es geht darum, dem Band den Weg über Plätze, Straßen, Mauern und quer durch Läden, Wohnungen, Büros, Häuser und Gärten zu bahnen. Besucher werden ebenso wie zufällige Passanten zu Kommunikations- und Handlungspartnern. Parallel zu zahlreichen Bühnenprojekten entwickelt MAMAZA Projekte im Grenzbereich zwischen konzeptioneller Choreografie und Sozialer Plastik. ASINGELINE wurde seit 2012 bereits in Antwerpen, Ouagadougou, Johannesburg, Lagos und Venedig realisiert. Videodokumentationen zur Projektserie ASINGELINE werden im Foyer des Mousonturm gezeigt.
Living Dance Studio (Beijing) Listening to Third Grandmother’s Stories Fr. 28.8. Choreografie / Film / Performance Die weltweite Wertschätzung verdankt das Living Dance Studio in Beijing der kompromisslosen Verknüpfung von künstlerischer Produktion, historischen Recherchen und sozialem Engagement. 1994 von der Choreografin Wen Hui und dem Dokumentarfilmemacher Wu Wenguang gegründet, beleuchtet das Studio in seinen Projekten das Verhältnis von offizieller Geschichtsschreibung und individuellem Erleben aus immer neuen Perspektiven. „Listening to Third Grandmother’s Stories“ ist Teil einer Projektserie zur Revolutions- und Gründungsgeschichte der Volksrepublik China (im Mai war bereits „Memory“ im Mousonturm zu sehen). Tanz, Text und Film verdichten sich zu einer dokumentarisch-choreografischen Inszenierung, in deren Zentrum die persönlichen Erinnerungen von Wen Huis Großtante (ihrer „dritten Großmutter“) stehen, die älter ist als die Volksrepublik selbst, und die als Angehörige einer Landbesitzerfamilie Ende der 1940er Jahre aus dem Familiengedächtnis getilgt wurde.
Living Dance Studio (Beijing) Memory II: Hunger Do. 3.9., Frankfurt LAB Choreografie / Film / Performance Massive Fehlplanungen bei der landwirtschaftlichen Kollektivierung Chinas, dem „Großen Sprung nach vorn“, verursachten in den Jahren 1959 bis 1961 die weltweit bislang größte Hungerkatastrophe mit bis zu 40 Millionen Toten. Im Rahmen seines Erinnerungs- und Dokumentationsprojekts „The Folk Memory Project“ begegnet das Living Dance Studio der bis heute anhaltenden Tabuisierung des Themas von offizieller Seite: Seit einigen Jahren gehen junge Mitglieder der Gruppe als Geschichtssucher in die Provinzen. Bislang besuchten sie dutzende von Dörfern und führten Interviews mit mehr als 400 Überlebenden der großen Hungersnot. In „Memory II: Hunger“ stehen die Interviewer selbst auf der Bühne, beschreiben und kommentieren das Dokumentarmaterial und verhandeln aufs Neue das Verhältnis zwischen Einzelnem und Kollektiv, zwischen Körper und Masse und zwischen Körper und Erinnerung.
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Jeremy Wade & Friends (Berlin/New York) Together Forever Sa. 29.8. & So. 30.8. Happening Essen, trinken, tanzen, einander umsorgen, sich vertrauen: Mit Together Forever entwerfen Jeremy Wade & Friends ein abendfüllendes Experiment ewigen Zusammenseins. Mit ihrem Performance-Ritual verführen sie alle Anwesenden zur fröhlichen Komplizenschaft, um so die sozialen und politischen Implikationen von Gemeinschaft, Liebe und Zuwendung neu auszuhandeln. Bitte drei Stunden Zeit und Appetit auf ein veganes Mahl mitbringen! Kollektivität ist ein zentrales Thema in Jeremy Wades künstlerischer Forschung, die er zumeist in Kooperation mit Kunstschaffenden anderer Disziplinen betreibt. Darüber hinaus arbeitet er als Kurator und unterrichtete u.a. als Gastprofessor an der Akademie der bildenden Künste in München.
Lia Rodrigues Companhia de Danças (Rio de Janeiro) Pindorama Di. 1.9. & Mi. 2.9. Tanz In der Sprache der Tupí, der indigenen brasilianischen Urbevölkerung, bezeichnet „Pindorama“ jenen Teil der Welt, den wir seit der portugiesischen Kolonisation als Brasilien kennen. Für Lia Rodrigues ist „Pindorama“ Ausdruck einer physischen und spirituellen Welt in ständiger Transformation – und ihre Choreografie der Versuch einer Kontaktaufnahme: Unmittelbar vor dem Publikum lässt sie die Wellen einer Plane zum wilden Ozean werden, in dem sich Körper wie vakuumverpacktes Geröll verfangen und zu Treibgut werden. Aus der radikalen Vereinzelung entsteht die Utopie eines kollektiven Körpers als Schutzschild gegen die Macht der Elemente. Lia Rodrigues ist die zentrale Figur des zeitgenössischen Tanzes in Brasilien. Vor einigen Jahren verlegte sie das Proben- und Ausbildungszentrum ihrer Kompanie nach Maré, in eine der größten Favelas von Rio de Janeiro, und entwickelt dort ihre künstlerischen und sozialen Projekte.
Penelope Wehrli & Detlev Schneider (Berlin) Transforming Acts – ein dynamisches Archiv Fr. 4.9. & Sa. 5.9. Videoinstallation In den 1980er Jahren wird der Tanz zum inspirierenden Impulsgeber der Theateravantgarden. Sein artifizielles Bewegungsvokabular, seine choreografischen Raumkompositionen und repetitiven Abläufe verändern Ausdrucksformen, Arbeitsweisen und ästhetische Positionen ebenso wie der Einfluss durch die Arbeiten von Cage, Cunningham und der JudsonChurch-Protagonisten oder der flämisch-niederländischen Szene. „Transforming Acts“ zeichnet diese fundamental verändernden Wechselwirkungen nach. Das mehrkanalige Videokaleidoskop kombiniert Archivmaterial wegweisender Produktionen mit aktuellen Porträts und Reflexionen von Pina Bausch, Laurent Chétouane, Jo Fabian, Jan Fabre, Johann Kresnik,
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Thomas Lehmen, Heiner Müller, Einar Schleef, Meg Stuart, Robert Wilson, VA Wölfl, The Wooster Group / Elizabeth LeCompte. „Transforming Acts“ ist eine Zusammenarbeit der Szenografin, Performerin und Regisseurin Penelope Wehrli mit dem Theater- und Kulturwissenschaftler Detlev Schneider.
Antonia Baehr & Valérie Castan (Berlin/Paris) Misses und Mysterien Ein choreografisches Hörspiel frei inspiriert von The Girl Chewing Gum von John Smith (1976), Schwanensee von Marius Petitpa (1895) und Canaille von Valeska Gert (1919) Fr. 4.9. & Sa. 5.9. Choreografie / Hörspiel / Performance „Misses und Mysterien“ ist Choreografie, Nouvelle-Vague-Drag-Show und Hörspiel zugleich. Das Verfahren der Audiodeskription für sehbehindertes Publikum kommt hier zum Einsatz, um eine imaginäre Aufführung zu beschreiben. Eine Sprecherin liest einen Text, die Musikerin Andrea Neumann begleitet sie live auf dem Innenklavier. Auf der Bühne: der Performer William Wheeler. Wenn er nicht doch woanders ist. Oder eine andere. Zu sehen und zu hören sind Worte, Aktionen, Tänze, Kindheiten, bei denen alles ins Spiel kommt, alles auf dem Spiel steht, alles Spiel ist: Drag, unmögliche Liebe, Kannibalismus, Fetischismus, Animismus... „Schon als Kind tat ich es überall, in meinem Zimmer, bei meinen Eltern im Wohnzimmer, allein oder in der Öffentlichkeit, ich tat es mit großem Vergnügen und vor allem aus purer Lust.“ – Valérie Castan. Antonia Baehrs Arbeit ist geprägt von ihrer Vorliebe für Humor, performative Partituren und die Auflösung klarer Zuordnungen – sei es im Hinblick auf Konstellationen, Funktionen, Identitäten, Geschlechter oder selbst der Spezies. Mit Valérie Castan verbindet sie eine lange Freundschafts- und Arbeitsbeziehung. Castan ist ausgebildete Tänzerin und Choreografin und Expertin für Audiodeskription von Tanz für Menschen mit Seheinschränkungen.
Emanuel Gat (Istres) Plage Romantique Sa. 12.9., Frankfurt LAB Tanz Den Abschluss des Festivals feiern wir am Strand: Singen, Gitarre spielen, mit den Körpern musizieren – in Emanuel Gats choreografischem Musical ergänzen sich Musik und Tanz auf spielerisch-humorvolle Weise zu einer fließenden Klang- und Bewegungskomposition. Leicht und unaufhaltsam bewegen sich die Tänzer in Gruppen oder Soli, als wären sie ein einziger, lebender, atmender Organismus, eine Flut, die sich unaufhaltsam nähert. Die kompositorische Dichte erschafft einen physischen Klangraum, dessen Widerhall alle Anwesenden erfasst und in Schwingung versetzt.
Emanuel Gat (Istres) The Goldlandbergs So. 13.9., Frankfurt LAB Tanz In Kooperation mit der Alten Oper zum Auftakt des Frankfurter Musikfests 2015 5
Sie klingt nach Familiensaga, diese Hommage an Glenn Gould, die der israelische Choreograf Emanuel Gat dem kanadischen Pianisten erweist. Doch keine chronologisch oder logisch erzählte Handlung, sondern der intime Blick in die komplexe Natur menschlicher Beziehungen ist es, der den Choreografen in besonderem Maße interessiert. Gat montiert Glenn Goulds Einspielung von Bachs Goldberg-Variationen mit einer Radiodokumentation, für die der Pianist in einer mennonitischen Gemeinde in Kanada Stimmen, Chormusik und Geräusche gesammelt und aufgezeichnet hat. Die vielschichtige Struktur der daraus entstandenen Tonspur überträgt Gat auf ein virtuos choreografiertes, komplexes und dynamisches Beziehungsgeflecht. Diese Aufführung ist der Abschluss von „Together Forever“ und zugleich der Auftakt des Frankfurter Musikfests 2015 und wird in Zusammenarbeit mit der Alten Oper durchgeführt. Bereits 2004 gründete Emanuel Gat seine eigene Tanzkompanie, deren Produktionen u.a. mit dem Kulturpreis des Staates Israel und dem New Yorker Bessie-Award ausgezeichnet wurden.
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NOCH MEHR TANZ
Paula Rosolen (Frankfurt) Aerobics! Mousonturm-Koproduktion Do. 22.10. - Sa. 24.10.2015 Tanz Aerobic gilt als Mutter aller Work-Outs. Weniger bekannt sind hingegen die Anfänge des Disco-Drills, die auf Trainingsmethoden der US-Airforce zurückzuführen sind. Als Choreografin mit Vorliebe für tanzgeschichtliche Härtefälle betrachtet die Frankfurter Choreografin Paula Rosolen die Fitnessbewegung im gesamtgesellschaftlichen Kontext von wachsender Effizienz und Produktivität als epochales Tanzstück. Nachdem eine zehnminütige Miniatur des Projekts den ersten Preis beim renommierten Tanzwettbewerb Danse Élargie 2014 in Paris gewonnen hat, führt Rosolen ihre Recherche in einer abendfüllenden Version weiter. Dabei sucht sie nicht nur nach den strukturellen Tiefen, Raumbeziehungen und dramaturgischen Wendungen von Aerobics sondern nach Parallelen zu choreografischen Verfahren von Tanzikonen wie Anne Teresa de Keersmaeker und Lucinda Childs. Paula Rosolen absolvierte ihr Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt und schloss das Masterstudium in Choreografie und Performance an der JustusLiebig-Universität in Gießen ab. Mit ihren Arbeiten „Die Farce der Suche“ (2010), „Libretto“ (2012) und „Piano Men - Ein Tanzfonds Erbe Projekt“ (2013) untersucht sie seit 2010 die Beziehung zwischen Dokumentartheater, Oral History und Tanz.
Florentina Holzinger / Vincent Riebeek (Wien/Amsterdam) Schönheitsabend Mousonturm-Koproduktion Mi. 25.11. & Do. 26.11.2015 Tanz / Performance Das Choreografen-Duo Florentina Holzinger und Vincent Riebeek begeisterten das Frankfurter Publikum zuletzt mit ihrer Trilogie „Kein Applaus für Scheiße“, „Spirit“ und „Wellness“. Mit ihrer neuen Produktion „Schönheitsabend“ kehren sie an den Mousonturm zurück. Sie schlüpfen darin in die Haut von Vaslav Nijinsky und Bronislava Nijinska, Anita Berber und Sebastian Droste, Ruth St. Denis und Ted Shawn – all der berühmten Tanzpaare des beginnenden 20. Jahrhunderts –, und folgen der historisch verbrieften Lust an „exotischen Tänzen“. In einer collageartigen Performance aus technischer Aneignung und sensationslustiger Überhöhung eignen sich Holzinger und Riebeek die historischen Vorgänger in einem subjektiv aktualisierten und radikalisierten Balanceakt zwischen Schönheit, Obszönität und Intimität an und schöpfen dabei aus Pop-Kultur, Körperkult und Stilmitteln klassischer Darbietungen. Florentina Holzinger und Vincent Riebeek studierten beide Choreografie an der School for New Dance Development (SNDO) der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten. Ihr erstes gemeinsames Duett „Kein Applaus für Scheiße“ wurde beim Bâtard Festival in Brüssel 2010 als große Entdeckung gefeiert und tourte auf internationalen europäischen Festivals. „Spirit“ feierte im Oktober 2012 bei CAMPO Gent Premiere. „Wellness“ schloss die Trilogie ab, die am Mousonturm 2014 erstmals zusammenhängend gezeigt wurde.
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Trisha Brown (New York) Stage Works Di. 1.12. & Mi. 2.12.2015 Tanz Trisha Brown gehört als Mitbegründerin des Judson Church Theater und als Stilikone des US-Amerikanischen Postmodern Dance zu den einflussreichsten Persönlichkeiten des zeitgenössischen Tanzes. Mit ihrer 1970 gegründeten Trisha Brown Dance Company wurde sie international bekannt, ihre Choreografien, die sich aus alltäglichem Bewegungsmaterial speisen und durch Wiederholung und Überlagerung zu komplexen Bewegungsfolgen zusammenfügen, haben ganze Tänzergenerationen, darunter Anne Teresa de Keersmaeker und Meg Stuart, beeinflusst. Brown entwirft in ihren Arbeiten, die sie häufig im Dialog mit bildenden Künstlern und Komponisten entwickelt hat, choreografische Grundsätze, die (Alltags)Bewegung von erzählender Geschichte, Bedeutung, Darstellung, Kontext oder Emotion lösen und als offenes Systeme begreifen. Bewegung ist dann weder funktional noch pantomimisch, sondern ein Werkzeug, um die Fähigkeiten des Körpers aufzuschlüsseln. Nachdem Trisha Brown die künstlerische Leitung abgegeben hat, tourt die Trisha Brown Company nun ein letztes Mal mit ihren „Stage Works“. Eine Auswahl früher Bühnenwerke, darunter viele Meilensteine der Tanzgeschichte wie „Son of gone fishin“ (1981), „Solo Olos“ (1976) und „Set and Reset“ (1983) sind im Dezember noch einmal in Frankfurt und damit zum allerletzten Mal in Deutschland zu sehen.
MAMAZA / Fabrice Mazliah (Frankfurt) / MichaelDouglas Kollektiv (Köln) Telling Stories Mousonturm-Koproduktion Fr. 18.12. - So. 20.12.2015 Tanz / Performance Das mit dem Mousonturm seit drei Jahren assoziierte Choreografenkollektiv MAMAZA trifft auf das in Köln ansässige MichaelDouglas Kollektiv, um unter der Leitung von MAMAZAMitglied Fabrice Mazliah gemeinsam choreografische Praktiken zu vertiefen. Setzte sich MAMAZA die körperliche Erfahrbarkeit des Sichtbaren als übergreifendes Prinzip, untersucht Mazliah mit dem MichaelDouglas Kollektiv nun exemplarisch übergeordnete Repräsentationssysteme anhand erzählerischer Strukturen. Verstärkt durch dann ehemalige Tänzer von The Forsythe Company werden MAMAZA und das MichaelDouglas Kollektiv choreografisch Kommunikationsstrategien entwickeln, die sich im Spannungsfeld des visuellen und physischen Empfindens von Bildern entwickeln, und dabei zugleich neue Beziehungen zum Publikum erproben. „Telling Stories“ setzt die Zusammenarbeit zwischen Fabrice Mazliah und dem MichaelDouglas Kollektiv fort, die 2011 mit „Bearers of Hope“ begonnen hat.
Meg Stuart (Berlin) Hunter Fr. 15. & Sa. 16.1.2016 Tanz / Performance Die Choreografin Meg Stuart hat mit ihren großformatigen Stücken Tanzgeschichte geschrieben. Nach vielen Jahren kehrt sie nun erstmals in einem abendfüllenden Stück als Solistin auf die Bühne zurück. In „Hunter“ erforscht Meg Stuart ihren Leib als ein Archiv, das 8
von persönlichen und kulturellen Erinnerungen, von Vorfahren und künstlerischen Vorbildern, von Fantasien und unsichtbaren Kräften beherrscht wird. Sie geht auf Entdeckungsreise in einem Land der kleinen Dinge, die ihren Körper umgeben, und übersetzt die Ergebnisse ihrer Recherche in eine Serie von Selbstporträts. Erfahrungen werden auf dem Schneidetisch in Einzelteile zerlegt und wieder zusammengeklebt, damit neue mögliche Verbindungen hervortreten können. Es entsteht ein cartoonartiger Körper, ein schamanistisches Gesangsritual oder eine laute Klangskulptur. Innere Zustände, über unterschiedliche Oberflächen und verschiedene Medien hinweg verteilt, entwickeln in einer von allen geteilten Welt einen Resonanzraum. Eine Begegnung mit einer außergewöhnlichen Choreografin und Performerin: Meg Stuart, kraftvoll und fragil zugleich, wie wir sie lange nicht mehr gesehen haben. Meg Stuart ist eine der bedeutendsten Choreografinnen und Tänzerinnen der Gegenwart. Nach ihrem Tanzstudium an der New York University entwickelte sie ihr erstes abendfüllendes Stück, „Disfigure Study“, das den Beginn ihrer choreografischen Karriere in Europa markiert. Stuart gründete 1994 ihre eigene Kompagnie, Damaged Goods, und machte Brüssel zu ihrer neuen künstlerischen Heimat. Gemeinsam haben sie mehr als 30 Produktionen erarbeitet, Solos ebenso wie groß angelegten Choreografien, site-specific Arbeiten und Installationen. Ihre Arbeiten gastieren in Theatern und auf Festivals weltweit, wurden zur documenta X (1997) in Kassel und zur Manifesta7 (2008) in Bozen eingeladen. 2008 erhielt Meg Stuart den Bessie Award und dem Flämischen Kulturpreis für ihr Gesamtwerk.
Aerowaves – Festival Gesten (Arbeitstitel) Do. 21.1. – Sa. 30.1.2016 Aerowaves ist ein europaweites Netzwerk, das Kuratoren und Tanzschaffende aus 34 Ländern zusammenbringt, um sich über die Arbeit vielversprechender junger Choreografen in Europa auszutauschen und für sie Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen. Das Künstlerhaus Mousonturm ist seit 2009 einer der präsentierenden Partner. Für einen Themenschwerpunkt wurden vier Arbeiten aus den Aerowaves-Bewerbungen ausgewählt, die sich alle auf besondere Weise mit Gesten und Gebärden auseinandersetzen und somit einen Grundaspekt zwischenmenschlicher Kommunikation in den Mittelpunkt stellen. Zwischen Bewegung und Bild, Konvention und Klischee, Ausdruck und Ausdruckslosigkeit changierend, erscheint das Gestische in den Stücken als spannungsgeladenes choreografisches Material. Das Stück „Band“ der norwegischen Choreografin Ingri Midgard Fiksdal macht das Bewegungsritual eines Rockkonzerts zum Ausgangspunkt rhythmischer und visueller Abstraktion. Ayelen Parolin entwickelt mit ihren Tänzern ihrer Compagnie in Hérétiques aus unendlichen Variationen eines Dreiecks kraftvolle trancehafte Zustände. Giorgia Nardins Duett „All dressed up with nowhere to go“ verwandelt Gesten der sozialen Selbstdisziplinierung, wie das Zuknöpfen eines Hemdes, zu fragilen Gebärden. Die ungarische Company Hodworks läßt „Conditions of Being a Mortal, movement I, II & III“ zum Ventil für die lustvolle Überschreitung alles Konventionellen werden, und findet in jeder Gebärde Material für melodramatische Überzeichnung. Gerahmt wird das Programm der Nachwuchschoreografinnen durch neue Arbeiten „Urge“ des französischen Choreografen David Wampach und „OPERVILLE“ des Performancekünstler Ivo Dimchev (siehe unten). Beide befragen in ihren Stücken immer wieder Grundlagen der Kommunikation und fordern bestehende soziale und künstlerische Konventionen heraus. 9
Alain Platel (Gent) En avant, marche! So. 22.3. & Mo. 23.3.2016, Schauspielhaus In Kooperation mit dem Schauspiel Frankfurt Choreografie Alain Platel zählt mittlerweile zu den Klassikern des zeitgenössischen Tanzes in Europa. Mit seiner Compagnie les ballets C de la B prägt er seit über dreißig Jahren das Verständnis von Tanz und Choreografie maßgeblich. Der choreografische Autodidakt versteht es wie kaum ein anderer Künstler das Theater für Alltägliches und Skurriles zu öffnen und unterschiedlichste Menschen, Stile und Universen auf der Bühne gleichberechtigt zu vereinen. In seinem neuen Stück „En avant, marche!“, einer Zusammenarbeit mit dem Regisseur Frank Van Laecke, stellt Platel einen sozialen Mikrokosmos par excellence in den Mittelpunkt: die Blaskapelle. In einer Zeit, in der sich soziale Beziehungen zunehmend lockern, erscheinen diese Amateurensembles als utopische Refugien, in denen Menschen unterschiedlichen Alters und sozialer Herkunft versuchen, einen gemeinsamen Rhythmus und eine gemeinsame Richtung zu finden. Mit viel Liebe für das große Gefühl im Kleinen entwerfen Platel und Van Laecke dabei mit „En avant, marche!“ ein choreografisch-musikalisches Sinnbild des Lebens. Der Belgier Alain Platel überschreitet als Regisseur die Grenzen zwischen Tanz, Theater, Musik und Bildender Kunst. Ausgebildet zum Heilpädagogen, betreute er fünf Jahre lang schwer behinderte Kinder, bevor er 1984 gemeinsam mit anderen Regisseuren und Choreografen das Tanzkollektiv les ballets C de la B gründete. Seine Produktionen sind bei zahlreichen internationalen Festivals zu sehen. Im Jahr 2004 erhielt Alain Platel den Europäischen Theaterpreis für sein Lebenswerk. Zuletzt inszenierte Alain Platel „Tauberbach“, das auch im Mousonturm gezeigt wurde. Mit dieser Inszenierung wurde er zum Berliner Theatertreffen 2014 eingeladen.
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TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2016 Frankfurt Rhein-Main Mi. 2.3. - So. 6.3.2016 Vom 2. bis 6. März 2016 veranstaltet das Künstlerhaus Mousonturm die zwölfte Ausgabe der Tanzplattform Deutschland. Das Festival präsentiert zwölf herausragende deutsche Tanzproduktionen der vergangenen zwei Jahre, die die ästhetische Vielfalt und unterschiedliche Produktionsweisen des zeitgenössischen Tanzes in Deutschland widerspiegeln. Auch junge choreografische Positionen und die Tanzszene der Rhein-Main-Region stellen sich vor. Eine Fachjury stellt das Programm zusammen, das sich nicht nur an das regionale Publikum, sondern auch an über 500 aus aller Welt anreisende Fachleute wendet. Die Tanzplattform Deutschland wird alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt ausgerichtet. Um Frankfurt und die Rhein-Main-Region im März 2016 zum Dreh- und Angelpunkt der Tanzwelt werden zu lassen, kooperiert der Mousonturm mit zahlreichen Partnern in Frankfurt und der Region: dem Staatstheater Darmstadt und dem Hessischen Staatsballett, den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main und The Forsythe Company, dem Kurtheater Bad Homburg und Dance RheinMain u.a. Eröffnet wird die Tanzplattform Deutschland 2016 am 2.3. im Bockenheimer Depot, im Frankfurter Schauspielhaus und im Mousonturm, Die Tanzplattform Deutschland 2016 wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main. Informationen und Programm (Veröffentlichung und Vorverkaufsbeginn Ende 2015): www.tanzplattform2016.de Eine Pressekonferenz zur Tanzplattform Deutschland 2016 ist für den 10.12.2015 geplant.
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TANZPLATTFORM RHEIN-MAIN 2016 - 2018 Ein Kooperationsprojekt mit dem Hessischen Staatsballett Parallel zur Tanzplattform Deutschland startet ein auf drei Jahre angelegtes Kooperationsprojekt zwischen dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Hessischen Staatsballett. Im Rahmen der Initiative „Tanzplattform Rhein-Main 2016-2018“ entwickeln die beiden Institutionen in Kooperation mit weiteren Partnern vielfältige Formate und Projekte, um Tanzschaffende und den Tanz in der Region nachhaltig zu stärken und ihn noch sichtbarer und wirkungsvoller werden zu lassen. Die Tanzplattform Rhein-Main fördert Angebote und Programme für die künstlerische Entwicklung von Tanzschaffenden, so zum Beispiel gemeinsame Künstlerresidenzen, außergewöhnliche Produktionsmöglichkeiten und zudem ein gemeinsames Festivalformat, das die Arbeiten lokaler Künstler zeitlich konzentriert präsentiert und in Beziehung zu Stücken internationaler Kollegen stellt. Darüberhinaus entwickelt die Initiative neue Formate im Bereich Vermittlung und Partizipation, die den Austausch zwischen Tänzern, Choreografen, Zuschauern und tanzinteressierten Laien anregen und neue Sichtweisen auf Tanz als kulturelle Praxis und Ausdrucksform ermöglichen sollen. Mit vielfältigen gemeinsamen Angeboten möchten der Mousonturm und das Hessische Staatsballett zudem ein größeres und breiteres Publikum für den Tanz im Rhein-Main-Gebiet gewinnen, Akteure und Institutionen im Bereich Tanz regional und überregional miteinander vernetzen und einen Austausch anregen. Mit der Tanzplattform Rhein-Main starten das Künstlerhaus Mousonturm und das Hessische Staatstheater ein bundesweit einzigartiges Projekt: Denn erstmals schließen sich ein internationales Produktionshaus und eine Staatstheaterstruktur zusammen, die mit festem Ensemble, wechselnden Residenzkünstlern und verschiedenen Gastproduktionen in den Städten Darmstadt und Wiesbaden gleichermaßen beheimatet ist. Die unterschiedlichen Kompetenzen, Ressourcen und Strukturen beider Einrichtungen ermöglichen Synergien, um eine Plattform sowohl für Tanzschaffende als auch für Menschen aus anderen sozialen und kulturellen Kontexten mit unterschiedlichen ästhetischen und stilistischen Vorlieben zu etablieren. Dabei fließen in die Initiative auch viele Angebote, Erfahrungen und Netzwerke mit ein, die das Ende 2015 auslaufende Projekt „Tanzlabor 21“ entwickelt und gesammelt hat, welches vor zehn Jahren – zunächst im Rahmen des „Tanzplan Deutschland“ – von Künstlerhaus Mousonturm, der Abteilung Zeitgenössischer und Klassischer Tanz (ZuKT), der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaften (ATW) der Gießener Justus-Liebig-Universität entwickelt und seitdem getragen wurde. Die Tanzplattform Rhein-Main 2016-2018 wird ermöglicht durch zahlreiche Förderer und Unterstützer, insbesondere den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Stadt Frankfurt, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Frankfurter Stiftungsallianz u.a. Gäste: Bruno Heynderickx, Kurator, Hessisches Staatsballett Tim Plegge, Ballettdirektor und Chefchoreograf, Hessisches Staatstheater Wiesbaden Johannes Grube, Ballettbetriebsdirektor, Hessisches Staatstheater Wiesbaden
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MADE IN FRANKFURT
In der kommenden Saison beabsichtigt das Künstlerhaus Mousonturm, mindestens zehn herausragende Künstler, Gruppen und Kollektive aus den Bereichen Zeitgenössischer Tanz und Performance zu präsentieren, die Frankfurt als zentralen Arbeitsstandort gewählt haben. Der Mousonturm unterstützt diese Künstler als Koproduzent und mit seinen Proberäumen und seiner Infrastruktur auch als Produktionsstätte. Darüber hinaus fungiert er als dramaturgischer Begleiter der Inszenierungen und als Förderer bei der Entwicklung der jeweiligen ästhetischen Positionen, und vernetzt die Künstler und ihre Arbeiten auf nationaler und internationaler Ebene. Den Tänzer und Choreografen Fabrice Mazliah (u.a. The Forsythe Companie) und das von ihm mitbegründete Kollektiv MAMAZA verbindet seit der Partnerschaft im Rahmen des Projekts „Doppelpass“ eine enge und langfristig angelegte Zusammenarbeit mit dem Mousonturm. Bereits im August 2015 ist MAMAZAs choreografische Stadtraumintervention ASINGELINE im Rahmen des Festivals „Together Forever“ zu sehen. Im Dezember folgt die Uraufführung von Fabrice Mazliahs Neuproduktion „Telling Stories“ in Kooperation mit dem Kölner MichaelDouglas Kollektiv. Das Choreografen-Duo Verena Billinger & Sebastian Schulz und die Choreografin Paula Rosolen zählen nach erfolgreicher Ausbildung an den Hochschulen in Frankfurt und Gießen und ihren ersten, am Mousonturm entstandenen Stücken heute zu deutschlandweit wichtigen Nachwuchspositionen. Bereits mit einer Vorstudie zu ihrer aktuellen Choreografie „Aerobics!“ gewann Paula Rosolen im vergangenen Sommer den internationalen Wettbewerb Danse Élargie am Pariser Théâtre de la Ville, die abendfüllende Fassung wird gegenwärtig am Mousonturm geprobt und ist hier im Oktober zu sehen. Verena Billinger und Sebastian Schulz wurden 2014 mit dem Nachwuchspreis und der Spitzenförderung des Landes NRW ausgezeichnet. Ihre kommende Projektserie, beginnend mit „Unlikely Creatures“, wird in Frankfurt und am Düsseldorfer FFT entwickelt. Weiterhin eng mit dem Mousonturm verbunden bleibt der Tänzer, Choreograf und Performance-Künstler Antony Rizzi, der in Jan Fabres 24-stündigem Werk „Mount Olympus“ einer der zentralen Akteure ist. Rizzi wird ebenfalls in der kommenden Saison ein neues eigenes Projekt am Mousonturm produzieren und vorstellen – unter dem Arbeitstitel „Same Old Set Different Show“. Der Frankfurter Komponist Hannes Seidl und der Berliner Dokumentarfilmer Daniel Kötter führen ihre am Mousonturm entwickelte und erarbeitete Musiktheatertrilogie „Ökonomien des Handelns“ mit dem abschließenden Teil LIEBE fort. Die bereits entstandenen Teile sind, wie auch ab kommendem Jahr die gesamte Trilogie, international an Häusern oder auf Festivals wie MaerzMusik (Berlin), Steirischer Herbst (Graz) oder Wien Modern zu Gast und werden von diesen Partnern gemeinsam koproduziert. Nach ihrer Einladung zur Tanzplattform Deutschland 2014 setzt der Mousonturm im Jahr 2016 auch die Zusammenarbeit mit dem Künstlerinnenkollektiv Swoosh Lieu fort, koproduziert nach erfolgreichen HTA-Abschlussprojekten neue Stücke des Kollektivs FUX (erstmals zusammen mit den Münchner Kammerspielen) und dem jungen Label SKART, das in Kooperation mit Kampnagel (Hamburg) seine Serie intergenerationaler Inszenierungen und 13
performanceästhetischer Diskurse in Frankfurt weiterentwickelt. Die Frankfurter Performance-Künstler Jörg Thum und Tim Schuster versammeln Künstler und Bürger zu einem Projekt, das an die mit vielen sozialen und politischen Facetten der Frankfurter Stadtgeschichte verbundenen Mouson-Seifenproduktion anknüpft. Die Regisseurin Susanne Zaun, der Regisseur Stéphane Bittoun und der Komponist und Regisseur Oliver Augst sind seit vielen Jahren und über zahlreiche, erfolgreiche und vielfach ausgezeichnete Produktionen mit dem Künstlerhaus als Koproduktionspartner verbunden. Die drei Künstler arbeiten an neuen Projekten, die im kommenden Jahr am Mousonturm entstehen und zur Uraufführung kommen.
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PERFORMANCES
She She Pop (Berlin) Schubladen Di. 29.9. - Do. 1.10.2015 Performance 25 Jahre nach der Wende treffen in SCHUBLADEN sechs Frauen aufeinander, drei Mal West-, drei Mal Ostsozialisation. Wer waren wir? Wer sind wir? Warum sind wir so geworden? In der international gefeierten Performance der Berliner Theaterkünstlerinnen She She Pop werden jede Menge persönlicher Erinnerungsstücke – Fotos, Songs, Tagebücher – aus den Schubladen hervorgekramt. Anstelle der landläufigen biografischen Klischees und Vorbehalte entsteht durch sie ein vielstimmiger, utopischer Dialog, eine hoch emotionale, kollektive Erzählung. Der Mousonturm präsentiert SCHUBLADEN kurz vor dem 3. Oktober als besonderen Beitrag zu den zentralen Feierlichkeiten des 25. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung in Frankfurt. She She Pop, ein 1992 von Absolventinnen der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen gegründetes Performancekollektiv, begreift die Bühne als einen Ort, an dem Entscheidungen getroffen werden und der Raum bietet, nach den gesellschaftlichen Grenzen der Kommunikation und deren gezielter und kunstvoller Überschreitung im Schutzraum des Theaters zu suchen.
SKART (Hamburg/Frankfurt) Lucky Strike Mi. 4.11. & Do. 5.11.2015 Performance Von Beginn an als intergenerationales Projekt konzipiert, entwickelte das Frankfurter Label SKART seine Performance „Lucky Strike“ in enger Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen der Neuen Schule Hamburg, deren Selbstverständnis als freier Schule bereits die aktive und selbstbestimmte Entscheidung der Schüler über die Kooperation mit den Künstlern entsprach. Inspiriert von dem Grimm-Klassiker „Hans im Glück“ provoziert und konfrontiert die Performance Besucher aller Altersgruppen mit unterschiedlichsten Haltungen gegenüber Besitzansprüchen, Konsumdenken und Materialismus. Auf drastisch-grelle Weise durchdringen sich in Bildsprache und Handlungsgestus Einflüsse aus der bildenden Kunst, Aktionskunst und idealistischem Rock’n’Roll-Habitus und werden zur Performance-Vision einer neuen Generation. Unter dem Label SKART entwickeln die in Frankfurt und Hamburg lebenden Künstler Philipp Karau und Mark Schröppel seit 2006 multimediale, von bildender Kunst ebenso wie von elektronischer Musik geprägte Theaterprojekte. Als Absolventen der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen sehen sie sich ganz in der Tradition des postdramatischen Theaters, wenn es darum geht, mit performativen Strategien gängige Denk- und Sehgewohnheiten zu hinterfragen.
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Philippe Quesne (Paris) La Mélancolie des dragons (Die Melancholie der Drachen) Fr. 6.11. & Sa. 7.11.2015, Frankfurt LAB Theater / Performance Philippe Quesne und das Vivarium Studio sind Meister der Bricolage, der Erschaffung wunderbarer Welten, die mit Nichts aus Nichts entstehen. „La Mélancolie des dragons“ erzählt von einer Begegnung zwischen vier spleenigen Altrockern, die mit ihrem Kleinwagen nebst Anhänger im Niemandsland stranden und dort unverhofft auf eine ebenso erstaunte wie bereitwillige Zuschauerin treffen. Mit Kunstschnee, Seifenblasen und Plastiktütenattraktionen, ausgetragen in offenen Verwandlungen, wird so vom schöpferischen Moment der Krise und der Sehnsucht nach dem Wahren und Wunderbaren erzählt. Philippe Quesne studierte bildende Kunst, Grafikdesign und Bühnenbild in Paris und war als Gestalter für Theaterhäuser, Opern und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst tätig. 2003 gründete er das Vivarium Studio, eine Gruppe aus Schauspielern, Bildenden Künstlern, Musikern und, bis vor kurzem, dem Hund Hermès (†). „L’Effet de Serge“, „Big Bang“ und „Swamp Club“ waren als höchst erfolgreiche Gastspiele bereits am Mousonturm zu sehen. Seit der Saison 2014/2015 leitet Philippe Quesne das berühmte Théâtre des Amandiers in Nanterre bei Paris.
Rimini Protokoll (Berlin) Qualitätskontrolle Sa. 5.12. & So. 6.12.2015 Theater / Performance Als Abiturientin ist sie versehentlich kopfüber ins Nichtschwimmerbecken gesprungen – und seitdem von der Halspartie bis zu den Fußspitzen vollständig gelähmt. An den Rollstuhl gefesselt und rund um die Uhr auf Pflegepersonal angewiesen, erzählt Maria-Cristina Hallwachs von ihrer Entscheidung für das Leben und ihrer Abhängigkeit von der Technik. Dabei thematisiert sie nicht allein ihr individuelles Schicksal, sondern reflektiert darüber, was Menschsein ausmacht. Wo fängt Behinderung an? Wo hört sie auf? Bestimmt sich der Wert eines Menschenlebens über seine Profitabilität für die Allgemeinheit? Wie immer in den Arbeiten von Rimini Protokoll repräsentiert der Mensch, um dessen Leben es geht, sich selbst. Und so stellt Maria-Cristina Hallwachs schließlich die Frage, wer denn bitte zu entscheiden hat, ab wann ein Leben lebenswert ist. Ihre Antwort ist eindeutig: Nur sie selbst kann und darf das. „Ich bin jetzt 38 Jahre alt und ich bin anfällig. Anfällig für den Tod. Anfällig für das Leben.“ Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel bilden seit 2000 ein Autoren-Regie-Team. Ihre Arbeiten im Bereich Theater, Hörspiel, Film, Installation entstehen in Zweier- und DreierKonstellationen sowie Solo. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Weiterentwicklung der Mittel des Theaters, um ungewöhnliche Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit zu ermöglichen. 2011 wurde das Gesamtwerk von Rimini Protokoll mit dem Silbernen Löwen der 41. Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet.
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Ivo Dimchev (Sofia/Brüssel) OPERVILLE. An experimental improvisational opera. Fr. 29.1. & Sa. 30.1.2016 Performance / Konzert Ivo Dimchev, das enfant terrible der Performanceszene, verwirklicht mit OPERVILLE seinen lang gehegten Wunsch, eine Oper zu schreiben. Dabei lässt er zu Opernmusik in einer brutal-radikalen Improvisation massive Muskelkraft und Falsettstimme in einem Klangkörper aufeinanderprallen, treibt – von Rockstar bis Primadonna – ein virtuoses Spiel mit Charakteren und Archetypen und verdreht mit drei Sängern und Performern Figuren, Texte und Bedeutungen der Oper zu einem schrägen ‚borderline event‘. In seinen Arbeiten agiert der u.a. an der DasArts Academy in Amsterdam ausgebildete bulgarische Künstler Ivo Dimchev stets an den Grenzen zwischen Performance, Tanz, Theater, Musik, Bildender Kunst und Fotografie. Sie wurden mit zahlreichen internationalen Preisen für Tanz und Theater ausgezeichnet. Seit 2013 ist er Artist in Residence am Kaaitheater in Brüssel.
Lola Arias (Buenos Aires) The Islands Mi. 8.6. & Do. 9.6.2016 Erstaufführung im deutschsprachigen Raum. Mousonturm-Koproduktion Performance Der einzige Krieg, den Argentinien im 20. Jahrhundert zu kämpfen hatte, war jener um die Malwinen, besser bekannt als Falklandinseln. Durch die Entdeckung von Ölquellen sind die Inseln kürzlich wieder in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt. In ihrem Projekt „The Islands“ lädt Lola Arias argentinische und britische Kriegsveteranen, Geologen, Zivilpersonen, Politiker, Intellektuelle, Schauspieler und Publikum in einen Gerichtssaal zur Anhörung. Wie gewohnt mischt sie Fakten und Fiktion und stellt Fragen: Wie können verlassene Felsen im Nirgendwo zu einer derart langen Feindschaft zwischen zwei Ländern führen? Wie sieht das Inselleben mit seinen Schafen und Bewohnern heute aus? Welche ökonomische, politische und strategische Rolle spielen die Inseln heute und zukünftig? Lola Arias wurde 1976 in Buenos Aires in Argentinien geboren. Sie ist als Schriftstellerin, Regisseurin, Schauspielerin und Musikerin tätig und gründete die Compagnie „Postnuclear“, ein interdisziplinäres Künstlerkollektiv, mit dem sie bereits verschiedene Theater-, Literatur-, Musik- und Kunstprojekte entwickelte, wie zum Beispiel „Striptease“, „El amor es un franco tirador“ und „Mi vida después“. Ihre Texte wurden in acht verschiedene Sprachen übersetzt
Chris Kondek & Christiane Kühl (Berlin) Neue Produktion Frühjahr 2016 Mousonturm-Produktion Chris Kondek begann vor über 20 Jahren mit internationalen Künstlern und Kollektiven wie der Wooster Group, Robert Wilson oder Laurie Anderson und später mit Meg Stuart, Sebastian Baumgarten, René Pollesch oder Michael Nyman zu arbeiten, für deren Theaterstücke und Performances er Videoarbeiten schuf. Seit 2004 ist der Mousonturm 17
kontinuierlicher Präsentations- und Koproduktionspartner von Chris Kondek. Viele seiner häufig zusammen mit der Performerin Christiane Kühl entwickelten und vielfach ausgezeichneten Arbeiten wurden auch am Künstlerhaus entwickelt. Als Beitrag für das Großprojekt EVAKUIEREN widmeten sich Kondek und Kühl der Frage, ob angesichts der gesamtgesellschaftlich immer weiter um sich greifenden Prekarisierung Künstler sich tatsächlich als gute Berater erweisen, um Perspektiven für ein Leben ohne Geld zu entwickeln. Parallel veranstaltet Chris Kondek im Künstlerhaus die Reihe „The Financial Cocktail Club“, in der er die Aktivitäten der EZB einer performativen Deutung unterwarf. Bereits mehrfach wurden Kondeks Arbeiten zum Festival Politik im Freien Theater eingeladen, so auch die im vergangenen Jahr entstandene und vom Künstlerhaus koproduzierte Performance „Anonymous P.“, die in diesem Jahr auch zu den herausragenden Inszenierungen zählt, die zum Impulse Festival 2015 eingeladen wurden.
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INTERNATIONALES AUTORENTHEATER
Amir Reza Koohestani / Mehr Theatre Group (Teheran) Hearing (Anhörung) Di. 22.9. & Mi. 23.9.2015 Deutsche Erstaufführung. Mousonturm-Koproduktion Schauspiel Es sind Aufführungen von intensiver sprachlicher und schauspielerischer Kraft und Dichte, in denen der iranische Autor und Regisseur Amir Reza Koohestani individuelle biografische Dramen zu ihren gesellschaftlichen und politischen Realitäten in Beziehung stellt. Nach seinem von Presse und Publikum gefeierten Gastspiel „Timeloss“ im vergangenen Jahr kehrt Koohestani nun mit seiner neuesten Inszenierung an den Mousonturm zurück. In „Hearing“ (Anhörung) geht es um die Ermittlung eines Vorfalls im Mädchentrakt einer Schule. Während Angeklagte und Zeugin wiederholt verhört werden, entspinnen sich Narrative, die weit über das vermeintlich Geschehene hinausgehen und zu Erzählungen einer ganzen Generation werden, deren Kindheit und Jugend vom Krieg geprägt sind. Ganz bewusst setzt Koohestani dabei zwei Frauen ins Zentrum und richtet damit den Blick auf eine Gruppe, deren Geschichte vom Überlebenskampf im Krieg zumeist unerzählt bleibt. Amir Reza Koohestani wurde 1978 in Schiras im Iran geboren. Seine Faszination für Film und Performance führte ihn schließlich zum Schreiben. Sein Stück „Dance on Glasses“ (2001) verlieh Koohestani international den Ruf des bedeutendsten iranischen Theatermachers der neuen Generation. Zuletzt erarbeitete er 2011 die Tschechow-Adaption „Ivanov“, 2012 „The Fourth Wall“ (eine Adaption von Tim Crouch’s „England“) und 2013 „Timeloss“. Seit 2012 entwirft Koohestani Filmskripte, sein erstes Projekt „Modest Reception“ (2012) wurde bei der Berlinale mit dem NETPAC Award für den besten asiatischen Film ausgezeichnet.
Kornél Mundruczó / Proton Theater (Budapest) Disgrace (Schande) nach J.M. Coetzee Fr. 11.12. & Sa. 12.12.2015 Schauspiel Irgendwann ist auf der Bühne nur noch ein einziges Bellen und Knurren zu hören. Die Schauspieler werden gerade als Hunde an das Publikum verkauft. So endet Kornél Mundruczós schonungslose Adaption des Romans „Schande“, geschrieben von dem südafrikanischen Nobelpreisträger J.M. Coetzee. Mit drastischen Bildern einer Theater-Reality-Show beleuchtet der Regisseur aktuelle Machtverschiebungen auf der politischen Landkarte und überträgt das Geschehen aus seiner ungarischen Perspektive von Südafrika in die Alte Welt. Kornél Mundruczó wurde 1975 in Ungarn geboren. Er studierte an der ungarischen Universität für Film und Schauspiel. Seine Werke wurden u.a. bei den Filmfestivals in Locarno und Cannes ausgezeichnet. Seit mehreren Jahren ist er außerdem als Theaterregisseur tätig, u.a. am Krétakör Theater und am Ungarischen Nationaltheater in Budapest, am Thalia Theater Hamburg, am Schauspiel Hannover und am TR Warszawa. 2009 gründete Mundruczó zusammen mit Dóra Büki die unabhängige Theaterkompanie Proton Theater in Budapest. Neben der Produktion von Theaterstücken beteiligt sich das Proton Theater an spartenüber19
greifenden und interdisziplinären Projekten. Der Mousonturm hat bereits sein Stück „Dementia“ koproduziert, das hier 2014 im Rahmen der „Neuen Stücke aus Europa“ zu sehen war.
Toshiki Okada /chelfitsch (Tokio) Protection (Arbeitstitel) Mi. 18.5. – Do. 20.5.2016 Erstaufführung im deutschsprachigen Raum. Mousonturm-Koproduktion Schauspiel / Performance / Choreografie In seiner derzeit entstehenden Arbeit „Protection“ (AT) setzt sich Toshiki Okada zusammen mit seiner Kompanie chelfitsch erneut mit der Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten auseinander, ein Thema, welches bereits in seinem weltweit gezeigten und vielbeachteten Stück „Ground and Floor“ von zentraler Bedeutung war. In Japan zählt der Regisseur und Schriftsteller zu den führenden Stimmen einer Künstlergeneration, die sich mit der nach der Katastrophe von Fukushima einsetzenden Apathie in Japan auseinandersetzt. „Protection“ erzählt von der aufkeimenden, leisen Hoffnung auf gesellschaftliche Veränderung, die die Katastrophe von Fukushima trotz allem mit sich brachte, die inzwischen aber versiegt ist. Erstmals arbeitet Okada mit O-Tönen und Interviews und erschafft durch die Vermischung von Theater- und Außenraum, und der Erkundung des Zusammenspiels von Klang, Wort, Körper und Musik, eine eigene neue Welt. Toshiki Okada wurde im japanischen Yokohama geboren und gründete im Jahr 1997 die Theatergruppe „chelfitsch“, die bewusst mit der falschen Aussprache des englischen Wortes ‚selfish‘ spielt. Er ist bei allen Produktionen der Gruppe Autor und Regisseur, hat seine ganz eigene Methode der Stückerstellung entwickelt und ist für den Einsatz extremer japanischer Umgangssprache und unverwechselbarer Choreografien bekannt geworden. 2014 stellte er sich erstmals mit seinen Arbeiten „Ground and Floor“ und „Super Premium Soft Double Vanilla Rich“ am Mousonturm vor.
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INTERNATIONALE FESTIVALS UND PROGRAMMSCHWERPUNKTE
Indonesia LAB Festival of Contemporary Arts – Music Dance Performance Visual Arts Di. 6.- Do. 15.10.2015 Mit dem Indonesia LAB gehen die sechs Partner des Frankfurt LAB – das Ensemble Modern, das Künstlerhaus Mousonturm, die Städelschule und Portikus, die Hessische Theaterakademie, die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und The Forsythe Company – außergewöhnliche Wege. Die renommierten Kulturinstitutionen haben erstmals gemeinsam Projekte in den Bereichen Musik, Tanz, Performance und Bildende Kunst initiiert, die herausragende Künstler aus Indonesien und Deutschland zur Zusammenarbeit einladen. Seit ca. zehn Monaten stehen Komponisten, Musiker, Tänzer und bildende Künstler aus beiden Ländern in einem regen Dialog. Bei Arbeitstreffen vor Ort in Indonesien und Deutschland, aber auch virtuellen, entwickeln sie gemeinsame Konzerte, Tanzperformances, Ausstellungen und Interventionen, die während eines zweiwöchigen Festivals kurz vor und während der Buchmesse zur Uraufführung kommen. Im Anschluss daran werden einige Projekte auch in Indonesien präsentiert. Das Indonesia LAB lenkt den Fokus auf eine der dynamischsten Kunstszenen Asiens. In Indonesien entstehen ständig neue Ausdrucksformen und Arbeitsweisen. Künstlerinnen und Künstler beziehen sich dabei auf regionale Praktiken und global zirkulierende Impulse und bearbeiten so zentrale Fragen unserer Zeit. Das Projekt lädt ein, an einmaligen Begegnungen teilzuhaben, herausragende Künstler verschiedener Generationen aus Indonesien und Deutschland kennenzulernen und neue Perspektiven auf das Verhältnis von zeitgenössischer Kunst und Gesellschaft im globalen Kontext zu entwickeln. Das Indonesia LAB wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes und der KfW Stiftung und entsteht in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Indonesien. Mit freundlicher Unterstützung von deSingel, Antwerpen, Studio Plesungan, Surakarta und Komunitas Salihara, Jakarta und des Nationalen Organisationskomittees Indonesien-Ehrengast Frankfurter Buchmesse 2015 und der Abteilung für Kunst und Kultur im indonesischen Ministerium für Erziehung und Kultur. Innerhalb des Indonesia LAB realisiert das Künstlerhaus Mousonturm das CHOREOGRAPHERS‘ LAB, ein ART LAB und das PERFORMANCE LAB. CHOREOGRAPHERS‘ LAB Agus Margiyanto (Surakarta) & Ioannis Mandafounis (Genf) Darlane Litaay (Jayapura/Yogyakarta) & Tian Rotteveel (Berlin) Fitri Setyaningsih (Yogyakarta) & Nicola Mascia (Berlin) N.N. & Josh Johnson (Frankfurt) Mi. 7.10., Fr. 9.10. & Di. 13.10. Mousonturm-Produktionen Im Rahmen des Indonesia LAB initiiert der Mousonturm zusammen mit dem Goethe-Institut Indonesien choreografische Begegnungen. Vier Choreografen aus Indonesien treffen auf jeweils einen Künstler aus Deutschland. Im Rahmen mehrerer Residenzen in Indonesien und Deutschland tauschen sie sich über ihre eigene Arbeitspraxis sowie ihr Lebensumfeld 21
aus und erforschen die Körperpraktiken des jeweils anderen. So entstehen im Vorfeld der Buchmesse vielfältige künstlerische Laboratorien, die außergewöhnliche Persönlichkeiten zusammenbringen und die Städte Jakarta, Frankfurt, Jayapura, Berlin, Yogyakarta, Genf und Surakarta miteinander vernetzen. Die Tanzschaffenden öffnen ihre Labs in Frankfurt und präsentieren der Öffentlichkeit erstmals die Ergebnisse ihrer Begegnungen. Den Vorstellungen in Frankfurt folgen Präsentationen im Rahmen der Deutschen Saison in Indonesien im Oktober 2015.
ART LAB Ruangrupa (Jakarta) & contact Gonzo (Osaka) Di. 6.10. – Mo.12.10. Mousonturm und Stadtraum Frankfurt Detailinformationen zu Veranstaltungen ab September unter www.indonesialab.org Im Rahmen des Indonesia LAB treffen erstmals zwei der innovativsten Künstlerkollektive Asiens aufeinander. Das Kollektiv ruangrupa, ein Zusammenschluss von bildenden Künstlern, Grafikdesignern, Comiczeichnern, Filmemachern und Performancekünstlern, prägt mit seinen Festivals, Ausstellungs- und Forschungsprojekten seit fünfzehn Jahren die alternative Kunstszene Indonesiens und ist auf führenden Kunstbiennalen der Welt vertreten. Als Aktionsfläche und Laboratorium dient ruangrupa die Stadt, vor allem die Mega-City Jakarta und ihr rapider Wandel. Die Künstler interessieren sich dabei besonders für das Alltägliche, für urbane Rituale und populäre Bräuche wie Musikvideos, die in Hinterzimmern produziert werden, improvisierte Filmscreenings oder illegale Flohmärkte, an denen sich die Menschen in der Stadt orientieren und sie damit zugleich prägen. Das Performancekollektiv contact Gonzo aus Osaka teilt mit ruangrupa die große Leidenschaft für alles Abwegige und Populäre. Mit ihren Performances, einer wilden Mischung aus Contact Improvisation, Martial Arts, Konzeptkunst und der Gonzo-Ästhetik von Hunter S. Thompson, haben sie sich durch öffentliche Räume, Theater und Museen auf der ganzen Welt gerauft. Zusammen mit ruangrupa machen sie nun am Mousonturm Station und gehen von dort aus auf die Suche, nach den Sitten und Bräuchen, die Frankfurt prägen, und nach versteckten Narrativen, die eine Verbindung zwischen Menschen in Jakarta, Osaka und Frankfurt schaffen. In der Woche vor der Buchmesse präsentieren sie ihre Forschungsergebnisse in Workshops, Performances und Aktionen in und um den Mousonturm.
PERFORMANCE LAB Die Kollaborationsprojekte des Indonesia LAB werden durch Gastspiele herausragender Stücke aus den Bereichen Tanz und Performance ergänzt. Eko Supriyanto, Melati Suryodarmo und Jecko Siompo zählen zu den führenden Künstlern im Bereich der Performing Arts in Indonesien. Sie laden mit ihren Arbeiten ein, vertraute Denkmuster und Begriffspaare wie „Ost und West“, „Tradition und Moderne“ hinter sich zu lassen und vielfältige Zugänge zum „Zeitgenössischen“ zu entdecken.
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Melati Suryodarmo (Braunschweig/Surakarta) Sisyphus Sa. 10.10. & So. 11.10. Frankfurt LAB Uraufführung. Mousonturm-Koproduktion Melati Suryodarmo ist eine Grenzgängerin. Sie studierte Politikwissenschaften in Bandung (Indonesien) und Aktionskunst bei Marina Abramović in Braunschweig (Deutschland). In ihren radikalen Performances untersucht sie den Körper als individuellen Erinnerungsträger, in dem sich unterschiedliche kulturelle und soziale Erfahrungen überlagern. In ihrem neuesten Stück „Sisyphus“ arbeitet sie erstmals mit Tänzern und erforscht gemeinsam mit ihnen das Verhältnis von Schamanismus und Trancezuständen zu heutigen Lebenserfahrungen. Eine wichtige Arbeitsgrundlage sind dabei für sie die Texte des französischen Theaterrevolutionärs Antonin Artaud. Seine Schriften zum balinesischen Theater und organlosen Körper zählen zu den produktivsten kulturellen Missverständnissen des 20. Jahrhunderts und beeinflussten Theatermacher und Philosophen in ganz Europa. Artaud beschreibt darin Körper, die sich in einem dauerhaften Prozess des Werdens befinden und durch intensive Präsenz bestechen. Suryodarmo unterzieht Artauds Körperkonzept einer Relektüre und schließt diese mit dem Sisyphus-Mythos zusammen, der niemals endenden Wiederholung einer körperlichen Aktion, und entwickelt daraus eine hypnotisierende Performance, die live auf einem von dem Experimentalmusiker Wukir Suryadi erfundenen Instrument, einem mit Bambus- und Metallsaiten bespannten Pflug, begleitet wird.
Eko Supriyanto (Surakarta) Cry Jailolo Di. 6.10. & Mi. 7.10. In fast jedem Gespräch über Tanz in Indonesien fällt der Name Eko Supriyanto. Als Kind unterrichtete ihn sein Großvater in klassischem javanischen Tanz und in der Kampfkunst Pencat Silat. Später studierte er weitere indonesische Tanzformen am Indonesian Institut for the Arts in Surakarta und Modern Dance, Release Techniken und andere Bewegungspraktiken an der UCLA in Los Angeles. Er tanzte für den Pop-Megastar Madonna, choreografierte für den Theatergroßmeister Peter Sellars und beriet die Brodway-Produktion König der Löwen. Sein Stück „Cry Jailolo“ führte Supriyanto in eine entlegene Region Indonesiens, Jailolo auf der nordmolukkischen Insel Halmahera. Jailolo ist nicht nur für seine Gewürze, sondern auch für seine Riffe und reichhaltigen Fischschulen bekannt. Raubbau und Klimawandel bedrohen allerdings ihre Existenz und entziehen der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage. Gemeinsam mit sieben jungen Männern aus Jailolo entwickelt Surpiyanto ein tänzerisches Aufbegehren gegen diese Zustände, ausgehend von dem Tanz „Legu Salai“, der Bewegungsmuster von Fischschwärmen imitiert. Supriyanto verwandelt den Legu Salai zu Elektrobeats in eine faszinierende futuristische Choreografie, die die Zuschauer wie in einem Sog in die Tiefe zieht. Hat man „Cry Jailolo“ gesehen und erlebt, möchte man Eko Supriyantos These bestätigen: Die Zukunft des zeitgenössischen Tanzes liegt unter Wasser.
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Jecko Siompo (Jakarta/Jayapura) In Front of Papua Mi. 14.10. & Do. 15.10. Als der Choreograf Jecko Siompo 1984 das erste Mal Hip-Hopper in den Straßen von Jakarta sah, traute er seinen Augen nicht: Die B-Boys tanzten genauso wie sein Urgroßvater in West-Papua. Auch eine spätere Reise nach New York, der eigentlichen Wiege des HipHop, änderte nichts an Siompos erstem Eindruck. Für ihn stand fest: „Hip-Hop was born in Papua“. Siompos Stück „In Front of Papua“ ist ebenso wie seine anderen international gefeierten Arbeiten der Beweis dieser These. In rasantem Tempo sampelt er in dem von ihm entwickelten „Animal Pop“ tänzerische Fundstücke zu reliefartigen Bildern. Egal ob Hip-Hop, papuanische Stammestänze, Tierbewegungen, Modern Dance oder klassischer javanesischer Tanz, das zehnköpfige Ensemble rearrangiert vertraute und fremdartige Formen bis einzelne Bewegungen nicht mehr auf einen einzigen Stil oder einen klaren Ursprung zurückzuführen sind. Mit großem Vergnügen realisiert Siompo so seine ganz persönliche tanzanthropologische These, die gängige westlich dominierte Wissenshierarchien in Frage stellt und die Trennung zwischen urbanen Räumen und dem Dschungel kollabieren lässt.
Eine Pressekonferenz zum Indonesia LAB, auf der auch die weiteren Projekte vorgestellt werden, ist für den 30.9.2015 geplant.
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AFROPEAN MIMICRY & MOCKERY IN THEATRE, PERFORMANCE & VISUAL ARTS II Mi. 28.10. – So. 1.11.2015 Die Produktions- und Rechercheplattform Afropean Mimicry & Mockery in Theatre, Performance & Visual Arts startet ins zweites Jahr! Vom 28.10.-1.11.2015 präsentiert der zweite Programmblock Performances, Videoarbeiten, Lesungen, Akademieformate und Musik, die sich insbesondere der Sezierung des Weißseins und des afrikanischen Blicks auf Europa widmen. Wie und von wem werden weiße, westliche Standpunkte in Frage gestellt? Welche Strategien und Machtverhältnisse des Blicks gilt es zu entlarven? Wer repräsentiert wen und wo liegen mögliche Grenzen? Zentrales Anliegen des Projektes ist die Auseinandersetzung mit dominanten und wechselseitigen Zuschreibungen und Diskursen in Bezug auf „Europa“ bzw. „Afrika“. Als Produktionsplattform ermöglicht das Projekt mehrere Residenzen und eröffnet Arbeitsräume. Die aktuellen Residenten am Mousonturm Martin Ambara (Ouagadougou) und Boyzie Cekwana (Soweto) werden im Oktober Einblick in ihre Arbeit gewähren. Zudem wird der nigerianische Künstler Karo Akpokiere (Lagos), dessen Zeichnungen auf der diesjährigen Venedig Biennale zu sehen sind, eigens für den Mousonturm eine neue Arbeit schaffen. In Kooperation mit dem Iwalewahaus – Institut für Afrikastudien der Universität Bayreuth, des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Johannes Gutenberg Universität Mainz und zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wird es in Form mehrerer Round Tables und Labor-Formate einen intensiven Austausch zu Forschungsvorhaben, künstlerischen Herangehensweisen und Recherchen im Kontext von Repräsentation und Bild, Mimikry und Verspottung, Affirmation und Subversion geben. Gefördert im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes, in Kooperation mit Théâtre de Vidy-Lausanne (CH), lagos_live Festival (NG), Mantsina sur Scène International Festival (CG), Goethe-Institut Nigeria, Iwalewahaus – Afrikazentrum der Universität Bayreuth, Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. Mit Unterstützung der Freunde und Förderer des Mousonturms e.V. (f.f.m).
Dieudonné Niangouna / Les Bruits de la Rue (Brazzaville/Paris) Le Socle des Vertiges (Fundament des Taumels) Mi. 28.10. & Do. 29.10. Schauspiel / Performance Wer mit der Gewalt aufwuchs, dem ist sie zum unausweichlichen Bestandteil des Lebens geworden, omnipräsent in Sprache, Denken und Fühlen. Dieudonné Niangouna seziert in „Le Socle des Vertiges“ eine Kindheit und Familiengeschichte voller Brutalität in einem von Kolonialherrschaft und Bürgerkrieg zerrütteten Land: eine Attacke auf die herrschenden Verhältnisse, eine explosive Sprachkaskade, eine Zumutung. Erzählt wird die Geschichte zweier Brüder, die nach dem Tod ihres Vaters dieselbe Frau lieben und sich mit Sarkasmus und Schmerz die Frage nach der Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur und Geschichte des Schreckens stellen, nach Herkunft und Identität, nach den zweifelhaften Grundlagen ihres Handelns. Dieudonné Niangouna, seit 2014 assoziierter Künstler am Mousonturm und Ko-Initiator des Projektes „Afropean Mimicry & Mockery“, wurde 1976 in Brazzaville, Republik Kongo, gebo25
ren und gehört als Autor, Schauspieler und Regisseur zu den zentralen Figuren einer jungen, im Aufbruch befindlichen Generation von Theatermachern auf dem afrikanischen Kontinent. 1997 gründete er mit seinem Bruder Criss Niangouna die Compagnie Les Bruits de la Rue, welche sich mit der Gewalt und Wut auf den Straßen der Republik Kongo vor dem Hintergrund des kongolesischen Bürgerkriegs und der Geschichte des französischen Kolonialismus auseinandersetzt. Dieudonné Niangouna ist außerdem Leiter des jährlich in Brazzaville stattfindenden Mantsina-sur-Scène Festivals und war 2013 „Artiste associé“ des Festival d’Avignon. 2014 stellte er sich mit „Le Kung Fu“ erstmals dem Frankfurter Publikum vor. Außerdem wird Dieudonné Niangouna im Rahmen einer Lesung Auszüge aus seinem jüngsten Theatertext „Nkenguegi“ vorstellen, dessen Aufführung er für die Saison 2016/17 vorbereitet.
Markus Öhrn (Niskanpää/Berlin) Bergman in Uganda Oktober 2015 Videoarbeit In den Slums Kampalas, der Hauptstadt Ugandas, gibt es die einzigartige Tradition der LiveFilmübersetzung. In kleinen Video-Hütten werden Filme, meist Hollywood-Blockbuster, vorgeführt, begleitet, moderiert und kommentiert von einem unterhaltsamen Video-Jockey (VJ), der dem lokalen Publikum nicht nur die Handlung erklärt und die Dialoge übersetzt, sondern auch versucht, westliche Lebens- und Verhaltensweisen verständlicher zu machen, ja sogar die wahre Geschichte hinter dem Film zu erzählen. Markus Öhrn hat den Filmklassiker „Persona“ (1966) von Ingmar Bergman, ein Paradebeispiel westlicher Filmkunst, in Kampala vorführen lassen und filmte dieses besondere Kinoerlebnis. Die Erläuterungen des VJs gleichen einer anthropologischen Untersuchung, wie sie einst Kolonialmächte betrieben. Hier jedoch wird der Blick umgekehrt und führt zur Dekonstruktion und Reinterpretation weißer, bourgeoiser, existentieller Kunst. Nicht ohne Ironie zeigt Öhrn dem europäischen Zuschauer, wie der afrikanische Betrachter ihn sieht. In verschiedenen Arbeiten hat sich der schwedische, in Berlin und Niskanpää lebende Künstler Markus Öhrn (*1972) bereits mit neuen Kolonialismen in Afrika auseinandergesetzt, u.a. in der Videoinstallation „White Ants, Black Ants“ (2010) und der Theaterarbeit „We Love Africa and Africa Loves Us“ (2012, gemeinsam mit Institutet und Nya Rampen), wofür er mehrfach ausgezeichnet wurde.
Simone Dede Ayivi (Berlin) Performing Back – Eine zukünftige Erinnerungsperformance zur deutschen Kolonialgeschichte Oktober 2015 Performance Erinnerung ist keine Wellness-Oase, aber trotzdem eine Reise wert. Simone Dede Ayivi begibt sich auf eine Expedition in die Kolonialgeschichte: Berlin – Lomé – Hannover und direkt in den kolonial geprägten Schoß der eigenen Familie. Das schwere Erbe im Gepäck besucht sie das Gestern in den Städten von Heute. Begleitet von den Stimmen schwarzer deutscher Aktivistinnen, Aktivisten und Kulturschaffender bereist sie Orte ehemaliger Völkerschauen, Kolonialdenkmäler und kolonialer Straßengebilde, berichtet von Widerstand und Visionen, 26
gibt Ausblicke und Rückblicke. Sie schreibt Postkarten an sich selbst von zu Hause in die Heimat und umgekehrt, um dem Vergessen gegenüberzutreten. Ihr Mitbringsel: ein multimedialer Reisebericht aus Schwarzer Perspektive. Die Performerin, Regisseurin und Dramaturgin Simone Dede Ayivi wurde 1982 als Tochter eines togoischen Vaters und einer deutschen Mutter in Hanau geboren. Sie studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und war Teil des Leitungsteams am Theaterhaus Hildesheim. Ihre Arbeiten erkunden Klischees und spielen mit etablierten Sehgewohnheiten, indem Stereotype hinterfragt, zerlegt und in neue Kontexte gesetzt werden, stets in Bezug zur eigenen afrodeutschen Biografie. Zuletzt schuf sie das Stück „Krieg der Hörnchen“ (2012) und entwickelte zusammen mit andcompany&Co. „Black Bismarck“.
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Hans-Thies Lehmann, Tatsuki Hayashi, Matthias Pees (Hrsg.) Die Evakuierung des Theaters Akira Takayamas Rettungsplan für die Rhein-Main-Region Publikation im Alexander Verlag Berlin Erscheint im Herbst 2015 Urbane Ballungsräume und Weltmetropolen gelten im Katastrophenfall als unevakuierbar. Für den japanischen Konzept- und Theaterkünstler Akira Takayama versagt unsere Gesellschaft jedoch nicht erst bei spektakulären Ausnahmezuständen darin, für einen angemessenen Schutz der Bevölkerung zu sorgen. Im Auftrag des Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt haben Takayama und ein internationales Künstler- und Rechercheteam im Herbst 2014 nach individuellen Rettungsalternativen im Rhein-Main-Gebiet gesucht, neue Fluchtwege kartografiert und bislang unbekannte Schutz- und Trutzräume erschlossen. Das webbasierte Kunstprojekt „Frankfurt evakuieren“ (das je nach Standort etwa auch „Mainz evakuieren“, „Hanau evakuieren“ oder „Darmstadt evakuieren“ heißen konnte) machte S- und Straßenbahnstationen zu Startpunkten für Kunstaktionen, Inszenierungen und Vorzufindendes, geheime Versammlungen und performative Spurensuchen. „Die Evakuierung des Theaters“ dokumentiert das Projekt und versammelt neben Essays von Hans-Thies Lehmann und Tatsuki Hayashi und Texten der beteiligten Künstler – Mariano Pensotti (Buenos Aires), Carlos Motta (New York), Nuno Ramos (São Paulo), OPOVOEMPÉ (São Paulo), LIGNA (Berlin), Chris Kondek/ Christiane Kühl (Berlin) / Klaus Weddig (Frankfurt), Hendrik Quast & Maika Knoblich (Berlin), Matthias Mohr (Frankfurt), Marcus Morgenstern (Offenbach) – auch umfangreiches Bild- und Kartenmaterial. Akira Takayama (geboren 1969, Saitama) war nach Abschluss seines Philosophiestudiums an der Waseda Universität (1991-1994) zunächst in verschiedenen Theaterprojekten in Deutschland tätig (1995-1998), kehrte dann nach Japan zurück, um an verschiedenen Tokioter Theatern als Bühnenautor und Regisseur zu arbeiten (1998-2002). 2002 gründete er das Theaternetzwerk Port B, ein Kollektiv, das neue Formen des Ausdrucks jenseits konventioneller Theaterformen verfolgt. Durch Techniken der Neuordnung von medialen Kernstücken, Erinnerungen und Landschaften aus dem urbanen Raum und der heutigen Gesellschaft erforscht Port B die Möglichkeiten des zeitgenössischen Theaters, in ständiger Suche nach den Dingen, die noch kommen.
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WEITERE KOOPERATIONEN
Vielseitige institutionelle Kooperationen und Projektpartnerschaften ermöglichen dem Mousonturm außergewöhnliche, mitunter einzigartige Programmakzente. Als aktiver Partner im Ausbildungsnetzwerk der Hessischen Theaterakademie bietet das Künstlerhaus jungen Nachwuchskünstlern wichtige Ersterfahrungen in einem professionellen Produktionszusammenhang. Interessierte Zuschauer erhalten dadurch Einblicke in künstlerische Entwicklungsprozesse, ästhetische Fragestellungen und Arbeitsweisen einer neuen Künstlergeneration. Etwa zehn im Netzwerk der HTA entstandenen Produktionen zeigt der Mousonturm jährlich und möchte diese Kooperation auf gleichem Niveau fortsetzten. Das Frankfurter Zentrum für Kinder- und Jugendtheater in der Bundesrepublik Deutschland wird im November 2015 erstmals zusammen mit dem Mousonturm seine Autorentagung veranstalten. Für das Künstlerhaus ist diese Zusammenarbeit ein willkommener Anlass, um in Verbindung mit Gastspielen des französischen Theaterkünstlers Philippe Quesne („La Mélancolie des dragons“) und des Performance-Labels SKART („Lucky Strike“) neue Positionen und Strategien im Feld generationsübergreifender künstlerischer Produktion und kuratorischer Praxis zu entwickeln und zur Diskussion zu stellen. Als neues Kapitel in der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Kinothek Asta Nielsen und Mousonturm führt das Amateurfilmfestival „Privatvorstellung“ im November Raritäten aus Filmarchiven und privaten Sammlungen zu einem Gesamtprogramm zusammen. Der polnische Künstler Janek Turkowski komplettiert das Festivalprogramm: in seiner Performance „Margarete“ entwickelt er im intimen Rahmen einer privaten Super-8-Filmvorführung in kleinster Runde spielerisch-spekulative Narrative zu historischen Amateurfilmmaterialien.
Made in Hessen Flinntheater (Kassel) SHILPA - THE INDIAN SINGER APP Fr. 13.11. Schauspiel / Performance Shilpa ist benutzerfreundlich und charmant. Sie ist die erste App im Theater. Sie agiert live und interaktiv. Shilpa ist die neueste Version einer Singer Application für Smartphones und der zweite Teil einer Reihe über das schizophrene Leben indischer Schauspielerinnen. Mit fragmentarischen Geschichten aus den Eingeweiden der indischen Entertainmentindustrie und live hergestellten Soundscapes nimmt die Schauspielerin und Sängerin MD Pallavi Frauenbilder ins Visier: Wo hört Dienstleistung auf und fängt Sexismus an? Wie hoch muss das Honorar sein, um eine Vergewaltigungsszene zu spielen? Und wie sieht es im Leben der Frauen aus, die Shilpa Körper, Geist und Stimme leihen? Bereits zum zweiten Mal ist das Flinntheater aus Kassel im Rahmen des vom Hessischen "Landesverband Professionelle Freie Darstellende Künste - laPROF" veranstalteten Festivals Made in Hessen am Mousonturm zu Gast. Seit 2007 bilden Sophia und Lisa Stepf das Kernteam des Flinntheaters und produzieren gemeinsam mit unterschiedlichen Musikern, Schauspielern und Performern zeitgenössische Stücke und Performances. Für „Shilpa“ wurde das Flinntheater mehrfach ausgezeichnet, u.a. 2014 beim Zürcher Theater Spektakel. 29
EUROPA-KULTURTAGE der EZB – Malta 2015 Żfin Malta Dance Ensemble (Valletta) ERBGĦA(4) Do. 19.11. & Fr. 20.11.2015 Tanz ŻMDE ist Maltas erste nationale Tanzkompanie, die programmatisch sowohl ein breites Angebot von Repertoirestücken zeigt, als auch Auftragsproduktionen erarbeitet. Das facettenreiche Aufführungsprofil umfasst Re-Inszenierungen weltbekannter Aufführungen, wie auch neue Arbeiten lokaler wie internationaler, aufstrebender und etablierten Choreografen. Das Ensemble ist jedoch bestrebt, eine eigene Identität im Kontext ihrer euro-mediterranen Wurzeln zu behaupten, diese Vision wird von dem Wunsch begleitet, das Publikum zu inspirieren, anzuregen und es vor allem mit den Ideen und gegenwärtigen Entwicklungen innerhalb der zeitgenössischen internationalen Kunstszene vertraut zu machen. Seine erste Spielzeit wird Maltas nationale zeitgenössische Tanzkompanie mit dem mehrteiligen Werk „ERBGĦA(4)“ eröffnen. Die Premiere trägt die Handschrift von vier Choreografen und präsentiert somit unverwechselbare Werke, welche die Vielseitigkeit der Kompanie innerhalb ihres euro-mediterranen Kontextes widerspiegeln. Zu den neu in Auftrag gegebenen Arbeiten gehören die Produktionen „Selah“ des in Großbritannien lebenden spanischen Choreografen Jose Agudo, „Iż-Żmien“ der maltesischen Choreografin Francesca Tranter und ein Ensemblestück des künstlerischen Leiters von The Malta Contemporary Dance Company Mavin Khoo. Das Duett „Kick the Bucket“ bildet den Abschluss der Premiere. Es wurde eigens für die Kompanie neu inszeniert von dem in den Niederlanden arbeitenden spanischen Choreografen Iván Pérez Avilés. 30 Jahre Hessisches Literaturforum Jubiläumsgala mit Lars Ruppel So. 25.10.2015 Das im Mousonturm residierende Hessische Literaturforum hat sich in den drei Jahrzehnten seiner Geschichte zum zweitgrößten Literaturveranstalter Frankfurts entwickelt und verfolgt ambitionierte Ziele abseits des literarischen und kulturellen Mainstreams. Im Fokus des Programmes stehen deutschsprachige Autorinnen und Autoren, deren Texte sich durch ihre Ästhetik auszeichnen oder notwendige Debatten anstoßen. Da jedoch erst das Gespräch über Landes- und Kulturgrenzen hinweg eine differenzierte Sicht auf gesellschaftliche Zusammenhänge ermöglicht, gehört auch der Besuch internationaler Schriftstellerinnen und Schriftsteller, darunter Nobelpreisträger wie Toni Morrisson, José Saramago und J.M. Coetzee, aus aller Welt zum festen Bestandteil des Veranstaltungsprofils. Die Förderung des literarischen Nachwuchses bildet einen weiteren programmatischen Schwerpunkt: Regelmäßig stellt das HLF neue, junge Stimmen mit ihren ersten Veröffentlichungen vor, die durch schriftstellerischen Eigensinn Aufmerksamkeit erregen und sich nicht an den vermeintlichen Vorgaben des Marktes orientieren. Mit großer Freude über den Erfolg der bisherigen Zusammenarbeit setzt das Künstlerhaus seine Zusammenarbeit mit dem japanischen Filmfestival Nippon Connection auch im kommenden Jahr fort (24.-29.5.2016). Auf brisante, gegenwartsnahe Gesellschaftskritik spezialisiert hat sich das Dokumentarfilmfestival Reflecta, das mit seiner neuen Ausgabe im November 2015 (27. - 29.11.) erneut am Mousonturm zu Gast sein wird - diesmal mit dem Thema „Identitäten“. 30
KONZERTE / LESUNGEN / SHOW Konzerte Summer in the City James Vincent McMorrow (Dublin) David Lemaitre (Berlin) Di. 28.7. The Tiger Lillies (London) Di. 4.8. Hauschka (Düsseldorf) Dorian Wood (Los Angeles) Di. 11.8. Nneka (Hamburg) Kuenta i Tambu (Amsterdam) Di. 18.8. Owen Pallett (London) Balbina (Hamburg) Di. 25.8.
Erste Vorschau Herbst 2015 Alice Sara Ott (München), Ólafur Arnalds (Mosfellsbær) Das Chopin-Projekt Do. 10.9. Lesungen / Show Andreas Dorau, Gereon Klug (Hamburg) Ärger mit der Unsterblichkeit Fr. 25.9. Studio Braun (Hamburg) 3 Farben Braun Sa. 17.10. Max Goldt (Berlin) Schade um die schöne Verschwendung Di. 22.12., Mi. 23.12. / Lesung Henry Rollins (Los Angeles) Charmingly Obstinate Fr. 08.1.2016 / Show
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