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Pressemitteilung Essen, 12. Juli 2015
Pressemitteilung 2-2015
Erstveröffentlichung nach über 200 Jahren Im November 2014 begeisterte der Essener Bachchor mit der Aufführung des über 200 Jahre in Vergessenheit geratenen Requiem des Salzburger Hofkomponisten Luigi Gatti (1740-1817). Bislang war dieses Werk nicht auf CD erhältlich. Der Essener Bachchor veröffentlicht nun den Mitschnitt dieses außergewöhnlichen Konzertes. Mit einer CD-Veröffentlichung klassischer Musik Aufmerksamkeit zu erregen ist heutzutage nicht leicht. Alles ist bereits hundertfach veröffentlicht worden und allein mit Bachs Passionen ließen sich leicht ganze Regalmeter füllen. Umso schöner, wenn dann und wann auf wundersame Weise ein Stück wieder auftaucht, welches ein paar Jahrhunderte in den Ritzen der Musikarchive verschwunden war.
Um ein solches Werk handelt es sich bei dem lange verschollenen Requiem in C von 1808 des Salzburger Hofkomponisten Luigi Gatti, das der Essener Bachchor im vergangenen Herbst in der Essener Erlöserkirche zur deutschen Erstaufführung brachte.
Luigi Maria Baldassare Gatti wurde am 7. Oktober 1740 in Lazise am Gardasee geboren. 1769 wurde er zum 2. Kapellmeister der Reale accademia di scienze, lettere e belle arti zu Mantua ernannt. Im Januar 1770 kam es zu einer Begegnung und zu kollegialem Austausch mit Leopold Mozart und seinem noch nicht ganz vierzehnjährigen Sohn Wolfgang Amadé. Das Verhältnis zur Familie Mozart entwickelte sich später nicht zum Positiven, als Gatti 1783 zum (letzten) fürsterzbischöflichen Hofkapellmeister in Salzburg und damit zum Vorgesetzten von Leopold Mozart und Michael Haydn ernannt wurde. Leopold Mozart hatte sich Hoffnungen auf die Stelle gemacht und blieb ‚Vice-Capellmeister’. Er soll Gatti später einmal als „Esel“ bezeichnet haben.
Dass Gattis Requiem, nur etwa 15 Jahre nach Mozarts berühmtem, geheimnisumwittertem Requiem entstanden, zu Unrecht in Vergessenheit geriet, offenbart sich bereits beim ersten Hören: Der Komponist geht – trotz mancher Anklänge – in erstaunlichem Maß eigene Wege. Bereits die geheimnisvolle Adagietto-Einleitung des Introitus zeigt, dass wir es mit einer fast schon romantischen Musik zu tun haben. Der spektakulärste Satz ist jedoch das Dies irae, wo Gatti vier obligate Trompeten und eine Große Trommel heranzieht, um die Schrecken des jüngsten Gerichts zu malen. Er erweist sich damit bereits als früher Vorläufer von Berlioz, Cherubini oder Verdi, die in ihren Totenmessen
Essener Bachchor e.V. — Öffentlichkeitsarbeit Tilman Bollmann ● Gustav-Streich-Str. 108 ● 45133 Essen ● Tel. 0201 - 41 23 36 ●
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ähnliche Effekte erzielen. Davon abgesehen ist dieses Requiem auf weite Strecken weniger von Dramatik als vielmehr von einer lyrischen, optimistischen Grundhaltung geprägt.
Der Ulmer Musikwissenschaftler Peter Gatty wurde aufgrund der Namensübereinstimmung auf den Salzburger Komponisten aufmerksam und hat sich im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem CARUS-Verlag eingehender mit dessen Werk befasst. Im Musikarchiv der Benediktinerabtei Kremsmünster (Oberösterreich) stieß er auf den Originalstimmensatz des Requiems, den er mit Hilfe moderner Computertechnik in Chor- und Orchesterstimmen übertrug. Die erste moderne Aufführung fand am 20. Mai 2012 im Salzburger Dom statt.
Stephan Peller, künstlerischer Leiter des Essener Bachchores, lernte das Requiem auf einer Salzburgreise kennen und beschloss, das Stück auch in Essen zur Aufführung zu bringen. Die jetzt vorliegende CD mit dem Livemitschnitt dieses Konzertes vom 16. November 2014 ist die erste und einzige bislang verfügbare Aufnahme des Stückes, und damit eine kleine musikalische Sensation.
Luigi Gatti - Requiem Marietta Zumbült - Sopran
Elvira Bill - Alt
Jörn Lindemann - Tenor
Andreas Scheibner - Bass
Folkwang Kammerorchester Essen
Essener Bachchor
Leitung: Stephan Peller
Audio-CD, Spielzeit 49:30
Erhältlich bei
Musik Gläsel
Hohenzollernstr. 56,
45128 Essen
proust - Wörter und Töne
Am Handelshof 1
45127 Essen
sowie unter www.essener-bachchor.de
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