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Pressemitteilung - Universität Zu Köln

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Weg von der Verdichtung von Ballungsräumen Gutachten des wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung übergeben Mehr als 2-3 Milliarden Menschen werden innerhalb weniger Jahrzehnte weltweit vom Land in die Städte drängen; dabei verdoppelt sich die Einwohnerzahl der globalen Slums. Es ist die größte Migrationsbewegung unserer Zeit. Die Wucht dieses Urbanisierungsschubs ist der zentrale Treiber globalen Wandels im 21. ― Jahrhundert. Das zeigt das heute vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) übergebene Gutachten „Der Umzug der Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“. Professorin Frauke Kraas vom Geographischen Institut der Universität zu Köln ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats. Städte tragen unverhältnismäßig stark zum Ausstoß von Treibhausgasen bei, global mehr als zwei Drittel. Gleichzeitig werden sie von den Folgen der globalen ― Erwärmung besonders hart getroffen. Der Beirat empfiehlt deshalb unter anderem, dass der Städtebau anstelle auf immer mehr Verdichtung in Ballungsräumen zu zielen mehr auf die Entwicklung der Regionen setzen sollte: Statt wuchernder Megastädte sollten die Regional- und Mittelzentren gestärkt werden, denn das steigert die Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und senkt den Druck auf örtliche Ressourcen wie Wasser oder Land. Weiterhin sollten alle fossilen CO2Emissionsquellen in Städten bis 2070 durch Alternativen ersetzt und der Energieverbrauch gesenkt werden. Bereits heute leben weltweit mehr als 850 Millionen Menschen in unzumutbaren Wohnverhältnissen. Der Beirat schlägt deshalb unter anderem Maßnahmen für eine gezielt auf die Bedürfnisse der Menschen orientierte Stadtentwicklung in den Herkunftsregionen vor. Diese soll die Ungleichheiten zwischen den Stadtquartieren und Regionen durch Neuorientierung der Stadtentwicklung an den Bedürfnissen aller Bevölkerungsgruppen abbauen. Zugleich müsse der zunehmenden Konzentration von Grundbesitz und Vermögen entgegengewirkt werden, etwa durch steuerliche Regelungen. Die Professorin für Stadt- und Kulturgeographie sieht Chancen, aber auch Risiken durch die Entwicklungsdynamik von Flächen- und Bevölkerungswachstum sowie der hohe Konzentration von Bevölkerung, Infrastruktur und Wirtschaftskraft. So sei in vielen Städten der Schwellen- und Entwicklungsländer ein Verlust der Regier- und Steuerbarkeit bei gleichzeitiger Zunahme an Informalität festzustellen. Angesichts des enormen Finanz- und Humankapitals sowie breit vernetzter und interagierender Akteure sollten Städte mehr als bisher ihre Vorreiterfunktion auf dem Weg zu einer nachhaltigeren urbanen Entwicklung wahrnehmen, so Kraas: „Beispielsweise durch Verringerung des pro-Kopf-Flächenverbrauchs, effiziente Ressourcennutzung oder verbesserte Bildungs- und Gesundheitsfürsorge. Auch technische Innovationen lassen sich hier rentabler verwirklichen und effizienter in vorhandene Strukturen integrieren. Zudem sollten Sozialinnovationen gefördert werden.“ Mit Blick auf Handlungsprioritäten und -empfehlungen erscheinen folgende Überlegungen Kraas wichtig: „Es bedarf zum einen starker, klarer Gesetze und Regeln für die Planung und Organisation der Metropolen und Megastädte, sonst entgleiten die hochdynamischen Prozesse schnell einer transparenten ― Gestaltbarkeit. Zum anderen ist die Rolle der Zivilgesellschaft entscheidend: Wird die Bevölkerung beteiligt an den urbanen Entwicklungen, werden Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen berücksichtigt?“ Eine nachhaltige Stadtentwicklung sollte sich ernsthaft und primär auf die Bedürfnisse der Menschen konzentrieren, so die Wissenschaftlerin. Oft würde auf den Einsatz technischer Lösungen gesetzt, doch träfen sie gerade in ― den Schwellen- und Entwicklungsländern oft nicht den Kern des Problems. Ein Großteil der Bewohner dort hat nicht einmal Zugang zu sauberem Trinkwasser, Bildung und Gesundheitsversorgung, wofür oft Missmanagement, Korruption oder mangelnde Verteilungsgerechtigkeit verantwortlich sind. „Die zentralen sozialen, ökonomischen und ökologischen Probleme vieler Metropolen und Megastädte erfordern Verbesserungen in der Arbeit der Regierungen und Verwaltungen“, erklärt Frauke Kraas. „Schließlich: Städte müssen weltweit wieder Orte werden für Kultur, Identität, Heimat, Kreativität, Innovativität und Diversität. Nachhaltigkeit, Dezentralisierung und Bürgergesellschaft sind hierfür die tragenden Säulen.“ Professor Dr. Frauke Kraas lehrt und forscht seit 2000 als Stadt- und Sozialgeographin an der Universität zu Köln. Die Wissenschaftlerin gehört der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie der Academia Europaea an, leitet die MegaCity Commission der International Geographical Union und ist Sprecherin des Fachkollegiums Geographie der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie befasst sich als Expertin für Urbanisierung und Megastadtentwicklung mit interdisziplinären Fragen der Bevölkerungs- und Wirtschaftsdynamik, Risikoforschung und Ressourcensicherung von Städten in Asien sowie Entwicklungs-, Transformations- und Migrationsforschung. Sie leitet ein internationales Expertennetzwerk zu Urbanisierungsforschung in Südostasien. 2013 wurde sie vom Bundeskabinett in den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WGBU) berufen. Seite 2 Kontakt: Professor Dr. Frauke Kraas E-Mail: [email protected] Tel.: 0221/470-7050 oder Dipl.-Geogr. Tine Trumpp Tel.: 0221-470-1949 Verantwortlich: Dr. Patrick Honecker MBA – [email protected] ― ― Seite 3