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Programm - Heinrich Schütz Musikfest

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IM GARTEN DER LIEBE Festkonzert zum Gründungsjubiläum des Heinrich-Schütz-Hauses Weißenfels PROGRAMM 10. Oktober 2015, 20.00 Uhr St. Marienkirche | Weißenfels Vertonungen des Canticum canticorum – Hohelied Salomonis Heinrich Schütz (1585–1672) Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat SWV 20 Hochzeitskonzert für acht Stimmen und Basso continuo (Dresden 1618) Melchior Franck (um 1580–1639) Meine Schwester, liebe Braut Hohelied-Motette für sechs Stimmen und Basso continuo aus: Geistliche Gesänge und Melodeyen (Coburg 1608) Heinrich Schütz Ego dormio, et cor meum vigilat SWV 63 Vulnerasti cor meum SWV 64 Geistliche Madrigale aus: Cantiones sacrae (Freiberg 1625) Erasmus Widmann (1572–1634) Adolescens alloquitur puellam (Meidelein mein Schätzelein) Puella respondet (Junger G’sell) Zwei Tänze aus: Musicalisch Kurzweil Neuer Teutscher mit sehr frölichen und kurtzweiligen Texten gestellte Gesänglein, Täntz und Curranten (Nürnberg 1611) Heinrich Schütz Ich beschwöre euch, ihr Töchter zu Jerusalem SWV 339 Dialogus für sieben Stimmen und Basso continuo aus: Anderer Theil Geistlicher Concerten und Harmonien (Leipzig 1641) Steffano Bernardi (um 1580–um 1638) O dulcissima dilecta mea für Sopran und Basso continuo aus: Seconda Raccolta de Sacri Canti (1624) Erasmus Widmann Christina – Sophia Zwei Tänze aus: Musicalischer Tugendtspiegel Ganz neuer Gesäng mit schönen Historischen und Poetischen Texten sehr nutzlich zu lesen und lieblich zu singen, zweiter Teil: gantz Newe Däntz und Galliarden mit 4. Stimmen / jedoch ohne Text componirt (Nürnberg 1613) Heinrich Schütz Veni, dilecte mi SWV 274 Geistliches Konzert für sechs Stimmen und Basso continuo aus: Symphoniae Sacrae I (Dresden 1629) Hans Leo Hassler Veni Domine et noli tardare Geistliches Konzert (instrumentaliter) aus: Sacri concentus (Augsburg 1601) Melchior Franck Du bist aller Dinge schön Hohelied-Motette für sechs Stimmen und Basso continuo aus: Geistliche Gesänge und Melodeyen (Coburg 1608) Heinrich Schütz Stehe auf, meine Freundin SWV 498 Hohelied-Motette zu acht Stimmen und Basso continuo, Melchior Franck Fahet uns die Füchse Hohelied-Motette für sechs Stimmen und Basso continuo aus: Geistliche Gesänge und Melodeyen Christoph Demantius (1567–1643) Mein Freund, komm in meinen Garten Madrigal für fünf Stimmen aus: Convivalium concentuum farrago in welcher deutsche Madrigalia, Canzonette und Villanellen […] verfasset 6-8v (Jena 1609) SIEHE, DU BIST SCHÖN Erasmus Widmann Barbara – Agatha zwei Tänze aus: Musicalischer Tugendtspiegel (Nürnberg 1613) Heinrich Schütz Freue dich des Weibes deiner Jugend SWV 453 Hochzeitskonzert für neun Stimmen und Basso continuo Cappella Sagittariana Dresden Heidi-Maria Taubert, Sopran Maria Skiba, Sopran David Erler, Altus Tobias Hunger, Tenor Michael Schaffrath, Bariton Felix Schwandtke, Bass Friederike Otto, Zink Anna Schall, Zink Sebastian Krause, Posaune Ercole Nisini, Posaune Frank van Nooy, Posaune Stefan Maass, Theorbe Johanna Seitz, Harfe Benjamin Dreßler, Violone Sebastian Knebel, Orgel Musikalische Leitung: Norbert Schuster Das Konzert findet in Verbindung mit dem Ausstellungsprojekt Das Hohelied Salomonis der Galerie BRAND-SANIERUNG Weißenfels statt. Mit freundlicher Unterstützung Fotografieren sowie Film- und Tonaufnahmen sind während des Konzerts untersagt. Bitte denken Sie daran, Ihr Mobiltelefon auszuschalten. – Danke. Christina Simon, Ein verschlossener Garten bist du, Farblinolschnitt, 2015 Das Lied der Lieder (griech. Άσμα ασμάτων, lat. Canticum canticorum) ist in Luthers Übersetzung als Hohelied (Salomos) eines der bedeutendsten und beliebtesten Bücher des Alten Testaments. Belegbar ist dies vor allem in Bezug auf die im frühen 17. Jahrhundert kaum mehr in Gänze zu erfassenden künstlerischen Adaptionen dieser so häufig stark erotisch gefärbten Liebesdichtungen. Die Verse werfen mitunter die Frage auf, ob sie metaphorisch die Liebe zwischen Gott, Israel, der Kirche und ähnlichem oder die zwischenmenschlich-erotische Liebe zu besingen trachten. Die Hohelied-Vertonungen des heutigen Konzerts repräsentie- ren in ihren so unterschiedlich agierenden Besetzungen und rhetorischen Anlagen sicherlich das eine wie das andere. Einen Schwerpunkt setzen Norbert Schuster und die Cappella Sagittariana Dresden auf die Interpretation von Werken ihres Namenspatrons Heinrich Schütz. Neben den auf Versen des Hohelieds beruhenden Motetten und Concerten Ego dormio, et cor meum vigilat und Vulnerasti cor meum (SWV 63/64, Verse 5,2 und 4,9) sowie Veni dilecte mi (SWV 274, Vers 5,1) werden weitere liebeslyrische Kompositionen Schützes zu Gehör gebracht. Heinrich Schütz muss als einer der ersten und fürderhin auch wichtigsten Komponisten genannt werden, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts das vokal-instrumentale Komponieren im protestantischen Deutschland bekannt gemacht haben. Gut ein Jahr bevor sich Schütz mit seinem ersten offiziellen Dresdner Opus, den Psalmen Davids (SWV 22-47) als neuer kursächsischer Hofkapellmeister in der Residenzstadt an der Elbe niederließ, zeigte er mit den Gelegenheitsmusiken Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat (SWV 20), Haus und Güter erbet man von Eltern (SWV 21) und Siehe, wie fein und lieblich ists (SWV 48) bereits seine Meisterschaft in der musikalischen Textausdeutung. Die Worte „Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat“ Jesus Sirachs (Lob des Weibes; Sirach 26, 1-4.21) vertonte Schütz als doppelchöriges Concerto. „[…] Auff Hochzeitlichen Ehrentag Des Ehrnvesten / Großachtbarn vnd Hochgelahrten Herrn Josephi Avenarij, beyder Rechten Doctorn, Churf. Sächs. Hoff- vnd des Obern Consistory Raht / Herrn Breutgams / seines großgünstigen Herrn vnd Hochgelahrten Freundes. Wie auch Der Erbarn Vielehrentugendsamen Jungfraw Anna Dorothea / Herrn Christian Börlitzens / Weyland Rathsverwandten zu Hall / Seligen nachgelassenen Eheleiblichen Tochter / Jungfraw Braut / Seiner in Ehren geneigten Freundin.“ In gewohnt bildlich-naturalistischer Weise setzt Schütz die alttestamentarischen Bibelverse aus, untermalt das „fein ruhig Leben“ mit lang gezogenen Tonrepetitionen; perlende Achtelakkoladen machen deutlich: „ein tugendsam Weib ist eine edle Gabe“. Die verschiedensten Qualitäten der Frau werden im ständigen Wechsel mit dem tanzartigen Ritornell „Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat“ kontrastiert, sodass es nicht zuletzt auch ein bisschen als Mahnung oder gar als ‚Anleitung für das tugendsame und häusliche Weib’ zu verstehen ist. Für manch emanzipatorisch aufgeklärte Ohren des 21. Jahrhunderts mag dies sicherlich von ganz besonderer Eigentümlichkeit sein … Den wörtlich zu nehmenden Konzert-„Garten“ bereichern nebst Geistlichen Konzerten und Madrigalen von Steffano Bernardi, Hans Leo Haßler und Christoph Demantius die Geistlichen Gesäng und Melodeyen Melchior Francks. Als „Zittanus Silesius“ (Schlesischer Zittauer) bezeichnete sich der Demantius-Schüler Franck, bis er 1602/03 als Fürstlich Sächsischer Kapellmeister zu Coburg angestellt wurde. Hier wurden 1608 auch seine Geistlichen Gesäng und Melodeyen gedruckt: ein Garten voll vielfarbig sprießender Blumen, holder Frauen und anmutiger Tiere. Da der Garten religionswissenschaftlich betrachtet „ein wertvolles irdisches Gut und Ausdruck des Wohlergehens ist, wird er auch als metaphorisches Bild verwendet: Hld 4,12-5,1 beschreibt die Geliebte als Garten, genauso wie die Weisheit in Sir 24,13ff ihre Vorzüge preist, indem sie sich der Garten-Metaphorik bedient. […] Dadurch wird der Garten ein Symbol zukünftigen Heiles […] und des endzeitlichen Paradieses“ (Neues Bibel-Lexikon, herausgegeben von Manfred Görg und Bernhard Lang, Zürich 1991). Irdische Gelüste und himmlische Genüsse besingen Francks Spruchmotetten gleichermaßen. In Schützscher Bildhaftigkeit zeigen sich da die madrigalesken Figuren der Nord- und Südwinde, der lebendig von Libanon fließenden Wasser und des honig-, milch- und weinsüßen Körpers der Geliebten. Als Synonyme für das Liebespaar stehen sich in „Fahet uns die Füchse“ (Verse 2,15-17) das Reh und der Hirsch gegenüber: Spielerische Anmut und naive Unschuld kontrastieren mit den unliebsamen Füchsen, „die die Weinberge verderben“. Der Weinberg als schützenswertes Kleinod in dem wertvollen Garten ist ein weiteres Sinnbild für die geliebte Ulrich Barnickel, Großes Lied der Liebe, Stahl, 2015 Frau, die es von „Füchsen“ fernzuhalten gilt: jungen, ungestümen Liebhabern und Schürzenjägern … Das Hohelied ist eine wahre Fundgrube – fast möchte man „Garten“ sagen! – voll Allegorien und eleganten Um- und Zuschreibungen für das schöne Geschlecht. In immer anderen Formulierungen kann sich ein Komponist verlieren und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen. Thomas Altmeyer schreibt im Demantius-Artikel der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart (Stuttgart 2001): „Mit seinen zwischen 1595 und 1615 gedruckten Sammlungen weltlicher Lieder, Tänze, Intraden und Tanzlieder bediente Demantius […] die Nachfrage nach vokaler, instrumentaler und vokalinstrumentaler Gesellschaftskunst der Zeit um 1600. In den Sammlungen Neue Teutsche Weltliche Lieder (1595) und Convivalium concentuum, farrago (1609) finden sich, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, weitgehend italianisierte Liedformen (Villanella, Canzonetta) einschließlich des Madrigals. Die deutschen Texte der weltlichen Kompositionen von Demantius – fast durchweg wohl von ihm selbst verfasst – zeigen die ebenfalls für die Zeit typische Mischung aus deutschen und italienischen Traditionen, sowohl bei der Metrik als auch bei inhaltlichen Topoi.“ Das zweiteilige Madrigal Mein freund kom in meinen Garten / Ich Schlaffe aber mein Hertz das wachet (Verse 5,1 und 5,2) steht ganz im Zeichen der Freuden des kulinarischen Genusses und des hohen Guts der gegenseitigen Speisung. Den eingehenden Anrufungen an den Freund und die liebe Braut folgen hungersatte Aufzählungen genossener Speisen und Tränke. Und dennoch: es kommt zu keiner vollends erfüllenden Sättigung! „Esset meine lieben / Trincket meine freunde / vnd werdet truncken.“ Erst durch den gemeinsamen Genuss, durch das Teilen lässt sich wahre Seligkeit erschmecken. Diese wahre Selig- bzw. Einigkeit zeigt Demantius in seiner Entwicklung vom polyphonen Satz DIE AUSFÜHRENDEN des Anfangs hin zur Einheit schaffenden Homophonie des tänzerischen Schlusses, der beiden Madrigalteilen gemein ist. 1599 zieht es Erasmus Widmann – vormaliger Organist an der Grazer Stiftskirche – wieder zurück in seine Heimatstadt Schwäbisch Hall, wo er die Folgejahre als Präzeptor und Kantor der dritten Klasse vorstand. Die guten familiären Beziehungen zum Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Langenburg eröffneten ihm aber alsbald den Zugang zum gräflichen Hof in Weikersheim, wo er 1602 als Organist und späterhin als Kapellmeister angestellt war. Hier entstanden jene Werkzyklen, die in einzelnen Sätzen im heutigen Konzert erklingen: Musicalisch Kurtzweil (1611) sowie Musicalischer Tugendtspiegel (1613). „Zu Anfang 1602 war nämlich die Stelle eines Präzeptors an der gräflichen Lateinschule zu Weikersheim frei geworden und die Hofbeamten erhielten den Auftrag, Ausschau zu halten „nach einem qualificierten gesellen, der ein guter musicus wehre und daneben die Schul versehen thete“, außerdem sollte derselbe auch „in humanoribus wol fundirt darzu in instrumentali und vocali musica geübet sein“, so Georg Reichert in Erasmus Widmann (Stuttgart 1951). Widmanns umfassendstes kompositorisches Schaffen ist zweifelsohne das mehrstimmige weltliche Lied. Die Kurtzweil trägt im Namen schon ihren Charakter: zum geselligen Zeitvertreib sind jene Lieder gedacht, ob gesungen oder gespielt – dabei häufig aber getanzt. Orientiert an Zeit, Geschmack und Gebrauch, sind die Widmannschen Sätze und Tänze eine willkommene Abwechslung zur schweren geistlichen Kirchenmusik und waren absolut der neuen Mode verpflichtet. So sind beispielsweise die Tänze und Galliarden des Tugendtspiegel allesamt nach damals neumodischen Frauennamen benannt. Neben den im Konzert vertretenen Agatha, Barbara, Christina und Sophia sind da unter anderem noch Euphrosina, Magdalena, Rosina und Ursula anzutreffen. Peter Motzkus Cappella Sagittariana Dresden Im Jahr 1993 gründeten Mitglieder der Dresdner Philharmonie gemeinsam mit Musikern anderer Orchester und freischaffenden Künstlern das Ensemble Alte Musik Dresden. Mit seiner Spezialisierung auf die Musik der Renaissance und des Frühbarock fand es schnell einen festen Platz im Musikleben seiner Heimatstadt. Das ganz besondere Interesse des Ensembles galt der Wiederentdeckung des vielfältigen mitteldeutschen und sächsischen Musikerbes. In den Folgejahren entwickelte sich daraus unter dem Titel Sächsische Musiklandschaften im 16. und 17. Jahrhundert eine ambitionierte Projektreihe mit Konzerten und CD-Produktionen. Darüber hinaus widmeten sich die Musiker nahezu dem gesamten Spektrum der vokal-instrumentalen Musik der oben genannten Stilepochen. Zahlreiche Rundfunkmitschnitte und internationale Gastspiele zeugen vom hohen Niveau der künstlerischen Arbeit des Ensembles. In den 1970er Jahren entstand in der Sächsischen Staatskapelle Dresden ein Ensemble für Alte Musik, das sich – als Reminiszenz an Hein- DIE TEXTE DER VOKALWERKE rich Schütz, den bedeutenden Kapellmeister der einstigen Dresdner Hofkapelle – den Namen Cappella Sagittariana Dresden gab. Rasch entwickelte sich die Cappella Sagittariana Dresden zu einem der führenden Ensembles seiner Art im damaligen Ostteil Deutschlands und unternahm außerdem viele Konzertreisen, unter anderem nach Westdeutschland sowie ins europäische Ausland. Als der Musikwissenschaftler Wolfram Steude in den 1980er Jahren die Stimmbücher zum Schwanengesang von Heinrich Schütz wiederentdeckte, war es die damalige Cappella Sagittariana Dresden, die dieses bedeutende Werk der deutschen Musikliteratur in seiner Gesamtheit nach über 300 Jahren erstmalig wieder aufführte und auf Schallplatte veröffentlichte. Im September 2006 vereinigten sich beide Gruppen an symbolträchtiger Stelle, der Kapelle des Dresdner Residenzschlosses, zur neuen Cappella Sagittariana Dresden. Das Gesamtwerk von Heinrich Schütz bildet auch weiterhin einen wesentlichen Bestandteil des Repertoires. In letzter Zeit war das Ensemble beim Festival Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch-Gmünd, bei den Tagen Alter Musik in Herne und bei den Musiktagen Hitzacker eingeladen. Heinrich Schütz Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat (Sirach 26, 1-4.21) Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat, des lebet er noch ein so lang. Ein häslich Weib ist ihrem Manne eine Freude und macht ihm ein fein ruhig Leben. Ein tugendsam Weib ist eine edle Gabe und wird dem gegeben, der Gott fürchtet, er sei gleich reich oder arm, so ists ihm ein Trost und macht ihn allzeit fröhlich. Wie die Sonne, wenn sie aufgegangen ist, an dem hohen Himmel des Herren eine Zierde ist, also ist ein tugendsam Weib eine Zierd in ihrem Hause. Die Cappella Sagittariana Dresden steht unter der künstlerischen Leitung von Norbert Schuster. Als Kontrabassist ist er seit 1977 Mitglied der Dresdner Philharmonie, daneben absolvierte er Studien in Viola da gamba und in Orchesterdirigieren. In den Vereinen Dresdner Hofmusik e.V. und Heinrich Schütz in Dresden e.V. engagiert er sich für die Pflege der Alten Musik, insbesondere des sächsischen und mitteldeutschen Repertoires. Melchior Franck Meine Schwester, liebe Braut (Hohes Lied 4/12–16) Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossen Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Brunn. Dein Gewächs ist wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Cypern mit Narden, Narden mit Safran, Kalmus und Cynamen, mit allerlei Bäumen des Weihrauchs, Myrrhen und Aloes, mit den allerbesten Würzen wie ein Gartenbrunn, wie ein Brunn lebendiger Wasser, die vom Libanon fließen. Steh auf, Nordwind, und komm Südwind, und wehe durch meinen Garten, daß seine Würze triefen. Heinrich Schütz Ego dormio (Hohes Lied 2/5) Ego dormio, et cor meum vigilat. Aperi mihi, soror mea, columba mea, immaculata mea, quia caput meum plenum est rore, et cincinni mei guttis noctium. Steffano Bernardi O dulcissima dilecta mea (Hohes Lied 2/13–14) Ich liege und schlafe doch mein Herz wachet. Öffne mir, meine Schwester, meine Taube, meine Reine, denn mein Haar ist feucht vom nächtlichen Regen und aus meinen Locken tropft der Tau der Nacht. Vulnerasti cor meum (Hohes Lied 4/9) Vulnerasti cor meum, filia carissima, in uno oculorum tuorum, in uno crine colli tui. Hast mein Herz verwundet, meine liebste Tochter, verzaubert mit dem Blick deiner Augen. Hast verwundet mein Herz mit der Zier deines Halses. Ich beschwöre euch, ihr Töchter zu Jerusalem (Hohes Lied 5/8–10; 6/1; 1/7; 6/2; 2/17) Ich beschwöre euch, ihr Töchter zu Jerusalem, findet ihr meinen Freund, so saget ihm, dass ich für Liebe krank liege. Meine Seele ging heraus nach seinem Wort; ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht, ich rief, aber er antwortet mir nicht. Was ist dein Freund vor andern Freunden, o du schöneste unter den Weibern, dass du uns so beschworen hast? Sage uns an du, den deine Seele liebet, wo er weidet, wo er ruhet gen Mittage. Mein Freund ist weiss und roth, auserkorn unter vielen Tausenden. Wo ist dein Freund hingegangen, o du schöneste unter den Weibern, wo hat sich dein Freund hingewandt? So wollen wir mit dir ihn suchen. Mein Freund ist hinab gegangen in seinen Garten zu den Würzgärtelein, dass er sich weide unter den Gärten und Rosen breche. Lasst uns gehen und ihn suchen, bis der Tag kühle werde und der Schatten weiche. O dulcissima dilecta mea, quid moraris, cur cunctaris surge, propera amica mea. Formosa mea, immaculata mea, veni, vita, veni, spes animae meae, speciosum faciem tuam videre et vocem tuam suavem audire desidero. Veni, flos paradisi, super lilium convalium. Surge ergo et noli tardare tui enim amore ardeo. Alleluia. O meine süßeste Geliebte, was zögerst du, warum zauderst du? Steh auf, eile, meine Freundin! Meine Schöne, meine Reine, komm, mein Leben, komm, Hoffnung meine Seele. Ich verlange dein wohlgestaltetes Antlitz zu schauen und deine süße Stimme zu hören. Komm, Paradiesblume über den Lilien der Täler. Stehe also auf und säume nicht, ich werde von deiner Liebe verzehrt. Halleluja! Heinrich Schütz Veni, dilecte mi (Hohes Lied 5/1) Veni, dilecte mi, in hortum meum, ut comedas pretiosum fructum tuum. Venio, soror mea sponsa, in hortum meum et messui myrrham meam cum aromatibus meis. Komm, Geliebter mein, in meinen Garten, um deine köstlichen Früchte zu genießen. Ja, ich komme meine Braut und Schwester in meinen Garten. Ich habe gepflückt die Myrrhen zusammen mit den Gewürzen. Veni, dilecte mi, in hortum meum, ut comedas pretiosum fructum tuum. Venio, soror mea sponsa, in hortum meum. Komm, Geliebter mein, in meinen Garten, um deine köstlichen Früchte zu genießen. Ja, ich komme, meine Braut und Schwester, in meinen Garten. Comedi favum meum cum melle meo, cum lacte meo vinum meum bibi. Comedite, dilecti, et bibite, amici, et inebriamini, carissimi. Den Seim habe ich gegessen und den süßen Honig, mit meiner Milch auch meinen Wein getrunken. Nun esset ihr Lieben und trinket ihr Freunde, bis ihr völlig trunken seid, ihr Teuersten. Melchior Franck Du bist aller Dinge schön (Hohes Lied 4/7–11) Melchior Franck Fahet uns die Füchse (Hohes Lied 2/15–16) Du bist aller Dinge schön, meine Freundin und ist kein Flecken an dir. Komm, meine Braut von Libanon. Du hast mir das Herz genommen, meine Schwester, liebe Braut. Deine Brüste sind lieblicher denn Wein und der Geruch deiner Salben übertrifft alle Würze. Deine Lippen, liebe Braut, sind wie triefender Honigseim, Honig und Milch ist unter deiner Zungen, und der Geruch deiner Kleider ist wie der Geruch Libanon. Fahet uns die Füchse, die kleinen Füchse, die den Weinberg verderben, denn unsere Weinberg haben Augen gewunnen. Mein Freund ist mein und ich bin sein, der unter den Rosen weidet, bis der Tag kühle werde und der Schatten weiche. Kehre um, und werde wie ein Reh mein Freund, oder wie ein junger Hirsch auf den Scheidebergen. Heinrich Schütz Stehe auf, meine Freundin (Hohes Lied 2/10–13) Stehe auf, meine Freundin, meine Fromme, meine Schwester, meine liebe Braut und komm her! Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg uns dahin, die Blumen sind herfürkommen im Land, der Lenz ist herbeikommen und die Turteltaube läßt sich hörn in unserm Lande, der Feigenbaum hat Knoten gewonnen, die Weinstöcke haben Augen gewonnen und geben ihren Ruch. Siehe, meine Freundin, du bist schön, du bist aller Dinge schön und ist kein Flecken an dir, du hast mir das Herz genommen, küsse mich mit dem Kuß deines Mundes. Honig und Milch ist unter deiner Zunge. Zeige mir deine Gestalt, laß mich hören deine Stimme, denn deine Stimm ist süß und dein Gestalt ist lieblich. Christoph Demantius Mein Freund, komm in meinen Garten (Hohes Lied 5/1–2) Mein Freund komm in meinen Garten, Meine Schwester, liebe Braut. Ich habe meine Myrren sampt meiner Wurtzen abgebrochen. Ich habe meines Seims sampt meinem Honige gessen. Ich habe meines Weins sampt meiner Milch getruncken. Esset, meine Lieben; Trinket, meineFreunde und werdet truncken. Ich schlaffe, aber mein Hertz das wachet. Thu mir auff, liebe Freundin, meine Schwester, meine Schöne, meine Fromme. Ich habe meines Weins sampt meiner Milch getruncken. Esset, meine Lieben; Trinket, meine Freunde und werdet truncken. Heinrich Schütz Freue dich des Weibes deiner Jugend (Sprüche Salomos 5/18) Freue dich des Weibes deiner Jugend. Sie ist lieblich, wie eine Hinde, und holdselig, wie ein Reh. Freue dich des Weibes deiner Jugend. Lass dich ihre Liebe allezeit sättigen, und ergetze dich allewege in ihrer Liebe. Freue dich des Weibes deiner Jugend. Galerie BRAND-SANIERUNG Novalisstr. 13 | Weißenfels DAS HOHELIED SALOMONIS Weitere Termine Ausstellung vom 3. Oktober bis 22. November 2015 1. November 2015, 15.00 Uhr Es ist faszinierend zu erleben, welche kreativen Energien kulturelle Botschaften aus den Tiefen der Kulturgeschichte bei zeitgenössischen bildenden Künstlern freisetzen. Die Ausstellung Das Hohelied Solomonis führt dies eindrucksvoll vor Augen, wenn Malerei, Plastik, Grafik, Keramik und Linolschnitt auf den biblisch-erotischen Versen und der Vertonung des Frühbarock basieren. Helena Rytkönen – Malerei Ulrich Barnickel – Metallplastik Peter Rogge – Grafik Lisa Trefzer – Keramische Wandbilder Christina Simon – Farblinolschnitt Zu Gast – anlässlich seines 70. Geburtstags: Dieter Weidenbach – Rötelzeichnungen Christina Simon – Kuratorin MIDISAGE Lesung aus dem Hohelied Salomonis in der Übersetzung von Martin Opitz mit Thomas Zieler und An Kuohn Präsentation des Katalogs zur Ausstellung 21. November 2015, 19.30 Uhr FINISSAGE Lesung: Erotische Gedichte und Geschichten Beiträge zum Menantes-Preis 2014 ausgewählt und gelesen von Jens-Fietje Dwars und Nancy Hünger 3. bis 31. Oktober 2015 LIEBE UND FREUNDSCHAFT Ausstellung mit Bildern und Skulpturen – Arbeiten von Schülern des Goethegymnasiums Weißenfels im Rahmen des Kunst- und Religionsunterrichts verantwortlich: Christina Simon, Uta Sommer, Uli Zander, Christel Geißler – Fachlehrer für Kunst und ev. Religion Marienkirche Weißenfels Eine Ausstellung des Kunst- und Kulturprojektes BRAND-SANIERUNG e.V. im Kooperation mit dem Heinrich Schütz Musikfest 2015 Helena Rytkönen, Brunnen des lebendigen Wassers von Liesa Trefzer, Seine Linke mir unterm Haupt… Der neue Dokumentarfilm über HeinricH ScHütz Heinrich Schütz fasziniert uns heute als ein Europäer der Neuzeit – ein modern denkender Mensch, ein schöpferischer Geist und ein mitfühlender und engagierter Zeitgenosse. – Der Film macht sich auf die Suche nach dem freudvollen, umtriebigen, kreativen Komponisten, dem Vorreiter der Moderne. Er führt uns an seine wichtigsten Wirkungsstätten von Mitteldeutschland aus bis Venedig und Kopenhagen. Heinrich Schütz – Der Vater der deutschen Musik 16:9, HD, 52 Min. | 19,90 € zuzüglich Versandkosten zu beziehen bei: www.barbarossafilm.de sowie über die Heinrich-Schütz-Häuser in Bad Köstritz und Weißenfels IMPRESSUM HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST Intendantin Dr. Christina Siegfried Konzept Dr. Katrin Bemmann, Friederike Böcher M.A., Dr. Oliver Geisler, Dipl. phil. Henrike Rucker, Dr. Christina Siegfried | für die ISG: Sieglinde Fröhlich und Prof. Dr. Walter Werbeck Festivalbüro/Ticketing Romy Hage Pressearbeit Claudia Kallmeier Public Relations Dr. Nicole Meier-Siegfried Gestaltung Stephan Harmanus | KplusH Berlin und Maria Pfeiffer | www.maria-pfeiffer.de Redaktion Adelheid Schloemann, Dr. Katrin Bemmann Bildnachweis Künstler, Frank Höhler, Mathias Marx MITTELDEUTSCHE BAROCKMUSIK E.V. Geschäftsstelle Michaelstein Michaelstein 15 | 38889 Blankenburg Tel.: (03944) 980 438 | Fax.: (03944) 980 439 Email: [email protected] Pressearbeit Claudia Kallmeier Merbachstr. 3 | 09599 Freiberg Tel.: (03731) 444 1006 | Mobil: (0179) 3289166 Email: [email protected] Druck Stand 9. September 2015 | Änderungen vorbehalten! Unter der Schirmherrschaft von Herrn Dr. Matthias Rößler, Präsident des Sächsischen Landtags Förderer Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt Thüringer Staatskanzlei – Der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mit freundlicher Unterstützung Ostdeutsche Sparkassenstiftung Sparkasse Burgenlandkreis Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt Stadt Weißenfels Stadt Zeitz Landkreis Greiz | Stadt Bad Köstritz Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank Landgraf Moritz Stiftung Kassel Kulturstiftung des Freistaates Sachsen Landeshauptstadt Dresden Veranstalter Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft e.V. INTERNATIONALE HEINRICH-SCHÜTZ GESELLSCHAFT Kooperationspartner Weißenfelser Musikverein „Heinrich Schütz“ e.V. Schütz-Akademie e.V. Bad Köstritz Dresdner Hofmusik e.V. Förderverein Musikfreunde EULE-Orgel Zeitzer Dom e.V. Museum Schloss Moritzburg Zeitz 24. Festival Alte Musik Knechtsteden Freunde und Förderer der Komponistenklasse Dresden e.V. Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e.V. Stiftung Frauenkirche Dresden Kreuzkirche Dresden Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen Heinrich Schütz in Dresden e.V.