Transcript
BERATUNG
12. JUNI 2015
B AUERN Z EITUNG
27
Gute Milch dank Ziegenliebe Kleinwiederkäuer / Beat Wigger aus Hasle LU produziert Milch mit seinen 100 Ziegen verschiedener Rassen. HASLE ■ Für Beat Wigger ist ne-
Ziege verkäuflich, es komme auf den Preis an, erklärt er.
ben der Milchleistung und den Milchgehalten auch ein ansprechendes Exterieur wichtig bei seinen Ziegen. Er hält rund 100 Ziegen von sechs verschiedenen Rassen auf seinem Betrieb in Hasle LU. In seiner Freizeit amtet er zudem als Ziegenexperte an Ausstellungen.
Milchziegen in jeder Form und Farbe
Die Liebe zu den Ziegen für sich entdeckt Schon als Kind hatte Beat Wigger Ziegen. Sein erstes Gitzi kaufte er mit zehn Jahren seinem Vater ab. Nach der Lehre zum Landwirt führte er den landwirtschaftlichen Betrieb des Paraplegikerzentrums in Nottwil LU. Dort begann er Ziegen zu melken. «Ich konnte mir dort eine Herde aufbauen», erklärt er. Später konnte Wigger den Betrieb des Bruders seiner Frau pachten. Dieser steht in Hasle im Entlebuch LU. «Das war der ideale Moment, ganz auf die Ziegen zu setzen», erklärt er.
(V. l. n. r.): Sohn Simon mit Gämsfarbigem Gitzi, Beat Wigger mit Toggenburger Gitzi und seine Frau Rita mit Saanengitzi.
Die Ziegen warten auf die nächste Portion Heu beim Futterband.
Das Land sei sehr steil und somit seien Ziegen die idealen Nutztiere auf diesem Betrieb. «So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen.» Dort bewirtschaftet er mit seiner Frau und seinen vier Söhnen 20 ha Land in der Bergzone. Beide arbeiten aber Teilzeit noch auswärts. Im Winter werden zusätzlich vier Kühe gehalten, die Milch wird an die Gitzi vertränkt. Im Stall hat er ein Futterband zur Raufutterfütterung und einen Futterautomaten für Kraftfutter, wo jede Ziege mittels Chip am Halsband ihre individuelle Portion Kraftfutter abholen kann. Beim Futterband wird auch gleich gemolken, mit Hilfe einer Absauganlage mit
fünf Aggregaten. Direkt unter dem Fress- und Melkplatz stehen den Ziegen Liegeboxen zur Verfügung, so ist der begrenzte Platz im Stall ideal ausgenutzt. Er habe sehr lange überlegt, wie er den Stall genau bauen wolle, erzählt der Landwirt.
Erfolgreiche Produktion braucht Ziegenliebe «Man muss gerne Ziegen haben, um erfolgreich Milch produzieren zu können», weiss Beat Wigger. Natürlich sei eine gewisse Qualität in der Genetik notwendig, aber auch Haltung und Fütterung seien sehr wichtig. Bei der Zucht legt er vor allem Augenmerk auf die Milchgehalte. «Ziel ist eine hohe Milchleis-
(Bilder Tamara Wülser)
tung, ohne dass die Gehalte absinken.» Gesunde, robuste Ziegen mit einem ansprechenden Euter sollen es zudem sein. Früher sei er sehr fanatisch auf das Exterieur gewesen, heute züchte er mehr mit dem wirtschaftlichen Gedanken. Zudem gehe er heute nicht mehr so oft an Schauen mit seinen Tieren, um das Ansteckungsrisiko tief zu halten. Sein Betrieb ist serologisch frei von Pseudoturbekulose. Wolle man aber Gitzi verkaufen, müsse man sich ab und zu an einer Schau zeigen und präsent bleiben, ist er überzeugt. Die weiblichen Tiere werden meist alle aufgezogen. Da er von der Ziegenhaltung lebe, sei prinzipiell bei ihm im Stall jede
Beat Wiggers Herde ist bunt gemischt: 42 Toggenburger-, 26 Saanen-, 17 Gämsfarbige-, 7 Bündner Strahlen-, 3 Anglo-Nubier- und eine Appenzeller Ziege umfasst seine Herde. Anfang August werden die Ziegen nach Rassen aufgeteilt, ein Bock der jeweiligen Rasse läuft dann mit ihnen mit. Später laufe ein Bock mit der gesamten Herde mit, die späteren Gitzi würden gemästet, erklärt er. Es sei wichtig, bei der Wahl des Bocks gut hinzuschauen, der mache die halbe Herde aus, erklärt Beat Wigger. Momentan sei die Gitzisaison zwischen Januar und Februar, er würde diese gerne ausdehnen, das sei aber schwierig. «Ideal wäre, wenn die ersten Gitzi im November kämen, denn von Oktober bis Dezember ist der Milchpreis sehr gut.» Die Milchleistungen der Rassen unterscheiden sich z. T. stark. So geben Beat Wiggers Saanenziegen durchschnittlich 755, die Toggenburger 573 und die Gämsfarbigen 600 Kilogramm pro Standardlaktation. «Da ist aber auch ein grosser Anteil Erstlingsziegen dabei», erklärt er. Die Anglo Nubier seien von den Gehalten her sehr interessant, jedoch sei die Milchleistung nicht so hoch. Die Milch liefert er an die Käserei Odermatt in Dallenwil NW. Dort wird sie zu Frisch-, Halbhart- und Hartkäse sowie Jogurt verarbeitet. Er biete den Leuten, die ihn besuchen, aber auch immer etwas zum Probieren an, damit sie die Vorurteile gegenüber Ziegenprodukten verlören. «Erst wenn sie probieren können, merken sie, dass die Produkte nicht so ‹geisselen›, wie man ihnen nachsagt», erklärt Beat Wigger. Tamara Wülser
Saubere Kühe – wichtig für gute Milchqualität Melkwettbewerb / Gesucht werden die besten Melkerinnen und Melker. Den Gewinnern winken wertvolle Preise. LINDAU
■ Sauberkeit der Tiere ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Milchproduktion. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass stark verschmutzte Euter wesentlich häufiger Infektionen aufweisen als saubere Euter. Das Risiko kann dabei mehrfach höher sein. Daher erstaunt es nicht, dass es eine direkte Beziehung zwischen der Verschmutzung der Euter und der Zellzahl der Herde gibt. Ebenso ist nicht überraschend, dass mit einer erhöhten Verschmutzung in den meisten Fällen eine höhere Keimbelastung der Milch einhergeht.
Liegeboxen und Stallmanagement Stark verschmutzte Euter erhöhen den Reinigungsaufwand vor dem Melken. Das Saubermachen einzelner stark verschmutzter Euter oder Zitzen kann den Routinearbeitsablauf im Melkstand stark stören und somit den ganzen Melkablauf durcheinander bringen. Die Anforderungen im Melkablauf und somit die Belastung des Melkers nehmen mit dem Verschmutzungsgrad zu. In verschiedenen Untersuchungen wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Qualität von Liegeboxen und der Sauberkeit der Herde nachgewiesen.
Jetzt anmelden
Saubere Kühe mit sauberem Euter erleichtern die Melkarbeit und sichern die Milchqualität. (Bild Agridea) Nicht optimale Boxenmasse und schlechte Pflege der Boxen verringern die Attraktivität der Liegeplätze. Überbelegungen und schlechtes Stallklima können die Situation verschärfen. All dies führt zu verringerten Liegezeiten. So verursachten schon 30 Minuten weniger Liegezeiten pro Tag in einer dänischen Studie vermehrte Verschmutzungen am Euter. Ursache hierfür sind längere Stehzeiten und vermehrte Bewe-
gung über unsaubere Laufgänge mit dem Risiko von aufspritzenden Ausscheidungen. Besonders verschmutzen Beine und Füsse von Kühen, wenn sie über schlecht abgeschobene Laufgänge gehen oder in der «Welle», die ein Kotschieber vor sich her schiebt, stehen müssen. Dies ist häufig an Fressplätzen zu beobachten. Die so z. T. stark verschmutzten Hinterbeine kommen beim Abliegen in der Liegebox direkt unter oder ne-
Melken im Melkstand. Teilnahmeberechtigt sind Personen mit Jahrgang 1990 bis 2000 mit einem Bezug zur Landwirtschaft. Bei genügend Anmeldungen werden regionale Vorausscheidungen durchgeführt. Die zwölf Besten der Vorausscheidungen qualifizieren sich für das Finale im Herbst 2015 an der Forschungsanstalt Agroscope in Tänikon TG. Wertvolle Preise winken. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Tier& Technik in St. Gallen am 26. Feburar 2016 statt. Die Teilnahme ist gratis. Weitere Informationen unter
ben dem Euter zu liegen. Häufiges, regelmässiges Abschieben der Laufgänge hilft, die Verschmutzungen zu verringern. Wichtig im Zusammenhang mit aufspritzendem Kot ist auch die Kotkonsistenz. Eine unausgewogene Fütterung, die zu dünnem oder sehr dünnem Kot führt, erhöht das Risiko für Verschmutzungen der Hinterbeine und der Euter bei allen Kühen. Eine Fütterungsplanung und entsprechende Anpassung der Ration
www.melkwettbewerb.ch oder bei Sabrina Barth (Tel. 076 451 22 12,
[email protected]). Anmeldung nur online unter www.melkwettbewerb.ch. Anmeldeschluss ist der 17. Juli 2015. pd
kann hier eine deutliche Verbesserung bringen. Ein weiterer Grund für vermehrte Verschmutzungen durch aufspritzenden Kot sind Unruhen in der Herde. Je mehr und je schneller die Tiere sich bewegen, umso stärker werden die Verschmutzungen sein. Ein ruhiger Umgang mit den Tieren grundsätzlich, die Separierung von brünstigen Kühen sowie die Vermeidung von schnellem und aggressivem Umtreiben helfen, die
Verschmutzungen möglichst gering zu halten.
Saubere Tiere – Massstab der tiergerechten Haltung Qualitätsmilch zu produzieren ist wichtigste Voraussetzung für die weiterverarbeitenden Milchbetriebe. Qualitätsbezahlung, Qualitätssicherungssysteme, Label, Gütesiegel und die hohen Erwartungen der Verbraucher sind weitere Gründe für eine Qualitätsmilcherzeugung. Saubere Tiere mit sauberen Eutern erleichtern dies. Saubere Tiere gelten auch als Ausweis eines insgesamt guten Betriebs- und Herdenmanagements sowie einer tiergerechten Haltung. Alle Anstrengungen für die Sauberkeit der Kühe sind somit wichtige Vorarbeiten für ein angenehmes Melken und die Qualitätsmilchproduktion. Franz Sutter, Profi-Lait Die Anforderungen an eine gute Melkerin oder einen guten Melker sind sehr vielseitig. Am fünften Schweizerischen Melkwettbewerb haben die Kandidatinnen und Kandidaten die Möglichkeit, ihr Können und Wissen rund ums Melken unter Beweis zu stellen. Nutzen Sie die Chance und melden Sie sich noch an (siehe Kasten). Den Gewinnern winken wertvolle Preise.