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SCHWEINE Das Magazin für die Schweinehaltung
WELT
Juni 2015 • Nr. 15
Liebe Schweinehalter und Schweinezüchter, liebe Kunden und Freunde der BAYERN-GENETIK GmbH, Nur durch gemeinsame und aufeinander abgestimmte Anstrengungen können wir die süddeutsche Schweineproduktion weiterhin wettbewerbsfähig und auf hohem Qualitätsniveau halten. Der scharfe internationale Wettbewerb zwingt uns zu höchsten Anstrengungen bei der Zuchtarbeit und gleichzeitig müssen wir unser Tun einem immer kritischeren Verbraucher vermitteln können. Eine unglaubliche Herausforderung in Zeiten, wo die gedankliche Distanz zwischen Erzeuger und Verbraucher sehr weit auseinander-gedriftet ist.
angestoßen und in einer effizien- Zuchtleitern, Herrn Dahinten und ten und hoch interessanten Infor- Dr. Eisenreich erläutert. mationsveranstaltung diskutiert. Mit weiteren Fachartikeln zu Um Ihre Betriebe zukünftig exakt Ödemkrankheit und einem bedienen zu können, wollen wir Anpaarungsprogramm für EigenSie bitten, dass Sie uns Ihre remontierer runden wir dieses Anforderungen mit Hilfe des bei- Heft ab. gefügten Fragebogens mitteilen Unsere neue Internetseite stellen (Erläuterungen dazu finden Sie in wir Ihnen ebenfalls vor. Sie bietet diesem Heft). Dadurch erhalten ganz neue Möglichkeiten für wir die entsprechenden Informaunsere Kunden. tionen, um einzelbetriebliche Lösungen liefern zu können. Wir In einigen Wochen ist es bereits bitten Sie um zahlreiches Mitwir- wieder soweit. Vom 28. August bis einschließlich 1. September ken. findet das Karpfhamer Fest mit Mit dem Thema Tierwohl und die der traditionellen Rottalschau damit verbundenen gesetzlichen statt. Wir würden uns freuen, Vorgaben befasst sich der Artikel wenn Sie uns in der Agrarhalle von Herrn Goldbrunner. Er besuchen würden. Eine gute beschreibt darin u. a. die Vorteile Gelegenheit zum Meinungs- und von variabel einstellbaren BeweInformationsaustausch. gungsbuchten in der Muttersauenhaltung. Darauf aufbauend Zur anstehenden Getreideernte stellt Herr Pramps den Antrag zur wünschen wir „gedeihliches Weteinzelbetrieblichen Investitions- ter“ und gute Preise. förderung vor.
Sehr bewusst geht Familie Dachs aus Holzhausen bei Reisbach mit diesen Themen um. Ihre Stallungen öffnet sie immer wieder für interessierte Besuchergruppen und leisten damit einen sehr wichtigen Beitrag, um Vorurteile gegenüber der konventionellen Schweinehaltung zu entkräften. Lesen Sie die interessante Betriebsreportage am Anfang Xaver Schmid vom AELF Landshut wird zukünftig die ökologiunseres Magazins. sche Schweinehaltung betreuen. Mit einer Eberdemonstration am Hierzu wird ein Arbeitskreis Standort Kammerlehen haben wir gegründet werden. Die Details kürzlich die Diskussion über den entnehmen Sie dieser Ausgabe. züchterischen Stand und die weitere Ausrichtung mit Experten Das neue Zuchtprogramm für aus Zucht sowie Vermarktung Bayern wird von den bayerischen Inhaltsverzeichnis Betriebsreportage Dachs, Holzhausen Ebervorführung Vorgaben zur Eberauswahl Eine Phase der Optimierung Investitionsförderung Einladung zur Gründung eines Arbeitskreises Anpaarungsprogramm für Eigenremontierer Zuchtziel 2015 Arbeitssitzung der Leistungsprüfanstalten Die Ödemkrankheit Neue Internetseiten der Bayern-Genetik Ebertransporte/Maximilian Knödl verstorben
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Ihr Dr. Thomas Grupp Geschäftsführer der Bayern-Genetik GmbH
Herausgeber: BAYERN-GENETIK GmbH Riedweg 5 • 86673 Bergheim Tel. 08431 5857-0 Gut Altenbach • 84036 Landshut Tel. 0871 95310-0 www.bayern-genetik.de Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Thomas Grupp Edwin Eifler Armin Prosteder
Titelbild: Zufriedene Ferkel auf dem Hof der Familie Dachs in Holzhausen.
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Schweine-Welt - Juni 2015
Verbraucher dürfen in die Ställe schauen Bei Robert und Monika Dachs ist dass eine Selbstverständlichkeit. Verbraucher können die Tierhaltung in der heutigen Form auf dem konventionell geführten Hof in Holzhausen, Gemeinde Reisbach in Augenschein nehmen. Trotz ihres ausgefüllten Tagesablaufs nehmen sie sich gerne Zeit, Besuchergruppen (Schulklassen, Ferienprogramm-Teilnehmer, Kindergartenkinder) durch die Stallungen zu führen. Damit leisten Sie einen sehr großen Beitrag für die Darstellung der bäuerlichen Schweinehaltung in der Öffentlichkeit. Nutznießer davon sind auch alle anderen Schweinehalter. Es wäre wünschenswert, wenn dieses wichtige Engagement auf weitere Schultern verteilt würde. Viele Kinder, selbst aus ländlichen Gegenden, haben keinen Bezug mehr zur Fleischproduktion. Tierhaltung kennen sie nur aus negativen Berichten der Medien. Wie groß das kindliche Interesse ist und wie unvoreingenommen diese gegenüber der konventionellen Nutztierhaltung sind, erfährt das Betriebsleiter-Ehepaar immer wieder. Monika und Robert erzählten auch vom großen Interesse der Eltern, die beim Abholen ihrer Kinder auch noch durch die Stallungen geführt werden wollten. Die mehr als 300 Jahre alte Hofstelle wurde von den Eheleuten Otto und Elisabeth Dachs im Jahr 1970 erwor-
Monika und Robert Dachs mit den Kindern Sebastian (13), Katharina (11) und Anna-Lena (8). ben. Damals war es noch der klassische Mischbetrieb mit Rindern, Schweinen und Geflügel. Bereits 1975 erfolgte die Spezialisierung auf Zuchtsauen. Dabei wurde ein neuer Stall für die Abferkelung errichtet. Zum Deckzentrum und Wartestall wurde der Rinderstall umgebaut. Der Sauenbestand lag bei 70 Tieren, die während der Wartezeit in den damals üblichen Kastenständen gehalten wurden. 1980 kam der nächste Schritt: ein Flatdeck mit 10 x 10 Meter für 180 Ferkel wurde in Massivbauweise an das Deckzentrum
Windgeschützte Einzellage in herrlicher Landschaft. Schweine-Welt - Juni 2015
angebaut. 1991/92 wurde das alte Wohnhaus abgetragen und durch einen Neubau ersetzt. Dies war die letzte große Bautätigkeit von Otto und Elisabeth. In den Jahren 1998 bis 2001 begann die jüngere Generation mit einer Reihe von Baumaßnahmen. Erster Schritt war der Neubau eines Wartestalles. Dieser wurde komplett selbst in Massivbauweise an die andere Seite des Deckzentrums angebaut. Außenmaße sind 17 x 10 Meter. Es finden 45 Tiere darin Platz. Der Abferkelbereich wurde auf strohlose Haltung umgestellt und die
Schmuckes Wohnhaus der Familie Dachs.
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Unsere Mütter bringen uns auch ohne Milchzufütterung satt - uns geht es sehr gut. dazugehörige Güllegrube errichtet. Der Bestand erhöhte sich auf etwa 100 Tiere. In dieser Zeit haben Monika und Robert geheiratet. 2002 bis 2004 hat Robert den Betrieb von seinem Vater gepachtet und war nebenher beim Maschinenring aktiv. Am 1. Januar 2005 wurde der Hof vom Vater endgültig übergeben. Sogleich begannen die Eheleute mit dem Bau eines Maststalls für etwa 800 Schweine. Größe: 23 x 37 Meter. Im darauffolgenden Jahr wurde ein Gebäude mit 3 Fahrsilos für CCMSilage errichtet. Außenmaße sind 30 x 12 Meter. Zugleich wurde das geschlossene System auf 130 Zuchtsauen aufgestockt. Eine neue, große Güllegrube wurde 2009 errichtet, um ausreichende Lagerkapazität zu besitzen. Damit kann die Gülleausbringung zum optimalen Zeitpunkt erfol-
gen. Im selben Jahr baute man noch eine Hackschnitzelanlage mit 50 kW Leistung ein. Diese wird nur mit hofeigenem Material beschickt. Wohnhaus und Abferkelbereich werden mit der Anlage beheizt. Als bisher letztes Gebäude wurden 2012 drei Beton-Viereckzellen zur Lagerung von 500 Tonnen Getreide erstellt. Gesamtmaße: 12 x 12 Meter und 6 Meter Höhe. Das Getreide wird gereinigt und mit Säure konserviert. Aus Überzeugung wird nur korrosionsfreie Säure verwendet. Für die Zukunft ist eventuell der nachträgliche Einbau einer Belüftungsanlage geplant. In der eigenen Mal- und Mischanlage wird das Getreide weiterverarbeitet. Die Anlage ist allerdings schon mehr als 30 Jahre alt und soll in nächster Zeit erneuert werden. Verfüttert wird an die Tiere
Gesunde, gut genährte und rahmige Ferkel mit stabilem Fundament.
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Sauen zeigten trotz fremder Personen im Stall keinerlei Aufregung. nur Getreide und Mais aus eigenem Anbau, sowie Eiweiß in Form von zugekauftem Soja (LP wegen dem höheren Rohfasergehalt). Eine Besonderheit ist die Aufbereitung des hofeigenen Brunnenwassers. Hier kommt eine Biostel-Anlage zum Einsatz. Trotz der hohen Investitionskosten sind Monika und Robert Dachs absolut überzeugt davon. Seit Jahren im Gebrauch ist vor allem im Maststall der Medikamenteneinsatz deutlich gesunken. Die Anwendung von Antibiotika konnte dadurch stark reduziert werden. Bei der Fütterungstechnik geht der Betrieb verschiedene Wege. Wartestall und Deckzentrum werden per Hand versorgt. Im Abferkelbereich wird ab dem 14. Tag Pre-Starter in Futterschalen angeboten. Auf eine arbeitsintensive Milchzufütterung wird verzichtet. Die Tiere
Barrierefrei und leicht zu reinigen ist der Treibweg mit integrierter Waage. Schweine-Welt - Juni 2015
Das Betriebsleiterehepaar im Deckzentrum. im Flatdeck erhalten ihre hofeigene Mischung mit Hilfe von Breiautomaten. Über Spotmix mit Sensorsteuerung am Kurztrog werden die Mastsauen stündlich versorgt. Bei Heizung und Lüftung wird auf dem Betrieb auch auf verschiedene Lösungen zurück gegriffen. Der Abferkelbereich wird über die Hackschnitzelheizung versorgt. Die Heizplatten unter dem Ferkelnest sind warmwassergespeist. Im Flatdeck kommen bei Bedarf Gasheizstrahler zum Einsatz. Die Lüftung erfolgt über Rieselkanal und Lochplatten an der Decke. Angesaugt wird die Luft über den Vorraum. Der Maststall erhält seine Frischluft mittels Unterflurzuführung. Die Abluft wird durch Zentralabsaugung entsorgt. In der kalten Jahreszeit wird mit Hilfe eines Wärmetauschers die Frischluft vorge-
wärmt. Im Winter werden die Buchten mit einer Heizkanone temperiert. Trotz anderslautender Beratung hält der Betrieb am einwöchigen Rhythmus fest. Da Arbeitsspitzen in der Feldwirtschaft nicht verschoben werden können, sollen im Stall keine zusätzlichen Spitzen entstehen. Monika und Robert bringen beide ihre ganze Arbeitskraft ein. Die letzten Jahre war dies sehr intensiv. Langsam wird es leichter, da die drei Kinder inzwischen fleißig mit helfen. Die Gruppengröße liegt zwischen sechs und sieben Sauen. Angedeckte Jungsauen (Bayern-Hybriden) werden über Josef Hasbauer, EGZH zugekauft. Zuverlässiger Lieferant ist der Betrieb Högl in Wachelkofenreuth. Mit dem Bayern-Genetik-Scannerdienst ist Betriebsleiter Robert sehr zufrieden: „Egal wer kommt, es
Fundamentstarke, rahmige Tiere im Wartestall. Schweine-Welt - Juni 2015
Sucheber „Florian“ geht es sichtlich gut. läuft immer super und gibt keine Probleme“. Von Seiten des LKV kümmert sich Ringassistent Ludwig Able um den Betrieb. Chef bei den Sauen ist der Sucheber „Florian“, den die Kinder liebevoll so getauft haben. Die Vermarktung erfolgt hauptsächlich nach Österreich und über nahegelegene Metzgereien. Der Vorteil von Österreich ist deren günstigere Schlachtmaske. Dort wird nicht so stark nach Mindest- und Höchstgewicht selektiert wie in Bayern. Vor jedem Transport werden die Tiere vom zuständigen Veterinäramt begutachtet. Diesen ständigen Behördenkontakt sieht der Betriebsleiter als großen Vorteil, um eventuelle Probleme oder Unklarheiten schnellstmöglich in den Griff zu bekommen. Wichtig bei der Vermarktung ist die Hygiene: nur leere und
Einer Schülergruppe wird der Wartestall erklärt.
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Schlachttiere zeigen bereits was in ihnen steckt. gewaschene Transportfahrzeuge dürfen den Hof befahren. Eine Verladung bei Nacht gibt es nicht. Bei der Eberauswahl macht sich Robert Dachs keine großen Gedanken. Es kommen mastleistungsstarke Eber zum Einsatz. Auch in diesem Bereich gab es noch nie Probleme. Egal mit welchem Eber besamt wurde, das Ergebnis war immer zufriedenstellend. Ausdrücklich lobt er das Eberangebot der BayernGenetik. Der Erfolg des Betriebs hängt aber nicht nur vom Ebermaterial ab, sondern natürlich von der guten Sauengrundlage und dem kompletten Management. Ausgewogenheit geht vor Leistung. Arbeitsaufwand und finanzieller Einsatz müssen im Einklang mit der Lebensqualität sein. Nach diesem Motto gestaltet Familie Dachs ihr Leben. Wegen der hohen Arbeitsbelastung und dem zusätzlichen Aufwand für die Besuchergruppen gibt es leider keine Urlaubsfahrten. „Wir haben das
ganze Jahr Urlaub auf dem Bauernhof“ sagt Monika mit einem verschmitzten Lächeln. Aber Tagesausflüge werden so oft es geht unternommen. Diese sind vor allem auf die Interessen der Kinder zugeschnitten und werden manchmal gemeinsam mit befreundeten Familien gemacht. Im Winter fährt man dann gerne zum Skifahren. Die Familie ist in verschiedenen Vereinen aktiv wie dem Skiclub, Feuerwehr, bei den Stockschützen (Sebastian ist Niederbayerischer Meister in seiner Klasse) oder Monika als „Chefin“ der Ortsbäuerinnen. Robert ist zudem Ausschußvorsitzender bei der Gehilfenprüfung für die Landkreise Dingolfing-Landau und Deggendorf. Beide Töchter musizieren. Katharina spielt Keyboard und Anna-Lena Steierische Harmonika. Sebastians Hobby sind seine Hühner, die Holzarbeit und sein Kartoffelfeld. Monika ist von Beruf Schneiderin und beherrscht ihr Handwerk, wie auf dem Familienbild
Sebastians Hühner fühlen sich wohl auf dem Hof...
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Wertschöpfung aus Ferkelerzeugung erfolgt im Maststall. zu sehen ist. Alle Dirndl sind selbst genäht. Da sie nicht aus einem Landwirtschaftlichen Betrieb stammt, war der Umzug auf den Hof schon eine große Lebensumstellung. Aber sie hat es nicht bereut und liebt vor allem die Arbeit mit den Tieren. Für die Zukunft sind keine großen Bautätigkeiten geplant, sondern das Erhalten und Modernisieren der vorhandenen Anlagen. Monika und Robert möchten den Kindern keine Schulden hinterlassen. Ob es einmal eine Hofnachfolge gibt ist noch unklar. Während sich Sebastian und Katharina nicht einig werden können, wer den Hof bekommt, möchte Anna-Lena einmal Krankenschwester werden. Die Eltern sehen der ganzen Entwicklung aber recht entspannt zu. Sollte es doch nicht weiter gehen mit dem Hof wäre das zwar schade, aber dann ist es halt so. Armin Prosteder und Edwin Eifler, beide Bayern-Genetik
der Älteste macht Holz und kümmert sich um Kartoffeln. Schweine-Welt - Juni 2015
Ebervorführung Am Donnerstag, 28. Mai fand an der Eberstation in Kammerlehen eine Ebervorführung statt. Von den beiden bayerischen Zuchtleitern wurden 12 Mutterrassentiere und 21 Pietrain-Eber vorgestellt. Etwa zwei Wochen vor der Vorführung haben Günther Dahinten (Zuchtleiter Mutterrassen) und Dr. Rudolf Eisenreich (Zuchtleiter Vaterrassen) gemeinsam mit Bayern-Genetik Mitarbeiter Armin Prosteder die Eber in den Stallungen besichtigt und ausgewählt. Zur Vorführung waren die Tiere dann vom Stallpersonal bestens vorbereitet worden. Angefangen wurde nach kurzer Begrüßung durch Josef Häfel (stellv. Vorstandsvorsitzender) im Vorführraum von Stall 2. Zuchtleiter Dahinten stellte den Besuchern zuerst vier Tiere der Rasse Deutsches Edelschwein und anschließend acht Vertreter der Deutschen Landrasse vor. Dabei ging er nicht nur auf die Zuchtwerte sondern auch ausführlich auf die äußere Erscheinung jedes Tieres ein. Nach etwa 45 Minuten konnten die Besucher zum Stall 3 umziehen. Dort begrüßte Vorstandsvorsitzender Sebastian Mühlbauer die 50 Gäste und verabschiedete sich aber gleich wieder wegen eines weiteren wichtigen Termins. Dr. Eisenreich übernahm darauf das Wort. Innerhalb
einer Stunde schaffte er die Vorstellung der 21 hauptsächlich jungen Pietrain-Eber. Auch er ging sowohl auf das Aussehen als auch die Zuchtwerte der Tiere ein. Den Besuchern wurde unter anderem der Eber MOBBY 63395 vorgestellt. Er vererbt bayernweit die wenigsten Anomalien. Zum Zeitpunkt der Vorführung lag sein Anomalienwert bei 1,38 €/W. Das bedeutet, dass mit diesem Eber 1,38 Euro pro Wurf mehr Gewinn erziehlt werden kann als mit einem durchschnittlichen Eber. Nach der Eberschau in Kammerlehen fuhren alle Besucher ins Gasthaus „Zum Vilserwirt“. Dort begrüßte Bayern-Genetik Geschäftsführer Dr. Grupp die Ringassistenten mit ihrer Chefin Maria Hager sowie alle anwesenden Vertreter von EGZH, Behörden, Vermarktungsorganisationen, Schweinzuchtverbänden und nicht zuletzt die Züchter. Er bedankte sich ausdrücklich bei den beiden Zuchtleitern für die Ebervorstellung und die generell gute Zusammenarbeit mit der Bayern-Genetik. „Aktuelles aus der Zucht“ lautete die Präsentation, die Dr. Eisenreich im Anschluß zeigte. Dabei ging er auf die Zuchtfortschritte in Bayern während der letzten Jahre ein. So kam man im Bereich Schlachtkörperlänge ein großes Stück weiter. Bayern hat in diesem Bereich nicht nur andere
Brechend voll war es im Vorführraum beim Stall 2 an der Eberstation Kammerlehen. Schweine-Welt - Juni 2015
Regionen eingeholt sondern auch überflügelt. Er erläuterte auch die Einkaufspolitik der Bayern-Genetik im Pietrain-Bereich: wuchsbetonte Eber mit guter Länge und Fleischfülle. Im südbayerischen Raum hat der Fleischanteil eine geringere Bedeutung als in Nordbayern. Dies liegt an der im Norden stark verbreiteten Metzgervermarktung. Die Änderungen und Auswirkungen des neuen Zuchtziels wurden den Besuchern anhand verschiedener Folien näher gebracht (siehe auch zugehörigen Artikel in dieser Ausgabe). Den aktuellen Stand der Anomalienprüfung kann man auf den Internetseiten der LfL abrufen (www.lfl.bayern.de). In diesem Zusammenhang dankte Dr. Eisenreich den Ringassistenten für ihre hervorragende Arbeit bei der Erfassung und Weitergabe dieser Daten. Nach dem Mittagessen wurden die Besucher von Günther Dahinten über das neue Zuchtziel bei den Mutterrassen informiert. Während und nach den Vorträgen kam es mehrmals zu sachlichen Diskussionen. Alle Beteiligten waren sich aber einig, dass solche Treffen sehr wichtig und informativ sind, um gemeinsam die bayerische Schweinezucht voran zu bringen. E. Eifler, Bayern-Genetik
Beim Stall 3 wurde es etwas leichter. Die Besucher machten sich fleißig Notizen zu den Ebern.
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Vorgaben zur Eberauswahl Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Artikel möchten wir Ihnen eine Hilfestellung geben um das für Ihren Betrieb richtige Ebersperma zu bestellen. Die schriftlichen Unterlagen (Eberinfo und Eberkatalog) sind beim Erscheinungstermin bereits überholt. Dies ergibt sich aus der wöchentlich stattfindenden Zuchtwertschätzung der LfL in Grub. Der Zeitaufwand von der Erstellung über Druck bis zum Versand der Informationen nimmt jedoch zwei bis drei Wochen in Anspruch. Die Daten in den Drucksachen sind zwar nicht absolut aktuell aber doch ziemlich zeitnah. Sie ändern sich innerhalb weniger Wochen normalerweise nicht gravierend. Dadurch, dass wir jährlich etwa 230 Eber prüfen, kommen im Wochenrhythmus immer wieder Eber dazu, die Ihren Betriebskriterien entsprechen. Um schneller an aktuelle Zuchtwerte zu kommen, brauchen Sie einen Internetanschluss. Über unsere Internetadresse: www.bayerngenetik.de und Klick auf das runde
Schweine-Logo oder den Eber kommen Sie auf den Bereich für Eber. Nach dem Menüpunkt „Eberauswahl“ können Sie Ihre Selektion nach Rasse, MHS-Status, Sprungplan und Prüfstatus einschränken und die Auswahl anzeigen lassen. In der Übersicht können Sie direkt Ihre Bestellung eingeben und abschicken. Zusammen mit dieser Schweinewelt haben Sie von uns einen Fragebogen erhalten. Bitte lesen Sie diesen durch, im Anschluss erläutern wir Ihnen den Aufbau und Sinn. Sie haben mit dem Fragebogen die Möglichkeit, für Ihren Betrieb Kriterien festzulegen, nach denen Eber ausgewählt werden. Ihre Angaben werden bei uns hinterlegt und helfen unseren Mitarbeitern, dass Sie immer optimal für Ihren Betrieb gewünschtes Ebersperma erhalten. Dies trifft nur dann zu, wenn der von Ihnen namentlich bestellte Eber ausnahmsweise nicht verfügbar ist. Über die von Ihnen festgelegte Reihung und Mindestanforderungen ist die Auswahl gleich-
Senden Sie uns Ihre Vorgaben zur Eberauswahl zu.Wir kümmern uns dann darum, dass Sie immer den für Ihren Betrieb optimalen Ebersamen erhalten.Genießen Sie die dadurch gewonnene Freizeit.
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wertiger Eber möglich. Für Sie ist dies eine deutliche Arbeitserleichterung. Sie müssen zukünftig nicht mehr die Daten einzelner Eber studieren und vergleichen. Dies erledigt unsere EDV automatisch nach Ihren Vorgaben. Selbstverständlich können Sie die von Ihnen festgelegte Reihung und die dazugehörigen Mindestanforderungen jederzeit an die aktuelle Betriebssituation anpassen (z. B. bei einem Wechsel der Sauengrundlage). Senden Sie uns dazu einfach ein Telefax an die Nummer 08743/9604-10. Die Bestellung eines bestimmten, namentlich genannten Eberwunsches hat aber immer noch Vorrang. Unverändert bleibt auch die Abgabe des Eberspermas nach der Reihenfolge der eingegangenen Bestellungen – wer zuerst bestellt, erhält auch das gewünschte Sperma. Je später Sie uns Ihre Bestellung mitteilen, umso geringer ist die Chance, das gewünschte Ebersperma zu bekommen. Bei der Auflistung der Kriterien haben wir den Produktionswert absichtlich nicht berücksichtigt. Dieser setzt sich zum Großteil aus den Zuchtwerten „tägl. Zunahme“, „Futterverwertung“ und „Fleischanteil“ zusammen, die bereits in der Auflistung enthalten sind. Trotz intensiver Zuchtarbeit wird es auch in Zukunft keinen Eber geben, der alle geforderten Kriterien erfüllt. Deshalb ist uns die von Ihnen gewählte Reihung wichtig, um einen Ersatzeber zu wählen, der möglichst nahe an Ihre Anforderungen heranreicht. Unterhalb der Auflistung haben Sie die Möglichkeit Kriterien zu benennen, die Ihnen darüber hinaus wichtig sind. Diese Wünsche werden ebenfalls in unserer EDV hinterlegt um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten. Ihre Mitgliedsnummer bzw. Name und Adresse benötigen wir, um die Wünsche zweifelsfrei zuordnen zu können. Bitte geben Sie uns auch Ihre E-Mail Adresse bekannt.
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Dadurch können wir Ihnen zukünftig noch schneller Informationen zukommen lassen (z. B. neue TopGenetik-/Produktionswert-Eber). Am Ende des Fragebogens füllen Sie bitte die entsprechenden Kästchen bzw. Zeilen aus. Diese Angaben erleichtern uns zusätzlich die Auswahl von Ersatzebern. Zum Beispiel gibt es von den großen Vermarktungsorganisationen Eberlisten. Wenn Sie uns mitteilen, über wen Sie vermarkten, kontrollieren wir, ob der Ersatzeber auch von dieser Organisation ausgewählt wurde.
BAYERN-GENETIK Sehr geehrte/r Kunde/in der Bayern-Genetik GmbH, Ihre betrieblichen Anforderungen in Bezug auf Ebersperma möchten wir noch stärker berücksichtigen. Damit wir Sie mit neuester und für Ihren Betrieb bester Genetik bedienen können, bitten wir Sie um Ihre Mitarbeit. Dazu brauchen wir freiwillige Angaben, welche Schwerpunkte Sie in der Eberauswahl setzen. Bitte faxen Sie diesen Fragebogen ausgefüllt an uns zurück.
Fax-Nr.: 0 87 43 / 96 04 -10 Alle Angaben sind freiwillig, streng vertraulich und werden selbstverständlich nicht an Dritte weitergegeben. Sollte sich später in Ihrer betrieblichen Ausrichtung etwas ändern, so teilen Sie uns das gegebenenfalls mit. Bitte nummerieren Sie nachfolgende Schwerpunkte nach der Wichtigkeit für Ihren Betrieb und setzen Sie Mindestanforderungen für die einzelnen Merkmale:
z. B.: 1. tägliche Zunahmen (TZ) 890 gr. oder +10 (Sie können absolute Ausgestattet mit Ihren Informationen, werden wir in Zukunft den EbeZahlen oder Zuchtwerte einsetzen). reinkauf noch stärker auf die BedürfDiese Punkte sind für uns nur eine Hilfe, wenn der von Ihnen aus unserem aktuellen nisse unserer Kunden ausrichten. Sprungplan gewünschte Eber ausnahmsweise nicht verfügbar ist. Nutzen Sie den Fragebogen und 1. tägliche Zunahmen (TZ) 850 gr bestimmen Sie mit, welche Genetik 2. Futterverwertung (FVW) 2,30 wir für Ihren Betrieb bereitstellen sol4. Kotteletfläche (RMFL) 58,0 len. Unser Ziel ist eine große Anzahl an homogenen Ebern. Damit sind 3. Fleisch-Fett-Verhältnis (FFV) 0,21 dann mehrere Ersatzeber mit den 7. Fleischanteil (FLAN) 62,5 gleichen Vererbungsschwerpunkten 5. Schlachtkörperlänge (SKL) 98 cm für Sie verfügbar. Unterstützen Sie uns in den Bemühungen, die süd6. MHS-Status (bitte ankreuzen ) NN NP PP bayerische Schweineproduktion auf 8. Anomalienwert (AW) 0,01 hohem Niveau wettbewerbsfähig zu Welchen Status sollen Ihre Eber haben (mehrere Kreuze möglich)? halten und den Züchtern Perspektiven für die Zukunft zu geben. Helfen Prüfeber geprüfte Eber Top-Genetik bzw. Produktionswert Sie mit, unsere Region im harten Was ist Ihnen außer den oben aufgeführten Kriterien noch wichtig? (Wünsche) internationalen Wettbewerb zu stützen und zu stärken! Wie im Fragebogen schon erwähnt, werden Ihre Angaben streng vertrauMitgliedsnummer: 000000 lich behandelt und nicht an andere Name, Vorname: Musterfrau Josef Firmen oder Organisationen weiterE-Mail: gegeben. Die Einarbeitung Ihrer
[email protected] Angaben kann nicht von heute auf Wohnort: Mustersham morgen geschehen, deshalb wird es Züchter einige Tage dauern, bis Ihre Vorgaben fest in unserem System inte Ferkelerzeuger Vermarktung über: Lieblings-Markt griert sind. Bitte haben Sie dafür Ver geschlossener Betrieb Sauengrundlage (Rasse): DL ständnis. Armin Prosteder und Edwin Eifler, So könnte der von Ihnen ausgefüllte Fragebogen bespielsweise aussehen, Bayern-Genetik den Sie zusammen mit der Schweine-Welt, dem Eberinfo und dem Eberkatalog erhalten haben.
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Eine Phase der Optimierung Schweinehaltung erfordert Spezialwissen, Können und Freude im Umgang mit Tieren. Der Gesetzgeber hat diesen Idealisten in den zurück liegenden Jahren nicht nur im Rahmen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung (TNHVO) einiges abverlangt. Er wird dies weiterhin tun. Das Thema Gruppenhaltung ist entgegen landläufiger Meinung nicht in allen Betrieben abgeschlossen. Zum 31.12.2018 endet die gewährte Übergangsfrist. Dann müssen die Laufgangbreiten von Selbstfang-Fressliegebuchten mit einreihiger Anordnung breiter als 1,6 m, bei zweireihiger Anordnung mit gemeinsamer Nutzung der Lauffläche mindestens 2 m breit sein. Dies trotz eines insgesamt ausreichenden Flächenangebotes. In der Ferkelaufzucht besteht für viele Betriebe erneut Investitionsbedarf. Bis August 2016 benötigen Ferkel bis 20 kg 0,2 m², im Gewichtsabschnitt von 20 bis 30 kg sind es 0,35 m² an Nettobuchtenfläche. Die steigende Fruchtbarkeitsleistung der Sauen verstärkt die Notwendigkeit, baulich aktiv zu werden. Im Abferkelbereich hat der Gesetzgeber Gott sei Dank auf starre Vorga-
ben verzichtet. Betriebsleiter erachten geräumige Abferkelbuchten infolge der erhöhten Leistungen als sinnvoll und erstrebenswert. Bei anstehenden Bautätigkeiten realisieren sie diese auf freiwilliger Basis (derzeit etwa 5,2 m²/Bucht). Stark und kontrovers diskutiert wird hingegen das Thema „Bewegung für säugende Sauen“. Hier betreten alle Beteiligten gewissermaßen Neuland. Die Auseinandersetzung mit einem derartigen Haltungssystem scheint jüngeren Menschen leichter zu fallen. Der Gesetzgeber denkt nicht daran Bewegungsbuchten in nächster Zeit verpflichtend einzuführen. Der Staat versucht vielmehr durch ein neu gestricktes Förderprogramm, die Entscheidung für diese Haltungsform zu unterstützen, letztlich die Mehrkosten aufzufangen. Speziell in den Bereichen, die neu gebaut bzw. baulich verändert werden, sind für das Gewähren der sogenannten Premiumförderung (siehe Beitrag von Herrn Pramps) folgende Vorgaben einzuhalten: Mindestgröße Bewegungsbucht: 6 m² Komfort-Liegefläche: 0,48 m² (0,8 m x 0,6 m mit maximal 7 % Schlitzanteil) Keine Vorgaben bestehen im Hinblick auf die Materialbeschaffenheit der
Mensch
Ferkel
Muttersau
Arbeitssicherheit
verletzungsfrei überleben
Bewegung Hygiene
Liegefläche wie auch dem Zeitpunkt der Freisetzung aus dem Ferkelschutzkorb. Das Leben besteht aus Kompromissen (siehe Grafik links unten). Dies gilt ebenso für die Beziehung zwischen Mensch und Tier, hierbei besonders für das Lebensumfeld der uns anvertrauten Tiere. In der letzten Ausgabe der SchweineWelt wurde Ihnen der Betrieb von Familie Braun vorgestellt. Welche Erfahrungen man dort zwischenzeitlich mit den 12 Bewegungsbuchten gesammelt hat, soll nachfolgend kurz zusammengefasst und mit einigen Bildern untermauert werden. So steht für Thomas und Martina Braun die persönliche Arbeitssicherheit nach wie vor im Vordergrund (Bild unten rechts). Die Möglichkeit, die Sauen bei Bedarf zu fixieren, wollen sie nicht missen. Auch rund um die Geburt möchten sie das Einzeltier in der durch den Schutzkorb vorgegebenen Position vorfinden, um im Bedarfsfall rasche Hilfe leisten zu können. Letztlich dreht sich alles Tun einzig um das Überleben der Ferkel - frei von jeglichen Verletzungen. Verluste treten vorrangig, in den ersten 3 Lebenstagen der Ferkel auf.
Finanzierung Verschiedene Ansprüche und Anforderungen müssen aufeinander abgestimmt werden.
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Die Möglichkeit für eine Fixierung der Muttersau ist gegeben. Schweine-Welt - Juni 2015
Schutzkorb mit maximaler Breite. Je nach Verhalten der Muttersau wird diese bis spätestens 1 Woche nach dem Abferkeln frei gesetzt (Bild links oben). Seit Anfang Mai wird das Geschehen in den Buchten mit Hilfe von Kameras aufgezeichnet und durch Frau Spindler in Zusammenarbeit mit der Ludwig Maximilian Universität (LMU München) ausgewertet (Bild rechts oben). Frau Spindler, eine angehende Tierärztin, kommt wöchentlich auf den Betrieb um weitere Daten zu ermitteln (Bilder unten). Hierzu zählen das Bonitieren der Tiere, das Erfassen von Verlusten und Verletzungen,
Frau Spindler untersucht ein Ferkel. Schweine-Welt - Juni 2015
An der Decke befinden sich die Kameras. sowie die Gewichtsentwicklung der Einzeltiere. Eine Aussage zu den Verlustraten in den Bewegungsbuchten im Wettstreit mit den konventionellen Buchten wäre wegen ihrer laufenden Doktorarbeit verfrüht (möglicherweise wird in einer der nächsten Ausgaben der Schweine-Welt ein Bericht dazu erscheinen). Die Höhe der Ferkelverluste wird stets durch mehrere Faktoren beeinflusst. Es wurde versucht, durch gestalterische Maßnahmen diesen entgegen zu wirken. Hierzu zählt ein von Stützfüßen frei gehaltener Aktivitätsbereich der Sau, ein schwingungsfreier Boden, der auch funda-
mentschwächeren Sauen sichere Bewegung ermöglicht. Dies wiederum stellt eine Gratwanderung zwischen der erforderlichen Griffigkeit für das Muttertier und einer möglichst geringen Verletzungsgefahr im Gelenksbereich der Saugferkel dar. Gegenwärtig wird der Einsatz von Keramikplatten mit unterschiedlicher Oberflächenstruktur erprobt (Bild nächste Seite links oben). Deren Herstellung wurde mit Mitteln der bayerischen Staatsregierung gefördert. Zwischenzeitlich wurden diese Bodenelemente an marktgängige Kunststoffroste angepasst, so dass bei deren Verwendung Komfort-Lie-
Gewichtskontrolle.
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Keramikplatten als Bodenelemente. geflächen, abgestuft in 20 cm Schritten realisiert werden können. Der Arbeitsaufwand pro Bucht hat sich erhöht, primär bei der Endreinigung des Abteils mit dem Hochdruckreiniger - zum einen durch die größere Buchtenfläche, zum anderen durch den höheren Materialeinsatz. Für eine gewisse Wiedergutmachung sorgen die Sauen selbst. So geht im Gegenzug das Ein- und Austallen der Sauen rascher von statten. Bewegung kann wegen besserem Kotdurchtritt den Aufwand für die tägliche Buchtenreinigung verringern, vorausgesetzt der Kot landet nicht an Stellen, die für das Tier oder das
Die Kette dient als Spielzeug...
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Endgültige Anordnung der Mutter-Kindtränke. Stallpersonal nur schwer zugängig sind. Zufrieden ist die Familie mit der Troghygiene. Ein Hineinkoten kommt bei der gewählten Troganordnung äußerst selten vor. Die Mutter-Kindtränke hingegen wurde zum Erhalt der Tränkwasserqualität mehrmals räumlich verlagert. Am Ende ist sie seitlich unter dem Trog gelandet (Bild rechts oben). Leicht zu befestigende und nach dem Abferkeln wieder abnehmbare Jutetücher mindern den Nestbautrieb (Bild rechts oben). Fixiert man die Sauen erst kurz vor
der Geburt, so ferkeln diese in der Tendenz später ab als Sauen, die bereits 5 Tage vor dem errechneten Geburtstermin in den Schutzkorb eingestallt wurden. Familie Braun trägt durch ihre offene Einstellung gegenüber Bewegungsbuchten zur Klärung vielerlei Detailfragen mit bei. Das meiste verlief in den mittlerweile 5 Abferkelperioden störungsfrei. So auch der Einsatz einer oft hinterfragten Kette. Sie dient als seitliche Abgrenzung zur Nachbarbucht, sowie als Beschäftigungsmaterial. In schmäleren Buchten, wie diese bei Familie Braun gegeben sind, erwei-
ermöglicht aber auch die gegenseitige Kontaktaufnahme. Schweine-Welt - Juni 2015
tert sie im ausgehängten Zustand den Bewegungsradius der Sauen (Bilder unten auf der vorherigen Seite). Die Tiere nutzen den Freiraum anfangs zur Kontaktaufnahme. Bei einzelnen Sauen ist jedoch auch die Buchtentrennwand von Interesse. Diese gilt es durch stabilere Materialien zu schützen oder in Anlehnung an die Bedürfnisse der Sauen im oberen Bereich durch leicht austauschbares Beschäftigungsmaterial zu ersetzen (z. B. Eichenbohle). So könnten die Tiere ihr Verhaltensmuster ungestört ausleben und der TNHVO mit ihrer Forderung nach veränderbaren Materialien wäre mehr als Genüge getan. Parallel hierzu arbeitet man daran das Verschieben des Seitenteils technisch zu vereinfachen. Durch die angedachten Änderungen kann die Bucht wahlweise um 90 Grad gedreht werden, so dass sich Ferkelnest und Trog unmittelbar am Kontrollgang befinden. Auffallend ist die starke Orientierung der Sauen Richtung Abteilgang, teils um ihre Neugierde zu stillen, wohl auch um
vermeintliche Gefahren frühzeitig wahrnehmen zu können. Die vom Richtliniengeber fest geleg2,20 5,45 5,45 te Buchtengröße (6 m²) ist sinnvoll. Die Buchten bei Familie Braun bewegen sich wegen vorgegebener Maßketten zwischen 5,35 und 5,7 m². Bei 2,20 5,60 5,60 einer Größe von 6 m² nähert man sich einer quadratischen Buchtenform. Am 24. Juni 2015 fand in Grub ein 2,16 5,35 5,35 Info-Tag zu Bewegungsbuchten statt. Dieser war mit einer Sonderausstellung gekoppelt. Hier zeigten Hersteller ihre am Markt befindlichen Buch2,27 5,60 5,60 ten. Auch die ortsansässige Firma Weihmüller aus Bruckberg war dort vertreten. 2,16 5,35 5,35 Ansprechpartner für Fragen im Zusammenhang mit Bewegungsbuchten finden Sie an den zuständigen Fachzentren für Schweinehal2,32 5,75 5,75 tung, der Landesanstalt für Landwirtschaft (Grub und Schwarzenau) sowie bei den verschiedenen 2,48 0,82 2,48 Stallbaufirmen. Ludwig Goldbrunner, AELF Landshut Abteilgrundriss: 12 Buchten mit variierender Größe
Investitionsförderung Einzelbetriebliche Investitionsförderung für Zuchtsauenbetriebe Seit Februar 2015 können nun nach mehr als einem Jahr Antragsstopp wieder Förderanträge im Einzelbetrieblichen Investitionsförderprogramm (EIF) gestellt werden. Der weitaus größere Teil der Fördergelder fließt hier in die Stallbauförderung. Das Förderprogramm unterscheidet dabei zwischen einer niedrigen Basisförderung mit 15 % Zuschuss und einer wesentlich höheren Prämiumförderung mit 35 % bzw. 40 % Zuschuss. In der Prämiumförderung werden Stallbauten mit genau definiertem Tierwohlcharakter gefördert. Bevor hier im Detail die Förderung für Zuchtsauenstallungen erläutert wird, soll aber noch eine Aussage zur Tierwohlförderung im Bayrischen Sonderprogramm Landwirtschaft (BaySL) getroffen werden. Schweine-Welt - Juni 2015
Hier werden genau definierte Einrichtungsteile für bestehende Stallungen mit 25 % Zuschuss gefördert. Eine Stallerweiterung wird hier keinesfalls gefördert. Damit scheidet dieses Programm wegen Förderausschluss bei Bestandsaufstockung und geringerem Fördersatz in der Regel aus. Nun aber konkret zu den Bestimmungen im EIF allgemein und zu den speziellen Bestimmungen für Zuchtsauenstallungen. Gefördert werden können die Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe, entweder als Einzelperson oder als Gesellschaften (GbR). Der Antragsteller oder zumindest eine andere hauptberuflich am Betrieb beschäftigte Person muss über ein Mindestmaß an landwirtschaftlicher Qualifikation verfügen. Dies ist der Besuch des Bildungsprogrammes Landwirtschaft (BILA) oder die landwirtschaftliche Gehilfenprü-
fung. Bei kleineren Baumaßnahmen (bis 200.000 € Investitionsvolumen) ist an Hand einer Betriebskalkulation für die Zeit vor Antragstellung ein Gewinn des landwirtschaftlichen Betriebes und eine Eigenkapitalbildung für den Antragsteller zu belegen. Für Maßnahmen über 200.000 € Investitionsvolumen ist dies an Hand einer Vorwegbuchführung zu belegen. Dabei dürfen außerlandwirtschaftliche Einkünfte nur in der Höhe berücksichtigt werden, wie sie im Einkommensteuerbescheid enthalten sind. Bei der Berechnung der Eigenkapitalbildung sind Lebenshaltungskosten entsprechend der Personenzahl aus der bayerischen Buchführungsstatistik zu entnehmen. Der Antragsteller oder alle Beteiligten einer GbR müssen die letzten 3 Einkommensteuerbescheide vorlegen. Die Summe der positiven Ein-
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künfte eines jeden Steuerbescheides muss dabei im Durchschnitt bei Ledigen unter 90.000 € liegen und bei Verheirateten unter 120.000 €. Die hier genannten Bestimmungen zeigen, dass Antragsteller sowohl bei sehr schlechter finanzieller Situation wie auch bei weit überdurchschnittlichen finanziellen Gegebenheiten von einer Förderung ausgeschlossen sind. Bei einem Förderantrag muss das förderfähige Investitionsvolumen über 20.000 € liegen. Für die EIF-Förderung gibt es aber auch eine Obergrenze. Innerhalb eines Zeitraums von 7 Jahren kann maximal ein Investitionsvolumen von 750.000 € gefördert werden. Der maximal mögliche Zuschuss beträgt dabei 300.000 €. Diese Obergrenze kann durchaus bei großen Stallbauten oder zumindest bei mehreren Baumaßnahmen innerhalb des 7-Jahre Zeitraumes zum Tragen kommen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die baurechtliche Seite. Eine Baugenehmigung muss aufgrund einer Tierhaltung auf überwiegend eigener Futtergrundlage (§ 201 BauGB) ausgesprochen sein. Das bedeutet, mehr als 50 % des notwendigen Futters müsste selbst erzeugt werden können. Aber auch bei Stallumbauten muss die baurechtliche Seite geklärt sein. Geht der Antragsteller davon aus, dass eine Baugenehmigung nicht erforderlich ist, da ja nur ein bereits genehmigter Stall abgeändert wird, dann muss die Genehmigungsfreiheit der Baumaßnahme von der Bauaufsichtsbehörde schriftlich bestätigt werden. Auch Abweichungen von der Baugenehmigung können zu Problemen führen. Hier wäre mit der Bauaufsichtsbehörde abzuklären, ob nicht doch ein Tekturplan erforderlich ist. Auch darf der geförderte Stall später nur vom Antragsteller selbst betrieben werden. Das Einbringen des Stalles aus steuerlichen Gründen in eine Tierhaltungs-KG wäre absolut förderschädlich und würde eine Rückforderung bedingen. Es muss davon ausgegangen werden, dass im Laufe eines Jahres in Bayern mehr Fördergelder benötigt würden, als bereitgestellt sind. Da weder das Windhundverfahren ange-
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wendet werden soll, noch ein Antragstopp oder eine Verschlechterung der Förderkonditionen wieder kommen soll, hat sich das Bayerische Landwirtschaftsministerium für Auswahlkriterien mit Punktesystem entschieden. Dabei werden die berufliche Qualifikation des Antragstellers, Bewirtschaftungsform des Betriebes, Standort des Betriebes, Junglandwirteeigenschaft und Investitionen mit hohem Tierwohl oder Umweltschutzcharakter bewertet. Um nun die Anträge reihen zu können und letztendlich festzulegen, ab welcher Punktzahl eine Bewilligung möglich ist, werden pro Jahr 3 Mittelzuteilungen durchgeführt. Sollte bei einer Zuteilung die erreichte Punktzahl nicht ausreichen, kann für die nächste Mittelzuteilung erneut Antrag gestellt werden. Als letzter allgemeingültiger Punkt soll noch die Beteiligung eines Betreuers für die verwaltungsmäßige Abwicklung des Förderfalles angesprochen werden. Als Betreuer sind z. B. die bbv-Landsiedlung oder die BBA-Baubetreuung möglich. Bis 250.000 € Investitionsvolumen könnte ein Betreuer eingeschaltet werden, ab dieser Grenze ist die Einschaltung eines Betreuers Pflicht. Die Betreuerkosten werden dabei zusätzlich bezuschusst, dem Landwirt werden aber trotzdem Kosten in Höhe von bis zu 1,5 % der Nettobausumme verbleiben. Ohne Betreuer übernimmt zwar das AELF einige Arbeiten des Betreuers, wesentliche Dinge verbleiben aber ausschließlich dem Antragsteller. Hier sind das Aufstellen der Kostenschätzung und das Erstellen der Abrechnungslisten zu nennen. Der Verwaltungsaufwand für einen Antrag steigt aber ab 200.000 € Investitionsvolumen erheblich an. Es kann dann nicht mehr teilweise mit Zahlen aus der Buchführungsstatistik gerechnet werden, sondern alle Angaben sind der eigenen Buchführung zu entnehmen. Aus diesem Grund werden die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zumindest ab der Grenze von 200.000 € sehr stark zur Einschaltung eines Betreuers raten. Förderungen im Bereich der Zuchtsauenhaltung werden in Bayern in
zweierlei Hinsicht bevorzugt behandelt. Der Fördersatz ist in der Basisförderung 20 % anstelle von 15 % wie in allen anderen Bereichen. In der Prämiumförderung beträgt der Fördersatz 40 % anstelle von 35 % wie in allen anderen Bereichen. Im oben bereits erläuterten Punktesystem der Antragsreihung erhalten Anträge im Zuchtsauen- oder Ferkelaufzuchtbereich zusätzlich 4 Punkte. Derartige Punkte gibt es für keine andere Stallbauförderung. Damit haben Anträge im Zuchtsauenbereich gute Chancen, auch bei Mittelknappheit immer zum Zug zu kommen und zudem einen um 5 %-Punkte höheren Zuschuss zu bekommen. Bereits in der Basisförderung werden über die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung hinausgehende Anforderungen gestellt. Liegebereiche sind mit Komfortliegeflächen auszustatten und den Tieren sind Beschäftigungselemente zur Verfügung zu stellen. In der Prämiumförderung wird in der Regel eine um 20 % größere Stallfläche wie in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gefordert. Bei Investitionen in Abferkelbuchten müssen diese 6 m² Größe aufweisen. Der Antrag erhält dann nochmals weitere 5 Punkte. Es ist anzunehmen, dass derartige Anträge selbst bei hoher Antragstellerzahl immer zum Zug kommen werden. Weiterführende bauliche Details sollten aber mit der staatlichen Beratung abgesprochen werden. Für EIF-Anträge muss der Bauberater des AELF immer eine Stellungnahme abgeben. Allein schon aus diesem Grund ist es sinnvoll, dass dieser rechtzeitig von der Stallplanung Kenntnis erhält und beratend mitwirkt. Zum Schluss ist noch ein sehr wichtiger Punkt anzusprechen. Dies ist der Zeitraum von der Planung bis zum Baubeginn. Es können EIF-Anträge nur genehmigt werden, wenn zum Zeitpunkt der zentralen Mittelzuteilung die Baugenehmigung vorliegt. Ansonsten muss der Antrag neu gestellt werden und es muss auf die nächste Mittelverteilung gewartet werden. Da zudem eine Mittelverteilung 3-mal in Jahr erfolgt, ergibt sich zwangsläufig ein weiterer Wartezeitraum. Da es eine vorzeitige GenehSchweine-Welt - Juni 2015
migung zum Baubeginn keinesfalls gibt, muss mit einer längeren Wartezeit zwischen Abschluss der Planungsphase und Baubeginn gerechnet werden. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass Unterschriften unter Kaufverträge bereits Maßnahmenbeginn bedeuten. Einkäufe können also erst nach Bewilligung des Antrages erfolgen. Vorsorglich wol-
len wir darauf verweisen, sollten vorzeitige Einkäufe verschwiegen und trotzdem später Auszahlungen beantragt werden, würde dies sogar versuchten Subventionsbetrug bedeuten. Aus diesem Grund weisen wir immer auf den langen Zeitraum zwischen Planung und Baubeginn hin. 2 oder 3 Monate sind zwischen Planfertigung und Baubeginn völlig
unrealistisch. Der Zeitraum kann im ungünstigen Fall bis zu einem Jahr betragen. Aus diesem Grund nochmals der Hinweis, rechtzeitig die Beratung in Anspruch zu nehmen und mit der Planung der Baumaßnahme zu beginnen. Martin Pramps, AELF Landshut
Einladung zur Gründung eines Arbeitskreises für
Öko-Schweinehaltung Sie sind alle herzlich eingeladen zum Infoabend am 15. September 2015 Beginn: 19.30 Uhr Gasthaus Luginger in Mirskofen Obere Sendlbachstr. 11, 84051 Mirskofen
Unser Angebot: intensive Betreuung in allen Bereichen von der Haltung bis zur Vermarktung in einem Arbeitskreis ökologische Schweinehaltung Eine Chance für bäuerliche Betriebe – auch bei uns? Wir wollen unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen! Wir wollen wieder stolz auf unsere Arbeit sein! Wie geht das? Nehmen Sie sich die Zeit - Sie werden überrascht sein! Projektleitung: Xaver Schmid, AELF Landshut Bei Rückfragen: Tel.: 0871 603129 oder mobil: 0151 57544446 Schweine-Welt - Juni 2015
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Anpaarungsprogramm für Eigenremontierer – Zuchtfortschritt wird planbar! Anpaarungsprogramm für Eigenremontierer – Zuchtfortschritt wird planbar! Durch den Einsatz der Künstlichen Besamung (KB) beim Schwein konnte der züchterische Fortschritt wesentlich gesteigert werden. Durch den schnellen und umfangreichen Einsatz von Besamungsebern können innerhalb kurzer Zeit die Vererbungsleistung der Eber sicher eingeschätzt und Negativvererber schnell gemerzt werden. Bayern leistet sich mit etwa 80 Landrasse Ebern in der KB eine sehr umfangreiche Auswahl an Besamungsebern. Abbildung 1 zeigt den enormen Zuchtfortschritt von 0,25 Aufgezogenen Ferkel/Wurf in den letzten Jahren. Dies ergibt pro Sau und Jahr 0,6 und in den 5 Jahren der aktuellen Zuchtzielausrichtung 3 Ferkel mehr pro Sau und Jahr. 5 Jahre jüngere Eber haben somit im Schnitt bei ihren Töchtern 3 Ferkel mehr als ältere. gramm an. Dieses erreicht aufgrund der bekannten Abstammung der Tiere und der Verwandtschaft zu den möglichen KB-Ebern neben der exakten Vorschätzung der Zuchtwerte der Anpaarungstiere eine weitgehende Senkung des Inzuchtanstieges. Ziel ist nicht eine Inzucht von Null zu erreichen, da dadurch die Streuung innerhalb der Nachkommen ansteigen wird. Inzuchtkoeffizienten bis zu einer Grenze von etwa 3 % können als durchaus positiv angesehen werden. Durch diese Linienzucht wird eine stärkere Homogenität der Nachkommen trotz einer genetischen Vielfalt in den restlichen 97 % Genanteilen erreicht. Bei Bedarf und entsprechender Nachfrage seitens der Eigenremontierer könnte dieses Programm auch Eigenremontierern, die bayerische Genetik nutzen, zur Verfügung gestellt werden. Voraussetzung hierEGZH bietet Anpaarungsprogramm für wäre, dass dem Eigenremontierer der Vater und der Vater der Mutter an Die EGZH bietet ihren Mitgliedsbe- der zu besamenden Sau bekannt ist. trieben daher ein Anpaarungspro- Hierdurch wären für eine AnpaaEigenremontierer erhalten umfangreiche Informationen von ihren eigenen Daten Für Eigenremontierer steht eine umfangreiche genetische Auswahl zur Verfügung. Der Großteil der Daten für die Fruchtbarkeit kommt von den in der Produktionsstufe erfassten Jungsauen, die von der EGZH zugekauft wurden. Aufgrund der Verbreitung und Verwandtschaft der Besamungseber besteht für einen Eigenremontierer das Problem in der genetischen Vielfalt breit genug aufgestellt zu sein. Konnten früher beim Einsatz von Besamungsebern durch den Wechsel der Eberaufzuchtbetriebe eine gewisse Inzucht verhindert werden, ist dies angesichts der künstlichen Besamung, bei der Eber in verschiedenen Eberaufzuchtbetrieben eingesetzt werden, sehr viel problematischer.
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rungsplanung 75 % der Abstammung der Sau bekannt. Dies erlaubt eine näherungsweise Vorhersage, sowohl hinsichtlich der zu erreichenden Zuchtwerte als auch des zu erwartenden Inzuchtkoeffizienten. Allerdings kann die Exaktheit der Herdbuchzucht nicht erreicht werden, da ja für die Mutter und Muttersmutter der Sau weder Zuchtwerte noch mütterliche Verwandtschaften vorliegen. Ablauf der Anpaarungsplanung im Herdbuch Zunächst muss der Betrieb entsprechend des Zyklusstatus die gewünschten Sauen seines Bestandes auswählen (Abbildung 2). Analoges kann für bereits getestete und in der Abstammung bekannte Jungsauen durchgeführt werden. Im zweiten Schritt werden die einzusetzenden Eber entweder unmittelbar eingegeben oder je nach Besamungsstation inklusive Prüfstatus ausgewählt (Abbildung 3). Weitere Schweine-Welt - Juni 2015
Möglichkeiten ergeben sich durch die Vorgabe von bestimmten Mindestkriterien, die die Anpaarung einhalten soll. Danach werden die anzupaarenden Sauen ausgewählt (hier nur angehakt). Die Väter der Sauen sind angegeben. Bei Eigenremontierern müsste hier zur Berechnung Vater und Muttersvater seitens der Eigenremontierer vorgegeben werden. Daraufhin erfolgt die Anpaarung, deren Ergebnis in Abbildung 4 zu sehen ist. Für fünf ausgewählte Sauen ergeben sich je 7 Vorschläge mit geprüften Ebern der Station Kammerlehen. Die Anpaarungsvorschläge werden entsprechend dem erwarteten Gesamtzuchtwert gereiht. Obwohl die anzupaarenden Sauen alle einen Eber der Bayern-Genetik als Vater hatten, können mit einigen Ebern der Bayern-Genetik hohe Gesamtzuchtwerte bei nur geringen Inzuchtkoeffizienten erreicht werden. Bei nahezu allen - bis auf die Sau Nr. 3, die Tochter des Ebers Bremcis - ist mindestens eine Kombination mit einem deutlichen Anstieg des Inzuchtkoeffizienten erkennbar. Inzuchtkoeffizienten von über 12,5 % stellen Cousin-Cousinen-Anpaarungen dar und sind zu vermeiden (rot). Fazit: Durch Anwendung eines Anpaarungsprogramms kann eine schnellere und gezielte Verbesserung des Zuchtfortschritts, auch bei Eigenremontierern, die bayerische Genetik einsetzen, erreicht werden. In diesen Betrieben müssen als Voraussetzung Vater und Muttersvater einer anzupaarenden Sau bekannt sein. Dies dürfte bei den meisten LKV-Mitgliedsbetrieben der Fall sein. Zugleich kann auf einen unnötigen Anstieg des Inzuchtkoeffizienten in den Nachkommen verzichtet werden. Bei Bedarf wird die EGZH das bereits vorhandene Anpaarungsprogramm auch für Eigenremontierer über die Besamungsstationen zur Verfügung stellen. Günther Dahinten, LfL-ITZ, Zuchtleiter Mutterrassen
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Bayern beschließt neue Zuchtziele für Vater- und Mutterrassen Die Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybridzuchtschweine in Bayern w. V. (EGZH) überprüft in einem fünfjährigen Turnus ihr Zuchtziel und setzt, falls erforderlich, in Abstimmung mit den Besamungsstationen, Ferkelerzeugern und Vermarktern neue Schwerpunkte. Dabei wird der erreichte Zuchtfortschritt kritisch bewertet und bei Bedarf werden Korrekturen vorgenommen, um auch in Zukunft sowohl ökonomischen Aspekten, als auch Aspekten des Tierwohls gerecht zu werden. Die Aufgabe des Instituts für Tierzucht der Landesanstalt für Landwirtschaft besteht im Rahmen der wissenschaftlichen Betreuung von Zuchtverbänden und Zuchtprogrammen darin, ausgehend von den Anregungen der EGZH, Planungsrechnungen durchzuführen und Vorschläge für das neue Zuchtziel auszuarbeiten. gewährleistet ist. Auch der FutteraufDie Beschlussfassung erfolgt durch wand nimmt mit über 30 % weiterhin einen großen Anteil ein. die EGZH. Die wichtigsten Absatzmärkte für bayerische Schweine fordern hohe Fleischanteile und eine gute Ausprägung der wertvollen Teilstücke. Dies wird auch zukünftig gewährleistet sein, denn das neue Zuchtziel beinhaltet weiterhin hohe Zuchtfortschritte sowohl beim Bauchfleischanteil als auch beim Muskelfleischanteil. Der bayerische Eber bleibt somit seiner traditionellen Ausrichtung nach bester Schlachtkörperqualität treu.
Neues Zuchtziel Piétrain: Gesamtwirtschaftlichkeit, Vitalität und Qualität stehen im Vordergrund Im Zuchtziel des Jahres 2010 wurde mit einem Anteil von über 50 % starkes Gewicht auf die Mastleistung gelegt. Den Erfolg dieser züchterischen Ausrichtung belegt der aktuell erzielte jährliche Zuchtfortschritt von +18 g/d. Diesen Weg wird die bayerische Zucht auch in den nächsten Jahren konsequent weiterverfolgen, so dass im neuen Zuchtziel 2015 eine weitere Verbesserung der Zunahmen
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Tropfsaftverlust und Vitalität neu im Zuchtziel 2015 Die sehr gute Qualität und der hervorragende Genusswert von bayerischem Schweinefleisch sichern eine große Nachfrage und sind die Basis für die hervorragende Wertschätzung von Schweinefleisch aus bayerischer Erzeugung. Zur weiteren Verbesserung der Fleischbeschaffenheit wird das Merkmal Tropfsaftverlust neu ins Zuchtziel aufgenommen. Der Anteil an intramuskulärem Fett als wichtigstem Geschmacksträger wird weiterhin gesteigert, der Selektionsdruck auf dieses Merkmal wird aber etwas zurückgenommen.
Die weitere Verbesserung des Tierwohls ist ein gesamtgesellschaftliches Thema und im Fokus der Öffentlichkeit. Robuste und gesunde Tiere und somit geringe Verluste rücken seit längerer Zeit auch in der Zuchtarbeit verstärkt in den Vordergrund. Die bayerische Herdbuchzucht verstärkt diese Ausrichtung mit Aufnahme der Tiervitalität im neuen Zuchtziel. Die neue Anomalienprüfung hat sich bewährt Die im Jahr 2013 eingeführte Zuchtwertschätzung zur Bekämpfung von Anomalien untermauert die bayerische Zuchtausrichtung nach robusten und gesunden Tieren. Der daraus resultierende Anomalienwert eines Ebers entspricht dabei dem zusätzlichen Gewinn pro Wurf, der bei Verwendung dieses Ebers gegenüber einem durchschnittlichen Eber erzielt wird. In diesem neuen System der Anomalienprüfung wird bei Würfen von jungen Besamungsebern im LKV-Sauenplaner der Betriebe vermerkt, ob und, falls ja, welche Anomalien beobachtet wurden. Derzeit werden in Bayern für die Anomalienprüfung knapp 35.000 Prüfeberwürfe pro Jahr erfasst. Ein Piétrain-Eber Schweine-Welt - Juni 2015
weist im Mittel etwa 45 bis 50 anomaliengeprüfte Würfe auf. Mutterrasseneber haben im Mittel sogar noch mehr Würfe mit Anomalienprüfung. Dafür gilt den beteiligten Landwirten und den Fleischerzeugerringen bzw. dem LKV Bayern großer Dank. Denn Merkmale mit geringer Erblichkeit wie Anomalien aber auch die Fruchtbarkeitsmerkmale bei den Mutterrassen sind nur mit Hilfe einer ausreichend großen Datenbasis züchterisch verbesserbar. Hier bietet Bayern durch die enge Vernetzung der Landwirte in den Fleischerzeugerringen deutschlandweit die besten Voraussetzungen. Erfassung untergewichtiger Ferkel startet Ab dem Jahr 2015 wird zudem die Anzahl untergewichtiger Ferkel bei der Geburt (< 1 kg Geburtsgewicht) im LKV-Sauenplaner erfasst. Dies soll insbesondere auch als Merkmal für „paternale Wurfhomogenität“ der Rasse Piétrain dienen. Der Einfluss des Vaters auf homogene und vitale Würfe soll dadurch erfasst und zukünftig züchterisch bearbeitet werden. Hierdurch wird die Eignung des bayerischen Endstufenebers für wirtschaftliche Wurfleistungen in Verbindung mit einer nachhaltigen Tierproduktion weiter gestärkt. Auch hier ist die bayerische Herdbuchzucht auf die Unterstützung der LKV-Ringberater und der organisierten Ferkelerzeuger bei der Datenerfassung angewiesen. Neu ist der Produktionswert für die ökologische Schweineproduktion Als weitere Neuheit führt die bayerische Zucht mit der Zuchtzielumstellung einen Produktionswert für die ökologische Schweineproduktion ein. Der Produktionswert eines Ebers entspricht dem zusätzlichen Gewinn pro Mastschwein, der bei Verwendung dieses Ebers gegenüber einem durchschnittlichen Eber erzielt wird. Er stellt für den Ferkelerzeuger im geschlossenen System eine Richtgröße für die Maximierung des Gewinns aus der Schweinemast dar. Im Gegensatz zum konventionellen Produktionswert liegt der Focus beim „ökologischen“ Produktionswert auf Schweine-Welt - Juni 2015
höchster Futtereffizienz, bester Vitalität der Tiere und einer hervorragenden Fleischqualität. Die Merkmale, die für eine wirtschaftliche Schweinefleischerzeugung nach ökologischen Anforderungen entscheidend sind, erhalten damit mehr Gewicht. Neue Akzente in der Zuchtzielsetzung der Mutterrassen Neue Möglichkeiten der Datenerfassung führen dazu, dass auch bei den Mutterrassen neue Merkmale in das Zuchtziel einfließen. Seit dem Frühjahr 2015 wurden erstmalig in Deutschland die von einer Sau abgesetzten Ferkel sowie die Nutzungsdauer der Sauen züchterisch bearbeitet. Vernetzung von Herdbuch- und Produktionsdaten Aufgrund von umfangreichen Vorarbeiten in den vergangenen drei Jahren konnten wegweisend für Deutschland umfangreiche Daten aus der Produktionsstufe den jeweiligen Vorfahren in der Herdbuchzucht zugeordnet werden. Die Qualität dieses Verbunds wird entscheidend von den Ringberatern des LKV Bayern gestützt. Diese komplexe Datengrundlage erlaubt es nun, Merkmale in die Zuchtwertschätzung aufzunehmen, die bei Betrachtung der reinen Herdbuchdaten keine züchterische Verbesserung zeigen würden. Für die
bayerischen Mutterrassen ermöglicht dies die Aufnahme zweier neuer Merkmale in den Gesamtzuchtwert. Die Einbeziehung der Daten aus der Produktionsstufe ermöglicht nunmehr auch beim Edelschwein eine Angleichung an das stark auf Fruchtbarkeit ausgerichtete Zuchtziel der Landrasse. Neu: Von der Sau abgesetzte Ferkel In der Zuchtstufe werden die aufgezogenen Ferkel ihrer genetischen Mutter zugeordnet, auch wenn sie von einer anderen Sau aufgezogen wurden. Die Zahl in der Zuchtstufe beschreibt somit die Fitness bzw. die Überlebensrate der Ferkel einer Sau. In der Ferkelerzeugerstufe werden dagegen die aufgezogenen Ferkel in aller Regel ihrer Amme zugeordnet. Somit steht dieses Merkmal für die Mütterlichkeit und Säugeleistung einer Sau. Beides kann nun züchterisch erfasst und bearbeitet werden, wobei im Hinblick auf eine Steigerung des Tierwohls beide Komplexe zu einer Senkung der Verluste beitragen werden. Neu: Verbleiberate führt zu höherer Nutzungsdauer Vorarbeiten ergaben, dass die Verbleiberate von Ebertöchtern nach dem ersten Wurf eine enge Beziehung zur Nutzungsdauer aufweist. Die Verbleiberate ermöglicht so relativ früh eine Aussage über dieses
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wichtige Merkmal, deshalb wird künftig dieses Kriterium zur Steigerung der Nutzungsdauer der Sauen herangezogen.
Würfe bedeuten naturgemäß einen erhöhten Aufwand für die letzten produzierten Ferkel. Der höhere Zuchtfortschritt bei den abgesetzten Ferkeln der Produktionsstufe wird die Komplexes Zuchtziel mit gesteiger- Mütterlichkeit der Sauen weiter ter Beachtung der Ferkelfitness anheben. Das neue Zuchtziel der Mutterrassen zeigt, wie komplex mittlerweile Fazit moderne Mutterrassenzuchtziele Die neuen Zuchtziele zeigen, wie sind. Nur Zuchterfolge in der Frucht- komplex heutige Zuchtziele und barkeit kombiniert mit Fortschritten Zuchtprogramme sind und dass in der Mast-, Fleisch- und Fleischqua- durch eine konsequente Datenerhelitätsleistung machen ein Zuchtpro- bung die Zuchtfortschritte in mehr dukt konkurrenzfähig. Dazu kommt Merkmalen positiv gestaltet werden zunehmend der Bereich des Tier- können. Gleichzeitig können neue wohls mit Fortschritten in der Nut- Merkmale mit aufgenommen werzungsdauer und der Ferkelfitness. den, die mit Blick auf eine Steigerung Aufgrund der verbesserten Datener- des Tierwohls positive Akzente setfassung können bei einer weiterhin zen. Die Aufnahme der Verbleiberate starken Betonung der Fruchtbarkeit sowie der Zahl der von einer Sau besonders die abgesetzten Ferkel in abgesetzten Ferkel aus der Produktider Zuchtstufe und damit die Fitness onsstufe bei den Mutterrassen der Ferkel intensiv gesteigert wer- ermöglicht es, für den Kunden zwei den. Homogene Würfe bieten die unmittelbar nachvollziehbare Merkbesten Voraussetzungen auch im male konsequent züchterisch zu verHinblick auf die derzeit angespannte bessern. Ökonomik Ferkelproduktion kosten- Bei der Rasse Piétrain wird die Vitaligünstiger zu betreiben. Übergroße tät der Tiere und der Tropfsaftverlust
ins Zuchtziel aufgenommen und eine Leistungsprüfung für homogene und lebensstarke Ferkel aufgebaut, ohne aber wichtige wirtschaftliche Kriterien wie gute Wachstumseigenschaften und hohe Fleischanteile aus den Augen zu verlieren. Auch das charakteristische bayerische Leistungsprofil bei den Mutterrassen, das sich durch eine deutliche Betonung des Magerfleischanteils bei hoher Nutzungsdauer auszeichnet, bleibt trotz der starken Gewichtung des Fruchtbarkeitskomplexes erhalten. Mit dieser Neuformulierung der Zuchtziele stellt sich die bayerische Schweinezucht den Herausforderungen der Zukunft und will ihre führende Position am bayerischen Markt weiter ausbauen. Ziel ist die Kombination von optimaler Wirtschaftlichkeit mit einer nachhaltigen tierischen Erzeugung. Dr. Rudolf Eisenreich, LfL-ITZ, Zuchtleiter Vaterrassen Günther Dahinten, LfL-ITZ, Zuchtleiter Mutterrassen
Arbeitssitzung der Leistungsprüfanstalten für Schweine
Teilnehmer der LPA-Leiter-Sitzung in Grub im März 2015. Die Arbeitssitzung der Leiter der Leistungsprüfungsanstalten (LPAs) für Schweine fand in diesem Jahr an der LfL in Grub statt. Neben den beiden bayerischen LPAs Grub und
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Schwarzenau nahmen weitere 13 Vertreter aus dem In- und Ausland (Österreich und Schweiz) teil. Ziel ist eine einheitliche Erfassung und Vergleichbarkeit der Merkmale, welche
im Rahmen der stationären Leistungsprüfung erfasst werden. Dazu wird jährlich eine überregionale Auswertung vorgestellt und die Einhaltung der Richtlinie für die Stationsprüfung auf Mastleistung, Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit beim Schwein (ALZ) überprüft. Zudem dient die jährliche Sitzung der Weiterentwicklung der Stationsprüfung und dem Informationsaustausch der LPAs untereinander. Schwerpunkte in diesem Jahr stellten Themengebiete wie Schwanzbeißen und Ebergeruch dar. Dr. Christina Jais (ILT) stellte dazu die aktuellen bayerischen Ergebnisse zum Schwanzbeißen beim Schwein vor. Der abendliche Besuch im Hofbräuhaus München diente neben dem weiteren fachlichen Austausch insbesondere der Stärkung der Beziehungsebene der Teilnehmer. Dr. Rudolf Eisenreich, Leiter der LPA, Grub Schweine-Welt - Juni 2015
Die Ödemkrankheit – eine todbringende Variante der E. coli-Erkrankung Die Ödemkrankheit bei Schweinen ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die zu hohen Verlusten vor allem bei Absetzferkeln, aber auch bei Saugferkeln und in der Vormast führen kann. Verursacher sind bestimmte Stämme des E. coliBakteriums. Viele Colibakterien sind natürliche und für den Wirt nützliche Bewohner des Dickdarmes. Pathogene, also krankmachende Varianten können jedoch, wenn sie in ausreichend hoher Anzahl im Darm sind, verschiedene schwere Erkrankungen auslösen. Pathogene E. coli Bakterien Das gramnegative Stäbchenbakterium kann in verschiedene Serovare (O-, K-Antigene) und Pathovare (Pathogenitätsmerkmale/Virulenzfaktoren) unterteilt werden. Einen wichtigen Virulenzfaktor stellen die Fimbrien dar, mit deren Hilfe sich pathogene Colikeime an die Dünndarmschleimhaut anheften können. Dort vermehren sie sich und produzieren je nach Stamm unterschiedliche Giftstoffe. Es werden Endotoxine (bilden alle Colibakterien), Neurotoxine und Enterotoxine gebildet. Je nach Art der produzierten Toxine entsteht entweder Durchfall, plötzlicher Tod durch ein Schockgeschehen
oder die sog. Ödemkrankheit. Auch Betroffen sind oft Absetzferkel, aber Mischformen werden beobachtet. auch Saugferkel oder Mastschweine können daran erkranken. E. coli Bakterien, die das Shigatoxin bilden Die Ödemkrankheit wird durch ein Neurotoxin, das sogenannte Shigatoxin verursacht. Das Bakterium dockt in diesem Fall mit seinen F18 Fimbrien an den Dünndarmzotten an, vermehrt sich und bildet Neurotoxine. Diese werden durch die Darmwand in den Blutkreislauf aufgenommen und gelangen bis in die kleinen Kapillargefäße. Die Gefäßwände werden durch das Toxin geschädigt, sie werden durchlässig. Flüssigkeit tritt aus den Gefäßen in das Gewebe über. Die dadurch außerhalb der Gefäße entstehenden Flüssigkeitsansammlungen werden Ödeme genannt. Die Ödembildung kann überall dort erfolgen, wo sich die Gefäße in feine Kapillaren aufzweigen. Also an den Augenliedern, der Nase, der Lunge, der Magenwand, … und im Gehirn (Grafik 1). Klinik Geschwollene Augenlieder (Quelle: Es kommt zu Schwellungen, BeweDr. Correia, TGD). gungsstörungen, Lähmungen, Aphonie (Stimmlosigkeit) oder Quieken in Folge von Kehlkopfschwellungen und Atemnot meist mit Todesfolge.
Bewegungsstörung (Quelle: Dr. Correia, TGD).
Grafik 1: Ödem Krankheitsskizze (Quelle: IDT). Schweine-Welt - Juni 2015
Eine genaue Diagnostik ist wichtig Für die Diagnostik ist eine Anzucht und Typisierung der Bakterien unerlässlich. Dafür werden Kotproben von erkrankten Ferkeln, oder Proben aus dem Darminhalt von sezierten Ferkeln genommen. In der Pathologie sieht man am und im gesamten Körper die genannten Ödeme. Doch
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erst wenn nach der Typisierung F18 Fimbrien und das Shigatoxin nachgewiesen sind, ist der Beweis für das Vorliegen der E. coli-bedingten Ödemkrankheit erbracht. Faktorenerkrankung mit vielfältigen Auslösern Die Ursachen für den Ausbruch E. coli-bedingter Erkrankungen in einem Bestand sind vielfältig. Neben der Anwesenheit entsprechender pathogener Erreger ist immer eine Störung der Darmgesundheit notwendig, die oft nach dem Absetzen der Ferkel oder der Einstallung in die Mast auftritt. Stressfaktoren für die Darmgesundheit sind vor allem das Absetzen, Futterwechsel, Zugluft und Kälte, Hygienemängel oder die schnelle Aufnahme zu großer Futtermengen. Wichtig ist also vor allem der Erhalt einer stabilen Darmgesundheit in den kritischen Übergangsphasen. Diese erreicht man durch die Vermeidung jeglichen Stresses, optimalem Futter und ausreichend Wasser in guter Qualität. Ein „gestresster Darm“ dagegen ermöglicht den krankmachenden Bakterien eine starke Vermehrung und damit erhöhte Toxinausscheidung. Ergebnisse aus der Umfrage zur Ödemkrankheit in der Ferkelaufzucht 2013 wurde vom TGD eine Umfrage über den Zusammenhang von Tierverlusten und Ödemkrankheit in der Ferkelaufzucht durchgeführt. Dabei wurden 683 Ferkelerzeuger und 14 spezialisierte Ferkelaufzüchter befragt. In dieser Umfrage konnte als zentraler Risikofaktor für das Auftreten von Ödemkrankheit Stress z. B. durch die Größe der Gruppe oder durch den Transport, ermittelt werden, wobei dieses Ergebnis nur auf einer Umfrage, nicht aber auf einer ausführlichen, objektiven Untersuchung beruht. Maßnahmen gegen die Ödemkrankheit Ein wichtiges Resultat dieser Umfrage war, dass die Ödemkrankheit eine verlustreiche Erkrankung ist, die nicht zufriedenstellend mit Antibioti-
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Grafik 2: Ödem Impfwirkung (Quelle: IDT). ka behandelbar ist. Es gilt also, die - Ein gleitender Übergang zur Risikofaktoren im Betrieb zu analysieAufzuchtmischung ren und abzustellen. Zusätzlich gibt - Eine ausreichende Eingewöhnung es seit einiger Zeit die Möglichkeit, an neue Futtertechniken, um unnögegen die Ödemkrankheit zu impfen. tigen Stress am Futterbarren und zu lange Fresspausen zu vermeiMöglichkeiten und Grenzen der den Impfung gegen das Shigatoxin - Ausreichend Futterplätze, um Es ist wichtig zu wissen, dass die Stress am Futterbarren zu vermeiImpfung ausschließlich gegen die den. Vor allem beim Absetzen am Ödemkrankheit wirksam ist. Trotz besten ein Fressplatzverhältnis von Impfung können E. coli-bedingte 1:1 (evtl. zusätzliche Schalen beim Durchfallerkrankungen oder ein Absetzen) gewährleisten. durch E. coli verursachtes Schockge- - Eine optimale Rationsgestaltung schehen auftreten. Vor der Anwen(Säure-Bindungs-Kapazität dung muss dementsprechend eine < 700 meq/kg, kleine Protionen, fundierte Diagnostik mit dem Nachoptimaler Rohfasergehalt,…) um weis des Shigatoxins erfolgen. Die den Darm gesund zu erhalten Impfung ist seit 2013 zugelassen. - Ausreichend Wärme (Tiere müssen Meist werden die Ferkel dabei in der nebeneinander, nicht aufeinander ersten Lebenswoche geimpft, um liegen) einen möglichst frühen Schutz zu - Zugluft in jedem Fall vermeiden erreichen. Nach der Impfung werden - Wasser in ausreichender Menge vom Körper neutralisierende Antikörund Qualität zur Verfügung stellen per gegen das krankheitsauslösende (Durchfluss, Tränkehöhe und Shigatoxin gebildet. Diese Antikör-plätze). Auch Wasser ist wichtig per fangen das Toxin in den Blutgefäfür die Darmgesundheit. ßen ab, bevor sie die Kapillaren errei- - Eventuell Zusätze wie Prä-Probiotichen, wodurch es seine Wirksamkeit ka oder pflanzliche Zusätze, … ververliert (Grafik 2). wenden - Absetz-, Umstallungs-, GruppieVorbeugemaßnahmen rungsstress so weit wie möglich Als Prophylaxe ist zu empfehlen: vermeiden - Jede Art von Stressvermeidung - Überbelegung vermeiden - Kein abrupter Futterwechsel - Häufige und genaue Tierkontrollen, - Keine ad libitum Fütterung nach um schnell reagieren zu können Futterkarenz - Erregerdruck durch Hygiene mini- Ein Anfüttern der Ferkel spätestens mieren ab der 3., besser ab der 2. Lebens- - … woche Schweine-Welt - Juni 2015
Fazit Die Ödemkrankheit wird von einem bestimmten E. coli-Bakterium verursacht, wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät. Um dies zu vermeiden, hilft die konsequente
Umsetzung eines Management-, Gesundheits- und Hygienekonzeptes, sowie eine angepasste Futterrationsgestaltung. Bei Auftreten der Krankheit ist eine umfassende Diagnostik mit Typisie-
rung und Antibiogramm zur Optimierung von Prophylaxe und Therapie wichtig. In Problembetrieben ist die Impfung eine wirksame Alternative. Dr. Ulrike Mittermeier, Tiergesundheitsdienst Bayern e. V.
Neue Internetseiten der Bayern-Genetik Am Freitag, 12 Juni ist es endlich passiert: die neuen Internetseiten der Bayern-Genetik wurden frei geschaltet. Etwa ein Jahr hat es gedauert, bis Entwicklung und Umsetzung abgeschlossen waren. Die Zusammenführung der Spermaproduktion in das Labor in Kammerlehen erfolgte zum März dieses Jahres. Die damit verbundene Möglichkeit, für unsere Kunden auf jeden Bayern-Genetik-Eber zugreifen zu können, machte auch eine Trennung der Internetseiten für die Eberstationen Bergheim und Kammerlehen überflüssig. Wie gewohnt kommen Sie über www.bayern-genetik.de auf die erste Seite. Wenn Sie links auf „Info zu Besamungsebern“ klicken, öffnet sich die neue Startseite. Aktuell sind hier die Bereiche „Organisation“ und „Schwein“ zu finden. Später werden auch die neuen Seiten für den Rinderbereich hier eingefügt. Unter Organisation finden Sie Adres-
sen, alle Ansprechpartner sowie die Leistungsdaten und die Organisationsstruktur der Bayern-Genetik. Der Bereich Schwein führt Sie zur direkten Auswahl eines Eber über die Eingabe des Namens oder der Herdbuchnummer in dem Eingabefeld oben. Unter den Wechselbildern sind vier Menüpunkte zum auswählen: Eberauswahl Hier können Sie die Tiere nach Rasse, MHS-Status, Sprungplan oder Prüfstatus auswählen. Nach anklicken des Button „Anzeigen“ auf der rechten Seite wird Ihre Auswahl an Ebern angezeigt. Bei der Eberliste können Sie die Sortierung mit einem Klick auf die jeweilige Spaltenüberschrift verändern. Zur Einzelseite eines Tieres gelangen Sie mit Klick auf dessen Namen. Hier finden Sie die genauen und aktuellen Zuchtwerte sowie allgemeine Angaben zum Tier wie Geburtsdatum, Züchter, Abstammung usw. Darüber hinaus ein Bild und ein Video des Ebers
Mit einem Klick auf das Logo, den Text oder den Eber kommen Sie in die nächste Ebene. Schweine-Welt - Juni 2015
Direkte Eingabe von Ebername oder Herdbuchnummer. (soweit diese bereits vorhanden sind). Zum Video kommen Sie einfach mit einem Klick auf den Reiter „Video“ über dem Eberbild. Sprungplan Der aktuelle Sprungplan wird angezeigt. Bei Klick auf einen Ebernamen kommen Sie direkt zu dessen Einzelseite Service Die Geschäftsbedingungen, Auflistung der Besamungsfreien Tage/Feiertagsregelung und Informationen zum Scannerdienst können Sie hier abrufen. Schweine-Welt Alle bisherigen Ausgaben finden Sie hier zum blättern, downloaden oder ausdrucken. Einige kleine Änderungen und Optimierungen sind auf den neuen Seiten noch durchzuführen. So kann es vorkommen, dass einzelne Seiten bis zu ihrer Aktualisierung kurzfristig nicht verfügbar sind. Klicken Sie sich durch die neuen Seiten und erfreuen Sie sich an der Übersichtlichkeit und dem schnellen Zugriff auf alle Eber. E. Eifler, Bayern-Genetik
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Ebertransporte mit neuem Anhänger und „Luftwaschanlage“ Aufgrund der hohen Seuchengefahr beim Transport der Besamungseber zwischen den Qurantänen bzw. den Stallungen in Bergheim und Kammerlehen wurde von den Gremien der Bayern-Genetik die Anschaffung eines speziellen Ebertransportanhängers beschlossen. Diese Art von Anhänger ist bei norddeutschen Besamungsstationen schon seit Jahren im Einsatz. Das besondere daran ist die Luftzufuhr. Die maximal sechs Eber erhalten ihre Luft durch eine Filteranlage. Diese gesäuberte Luft wird dann mit leichtem Überdruck in das Innere geblasen, so dass keine „unsaubere“ Luft während der Fahrt
eintreten kann. Angesaugt wird die Frischluft über Schlitze an der Vorderseite des Anhängers. Die Luft durchströmt anschließend einen massiven Papierfilter. Danach wird die vorgesäuberte Luft mittels 6 Röhren, welche ultraviolette Strahlung absondern, entkeimt. Bei Bedarf wird die Luft vor der Entkeimung noch vortemperiert. Mit Hilfe eines Doppel-Radial-Gebläses drückt die entkeimte Luft dann in den Laderaum. Der Laderaum ist luftdicht verschlossen. Nur von vorne kommt die Luft über die Filteranlage hinein und verlässt den Innenraum wieder über eine Abluftklappe am Ende des
630 cm lang, 250 cm breit und 260 cm hoch ist der neue Anhänger für Ebertransporte.
Anhängers. Die Belüftung ist so eingerichtet, dass auch während der Fahrt keine „schmutzige“ Luft von außen zu den Tieren gelangen kann. Die Energieversorgung für die technische Anlage erfolgt über ein kleines benzinbetriebenes Stromaggregat auf der Anhängerdeichsel. Wenn der Transport beendet ist und der Anhänger gewaschen wurde, wird er noch einige Stunden an ein stationäres Stromnetz angeschlossen. Dadurch wird der Laderaum mit Hilfe von weiteren UV-Lampen entkeimt und steht für den nächsten Transport bereit. E. Eifler, Bayern-Genetik
Hinter der Türe befindet sich die Steuerung. Davor in dem niedrigen Kasten ist die Stromversorgung.
Maximilian Knödl verstorben Wir erhielten die traurige Nachricht, dass unser ehemaliger Mitarbeiter Maximilian Knödl drei Tage vor seinem 78. Geburtstag verstorben ist. Er war von 01.01.1977 bis 31.05.2002 in unserem Unternehmen als Schweinebesamungstechniker tätig und damit ein Pionier in diesem Bereich. Knödl war ein allseits geschätzter und hilfsbereiter Kollege. Auch bei seinen Kunden genoss er ein hohes Ansehen durch seine
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zuverlässige und zuvorkommende Art. Er war aber auch ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, der seine Meinung gegenüber Vorgesetzten im Firmeninteresse vehement vertrat und Ziele fokussierte. Persönliche Interessen stellte er dabei selbstlos zurück, wenn es um das Wohl der Belegschaft ging. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Maximilian Knödl Schweine-Welt - Juni 2015