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Science Pub Eine Veranstaltung der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg und des Staatlichen Museums für Naturkunde in Stuttgart mit Unterstützung durch die Vereinigung von Freunden der Universität Stuttgart e.V.
Rosenau - Lokalität & Bühne | Rotebühlstrasse 109 b | Beginn: 19:00 Uhr Eintritt: € 5.- (ermäßigt € 3.-). Mitglieder der Gesellschaft und des Fördervereins des Naturkundemuseums frei
19. Oktober 2015 Dr. Lars Krogmann Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart
30. November 2015 Prof. Dr. Hartmut Seyfried Emeritus für Geologie Universität Stuttgart
18. Januar 2016 Prof. Dr. Nicolas Conard Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie Universität Tübingen
15. Februar 2016 Prof. Dr. Randolf Rausch Institut für Angewandte Geowissenschaften Universität Darmstadt
14. März 2016 Prof. Dr. Ulrich Görtz Institut für Experimentelle Mathematik Universität Duisburg-Essen
German barcode of life - Volkszählung im Reich der Miniwespen Wie viele Tierarten gibt es im Deutschland? Diese Frage treibt seit einiger Zeit ein ganzes Heer von Wissenschaftlern durch Wälder, Wiesen und Äcker. Ihr Ziel: Die Erstellung des ersten vollständigen Bioinventars in der Geschichte der Bundesrepublik, der Aufbau einer weltweit verfügbaren DNABarcode-Bibliothek des Lebens, in der alle in Deutschland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten verzeichnet sind. Lars Krogmann stellt das größte Zählprojekt der Welt vor und erklärt am Beispiel von mikroskopisch kleinen Erzwespen, wie genetische Fingerabdrücke funktionieren. Reisen Sie mit ihm auf durch das Plankton der Luft, begegnen Sie bizarren Kreaturen wie Stielaugen- und Dartpfeilwespen, erfahren sie, wie ein Wespenstaubsauger funktioniert, wie die Wespentaille unsere Welt verändert hat und was uns Bernsteinwespen über Evolution erzählen. Wir sind sicher: Sie werden die Welt nachher mit anderen Augen sehen. Echtzeitoptimierung der Bodenschubspannung zwischen Spätzlesschaber und Spätzlesbrett ein Experimentalabend Im Anfang war Teig. Teige verhalten sich viskoelastisch: solange man sie in Ruhe lässt, benehmen sie sich wie ein Festkörper; sobald man etwas mit ihnen tut, entwickeln sie flüssigkeitsähnliche Zustände. Beim Spätzlesteig sind solche Qualitäten gefordert, denn sein dynamisches Verhalten unter dem rastlosen Schub des Spätzlesschabers verleiht den Spätzle ihre besondere Oberflächenstruktur. Die Herstellung des Teiges ist einfach; die optimale Zähigkeit lässt sich einstellen, indem man eine schlichte, doch einprägsame Regel befolgt, die in einem ersten Experiment vorgestellt wird. Während des Schabevorgangs gilt es, die Bodenschubspannung zwischen Spätzlesschaber und Spätzlesbrett fein zu dosieren. Sie wird beeinflusst von Anstellwinkel und Anpressdruck. In Abhängigkeit von der Zähigkeit des Teiges entwickelt sich im Idealfall während des Schabens, also "in Echtzeit", ein Gefühl für die richtige Balance zwischen Anpressdruck/Anpresswinkel und Schlagzahl. Geringfügige Veränderungen sorgen dann entweder für dünne oder für dicke Spätzle. Die Sache lässt sich analytisch in eine Formel fassen, die viele Faktoren enthält. Doch im Optimalfall, also im wirklichen Leben, sind alle diese Variablen bis auf eine gar nicht veränderlich, sondern konstant, weil sonst irgendwas herauskommt, aber keine Spätzle. Es gibt also nur eine optimale Konfiguration von Körperhaltung, Teig und Anordnung des Werkzeugs. Das wissen schwäbische Hausfrauen schon seit Jahrhunderten; jetzt auch die Männer. Die Anfänge der Kunst und der Musik New York, Berlin, Paris – dorthin würde man heute fahren, um moderne Kunst am Puls der Zeit zu erleben. Vor über 35.000 Jahren war davon nicht die Rede. Wer wirklich Neues sehen wollte, musste sich damals nach Süddeutschland aufmachen. Dort, in den Höhlen der südlichen und östlichen Schwäbischen Alb, lebte die Avantgarde der Eiszeitkunst. Fantastische Kleinplastiken von Mammuts, Pferden oder Höhlenlöwen, der geheimnisvolle Löwenmensch, die Venus vom Hohle Fels – die älteste figürliche Darstellung eines Menschen überhaupt – , Flöten aus Geierknochen und Mammutelfenbein: Viele dieser sensationellen Stücke haben Nicolas Conard und seine Grabungsteams im Lauf ihrer jahrzehntelangen systematischen Erforschung der Albhöhlen gefunden. Urgeschichte aus erster Hand im Science Pub! Wir müssen nicht verdursten – Wege aus der Wasserkrise Die Wüsten rücken vor, die Grundwasserspiegel sinken, das Trinkwasser wird knapp (von seiner Qualität ganz zu schweigen) – Schreckensmeldungen zum Thema Wasser sind fast alltäglich. Sie münden in Warnungen vor einer weltweiten Wasserkrise, vor Kriegen um das wichtigste Lebensmittel der Menschheit. Wie seriös sind solcher Szenarien? Müssen wir sie ernstnehmen oder gehören sie eher in das „bad news are good news“-Denken vieler Medien, die eher Auflagen und Einschaltquoten als die Realität im Blick haben? Randolf Rausch beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Problematik, aktuell zum Beispiel in mehreren Projekten in Saudi-Arabien, einem der großen Trockengebiete der Welt. Während wir in Wasser schwimmen, ist es dort extrem knapp. Zu knapp? Die Situation ist ernst – aber nicht so ernst, dass wir resignieren müssen. In vielen Fällen besitzen wir schon heute Antworten und passende Lösungen. Wege aus der Wasserkrise – ein Überblick über die aktuellen Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze. Von der Enigma zum elektronischen Personalausweis Enigma – griechisch für „Rätsel“: So hieß die Maschine, mit der das deutsche Militär im Zweiten Weltkrieg seine Nachrichten verschlüsselte. Sie zu knacken stellte die Alliierten vor große Herausforderungen – und verschaffte ihnen einen entscheidenden Informationsvorsprung, als es endlich gelang. Seit über 4000 Jahren suchen Menschen nach effizienten Verschlüsselungsverfahren und nach Methoden, sie zu knacken. Für uns ist beides inzwischen Alltag: Im Zeitalter von Online-Banking und Internetkommunikation sind Public-Key-Verfahren von besonderer Bedeutung. Sie ermöglichen verschlüsselte Kommunikation über unsichere Kanäle, ohne dass vorher ein Geheimschlüssel ausgetauscht werden müsste. Welche Mathematik steckt hinter diesen Verfahren? Das beleuchtet Ulrich Görtz in seinem Vortrag im Science Pub. Teilweise genügt „alte Mathe“ – Ergebnisse, die schon vor mehreren Jahrhunderten bekannt waren. In anderen Fällen aber steckt moderne Zahlentheorie dahinter, die erst in den letzten Jahrzehnten entwickelt wurde.