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NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SENDUNGEN IM MAI, JUNI UND JULI 2016 V a 2 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SO 1. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT SO 1. MAI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN MEILENSTEINE DER MODERNE (14) GALINA USTWOLSKAJAS SINFONIEN ERÖFFNUNG MODERATION: MICHAEL STRUCK-SCHLOEN AUTORIN: BARBARA ECKLE OLIVIER MESSIAEN La Transfiguration de Notre-Seigneur Jésus-Christ VOKALENSEMBLE KÖLNER DOM CHÖRE DER KÖLNER DOMMUSIK VOCALENSEMBLE UDIN D’ART JUNGE DEUTSCHE PHILHARMONIE Die Junge Deutsche Philhar­ monie und drei Chöre eröffnen das Kölner Festival für Neue Musik, das in diesem Jahr unter dem Motto »Musik und Glaube« steht. Für Olivier Messiaens Oratorium stehen 200 Sänger und Instrumentalisten auf der Bühne. BRUNO MANTOVANI / Leitung LIVE aus der Kölner Philharmonie ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER Die Idee war schnell skizziert, die Ausführung nahm drei Jahre in Anspruch: Als Messiaen 1965 den Auftrag für »ein symphonisches Werk, möglichst mit Chor« erhielt, erinnerte sich der tief religiöse Franzose an eine alte Aufzeichnung in seinem Tagebuch, an einen Plan für ein Werk über Gottes Verkündigung »Das ist mein Sohn«. Die Umsetzung sprengte bald alle Dimensionen: Das Werk wuchs zu einem riesenhaften Oratorium. In 14 Sätzen und binnen zweier Stunden verbindet Messiaen EvangelienRezitationen, Meditationssätze und gregorianisch anmutende Choräle zu einer klingenden Theologie (* = Erstsendung, WDR-Neuproduktion) Mit Ausschnitten aus: GALINA USTWOLSKAJA Sinfonie Nr. 1 (1955) Sinfonie Nr. 2 »Die wahre, ewige Seligkeit« (1979) Sinfonie Nr. 3 »Jesus, Messias, errette uns!« (1983) Sinfonie Nr. 4 »Das Gebet« für Alt, Trompete, Tam-Tam und Klavier (1987) Sinfonie Nr. 5 »Amen« für Oboe, Trompete, Tuba, Violine und Schlagzeug (1989 – 90) »Ich habe eine ganz eigene Welt und verstehe alles von meinem Standpunkt aus. Ich höre, sehe und handle anders als alle Menschen«. Galina Ustwolskaja hat über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrzehnten fünf Sinfonien komponiert. Doch mit der Gattung, wie sie von Haydn über Beethoven, Mahler und auch von ihrem Lehrer, Dmitri Schostakowitsch, über zwei Jahrhunderte entwickelt und fortgeschrieben wurde, hat die russische Komponistin nicht viel im Sinn. Schon die Besetzungen stehen quer zur Tradi­ tion, weichen immer weiter von der sinfonischen Norm ab, verwenden zum Teil nur mehr Segmente des Orchesters. Etwa in der Sinfonie Nr. 2 (1979), in der je sechs Flöten, Oboen und Trompeten mit Schlagzeug und Klavier gebündelt werden, um messerscharfe Farben zu erzeugen. Während die beiden letzten Beiträge (1987 und 1990) sich auf nur wenige Instrumente konzentrieren, freilich ohne etwas mit Kammermusik zu tun zu haben. Vier der Sinfonien tragen geistliche Untertitel, setzen Sing- und Sprechstimmen ein. Im Ton sind sie unerbittlich und hart, ja manchmal fast wütend. »Anders als jede andere Musik«, wie die wortkarge Komponistin betonte, »aus jedem anderen Universum«. 3 4 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE MO 2. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT SA 7. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN MUSIK DER ZEIT | ACHT BRÜCKEN SPIRITUELLE ERÖFFNUNGSKONZERTE AUS DER MOSCHEE MODERATION: ULRIKE FROLEYKS MODERATION: MICHAEL STRUCK-SCHLOEN BUHURIZADE MUSTAFA ITRI EFENDI U. A. Traditionelle Sufi-Musik JONATHAN HARVEY * Tranquil Abiding (1998) für Orchester GALINA USTWOLSKAJA Großes Duett für Violoncello und Klavier (1959) Sinfonie Nr. 4 »Das Gebet« (1987) für tiefen Alt, Trompete, Tamtam und Klavier, Text von Hermannus Contractus Sinfonie Nr. 5 »Amen« (»Vater unser«) (1990) für Rezitator, Oboe, Trompete, Tuba, Violine und Holzwürfel nach Texten aus der Bibel Sinfonie Nr. 3 »Jesus Messias, errette uns!« (1983) für Sprecher und Orchester. Text von Hermannus Contractus TOSHIO HOSOKAWA Neues Werk für Quintett Neues Werk für Oboe solo AUFNAHME vom 30. April 2016 aus der DITIB Zentralmoschee, Köln ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER STEPHANIE LESCH / Alt LUCAS SINGER / Sprecher, Gesang PETER VEALE / Oboe BENJAMIN KOBLER / Klavier DIRK WIETHEGER / Violoncello DITIB SUFI-ENSEMBLE ENSEMBLE MUSIKFABRIK CHRISTIAN EGGEN / Leitung Die Kölner Zentralmoschee öffnet zum Festivalbeginn ihre Pforten für ein Zusammentreffen von Orient und Okzident. Das DITIB Sufi-Ensemble beginnt mit traditionellen Klängen und Gesängen jener mystische Glaubens- und Lebensform, die Meditation, Musik und Tanz mit der Lehre des Koran verschmolzen hat. Eher spirituell als religiös: So sah Galina Ustwolskaja ihre Musik. Die Russin hat neben christlichen Texten auch archaische Beschwörungsformeln in ihr Werk integriert. Das Ensemble Musikfabrik stellt die diesjährigen Porträt-Komponistin des Festivals in zwei Konzerten mit mehreren Werken vor und kontrastiert sie mit Uraufführungen von Hosokawa: Der Japaner schlägt seit 25 Jahren eine Brücke von Ost nach West. JAY SCHWARTZ * Quaerendo invenietis – Music for Orchestra V (2015) für Streicher Uraufführung PIERRE BOULEZ * Mémoriale (1985/1993) ( ... explosante-fixe ... Originel) für Flöte und acht Instrumente FRIEDRICH GOLDMANN * De profundis (1975) für Orchester Deutsche Erstaufführung GALINA USTWOLSKAJA * Sinfonie Nr. 2 »Wahre, ewige Seligkeit« (1979) für Stimme und Orchester (Text: Hermannus Contractus) CHARLES IVES * The Unanswered Question – A Cosmic Landscape (1906/1935) für vier Flöten, Trompete und Streicher in der Pause, gegen 21.00 Uhr ZWISCHENTÖNE: Portrait der Komponistin Galina Ustwolskaja, von Barbara Eckle MICHAEL FAUST / Flöte MARK ZAK / Sprecher WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN MATTHIAS PINTSCHER / Leitung Im Anschluss: JOHANN SEBASTIAN BACH/ ANTON WEBERN Ricercar (1937) für Orchester CLEVELAND ORCHESTRA CHRISTOPH VON DOHNANYI / Leitung LIVE aus der Kölner Philharmonie ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER > 5 6 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 7. MAI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS NEUES VON JAN ST. WERNER MODERATION: RAPHAEL SMARZOCH JOHANN SEBASTIAN BACH/ FRIEDRICH GOLDMANN 14 Kanons über die ersten acht Fundamentalnoten der Aria aus den »Goldberg-Variationen« (1977) für Kammerorchester eingerichtet KAMMERORCHESTER BERLIN FRIEDRICH GOLDMANN / Leitung Musik als geistliches Ritual: verschiedene Formen spiritueller Musik bestimmen das Programm, das vom WDR Sinfonieorchester Köln unter Leitung von Matthias Pintscher im Rahmen des Festivals Acht Brücken vorgestellt wird. Jay Schwarz bezieht sich auf zwei Rätsel-Kanons aus Bachs »Musikalischem Opfer«: »sucht, dann werdet ihr finden«. Fragen und Zweifel bestimmen das »schwarze« Orchesterstück »De produndis« von Friedrich Goldmann, das hier seine deutsche Erstaufführung erlebt. Während Charles Ives die überkonfessionelle, »ewige Frage« nach der Existenz stellt. An Pierre Boulez erinnert ein kurzes Trauerstück, das er einst für einen Freund schrieb: »Mémoriale«. Parallele Ausstrahlung Die Suche nach Transzendenz prägt das gesamte Schaffen der Russin Galina Ustwolskaja. So auch ihre zweite Sinfonie, die »zwar nicht religiös im liturgischen Sinn, aber von einem religiösen Geist erfüllt» scheint. Jonathan Harvey reflektiert die buddhistische Idee der »ruhigen Beständigkeit«, den Zustand punktgenauer Konzentration und baut seine Musik auf dem Rhythmus des Einund Ausatmens auf. in 5.1 Surround JAN ST. WERNER MIT MARK E SMITH, VOC Molecular Meditation JAN ST. WERNER MIT DAMO SUZUKI, VOC Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann In zwei neuen Auftragskompositionen für das Studio Akustische Kunst verarbeitet Jan St. Werner Material aus Projekten, die er mit den von ihm geschätzten Vokalkunst-Legenden Damo Suzuki (Can) und Mark E Smith (The Fall) realisiert hat, und reflektiert die jeweilige Zusammenarbeit in zwei eigenwilligen Künstlerbildnissen. Während »Molecular Meditation« die surreale Inszenierung eines kontemplativen Rückzugsortes mit irreführenden Meditationsanweisungen des Hohepriesters Mark E Smith liefert, der ganz in der Tradi­ tion seiner anarchistisch-dadaistischen Punkagitatorik über russische TV-Moderatoren und nordenglische Mittelständler schimpft, geht es in »Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann« um einen eher einvernehmlichen Dialog der erzählenden Stimme Suzukis mit den perkussivabstrakten Klängen Werners. Anders als in der frei fließenden Komposition von Smith und Werner, die an den Rändern von Unschärfe und Wahnsinn arbeitet, sind hier Musik und Stimme eng ineinander verwoben. Werners Klänge unterstützen die phonetischen und rhythmischen Akzente von Suzukis ruhigem Sprachduktus und sind stellenweise kaum voneinander zu unterscheiden. Beide Arbeiten waren ursprünglich für museale Räume konzipiert – für das Museum Abteiberg in Mönchengladbach und das Cornerhouse in Manchester – und tragen die Idee einer Musik, die selbst Ideenräume und Gedankendimen­ sionen durchmisst, in den unendlichen Assoziationskosmos des Äthers. 7 8 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SO 8. MAI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK PLASTIC PEOPLE MODERATION: KORNELIA BITTMANN CAROLA BAUCKHOLT * Hirn und Ei (2010 – 11) für Schlagquartett SCHLAGQUARTETT KÖLN: ONDREJ ADÁMEK Körper und Seele (2014) für Luftmaschine, Chor und Orchester (Ausschnitt) THOMAS MEIXNER, BORIS CHRISTOPH GRUND / MÜLLER, DIRK ROTHBRUST und Luftmaschine ACHIM SEYLER / Schlagzeug SWR VOKALENSEMBLE MATTHIAS KAUL Klang-TÜV + Musikverkauf aus Haushaltsauflösungen (2013) für einen Materialprüfer MATTHIAS KAUL / Materialprüfer MASAHIRO MIWA * Four Bits Counters for eight hands (2010) MICHAEL MAIERHOF * Shopping 4.1 (2005/2015) Version für vier Spieler SCHLAGQUARTETT KÖLN: THOMAS MEIXNER, BORIS MÜLLER, DIRK ROTHBRUST und ACHIM SEYLER / Schlagzeug SWR SINFONIEORCHESTER FREIBURG/BADEN-BADEN FRANCOIS-XAVIER ROTH / Leitung NICOLAUS A. HUBER Werden Fische je das Wasser leid? Musik mit Neglect-Syndrom (2003) für Sopran und Ensemble mit CD-Zuspielung (Schluss) ANGELIKA LUZ / Sopran ENSEMBLE MODERN HEINZ HOLLIGER / Leitung Musikinstrumente müssen nicht immer aus Holz oder Metall sein. Jazz-Größen wie Charlie Parker oder Ornette Coleman spielten mit Vorliebe auf Saxophonen aus Plastik. Kunststoffe lassen sich musikalisch vielfältig nutzen, in allen handels(un)üblichen Formen und Zuständen, zwischen weich und fest, egal ob Plastikbecher, Regen-Überzieher, Telefon- und Scheckkarte, Gummistiefel oder Einkaufs­ tüte, Puppen oder Anoraks. Carola Bauckholt lässt echte Gore-Tex-Jacken bespielen – umso steifer das artifizielle Gewebe, desto besser. Mit Plastikkarten und anderen Objekten streicheln, reiben und kratzen die Musiker die Oberfläche, um hohe und höchste Obertöne hervorzuzaubern. Jute statt Plastik, lautete einst der Slogan der Naturschützer. Zurück zum Gummi scheint die Devise von Komponisten wie Masahiro Miwa und Michael Maierhof, die Luftballons zum Klingen, gelegentlich fast zum Platzen bringen. Sie setzen freilich weniger auf Synthetik als auf Gummi oder Latex, wie er auf natürlichem Wege aus dem Milchsaft tropischer Pflanzen gewonnen wird. Weniger wählerisch ist Matthias Kaul, der in seinem Klang-TÜV alle Materialien, die ihm vor die Nase gehalten werden, auf Herz und Nieren, auf Klang und musikalischen Gehalt prüft. 9 10 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE MO 9. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT DO 12. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN ACHT BRÜCKEN | MUSIK DER ZEIT GALA DER CHÖRE MODERATION: CLAUDIA BELEMANN FÜR NEUN STREICHQUARTETTE MODERATION: JOHANNES ZINK ALFRED SCHNITTKE Requiem (1975) HORAŢIU RĂDULESCU * Quartett Nr. 4 op 33 »Infinite to be cannot be infinite, infinite anti-be could be infinite« (1967/87) für 9 Streichquartette JAAKKO MÄNTYJÄRVI Come Away, Death Full Fathom Five MICHAEL OSTRZYGA Our little life is rounded with a sleep (2007) MAGDALENA ZIMMERMANN Not from the stars do I my judgement pluck (2014) Twilight (2016) Uraufführung CAMILLE VAN LUNEN O Sacrum Convivium (2013) O Mare Nostrum (2016) Uraufführung MARIE HEESCHEN / Sopran EVA-MARIE GEMEINHARDT / Mezzosopran JAMES PARK / Tenor FREDERIK SCHAUHOFF / Bass KÖLNER WILLKOMMENSCHOR JOACHIM GEIBEL / Leitung EUROPÄISCHER KAMMERCHOR MICHAEL REIF / Leitung AUFNAHME vom 1. Mai 2016 aus dem WDR Funkhaus Wallrafplatz, Köln ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER KARTÄUSERKANTOREI KÖLN PAUL KRÄMER / Leitung KÖLNER KANTOREI GEORG HAGE / Leitung MARTYNA ZAKRZEWSKA / Klavier FELIX KNOBLAUCH / Klavier KRISZTIÁN PALÁGYI / Akkordeon DANS LE TEMPS Vier Chöre unternehmen in drei Konzerten eine musikalische Expedition ins SakralSpirituelle. Die Reise führt zu überraschenden Orten: vom Moskauer Staatstheater über Shakespeares Globe bis hin zum Altar des Abendmahls. Glaubensferner geht es kaum: Alfred Schnittke soll mitten im real existierenden Sozialismus die Musik zu Schillers »Don Carlos» schreiben. Der Moskowiter Mossowjet-Bühne schwebt katholische Kirchenmusik als akustische Staffage vor – doch Schnittke liefert gleich ein ganzes Requiem, das er insgeheim seiner verstorbenen Mutter widmet. ASASELLO QUARTETT VINCENT ROYER / Klangregie In Zusammenarbeit mit KoelnMusik Das vierte Quartett von Horațiu Rădulescu gehört zu den spektakulärsten Werken der gesamten Kammermusik­ literatur. Der rumänische Komponist umgibt das im Zentrum des Raums spielende Streichquartett »von einer imaginären, 128-saitigen Viola da gamba«. Das zentrale Quartett wird dergestalt von acht virtuellen Viererformationen umringt, die zugespielt werden und das Ganze zu einer faszinierenden Raummusik erweitern. MITSCHNITT vom 3. Mai 2016, Köln, Trinitatiskirche ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER Der in Bukarest geborene, später in Paris lebende Komponist war einer der radikalsten Vertreter der Spektralmusik, einem Kompositionsverfahren, das durch feinste Ausdifferenzierungen im Obertonspektrum und Modifikationen von Klangfarben bestimmt wird. Seinen klanganalytischen Ansatz verknüpfte Horațiu Rădulescu stets aufs engste mit geistig-philosophischen Reflexionen. Subtilste klang­ liche Schwingungen spiegeln auf höherer Ebene seelische und emotionale Momente wider. Rădulescu strebte in seiner Musik nach einer Synthese von byzantinischem Erbe, in­ discher Spiritualität und der Natur des Klanges selbst. Sein 4. Streichquartett ist dafür exemplarisch: Ein auratischer Klangraum, der tiefste seelische Regungen hörbar machen soll. 11 12 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SO 15. MAI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK WALD SZENEN MODERATION : MARTINA SEEBER WOLFGANG RIHM Stück (1989) für drei Schlagzeuger WOLFGANG DRESCHER Klangschaft der Wittener Musiktage 2015 MAGDALENA ZIMMERMANN * 4+2 – vom Dunkel ins Licht (2016) CAROLA BAUCKHOLT * Der aufgefaltete Raum (2015) für Schlagquartett und drei Fern-Schlagzeuger VOLKER STAUB Vier Stücke Nr. 29 (1995): Teil II für Holztrommeln, Basstrommel und Eisenblech SCHLAGQUARTETT KÖLN: THOMAS MEIXNER, BORIS MÜLLER, DIRK ROTHBRUST und ACHIM SEYLER / Schlagzeug SHEN HOU * Collagestück Muttental (2016) SCHLAGQUARTETT KÖLN: THOMAS MEIXNER, BORIS MÜLLER, DIRK ROTHBRUST UND ACHIM SEYLER / Schlagzeug MIT STUDENTEN DER MHS DETMOLD UND DER HFMT KÖLN »Muttental Klangcollage«, mit Ausschnitten aus Arbeiten u. a. von CAROLA BAUCKHOLT, MATTHIAS KAUL, FRANZ MARTIN OLBRISCH, ROBIN MINARD, BARBLINA MEIERHANS, ROSWITA VON DEN DRIESCH und JENSUWE DYFFORT Rückblick auf die Klangwanderung, die im Rahmen der Wittener Kammermusiktage 2015 in das nahegelegene Muttental vor den Toren der Stadt führte. Das idyllische Tal, wo vor fast 500 Jahren die erste Steinkohle im Ruhrgebiet gefunden wurde, gilt als »Wiege des Ruhr-Bergbaus«. Von hier aus nahm die Industrialisierung der Region einst ihren Anfang. Noch heute finden sich im Muttental auf engstem Raum Spuren und Relikte der langen Bergbau­ tradition. Die Wanderung sollte dieses geschichtsträchtige Areal mit Klanginstallationen und LivePerformances erkunden, die alle auf den besonderen Ort und seine wechselhafte Historie Bezug nehmen. Ausschnitte der einzelnen Arbeiten werden hier in ganz unterschiedlichen Collagen und Remixes vorgestellt, die zum Teil von Studierenden der Musikhochschule in Dresden (unter Anleitung von Franz Martin Olbrisch) ­realisiert wurden – zwischen dokumentarischer Zusammenstellung und radiophonen Ansätzen, die das Material aus der räumlich-zeitlichen Distanz ganz neu sortieren und gestalten. 13 14 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE MO 16. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT SA 21. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN STAATLICHES SYMPHONIEORCHESTER ESTLAND MODERATION: SUSANNE HERZOG I BELIEVE MODERATION: CLAUDIA BELEMANN ARVO PÄRT »Lamentate« für Klavier und Orchester LEONARD BERNSTEIN »Chichester Psalms« für Countertenor, gemischten Chor, Harfe, Orgel und Schlagzeug Die Inspiration dazu kam ihm durch ein Kunstwerk von Anish Kapoor, das sich mit dem Leid des Marsyas befasst: Marsyas GALINE USTWOLSKAJA ist ein Satyr aus der griechiSinfonische Poeme Nr. 1 und 2 schen Mythologie, der sich OLGA SCHEPS / Klavier brüstete, schöner die Flöte zu STAATLICHES SYMPHONIE­ spielen als Apollo selbst. Zur ORCHESTER ESTLAND Strafe für seine Hybris wurde BAS WIEGERS / Leitung er bei lebendigem Leib gehäu tet. Arvo Pärt versucht, in sei»Ich habe ein Lamento genem musikalischen Echo auf schrieben, aber nicht für die das Kunstwerk, die Brutalität Toten, sondern für die Lebenund Intimität des Schmerzes den, die sich mit dem Schmerz gleichermaßen darzustellen. und der Hoffnungslosigkeit der Welt auseinandersetzen müsEin Leid ganz anderer Art besen«, schrieb Arvo Pärt über schäftigte Galina Ustwolskaja: sein »Lamentate«. Sie musste aus äußerster materieller Not heraus Musik komponieren, die wesentlich besser mit der Sowjet-Ästhetik zu vereinbaren war als ihre sonstigen Werke. Die beiden Poeme für Orchester nahm sie nachträglich dennoch in ihren Werk­ katalog auf. NAJI HAKIM »Aalaiki’ssalaam« für Orchester LEONARD BERNSTEIN »Jeremiah«, Sinfonie Nr. 1 für Mezzosopran und Orchester SAMUEL BARBER Agnus Dei op. 11 Fassung für Chor a cappella ALON HARARI / Countertenor GERHILD ROMBERGER / Mezzosopran WDR RUNDFUNKCHOR KÖLN WDR FUNKHAUSORCHESTER KÖLN WAYNE MARSHALL / Leitung AUFNAHME vom 5. Mai 2016 aus der Kölner Philharmonie vom 8. Mai 2016 aus der Kölner Philharmonie ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER AUFNAHME Gegen den Krieg – Wayne Marshall und das WDR Funkhausorchester setzen ein musikalisches Statement. Massenmorde und Verwüstung haben das Weltkriegsjahr 1942 geprägt. In dieser Zeit hat der junge Leonard Bernstein seine erste Sinfonie geschrieben. Die düstere Tondichtung fußt auf der biblischen Geschichte des Propheten Jeremias, der vergeblich vor der Zerstörung Jerusalems warnt. Bernsteins »Chichester Psalms« entstanden 20 Jahre später in deutlich friedlicheren Zeiten, nämlich in seinem Sabbatical, zu dem er von seinen Pflichten beim New York Philharmonic freigestellt worden war. Ungefähr in der gleichen Zeit, bearbeitete Samuel Barber sein »Adagio for Strings« aus dem Jahr 1935 zum »Agnus Dei« für Chor und Orgel. Die tragischen Ereignisse im Nahen Osten und vor allem im Libanon im Sommer 2006 haben den französisch-libanesischen Komponisten Naji Hakim zu seinem »Alaiki’ssalaam« (Friede sei mit dir) inspiriert, das vor allem Zeugnis von Frieden und Freude ist. 15 16 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 21. MAI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS SO 22. MAI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK BOB DYLAN 75 MUSIQUE D’APRÈS HENRI MICHAUX DAS SPÄTWERK 1997 – 2016 AUTOR: THOMAS MENSE Nachdem viele mit Bob Dylan in den 1980er und 1990er Jahren schon fertig waren und ihm eine Krise attestierten, war es die sogenannte »Never Ending Tour« mit hundert Konzerten pro Jahr, die das Fundament legte für eine neue Erfolgsära. MODERATION: BARBARA ECKLE Mit drei Grammy-Preisen für das Album »Time Out Of Mind« von 1997 zeigte sich Bob Dylan auch nach Meinung derer, die ihn schon abgeschrieben hatten, wieder auf der Höhe der Zeit. Seine romanhafte Autobiografie »Chronicles Vol. 1« von 2004 war alles andere als eine weitere Musikerbiografie, sie wurde als literarisches Ereignis gefeiert. Und der wortkarge Star überraschte als warmherziger und leutseliger Radiomoderator in seiner Theme Time Radio Hour (2007 – 2009). Alben wie »Love and Theft« (2001), »Modern Times« (2006), »Tempest« (2012) und seine Einspielung von Sinatra-Songs, »Shadows In The Night« (2015), zeigen ein komplexes Spätwerk, das wohl noch nicht abgeschlossen ist. GIACINTO SCELSI Incantesimi (1953) für Klavier (Ausschnitt) TAMARA SEFANOVICH / Klavier PIERRE BOULEZ Poésie pour Pouvoir (1955 – 58) für Tonband und drei Orchester (Ausschnitt) SWR SINFONIEORCHESTER FREIBURG BADEN-BADEN HANS ROSBAUD und PIERRE BOULEZ WITOLD LUTOSŁAWSKI * Trois Poèmes d’Henri Michaux (1963) für Chor und Orchester WDR RUNDFUNKCHOR KÖLN MARIANO CHIACCHIARINI / Leitung WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN PETER EÖTVÖS / Leitung FAUSTO ROMITELLI Professor Bad Trip (1996 – 2000) für Ensemble (Ausschnitt) ICTUS ENSEMBLE GIACINTO SCELSI 5. Streichquartett (1984) ARDITTI STRING QUARTET Henri Michaux war einer jener umtriebigen Geister der Moderne. Er schrieb, malte und zeichnete, stellte seine Kunst auf der Biennale in Venedig oder der documenta in Kassel aus. Als Matrose zog es ihn auf die hohe See hinaus. Reisen führten ihn nach Südamerika, Afrika und Asien. Der belgisch-französische Künstler hat zahlreiche Komponisten angeregt. Ende der 50er Jahre bezog sich Pierre Boulez in seiner »Poésie pour pouvoir« auf eine Dichtung von Michaux. Auch Witold Lutosławski war fasziniert von den Texten des Dichters. Seine »Trois Poèmes d’Henri Michaux« (1963) folgen den Prinzipien der klassischen Tragödie – zwischen Reflexion, Kampf und melancholischer Resignation. Eng befreundet war Michaux mit Giacinto Scelsi, der ihm 1953 seine »Incantesimi« und 1985 sein 5. Streichquartett – in Erinnerung an den kurz zuvor verstorbenen Künstler – widmete. Ganz andere Töne schlägt schließlich Fausto Romitelli an, der sich in »Professor Bad Trip« ebenfalls auf Michaux, den Unangepassten bezieht, der einst mit Meskalin experimentierte und unter der Wirkung des Rauschgifts gemalt hatte. 17 18 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE MO 23. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT FR 27. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN ENSEMBLE INTERCONTEMPORAIN: ÜBERGÄNGE MODERATION: SUSANNE HERZOG BOMBAY JAYASHRI & ZION 80 MODERATION: BABETTE MICHEL JONATHAN HARVEY »Death of Light, Light of Death« für fünf Spieler BAOMBY JAYASHRI JOHANNES MARIA STAUD »Par ici!« für Ensemble Deutsche Erstaufführung »Par là!« für Ensemble Uraufführung GÉRARD GRISEY »Quatre chants pour franchir le seuil« für Sopran und 15 Instrumente MÉLODY LOULEDJIAN / Sopran DIDIER PATEAU / Oboe FRÉDÉRIQUE CAMBRELING / Harfe DIÉGO TOSI / Violine ODILE AUBOIN / Viola PIERRE STRAUCH / Violoncello ENSEMBLE INTERCONTEMPORAIN TITO CECCHERINI / Leitung Über die Schwelle von Raum und Zeit in die Ewigkeit – das Ensemble intercontemporain stellt drei Werke über den Tod vor. AUFNAHME vom 6. Mai 2016 aus der Kölner Philharmonie ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER Was kommt nach dem Tod? Diese zentrale Frage, wird nicht nur in verschiedenen Religionen unterschiedlich beantwortet. Auch in der neuen Musik setzen sich Komponisten in ihren Werken ganz unterschiedlich mit dem Ende des Lebens auseinander. Jonathan Harvey geht das Thema bildlich an und lässt sich von der »Kreuzigung Christi« am Isenheimer Altar inspirieren. Gérard Griseys »Vier Gesänge, um die Schwelle zu überschreiten« basieren dagegen auf Texten: dem Gedicht »Der Tod des Engels« von Christian Guez, den fragmentarischen Inschriften ägyptischer Sarkophage, einem Text der griechischen Dichterin Erinna über die Unterwelt und einem Blick zurück auf die Sintflut aus dem »Gilgamesch«-Epos. Auch Johannes Maria Staud bezieht sich in »Par ici!« (Hierher!) und »Par là!« (Dorthin!) auf ein Gedicht: nämlich auf Charles Beaudelaires »Le Voyage« (Die Reise). BOMBAY JAYASHRI / Gesang HN BHASKAR / Violine PATRI SATISH KUMAR / Mridangam V SURESH / Ghatam VIJAYASHRI VITTAL / Tambura ZION 80 JON MADOF / Gitarre FRANK LONDON / Trompete MATT DARRIAU / Altsaxofon JESSICA LURIE, ZACH MAYER / Baritonsaxofon BRIAN MARSELLA / Keyboard SHANIR BLUMENKRANZ / Bass YUVAL LION / Schlagzeug Kontraste bei den Acht Brücken: Raga-gebundene Melodien der südindischen Sängerin Bombay Jayashri treffen auf das Fusion-Projekt Zion 80 des amerikanischen Gitarristen Jon Madof. »Musik und Glaube« ist das Motto des Acht-Brücken Festivals und die Lieder von Bombay Jayashri sind wie dafür gemacht. Sie versteht sie als Gabe an indische Gottheiten oder Heilige und singt ihre preisenden, bittenden oder spirituellen Lieder gleich in drei Sprachen: Telugu, Tamil und Sanskrit. »Zion 80« hat Jon Madof sein Fusion-Projekt genannt, in Anlehnung an Fela Kutis legendäres Afro-Beat Ensemble »Egypt 80«. »Zion 80« bringt jüdische und hebräische Lieder in die Welt des AfroBeats und mischt sie mit Rock und Latin-Beats. Was erst einmal wie ein wilder Stilmix wirkt, ist pure Freude am Experimentieren und Improvisieren bei dem nicht nur Anhänger des gepflegten Latin- und AfroBeats auf ihre Kosten kommen, sondern auch Fans der Musik von John Zorn. AUFNAHMEN vom 5. und 8. Mai 2016 aus dem Stadtgarten und dem WDR Funkhaus Wallrafplatz, Köln ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER 19 20 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 28. MAI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS: STUDIO ELEKTRONISCHE MUSIK SO 29. MAI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK PROFIL [56] LUIGI NONO … DEM MEERE GLEICH: MUSIK NACH CHARLES BAUDELAIRE MODERATION: MICHAEL REBHAHN MODERATION: BERND KÜNZIG Die Entwicklung von Luigi Nonos letzter Schaffensphase steht in Abhängigkeit von der »Erfindung« der Live-Elektronik, jener musikalischen Idee und technischen Ermöglichung, Instrumentalklänge im Moment ihrer Entstehung elektronisch zu erweitern. 1980 begann Nono im Freiburger Experimentalstudio mit ersten Versuchen; daraus entstand eine außergewöhnlich intensive Zusammenarbeit: Bis 1989 realisierte Nono nahezu sein gesamtes Spätwerk in Freiburg. In Open Sounds sind Ausschnitte aus diesen Kompositionen zu hören. Über die Interpretation des elektronischen Parts dieser Werke sprechen die Klangregisseure André Richard und Reinhold Braig. LUIGI NONO Quando stanno morendo. Diario polacco n. 2 (1982) für drei Soprane, Alt, Flöte und Violoncello und Live-Elektronik Guai ai gelidi mostri (1983) für zwei Altstimmen, Flöte, Klarinette, Tuba, Viola, Violoncello, Kontrabass und Live-Elektronik A Pierre. Dell’azzurro silenzio, inquietum (1985) für Kontrabassflöte, Kontrabassklarinette und Live-Elektronik Risonanze erranti (1986/87) für Alt, Flöte, Tuba, Schlagzeug und Live-Elektronik Post-prae-ludium per Donau (1987) für Tuba und Live-Elektronik La lontananza nostalgica utopica futura für Violine, Tonband und Live-Elektronik (1988) LUCA FRANCESCONI Etymo (1994) für Sopran, Elektronics und Ensemble (Ausschnitt) »Oft trägt mich die Musik, dem Meere gleich, zu meinem bleichen Stern.« BARBARA HANNIGAN So beginnt Charles Baudelaires Gedicht Musique in den Fleurs du Mal, den »Blumen des Bösen«. Seine Poesie ist geprägt durch überhöhte Empfindsamkeit, fixe Ideen und eine gehörige Dosis Weltschmerz. Baudelaire selbst hat sich, wie er bekannte, mehr als einmal von Wagners Musik entführen lassen. Nicht selten spricht er in seinen Gedichten von Musik. ENSEMBLE INTERCONTEMPORAIN SUSANNA MÄLKKI / Leitung JOHANNES FRITSCH Madrigal triste (1963 – 64) für Oboe und Tonband LOTHAR FABER HEINZ HOLLIGER Contrechant (sur le nom de Baudelaire) (2007) für Klarinette RETO BIERI / Klarinette MATHIAS SPAHLINGER fugitive beauté (2005) für Sextett (Ausschnitt) ENSEMBLE RECHERCHE JÖRG WIDMANN Fleurs du mal (1996) Klaviersonate nach Baudelaire (Ausschnitt) JAN PHILIP SCHULZE / Klavier TRISTAN MURAIL * Reflections : Spleen (2013) für Orchester WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN PETER RUNDEL / Leitung Eine ähnliche Verführungskraft üben Baudelaires Gedichte bis heute auf Komponisten aus, die sich von seinen Worten, seinen Rhythmen, Sprechmelodien und Klangfarben anregen lassen. Darunter so unterschiedliche Komponisten wie Matthias Spahlinger, Heinz Holliger, Jörg Widmann und Luca Francesconi. Oder auch Tristan Murail, der sich in »Reflections« auf das Gedicht »Spleen« wie auch auf Claude Debussy, einen der ersten Baudelaire-Vertoner, bezieht. 21 22 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE MO 30. MAI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN JUNGE KOMPONISTEN, JUNGE MUSIKER MODERATION: SUSANNE HERZOG BERND ALOIS ZIMMERMANN Antiphonen für Viola und 25 Instrumentalisten CATALINA RUEDA »Duo Seraphim« für Vokalsextett Uraufführung ANTONIO COVELLO »Saurau-Variationen« für Orchester Uraufführung AGNĖ-AGNETĖ MAŽULIENĖ »Kleine Wünsche« für Vokalsextett Uraufführung FARZIA FALLAH »Die dritte Schrift« für Orchester Uraufführung MORTON FELDMAN »Rothko Chapel« für Sopran, Alt, gemischten Chor und Instrumente GALINA USTWOLSKAJA Suite für Orchester JULIA RECKENDREES / Sopran ORCHESTER DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND TANZ KÖLN ALEXANDER RUMPF / Leitung KATHARINA GEORG / Alt XANDI VAN DIJK / Viola MAŁGORZATA WALENTYNOWICZ / Celesta RIE WATANABE / Schlagzeug KÖLNER VOKALSOLISTEN MICHAEL OSTRZYGA / Leitung AUFNAHMEN vom 8. und 9. Mai 2016 aus dem WDR Funkhaus Wallrafplatz und der Kunst-Station Sankt Peter, Köln ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER Der Nachwuchs stellt sich vor: Das Orchester der Hochschule für Musik und Tanz präsentiert sich mit zwei Uraufführungen und die Kölner Vokalsolisten singen die Finalwerke des Acht-Brücken-Kompositionswettbewerbs. Im Programm des Festivals hat das Orchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln jedes Jahr einen fest reservierten Platz. Es spielt ein Werk des jeweiligen Portraitkomponisten des Festivals, und es stellt neue Werke von Kommilitonen aus dem Fach Komposition vor: diesmal von dem Italiener Antonio Covelli und der Iranerin Farzia Fallah. Im Konzert der Kölner Vokalsolisten steht ebenfalls der Komponisten- Nachwuchs im Mittelpunkt. Zehn Minuten Musik für ein Vokalsextett, das war die Aufgabe an die Bewerber des Kompositionswettbewerbes 2016. Zwei Frauen haben die Jury mit ihren Werken überzeugt: Catalina Rueda von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und AgnėAgnetė Mažulienė von der Litauischen Musik- und Theaterakademie in Vilnius. 23 24 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE DO 2. JUNI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT SA 4. JUNI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS ACHT BRÜCKEN | MUSIK FÜR KÖLN GALINA USTWOLSKAJA | MARTIN SMOLKA MODERATION: JOHANNES ZINK GALINA USTWOLSKAJA Sonate für Violine und Klavier MARTIN SMOLKA »lay, wail, purr, whirr, smooth, whoop, soothe (and this also is vanity)« für Violine und Klavier Uraufführung GALINA USTWOLSKAJA Duett für Violine und Klavier CAROLIN WIDMANN / Violine NICOLAS HODGES / Klavier Trancehafte Wiederholungen und fantasiereiche Mikrointervalle bringen intime Momente in das Konzert von Carolin Widman und Nicolas Hodges. Galina Ustwolskaja ist in diesem Jahr die Portraitkomponistin beim Acht Brücken-Festival. Am Leningrader Konservatorium war sie erst Studentin von Dmitrij Schostakowitsch und gab später dort selbst Kompositionsunterricht. »Meine Werke sind nicht religiös, aber definitiv spirituell, weil ich alles von mir gegeben habe. Meine Seele, mein Herz«, hat sie einmal über ihre Kompositionen gesagt. Mit diesem Hintergrund passen sie hervorragend zum Motto des Festivals: »Musik und Glaube«. Mit der Sonate und dem Duett für Violine und Geige spielen Carolin Widman und Nicolas Hodges zwei Stücke, deren monotone Rhythmik und geradezu obsessiven Wiederholungen Momente intimster Nähe oder auch größter Distanz erzeugen können. AUFNAHME vom 9. Mai 2016 aus dem WDR Funkhaus Wallrafplatz, Köln ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER VON »MAH-NA, MAH-NA« BIS »SYNTHI TIME« – PIERO UMILIANIS SOUND-WELTEN AUTOR: OLAF KARNIK Bis vor Kurzem dürfte Piero Umiliani nur jenen ein Begriff gewesen sein, die sich für Filmmusik und italienischen Jazz aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessieren. Dabei müsste der 2001 verstorbene, florentinische Komponist, Musiker und Produzent eigentlich weltberühmt sein – verantwortet er mit dem aus der »Muppet Show« bekannten, kindgerechten Jazz-Schlager »Mah-Na, Mah-Na« doch einen globalen Hit mit uneingeschränktem Haltbarkeitsdatum. Seit ein paar Jahren wird Umilianis umfangreiches und enorm vielschichtiges Werk, das sich vor allem auf Soundtracks und Library-Produktionen verteilt, wiederveröffentlicht – und gewährt Einblick in eine über drei Jahrzehnte andauernde kreative Hochphase. Ob in Zusammenarbeit mit Jazz-Künstlern wie Helen Merrill oder Chet Baker, ob bei Soundtracks für Thriller, Abenteuerfilme und Soft Pornos oder im Einsatz von Synthesizern, Tonband oder Rhythmusmaschinen, ob als Jazz-Arrangeur oder als Vorreiter von World Music und Ambient – Umilianis Produktionen aus dem eigenen Sound Work Shop-Studio in Rom bestechen durch Ideenreichtum und Raffinesse, eine virtuose Beherrschung aller erdenklichen Stile und musikalischen Parameter und eine Lust an Experiment und Klangforschung. Piero Umiliani, dessen Oeuvre in puncto Abwechslungsreichtum nur von seinem Landsmann Ennio Morricone übertroffen wird, war ein musikalischer Abenteurer, den es neu zu entdecken gilt. 25 26 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SO 5. JUNI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK SA 11. JUNI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS: STUDIO ELEKTRONISCHE MUSIK WIE EIN NACHTSTÜCK MODERATION: MARTINA SEEBER THE ARTIST’S CUT [04] MARCUS SCHMICKLER MODERATION: FRANK HILBERG JAKUB SARWAS * Night Train (2015) für Orchester WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN PETER EÖTVÖS / Leitung THOMAS ADÈS Darkness visible after John Dowland (1992) für Klavier THOMAS ADÈS / Klavier GEORG FRIEDRICH HAAS * ... wie ein Nachtstück (1990) für Akkordeontrio TEODORO ANZELLOTTI, VLADIMIR BLAGOJEVIC und ANTONY MILLET / Akkordeon IANNIS XENAKIS Nuits (1968) für 12 Stimmen SCHOLA HEIDELBERG WALTER NUSSBAUM / Leitung MARTÓN ILLÉS * Psychogramm II (2015) rettegős für Klarinette BOGLÁRKA PECZE / Klarinette TRISTAN MURAIL * Reflets : High Voltage (2013) für Orchester WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN PETER RUNDEL / Leitung Nächtliche Klangfantasien. Lieder der Nacht, die nicht nur behaglich und wohlig daherkommen, sondern auch von Abgründen, von Traumeswirren oder anderen Störungen und Unfällen künden. Mit nächtlichen Schreien erinnert Iannis Xenakis an die Schrecken der Gefangenschaft. Thomas Adès macht die Dunkelheit sichtbar, sortiert ein Lautenlied von John Dowland neu, um es sozusagen von innen zu erleuchten. Die Schattenseiten der Seele macht Martón Illés in seinem Psychogramm für Klarinette hörbar. Während Georg Friedrich Haas drei Akkordeonisten auf einen Streifzug durch nächtliche Gefilde und Zeiten schickt. Tristan Murail zündet ein musikalisches Feuerwerk à la Händel, Strawinsky oder Debussy. Eine Explosion von Energie und Licht: Mikrointervallisch bereicherte Klangfarben verschmelzen zu außergewöhnlichen Harmonien. »The Artist’s Cut« versucht einen Mittelweg der Produktion elektronischer Musik – aus Improvisation einerseits und langwieriger Produktion (Komposition) andererseits –, um den Atem der Spontaneität und maßvolle Bearbeitung zu verbinden. Ein »Artist« begibt sich für einen Tag in ein Studio, wo ihm ein Produzent als Arbeitspartner und kritisches Gegenüber beim »Cut« beisteht. Mit dieser Produktionsformen wird an die Pionierzeit von Elektronischer Musik angeknüpft, als Werke in vielstufiger Zusammenarbeit von Komponist und Technik entstanden. Der Kölner Komponist und Musiker Marcus Schmickler studierte Komposition bei Johannes Fritsch und elektro­ nische Musik bei Hans Ulrich Humpert. Neben seinen Kompositionen für Film, Theater und Radio, schrieb er zahlreiche kammermusikalische Werke und Stücke für Chor und Orchester. Viele seiner Pro­ jekte realisierte Schmickler in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern wie Thomas Lehn, Thomas Brinkmann oder Simon Nabatov. Im Studio Elektronische Musik erarbeitet er zwei Neuproduktionen und stellt auch einige seiner älteren Stücke vor. The Artist im Studio: MARCUS SCHMICKLER Grav N2 Why we love too late Markus Schmickler stellt seine Musik vor: MARCUS SCHMICKLER Risset Brain Hammer Mystery Bouffe MARCUS SCHMICKLER/ JULIAN ROHRHUBER Politiken der Frequenz MARCUS SCHMICKLER Symposion For Orchestra Merce grido piangendo 0 [null] 27 28 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SO 12. JUNI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK MI 15. JUNI / 20.05 BIS 22.00 UHR WDR 3 KONZERT LITHOPHONIE [1] CHORÄLE, CLUSTER, COLLAGEN MODERATION: MICHAEL REBHAHN MODERATION: CLAUDIA BELEMANN BARBLINA MEIERHANS Steinsengen (2015) Intervention (Ausschnitt) ONDŘEJ ADÁMEK * Steinar (2015) für sechs Stimmen mit Instrumenten (Text: Sjón) NEUE VOKALSOLISTEN STUTTGART MICHAEL RANTA MWO SHR (1980) Komposition zum Stein der Singenden von Günther Oellers (Ausschnitt) MICHAEL RANTA / Performer PETER EÖTVÖS Steine (1985/90) für Ensemble KLANGFORUM WIEN PETER EÖTVÖS »Steine sind stumme Lehrer. Sie machen den Beobachter stumm, und das Beste, was man von ihnen lernt, ist nicht mitzuteilen« (Johann Wolfgang von Goethe). Oder sind Steine »eigentlich nicht stumm«, wie Humberto Ak’abal bemerkte, »sie schweigen nur«? Wie auch immer, in Steinen schlummert allerhand klang­ liches Potential. Wenn etwa Barblina Meierhans die innere Struktur der Steine zum Klingen bringt und damit das, was über Jahrmillionen abgelagert und unter großem Druck zusammengepresst wurde. Die angestaute Spannung entlädt sich hier mit feinem Klirren und Knirschen. Steine bestimmen – geschlagen und gerieben – die ebenso idyllische wie unheimliche Klangwelt in dem Vokalstück »Steinar« von Ondřej Adámek, in dem mit melancholischen Erinnerungen an die Kindheit gespielt wird. Klänge von Steinen und Instrumenten kombiniert Peter Eötvös in seinem Ensemblestück »Steine«, das auf eine Hommage an Pierre Boulez zurückgeht und durchaus pädagogische Absichten verfolgt – für die Musiker wie für den mitspielenden Dirigenten, nach dem Motto: Hinhören, reagieren, erfinden, weitergeben. WOLFGANG AMADEUS MOZART * Fantasie f-Moll für eine Orgelwalze, KV 608 ROBERT SCHUMANN * Sechs Fugen über B-A-C-H für Orgel, op 60 NICCOLÒ CASTIGLIONI * Sinfonie guerriere et amorose (1967) für Orgel, Stimmen und Schlagwerk BERNHARD HAAS und BERNADETTA SUNAVSKÁ / Orgel MICHAEL PATTMANN / Schlagwerk KETTWIGER BACH-ENSEMBLE WOLFGANG KLÄSENER / Leitung Niccolò Castiglionis »Sinfonie guerriere et amorose« zählen zu den verrücktesten Werken der Orgelliteratur. Sie entstanden Mitte der 1960er Jahre und erklingen hier kombiniert mit Fugen und Fantasien von Mozart und Schumann. MITSCHNITT vom 11. März 2016, Philharmonie Essen ZUM NACHHÖREN IM WDR 3 KONZERTPLAYER Die »kriegerischen und amourösen Sinfonien« des italienischen Komponisten sind nicht nur in puncto Umfang und Spieltechnik außergewöhnlich. Das siebenteilige Opus bietet Ingredienzien der späteren Postmoderne: Pseudo-Choralsätze, extreme Komplexität, Cluster und Collagen (mit manchmal mehreren Stücken gleichzeitig), RenaissanceTänze, festliche Barockmusik bis hin zu performanceartigen Passagen. Die einzelnen Sätze sind den sieben Wochentagen zugeordnet und als eine Art imaginäres Ballett gedacht, mit Bezügen auf die Apokalypse des Johannes, auf die Commedia dell’ arte und viele andere literarisch-historische Vorbilder. 29 30 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 18. JUNI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS SO 19. JUNI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK INNENANSICHTEN LITHOPHONIE [2] MODERATION: MICHAEL REBHAHN THOM KUBLI New York Inside »New York Inside« ist ein akustisches Portrait, das sich dem gängigen Bild von New York als laute, prosperierende und impulsive Großstadt entzieht. Der schweizer Künstler und Komponist Thom Kubli erkundet in seiner neuen Produktion einen auditiven Mikrokosmos aus einem zentralen Innenraum heraus: Einer SubletWohnung in einem zwölfstöckigen Appartmentblock in der New Yorker Upper Westside, in der er über einen Sommer gewohnt hat.Die verwendeten Klänge stammen von Fieldrecordings aus den Räumen, von Improvisationen auf dem vorgefundenen, verstimmten Klavier und von der Beschäftigung mit den Objekten der unter­ge­ mieteten Wohnung – Requisiten eines anderen Lebens, deren Kontexte sich nur schemenhaft erschließen. Der akustische Innenraum, der durch Routinen und Alltäglichkeit definiert ist, filtert das spektakuläre Außen zu filigranen und bis zum Verschwinden leisen Klangtexturen. Die wiederum schichtet Kubli in digitaler Dekonstruktion zu einem subtilen und poetisch dichten Klangbild. Entgegen der herkömmlichen Wahrnehmung New Yorks als strahlende Metropole, verfolgt das Stück die akustischen Symptome von Abwesenheit von Veränderung, Indifferenz und Phantasma. VITO ZURAJ Fired up (2012) für Ensemble KLANGFORUM WIEN JEAN-MICHAËL LAVOIE / Leitung JOHN CAGE Ryoanji (1983 – 85) für variable Besetzung (Ausschnitt) KLANGFORUM WIEN EMILIO POMÀRICO / Leitung ANDREAS STAHL steinstück (1992) für drei Schlagzeuger Für Iannis Xenakis ist jedes Musikstück »eine Art Felsblock in einer komplexen Form mit Schrammen und Mustern, die darauf oder darein geritzt sind«. In seiner zeit- und raumgreifenden elektroakustischen Komposition »La Légende d’eer« bezieht er neben instrumentalen und computergenerierten synthetischen Klängen auch umfänglich Geräusche, vor allem von Steinen mit ein. POLARITY PERCUSSION ENSEMBLE IANNIS XENAKIS La légende d’Er (1978) Elektroakustische Komposition (Ausschnitt) STUDIO FÜR ELEKTRONISCHE MUSIK DES WDR Lithophone, Steinspiele und Klangsteine sind seit Urzeiten im fernöstlichen Raum, in Zentralafrika und Südamerika verbreitet, meist verbunden mit speziellen Ritualen und Zeremonien. In Europa spielen Steine erst in jüngerer Geschichte eine Rolle in der Musik. Etwa in Form von Klangskulpturen oder Stelen, die von Bildhauern geformt, von Schlagzeugern geschlagen und in Schwingung versetzt werden. Eine besondere Beziehung zu Steinen hatte John Cage. Seine Komposition »Ryoanji« geht auf einen Besuch des Steingartens in Kyoto zurück. 1983 entstand zunächst eine Serie von Zeichnungen, kurz danach ließ Cage eine Reihe von Stücken mit dem gleichen Titel in verschiedenen Besetzungen folgen. 31 32 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 25. JUNI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS: STUDIO ELEKTRONISCHE MUSIK SO 26. JUNI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK SOUNDING CITIES HIS MASTERS CHOICE [16]: MARKUS HECHTLE MODERATION: MICHAEL REBHAHN AM MIKROFON: MARKUS HECHTLE Situative Klanglandschaften und musikalische Abbilder urbaner Lebensräume: Die akustische Reichhaltigkeit und Vielschichtigkeit urbaner Räume bieten dem kreativen Zugriff zahllose Möglichkeiten. Das »unbehandelte« Abbilden ortsgebundener Klänge ist ebenso eine ästhetische Strategie wie die »Verkünstlichung« des Vorgefundenen. Die instrumentale Abstraktion urbaner Momente steht wiederum in den Stücken von Heiner Goebbels, Rolf Riehm und und Steve Reich im Zentrum: »Ich wollte die Stadt als Text betrachten und einige ihrer Mechanismen und architektonischen Strukturen in Musik umsetzen«, sagt Heiner Goebbels über sein Stück »Surrogate Cities«. Mit Ausschnitten aus: HILDEGARD WESTERKAMP A Walk Through the City (1981) HEINER GOEBBELS Surrogate Cities (1994) Suite für Sampler und Orchester NATASHA BARRETT Oslo Sound Space Transportation System (2010–12) MICHAEL PISARO Transparent Cities (2004–06) STEVE REICH City Life (1995) für Ensemble und Sampler SÉBASTIEN ROUX / CÉLIA HOUDART Car j’étais avec eux tout le temps (2010) ROLF RIEHM Hamamuth – Stadt der Engel (2005) für Klavier Mit Ausschnitten aus folgenden Werken: VINCENT WILKSTRÖM Historische Audiodokumente (Elektroakustische Musik) Leonardo Da Vincis Helikopter KARLHEINZ STOCKHAUSEN Improvisation im Kölner Dom Erstes Feuer des Menschen Elegie für Kleopatra NICO SAUER Nico Sauers Große Freiheitsshow (Elektroakustische Musik) WOLFGANG RIHM Zwiesprache mit Hermann Wiesler für Klavier SIEGFRIED MAUSER ZEYNEP GEDIZLIOGLU Kesik für Ensemble ENSEMBLE MODERN OSWALD SALLABERGER / Leitung JÖRG MAINKA Vorläufiges Endspiel (Streichquartett Nr. 1) SONAR QUARTETT JOHANNES SCHÖLLHORN contrapunctus IX aus: anamorphoses ICTUS ENSEMBLE GEORGES-ELIE OCTORS JOHANNES SCHÖLLHORN Nr. 13 aus douze notations ENSEMBLE MUSIKFABRIK PASCAL ROPHÉ / Leitung ANDRÉS NUÑO DE BUEN Deporte Lento für kleines Ensemble STUDIERENDE DER MUSIKHOCHSCHULE KARLSRUHE BRUNO MANTOVANI / Leitung »Musik interessiert mich nicht.« Aus dem Munde eines Komponisten wie Markus Hechtle, der mit Konzeptkunst eigentlich wenig im Sinn hat, ist diese Behauptung natürlich eine Provokation. Aber sie wirft Fragen auf. Was ist Musik? Und lässt sie sich von Gedanken trennen und überhaupt aus ihrem Zusammenhang lösen? Dass den Karlsruher Komponisten und Kompositionsprofessor die Musik – in diesem Fall seiner Kolleginnen und Kollegen – natürlich doch interessiert, und zwar brennend, zeigt diese aktuelle Auswahl, in der jüngere und jüngste Hörerlebnisse nachklingen. 33 34 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 2. JULI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS SO 3. JULI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK STIMMEN, KLÄNGE, SPIELE KRAFT DER STILLE: DER PIANIST JOHN TILBURY NEUE SPRACHKOMPOSITIONEN AM MIKROFON: REINHARD KAGER ANTJE VOWINCKEL Melody minus one. Eine Jagd. NATASCHA NIKEPRELEVIC UND F.X.RANDOMIZ Eine phonizistische Phonorgie Zwei neue Produktionen des Studio Akustische Kunst im WDR ignorieren die Grenzlinien zwischen Sprache und Musik. Antje Vowinckels Hörstück setzt mit »Melody minus one. Eine Jagd« kreative Dialektforschung fort, während das Duo Natascha Nikeprelevic und F.X.Randomiz neue Klänge im Zwischenreich von Stimme und Elektronik generiert. Wie Musiker, die ihre Parts mit Aufnahmen statt mit Noten üben, hat sich Antje Vowinckel, die Melodien von Dialekten erarbeitet. Sie hörte auf dem Kopfhörer die Originale und näherte sich diesen nach und nach summend an. Diese Annäherungen wurden später – zusammen mit den Aufnahmen weiterer Probanden – zum Material der Komposition. Zentrales Thema der neuen Produktion von Natascha Nikeprelevic und F.X.Randomiz ist eine von ihrer Semantik be­ freite Sprache und der Raum hinter dem, was Sprache auch sein kann: Eine Sprache, bei der es nicht um Verstehen geht, sondern um die Eigenschaften ihrer Bestandteile. Buchstaben als Anlass zu Form, Sprache als Spiel, Wörter als Klang. Die elektronischen Klänge greifen Dynamik und Facettenreichtum der menschlichen Stimme auf und treten in einen gleichberechtigten Dialog mit ihr, wobei Elemente von Spiegelung, Kontrastierung, Imitation und Erweiterung zum Einsatz kommen. Das Sampling der Stimme ist tabu, der Umweg über Processing wird übersprungen – man geht den direkten Weg. Wortähnliche Sprachgebilde imitieren elek­ tronische Klänge und umgekehrt. Als phänomenaler Interpret der Werke Morton Feldmans wurde der britische Pianist in der zeitgenössischen Szene der neuen Musik immer wieder gefeiert. Aber auch als Improvisationskünstler ist Tilbury von nicht geringerem Rang. In jüngster Zeit brachte der in der legendären britischen Improvisationsgruppe AMM bekannt gewordene Pianist einige bemerkenswerte Aufnahmen heraus: Eine unter dem Titel »Uncovered Correspondance« im Duo mit dem Perkussionisten Eddy Prévost, dem Mitbegründer der AMM, die andere unter dem Titel »enough still not to know« mit dem Gitarristen Keith Rowe, der bis zu seinem Ausscheiden 2004 auch jahrzehntelang Mitglied der AMM war. Geschult an der Musik Feldmans und deren innerer Spannung, demonstriert Tilbury, dass auch im Leisen, kaum noch Hörbaren ein enormes Kraftpotenzial steckt – vorausgesetzt man beherrscht die Kunst des Dialogs so perfekt wie dieser britische Pianist. 35 36 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SA 9. JULI / 22.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS: STUDIO ELEKTRONISCHE MUSIK SA 9. JULI / 23.00 BIS 24.00 UHR WDR 3 OPEN SOUNDS: STUDIO ELEKTRONISCHE MUSIK PROFIL [57]: ROMAN PFEIFER POINT OF VIEW [62]: ROMAN PFEIFER AUTORIN: LEONIE REINEKE Keine großen Gesten, keine riesigen Säle. »Man muss den kleinen Finger sehen können«, fordert der Kölner Komponist Roman Pfeifer, der mit »Kammerelektronik« seine Idee eines experimentellen Instrumentaltheaters im Kammer­ musikformat umgesetzt hat. 2012 gegründet, ist »Kammerelektronik« eine Kompanie, die sich aus Musikern, Tänzern, Klangregisseuren und Lichttechnikern zusammensetzt. Den Materialkern von Roman Pfeifers Kompositionen bildet neben konventionellen Musikinstrumenten eine ganze Reihe alltäglicher Werkstoffe und elektronischer Basteleien: Styropor, Transparentpapier, Spiegel und Wasser treffen auf Kontaktmikrofone, Auto-Violen, Stimmgabeln und Effektgeräte. Immer sind die Stücke dabei auf spezifische Raumund Objektkonstellationen zugeschnitten. »Kammerelektronik« ist Konzept, Gattung und Personenkollektiv zugleich. Seit der Gründung sind fünf Arbeiten entstanden, die sich irgendwo zwischen elektronischer Musik, Fluxusperformance, Tanztheater, Zeichnung und Fotografie bewegen. Mit Ausschnitten aus: KAMMERELEKTRONIK [1] Polygraphie und Hyperventilation KAMMERELEKTRONIK [2] Strobe Cuts – Röhrenblitzschnitte KAMMERELEKTRONIK [3] Air | Sinus KAMMERELEKTRONIK [4] A line has two sides KAMMERELEKTRONIK [5] The quickest way to rejoin the ocean ERIK SATIE Pieces Froides #2 Trois Danses de Travers JOHN CAGE A Room (1943) Music for Marcel Duchamp (1947) BRAIN ENO The Big Ship Zawinul – Lava HARMONIA & ENO Traces This will Destroy you: Villa Del Refugio CLUSTER 15:43 (von Cluster 71) BOHREN AND THE CLUB OF GORE maximum black Eine persönliche Auswahl an Musikstücken, die den Kölner Komponisten Roman Pfeifer inspirierten und die er teils in seinen »Kammerelektronik«Kompositionen aufgreift. 37 38 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE SO 10. JULI / 23.05 BIS 24.00 UHR WDR 3 STUDIO NEUE MUSIK MADRIGALE MODERATION: JOHANNES ZINK JOANNA WOZNY * Lacunae (2015) für fünf Stimmen NEUE VOKALSOLISTEN STUTTGART HENRI POUSSEUR Madrigal (1958) für Klarinette EDUARD BRUNNER JAKOB ULLMANN Alakata für acht Instrumente (1987) GRUPPE NEUE MUSIK HANNS EISLER CHRISTIAN MÜNCH / Leitung AGATA ZUBEL * Madrigals (2015) für fünf Stimmen NEUE VOKALSOLISTEN STUTTGART Das Madrigal reizt immer wieder zur aktuellen Auseinandersetzung. Seit der Renaissance steht es für kompositorische Finessen, kammermusikalische Individualität und innere Dramatik. Als Ausdruck und Spiegel »großer« Gefühle, für Sehnsucht, Schmerz und Leidenschaft. An der Schnittstelle zwischen Sprache und Musik bewegen sich die beiden polnischen Komponistinnen Joanna Wozny und Agata Zubel, die keine geschlossenen Texte »vertonen«. Sie scheinen der Sprache – als Träger von Gefühlen, von Sehnsüchten und Schmerzen – zu misstrauen, lösen sie lieber in ihre Bestandteile auf, nehmen literarische Fragmente, denen freilich stets semantische Reste und Spurenelemente anhaften, um daraus ihre emotionale Musik zu entwickeln. Instrumentale Madrigale steuern Henri Pousseur und Jakob Ullmann bei. MAI / JUNI / JULI 2016 39 40 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE WDR VERANSTALTUNGEN DI 3. MAI 2016 / 12.30 UHR KÖLN, TRINITATISKIRCHE ACHT BRÜCKEN : LUNCH DI 3. MAI 2016 / 18.00 UHR KÖLN, TRINITATISKIRCHE ACHT BRÜCKEN / MUSIK DER ZEIT ASASELLO QUARTETT VINCENT ROYER / Klangregie ASASELLO QUARTETT JOHANNES ZINK / Moderation VINCENT ROYER / Klangregie mit Ausschnitten aus: 19.00 Uhr Einführung mit Jay Schwartz für Orchester KÖLNER PHILHARMONIE MUSIK DER ZEIT: ACHT BRÜCKEN Deutsche Erstaufführung CHARLES IVES »The Unanswered Question – MICHAEL FAUST / Flöte A Cosmic Landscape« (1906/1935) für Orchester HORAŢIU RĂDULESCU Quartett WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN Sendung: WDR 3 live MATTHIAS PINTSCHER / Leitung HORAŢIU RĂDULESCU Nr. 4 op 33 »Infinite to be cannot be infinite, infinite anti-be could be infi- cannot be infinite, infinite anti-be nite « (1967/87) für 9 Streichquartette could be infinite« (1967/87) für neun JONATHAN HARVEY »Tranquil Abiding« (1998) In Zusammenarbeit mit KoelnMusik für Orchester Sendung: WDR 3, 12. Mai 2016, In Zusammenarbeit mit KoelnMusik FRIEDRICH GOLDMANN »De profundis« (1975) MARK ZAK / Sprecher Quartett Nr. 4 op 33 »Infinite to be Streichquartette SA 7. MAI 2016 / 20.00 UHR 20.05 Uhr JAY SCHWARTZ »Quaerendo invenietis« (2016) für Streicher Uraufführung GALINA USTWOLSKAJA Sinfonie Nr. 2 »Wahre, ewige Seligkeit« (1979) für Stimme und Orchester PIERRE BOULEZ »Mémoriale« (1985/1993) ( ... explosante-fixe ... Originel) für Flöte und acht Instrumente 41 42 MAI / JUNI / JULI 2016 WDR 3 NEUE MUSIK NEUE KLÄNGE NEUE CDS (WDR-PRODUKTIONEN): FELDMAN BECKETT-MATERIAL YORK HÖLLER PIANO WORKS ORCHESTER-WERKSTATT 2015: MORTON FELDMAN »5 Stücke« (1964) HYUN-JIN YUN »Orchestra« (1976) »Diaphonie« (1965) »Colours Variations« (2014) für Orchester »Sonate informelle« (1968) für Orchester »Elemental Procedures « (1976) 2. Sonate »Hommage à Liszt« (1986) GEORGIA KOUMARA »Schroedinger’s Cat« (2014) für Sopran, Chor und Orchester »Partita« (1996) »Routine Investigations« (1976) »Piano Sonata No. 3« (2010 – 11), für Orchester für Oboe, Trompete, Klavier, Viola, »Doppelspiel for two pianos« SAEHOON CHUNG (2009 – 12) »Abstract Painting« (2014) Violoncello und Kontrabass »Monogramme« (1988 – 2003) für Orchester Bonus: »From Five pieces for piano. ADRIANO GAGLIANELLO WDR RUNDFUNKCHOR KÖLN No. 5: Toccata, in tempo ferreo« »Once Back« WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN (1964) (2014) für Orchester KRISTI BECKER, PI-HSIEN CHEN, WDR SINFONIEORCHESTER KÖLN TAMARA STEFANOVICH, PABLO RUS BROSETA / Leitung CLAUDIA BARAINSKY / Sopran PETER RUNDEL / Leitung Wergo WER 7325-2 YORK HÖLLER, FLORIAN MÜLLER, FABIO MARTINO / Klavier herausgegeben von der Hochschule 2 CDs EDA 41 für Musik und Tanz Köln und dem Landesmusikrat NRW in Zusammenarbeit mit dem WDR, erhältlich über hfmt-koeln.de/de/hochschule/institute-und-zentren/ifnm.html 43 IMPRESSUM Herausgeber Westdeutscher Rundfunk Köln Marketing Redaktion WDR 3 Harry Vogt, Frank Hilberg, Markus Heuger IHR KONTAKT ZU WDR 3 Hörertelefon: 0221 56789 333 April 2016 Änderungen vorbehalten Titel © Jäger/Mohr Design wdr3.de