Transcript
Ludwig van Beethoven (1770-1827) Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“ „Heroische Sinfonie, komponiert, um das Andenken eines grossen Mannes zu feiern“: Mit dieser Ankündigung erschien Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie im Druck. Wer aber ist der „grosse Mann“? – eine bis heute ungeklärte Frage. Vieles deutet auf Napoleon: Der Vermerk „geschrieben auf Bonaparte“ findet sich nicht nur in einem Brief Beethovens, sondern auch auf einer Abschrift der Sinfonie – dort wurde er erst gestrichen, dann wieder hinzugefügt. In der Tat blieb Beethovens Verhältnis zum anfangs bewunderten, später als Tyrann verhassten Franzosen ambivalent. Und so kommen auch andere als heimliche Widmungsträger in Betracht, etwa Prinz Louis Ferdinand, selbst Komponist und im Kampf gegen Napoleon gefallen. Dass die Sinfonie mit musikalischen Mitteln das Heroische im Menschen – genauer: die Ideale der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – feiert, das stand sowohl für die Zeitgenossen als auch für spätere Hörer fest. Verkörpert wurden diese Ideale durch die mythische Figur des Prometheus, der sich gegen die Götter auflehnt. Und tatsächlich ist das Finale der „Eroica“ ein Variationensatz über ein Thema aus Beethovens Musik zum Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“. Dennoch bleiben Fragen offen: Warum beginnt die Sinfonie derart tänzerisch, im ungewohnten 3/4Takt? Wem gilt der Trauermarsch des 2. Satzes, und wie ist der plötzliche Umschlag in das übermütige Scherzo zu erklären? Liegt dem Finale, ähnlich dem Ballett, eine verborgene Handlung zugrunde? Für den Beethoven-Schüler Ries war die „Eroica“ gleichsam ein Naturereignis: „Himmel und Erde muss unter einem zittern bei ihrer Aufführung.“