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SPRACHSTÖRUNG UNTER STROM Rehabilitation Eine klinische Studie der Charité macht Schlaganfall-Patienten Hoffnung, bei denen nach dem Ereignis eine Sprachstörung zurückgeblieben ist. Strom könnte ihre Therapie-Ergebnisse deutlich verbessern. Noch wurden erst wenige Patienten behandelt. Doch eine größere Studie ist in Planung. Neben Bewegungsstörungen gehören Sprachstörungen zu den häufigsten Folgen eines Schlaganfalls. Die von Medizinern so genannte „Aphasie" kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Sie kann das Wortverständnis betreffen oder auch die Fähigkeit, Gegenstände zu benennen oder Sätze so zu formulieren, dass sie für andere verständlich sind. In jedem Fall ist das Problem therapeutisch relativ schwer angehbar. Während sich Bewegungsstörungen in vielen Fällen im Rahmen einer Rehabilitation zumindest so „wegtrainieren" lassen, dass die Person im Alltag wieder einigermaßen motorisch „funktioniert", ist das bei Sprachstörungen ungleich schwieriger. Neurologen um Agnes Flöel vom Centrum für Schlaganfallforschung der Charité Berlin haben jetzt in einer in der Fachzeitschrift Brain publizierten Studie untersucht, ob eine elektrische Gleichstromstimulation der Großhirnrinde durch die Schädeldecke hindurch („transkraniell") das Rehabilitationsergebnis bei Schlaganfall-Patienten mit Aphasie langfristig verbessert (Brain 2016; 139:1152-63). Hinweise, dass das funktionieren könnte, gab es schon vorher. Allerdings wurden dabei die optimalen Zielstrukturen jeweils aufwändig mit Hilfe funktioneller Bildgebung identifiziert. In der breiten Versorgung ist so etwas kaum realisierbar. Die Berliner haben deswegen einen pragmatischen Ansatz gewählt: Sie stimulierten eine von außen gut erreichbare Hirnstruktur, die mit dem Sprachzentrum in enger Verbindung steht, nämlich den primären motorischen Kortex. Das ist jenes Areal der Großhirnrinde, das die motorischen Bewegungen koordiniert. Für ihre randomisierte klinische Studie wählten die Neurologen 26 Patienten aus, die eine chronische Aphasie aufwiesen, bei denen der Schlaganfall also schon eine Weile zurücklag. Alle Patienten erhielten über zwei Wochen insgesamt 16 je anderthalbstündige Sitzungen eines intensiven Sprachtrainings, bei dem es vor allem darum ging, Gegenstände zu benennen. Bei der Hälfte der Patienten wurde zusätzlich zu Beginn jedes Trainings für je 20 Minuten am linken Motorkortex ein Gleichstrom angelegt. Bei der anderen Hälfte wurde die Apparatur ebenfalls angelegt, aber nicht eingeschaltet. Allerdings wurde, um möglichst identische Bedingungen zu schaffen, das Kribbeln simuliert, das typischerweise zu Beginn der Strombehandlung auftritt. Das Ergebnis war eindrucksvoll: Schon nach einer Woche war erkennbar, dass sich die Patienten in der Gruppe mit zusätzlicher Stromtherapie besser entwickelten. Am Ende des Trainingsprogramms war im Vergleich zur Kontrollgruppe ein klarer Vorteil zu erkennen. Vor allem aber zeigte sich in der Kontrolluntersuchung nach sechs Monaten, also fünfeinhalb Monate nach Ende des Trainings, dass die Patienten mit Stromtherapie signifikant besser Gegenstände benennen konnten. Mit anderen Worten: Die transkranielle Gleichstromtherapie scheint dazu zu führen, dass das Sprachtraining länger hält. Fazit: Die transkranielle Gleichstromtherapie, für die es auch in der motorischen Rehabilitation aus kleineren klinischen Studien Hinweise auf eine Wirksamkeit gibt, könnte auch in der Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten mit Aphasie Fortschritte bringen. Für definitive Aussagen ist die Studie zwar zu klein. Eine größere Untersuchung, die an mehreren Einrichtungen stattfinden soll, ist aber in Vorbereitung.
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
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Letzte Aktualisierung: 28. Juli 2016
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