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Stress und Burn-Out der Kampf um das innere Gleichgewicht
Dr.med. Askan Hendrischke Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie Ostalb- Klinikum Aalen/Württ. Vortrag beim Studium Generale der Hochschule Aalen 1. Juni 2015
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Was ist Stress ? Patienten-Antworten
Leistungsdruck Zeitdruck Überforderung Wetter Finanzprobleme Arbeitssituation Prüfungen Hektik Konflikte Partnerschaft Autofahren Fliegen Konkurrenz
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…. was ist Stress?
Aktivierungs-Reaktion bei Kampf und/oder Flucht Ebenen der Stressreaktion
Körper Verhalten Denken Fühlen
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Gefühle und Stress Ärger, Wut, Aggression
Kampf-Stress
Furcht, Angst
Flucht-Stress
Hilflosigkeit, Depression
Passivitäts-Stress
(Trauer)
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Wodurch wird das Ausmaß unserer Stressreaktionen bestimmt? •
psychisches Befinden Stimmungen und Gefühle
•
Leistungsfähigkeit und -bereitschaft körperlich und geistig
•
Selbstwertgefühl was wir uns zutrauen
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Typische Stressquellen externale äußere Anforderungen aus der Umwelt und anderen Lebensbereichen (z.B. Lärm, Zeitdruck, Personen, Konflikte, körperliche Belastungen)
internale Motive, Regeln und Einstellungen (übertriebenes Leistungsstreben, Ehrgeiz, Konkurrenzdenken, Perfektionismus, Selbstwert)
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Jedes Stresserleben hängt von subjektiven Bewertungen ab Bewertung der Anforderung
Stresserleben
wenig wichtig
geringer Stress
wichtig, realisierbar
mittelstarker Stress
wichtig, nicht realisierbar
hoher Stress
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Stress-Reaktionen finden auf verschiedenen Ebenen statt
Körper
Geist
Soziales
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Körperliche Reaktionen bei Stress vegetat. Nervensystem Hormone Gehirn Atem Puls Blutdruck Blutzucker Blutfette
Durchblutung Muskulatur Gehirn Verdauungsorgane Sexualorgane Thrombozyten
Leukozyten Immunabwehr
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Psychosoziale Reaktionen bei Stress Denken Erleben Verhalten Konzentration Merkfähigkeit Urteilsvermögen bei Dauer-Stress Tunnelblick Selbstkritik Verlust von Flexibilität Verlust von Kreativität
Selbstvertrauen Zufriedenheit Optimismus bei Dauer-Stress Selbstzweifel Verstimmung Ohnmacht, Resignation Ziel- und Ergebnisorientierung Handlungseffizienz bei Dauer-Stress Konfliktfähigkeit Fähigkeit zu planvollem Verhalten www.psychosomatik-aalen.de
Stress-Differenzierung Eu-Stress (positiver Stress) an Situationen gebunden, kein Kontinuum; belebende Wirkung, fördert Kreativität und Vitalität; ist die Grundlage, Herausforderungen zu meistern; am Ende meist Freude, Genugtuung, Zufriedenheit, Erfolgsgefühl und Entspannung
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-
Leistung
+
Stress und Leistung
-
Stress
+ www.psychosomatik-aalen.de
Stress-Differenzierung Dys-Stress (maligner Dauer-Stress) meist als dauerhafter Zustand vorhanden; Beginn oft nicht mehr klar bestimmbar; wird vom Betroffenen anfänglich i.d.R. nicht erkannt; Leistungsgrenzen werden wiederholt überschritten; Erfolgserlebnisse führen nicht zu einer Entlastung oder werden nicht wahrgenommen; Tendenz zu Selbstzweifeln und Schuldgefühlen; Verlust von bezogener Selbstreflektion; eingeschränkte soziale Kompetenz www.psychosomatik-aalen.de
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Stress Sympathikus-Aktivierung Noradrenalin, Adrenalin
HHN-Achse Cortisol
Daueranspannung
ungesundes Verhalten Rauchen Alkohol Beruhigungstabletten ungesundes Essen Bewegungsmangel
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Motive, Einstellungen
Stressoren
Stressreaktion
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Aber: Selbstwerträuber und Lösungsblockaden erhöhen das Risiko von Dys-Stress
Worauf ist der Aufmerksamkeitsfokus gerichtet? Auf Stärken oder Schwächen? Werden Erfolge externalisiert und Misserfolge nur sich selbst zugeschrieben? Wie werden andere Menschen erlebt: als wohlwollend, oder eher bedrohlich oder konkurrierend? Wie wird mit dem Thema Leistung/Perfektion umgegangen, gibt es innere Antreiber? Darf Schwäche sein, oder wird sie als bedrohlich erlebt? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Gibt es Selbstvorwürfe?
Big Five Nr. 1
Gibt es Vorwürfe an andere?
Big Five Nr. 2
Gibt es Erwartungen an andere?
Big Five Nr. 3
Wie ist das gefühlte Alter?
Big Five Nr. 4
Werden Loyalitäten anderen gegenüber verletzt, wenn ein Ziel erreicht ist? Big Five Nr. 5 www.psychosomatik-aalen.de
Dys-Stress .. .. führt bei anhaltender Dauer zu ernsthaften Beeinträchtigungen in körperlicher, kognitiv-emotionaler und sozialer Hinsicht
Konsequenz die Selbstwirksamkeit und die Lebensqualität der betroffenen Personen sind signifikant beeinträchtigt Folge nachlassende Arbeitsleistung und Belastbarkeit; psychische, soziale und körperliche Beeinträchtigungen wirken als Selbstverstärker und fördern einen circulus vitiosus mit burn-out-Risiko
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Anhaltender Dys-Stress führt zu einer komplexen Störung des Gleichgewichtes
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Leistung
Gefahr bei anhaltendem Dys-Stress : mehr Anstrengung führt nicht zu mehr Leistung
Normale Anstrengung
BurnoutGefahr!
Anstrengung nach Pfeifer 2000
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Burn Out ist kein «kleines Tief», sondern eine ernst zu nehmende, längerfristige psychische Erkrankung Ist ein andauernder und schwerer Erschöpfungszustand mit sowohl seelischen als auch körperlichen Beschwerden Herbert Freudenberger, Psychoanalytiker, 1974
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Burn Out Burn-Out kann als letzte Stufe in einer ganzen Kette von erfolglosen Versuchen zur Bewältigung negativer Stressbedingungen angesehen werden. Die Betroffenen fühlen sich erschöpft und leer, sie sehen den Sinn und Nutzen ihrer eigenen Arbeit nicht mehr und haben den Glauben an sich selbst verloren.
Besonders fatal ist der Verlust der persönlichen Wertschätzung sich selbst und anderen gegenüber. www.psychosomatik-aalen.de
gefährdete Personengruppen vor allem Menschen mit hoher wirtschaftlicher oder sozialer Verantwortung, die emotional besonders gefordert sind, oder überdurchschnittlich hohe Ansprüche an ihre Arbeitsleistung, an ihr Verhalten oder ihre Effizienz haben zum Beispiel: Mitarbeiter im Gesundheits- und Rettungswesen, in Call-Centern, Polizisten, Lehrer, Manager, Politiker, Selbstständige (v.a. mit Kleinbetrieben) aber auch: Angestellte, Studenten etc.
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Die gesellschaftliche Dimension für die Behandlung stressbedingter psychischer Erkrankungen wendet das Gesundheitssystem jährl. ca. 27Mrd. € auf (3. Stelle der Kostentabelle) Berufstätige mit Burn Out waren in 2008 an 10 Mio.Tagen AU, d.h. dass ca. 40 000 Menschen pro Jahr am Arbeitsplatz fehlten (TK Studie 2011)
Keine Institution kann sich ausgebrannte Mitarbeiter leisten! www.psychosomatik-aalen.de
Work Life Balance
L.J. Seiwert 2004 www.psychosomatik-aalen.de
Spezifische Belastungsfaktoren für Burn-Out Spezifische Belastungsfaktoren gibt es nicht, Hauptfaktor ist sicher beruflicher Stress, aber jeder andauernde Belastungsfaktor kann ebenfalls zu Burn-Out führen. Eine Risikokonstellation ergibt sich aus der Kombination äußerer und innerer Faktoren
äußere Faktoren
innere Faktoren
Überforderungssituationen, stark belastende Veränderungen, unverarbeitete Verluste, soziale Herausforderungen und Schicksalsschläge
Umgang mit Leistungsanforderungen, Zielen, Misserfolgen und Konflikten. Eingeschränkte Fähigkeit zur Selbstbeschränkung
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Dysbalance bei Burn Out Nehmen Geben
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Äußere (externale) Risikofaktoren hoher Leistungsdruck, Eintönigkeit der Arbeit bzw. fehlende Anforderungsvielfalt, ein Übermaß an Vorschriften, die den Gestaltungsspielraum des Arbeitnehmers einengen, sowie fehlende Unterstützung und Anerkennung vom Vorgesetzten oder von Kollegen. Mobbing, berufliche Degradierung, Frustration berechtigter sozialer (Aufstiegs-)wünsche, unlösbare Konflikte im Arbeitsbereich, Gratifikationskrise. Unüberwindbare wirtschaftliche Probleme, Verlust von Arbeitsplatzsicherheit und sozialer Anerkennung. Verlusterfahrungen, die eine schwere Belastung darstellen können. Dies kann den Verlust der körperlichen oder psychosozialen Integrität ebenso betreffen, wie den Verlust wichtiger Personen oder Lebensziele. www.psychosomatik-aalen.de
Innere (internale) Risikofaktoren hohe Leistungsansprüche (beruflich, privat)
Hang zum Perfektionismus übermäßiges Engagement Diskrepanz zwischen Leistungsideal und tatsächlicher Belastbarkeit (Hamsterradeffekt) mangelnde Annahme von Hilfe und sozialer Unterstützung „es muss gehen, reiß Dich zusammen, zeig keine Schwäche“
Abwehr von uneingestandenen Emotionen (Selbstzweifel, Ängste, Aggressionen) „ich arbeite, also bin ich“, „ nur Weicheier haben Gefühle“
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körperliche und psychosomatische Auswirkungen von Burn-Out Schwere psychosomatische Beschwerden z.B. Herzinfarkt, Magengeschwür, Blutdruckkrisen, Unfälle Vegetative Beschwerden z.B. Schlafstörungen, Herz- Kreislaufprobleme, Tinnitus, Harn- und Stuhlunregelmäßigkeiten, Schmerzen bei erhöhter Muskelspannung, Eßstörungen, sexuelle Störungen, Somatisierung Immunologische Beschwerden erhöhte Infektanfälligkeit, verzögerte Wundheilung
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emotionale Auswirkungen von Burn Out Verlusterfahrungen Verlust von Selbstvertrauen, Enthusiasmus und Lebensfreude, Lebenssinn, Eingeninitiative und Selbstbehauptung Verlust von Konfliktfähigkeit und Selbstkontrolle Ängste wachsende Angst vor Fehlhandlungen und Versagen, Beziehungsängste, zunehmende Selbstzweifel und Resignation, Zukunftsängste, Panikattacken mit und ohne Auslöser Nachlassende emotionale Belastbarkeit Affektlablilität, depressive Verstimmung, mangelnde Fähigkeit, emotional belastende oder schwierige Entscheidungen zu treffen
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kognitive Auswirkungen von Burn Out Verlusterfahrungen Verlust von Handlungssicherheit, Kreativität, Phantasie, Verlust der Fähigkeit, in flexiblen Abläufen denken zu können, Verlust von Motivation, Einsatz und geistiger Spannkraft Verlust wichtiger Kernkompetenzen Perspektivverlust Verunsicherung Unfähigkeit zum erfolgreichen Krisenmanagement, Planungsunsicherheit, vermehrte Fehlentscheidungen, quälendes Gedankenkreisen, mangelnde Fähigkeit zur Distanzierung Kognitive Defizite Störungen von Konzentration und Merkfähigkeit, Tunnelblick Fokussierung auf Probleme, statt auf Lösungen www.psychosomatik-aalen.de
soziale Auswirkungen von Burn Out krankheitsbedingte längere Ausfall- und Fehlzeiten
maladaptive Entscheidungen durch reduzierte Belastbarkeit eingeschränktes Durchsetzungsvermögen mit fatalen Auswirkungen durch anhaltende Konfliktvermeidung
Verlust von Umsicht und Authentizität tiefgreifende existenzielle Beziehungskrisen Neigung zu sozialem Rückzug, Vereinsamung, evtl. Neigung zu querulatorischem Verhalten
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Interventionen verhaltensbezogen >>> Individuum
verhältnisbezogen
>>> Kontext
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individuelle Massnahmen
wir müssen lernen, unsere Energie gut einzuteilen.
Reflektion und Regulation eigener adaptiver oder maladaptiver Emotionen
das heißt: Wahrnehmung, Akzeptanz und Ausdruck der eigenen Gefühle
Erholung durch Entspannung und Sport: ausreichend schlafen, gesund essen, sich Zeit fürs Essen, Körperpflege und körperliche Betätigung nehmen
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individuelle Massnahmen
«Nein»-Sagen bzw. für sich selbst sorgen lernen ohne Schuldgefühle Arbeit und Aufgaben an Andere delegieren, selbst wenn diese «das nur halb so gut machen» wie man selbst nicht alles perfekt machen müssen, nur «einfach eben so erledigt», auch mit Fehlern, reicht öfter aus, als man denkt
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individuelle Massnahmen
Optimierung der work-life-balance
regelmäßige Pausen und Aktivitäten im Wechsel
Urlaub machen ohne Freizeitstress
der eigenen Person Wertschätzung entgegenbringen, nicht nur Anerkennung durch andere suchen
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individuelle Massnahmen
aktiver Aufbau soz. Netzwerke (real, nicht virtuell)
mit einem Arzt gezielt über das Problem sprechen
Beratung in Anspruch nehmen, oder sich in fachliche psychotherapeutische Behandlung trauen
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institutionelle Massnahmen
sinnvolle Reduktion von Leistungsdruck
Abbau von Zeitdruck, Belastungen reduzieren
Vermeidung von überreglementierendem monotonen Verhalten - Herstellung von Anforderungsvielfalt
Schaffen von Gestaltungsspielräumen für Mitarbeiter
Verlagerung der Verantwortung in Teams
Förderung eines offenen Betriebsklimas www.psychosomatik-aalen.de
institutionelle Massnahmen
Vermeidung von Verantwortungsdiffusion durch Festlegung von Arbeitsinhalten, Klärung von Zuständigund Verantwortlichkeiten Festlegung von realistischen und konkreten Zielen, die eine Effizienzkontrolle, Feedback und die damit verbundenen Erfolgserlebnisse erst möglich machen Zeiten für betriebliche Gesundheitsförderung einrichten, Burnout zum Thema machen
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institutionelle Massnahmen
Beziehungsgestaltung zu den Mitarbeitern (MitarbeiterGespräche führen) Leistungen anerkennen Teambesprechungen: Zeit für gegenseitigen Austausch sollte gegeben sein, so dass sich Teammitglieder gegenseitig unterstützen können Teamsupervision als Bestandteil der Personalentwicklung etablieren www.psychosomatik-aalen.de
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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