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Die meisten Kühe sind enthornt. Eine Volksinitiative will dies ändern und den Tieren «ihre Würde zurückgeben». Tierschützer unterstützen dies nur unter Vorbehalt.
Kühe stehen politisch hoch im Kurs. Nach der Milchkuh-Initiative, die am 5. Juni zur Abstimmung gelangt, kommt in Bälde wieder eine Initiative an die Urne, die sich um Kühe dreht. Doch bei der sogenannten Hornkuh-Initiative geht es um wahrhaftige Kühe – anders als bei der Milchkuh-Initiative, welche die Autofahrer als Milchkühe der Nation sieht, weil die Einnahmen aus dem Strassenverkehr heute nicht vollumfänglich in die Strasseninfrastruktur fliessen. Hinter der Hornkuh-Initiative steht der bernjurassische Bergbauer Armin Capaul. Zusammen mit seinen Mitstreitern, die sich zur IG Hornkuh zusammengeschlossen haben, will er den Kühen zurückgeben, was ihnen das Tierschutzgesetz garantiert: die Würde – ihre Hörner also. Kuhhorn ist keine tote Materie. Hörner sind mit der Stirnhöhle verbunden, sie sind durchblutet und wachsen zeitlebens. Rund neun von zehn Milchkühen sind heute hornlos. Das Enthornen ist hierzulande in den 1980er-Jahren salonfähig geworden. Die Initiative will diese Entwicklung stoppen – mit Anreizen. Ein Enthornungsverbot verlangt sie nicht. Halter von Kühen, aber auch von Ziegen mit Hörnern sollen vom Bund aber eine Finanzspritze erhalten. Die Rechnung ist simpel: Eine Kuh mit Hörnern braucht mehr Platz im Stall, was den Ertrag pro Quadratmeter schmälert. Entweder hält der Bauer also weniger Kühe. Oder aber er baut den Stall aus; beides kostet Geld.
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500 Franken pro Kuh, 100 Franken pro Ziege Über die konkreten Beträge sagt die Initiative nichts. Als Richtwert nennt Capaul 500 Franken pro Kuh und Jahr, bei den Ziegen sollen es jährlich 100 Franken sein. Wären künftig alle rund 570'000 Milchkühe, 95'000 Mutterkühe und 85'000 Ziegen in der Schweiz behornt, ergäbe dies Zahlungen von insgesamt 340 Millionen Franken pro Jahr. Mehrkosten ergäben sich nach Vorstellung der Initianten daraus nicht. Der Bund müsse das Geld aus dem Subventionstopf der Landwirtschaft einfach anders verteilen, argumentieren sie. Inzwischen sind mehr als 100'000 beglaubigte Unterschriften beisammen; dies bestätigt Eugen Schwaller von der IG Hornkuh Ostschweiz auf Anfrage. Am Mittwoch reichen die Promotoren die Initiative in Bern ein. Damit wird Realität, was beim Start der Sammlung im Herbst 2014 noch kaum jemand für möglich gehalten hat. Im Alleingang hat Capaul das Anliegen lanciert, mittlerweile stehen auch Tierschützer und Bauern dahinter, etwa die Stiftung für das Tier im Recht und die Kleinbauern-Vereinigung. Support leistet zudem der Umweltschützer Franz Weber, der bereits die Zweitwohnungsinitiative erfolgreich durch eine Volksabstimmung gebracht hat. Auf namhafte Parteivertreter können die Initianten zumindest vorderhand nicht zählen. Schwaller hält diese Art von Hilfe auch nicht für zwingend, um zu reüssieren: «Es ist eine typische Abstimmung mit dem Herzen. Wir werden gewinnen.»
23.03.2016 14:08
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Den Bauern droht Spaltung Doch die Fronten dürften komplexer verlaufen, als es jetzt den Anschein macht. Den Bauern droht eine Spaltung. «Die Meinungen zu dieser Initiative werden innerhalb der Landwirtschaft wohl sehr weit auseinander liegen», sagt Markus Ritter, CVP-Nationalrat und Präsident des Schweizer Bauernverbands. Die Thematik werde unter Bauern jedenfalls «sehr emotional» diskutiert. Ritter selber hat sich wie der Bauernverband noch nicht festgelegt. Die Befürworter des Eingriffs argumentieren, enthornte Tiere seien in der Gruppe ruhiger und umgänglicher. Zudem gebe es genetisch hornlose Rassen wie etwa die Aberdeen-Angus-Kühe, bei Ziegen und Rindern kämen natürlicherweise genetisch hornlose Tiere vor, zum Beispiel auch beim Simmentaler Fleckvieh. Die Promotoren der Initiative hingegen betonen, Kühe und Ziegen hätten von Natur aus Hörner. Diese spielten eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, zu kommunizieren, Rangordnungen festzulegen und den Körper zu pflegen. Das Enthornen ist aus Sicht der Initianten eine unzulässige Anpassung an den Menschen respektive ans Haltungssystem. Tiere aber dürfen nicht zurechtgestutzt und eingepasst werden. Auch das Verletzungsargument sticht ihrer Ansicht nach nicht, da es Unfälle auch mit enthornten Tieren gebe. Tierfreundliche Umsetzung nicht garantiert Vorbehalte gegen die Initiative gibt es nicht nur bei den Bauern, sondern auch in Tierschutzkreisen. Der Schweizer Tierschutz (STS) unterstützt das Anliegen zwar im Grundsatz. «Damit die Initiative indessen auch den Rindern und Ziegen etwas bringt, werden sich Tierschützer noch stark für eine tierfreundliche Umsetzung in Gesetz und Verordnung einsetzen müssen», sagt STS-Geschäftsführer Hansuli Huber. Der STS werde vehement dagegen kämpfen, dass Hörnerbeiträge auch an jene Abertausende von Bauern ausgeschüttet werden, die ihre Ziegen und Rinder den Grossteil des Lebens angebunden im Stall hielten. Hörnerbeiträge sollen laut Huber ausschliesslich Betrieben zugutekommen, die ihre Tiere im Sommer fleissig auf die Weide und im Winter auf den Laufhof lassen und dafür sorgen, dass sie sich möglichst auch im Stall frei bewegen dürfen. «Wie es ihrer Natur entspricht.» (Tagesanzeiger.ch/Newsnet) (Erstellt: 21.03.2016, 20:21 Uhr)
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