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Tourismus 2030

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Prof. Dr. Hartmut Rein Studiengang Nachhaltiges Tourismusmanagement [email protected] Landschaften in Deutschland 2030 - Der stille Wandel Trends der Tourismusentwicklung Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH) · Friedrich-Ebert-Straße 28 · D-16225 Eberswalde Prof. Dr. Max Mustermann · HNE Eberswalde (FH) · Modul Wirtschaftskreisläufe · Seite 1 Gliederung des Vortrages Landschaften in Deutschland 2030 - Trends der Tourismusentwicklung • Prognose 2030 • Die Trendtreiber der Zukunft • Tourismus 2030? • Tourismus in Deutschland 2030? • Tourismuslandschaft 2030? • Diskussionspunkte Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 2 Prognose 2030 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 3 Prognosen „Prediction is very difficult, especially when it`s about the future“ (Niels Bohr) „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft richtig vorherzusagen, sondern auf sie vorbereitet zu sein.“ (Perikles) „All our knowledge is about and/or based on the past, but all our decisions are about the future!“ (Pierre Ibisch, 2010) Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 4 Rückblick: Deutschland 1990 • Deutsche Wiedervereinigung • Internet in den Anfängen • noch kein Mobilfunk (ab 1992) • noch kein GPS (zivile Nutzung erst ab 1993) • Anteil erneuerbarer Energien auf niedrigem Niveau Tourismus 1990 • „Sanfter Tourismus“ • Trend zur Individualisierung – „Tod der Pauschalreise“ • „Die Masse bekommt von sich selbst genug.“ • Höhepunkt des Umweltbewusstseins bei Urlaubern erreicht Quelle: Kirstges 2003, BAT 1990 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 5 Rückblick: Tourismus in Deutschland 1990 • Urlaubsreisen (ab fünf Tagen) haben 1990 53 % der westdeutschen und 49 % der ostdeutschen Bevölkerung unternommen. • 57 % der Ostdeutschen verbrachten ihren Urlaub in Deutschland, aber nur 32 % der Westdeutschen. • Jeder zweite ostdeutsche Urlauber (51 % - West: 38 %) träumt von „idyllischer Landschaft“ und „freier unberührter Natur“. • Intakte Rahmenbedingungen von Natur und Landschaft, nicht so sehr das eigene umweltbewusste oder naturverträgliche Urlaubsverhalten, stehen dabei im Mittelpunkt. Quelle: BAT 1991 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 6 Rückblick: Ein Blick in die Zukunft des Tourismus vor 20 Jahren BAT 1991: „Was die Urlaubswelt von morgen anbetrifft, so ist man sich einig, daß es den Urlaub, wie man ihn heute kennt, nicht mehr lange geben wird. Deshalb heißt es jetzt genießen, denn Natur ist bald verbraucht. Nachfolgen wird eine Pseudo-Natur mit Klimaanlage, eine Retortenscheinwelt mit Lagunenlandschaften und Tropenparks in nahen Reservaten. Synthetische Urlaubswunder, wie sie heute schon überall entstehen. Daneben behaupten sich individuelle Exotikund Safarireisen in weit entfernte Gegenden. In dieser neuen schönen Kulissenwelt kann dann der Urlauber der Zukunft tatsächlich die Vorstellung vom Paradies erfüllen und zur perfekten Illusion werden.“ Quelle: BAT, Freizeit aktuell, 99, 12. Jg., 21.08.1991 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 7 Gegenwart: Deutschland 2010 • Mehr Handyverträge und -karten als Einwohner • Internet: 69,4 % der deutschen Bevölkerung sind gelegentlich online • Web 2.0-Angebote besonders bei jungen Deutschen nicht mehr wegzudenken (81 % der 14-19jährigen nutzen private Netzwerke und Communities) • GPS gewinnt immer mehr an Bedeutung • Anteil erneuerbarer Energien steigt Tourismus 2010 • Wirtschaftskrise – Polarisierung der Nachfrage • „Urlaubslust statt Krisenfrust“ • Sicherheit wird immer wichtiger • Internet auf dem Vormarsch Quelle: Bundesnetzagentur 2009, ARD/ZDF-Onlinestudie 2010, Reiseanalyse 2010 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 8 Gegenwart: Tourismus in Deutschland 2010 • Urlaubsreisen (ab fünf Tagen) haben 2009 50 % der deutschen Bevölkerung unternommen. • 37 % der Deutschen verbrachten ihren Urlaub in Deutschland. • Pauschal- und Bausteinreisen sind mit 45 % nach wie vor die wichtigste Organisationsform, vor allem für Auslandsreisen. • „Schöne Landschaft“ (89,5 %) wichtigstes Entscheidungskriterium für die Wahl der Urlaubsdestination, „wenig Umweltverschmutzung“ gewinnt an Bedeutung • Für 40 % der Deutschen gehören Urlaub und Naturerleben zusammen. • 50,9 Millionen Menschen besuchen jährlich die deutschen Nationalparke. Quelle: Reiseanalyse 2010, ADAC Reisemonitor 2010, BMU 2010 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 9 Gegenwart: Tourismus - der weltweite Megatrend • Größter Wirtschaftszweig der Welt • 230 Mio. Arbeitsplätze global/ 22 Mio. in Europa • Anteil an der Gesamtbeschäftigung in Deutschland: 8% • Jährliche Umsätze in Deutschland: 140 Milliarden Euro • Weltweite Chance für Regionen und Gemeinden • Mit-Verursacher des Klimawandels Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 10 Die Trendtreiber der Zukunft Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 11 Die Trendtreiber der Zukunft • Gesellschaftlicher Wandel: - Alternde Gesellschaft: Der vergleichsweise hohe Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland wird die Struktur der touristischen Nachfrage 2030 entscheidend bestimmen. - Wohlstandsentwicklung: Wohlstandszuwachs vor allem in asiatischen Ländern erhöht die Nachfrage nach Reisen. Die Ausdünnung der Mittelschichten in Europa führt zu einem Nachfragerückgang. Quelle: Bosshart/Kühne 2009, FOCUS/Z_Punkt 2010 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 12 Die Trendtreiber der Zukunft • Gesellschaftlicher Wandel: - Wertewandel: Bei steigender Leistungsbereitschaft wächst die Lust auf mehr Lebensgenuss und die Sehnsucht nach Sinn. Familie, Freunde, gute Nachbarschaft und Hilfsbereitschaft werden wieder wichtiger, die Zeiten der „Ichlinge“ sind vorbei. Aber auch Natur, Kultur und Religion gewinnen an Bedeutung. - Neue Bedürfnisse: Bedingt durch den demographischen Wandel wird es eine steigende Nachfrage nach Ruhe, Erholung und Gesundheit geben. - Flexibilisierung: In westlichen Gesellschaften wird die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit tendenziell unschärfer. Dabei erwartet der Einzelne dieselbe hochgradige Flexibilität, die von ihm im Alltag oder am Arbeitsplatz gefordert wird, seinerseits auch von den touristischen Anbietern. Quelle: Bosshart/Kühne 2009, FOCUS/Z_Punkt 2010, Opaschowski 2008 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 13 Die Trendtreiber der Zukunft • Gesellschaftlicher Wandel: - Individualisierung: Jeder will individuell behandelt werden. Maßgeschneiderte Produkte und personalisierte Services werden zunehmend zur Selbstverständlichkeit. • Wachsender Tourismus und aufstrebende Märkte: Der asiatische Markt wird immer bedeutender – darauf muss sich auch der Deutschlandtourismus einstellen. Wie sich die Touristenströme im Jahr 2020 weltweit darstellen könnten, zeigt der folgende Link: http://www.unwto.org/facts/eng/vision.htm Quelle: Bosshart/Kühne 2009 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 14 Die Trendtreiber der Zukunft • Zunehmende Mobilität: - Die zivile Nutzung der Luftfahrt ist in den letzten 20 Jahren jährlich um durchschnittlich 5,4 % gestiegen, ein Wachstum, das auch über 2030 hinaus anhalten wird. - Zunehmende Motorisierung der Weltbevölkerung: Zunahme des motorisierten Individualverkehrs in Schwellenländern, Abnahme in Industrieländern. - Alternative Antriebstechnologien und Energieeffizienz. - Neue Mobilitätskonzepte gerade im Stadtverkehr. Quelle: Berenberg Bank/HWWI 2009, FOCUS 2009 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 15 Die Trendtreiber der Zukunft • Globalisierung vs. Lokalisierung: - Die weltweite wirtschaftliche und gesellschaftliche Verflechtung wird sich in den nächsten Jahren unvermindert fortsetzen. - Der Tendenz zur Globalisierung (mit transnationalen Unternehmen und Angleichung der touristischen Angebote) setzt sich immer mehr der Trend zur Lokalisierung mit Authentizität und Differenzierung des Angebotes entgegen. - Regionalität, Herkunft und Genuss/Geschmack (Slow Food) werden immer wichtiger, auch im Tourismus. Quelle: Bosshart/Kühne 2009, UNWTO 2000, Katzmann 2009 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 16 Die Trendtreiber der Zukunft • Technologischer Fortschritt: - Elektronische Technologie wird den Reisevertrieb, aber auch die Reiseentscheidung und das Buchungsverhalten verstärkt beeinflussen. - Nutzergenerierte Empfehlungsplattformen und Reiseinformationen gewinnen immer mehr an Bedeutung. - Künftig werden wir touristisches Wissen nicht nur vor und nach, sondern vermehrt auch während der Reise nutzen. - Nutzung mobiler Endgeräte jeder Art, um sich touristische Infos zu beschaffen: Navigationssysteme zur Routenführung, MP3-Player mit elektronischen Reiseführern etc. - Augmented Reality (AR) Technologien, die das reale Leben mit digitalen Informationen anreichern oder überlagern. Quelle: Bosshart/Kühne 2009, FOCUS 2009 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 17 Die Trendtreiber der Zukunft • Globale Risiken: - klimatische Veränderungen: Der Klimawandel wird die touristische Landkarte in den kommenden Jahrzehnten massiv verändern. Wie sich der Klimawandel global auswirken wird und wo die Gewinnerund Verliererregionen liegen, zeigt die Studie der Deutschen Bank: http://www.dbresearch.de/PROD/DBR_INTERNET_DE-PROD/PROD0000000000221332.pdf - Knappere Ressourcen: Durch globales Bevölkerungs-wachstum, steigendes Verkehrsaufkommen sowie zunehmendes Konsumvolumen wird die weltweite Nachfrage nach Energie bis 2030 um insgesamt 60 % steigen. Die immer knapper werdenden natürlichen Ressourcen, allen voran die Ölreserven, beschleunigen den Druck zu umweltsensiblerem Handeln. Quelle: Bosshart/Kühne 2009 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 18 Die Trendtreiber der Zukunft • Globale Risiken: Fragen der Sicherheit und touristischer Risiken werden immer wichtiger für die Zukunft des Reisens. - Wetter, Klima und Natur: Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse nehmen zu. Extreme Klima- und Wetterereignisse und Naturkatastrophen sind ubiquitäre Phänomene, die regionale Betroffenheit nimmt zu. - Terror und Gewalt: Sicherheitsgefährdungen werden vielfältiger, diffuser und häufiger. Terroristische Anschläge zielen auf Metropolen, touristische Zentren und Versorgungseinrichtungen sowie direkt auf Touristen. - Epidemien und Gesundheitsrisiken: Neue und alte Infektionskrankheiten treten ubiquitär und häufiger auf, sie verbreiten sich schneller. Quelle: Petermann/Revermann/Scherz 2005 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 19 Tourismus 2030 ? Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 20 Tourismus 2030 ? • Neue Ziele: Pauschalreisen ins All? • Klimawandel: „Rügen statt Rimini“ – Ostsee als neue „Badewanne Europas“? • Internet auf dem Vormarsch: virtuelle Reisen? • Neues Umweltbewusstsein: Urlaub auf Balkonien? Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 21 Tourismus 2030 Science-Fiction wird Realität. • Erschließung neuer Destinationen, die Touristen bisher nicht zugänglich waren, z.B. Unterwasserhotels und Reisen ins All. Einen Vorgeschmack auf die architektonische Zukunft gibt z.B. der Sands Sky Park in Singapur. • Diese Segmente sind aber nur für eine Minderheit der Bevölkerung finanziell erschwinglich. • Die Mehrheit der Bevölkerung wird in 2030 nicht im All oder in Unterwasserhotels Urlaub machen wollen. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 22 Tourismus 2030 Mobil sein. • Die Bedeutung des Autos als Transportmittel, gerade im Urlaub, steigt. Dank neuer Antriebstechnologien und Energieeffizienz nimmt die Zahl der Autos trotz gestiegener Energiekosten nur geringfügig ab. Die Zukunft gehört dem Kleinwagen. • Flugreisen nehmen weiterhin zu – ähnlich dem Auto haben weltweite Energiepreissteigerungen wegen neuer Antriebstechnologien keine negativen Auswirkungen auf das Verkehrsvolumen. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 23 Tourismus in Deutschland 2030 ? Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 24 Tourismus in Deutschland 2030 Die Mitte bricht weg. • Die ökonomischen Ungleichheiten im Reisemarkt nehmen weiter zu. Arme, Arbeitslose und Alleinstehende sind vom Reisemarkt weitgehend ausgeschlossen. Andererseits nimmt der Anteil der Deutschen, die mehrmals im Jahr verreisen können, zu. Wir erleben eine Polarisierung der Nachfrage nach Billig- und Luxusangeboten. • Die Freizeit- und Tourismusindustrie hat ihre Angebote dementsprechend ausgerichtet: Billighotels und Selbstbedienungsrestaurants, Schlaf-Container entlang der beliebten (weil kostenlosen) Wanderwege usw. auf der einen – exklusive Angebote auf der anderen Seite. Quelle: Opaschowski 2008 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 25 Tourismus in Deutschland 2030 Senioren- und Gesundheitstourismus boomen. • Bis 2030 werden die „Jungen Alten“ (60 bis 75 Jahre) der Wachstumsmarkt sein. Ab 2030 wird das Wachstum des Seniorentourismus von den „älteren Senioren“ getragen. • Für den Deutschlandtourismus bedeutet das: - Mehr Auslands- und weniger Inlandsreisen - mehr Flug- und Pkw-Reisen und weniger Bus- und Bahnreisen - eine geringere Saisonalität (weniger Sommerurlaube) • • - ein höherer Stellenwert der Bereiche Kultur, Natur und Gesundheit bei gleichzeitigem Rückgang der Bade- und Ausruhurlaube Anspruchswandel: „Die Neuen Senioren wollen im Urlaub keine Inline-Skates mit Stützrädern, sondern Qualität und Serviceangebote rund um die Uhr.“ Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist der Gesundheitstourismus der Megamarkt des Jahres 2030. Wellnessangebote mit gesunder Ernährung, körperlicher Bewegung, Schönheitspflege, vielfältigsten Therapieformen und viel Erholung haben Zukunft. Quelle: BMWi 2009, Widmann 2007, Opaschowski 2008 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 26 Tourismus in Deutschland 2030 Kurz. Nah. Weg. • Freizeit und Arbeit vermischen sich immer mehr. Gesucht werden deshalb flexible Reiseangebote für unabhängiges Reisen nach eigenen Vorstellungen. Man reist häufiger und kürzer, ist spontaner in der Reiseentscheidung. • Wohlfühltourismus: Gesucht werden Destinationen und Ferienunterkünfte mit Atmosphäre und hohem Komfort, quasi als heimische Rückzugsnischen. Aufwertung der Nähe und der Langsamkeit als Chance für den Deutschlandtourismus. • Gleichzeitig wird der Zugang zu den Destinationen weltweit einfacher und auch günstiger. Der globale Wettbewerb beschleunigt Lebenszyklen und Austauschbarkeit von Destinationen, mehr denn je wird eine klare Markenführung zur Überlebensfrage. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 27 Tourismus in Deutschland 2030 Lieber real als virtuell. • Virtuelle Welten werden nicht zu einem signifikanten Rückgang bei der konventionellen Art des Reisens führen, gewinnen aber an Bedeutung für die Reisevor- und -nachbereitung sowie während der Durchführung der Reise. Die ökologische Revolution findet nicht statt. • Umweltbewusstsein im Urlaub darf nicht wehtun. Die ökologische Opferbereitschaft ist im Alltag nach wie vor größer als im Urlaub. • Wer über die finanziellen Mittel und die Zeit verfügt, wird auch in Zukunft reisen. Der Urlaub zuhause wird keine bewusste Alternative aus Umweltschutzgründen, sondern nur, wenn das Portemonnaie leer ist. Quelle: Institut für Zukunftsfragen 2010, Opaschowski 2008 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 28 Tourismus in Deutschland 2030 Auf Nummer sicher. • Im Zweifelsfall entscheiden sich die Urlauber für mehr Sicherheit und gegen Krisenregionen. Davon profitieren Nahziele in Deutschland. • Terrorismus nimmt zu, weshalb Sicherheitsmaßnahmen, Visabestimmungen und Einreisebestimmungen weiter verschärft werden und Reisen komplizierter machen. • Bedeutung von Umwelt-Kontrolltechnologie nimmt zu: Frühwarnsysteme und Wetterkontrolltechnologie werden auch für gefährdete Destinationen in Deutschland immer wichtiger. Quelle: Bosshart/Frick 2006, Deutsche Bank Research 2008 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 29 Tourismus in Deutschland 2030 Die Zukunft liegt im Osten. • Mittel- und langfristig liegt das Wachstumspotenzial des Deutschlandtourismus eindeutig im Ausland. • In Indien und China wächst eine wohlhabende Mittelschicht heran, die sich von ihrem wachsenden Einkommen auch Reisen ins In- und Ausland erlauben kann. • Diese Gästegruppen bringen neue Herausforderungen mit sich. Um neue Zielgruppen zu gewinnen, müssen deren spezifische Erwartungen und Wünsche an Reisen und Ferien berücksichtigt werden. Dies bedingt eine intensive Auseinandersetzung mit neuen Kulturen, Sprachen, Wertvorstellungen und Bedürfnissen, die teilweise erheblich von denen westeuropäischer Touristen abweichen. Quelle: Bosshart/Kühne 2009 Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 30 Tourismus in Deutschland 2030 Zwischen künstlichen Ferienwelten und Authentizität. • "Auf Reisen suchen viele Deutsche eigentlich nicht das fremde Land, sondern Deutschland mit Sonne„ (Erwin K. Scheuch) • Künstliche Ferienwelten beliebt wie nie: berechenbarer Urlaub um die Ecke für jeden Geldbeutel. • Kreuzfahrttourismus boomt: Freiheit und Geborgenheit, Abenteuer und Sicherheit. • In globalisierten Zeiten, in denen die Technik immer mehr den Alltag prägt, wünschen sich Feriengäste eine authentische Umgebung, aber die muss nicht zwangsläufig „echt“ sein. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 31 Tourismus in Deutschland 2030 Die deutschen Urlaubslandschaften unter Druck. • Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen immer neue Attraktionen geschaffen werden. Die heimische Landschaft wird mit atemberaubenden Inszenierungen aufgeladen. • Der Druck auf die deutschen Ökosysteme steigt. Die Energiewende in Deutschland hat dramatische Auswirkungen auf die Landschaft. „Echte“ Natur wird zum Luxusgut. • „Schöne Landschaften“ sind immer noch ein Grundmotiv der Urlaubsreisenden. Diese Landschaft muss aber nicht zwangsläufig „echt“ sein. • Die Natur kehrt in die Stadt zurück: eine künstliche, designte Version von Natur erobert unsere urbanen Freizeitangebote, z.B. durch Urban Gardening. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 32 Tourismuslandschaft 2030 ? Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 33 Tourismuslandschaft 2030 Die Ostsee – das touristische Mittelmeer des Jahres 2030 • Die Mittelmeerregion mit ihrem Fokus auf Bade- und Strandurlaub verliert durch eine Häufung von Hitzewellen in den Sommermonaten an Attraktivität. Höhere Temperaturen und Wassermangel können in der Hauptreisezeit Touristen abschrecken. • Die Ostseeküste wird durch den Klimawandel begünstigt. Eine Verbesserung der Badebedingungen (höhere Temperaturen, weniger Niederschläge im Sommer) wird die Risiken des Klimawandels wie häufigere Wetterextreme (z.B. Sturmfluten) oder Küstenerosion überkompensieren. • Negative Nebenwirkungen sind möglich. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 34 Tourismuslandschaft 2030 Tourismus für alle – die Tourismuslandschaft 2030 wird barrierefrei sein. • Die älter werdende Gesellschaft führt dazu, dass überall Mobilitätsbarrieren verschwinden und Mobilität einfacher wird. Barrierefreie Wege, Transportmöglichkeiten und Erlebnisangebote werden die Landschaft im Jahr 2030 prägen. • E-Mobilität ist der Beginn. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 35 Tourismuslandschaft 2030 Erneuerbar ja, aber… Anlagen zur Energieerzeugung mit Erneuerbaren Energien verändern die Landschaft / Tourismuslandschaft. • Solarparks: Eine großflächige Aufständerung auf der „grünen Wiese“ ist aus landschafts-ästhetischer Sicht nicht zu vertreten, weil es ohne ein gewisses Maß an versiegelter Fläche nicht geht und die Stellagen keine architektonisch hochwertige Gestaltung ermöglichen. Außerdem sind ebenerdig installierte Anlagen aus Sicherheitsgründen immer abgezäunt. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 36 Tourismuslandschaft 2030 • Die modernen Bauwerke zur Stromerzeugung aus Windkraft sind inzwischen so groß (monumental), dass sie sich weder in kleinteilige Kulturlandschaftszusammenhänge integrieren, noch durch entsprechende Pflanzen kaschieren lassen. Ihr gehäuftes Auftreten wird oft nicht als Zeichen der Energiewende gelesen, vielmehr kommt mehr und mehr Unmut auf, der zur Akzeptanzproblematik mutiert. • Je größer der Anteil der Biomasse als Primärenergieträger wird, desto auffälliger werden die Strukturen der Energiepflanzenproduktionsflächen: Monostrukturen so weit das Auge reicht. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 37 Tourismuslandschaft 2030 • Erneuerbare / regenerative Energieformen erzeugen neue Landschaftsbilder. Ein bewusster gestalterischer Umgang ist vor allem in Tourismusregionen erforderlich. • Ein gesamthafter, regionaler, integrierter Gestaltungsansatz ist erforderlich. Die Umsetzung bietet für Tourismusregionen neben einem attraktiven Landschaftsbild auch eine innovative Profilierungsmöglichkeit. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 38 Integrierter Gestaltungsansatz z. B. „Der Energiegarten“ • Entsprechend der Idee des >Gartens< als Nutzgarten ist das Wesentliche des Energiegartens, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden: Säen, ernten und genießen. Ein Energiegarten entsteht, wenn die Nutzung regenerativer Energien mit einer landschaftlichen Gestaltqualität einhergeht. Dann wird Energieproduktion zu einem ästhetischen Genuss und es entstehen Grundlagen für eine neue Entwicklung von Orts- und Landschaftsbildern. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 39 Tourismuslandschaft 2030 • Studien sagen für viele Regionen Ostdeutschlands einen Bevölkerungsrückgang von mehr als 15% bis 2025 voraus. Was bedeutet das für die Tourismuslandschaft? - Ostdeutschland weiträumig entleert und nur in der Tourismus-Saison bewohnt? - Natur- und Outdoor-Paradies Ostdeutschland? - Wildnis und Wüstungen? - Temporäre Infrastruktur? - Saisonal geöffnete Infrastruktur? - Von den Wintertourismus-Orten lernen? Quelle: http://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Gutachten/Bev.entwicklung_2007-2025.jpg Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 40 Diskussionspunkte  Barrierefreie Landschaften 2030?  Energielandschaften - neue Landschaftsbilder?  Ostsee - das Mittelmeer des Jahres 2030?  Ostdeutschland nur in der Tourismussaison bewohnt? Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 41 Literatur ADAC (2010): Reisemonitor. ARD/ZDF (2010): Onlinestudie. Im Internet unter: http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/ BAT Freizeitforschungsinstitut / Institut für Zukunftsfragen (verschiedene Jahrgänge): Tourismusanalyse. Berenberg Bank/HWWI (2009): Strategie 2030 – Mobilität. BMWi (2009): Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Tourismus und Schlussfolgerungen für die Tourismuspolitik. BMU (2010): Mal hier bleiben. Natururlaub in Deutschland. Bundesnetzagentur (2009): Jahresbericht 2009. David Bosshart / Martina Kühne (2009): Zürcher Tourismus 2030. Entwicklungsperspektiven. David Bosshart / Karin Frick (2006): Die Zukunft des Fernreisens – Trendstudie. DB Research (2008): Klimawandel und Tourismus: Wohin geht die Reise? FOCUS / Z_Punkt (2010): Die Zukunft des Tourismus. FOCUS (2009): Der Markt der Mobilität. Daten, Fakten, Trends. FOCUS (2009): Der Markt der Informationstechnologie. Daten, Fakten, Trends. F.U.R. (2010): Reiseanalyse. Julia Katzmann (2009): Ernährung – quo vadis? Wie sieht die Zukunft unseres Essens aus? Vortrag im Rahmen des Zukunftssymposiums 2009 in Ziersdorf, Österreich. Torsten Kirtges (2003): Sanfter Tourismus. 3 Auflage. Martin Lohmann / Peter Aderhold (o.J.): Urlaubsreisetrends 2020 - Die RA-Trendstudie Entwicklung der touristischen Nachfrage der Deutschen. Horst Opaschowski (2008): Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Österreich Werbung (2006): Aus der Zukunft lernen. Der Kunde 2015. Thomas Petermann/Christoph Revermann/Constanze Scherz (2005): TA-Projekt Zukunftstrends im Tourismus. Torsten Widmann (2007): Oldies – nothing but goldies? Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Tourismusbranche. Vortrag zur Veranstaltung Tourismus-Herausforderung-Zukunft in Salzburg. UNWTO (2000): Tourism 2020 Vision. Prof. Dr. Hartmut Rein · HNE Eberswalde (FH) · 01.12.2010 Seite 42