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TRAUMA Das Trauma wird in Einzelteile zerlegt. Am Stück ist es nicht auszuhalten !
Was bedeutet Traumatisierung? Das Wort "Trauma" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Verletzung": Ein Trauma ist ein Geschehen, das von außen auf den Menschen einwirkt und bei dem bisherige Bewältigungsstrategien, hauptsächlich Flucht oder Kampf, versagen. Zumeist ist dies verbunden mit dem Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Ausgeliefertsein. Alle Gefühle werden dabei abgeschaltet, es stellt sich ein Zustand des Eingefrorenseins ein, oft verbunden mit dem Gefühl, neben sich zu stehen oder als würde es gar nicht passieren, als wäre es ein Film. Der Körper ist wie betäubt, empfindungslos. Dies sind alles Reaktionen, die allein dem Überleben während und nach einem Trauma dienen, ebenso wie die sich oft später einstellenden Symptome. Einige Menschen berichteten später, „ich saß auf dem Schrank und schaute zu“ oder „es war wie im Kino“ oder auch „ich war überhaupt nicht die, der das passierte, es geschah jemand anderem“. Ein psychisches Trauma kann demnach als eine seelische Verletzung verstanden werden. Man unterscheidet dabei zwischen man-made (von Menschen gemachte) und non-man-made (nicht von Menschen gemachte) Traumata. Man-made Traumata körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt, seelische Gewalt, chronisch schwere Vernachlässigung, Geiselnahme, Raubüberfälle, Entführungen, schwere Verkehrsunfälle, Folter, Krieg. Non-man-made Traumata Naturkatastrophen, lebensbedrohliche Erkrankungen (z.B. Krebs, Aids), plötzlicher Kindstod. Man muss selbst nicht das direkte Opfer gewesen sein, auch wenn man ein traumatisches Geschehen miterlebt hat, zugesehen hat, kann sich die unten aufgeführte Symptomatik entwickeln, in jeweils sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Die Auswirkungen sind um so katastrophaler je früher, bezogen auf das Lebensalter, die Traumatisierungen eingewirkt haben, je länger sie angedauert haben und je dichter die Beziehung zum Täter/Täterin bestand. Ca. 25% der traumatisierten Menschen können sich an das Trauma später nicht mehr erinnern. Bei 50-80% entwickelt sich ein Krankheitsbild .
Was im Gehirn passiert Damit ein belastendes Ereignis zu einem Trauma für einen Menschen wird, muss eine Dynamik in Gang kommen, die sein Gehirn buchstäblich in die Klemme bringt (Traumatische Zange, aus M. Huber Traumabehandlung). Eigentlich hat unser Gehirn, genauer unser Stammhirn, uns auch für Situationen ausgerüstet, in denen wir mit allergrößter Bedrohung konfrontiert werden. Denn kaum kommt es zu einer Stressüberflutung, schon reagieren wir – meist vollkommen unbewusst und automatisch – mit einem von zwei Reflexen: Kampf oder Flucht. Kann so eine Katastrophe verhindert werden, wird das Ereignis vermutlich als stark belastend, nicht aber als Trauma gespeichert werden.
Wenn aber weder Kampf noch Flucht möglich ist, dann bleibt dem Gehirn nichts anderes übrig, um der äußersten Bedrohung, nämlich der Auflösung des Selbst zu entkommen, als Totstellen oder Einfrieren. Die Amygdala – Feuermelder im Gehirn Die Amygdala hat die Aufgabe einer sehr empfindlichen Alarmanlage. Alles, was unsere Augen, Ohren und die anderen Sinne aufnehmen und an die Wahrnehmungsareale des Gehirns weiterleiten, geht von dort sofort zur Amygdala und wird von ihr streng geprüft: Nähert sich Unheil, oder auch nur scheinbar, wird die Abwehr mobilisiert, noch bevor wir wissen, was über uns gekommen ist. Wir geraten in Erregung, springen zurück oder schlagen blitzschnell zu, wenn das die erfolgversprechende Reaktion sein sollte. Die Amygdala beschränkt sich aber nicht aufs Fürchten und Gruseln. Denn anders als bei Tieren ist sie beim Menschen mit fast allen Gehirnregionen verbunden, auch den hoch entwickelten in der Großhirnrinde. So scheint die Amygdala für das Gedächtnis wie eine die Eingänge sortierende Bibliothekarin zu arbeiten: Welche Information es bis in den Langzeitspeicher schafft, hängt davon ab, welchen emotionalen Wert ihr die Amygdala zuschreibt. Bei Traumatischen Erlebnissen schlägt die Amygdala Alarm. Sie greift die Ereignisse aus der normalen Verarbeitung heraus und blockiert die Weiterleitung zum Sprachzentrum und zu weiterverarbeitenden Hirnregionen. Im Gehirn geschieht der für Traumata typische Mechanismus des Fragmentierens. Die traumatische Erfahrung wird zersplittert und diese Splitter werden so weggedrückt, dass das Ereignis zunächst nicht mehr ohne weiteres zusammenhängend wahrgenommen und erinnert werden kann. Erinnerungen zu einem Ereignis können in unserem Gehirn nur dann abgespeichert werden, wenn alles, was zusammengehört, auch zusammen ist, etwa wie bei einem Puzzle, das vollständig zusammengesetzt ist. Wenn die einzelnen Puzzlesteine aber mal hier mal dort herumfliegen, kann keine Speicherung erfolgen. Die Inhalte werden fragmentiert und sind dadurch aber auch leichter triggerbar.
Was im Körper passiert Ein Trauma ist im Nervensystem gebunden. Es ist eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation. Bei massiver Überreizung des Nervensystems konnte der ursprünglich natürliche Zyklus von Orientierung, Flucht, Kampf und Immobilitäts-Reaktion nicht vollständig durchlaufen werden oder gar nicht erst zustande kommen. Da Kampf oder Flucht nicht möglich war, hatte der Körper nur noch einen Ausweg- den Totstellreflex, die Erstarrung. Die zwar mobilisierten aber nicht benötigten Kampf-Flucht-Energien sind in der Erstarrung eingefroren. Bei der Aufarbeitung der Folgen von Schock und Trauma muss die körperliche Reaktion auf das verursachende Ereignis als eigenes Phänomen verstanden und berücksichtigt werden. Gelingt es dem Menschen die biologischen Prozesse schrittweise und langsam zu vervollständigen, so kann die Person wieder Zugang finden zu ihren angeborenen, lebenswichtigen Reaktionsmöglichkeiten wie Orientierung, Flucht, Kampf, Verteidigung, und so ihre volle Lebensenergie zurückgewinnen, die zum Zeitpunkt der Überwältigung nicht zur Verfügung stand, bzw. eingefroren war. Das Nervensystem hat durch das Trauma seine volle Flexibilität verloren. Wir müssen ihm deshalb helfen, wieder zu seiner ganzen Spannbreite und Kraft zurückzufinden. Körpernahe Traumatisierung Ein Unfalltrauma, eine eingreifende Operation, aggressive Misshandlung oder sexuelle Überwältigung stellen körpernahe und wegen ihrer Gefühlsintensität traumatische Erfahrungen dar, die unterschiedliche Auswirkungen haben. Ihnen gemeinsam ist der posttraumatische Charakter des späteren gestörten Körpererlebens, wo geringe Berührungs- oder Schmerzreize zu Panikreaktionen und Verzweiflungsgefühlen führen, welche aus der Qualität der aktuellen Belastung allein nicht verstehbar werden. Sie verweisen auf körperlich gespeicherte Erfahrungen, die nicht als erzählbare Erinnerung im Gedächtnis haften, weil sie niemals seelisch verarbeitet und als verstehbare Inhalte des eigenen Erlebens ins Gedächtnis aufgenommen wurden.
Folgen in der Körperwahrnehmung Die Betroffenen haben meist große Schwierigkeiten, den eigenen Körper zu spüren, seine Signale wahrzunehmen und zu verstehen. Es fällt schwer, ein lebendiges, realitätsgerechtes Körperbild zu errichten. Gefühle mit körperlichen Folgen werden nicht richtig verstanden, z.B. „ich habe Angst und bin deshalb angespannt“, oder: „ich bin körperlich belastet und deshalb müde und erschöpft“. Es entsteht der Eindruck, dass die Betroffenen die Sprache ihres Körpers nicht verstehen, sich ihrem Körper nicht verständlich machen können. Man spricht von einer gestörten körperlichen Selbstwahrnehmung. Der Körper erscheint dann nicht mehr als etwas sicher Gegebenes und Verlässliches, sondern als etwas Unsicheres, auf das man sich nicht verlassen kann. Aber auch die Bedürfnisse des Körpers gibt es nicht mehr: Die Betroffenen beachten seine Grenzen oder seine Belastbarkeit nicht mehr oder übertönen sie durch Aktivitäten wie Arbeiten, Essen, Trinken oder Erbrechen. Der Körper wird dann nur noch als Objekt erlebt, als möglicher Peiniger oder Erfüllungsgehilfe von Interessen. Ihm kann man alles zumuten. So geht auch das Vertrauen in eine harmonische Steuerung der körperlichen Vorgänge verloren: der Körper macht, was er will. Das schwächt das körperliche Selbstvertrauen und den körperliche Selbstwert. Damit können die Betroffenen auch die auf den Körper bezogenen Gefühle wie Verantwortung, Rücksicht, Zuneigung oder Verbundenheit verlieren, die bedeuten würden: wir kennen uns, wir brauchen uns, wir gehören zusammen. Wie kann ich helfen? Bei dieser Art von Körper-Beschwerden/Somatisierungen geht es nicht in erster Linie um die Bearbeitung eines Konflikts oder einer Störung, sondern um eine verbesserte Wahrnehmung des eigenen Körpers, sozusagen ein Lesen- und Verstehenlernen der eigenen Körpersprache. Denn nur über das Verständnis der eigenen Körperreaktionen ist ein Zugang zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen wie auch für die je eigene lebensgeschichtliche Entwicklung zu gewinnen. Neben Unterstützung und Stärkung des körperlichen und seelischen Selbstwertgefühls steht die Fähigkeit zur Selbstfürsorge im Mittelpunkt. Dienlich ist es, das Körpererleben zu stärken, um die Betroffenen darin zu unterstützen, wieder eine Vorstellung vom eigenen Körperbild zu erlangen. Nützlich sind hier alle Methoden der Körpererfahrung wie gemeinsamer Sport, gemeinsames Essen, Tanzen, Musizieren, usw. Wichtig ist auch, wieder zu lernen, die Bedürfnisse und Grenzen des eigenen Körpers zu spüren, mit ihm „vertraut“ zu werden und sich in ihm wohl zu fühlen. Hier kann Aufklärungsarbeit sehr effektiv sein, die die Bedeutung von ausreichend Schlaf, Nahrung und Entspannung erklärt. Auch Rituale, die die Gemeinschaft stärken, aber zugleich die Grenzen und damit die Würde des einzelnen achten, sind sehr wichtig. Neben der Intensität der erfahrenen Schmerzen und der erlebten vitalen Bedrohung spielt das soziale Umfeld, d.h. das Verhalten wichtiger Bezugspersonen, eine zentrale Rolle auf die körperliche Auswirkung von Traumata. Um eine Entlastung der Betroffenen in akut getriggerten Situationen herzustellen, können Fragen nach diesen Bezugspersonen oder entlastenden Helfern sinnvoll sein: Wer war zum Zeitpunkt des Geschehens bei dir oder an deiner Seite? Hast du das alleine erlebt oder gab es mehrere Betroffene? Was war in dem Moment, als der Schreck aufgehört hatte? Was hast du als erstes wahrgenommen? Was hat dir geholfen, das zu überstehen? Was war in all dem Furchtbaren eine Hilfe? Auch für die momentane aktuelle Situation kann es sinnvoll sein, auf eine Bezugsperson zu verweisen: „Schau, du bist gerade nicht alleine. Du brauchst keine Angst zu haben, XY ist bei dir. Er steht neben dir. Schau ihn mal an.“
Wie kann ein Trauma verarbeitet werden? Ereignisse, die man nie vergisst, geschehen: wunderschöne, aber auch unsagbar schreckliche Erlebnisse schreiben sich unlöschbar ins Gedächtnis ein. Verheerende Zerstörung, Gewaltverbrechen, Trauer und Verlust - das sind extreme Erlebnisse, die nahezu jeden in tiefe
Verzweiflung stürzen können. Auch ein schlimmer Unfall, Naturkatastrophen, gesundheitliche Schocks, Folter und Missbrauch hinterlassen brennende Narben auf der Seele. Der natürliche Traumaverlauf Die psychische Verarbeitung eines solch einschneidenden Erlebnisses - eines Traumas - verläuft in drei Phasen:
Schockreaktion Einwirkphase Erholungsphase
Bei den meisten tritt nach einschneidenden Erlebnissen zuerst einmal ein schockartiger Zustand auf. Sie sind traurig, wütend, fühlen sich wie betäubt oder sind nervös, können sich kaum konzentrieren. Der Schockzustand kann sehr kurz sein, er kann aber auch etliche Tage dauern. Die Ereignisse sind so außergewöhnlich, dass sie nicht ohne weiteres vergessen werden und sich nicht in das bestehenden Welt- und Selbstbild einfügen lassen. Das Selbst ringt um Balance, für den Betroffenen gilt es, damit „fertig zu werden“ und zum „normalen" Leben zurückzukehren. In der Einwirkphase haben viele das Gefühl, dass ständig Gefahr droht. Sie haben beispielsweise übersteigerte Angst, das Ereignis könnte sich wiederholen. Immer wieder drängen sich Erinnerungen machtvoll ins Bewusstsein: die Bilder des Geschehens; so genannte Flashbacks überlagern die aktuelle Wahrnehmung. Oft genügt ein Geruch oder nur ein Gedanke daran und der Körper erzittert. Das sind heftige, aber natürliche Reaktionen auf die extreme Belastung, um das seelische Gleichgewicht wiederherzustellen - daher nennen Psychologen dieses Phänomen „Akute Posttraumatische Belastungsreaktion“. Die Erholungsphase. Nach ca. 14 Tagen, manchmal erst nach 4 Wochen, beginnen sich einige Betroffene vom Trauma zu erholen. Wenn alles gut geht, sinkt jetzt auch die Dauererregung ab. Nicht jeder Gedanke an das Geschehen löst jetzt wieder den vollen Schrecken aus. Das Interesse am normalen Leben, an anderen Menschen kehrt wieder. Es gibt wieder eine Zukunft. Doch noch immer ist das traumatische Erlebnis von zentraler Bedeutung und es kann noch lange dauern, bis die Welt und das Selbstbild wieder gerade gerückt ist. Was aber wenn die Erholungsphase ausbleibt?
Traumafolgestörungen Wenn normale Traumaverarbeitung nicht gelingt, treten Folgen für Körper und Seele auf Die Auswirkungen von Traumata können sich auf allen Ebenen beim Menschen niederschlagen, teilweise in sehr unterschiedlicher Art. Eine Rolle spielt, welche Form von Gewalt vorgeherrscht hat, welches Alter, welches Geschlecht das Opfer hat, ob Verletzungen und Drohungen stattfanden. Die Folgen nach einem Trauma sind verheerend und katastrophal auf allen Ebenen. Die Strategien, Symptome, Verhaltensweisen, die nach einem Trauma entwickelt und angewendet werden, dienen allein dem Überleben. Nicht bei allen Menschen, die ein Trauma erlitten haben, stellen sich die unten aufgeführten Beschwerden ein. Mögliche Folgen nach einem Trauma können sein:
seelisch Dauerhafter Übererregungszustand (Hyper-Arousal), starkes Empfinden von Scham, Schuld, innerer Wertlosigkeit, Gefühl der Leere und Hoffnungslosigkeit, chronisches Gefühl von Bedrohtsein, unkontrollierbare Gefühlsausbrüche, das Gefühl, neben sich zu stehen oder alles wie in einem Film wahrzunehmen; Amnesien (Gedächtnisverluste), Verlust des Selbstvertrauens; Gefühl, von niemandem verstanden zu werden; Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, starke Gefühlsschwankungen, Depressionen, Ängste, Panik, Schlafstörungen, Alpträume, Selbstverletzungen, chronische Selbstmordgedanken.
körperlich Ekel vor dem eigenen Körper, zerstörtes Körperbild, Empfindungsstörung auf der Hautebene, intime Nähe zu anderen wird als bedrohlich erlebt, der Körper drückt die Gefühle aus in Form von Symptomen (Körpererinnerungen; der Körper erinnert sich, muskuläre Verspannungen, Schmerzen im gesamten Körperbereich, körperliche Verletzungen, häufige Operationen, chronischer posttraumatischer Distress). geistig Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Lernstörungen, vermindertes Interesse in Form von flüchtigen Aktivitäten, Verlust von früheren Überzeugungen. Pseudohalluzinationen, innere Stimmen, plötzlich einschießende Bilder und Filme, die mit dem Trauma verknüpft sind (Intrusionen, Flash-backs), oft ist der Gedächtnis-Zugang zu normalen Ereignissen in der Biographie nicht möglich. Zeitverluste im Alltag. Beziehungen/Verhalten Die Unfähigkeit, anderen Menschen wieder vertrauen zu können; Angst, wieder zum Opfer zu werden, andere Menschen zum Opfer zu machen; kein Durchhaltevermögen bei der Aufrechterhaltung zwischenmenschlicher Beziehungen und von Beziehungen am Arbeitsplatz, impulsive Verhaltensmuster, beeinträchtigte Sexualität. hormonell/neuroanatomisch Die Gehirnaktivität ist permanent auf Alarm geschaltet, Reize von außen werden als traumatisch wahrgenommen und werden deswegen gemieden oder es wird mit sofortiger Angst oder Panik reagiert. Veränderungen bei in verschiedenen physiologischen Funktionen, z.B. im Bereich von Hormonen und Neurotransmittern.
Daraus resultierende Krankheitsbilder Dissoziative Identitätsstörungen resultieren vor allem aus schweren, bereits frühkindlich begonnenen Traumatisierungen. Posttraumatische Belastungsstörungen können auch im späteren Lebensalter Folge von schweren Traumatisierungen sein. Auch an der Entstehung von Persönlichkeitsstörungen, insbesondere Borderline-Persönlichkeitsstörungen, können traumatische Schädigungen beteiligt sein und mit anderen Symptombildungen einhergehen wie Depressionen, Angststörungen, Phobien, Eßstörungen, Selbstverletzendes Verhalten, Tics, Somatisierungsstörungen, dissoziative Störungen, Schmerzsyndrome, Süchte. Mögliche Folgeerscheinungen: Abhängigkeits-Erkrankungen
ADS
Angst-Störungen
Asthma
Autismus
Selbstverletzendes Verhalten
Beziehungs-Störungen
Delinquenz
Depressionen
narzisstische Persönlichkeitsstörung
Borderline Störung
dissoziative Persönlichkeitsstörungen
Epilepsie
Ess-Störungen
Gewalttätigkeit
Lähmungen
Migräne
Ohnmachtsanfälle
Phobien
Promiskuität
Prostitution
psychogene Amnesien
psychosomatische Blutungen
Sadomasochismus
Schlaf - Störungen
Sexual-Störungen
Sexualisieren
sexuell aggressives Verhalten
Sprach – Störungen
Störungen im Hygiene - Verhalten
Suizidialität
Zwänge
Hospitalismus
Die Posttraumatische Belastungsstörung
ist richtiger ausgedrückt eine Stress-Verarbeitungsstörung ist das Ergebnis der Tatsache, dass die Zeit nicht imstande ist, alle Wunden zu heilen!
Die Physiologie des Menschen, sein Weltbild und seine Persönlichkeit ist unlösbar mit seinen Erfahrungen verbunden und wird durch sie geformt. Neurotische Symptome sind nicht das Ergebnis einiger mysteriöser, beinahe unerklärlicher, genetisch fundierter Irrationalitäten, sondern das Ergebnis der Unfähigkeit des Menschen, reale Erfahrungen bewältigen zu können, die ihre Bewältigungsmöglichkeiten übersteigen. Typische Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung Die dritte Phase der normalen psychischen Verarbeitung - die Erholung - tritt nicht bei jedem von alleine ein. Halten die Beschwerden länger als einen Monat an, sprechen die Psychologen von einer „Posttraumatischen Belastungsstörung“ (PTBS). Betroffene, die ein einschneidendes oder lebensbedrohliches Trauma erlebt haben, leiden dann über längere Zeit an den typischen Symptomen:
heftige Erinnerungsschübe gesteigerte Angst Vermeidung Überregung der Sinne und des Körpers
Die Erinnerungsschübe treten in Form von Bildern, Gedanken oder heftigen Gefühlen an das Ereignis auf. Die Erinnerungen und Wahrnehmungen „dringen ein“, ohne dass der Traumatisierte sie kontrollieren kann, und können die aktuelle Wahrnehmung überlagern. Da die Erinnerungsfetzen „eindringen“, sprechen Psychologen von „Intrusionen“. Dazu gehören Flashbacks, Nachhallerinnerungen, die das längst Vergangene erneut lebendig und bedrohlich werden lassen. Die Intrusionen können auch in Form wiederkehrender Alpträume auftreten. Auch im Verhalten wirkt das Trauma nach: Alles, was an das Trauma erinnert, wird vermieden. Nicht nur die Gefühle wie Angst und Hilflosigkeit sind übersteigert, auch körperliche Reaktionen treten auf: Herzrasen, Magen-Darm-Probleme oder Schlafstörungen. Viele sind gereizt, unkonzentriert, jeder zweite ist zusätzlich depressiv und anfällig für Alkohol oder Drogen. Reizüberflutung Körper und Seele kommen nicht zur Ruhe. Ein Grund: Die Sinne sind während des Traumas einer Flut von Reizen ausgesetzt. Die Wahrnehmung verändert sich. Beispielsweise wird das Ereignis wie in Zeitlupe oder in rasendem Tempo erlebt und später erinnert. Die Sinneseindrücke sind so intensiv und so belastend, dass sie nicht vom Gehirn verarbeitet werden können. Die einzelnen Bilder, Töne und Gerüche bleiben als Bruchstücke im Bewusstsein vorhanden, und lösen immer wieder panische Reaktionen aus. Die psychische Bearbeitung der erlebten und wahrgenommenen Eindrücke bleibt sozusagen im Arbeitsspeicher hängen, sie gelangen nicht in die Endablage des Gehirns, wo sie in die bisherigen Erfahrungen und das bestehende Weltbild integriert werden. Typisch für eine posttraumatische Belastungsstörung: Die Gefühle sind auch nach einiger Zeit unverändert stark, das Ereignis ist noch immer lebendig wie damals, es ist noch nicht zur verarbeiteten Erinnerung geworden. Ein besonderer Aspekt einer posttraumatischen Belastungsstörung - die übrigens auch Monate nach dem Ereignis auftreten kann - ist, dass Betroffene häufig nicht eine zusammenhängende Erzählung von dem Ablauf des Ereignisses wiedergeben können, sondern sich nur an Bruchstücke aus Gefühlen und Wahrnehmungen erinnern. Im Extremfall kommt es auch zu Gedächtnisverlusten.
Hilfe-Angebote Wir Menschen verfügen über effektive Selbstheilungskräfte, um auch nach einem schweren Erlebnis die seelische Balance wiederzuerlangen. Entscheidend für die Erholung: Der Betroffene fühlt sich wieder sicher und fasst erneut Vertrauen zu sich selbst und seiner Zukunft. Bei jedem fünften, der ein Trauma erlebt hat, geschieht dies nicht von allein, dann ist eine Therapie hilfreich. Viele verstehen unter Traumatherapie ausschließlich die „Durcharbeitung“ der einst nicht auszuhaltenden Erfahrungen und glauben, wenn sie nur schnell an den Kern der Sache, die schrecklichen Bilder und Gefühle und die schmerzhaften Erinnerungen herankämen, wenn sie darüber sprechen, vielleicht sogar es hinausschreien und dann weinen – dann wäre es gut. Wer sich mit solchen Erwartungen in Traumatherapie begibt, wundert sich sehr, dass so ganz anders begonnen wird, nämlich mit Stabilisierung, Distanzierung und Ressourcenarbeit.
Das Trauma durcharbeiten heißt:
Gedanklich erfassen Begreifen Trauern Verabschieden
Für die Arbeit mit dem Trauma muss nämlich zunächst einmal ein sicherer Boden unter den Füßen geschaffen werden. Das geschieht am besten mit verbalen und nonverbalen Methoden, die schöne, angenehme Bilder schaffen, Ruhe, Frieden und Sicherheit vermitteln, alle Sinnesqualitäten ansprechen und mit angenehmen Bewegungen verbunden sind. Die Traumatisierung durch lang andauernde und besonders grausame, von Menschen ausgeübte Gewalt erschüttert die Grundannahmen über die eigene Person, über andere Menschen und über das Leben an sich. Das hat massive Folgen. Das Vertrauen des Menschen in andere und in sich selbst wird erschüttert. Die Psyche gerät völlig aus den Fugen, die bisher Stabilität im Leben bedeutet haben: das Grundvertrauen in die eigene Lebens- und Beziehungsfähigkeit, das Weltbild, das so viel Sicherheit gab, zählt nicht mehr für die emotionale Stabilität einer Persönlichkeit, einer Seele. Nichts ist mehr sicher. Eine der wesentlichsten Haltungen in der Begegnung mit traumatisierten Menschen ist die Würdigung dieses Menschen. Gut ist, ihn zu ermutigen,, die eigenen innewohnenden Kräfte zur Lösung eines Lebensproblems wahrzunehmen und schätzen zu lernen. Das Wiedergewinnen dieser inneren Kraft bringt einen Über-Lebenden in die Lage, Möglichkeiten zur Konfliktlösung zu spüren, selbst zu entwickeln und anzuwenden. Im Zutrauen zu dieser Fähigkeit kann die Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Umwelt zur Unterstützung für die Neugestaltung des eigenen Lebens werden. Auch destruktive Muster, die das innere Wachstum und die Heilung hemmen, wie Selbstzweifel, Selbsthass, Verachtung können können behutsam aufgedeckt und unschädlich gemacht werden, so dass die Wirklichkeit als eine Welt erfahren wird, die Leben fördert. Bei der Traumabearbeitung geht es nicht darum, noch mal freiwillig in die alten Höllenfluten zu springen und all die damaligen schlimmen Gefühle neu zu durchleben. Das ist nicht nötig. Es genügt, all das vom Ufer, also aus einer gewissen sicheren Entfernung heraus, zu betrachten. Heilung heißt nicht, dass es nicht mehr weh tut. Heilung bedeutet, dass die Erinnerungen nicht mehr überfluten, dass der betroffene Mensch an das traumatische Ereignis denken kann, ohne weggeschwemmt zu werden. In der Trauma-Arbeit geht es darum, eigene Ressourcen, also Kraftquellen und Möglichkeiten, zu
finden und zur Heilung einzusetzen. Es geht darum, wieder handlungsfähig zu werden, selbst zu steuern. Raus aus der alten Ohnmacht! Die Traumatherapie und die Selbstheilungskräfte Therapien können im Prinzip nichts anderes als ohnehin vorhandene Selbstheilungskräfte des Körpers aufzugreifen und zu unterstützen. Diese Selbstheilungskräfte sind in speziellen Therapien besonders herausgearbeitet worden. Die Traumatherapie geht generell in drei Stufen vor: In einer ersten Stabilisierungsphase muss der Patient lernen, eindringende Erinnerungsbruchstücke, Unruhe - und Angstzustände selber wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dabei können verschiedene Übungen helfen. Diese sind häufig von Patienten selber erfunden worden oder sie stammen aus bestimmten religiösen Zusammenhängen, zum Beispiel dem Zen-Buddhismus. In einem zweiten Schritt der «Exposition» wird der Betroffene in einem vorsichtigen und geschützten therapeutischen Rahmen an die belastenden Erinnerungsbruchstücke herangeführt, mit dem Ziel, aus ihnen wirkliche Erinnerung werden zu lassen: Erinnerung, die er selber kontrollieren kann. Diese beiden ersten Schritte können sehr kurz sein. In einem dritten Schritt muss sich der Traumatisierte mit den Folgen des Erlebten auseinandersetzen: damit, dass Lebensjahre verloren gegangen sind, Beziehungsmöglichkeiten eventuell nicht mehr zur Verfügung stehen. Sagen zu können «ich bin derjenige, dem das und das passiert ist»: Das setzt einen Trauerprozess in Gang, der über einige Zeit anhalten kann. Dieser Schritt wird üblicherweise «Integration in die Biografie» genannt Besonderheit der Traumaarbeit In der Biblischen Mythologie bestand Adams erste und wichtigste Aufgabe darin, den Tieren Namen zu geben. Der Akt der Namensgebung machte ihn zum Herrscher über die Schöpfung. In vielerlei Hinsicht kann man sagen, dass eine Erfahrung nicht wirklich existiert, bevor sie nicht benannt und in umfassendere Kategorien eingeordnet werden kann. In der lebensgefährlichen Situation werden im Gehirn die Sprachzentren ausgeschaltet, die Erinnerung wird dadurch nicht an Sprache gekoppelt, die Betroffenen können nicht zusammenhängend davon berichten. Mit sprachgebundener Therapie erreicht man daher die Erinnerungsbruchstücke nicht, sondern muss auf physiologischen Ebene einen Prozess im Gehirn anstoßen.
Heilung bedeutet nie Löschung, sondern Integration und ein Damit-Leben
Ein TRAUMA ist v e r a r b e i t e t, wenn ... es Dir möglich ist, an das traumatische Ereignis zu denken, auch darüber zu sprechen, ohne von heftigen Gefühlen überschwemmt zu werden.
Es ist verarbeitet, wenn... Du Dich wieder Deinem Alltag und Deinen Tätigkeiten widmen kannst und Zukunftsperspektiven hast !