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Unterschiede zur bundesweiten Auswertung auf einen Blick: Aktuelle Geschäftslage und Perspektiven
In der bundesweiten Auswertung wird die aktuelle Geschäftslage in den einzelnen Regionen der Unternehmen nicht thematisiert.
Bei dem Vergleich der Erwartungen bayerischer Unternehmen mit den bundesweiten Ergebnis‐ sen ergibt sich grundsätzlich ein ähnliches Bild. Nennenswert ist alleine die Abweichung in China: die bayerischen Unternehmen blicken hier optimistischer in die Zukunft als der bundesweite Durchschnitt. So beträgt bundesweit der Saldo aus „besser“ und „schlechter“‐Meldungen minus 11 Punkte, bayernweit beträgt dieser lediglich minus 4 Punkte. Die übrigen Abweichungen bewe‐ gen sich zwischen einem und drei Prozentpunkte(n).
Handelshemmnisse
Lokale Zertifizierungs‐ und Sicherheitsanforderungen werden in der bundesweiten Auswertung von den Unternehmen mit jeweils 52 Prozent als häufigste Handelsbarrieren genannt. Die be‐ fragten Unternehmen in Bayern sind jedoch klar von verstärkten Sicherheitsanforderungen (52 Prozent) betroffen und „nur“ 45 Prozent berichten von Erschwernissen durch lokale Sicherheits‐ anforderungen. Darüber hinaus sind die Veränderungen dieser Meldungen stärker ausgeprägt als der Bundesdurchschnitt. So stiegen die Meldungen über verstärkte Sicherheitsanforderungen um 7 Prozentpunkte (Bund: plus 2 Prozentpunkte). Die Entwicklung bei den lokalen Sicherheitsan‐ forderungen ist demgegenüber erfreulicher: im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert um 17 Pro‐ zentpunkte gesunken (Bund: minus 5 Prozentpunkte).
Die Einschränkungen bayerischer Unternehmen durch Handelsbarrieren in den jeweiligen Regio‐ nen sind im Vergleich zur bundesweiten Auswertung unterschiedlich ausgeprägt. So berichten 68 Prozent der Unternehmen in Bayern von neuen Handelsbarrieren in Ost‐/Südosteuropa (ohne EU), Russland und der Türkei. Demgegenüber melden bundesweit 75 Prozent der Unternehmen von neuen Hemmnissen in dieser Region. Auch in den Regionen Nordamerika und Asien/Pazifik (ohne China) haben bayerische Unternehmen angegeben, weniger von Handelsbarrieren betrof‐ fen zu sein als der Bundesdurchschnitt. Die Differenz beträgt in Nordamerika 8 Prozentpunkte und in der Region Asien/Pazifik (ohne China) 6 Prozentpunkte. Die Einschränkungen durch Han‐ delshemmnisse in Afrika, Nah‐ und Mittelost sind für bayerische Unternehmen höher verglichen mit den Ergebnissen der bundesweiten Auswertung. 54 Prozent der bayerischen Unternehmen meldeten, durch neue Barrieren in dieser Region betroffen zu sein, bundesweit waren es 44 Pro‐ zent der befragten Unternehmen.
Die bayerischen Ergebnisse Die Stichprobe
2.018 Unternehmen haben bundesweit an der Umfrage teilgenommen Darunter 448 Unternehmen aus Bayern, dies entspricht einem Fünftel
Der Großteil der befragten bayerischen Unternehmen gehört dem Mittelstand (67 Prozent; 2/3) an. 43 Prozent erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen 500 Tausend und 10 Millionen Euro.
Die Branchen mit den größten Anteilen sind: Maschinenbau (13 Prozent), unternehmensnahe Dienstleistungen (12 Prozent) und das übrige verarbeitenden Gewerbe (11 Prozent)
Das Ziel, mehr Dienstleister in die Umfrage aufzunehmen, wurde erfüllt: 2014 waren es noch 6,3 Prozent. Der Anteil hat sich durch die Selektion verdoppelt.
Wie agieren die bayerischen Unternehmen im Auslandsgeschäft?
85 Prozent der befragten Unternehmen exportieren ihre Waren ins Ausland. Der Export bleibt damit nach wie vor die wichtigste Markteintrittsform. Die Gründe liegen auf der Hand: Vergli‐ chen mit den anderen Formen des Engagements im Ausland, ist der Export leicht zu bewerkstelli‐ gen und das Risiko ist gering.
Jeweils ein Drittel der befragten Unternehmen unterhält eine eigene Niederlassung im Ausland oder arbeitet mit einem selbständigen Kooperationspartner zusammen.
Die Zielmärkte
Neun von zehn Unternehmen sind in der Eurozone aktiv; sechs von zehn in der „sonstigen EU inklusive Schweiz und Norwegen“. Europa ist damit der wichtigste Absatzmarkt für die befragten Unternehmen.
Vier von zehn Unternehmen sind jeweils in den Regionen Ost‐/Südosteuropa inklusive Russland und Türkei, Asien/Pazifik, China und Nordamerika tätig.
Weniger als ein Drittel der Unternehmen agiert jeweils in Mittel‐ und Südamerika, Afrika sowie dem Nahen und Mittleren Osten.
Die Anzahl der Mehrfachnennungen zeigt, dass die Unternehmen in durchschnittlich bis zu vier Regionen gleichzeitig agieren.
Die aktuelle Geschäftslage und Erwartungen Bayerische Zahlen. Erklärungen adaptiert aus der bundesweiten Auswertung.
Die Geschäftslage in der Eurozone bewerten die befragten Unternehmen als sehr gut. Die Erwar‐ tungen aus dem letzten Jahr haben sich damit erfüllt. Die aktuelle Geschäftslage hat sich im Ver‐ gleich zum Vorjahr nochmals deutlich verbessert. Die bayerischen Unternehmen schätzen ihre Geschäftsperspektiven in der Eurozone als zuversichtlich ein. Der Erwartungssaldo beträgt 9 Punkte. Die Wirtschaft in der Eurozone führt ihren aufstrebenden Kurs weiter fort. Die Reform‐ rendite der letzten Jahre, vor allem in Spanien und Portugal, zeigt sich immer deutlicher. Gleich‐ wohl sehen sich diese Länder auch mit Herausforderungen konfrontiert: Nach den Wahlen in
Portugal herrscht Unsicherheit über die Fortführung der Reformpolitik und in Spanien gestaltet sich die Regierungsbildung weiterhin schwierig.
In der sonstigen EU inklusive Schweiz und Norwegen zeigt sich ein noch besseres Bild der aktuel‐ len Geschäftslage: Der Saldo aus „guten“ und „schlechten“ Bewertungen hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Die letztjährigen Erwartungen der Unternehmen haben sich somit ebenfalls erfüllt und bleiben für die Zukunft weiterhin optimistisch. Der Erwartungssaldo beträgt 5 Punkte. Die Geschäfte mit Großbritannien, Osteuropa oder mit der Schweiz laufen also nach Einschätzungen der Unternehmen auch 2016. Als großer Ballast könnte sich jedoch ein möglicher Ausstieg Großbritanniens aus der EU erweisen.
Der nordamerikanische Markt gewinnt für die befragten Unternehmen weiter an Bedeutung. 2016 agieren mittlerweile 47 Prozent in Nordamerika. Bayerische Betriebe beurteilen ihre aktuel‐ le Geschäftslage dort als gut. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Situation sogar deutlich ver‐ bessert. Der Saldo aus „guten“ und „schlechten“ Antworten hat sich von zwei auf zwanzig Punkte verbessert. Die Geschäftsperspektiven beurteilen die bayerischen Betriebe alles in allem positiv ‐ wenn auch nicht mehr ganz so optimistisch wie im letzten Jahr. Der Saldo der Geschäftsperspek‐ tiven liegt bei 23 Punkten (Vorjahresumfrage 35). Vor allem in den USA ist die Wirtschaftslage beständig, sie gilt als Stabilitätsanker. Die Arbeitslosigkeit nimmt dort ab und der geringe Euro‐ Außenwert wirkt sich vorteilhaft auf die Verhandlungsposition der deutschen Unternehmen aus
Die aktuelle Geschäftslage in China hat sich für bayerische Unternehmen verschlechtert. Der Saldo aus „guten und „schlechten“ Bewertungen ist mit einem Zähler negativ. Und auch auf ihr Chinageschäft blicken die Betriebe deutlich verhaltener als in den letzten Jahren. Sie bewerten ihre Erwartungen mit minus 4 Punkten pessimistisch. Angesichts der im Vergleich zu den Vorjah‐ ren schwachen Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft scheint etwas Ernüchterung einzu‐ kehren. Der Schwenk Chinas vom investitionsgetriebenen Wachstum hin zu mehr Konsum und Dienstleistungen gestaltet sich vielfach schwieriger als gedacht. Das Vertrauen in einen reibungs‐ losen Übergang ist angesichts von Börsenturbulenzen und geringer Kapazitätsauslastungen stark getrübt. Der Markt bietet mit dieser Entwicklung jedoch auch Chancen für den Absatz hochwerti‐ ger Konsumgüter „Made in Germany“. Allerdings sehen sich die deutschen Unternehmen hier stärker der Konkurrenz ausgesetzt.
In den asiatischen Ländern bleibt die Bewertung über die aktuelle Geschäftslage noch weitestge‐ hend stabil. Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Saldo aus „guten“ und „schlechten“ Bewertungen von 15 auf 12 Punkte. Die Beurteilung der Geschäftsperspektiven in den asiatischen Ländern für das Jahr 2016 befindet sich bei 9 Punkten und trübt sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich ein. Im letzten Jahr rechneten die Unternehmen noch mit einer weiteren Verbesserung ihrer Ge‐ schäftslage. Diese Erwartungen erfüllten sich somit nicht. Doch bayerische Unternehmen können weiter mit guten Geschäften in dieser Region rechnen. Zwar bremst auch hier die Entwicklung Chinas – für viele Staaten auf dem Kontinent der wichtigste Handelspartner – aber dennoch ha‐ ben sich die Staaten etwa im ASEAN‐Verbund breiter und damit besser aufgestellt. Zudem wartet mit Indien ein neues weltwirtschaftliches Schwergewicht mit relativ hohem Wirtschaftswachs‐ tum. Das Land steht im Vergleich zu anderen Schwellenländern derzeit sehr gut da.
Die bayerischen Unternehmen blickten im letzten Jahr auf die Entwicklung in der Region Ost‐ /Südosteuropa, Russland und Türkei pessimistisch. Der Erwartungssaldo betrug minus 30 Punkte. Die damaligen Erwartungen bestätigten sich damit weitestgehend. Der Saldo aus „guten“ und „schlechten“ Bewertungen beträgt für die aktuelle Geschäftslage minus 39 Punkte. Eine Ent‐
spannung ist nicht in Sicht, denn die Geschäftserwartungen für die Region fallen sehr zurückhal‐ tend aus. Der Saldo aus „besser“ und „schlechter“‐Meldungen beträgt minus 23 Punkte. Russland steckt durch den Verfall der Öl und Gaspreise, aber auch durch die Sanktionen der EU in einer Krise. Das Land erlebt eine Rezession, der Rubel verfällt und die Arbeitslosigkeit steigt. Auch wenn Russland über relativ hohe Devisenreserven verfügt, kürzt die Regierung ihre Ausgaben be‐ reits in vielen Bereichen. Immerhin scheint es am aktuellen Rand eine Verlangsamung des Rück‐ gangs bei den Geschäften zu geben.
Die letztjährigen Erwartungen über den Verlauf der Geschäftslage in Mittel‐ und Südamerika bestätigen sich, denn die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen trübt sich weiter ein. Im Ver‐ gleich zum Vorjahr sank der Saldo aus „guten“ und „schlechten“‐Meldungen nochmals um 4 Punkte. Die Aussichten für das Auslandsgeschäft lassen auch auf keine Besserung schließen. Die Einschätzungen zum Geschäft in dieser Region liegen nun bei minus 4 Punkte. Vor allem die wirt‐ schaftliche Lage in Brasilien, wirtschaftliches Schwergewicht des südamerikanischen Kontinents, bleibt angespannt. Das Land steckt in einer tiefen Rezession und kämpft mit Korruption, hoher Arbeitslosigkeit und innenpolitischer Instabilität. Zudem drohen politische Verwerfungen in der Regierung des Landes. Ein Lichtblick hingegen liefert Argentinien. Seit dem Regierungswechsel wurden Veränderungen in der Wirtschaftspolitik des Landes vorgenommen. Importrestriktionen wurden gelockert und die Bindung des Pesos an den Dollar aufgehoben. Das Geschäftsklima im Land verbessert sich trotz weiterhin hoher Inflation.
Sowohl in Afrika als auch im Nahen und Mittleren Osten brodeln verschiedene Krisenherde. Die‐ se Regionen sind von politischer Instabilität und einer allgemeinen Unsicherheit geprägt. Neben dem Konflikt in Syrien sehen die Unternehmen generell die Bedrohung durch den sogenannten Islamischen Staat als Risiko. Doch im Vergleich zum Vorjahr hat sich die aktuelle Geschäftslage deutlich verbessert. Damals betrug der Saldo aus „guten“ und „schlechten“ Antworten noch mi‐ nus 32 Punkte; in diesem Jahr hat er sich auf minus 13 Punkte reduziert. Die Perspektiven lassen auf eine weitere Verbesserung der Geschäftslage schließen, denn der Saldo aus „besser“ und „schlechter“‐Meldungen für diese Region beträgt immerhin noch 3 Punkte. Der schwache Ölpreis wirkt sich negativ auf Ölförderstaaten wie Nigeria oder Angola aus. Dazu kommt, dass auch Chi‐ nas schwächelndes Wirtschaftswachstum sich negativ auf die Wirtschaft vieler afrikanischer Län‐ der auswirkt. Als positive Nachricht kann jedoch die Lockerung der Iran‐Sanktionen gewertet werden, die neuen Aufschwung für die dortige Wirtschaft mit sich bringt und den deutschen Un‐ ternehmen Geschäftschancen bietet.
Die Handelshemmnisse
Mehr als ein Drittel der Unternehmen spürte eine Zunahme der Hemmnisse bei ihren Auslands‐ geschäften. Die Meldungen bleiben damit auf ähnlich hohem Niveau wie im Jahr 2014.
Betroffenheit durch Sicherheits‐ und lokale Zertifizierungsanforderungen sind am höchsten.
Im Vergleich zum Vorjahr sinken die Nennungen von lokalen Zertifizierungen um 17 Prozent‐ punkte, wohingegen verstärkte Sicherheitsforderungen häufiger genannt (plus 7 Prozent) wer‐ den.
Die Bedeutung höherer Zölle als Handelshemmnis nimmt ab. Nur 17 Prozent der befragten Un‐ ternehmen sind von dieser Form stärker betroffen als im Vorjahr (22 Prozent).
Aktuelle Einflüsse auf Handelsbarrieren sind außerdem politische Unruhen, die Flüchtlingsthema‐ tik und das Embargo gegen Russland.
In welchen Regionen treten Handelsbarrieren vornehmlich auf?
Art und Häufigkeit der Handelshemmnisse fallen je nach Region unterschiedlich aus.
Die Korrelation von Zielregion und Handelsbarrieren ergibt folgendes Ergebnis: In Ost‐/Südosteuropa, Russland und der Türkei berichten 68 Prozent der Unternehmen von neuen Handelsbarrieren. Die gegenseitigen Sanktionen zwischen Russland und der EU ‐ bis hin zu Importverboten für europäische Unternehmen ‐ sind für Betriebe mit hohen administ‐ rativen Hürden verbunden. Neben den zusätzlichen Hürden leiden die Unternehmen auch an wegfallenden Geschäften durch die Sanktionen. Rund jedes zweite Unternehmen, das in Afrika, Nah‐ und Mittelost aktiv ist, trifft auf neue Handelsbarrieren. Neben der politischen Instabilität in einigen Staaten dieser Region, behin‐ dern weitere Hürden den Handel mit bayerischen Unternehmen. So hat beispielsweise das ägyptische Ministerium für Handel und Industrie mit der Einführung einer Registrierungs‐ pflicht für ausländische Hersteller ausgewählter Importgüter eine weitere Behinderung für den Import ausländischer Güter geschaffen. In China sind zwei von fünf Unternehmen von neuen Handelshemmnissen betroffen. 34 Prozent der Unternehmen, die in Mittel‐ und Südamerika aktiv sind, werden bei ihren Ge‐ schäften durch Handelsbarrieren eingeschränkt. 24 Prozent der Unternehmen, die in Asien/Pazifik (ohne China) tätig sind, werden von neuen Handelsbarrieren behindert. In der Eurozone melden 22 Prozent der Unternehmen neue Handelshemmnisse – und das trotz Binnenmarkt. So stellt innerhalb des Binnenmarktes beispielsweise die Gelangensbestä‐ tigung eine Barriere dar. Mit der Gelangensbestätigung müssen deutsche Unternehmen im europäischen Binnenmarkt für die deutsche Finanzverwaltung nachweisen, dass die Ware ins Ausland gelangt ist. Damit wird der umsatzsteuerfreie Versand der Ware gewährleistet. In der Praxis zeigt sich immer wieder: Dieses Dokument ist im Ausland unbekannt. Formulare nur in Deutsch, Englisch und Französisch sind bei Geschäftsbeziehungen zu Staaten mit ande‐ ren Amtssprachen nicht ausreichend. Die erforderliche Unterschrift des Empfängers ist gera‐ de bei Lieferungen in der Nacht schwierig zu erlangen. Für die deutschen Unternehmen be‐ deutet das Zeit und eine Belastung des Geschäftsverkehrs. Von den Unternehmen, die in Nordamerika tätig sind, sieht sich jedes fünfte Unternehmen durch neue Handelsbarrieren eingeschränkt. 16 Prozent der Unternehmen, die in der „Sonstigen EU, Schweiz und Norwegen“ aktiv sind, berichten von neuen Handelsbarrieren
TTIP Bayerische Zahlen. Erklärungen adaptiert aus der bundesweiten Auswertung.
Fast die Hälfte der befragten Unternehmen ist in den USA aktiv. Die aktuellen Verhandlungen im Rahmen von TTIP sind für bayerische Unternehmen deshalb von großer Bedeutung.
Die Erwartungen und Prioritäten der Unternehmen an TTIP sind: An erster Stelle nennen Unternehmen einfache Ursprungsregeln: knapp neun von zehn Un‐ ternehmen erachten diese als wichtig oder sehr wichtig. Sind die Ursprungsregeln komplex und bürokratisch, können gerade kleinere Unternehmen Zollpräferenzen nicht in Anspruch nehmen, da der bürokratische Aufwand die Kostenersparnisse der Zollsenkung konterkariert. Die Ursprungsregeln entscheiden somit, ob maßgebliche Teile eines Handelsabkommens überhaupt genutzt werden oder nicht. 86 Prozent der Unternehmen sehen eine Vereinfachung der Zollabwicklung durch TTIP als wichtig oder sehr wichtig an. Denn lange Bearbeitungszeiten, intransparente Vorschriften und umfangreiche Zolldokumente zögern den Lieferprozess unnötig hinaus, ein Wettbe‐ werbsnachteil und oft ärgerlich gegenüber dem Kunden. Hier kann TTIP viel erreichen. Auch nicht‐tarifäre Handelshemmnisse sind eines der bestimmenden Themen beim Handel mit den USA. Hier erachten insgesamt 84 Prozent der Unternehmen einen Abbau als wichtig oder sehr wichtig. Als nicht‐tarifäre Handelshemmnisse gelten beispielsweise voneinander abweichende Normen für die Farbe von Kabeln bei Produktionsmaschinen. Diese „Handels‐ barrieren hinter den Zollgrenzen“ sind im besonderen Maße für KMU schwer zu überwinden, da sich die dadurch entstehenden Markteintrittskosten für sie höher zu Buche schlagen kön‐ nen als für große Unternehmen. 83 Prozent der befragten Unternehmen wünschen sich einen weiteren Abbau von Zöllen. Zwar sind die Zollsätze beim Import in die USA im Durchschnitt relativ gering, doch aufgrund des enormen Exportvolumens würde selbst die Abschaffung dieser Zölle die bayerischen Un‐ ternehmen entlasten. Außerdem existieren für bestimmte Industriegüter vereinzelt sehr ho‐ he Zollsätze. 81 Prozent der befragten Unternehmen erachtet auch eine Verbesserung der regulatorischen Kooperation als wichtig oder sehr wichtig. Die transatlantische Zusammenarbeit in diesem Bereich kann dazu beitragen, nicht‐tarifäre Handelshemmnisse zu senken, indem Standards, Normen und Regulierungen im beiderseitigen Verständnis angeglichen werden. Das Schutz‐ niveau wird auf beiden Seiten des Atlantiks trotzdem sichergestellt. 66 Prozent der in den USA aktiven Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität bei der Vi‐ saerteilung für Unternehmenspersonal. 28 Prozent betrachten es als sehr wichtig und 38 Prozent als wichtig an, dass die Möglichkeiten für Geschäftsreisen in die USA und die Entsen‐ dung von Mitarbeitern, z. B. zur Wartung oder Reparatur von Maschinen vereinfacht werden. Die Einführung einer Datenbank, die regulatorische und administrative Anforderungen aller US‐Bundessstaaten für EU‐Exporteure gebündelt darstellt, wird für 63 Prozent der Unter‐ nehmen als wichtig oder sehr wichtig empfunden. Denn gerade kleine und mittelständische Unternehmen haben Probleme, die für sie relevanten Vorschriften aller US‐ Verwaltungsebenen überhaupt identifizieren zu können. Eine transparente Darstellung wäre hier eine wesentliche Erleichterung.
Für insgesamt 61 Prozent der Unternehmen ist ein reformierter Investitionsschutz wichtig oder sehr wichtig. Dieser sollte mehr auf die Bedürfnisse der KMU zugeschnitten sein, indem z. B. die Prozesskosten im Streitbeilegungsverfahren gesenkt werden. Auf den Plätzen neun und zehn der TTIP‐Ziele bayerischer Unternehmen finden sich die Im‐ plementierung eines KMU‐Kapitels und ein verbesserter Zugang zu öffentlichen Aufträgen wieder. Knapp jeder zweite befragte Unternehmensvertreter wünscht sich eine diesbezügli‐ che Ausrichtung in den TTIP‐Verhandlungen.