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Gesundheitsgespräch Gesunde Venen – schöne Beine Sendedatum: 28.05.2016
Experte: Prof. Dr. Curt Diehm, Internist und Phlebologe mit Spezialgebiet Venenerkrankungen und Thrombosen, Vorstandmitglied der Deutschen Gefäßliga Autorin: Doris Schleich
Schöne Beine – starke Venen Schöne Beine sind ein Wunschtraum für viele, täglich in Erinnerung gerufen durch die schlanken, langen und glatten Beine der Models in der Werbung. Für viele bleibt der Wunschtraum unerfüllt: Jede zweite Frau und jeder vierte Mann in Deutschland haben ausgeprägte Krampfadern. Schuld daran sind nicht nur erbliche Anlagen. Auch der moderne Lebensstil begünstigt das Auftreten von Venenleiden. Denn die Venen brauchen Bewegung und sind nicht für sitzende Tätigkeiten geschaffen. Übergewicht und falsches Schuhwerk tragen dazu bei, dass die Venen überlastet sind, die Beine schwer werden, schmerzen und im schlimmsten Fall ein offenes Bein oder eine Thrombose entsteht. "Bewegung ist das A und O für gesunde Venen und damit gesunde Beine.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Funktion der Venen - Pumpsystem, Blutspeicher und mehr Die Venen leisten jeden Tag Schwerstarbeit. Aus den entlegensten Bereichen des menschlichen Körpers müssen sie das Blut zum Herzen zurücktransportieren. Ein ausgeklügeltes System hilft ihnen, die Schwerkraft zu überwinden. Doch damit dieses System reibungslos funktioniert, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Aufgaben der Venen im menschlichen Körper Die Venen haben drei wichtige Aufgaben: • Ersten transportieren sie das sauerstoffarme, verbrauchte Blut aus Beinen und Armen zum Herzen zurück. • Zweitens stellen die Venen einen riesigen Blutspeicher dar. Mehr als 80 Prozent des Blutes ist im Venensystem gespeichert. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258
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Und eine dritte Aufgabe des Venensystems liegt in der Thermoregulation, also der Temperaturregulation des Menschen. Wenn der Körper zu heiß wird, vergrößert sich die Venenoberfläche, und man kühlt wieder ab.
Leistung der Venen im Laufe des Lebens Wenn man alle Venen zusammen addiert, lassen sich damit mehrere Fußballfelder umspannen. Und die Venen sind Schwerstarbeiter: Die gesamte Blutmenge, die vom Herzen aus in alle Körperteile fließt, muss über die Venen wieder zurück zum Herzen gepumpt werden. Zum Vergleich: Die Venen füllen mit ihrer Arbeit quasi jeden Tag einen großen Ozeandampfer. "Das Venensystem ist ein sogenanntes Niederdrucksystem. In den Arterien wird das Blut vom Herzen kommend mit hohem Druck weitergeleitet. Ein gesunder Mensch hat einen Blutdruck von 120, 130 oder 140. Und mit diesem Druck wird das arterielle Blut in die entlegenen Stellen des Körpers vorangetrieben. Beim Rückfluss durch die Venen brauchen wir andere Kräfte von außen, die das bewerkstelligen - dazu gibt es zum Beispiel Muskelpumpen und Venenklappen.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Muskelpumpen – Synergieeffekte im Körper • Schon der Druck auf die Fußsohle beim Gehen erhöht den Druck auf die venösen Geflechte innerhalb der Fußsohle. Diese werden dann ausgepresst und das Blut wird in Richtung Herz transportiert. Die Muskelpumpen fangen im Bereich der Zehenmuskeln an. Bewegen sich die Muskeln, dann drücken sie die venösen Gefäße zusammen, und es kommt zu einem Blutfluss zurück zum Herzen. • Weiter geht es mit der Sprunggelenkspumpe. Auch hier sorgen die Muskeln bei Bewegung für eine Kompression des Venensystems. • Aber die höchste Pumpkraft liegt im Bereich der Wadenmuskulatur. Wenn sie sich zusammenzieht, kommt es schussartig zu einem Rückfluss des venösen Blutes. Da die Venen sehr dehnbar sind, wird der Druck schon Zentimeter später wieder abgefangen, sodass insgesamt ein ruhiger Fluss zum Herzen entsteht. Venenklappen – die Einbahnstraße zum Herzen Die Venen haben Klappen, die das Blut nur in Richtung des Herzens durchlassen. Diese Klappen wirken wie Ventile, die den Rückfluss verhindern. Sie sorgen für eine Einbahnstraße zum Herzen. Durch den Klappenschluss auf verschiedenen Höhen wird das Blut im Grunde genommen paternosterartig herzwärts transportiert. Probleme entstehen dann, wenn die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, oder wenn von vorneherein zu wenig
Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258
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Venenklappen im Körper angelegt sind. Dann kommt es zu einem Stau des Blutes. Schöne, schlanke und straffe Beine dank gesunder Venen? Wenn die Venen nicht funktionieren, hat man keine schlanken, sondern geschwollene Beine und Wasserablagerungen. Allerdings sind nicht die Venen alleine für schlanke Beine verantwortlich. Auch der Lymphabfluss muss funktionieren. „Außerdem haben viele Frauen durch eine abnormale Fettablagerung dicke Beine. Die Patientinnen, die diese Veranlagung geerbt haben, sind oft verzweifelt. Also: Die Venen sind wichtig, aber nicht alleine ausschlaggebend.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Ursachen für Venenerkrankungen - Vererbung, Hormone und Lebensstil Bei Venenerkrankungen ist vieles dem Einfluss der Patienten entzogen: Die Veranlagung für schwache Venen liegt oft in der Familie. Frauen sind durch ihre hormonelle Situation anfälliger als Männer. Doch lässt sich durchaus beeinflussen, ob es zum Ausbruch beziehungsweise zu einer Verschlimmerung der Venenerkrankung kommt. Denn das ist auch eine Frage des Lebensstils. Wie sich die Venen im erkrankten Zustand verändern Ursache für Venenerkrankungen ist, dass der Druck in den Venen ansteigt. Da die Venenwand wesentlich schwächer und pergamentartiger als eine Arterienwand ist, kommt es zu einer Ausbeulung der Wand. Die Venenklappen, die sich in der Größe nicht verändern können, weichen auseinander und können das rückfließende Blut nicht mehr stoppen. Damit nimmt der venöse Druck vor allem im Fuß- und Beinbereich zu. "Dieser Ablauf ist uns schon seit Jahren bekannt. Interessant sind allerdings auch neuere Forschungen, die zeigen, dass die Venen auch dann entarten können, wenn im molekularen Bereich bestimmte Mechanismen vorliegen.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Nicht zu unterschätzen: Vererbung Die Vererbung spielt eine ganz entscheidende Rolle. Die familiäre Veranlagung ist wahrscheinlich der wichtigste Risikofaktor überhaupt für die Entstehung von Krankheiten am oberflächlichen Venensystem. Es ist davon auszugehen, dass in über 90 Prozent aller Fälle bei Patienten mit Krampfadern eine Vererbung vorliegt.
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Andere wichtige Faktoren Eine ungesunde Lebensweise wirkt sich auch auf die Venen negativ aus. Dazu gehört vor allem Bewegungsmangel sowie viel und falsches Sitzen. Aber auch wenn man den ganzen Tag steht, belastet das die Venen. "Dazu kommt, dass viele Menschen zu enge Kleidung und zu enges und hohes Schuhwerk tragen. Ein enger Gürtel beziehungsweise ein Mieder öffnet den Krampfadern Tür und Tor. Und viele Menschen atmen einfach falsch. Durch die richtige Atemtechnik könnten sie die Venen schonen.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Die Pressatmung: Belastungsprobe für die Venen Mit der richtigen Atmung bringt man gewissermaßen einen Saugmotor in Gang, der den Rücktransport des Blutes zum Herzen unterstützt. Das Gegenteil ist bei der Pressatmung der Fall. Wenn man zum Beispiel beim Stuhlgang pressen muss, erzeugt man Krampfadern wie bei keiner anderen körperlichen Belastung. Dieser Druck ist sehr ungesund. Deshalb sollte man auch beim Sport, zum Beispiel im Fitness-Studio, nie pressen, weil dadurch die Venen "ausgesackt“ werden. Warum sind Frauen häufiger betroffen als Männer? Die Höhe der Östrogene und der Gestagene ist entscheidend für die Neigung der Frau, Krampfadern zu bilden. Auch die Schwangerschaft ist ein extremer Risikofaktor für eine Krampfaderbildung. Während der Schwangerschaft sorgen die Hormone für eine Gefäßweitstellung. Außerdem nimmt das Blut um 20 bis 25 Prozent zu. Die Venen müssen diese größere Blutmenge aufnehmen und dehnen sich aus. Sie leiern gewissermaßen aus. Zudem drückt der heranwachsende Fötus im Uterus auf die Beckenvenen und die Bauchvene, und führt so zu einem Rückstau. All das hat zur Folge, dass während der Schwangerschaft häufig Krampfadern entstehen oder sich verschlimmern. Die Angst fliegt mit: Thrombosegefahr auf Flugreisen Prof. Diehm hält dieses Thema für massiv überschätzt. Aber es gibt ein paar Patienten, die bei längeren Flugreisen und auch im Auto und auf Bahnfahrten gefährdet sind. „Die Flugzeit spielt eine wichtige Rolle. Es gibt extrem selten Thrombosen bei einer Flugzeit von unter vier Stunden. Wenn aber jemand an die amerikanische Westküste fliegt, dann liegt eine klare Gefährdung vor. Das Risiko ist besonders groß, wenn ein Patient bereits ein ausgeprägtes Krampfaderleiden hat, oder wenn er bereits eine Thrombose durchgemacht hat.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga
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Gefährdete Flugpassagiere Auch wenn Frauen Hormone zur Empfängnisverhütung oder während der Wechseljahre einnehmen, sind sie gefährdet. Ein weiteres Gefahrenpotenzial liegt vor, wenn jemand seine Arme oder Beine nicht bewegen kann, weil sie beispielsweise eingegipst sind. Und wenn Menschen eine angeborene gesteigerte Gerinnungsneigung haben, ist das Thromboserisiko beim Fliegen massiv erhöht. Diese Veranlagung kann man nur über eine Blutuntersuchung feststellen. Eine letzte Gruppe, die extrem gefährdet ist, ist die der Tumorpatienten. Tipp: Vor und während eines Fluges • All diese Patienten müssen schon vor einer Flugreise dringend mit ihrem Arzt Rücksprache halten. Am Münchner Flughafen kann man sich auch noch eine Stunde vor dem Flug untersuchen und eine Heparin-Spritze geben lassen. Prof. Diehm: "Das halte ich für etwas übertrieben, denn das kann jeder Hausarzt auch.“ • Wenn ein hohes Risiko vorliegt, empfehlen sich für den Flug Kompressionsstrümpfe, das sind stärker komprimierende Strümpfe als Stützstrümpfe. • Die Patienten sollten sich einen Gangplatz buchen. • Während des Fluges extrem viel trinken. Alkohol wirkt sich negativ aus, denn er macht die Venen weit und steigert die Thrombose-Gefährdung. Schlafmittel wirken genauso negativ. • Am besten ist es, jede halbe Stunde von seinem Platz aufzustehen und herumzulaufen, beziehungsweise auch im Sitzen etwas Fußgymnastik zu machen. Die häufigsten Venenleiden - Krampfadern, Besenreiser und Co. Lange Zeit galten Besenreiser und Krampfadern nur als Schönheitsmakel. Inzwischen weiß man, dass sie durchaus auch gefährlich werden können. Wenn sich die Adern sichtbar unter der Haut abzeichnen, drohen Venenentzündungen und Thrombosen. Im schlimmsten Fall endet eine ursprünglich harmlos aussehende Krampfader in einer Lungenembolie und mit dem Tod. Die ersten Anzeichen von Venenerkrankungen • Die Patienten klagen oft über schwere Beine. Man kann bei Ausstellungen oder Führungen beobachten, dass sich diese Menschen an Mauern anlehnen oder sich hinsetzen wollen, weil es sehr unangenehm werden kann, wenn die Beine schwer werden und das Blut dort versackt. • Auch Veränderungen der Haut können auf ein Venenleiden hinweisen. Durch die Blutstauungen kann sogar ein Ekzem entstehen, aus dem sich Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258
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im Extremfall ein offenes Bein entwickeln kann. Das offene Bein ist eine Riesengefahr für Venenpatienten. In Deutschland leiden über 800.000 Menschen an einem offenen Bein in Folge von venösen Erkrankungen. Venen können sich auch entzünden. Und ein großer Risikofaktor hierfür sind wiederum die Krampfadern. Denn wenn der Druck in diesen Adern zunimmt, entsteht eine Venenentzündung.
Besenreiser ein rein ästhetisches Problem? Wissenschaftlich genau genommen ist es heutzutage noch nicht gesichert, ob die Besenreiser - diese fein verästelten roten oder blauen Äderchen - mit den Krampfadern etwas zu tun haben. Darüber wird immer noch geforscht. Aber Tatsache ist, dass Besenreiser keine Lappalien sind und nicht nur eine Befindlichkeitsstörung darstellen. Sie können - vor allem bei Frauen zum Zeitpunkt der Menstruation - massive, brennende Beschwerden auslösen und müssen dann behandelt werden. Man kann sie mit ganz feinen Nadeln durch eine Punktion veröden. „Eine Laserbehandlung für Besenreiser - wie sie manchmal angeboten wird - ist nicht zu empfehlen. Es gibt noch keinen Laser, der diese roten und blauen Äderchen komplett zum Verschwinden bringen kann. Bei solchen Versprechungen muss man vorsichtig sein.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Mehr „krumm“ als „Krampf“ Der Begriff "Krampfadern“ ist eigentlich falsch und damit irreführend. Das Wort "Krampf“ hat in diesem Fall mit Krämpfen nichts zu tun, auch wenn bei Venenerkrankungen durchaus Krämpfe auftreten können. Es liegt einfach ein Übersetzungsfehler vor. Im Mittelhochdeutschen hatte man Krampfadern ursprünglich als "Krummadern“ bezeichnet - mit der Zeit hat sich daraus der Begriff "Krampfadern“ entwickelt. Krampfader ist nicht gleich Krampfader: Formen… Die Medizin unterscheidet zwischen primären und sekundären Leiden: • Ein primäres Leiden tritt auf, wenn der Arzt keine objektive medizinische Ursache für die Krampfadern findet. Das ist in 70 Prozent der Fälle der Fall. • Von einem sekundären Leiden spricht man, wenn vor allem im gehobenen Alter andere Erkrankungen zu Krampfadern führen, zum Beispiel wenn eine tiefe Beinvenen-Thrombose vorliegt. Dann steigt der Druck im tiefen Venensystem so an, dass auch das oberflächliche Venensystem unter Druck gerät und es zu einer Ausbeulung der Venen kommt.
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… und Gefahren • Zu einem Problem werden Krampfadern, wenn sie Beschwerden auslösen, wenn die Betroffenen beispielsweise permanent schwere Beine haben. Dann ist es Zeit, etwas dagegen zu unternehmen. • Krampfadern können auch zu einer oberflächlichen - schmerzhaften Venenentzündung führen. • Außerdem besteht die Gefahr, dass sich eine oberflächliche Venenentzündung in die tieferen Bereiche fortsetzt, und dass kleine Gerinnsel in das tiefe Venensystem hineinwachsen. Dann kann ein solcher Thrombus-Stil abreißen, zur Lunge gelangen und dort eine Embolie auslösen – das ist generell die größte Gefahr bei einer Thrombose. „Wir wissen heute, dass Patienten mit einer tiefen Beinvenen-Thrombose in fast 40 Prozent der Fälle früher oder später eine kleine oder größere Lungenembolie durchmachen. Und daran kann man sterben.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Diagnose – mit Ultraschall Die richtige Therapie fängt mit der richtigen Diagnose an. Technische Neuerungen haben die Diagnose von Venenleiden angenehmer gemacht. „Es gibt extrem viele Ärzte, die mit Venen nicht umgehen können. Man muss sich deshalb wirklich in die Hände eines sogenannten Phlebologen, eines Venenarztes, oder eines Angiologen, eines Gefäßarztes, begeben, damit man einmal richtig diagnostiziert wird. Dazu braucht man die entsprechende Ausbildung und das entsprechende technische Gerät. Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt – und die ist bei den Venen besonders wichtig.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Der Standard in der Diagnose Wenn man beabsichtigt, ein Krampfaderleiden operieren zu lassen, dann hat man früher eine Venendarstellung, eine sogenannte Phlebographie durch das Einspritzen von Röntgenkontrastmittel gemacht. Das ist lästig und kann erhebliche Nebenwirkungen auslösen. „Diese Untersuchungen sind heute nicht mehr erforderlich. Wir können die Phlebographie in etwa 95 Prozent der Fälle durch die harmlose Ultraschalluntersuchung mit farbkodierter Duplex-Sonographie ersetzen. Das tut nicht weh und lässt sich problemlos wiederholen, ohne dass der Patient in irgendeiner Weise belästigt wird. Aber man braucht dafür eine Ausbildung und ein gutes Gerät.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga
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Auch die sogenannte blutige Venendruckmessung, bei der man eine Vene am Fußrücken punktiert und dann den Druck sowohl in Ruhe als auch unter Belastung misst, wird nur noch ganz selten gemacht. Mit Ultraschall kann man heute in den meisten Fällen die Diagnose bereits stellen. Therapie Bei Venenerkrankungen ist es besonders wichtig, dass ein Fachmann hinzugezogen wird. Denn viele der angepriesenen Methoden sind noch nicht ausreichend erprobt und können dem Patienten sogar gefährlich werden. "Kausal kann man Venenerkrankungen nicht heilen, das muss man ganz klar so sagen. Man kann aber die Symptomatik verbessern. Und man kann vor allem die Folgekrankheiten verhindern. Dazu sind allerdings eine gute Kompressionsbehandlung und eine gesunde Lebensweise unerlässlich. Man muss die Risikofaktoren ausschalten und den Lebensstil verändern.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Die Kompression – nach wie vor das A und O der Venentherapie Die Kompression ist nach wie vor die Standardmethode, so lästig sie für viele Patienten ist. Die Patienten bekommen idealerweise frühzeitig einen medizinischen Kompressionsstrumpf der Klasse 2 oder der Klasse 3. „Vielfach wird der Strumpf aber nicht getragen und landet im Nachttisch. Wir gehen leider davon aus, dass maximal 30 bis 40 Prozent der Patienten den verordneten Strumpf tragen. Es kann aber auch sein, dass der Strumpf so geschaffen ist, dass er unangenehme Nebenwirkungen hat. Er kann, wenn er nicht richtig sitzt, Schmerzen und sogar einen Rückstau verursachen. Es ist also ganz wichtig, einen richtigen Strumpf auszuwählen und ihn dann auch konsequent zu tragen.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Wichtig: Im Juli und August, den heißen Monaten, in denen der Kompressionsstrumpf besonders lästig ist, ist er viel wichtiger als im November und Dezember. Welche Rolle spielen Medikamente bei der Behandlung? Medikamente sind keine Wundermittel. Aber es gibt Venenmedikamente, die nachweislich lästige Symptome beseitigen, zum Beispiel die Ödemneigung bremsen. Zu diesen Medikamenten gehören Rosskastanien-Extrakte und gewisse Farbstoffe, die in der Natur vorkommen und die die Venenwände abdichten. Kontrollierte wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass diese Venenmittel funktionieren.
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„Nur man muss wissen, welche Venenmittel man einsetzt. Es gibt hunderte auf dem Markt. Nur wenige davon sind wissenschaftlich geprüft. Bei den Patienten sind auch Salben sehr gefragt. Dabei werden viele gar nicht über die Haut aufgenommen. Aber sie haben oft eine kühlende Wirkung, die dem Patienten gut tut. Die große Gefahr bei dieser „Schmiererei“ besteht darin, dass der Patient eine Allergie entwickelt. Deswegen sollte man dabei vorsichtig sein.“ Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga Chancen und Risiken von Operationen Venenstripping ist das Mittel der Wahl, wenn die Krampfader von der Leiste bis zum Knöchel reicht. Dabei wird der erkrankte Venenteil meist unter örtlicher Betäubung aus dem Körper herausgezogen. Ob der Eingriff notwendig ist, stellt der Phlebologe in der Diagnose fest. Wichtig ist, dass die Operation in den Händen eines erfahrenen Venenchirurgen geschieht. Der Patient sollte sich mit seinem niedergelassenen Phlebologen beraten. Tipp von Prof. Diehm Es gibt neue mikrochirurgische Techniken, die überall in den Zeitungen angeboten werden. Man muss sich vorher erkundigen, ob es ausreichende wissenschaftliche Belege für das Funktionieren dieser Methoden gibt. Bei Durchblutungsstörungen werden extrem viele Außenseitermethoden angeboten, von denen man die Finger lassen sollte. Dazu zählen Sauerstoffoder Ozontherapie. Wenn man unsicher ist, sollte man immer Rücksprache mit dem Hausarzt halten. Lasertherapie In einigen Zentren wird Laserbehandlung als Ersatz für das Venenstripping erprobt. Es ist jedoch noch nicht flächendeckend zu empfehlen. Interessant ist allerdings, dass man auch große Venenstrecken durch das Einführen eines Laserkatheters verkochen kann, ohne dass man die Venen herausreißt. Der Vorteil dabei ist, dass weniger Blutungen entstehen und der Patient schneller wieder fit ist. Nachteile sind allerdings die höheren Kosten. Neuere Verfahren, Radiowellentherapie Neuere Verfahren sind die sogenannten "endoluminale" Operationsmethoden wie bipolare Radiofrequenzinduzierte Thermotherapie und Radiofrequenztherapie. Diese minimal invasiven, schonenden Verfahren, bei denen die behandelten Venen im Körper verbleiben, finden gegenüber dem sehr invasiven Stripping zunehmend Anwendung. Obwohl die neueren endovenösen Verfahren noch keine Langzeitergebnisse nachweisen können, zeichnet sich schon jetzt der Trend einer deutlich geringeren Rezidivrate ab.
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Tipps zur Vorbeugung - Gymnastik, Ernährung und Schuhwerk Zum Telefonieren aufstehen, das Bettende drei Zentimeter höher stellen und sich ballaststoffreich ernähren – drei von vielen Vorschlägen für ein venengerechtes Leben. Denn Venengesundheit fängt bei jedem Einzelnen an. Und ohne persönlichen Einsatz sind schöne, gesunde und schlanke Beine einfach nicht zu haben. Gewicht: Kampf gegen die Pfunde Wichtig ist auch, das Körpergewicht möglichst nahe am Normalgewicht zu halten. Weg mit überflüssigen Pfunden! Zur Thrombose-Prophylaxe gehört auch, mindestens zwei Liter am Tag zu trinken. Der Einfluss der Ernährung Man muss sich so ernähren, dass vor allem keine chronische Verstopfung entsteht, denn diese beeinträchtigt ganz entscheidend den venösen Rückfluss. Eine ballaststoffreiche Ernährung ist empfehlenswert, zum Beispiel die mediterrane Kost mit viel Olivenöl, viel Obst und Gemüse. Nach der bekannten Regel „five a day“ sollte man fünfmal am Tag Obst und Gemüse essen. Nicht Sitzen und Stehen, besser Laufen oder Liegen! Bewegung ist etwas ganz Zentrales: Walking und auch Schwimmen sind für Venenpatienten extrem wichtige Bewegungsmöglichkeiten, weil man durch das Wasser eine zusätzliche Kompression um die Venen hat. Die Wassertemperatur sollte allerdings nicht über 28 Grad liegen. Richtig sitzen Wenn man in der Arbeit viel sitzen muss, sollte man zumindest richtig sitzen: Die Innenseite der Oberschenkel sollte nicht belastet sein. Und ganz wichtig ist, dass man beim Sitzen immer wieder aufsteht. Man kann beispielsweise beim Telefonieren aufstehen und sich auf die Zehenspitzen stellen. Tipps für ein venengerechtes Leben von Prof. Diehm: • Das Fußende des Bettes drei Zentimeter höher stellen, um den Rückfluss zu erleichtern. • Als simple Gymnastikübung für zwischendurch ist der Wechsel zwischen Zehen- und Fersenstand geeignet. Das kann man auch im Büro machen. • Eine gute Übung für den venösen Rückfluss ist auch das „Fahrradfahren“ auf dem Rücken. • Mit dem sogenannten „Venen-Walking“ erreicht man nach einiger Zeit eine ziemlich hohe Geschwindigkeit und verbessert die Funktion der Venenpumpe enorm. Man sollte sich diese Art des Walkings allerdings einmal von einem Krankengymnasten oder Sportlehrer Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258
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zeigen lassen. Wichtig ist es, von der Ferse bis zur Spitze abzurollen. Es ist eine natürliche Sportart, die die Gelenke schont und ideal für das Venensystem geschaffen ist. "Es ist eine Katastrophe, wenn junge Frauen mit Krampfadern mit Stöckelschuhen herumlaufen. Wenn die Ferse hochhackig in einem Schuh steht, wird die Sprunggelenkspumpe komplett ausgeschaltet. Bewegung ist generell nicht hoch genug einzuschätzen: Ideal wäre es, wenn man Aufzüge links liegen lässt, das Auto weiter weg parkt und mit dem Hund spazieren geht, egal ob man nun einen Hund hat oder nicht." Prof. Curt Diehm, Vorstand der Deutschen Gefäßliga
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