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Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Verstopfungen. Aus chronischer Verstopfung können sich weitere Darmstörungen und Darmerkrankungen entwickeln. Um eine geregelte Verdauung zu haben, sind Ballaststoffe von großer Wichtigkeit. Durch die industrielle Fertigung und Bearbeitung der Nahrungsmittel in der westlichen Welt gehen Ballaststoffe zum großen Teil verloren. Deshalb sind Verdauungsstörungen bei normaler Kost so häufig und eine gesunde Ernährung umso wichtiger. Ballaststoffe sind unverdauliche Nahrungsbestandteile pflanzlichen Ursprungs. Sie besitzen eine faserartige Struktur und dienen in erster Linie als Gerüst der pflanzlichen Zellwände. Diese Stoffe tragen durch ihr Volumen zur Anregung der Darmtätigkeit und damit zu einer gesunden Verdauung bei. Bei der Verdauung werden zuerst im Mund die Nahrungsmittel zerkleinert und mit Speichel angefeuchtet. Im Magen wird dann die zerkleinerte Nahrung durch die Magensäure angedaut und durchgemischt. Von dort geht es in den Dünndarm, wo die Nährstoffe in die Blutbahn gelangen. Die unverdaulichen Nahrungsbestandteile - unsere Ballaststoffe - werden durch wellenartiges Zusammenziehen und Ausdehnen (Peristaltik) des Dünndarmes in den Dickdarm weiterbefördert; dort wird durch Entzug von Wasser der Nahrungsbrei eingedickt und gelangt durch weitere Darmbewegungen in den Mastdarm. Dort wird über eine Dehnung des Mastdarms ein Entleerungsreflex ausgelöst: das Startsignal für den Stuhlgang. Warum sind Ballaststoffe so wichtig? Ballaststoffe passieren unverdaut den Darm und binden dabei das Mehrfache an Wasser. Sie sorgen so für einen weichen und leicht auszuscheidenen Stuhl. Das Stuhlvolumen wird größer. Dieses und die schnellere Darmpassage der Nahrung führen dazu, dass schädliche, teilweise krebserzeugende Substanzen, rascher ausgeschieden werden können, noch bevor sie Krankheiten verursachen. Empfohlen wird die tägliche Aufnahme von 30 Gramm Ballaststoffen; tatsächlich nehmen wir nur etwa die Hälfte zu uns. Häufige Darmprobleme und wo Ballaststoffe helfen. • Verstopfung (Obstipation): durch Mangel an Ballaststoffen wird die Peristaltik gebremst, der Darminhalt zu langsam befördert. Durch den vermehrten Wasserentzug kommt es zu hartem und trockenem Stuhl.
• Hämorrhoiden: Als Folge von Verstopfungen kommt es zu starkem Pressen mit Erweiterung der Blutgefäße am After (Anus). Dadurch können Hämorrhoiden entstehen; der harte Stuhl kann sie verletzen, Blutungen können hervorgerufen werden. • Divertikulose (Darmausstülpungen/Divertikel): Gerade ältere Menschen haben häufig Divertikel ohne es zu wissen. Beschwerden treten in der Regel erst dann auf, wenn diese Ausstülpungen sich entzünden. Ballaststoffe beugen hier durch den weichen Stuhlgang vor. Worauf sollten Sie bei der Ernährung achten? Essen Sie täglich faserhaltige Nahrung, das heißt solche mit vielen Ballaststoffen. Diese normalisiert die Verdauung bei Verstopfung, trägt aber auch bei Durchfällen dazu bei, eine allzu schnelle Darmtätigkeit zu normalisieren. Folgende Nahrungsmittel sollten zu Ihrem Speiseplan gehören: • frische Früchte (mit Haut!) • gekochte oder gedünstete Früchte (z.B. Pflaumen) • grünes Blattgemüse (z.B. Spinat, Salat, Sellerie usw.)
• Wurzelgemüse (Rüben, Kartoffeln, usw.) • gekochtes, schlackenhaltiges Gemüse (z.B. Kohl) • Vollkornbrot
Was können Sie zusätzlich für eine gesunde Verdauung tun? • Unterdrücken Sie den Stuhlgang nicht. • Vermeiden Sie Pressen beim Stuhlgang, haben Sie Geduld und versuchen Sie nicht eine Darmentleerung zu erzwingen, weil Sie denken dass es Zeit dazu ist. Der Zeitraum, den die Nahrung benötigt um Magen und Darm zu passieren ist individuell sehr unterschiedlich; er kann zwischen einen Halben und drei Tagen liegen. Das heißt: Nicht jeder muss jeden Tag! • Gönnen Sie Ihrem Körper Bewegung. Spaziergänge, Radfahren, Schwimmen... all das ist auch Training für den Darm. • Vermeiden Sie darmreizende Abführmittel. Bei längerem Gebrauch führen Abführmittel zur Gewöhnung oder gar Abhängigkeit. Der Darm meldet sich nicht mehr von selbst und stellt seine natürliche Funktion nach und nach ein. Er reagiert dann nur noch auf die „Peitsche“ eines drastisch wirkenden Mittels.
Dr. med. Roland Steinmetz und Ihr Praxisteam