Preview only show first 10 pages with watermark. For full document please download

Visite Am 16.08.2016

   EMBED

  • Rating

  • Date

    August 2018
  • Size

    97.4KB
  • Views

    4,903
  • Categories


Share

Transcript

Visite am 16.08.2016 a Unsere Themen: Entzündete Mückenstiche: Was tun? Brustschmerzen durch Speiseröhrenkrämpfe Morbus Osler: Neue Therapie Schwindel: Wie man der Ursache auf die Spur kommt Wie gesund ist Bier? Abenteuer Diagnose: Toter Zahn Entzündete Mückenstiche: Was tun? Mücken gehören zum Sommer wie Sonne, Urlaub und Erdbeereis. Mittlerweile kommen in Deutschland über 50 verschiedene Arten vor. Immer mehr Arten aus südlichen Ländern werden auch hierzulande heimisch. Zuletzt haben Forscher beobachtet, dass die Japanische Buschmücke sich hier angesiedelt hat. Ihre Stiche verursachen öfter schwere Reaktionen. Zwar werden Mückenstiche in Deutschland generell als ungefährlich eingestuft, dennoch sind sie äußerst lästig, da sie einen starken Juckreiz mit sich bringen. Mit dem Stich der Mücke gelangt ein örtlich betäubendes und blutgerinnungshemmendes Sekret in die Stichwunde. Dadurch wird der Botenstoff Histamin freigesetzt, der für die Quaddelbildung und den lästigen Juckreiz verantwortlich ist . Allerdings können sie auch allergische Reaktion hervorrufen oder zu Entzündungen führen. In der Regel handelt es sich dabei um lokale Entzündungsrektionen, die mit einer Schwellung und Rötung der Einstichstellen einhergehen. Entzündungen an der Einstichstelle werden in den meisten Fällen durch Kratzen verursacht. Dadurch gelangen Bakterien, in der Regel Streptokokken, die die menschliche Haut besiedeln, in die Einstichstelle. Mittlerweile wird allerdings auch davon ausgegangen, dass die Bakterien auch von den Mücken selbst übertragen werden können. Insbesondere in ländlichen Gebieten, in denen Mücken Kontakt mit tierischen Ausscheidungen haben, kann das Risiko für eine Übertragung der Keime auf den Menschen erhöht sein. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass sich die Speichelzusammensetzung der Mücken ändert, sodass die Gestochenen phasenweise stärker darauf reagieren. Immer häufiger werden allerdings auch schwere Reaktionen beobachtet, die dazu führen, dass die Betroffenen im Krankenhaus behandelt werden müssen. Denn wenn Streptokokken in den menschlichen Körper gelangen, vermehren sie sich in den Lymphbahnen und können dann ein sogenanntes Lymphödem verursachen. Gelangen die Keime in den Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung (Sepsis). Wird sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen und sogar zum Tod führen. Bei einer drohenden Blutvergiftung reicht eine Therapie mit Antibiotika-Tabletten nicht mehr aus, sodass die Antibiotika intravenös verabreicht werden müssen. Um solche Komplikationen zu vermeiden, gilt es grundsätzlich, die Mückenstiche nicht aufzukratzen. Kühlung mit kalten, feuchten Lappen, Coolpacks oder kühlenden Gels aus Visite am 16.08.2016 a der Apotheke lindern den lästigen Juckreiz. Präparate mit lokal wirksamen Antihistaminika oder äußerlich anzuwendende kortisonhaltige Salben sind ebenfalls gut wirksam. Kommt es allerdings zu starken, sich großflächig ausbreitenden Schwellungen, Eiterbildung oder gar Allgemeinsymptomen wie Fieber, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Den effektivsten Schutz vor lästigen Insektenstichen bieten langärmelige Kleidung, Insektengitter sowie Mückenschutzmittel zum Auftragen auf die Haut. Diese Mittel sorgen dafür, dass Mücken den Geruch des Menschen nicht mehr wahrnehmen. Interviewpartner im Beitrag: Joachim Kurzbach, Facharzt für Innere Medizin Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin & hausärztliche Versorgung Dr. Vogt & Kurzbach Rahlstedter Bahnhofstraße 25, 22143 Hamburg Tel. (040) 677 32 29, Fax (040) 677 27 26 Internet: www.praxis-rahlstedt.de Dr. Andreas Kleinheinz Chefarzt der Klinik für Dermatologie Ärztlicher Direktor, Elbeklinikum Buxtehude GmbH Am Krankenhaus 1, 21614 Buxtehude Tel. (04161) 703 6202 E-Mail: [email protected] Brustschmerzen durch Speiseröhrenkrämpfe Beim normalen Schlucken wird in der Speiseröhre eine peristaltische Welle ausgelöst, die die aufgenommene Nahrung in Richtung Magen transportiert und zu einer reflektorischen Erschlaffung und Öffnung des unteren Speiseröhrenschließmuskels führt. Dieser verschließt außerhalb des Schluckakts die Öffnung der Speiseröhre in den Magen und verhindert damit das Zurückfließen von Magensäure und Speisebrei. Bei der sogenannten Achalasie handelt es sich um eine sehr seltene Nahrungspassagestörung der Speiseröhre. Dabei ist der Schluckakt gestört, weil die Speiseröhre nicht ausreichend beweglich ist und der untere Speiseröhrenschließmuskel nicht erschlafft. Somit kann der Inhalt der Speiseröhre nicht in den Magen entleert werden, sodass es zu einem Aufstau von Nahrungsbrei in der Speiseröhre kommt. Dies verursacht die für die Achalasie typischen Schluckbeschwerden und Schmerzen. Erst wenn der durch die sich aufstauende Nahrung aufgebaute Druck in der Speiseröhre den Druck des unteren Speiseröhrenschließmuskels übersteigt, kann sich der Nahrungsbrei in den Magen entleeren. Beim normalen Schlucken beträgt der Druck in der Speiseröhre maximal etwa 180 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). Bei der Achalasie kann sich ein Druck bis zu 600 mmHg aufbauen. Die Erkrankung verläuft in drei Stadien: Im ersten Stadium ist die Speiseröhre noch funktionsfähig und versucht, gegen den zu hohen Druck im Mageneingang „anzupumpen“. Im zweiten Stadium wird die Muskulatur der Speiseröhre bereits schwächer, da sich die Speiseröhre zunehmend ausweitet. Im Endstadium der Erkrankung ist die Speiseröhre schließlich funktionslos und unbeweglich. Visite am 16.08.2016 a Mit der fortschreitenden Funktionsstörung nehmen typischerweise auch die dadurch verursachten Beschwerden zu. In der Regel sind Schluckstörungen das führende Symptom. Es können allerdings auch wiederkehrende Krämpfe im Brustkorb auftreten. Da häufig zunächst nur Brustkrämpfe auftreten, werden die Symptome nicht selten als Beschwerden einer Herzerkrankung missgedeutet. Die teilweise erheblichen Schluckstörungen führen bei fast allen Betroffenen im Laufe der Erkrankung zu einem zunehmenden Gewichtsverlust. Wenn der Speisebrei in der Speiseröhre stecken bleibt, kommt es zu Erbrechen oder einem passivem Hochlaufen des Speisebreis in die Speiseröhre. Insbesondere bei nächtlich auftretendem Reflux kann dies zu einem "Verschlucken" von Speiseresten und Magensäure in die Luftröhre kommen. Lungenentzündungen, sogenannte Aspirationspneumonien, können die Folge sein. Die Ursachen der Achalasie sind bislang nicht eindeutig geklärt. Es werden sowohl autoimmune als auch genetische Komponenten diskutiert. Verantwortlich für die Funktionsstörung ist eine Degeneration der Nervenzellen, die die Muskulatur der Speiseröhre versorgen. Der Verlauf der Achalasie ist unterschiedlich: Bei einigen Betroffenen nehmen die Beschwerden sehr schnell zu, bei anderen nur schleichend. Ohne Behandlung verschlechtert sich die Situation bei allen Erkrankten im Laufe der Zeit. Die Diagnose der Achalasie lässt sich gut durch eine Druckmessung in der Speiseröhre erbringen: Bei der sogenannten Manometrie kann die unzureichende Öffnung des unteren Speiseröhrenschließmuskels in der Kombination mit der gestörten Pumpfunktion der Speiseröhre oberhalb des Schließmuskels festgestellt werden. In fortgeschrittenen Phasen der Erkrankung zeigt auch die Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel das typische Bild einer Sektglas-Speiseröhre. In Frühstadien ist diese Untersuchung aufgrund des uncharakteristischen Befunds häufig nicht richtungsweisend, eine Druckmessung zeigt dann aber bereits das typische Bild der Achalasie. Generell zählt eine klassische Magenspiegelung zur Routinediagnostik, um andere Ursachen der Schluckstörungen auszuschließen. Die Achalasie ist bis heute nicht heilbar. Allerdings gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die eine normale Nahrungsaufnahme ermöglichen und ein Linderung der Beschwerden erreichen. Die Auswahl des Therapieansatzes richtet sich nach den individuelle Voraussetzungen des einzelnen Patienten sowie dem Zustand der Speiseröhre. Im Rahmen des medikamentösen Therapieansatzes kommen Präparate zum Einsatz, die die Spannung der Muskulatur in der Speiseröhre herabsetzen können. Diese Präparate werden routinemäßig zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herzkranzgefäßverengungen eingesetzt und sind aus diesem Grund nicht frei von Nebenwirkungen. Dazu zählen vor allem sogenannte Kalzium-Antagonisten und Nitrate. Beide Präparate wirken blutdrucksenkend. Dies kann bei Patienten mit niedrigem Blutdruck zu Kreislaufbeschwerden führen. Insgesamt ist der Einfluss der Medikamente auf die Symptome gering und der Erfolg der Therapie eher mäßig. Aus diesem Grund kommt sie allenfalls in den Anfangsstadien der Achalasie zum Einsatz. Mittlerweile ist die sogenannte Ballondilatation das Therapieverfahren der Wahl. Im Visite am 16.08.2016 a Rahmen einer Magenspiegelung wird dabei der verengte Mageneingang durch einen über das Endoskop eingeführten Luftballon erweitert. Die größte Gefahr dieser Methode liegt in einer sogenannten Perforation, das bedeutet ein Einriss der Speiseröhre mit der Gefahr einer Entzündung im Brustkorb. Zudem ist nicht selten innerhalb von fünf Jahren eine erneute Dilatation notwendig. Die Botulinustoxin-Injektion ist ebenfalls ein etabliertes Therapieverfahren, das auch im Rahmen einer Magenspiegelung durchgeführt wird. Die Erfolge sind in der Regel allerdings von kurzer Dauer. Hierbei wird Botox in den unteren Speiseröhrenschließmuskel gespritzt. Botox ist ein Nervengift und lässt den Muskel erschlaffen. Seit der Möglichkeit der Magenspiegelungen sind operative Therapieverfahren zunehmend in den Hintergrund getreten. Die Verfahren sind technisch anspruchsvoll und gehören in die Hand von erfahrenen Magen- und Speiseröhrenoperateuren. Interviewpartnerin im Beitrag und Studio: Priv.-Doz. Dr. Jutta Keller Leiterin der Funktionsdiagnostik Medizinische Klinik Israelitisches Krankenhaus in Hamburg Orchideenstieg 14, 22297 Hamburg Tel. (040) 51125 0 E-Mail: [email protected] Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Carsten Zornig Stellvertretender Ärztlicher Direktor und Direktor der Chirurgischen Klinik Israelitisches Krankenhaus Hamburg Orchideenstieg 14, 22297 Hamburg Tel. (040) 51125 5101, Fax. (040) 51125 5102 E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: www.achalasie.de Morbus Osler: Neue Therapie In Deutschland leiden rund 35.000 Menschen an der Erbkrankheit Morbus Osler. Die Erkrankung ist gekennzeichnet durch krankhafte Erweiterungen von Blutgefäßen. Diese sogenannten Teleangiektasien können prinzipiell überall am Körper auftreten, finden sich jedoch vor allem in der Nase, im Gesicht und den Schleimhäuten des Magen-Darm-Traktes. Da die Gefäßerweiterungen sehr verletzlich sind, kann es leicht zu Einrissen und damit zu Blutungen kommen. Häufiges, unstillbares Nasenbluten ist das typische Leitsymptom der Erkrankung. Das Nasenbluten kann so starke Ausmaße annehmen, dass es zu einer ausgeprägten Blutarmut (Anämie) kommen kann, die Bluttransfusionen erforderlich macht. Vorbeugend können Nasensalben verwendet werden, im Blutungsfall kann eine Nasentamponade Visite am 16.08.2016 a helfen. Die Gefäßerweiterungen können im Rahmen von Laserbehandlung verödet werden. Eine Heilung auf Dauer ist bislang noch nicht möglich. Auch im Magen-Darm-Trakt können die Gefäßerweiterungen Ursache für häufig wiederkehrende Blutungen sein. Zur Abklärung kann eine Magen-Darm-Spiegelung durchgeführt werden. Gefäßerweiterungen können dabei mithilfe von Laseranwendungen, Unterspritzungen oder elektrischer Verödung behandelt werden. Größere Gefäßerweiterungen in anderen Organen wie Lunge, Leber und Gehirn bleiben oft lange unbemerkt und werden durch plötzliche Blutungen oder Organversagen lebensbedrohlich. Gefäßkurzschlüsse, sogenannte Shunts, in der Leber können zu einer Überlastung des Herzens führen. Betroffene bemerken zunächst in den meisten Fällen Abgeschlagenheit und mangelnde körperlicher Belastbarkeit. Als therapeutischer Ansatz steht zunächst die medikamentöse Verbesserung der Herzfunktion im Vordergrund. Im weiteren Verlauf kann in einigen Fällen eine Lebertransplantation notwendig sein. Die ersten Anzeichen der Erkrankung zeigen sich meist in der Pubertät mit Nasenbluten. Die Diagnose wird vor allem klinisch gestellt, genetische Untersuchungen sind möglich. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens drei mutierte Gene das Krankheitsbild verursachen können. Zwei davon sind mittlerweile bekannt. Seit dem Jahr 2008 steht mit dem Antikörper Bevacizumab ein Wirkstoff zur Behandlung des Morbus Osler zur Verfügung - dies wurde zufällig entdeckt. Das Medikament ist eigentlich zur Behandlung von Darmkrebs, Brustkrebs und einigen Lungenkrebsarten zugelassen. Seine Wirkung beruht auf der Unterdrückung von Gefäßneubildung, die für die Versorgung und das Wachstum des Tumorgewebes notwendig ist. Da nicht nur die Bildung von Tumorgefäßen, sondern auch andere Gefäßsprossungen gehemmt werden, wird das Medikament auch bei der Augenerkrankung Makuladegeneration eingesetzt. Für Morbus Osler speziell ist der Wirkstoff nicht zugelassen. Die Behandlung erfolgt als sogenannter Off-Label-Use. Bevacizumab wird gut vertragen, und die eher seltenen Nebenwirkungen wie Neigung zu hohem Blutdruck und Übelkeit sind gut zu behandeln. Das Medikament wird intravenös verabreicht - in der Regel sechsmal im Abstand von zwei Wochen. Die Wirkung hält durchschnittlich etwa 9 bis 18 Monate an. Bei 70 Prozent der behandelten Patienten können die Beschwerden deutlich gelindert werden. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Ajay Chavan Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie Klinikum Oldenburg gGmbH Rahel-Straus-Str. 10, 26133 Oldenburg Tel. (0441) 403 2521 Internet: www.klinikum-oldenburg.de/de/patienten/institut_fuer_radiologie E-Mail: [email protected] Weitere Informationen: Morbus Osler Selbsthilfe e. V. Internet: www.morbus-osler.de Visite am 16.08.2016 a Schwindel: Wie man der Ursache auf die Spur kommt Schwindel ist ein häufiges Phänomen. Er ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Symptom, das verschiedenste Ursachen haben kann. Bei Schwindel handelt es sich um eine Scheinbewegung: Es entsteht das Gefühl, dass sich die Umgebung beziehungsweise der eigene Körper dreht oder der Boden schwankt. Tatsächlich beruhen diese Bewegungen aber auf einer gestörten Wahrnehmung der Umgebung. Das für das Gleichgewicht zuständige Organ befindet sich im Innenohr. Es besteht unter anderem aus drei flüssigkeitsgefüllten Bogengängen, die um 90 Grad versetzt zueinander stehen und in denen sich spezielle Sinneszellen befinden. Bei jeder Bewegung werden diese aktiviert und liefern Informationen an das Gehirn. Im Gehirn findet ein Abgleich mit Informationen der Augen, der Stellung von Gelenken und der Muskulatur statt. Das Gehirn berechnet daraus die Position des Körpers im Raum. Passen diese Informationen nicht zueinander, entsteht Schwindel. Die häufigste Schwindelform ist der Lagerungsschwindel. Etwa 10 bis 20 Prozent aller Menschen haben mindestens einmal in ihrem Leben eine solche Schwindelattacke. Der Lagerungsschwindel entsteht meistens im hinteren Bogengang eines Gleichgewichtsorgans. Dorthin verirren sich Kalziumkristalle - sogenannte Otolithen. Beim Aufrichten vom Liegen ins Sitzen oder Stehen bewegen sich die Kristalle mit der Schwerkraft in der Flüssigkeit des Bogengangs und reizen die Sinneshärchen, sodass Drehschwindelattacken ausgelöst werden. In den meisten Fällen bildet sich der Lagerungsschwindel rasch von selbst zurück. Ist das nicht der Fall, können Körper- und Kopflagerungsübungen helfen, die Otolithen aus den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans zu entfernen. Etwa 70 Prozent der Patienten sind danach beschwerdefrei. Wie lassen sich die Ursachen für Schwindel aufdecken und die Beschwerden gezielt behandeln? Ihre Fragen dazu beantwortet Dr. Björn Machner nach der Sendung im Visite Expertenchat. mehr Prinzipiell werden zwei weitere Arten von Schwindel unterschieden: Der sogenannte zentrale Schwindel wird durch Störungen im Gehirn selbst verursacht - also zum Beispiel als Folge von Durchblutungsstörungen im Rahmen eines Schlaganfalls oder durch Tumoren. Ein peripherer Schwindel liegt vor, wenn das Gleichgewichtsorgan (wie beim Lagerungsschwindel) oder der Gleichgewichtsnerv geschädigt ist. Dabei muss unterschieden werden, ob nur ein Gleichgewichtsorgan geschädigt ist oder beide. Ein beidseitiger Ausfall der Gleichgewichtsorgane kann zum Beispiel durch Nebenwirkungen von Medikamenten - dem Antibiotikum Gentamycin - oder durch eine Hirnhautentzündung ausgelöst werden. Die typischen Symptome sind dann Schwindelattacken und Bilderwackeln, die vor allem bei körperlicher Bewegung auftreten. Visite am 16.08.2016 a Ein weiterer Grund für einen beidseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans kann der Morbus Menière sein. Diese Erkrankung des Innenohrs beeinträchtigt die Funktion des Gleichgewichtsorgans erheblich. Schwindel und Übelkeit treten sehr plötzlich und oft in Verbindung mit Schwerhörigkeit, Ohrgeräuschen und Druck auf den Ohren auf. Ein einseitiger Ausfall eines Gleichgewichtsorgans ist in der Regel die Folge einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs. In den meisten Fällen werden diese Entzündungen durch Herpesviren verursacht. Auch bei dieser sogenannten Neuritis vestibularis tritt die Schwindelsymptomatik plötzlich auf. Der Schwindel kann sowohl als Dreh- als auch als Kippschwindel empfunden werden. Er ist in jedem Fall stark ausgeprägt und geht oft mit Übelkeit und Erbrechen einher. Die Betroffenen neigen zu Stürzen. Zudem haben sie sichtbare Augenbewegungsstörungen, Nystagmus genannt. Typischerweise nehmen die Beschwerden in den ersten Stunden rasch zu, bleiben einige Tage und bilden sich schließlich innerhalb von Tagen bis Wochen zurück. Die Besserung ist darauf zurückzuführen, dass das Gehirn lernt, den Ausfall eines Gleichgewichtsorgans zu kompensieren. Schwindelbeschwerden können auch als Folge ganz anderer Erkrankungen auftreten. Im Rahmen einer schlecht eingestellten Zuckerkrankheit kann es zur Polyneuropathie kommen. Bei dieser Erkrankung werden die peripheren Nerven zunehmend geschädigt und gehen zugrunde. Schließlich ist die Verbindung zwischen dem betroffenen Körperteil also zum Beispiel den Füßen und Beinen - und dem Gehirn so gestört, dass es zu spürbaren Funktionsstörungen kommt. Handelt es sich bei den geschädigten Nerven um motorische Nerven, so beeinträchtigt dies die Beweglichkeit der entsprechenden Muskelpartien. Handelt es sich um sensible Nerven, kommt es zu Missempfindungen, Taubheitsgefühlen und Gleichgewichtsstörungen. Die Diagnosemöglichkeiten von Schwindel sind so vielfältig wie die möglichen Ursachen der Beschwerden. Eine ideale Betreuung bieten Schwindelambulanzen. Ganz wichtig ist die genaue Beschreibung des Schwindelgefühls, denn sie kann bereits wichtige Auskunft über die mögliche Ursache geben. Im Rahmen der bildgebenden Diagnostik stehen mit der Computertomografie und der Magnetresonanztomografie zwei sehr zuverlässige Methoden zur Verfügung, um nötigenfalls strukturelle Veränderung als Ursache der Beschwerden zu erkennen oder auszuschließen. Interviewpartner im Studio: Priv.-Doz. Dr. Björn Machner, Facharzt für Neurologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Klinik für Neurologie Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Tel. (0451) 500 29 28 E-Mail: [email protected] Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Christoph Helmchen Ärztlicher Leiter der Schwindelambulanz Lübeck Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Klinik für Neurologie Visite am 16.08.2016 a Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Tel. (0451) 500 2928 E-Mail: [email protected] Wie gesund ist Bier? Bier ist das meistkonsumierte alkoholische Getränk der Deutschen: Im Jahr 2014 lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 107 Litern - nur die Tschechen trinken mehr. Während im Norden Deutschlands herbe Biere bevorzugt werden, trinkt man im Süden lieber Helles oder Weizen und im Rheinland am liebsten Kölsch und Alt. Nach dem Reinheitsgebot von 1516 besteht Bier auch heute noch ausschließlich aus den vier Grundzutaten Wasser, Hopfen, Malz und Hefe. Kaum einem Getränk werden so viele positive Eigenschaften zugesprochen wie dem Bier. So soll es zum einen Nierensteinen, Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen. Zum anderen soll es beruhigend wirken und das Einschlafen erleichtern. Es soll revitalisieren und akute Erschöpfungszustände kurieren, den Haarwuchs fördern und bei sexueller Unlust helfen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die Schäden und Risiken des Alkohols den positiven Nutzen der Wirksubstanzen im Bier überwiegen - und zwar auch bei einem geringen Konsum. Neben Alkohol und Kohlenhydraten enthält Bier Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine aus der Gerste sowie ätherische Öle aus dem Hopfen. Hopfen gehört zu den Hanfgewächsen. Es enthält wertvolle Bitterstoffe sowie ätherische Öle, die dem Bier die typische Würze verleihen und bei Appetitlosigkeit, Magenschwäche und Unruhezuständen helfen. Hopfen wirkt beruhigend, aber stoffwechselanregend. Und er enthält entzündungshemmende Flavonoide. Auch das Polyphenol Xanthohumol gilt als antioxidativ und kommt in keiner anderen Pflanze vor. Diese positiven Wirkungen beziehen sich allerdings auf Hopfenextrakt. Tatsächlich ist die Menge an Hopfen im Bier zu gering, um wirksam zu sein. Das Malz im Bier liefert viele B-Vitamine. Insbesondere die für den Stoffwechsel wichtigen Vitamine B2 (Riboflavin), B6 (Pyridoxin), Panthenolsäure sowie Niacin kommen in größerer Menge vor. Als Mineralstoff im Bier ist die Phosphorsäure wichtig, ein Bestandteil von Zellbausteinen. Bier enthält auch Kalium und Magnesium, allerdings sind die Konzentrationen zu gering, um sich positiv auf den Elektrolythaushalt im Blut auszuwirken. Durch seinen geringen Natriumgehalt wirkt Bier sich aber positiv auf den Blutdruck aus. Es hat zudem eine harntreibende Wirkung. Den gleichen Effekt haben allerdings auch Wasser und Tee. Und obwohl Bier praktisch fett- und gänzlich cholesterinfrei ist, ist es ein Kalorienlieferant: 100 Milliliter liefern durchschnittlich etwa 43 Kilokalorien - Weißbier etwa 38 Kilokalorien (im Vergleich, je 100 Milliliter: Apfelsaft: 46 Kilokalorien, Cola: 38 Kilokalorien, fettarme Milch: 48 Kilokalorien). Studien belegen zwar, dass mäßiger Biergenuss das Körpergewicht theoretisch vermindern kann. In der Praxis führt der regelmäßige Konsum von Bier dennoch häufig zu einer Gewichtszunahme, dem sogenannten Bierbauch. Bier verstärkt mehr als andere alkoholische Getränke das Hungergefühl, vor allem da die Bitterstoffe im Visite am 16.08.2016 a Hopfen eine appetitanregende Wirkung haben. Zudem stoppt der Alkohol im Bier die Fettverbrennung. Und auch im Hinblick auf die mutmaßliche Verbesserung der Schlafqualität schneidet das Bier schlechter ab als gedacht. Insbesondere die Durchschlafqualität wird durch den Alkoholgehalt deutlich beeinträchtigt. Immerhin ist alkoholfreies Bier im Freizeitsportbereich eine gute Alternative zu klassischen Sportgetränken, da es viel Flüssigkeit und eben auch Mineralien und Elektrolyte liefert. Interviewpartner im Beitrag: Oliver Wesseloh, Dipl.-Ing. für Brauwesen, Weltmeister der Sommeliers für Bier Kehrwieder Kreativbrauerei Internet: www.kreativbrauerei.de E-Mail: [email protected] Niels Schulz-Ruhtenberg,Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungs- und Sportmedizin Am Kaiserkai 46, Hamburg Tel. (040) 64 66 17 60 Internet: www.aerzteamkaiserkai.de, www.ernaehrungsmediziner.de E-Mail: [email protected] Jörg Klose Paulaners Bremen Schlachte 30, 28195 Bremen Internet: www.paulaners.de E-Mail: [email protected] Abenteuer Diagnose: Toter Zahn Ein plötzlicher Schmerz, ein Stechen im rechten Auge reißt Heidi S. aus dem Schlaf. Und dann lässt auch noch die Sehkraft nach - plötzlich hat sie nur noch ein Drittel ihrer vorher normalen Sehstärke. Sie kann nur noch schemenhaft sehen. Für Heidi S. ist das besonders bedrohlich. Denn seit ihrer Kindheit hat sie auf dem linken Auge nur eine Restsehkraft von zehn bis 20 Prozent. In der Uniklinik wird eine Entzündung des Sehnervs als Ursache der Beschwerden diagnostiziert. Bei sonst gesunden jungen Menschen kann das ein erster Hinweis auf eine Multiple Sklerose sein. Die Verdachtsdiagnose ist ein Schock für Heidi S. und ihren Ehemann. Sie erhält hochdosiertes Kortison. Es soll den Entzündungsprozess stoppen. Es ist wichtig, die Entzündung schnell in den Griff zu bekommen, damit sich der Sehnerv möglichst vollständig erholen kann. Um mögliche andere Ursachen der Entzündung auszuschließen, wird das Blut von Heidi S. auf eine Infektion mit Herpes, Borreliose und Lues untersucht. Doch im Labor finden sich weder Hinweise auf eine bakterielle oder virale Entzündung noch auf ein autoimmunes Geschehen wie zum Beispiel eine Multiple Sklerose. Immerhin schlägt die Kortisontherapie Visite am 16.08.2016 a an, und die Sehkraft verbessert sich innerhalb von Tagen wieder auf 60 Prozent. Heidi S. kann von Tag zu Tag besser sehen, sie wird aus dem Krankenhaus entlassen. Einmal in der Woche geht sie nun zu ihrem Augenarzt. Zunächst verbessert sich ihre Sehkraft weiter. Doch dann, plötzlich, verschlechtert sich das Sehvermögen wieder deutlich. Egal was der Augenarzt versucht - er kann die fortschreitende Erblindung nicht stoppen. Deshalb schickt er Heidi S. schließlich zu einem Neurologen. Der führt sowohl eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes als auch eine Untersuchung des Hirnwassers durch. In der MRT will er schauen, ob auch andere Nervenbahnen betroffen sind. Im Hirnwasser sucht er nach typischen Veränderungen, die im Rahmen bakterieller, viraler oder autoimmuner Entzündungsreaktionen auftreten. Beide Untersuchungen sind absolut unauffällig. Während die Visusverschlechterung weiter voranschreitet, haben die Ärzte immer noch keine Erklärung für die Entzündung am Sehnerv. Und auch eine erneute Kortisontherapie schlägt nicht an. Das Sehvermögen nimmt weiter ab. Wie der Zufall es will, wird Heidi S. bei ihrem nächsten Augenarzttermin von einem anderen Arzt untersucht. Und der hat eine ungewöhnliche Idee: die des "Augenzahns". Er schickt Heidi S. zum Zahnarzt. Von der Legende des "Augenzahns" hatten Heidi S. und ihr Mann schon gehört - daran geglaubt hatten sie nicht. Der Augenzahn ist der obere Eckzahn. Er ist der längste Zahn im Gebiss. Seine Wurzelspitze reicht fast bis zur knöchernen Augenhöhle. Entzündungen im Bereich der Wurzelspitze können so auf den nahegelegenen Sehnerv übergreifen. Die Folge sind Schwellungen, Rötungen und starke Druckschmerzen dicht unter dem Auge. Umgangssprachlich ist so der Name "Augenzahn" entstanden. Tatsächlich wird der Zahnarzt fündig. Eine Röntgenaufnahme vom Oberkiefer zeigt die Entzündung. Da der Zahn bereits wurzelbehandelt ist, ist die Entzündung für Heidi S. nicht schmerzhaft. Rasch wird der Übeltäter gezogen. Und bereits am nächsten Tag bemerkt Heidi S. eine Verbesserung ihrer Sehkraft. Es ist wie ein Wunder: Die Entzündungsherde am Sehnerv verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. med. Sabine Aisenbrey, Fachärztin für Augenheilkunde Direktorin der Universitätsklinik für Augenheilkunde Pius-Hospital Oldenburg Georgstraße 12, 26121 Oldenburg Tel. (0441) 229 1261, Internet: www.pius-hospital.de Richard Bähr, Facharzt für Neurologie, Palliativmedizin Oberarzt der Klinik für Neurologie Ammerland Klinik GmbH Lange Straße 38, 26655 Westerstede Dieter Hagedorn, Facharzt für Augenheilkunde Zentrum Gesundheit Tagesklinik Leer Visite am 16.08.2016 Ledastr./Ecke Ostersteg 1, 26789 Leer Internet: www.zentrumgesundheit.de Dr. med. dent. Dominik Rindermann, Zahnarzt Westerlandstrasse 29, 26847 Detern Tel. (04957) 990316, Fax. (04957) 990342 E-Mail: [email protected] a