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Visite am 30. August 2016 im NDR Fernsehen Themen: Schweinefleisch – Hepatitis-Risiko auf dem Teller Spinalkanalstenose – Gleitwirbel werden oft voreilig operiert Wespenstiche – Gefahr im Spätsommer Gift fürs Gehirn – anticholinerge Medikamente schaden Älteren Dr. Wimmer: Erste Maßnahmen am Unfallort Quark & Co, – Retro-Naturkosmetik Abenteuer Diagnose: Fuchsbandwurm Schweinefleisch – Hepatitis-Risiko auf dem Teller Neue Forschungsergebnisse verderben Liebhabern deftiger Kost einmal mehr den Appetit: Als eine der wichtigsten Ursachen für die Zunahme der Leberentzündung Hepatitis E in Deutschland wurden rohe oder nicht ausreichend durcherhitzte Schweinefleischprodukte entlarvt! Dass deren Verzehr gesundheitliche Gefahren birgt, ist schon lange bekannt, doch das Hepatitis-Risiko wurde bislang unterschätzt, auch weil eine solche Infektion bei Gesunden meist harmlos verläuft. Häufigkeit Die Zahl der gemeldeten Hepatitis E-Fälle ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen: 2013 waren es 458, 2014 schon 670 und im vergangenen Jahr mit 1.246 bereits fast doppelt so viele – und Experten rechnen mit einer sehr hohen Dunkelziffer, da Hepatitis E oft ohne Symptome verläuft und viele Ärzte nicht auf diese Krankheit achten. Eine Studie zeigte, dass 17 Prozent der Deutschen bereits einmal infiziert waren und Antikörper gegen Hepatitis E-Viren (HEV) im Blut haben. Wissenschaftler schätzen, dass sich pro Jahr 300.000 Menschen in Deutschland mit HEV infizieren, meist über Schweinfleischprodukte wie kurzgereifte Rohwürste. Krankheitsverlauf Gelangen HEV mit dem Schweinefleisch in den menschlichen Körper, wandern sie über den Magen in den Darm, dringen in die Blutbahn ein und landen schließlich in der Leber. Bei den meisten Gesunden werden die Viren von der körpereigenen Abwehr vernichtet. Bei immungeschwächten Menschen aber kann sich der Erreger vermehren und im Körper verteilen, in die Nieren und auch ins Gehirn gelangen. Bei einigen Menschen führt die HEV-Infektion deshalb auch zu neurologischen Störungen. HEV können auch eine akute Leberentzündung hervorrufen mit Fieber, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht. Bei Schwangeren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Hepatitis E sogar tödlich verlaufen. Infektionsquelle Schweinefleisch Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat Hepatitis E-Bestandteile in mehr als 100 verschiedenen Wurstsorten nachgewiesen. Rohe Fleischprodukte und rohe Innereien, aber auch Rohwurstprodukte wie Tee- und Mettwurst sowie Schweinemett stellen ein besonders hohes Risiko dar. Das Problem ist die Herstellung: Die kurzgereiften Rohwürste werden durch Gewürze, Salzen und Trocknung haltbar gemacht, aber nicht erhitzt. So können die Viren überleben. In einer großen Studie enthielt jede fünfte Wurstprobe Spuren des Virus, das war auch für die Forscher
überraschend. Viren können in die Wurst gelangen, weil Schweinefleisch vor der Verarbeitung nicht auf Hepatitis E getestet wird. Die dafür erforderliche Technik ist aufwändig und teuer. Wer auf Schweinefleisch nicht gleich ganz verzichten möchte, sollte nach den Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung rohe Wurstprodukte vermeiden und das Fleisch immer über 70°C erhitzen. Infektionsquelle Blutprodukte Neben dem vermeidbaren Schweinefleisch bereitet den Ärzten ein weiterer Infektionsherd große Sorgen: Blut- und Plasmakonserven. Spenderblut wird in der Regel nicht auf HEV getestet und kann so frisch operierte Patienten gefährden. Besonders dramatisch ist das nach einer Organtransplantation, wenn das Immunsystem des Patienten künstlich ausgeschaltet wird, um eine Abstoßung des fremden Gewebes zu verhindern. Derzeit wird diskutiert, ob Blutkonserven zumindest für immungeschwächte Risikopatienten auf Hepatitis E getestet werden sollten. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Heiner Wedemeyer, Leitender Oberarzt Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Internet: www.mh-hannover.de/34718.html Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Markus Cornberg, Oberarzt Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Internet: www.mh-hannover.de/34718.html Prof. Dr. Reimar Johne Fachgruppe Lebensmittelhygiene und -virologie Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Abteilung 4: Biologische Sicherheit Diedersdorfer Weg 1, 12277 Berlin Internet www.bfr.bund.de Prof. Dr. Eike Steinmann, Forschungsgruppenleiter Arbeitsgruppe Virustransmission TWINCORE Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung GmbH Feodor-Lynen-Straße 7, 30625 Hannover Internet: www.twincore.de/institute/experimentelle-virologie/ag-virus-transmission Weitere Informationen: Deutsche Leberstiftung Barkhovenallee 1, 45239 Essen Telefonsprechstunde 01805-45 00 60 (€ 0,14/min (Festnetz) - € 0,42/min (mobil)) Internet: www.deutsche-leberstiftung.de Ratgeber: Henryk Dancygier, Heiner Wedemeyer, Markus Cornberg: Das Leber-Buch: Wie halte ich meine Leber gesund? 160 S.; Schlütersche (2013); € 16,95
Spinalkanalstenose – Gleitwirbel werden oft voreilig operiert Schmerzen beim Gehen können verschiedene Ursachen haben. Neben der arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) sind es vor allem Verengungen des Rückenmarkkanals (Spinalkanalstenosen), die mit zunehmendem Alter Beschwerden machen – mitunter kommt auch noch ein Wirbelgleiten hinzu und verschärft die Probleme. Ob eine Gefäßverkalkung oder ein Wirbelsäulenproblem für die Schmerzen verantwortlich sind, lässt sich relativ einfach unterscheiden: Bei einem Gefäßverschluss lassen die Schmerzen in Gehpausen nach, anschließend kann der Betroffene wieder eine gewisse Strecke schmerzfrei gehen, die aber mit Fortschreiten der Erkrankung immer kürzer wird. Lassen die Schmerzen dagegen beim Vornüberbeugen, im Sitzen oder in anderen entlastenden Körperhaltungen nach, aber bleiben sie in Gehpausen bestehen, spricht das für eine Spinalkanalstenose. Ursache Arterielle Verschlusskrankheit Spinalkanalstenose
Schmerzen Gehen, Fahrradfahren
Keine Schmerzen Stehen, Sitzen, Liegen
Gehen, Stehen, aufrechtes Sitzen
Vornüberbeugen, Fahrradfahren
Im Spinalkanal verläuft das Rückenmark durch die Wirbelsäule. Normalerweise ist hier genügend Platz für den dicken Nervenstrang. Durch Verschleiß werden die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern flacher und breiter, bis sie gegen das hintere Längsband der Wirbelsäule drücken, das zwischen den Bandscheiben und dem Rückenmark liegt. Das setzt das Rückenmark unter Druck, meist im Bereich der Lendenwirbelsäule. Werden Nerven eingeklemmt, führt das zu heftigen Schmerzen. Grund dafür sind knöcherne Vorsprünge an den Wirbelbögen, mit denen der Körper versucht, den Abstand zwischen den Wirbelkörpern zu wahren, während die Bandscheiben immer flacher werden. Diese Höcker verengen den Kanal immer weiter. Auch die stabilisierenden Bänder an der Wirbelsäule verändern sich mit der Zeit, bis sie die Wirbel nicht mehr genügend Halt bieten können, so dass es zu sogenannten Gleitwirbeln kommen kann. Sie können den Spinalkanal vorübergehend zusätzlich einengen und Schmerzen verursachen. Diagnostik Neben den Schmerzen beim Gehen treten bei einer Spinalkanalstenose oft weitere Symptome auf, darunter Kribbeln, Schwäche- und Taubheitsgefühle in den Beinen, in späteren Phasen auch Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Erektionsstörungen. Ein typisches Phänomen ist, dass Schmerzen beim Zurückbeugen auftreten und die Symptome nachlassen, sobald der Rumpf nach vorn kippt und so die Wirbelsäule gedehnt wird. Zur weiteren Diagnostik testet der Arzt einige Reflexe und tastet die Rückenmuskulatur ab, zum Ausschluss anderer Ursachen (z.B. Borreliose) kann er Blut- und Nervenwasserproben ins Labor schicken. Zur Darstellung des Rückenmarks in der Wirbelsäule wird in der Regel eine Kernspintomografie (MRT) durchgeführt, die sowohl die Spinalkanalstenose direkt sichtbar macht, als auch die Bandscheiben und Nervenwurzeln. Doch nicht immer, wenn auf den Bildern ein enger Wirbelkanal zu sehen ist, muss der Platzmangel auch der Grund für die Beschwerden sein, eine Spinalkanalstenose kann auch ohne Symptome bleiben.
Therapiemöglichkeiten In der Regel werden zunächst konservative Therapien eingesetzt, vor allem Krankengymnastik und Schmerzmedikamente. Ziel der Krankengymnastik ist, die Rücken- und Bauchmuskulatur zu trainieren, denn die Muskeln stabilisieren den Rücken und können die Lendenwirbelsäule entlasten, sofern sie stark genug sind. Die Medikamente unterstützen die Krankengymnastik, indem sie hemmende Schmerzen lindern und eine Verkrampfung der Muskulatur verhindern. Bei sehr starken Schmerzen kann eine Spritze mit Betäubungsmittel und entzündungshemmendem Kortison direkt in den Wirbelkanal Linderung bringen. Eine Operation wird erst empfohlen, wenn sich die Schmerzen mit anderen Maßnahmen nicht mehr lindern lassen, Lähmungserscheinungen in den Beinen oder Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang auftreten. Zusätzlich zur operativen Aufweitung des Spinalkanals schlagen viele Ärzte eine Versteifung sogenannter Gleitwirbel mithilfe von Schrauben vor. Doch Experten warnen mittlerweile, dass diese gleichzeitige Fixierung mit Schrauben den Patienten häufig eher Nachteile als Vorteile bringt. Die Operation ist aufwändiger und riskanter, als wenn nur der Spinalkanal geweitet wird: Allein das Platzieren der Schrauben birgt schon das Risiko einer Schraubenfehllage, die eine Nervenwurzel schädigen kann. Zudem ist der Krankenhausaufenthalt länger und die Kosten des Eingriffs sind höher – ohne zusätzlichen Nutzen. Denn ein Gleitwirbel kann, muss aber nicht die Ursache für eine Spinalkanalstenose sein. So kann es sinnvoller sein, zunächst nur die Enge im Spinalkanal zu beseitigen und die Gleitwirbel nicht anzutasten. Sollten nach der unkomplizierteren Operation wider Erwarten doch noch Beschwerden auftreten, lässt sich die Versteifung in einem zweiten Schritt nachholen. Im Zweifel sollten Betroffene vor der Operation eine Zweitmeinung bei einem Spezialisten einholen. Alltagstipps für Menschen mit Spinalkanalstenose -
Fahren Sie Fahrrad, das verschafft Ihren Nerven wieder mehr Platz Setzen Sie sich hin und beugen Sie sich nach vorn, wenn unterwegs der Rücken schmerzt und die Beine nicht mehr weiter wollen Bleiben Sie sportlich aktiv, denn die Bauch- und Rückenmuskeln stützen Ihre Wirbelsäule. Untrainierte Muskeln führen dagegen zu Verspannungen und neuen Rückenschmerzen, die mit der Stenose gar nichts zu tun haben
Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Uwe Kehler, Chefarzt Abteilung für Neurochirurgie Asklepios Klinik Altona Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg Tel. (040) 18 18-81 16 70, Fax (040) 18 18-81 49 11 Internet: www.asklepios.com/hamburg/altona/experten/neurochirurgie Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Michael Synowitz, Direktor Klinik für Neurochirurgie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 3 (Haus 41), 24105 Kiel Tel. (0431) 597-48 00, Fax (0431) 597-49 18 Internet: www.uksh.de/neurochirurgie-kiel
Weitere Informationen: Deutsche Schmerzliga e.V. Adenauerallee 18, 61440 Oberursel Tel. (06171) 28 60-53 (Mo, Mi, Fr 9-11 Uhr), Fax (06171) 28 60-59 Internet: www.schmerzliga.de Deutsche Wirbelsäulengesellschaft e.V. Internet: www.dwg.org Zweitmeinungsportal im Internet Ratgeber: Christoph Klein: Orthopädie für Patienten: Medizin verstehen. Wirbelsäule, Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Brustkorb, Lendenwirbelsäule, Schulter, Ellenbogen, Hand, Hüfte, Knie, Fuß. 827 S.; Michels-Klein (2014); € 49,95 Paul Köstler: Kursbuch Rücken. 144 S.; Kneipp (2010); € 19,95 Wespenstiche – Gefahr im Spätsommer Im Spätsommer ein Stück Kuchen im Garten zu genießen, führt schnell zu unangenehmen Begegnungen, denn zu dieser Zeit stellen die Wespen ihre Ernährung um und stürzen sich mit hartnäckiger Begeisterung auf zuckerhaltige Nahrungsmittel. Wer schon einmal von einer Wespe gestochen wurde weiß, wie schmerzhaft das sein kann. Und immer wieder sterben sogar Menschen an einem Wespenstich, denn rund 3,5 Prozent der deutschen Bevölkerung regieren allergisch auf Bienen oder Wespenstiche. Auch wenn man nicht allergisch ist, aber von mehreren Tieren oder in den Hals oder Mund gestochen wird, kann es gefährlich werden, da die Atemwege zuschwellen können. Allergiker bekommen bei einem Stich Herzrasen, Schweißausbrüche und verlieren oft das Bewusstsein – es kommt zu einem sogenannten anaphylaktischen Schock. Der Körper reagiert auf das Gift mit einer starken Ausschüttung des Botenstoffs Histamin. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, die Pumpleistung des Kreislaufs lässt nach, das Blut stockt. Es bleibt in Armen und Beinen, fehlt aber in den lebenswichtigen Organen, wie Herz, Lunge und Hirn. In der Folge fehlt den Organen Sauerstoff und es kommt zum Herz-KreislaufStillstand. Bei einem anaphylaktischen Schock muss der Patient sofort Adrenalin gespritzt bekommen, um ihn zu retten. Das Problem: Viele wissen gar nicht, dass sie gegen Wespen oder Bienengift allergisch sind, denn eine Allergie gegen das Gift kann auch erst im Laufe des Lebens auftreten oder sich mit jedem Stich verstärken. Allergiker sollten immer ein Notfallset dabeihaben, um bei einem Stich mit Antihistamin und Adrenalin einen allergischen Schock sofort verhindern zu können. Dauerhafte Hilfe kann eine Hyposensibilisierung bringen, ein für die Patienten aufwändiges Verfahren: Drei Jahre lang bekommen sie alle vier Wochen eine geringe, langsam ansteigende Dosis Wespengift gespritzt – unter Aufsicht in der Klinik. So soll sich der Körper an das Gift gewöhnen und nicht mehr mit Schock
reagieren. In 95 Prozent der Fälle lernt das Immunsystem so, nach einem Stich nicht mehr lebensgefährlich überschießend zu reagieren. Auch wer nicht allergisch ist, sollte einen Stich tunlichst vermeiden. Das Gift führt bei jedem Menschen zu einer Schwellung, die bis zu 10 cm groß werden kann. Geht der Stich in den Hals oder Mund, kann der Hals zuschwellen und der Betroffene kann ersticken. Tipps zur Wespenabwehr Die meisten Wespen sind von Natur aus nicht aggressiv. Sie greifen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Es gibt eine einfache Regel: Mindestens drei Meter Abstand vom Nest halten und natürlich nicht auf ein Tier treten oder beißen, dann kann eigentlich nichts passieren. - Wenn es die Tiere auf ihrem Beutezug auf den Kuchen abgesehen haben, ist wegpusten keine gute Idee. Durch das CO2 im Atem fühlen sie sich an Angreifer erinnert und gehen zur Attacke über. - Auch wedeln und hektische Bewegungen werten sie als Angriff und verteidigen sich. Besser ist es, sie mit langsamen, bogenförmigen Bewegungen sanft zu verscheuchen. - Wespen orientieren sich vor allem über den Geruchssinn und kommen sich gegenseitig zu Hilfe. Darum sollte man nie einzelne Wespen jagen und töten. Sie strömen unter dem Stress einen Alarmstoff aus, der ihre Artgenossen anlockt. Und dann bekommt man es gleich mit immer mehr Wespen im Angriffsmodus zu tun. - Eine Schale mit Obst in ein paar Metern Entfernung zur Ablenkung aufstellen - In einer kleinen Schale Kaffeepulver anzünden und auf den Tisch stellen. Diesen Geruch mögen die Tiere nämlich gar nicht. Wer ein Wespennest im Garten oder Dachgestühl hat, sollte sich professionelle Hilfe holen. Wespen vertilgen Fliegen und Mücken und bestäuben genau wie Bienen Blüten. Deshalb stehen viele Arten unter Naturschutz. Es ist verboten, ihre Nester einfach selbst zu entfernen. Und es ist gefährlich. Experten wissen genau, wie sie vorgehen müssen, um nicht gestochen zu werden, und können die Nester umsetzen. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Andreas Recke, Facharzt für Dermatologie und Venerologie, Allergologie Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck Ratzeburger Allee 160, 23538 Lübeck Tel. (0451) 500-25 30, Fax (0451) 500-51 62 Internet: www.derma.uni-luebeck.de Dr. Malte Issleib, Anästhesist, Notarzt, Oberarzt Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/anästhesiologie Peter Kolmorgen, ehrenamtlicher Wespen-Experte Nordereck 12, 24558 Henstedt-Ulzburg
Tel. (04193) 913 00 Gift fürs Gehirn – anticholinerge Medikamente schaden Älteren Spürt man nach der Einnahme eines Arzneimittels eine Mundtrockenheit, hat das Medikament vermutlich eine anticholinerge Wirkung. Anticholinergika stecken in vielen verschiedenen Präparaten: Inkontinenz- und Beruhigungsmitteln, Neuroleptika, Antidepressiva, Tabletten gegen Übelkeit, Schmerzen oder Allergien. Der Nutzen dieser Wirkstoffe ist unbestritten. Doch neue Studien zeigen, dass sie vor allem bei älteren Menschen zu Gedächtnisproblemen führen und das Demenzrisiko steigern können. Die langfristige Einnahme von Anticholinergika zerstört Nervenzellen und die Gedächtnisleistung wird dauerhaft eingeschränkt. Altersmediziner warnen deshalb vor der unbedachten Verschreibung dieser Medikamente. Derzeit nimmt jeder dritte Patient über 75 Anticholinergika ein und Gedächtnisprobleme werden allzu oft auf das Alter geschoben und ignoriert, statt einen Zusammenhang mit den Medikamenten zu überprüfen. Unser Gehirn produziert einen wichtigen Nervenbotenstoff: das Acetylcholin. Es sorgt dafür, dass Nervenzellen miteinander sprechen, Impulse weitergeleitet werden. Anticholinergika verhindern, dass dieser Nervenbotenstoff andocken und seine Wirkung entfalten kann. Bei einigen Medikamenten, zum Beispiel gegen Parkinson und Inkontinenz, ist genau dieser Effekt auch beabsichtigt. Bei vielen anderen ist er aber eine lästige Nebenwirkung. Hinzu kommt, dass ältere Menschen durch eine nachlassende Nierenfunktion oft anfälliger für Nebenwirkungen sind. Deshalb muss mit zunehmendem Alter die Dosis vieler Medikamente reduziert werden, die man in jüngeren Jahren gut vertragen hat. Wirkstoffe, die den Geist vernebeln. Je mehr anticholinerge Medikamente ein Mensch einnimmt, desto wahrscheinlicher kommt es zu einer Schädigung der Nerven. Ob ein Medikament eine anticholinerge Wirkung hat, zeigt ein Blick in die Auflistung der Nebenwirkungen im Beipackzettel: Sind hier Verstopfung, Mundtrockenheit, Probleme beim Wasserlassen, Sehstörungen aufgeführt, weist das auf einen anticholinergen Effekt hin. Wer solche Hinweise im Beipackzettel seiner Medikamente entdeckt, sollte aber erstmal einen kühlen Kopf bewahren und seinen Arzt oder Apotheker dazu befragen. Eigenmächtig absetzen sollten Patienten ihre Medikamente generell nicht, aber sie sollten einen Überblick behalten, welche Medikamente sie einnehmen und wofür. Diese Liste sollten sie möglichst auch immer zu Arztbesuchen oder in die Apotheke mitnehmen. Und immer wieder sollte gemeinsam mit dem Hausarzt geprüft werden, ob Medikamente mittlerweile abgesetzt oder reduziert werden können, um unnötige Nebenwirkungen zu vermeiden. Medikamente mit anticholinergen Wirkungen Verschreibungspflichtig Gegen Unruhe Anticholinerge Hauptwirkung Parkinsonmittel Blasenmittel
Wirkstoff: z.B. Atosil
Wirkstoff: z.B. Benzatropin Wirkstoff: z.B.
Oxybutynin
Verschreibungspflichtig Antidepressiva Anticholinerge Nebenwirkung Neuroleptika
Rezeptfrei Anticholinerge Hauptwirkung
Rezeptfrei Anticholinerge Nebenwirkung
Trizyklische Antidepressiva Wirkstoff z.B. Clozapin
Schmerzmittel
Morphin-Typ
Beruhigungsmittel
Benzodiazepine
Gegen Übelkeit
Wirkstoff: z.B. Dimenhydrinat
Gegen Bauchkrämpfe
Wirkstoff: z.B. Butylscopolamin
Gegen Allergie
Wirkstoff: z.B. Cetirizin
Beruhigungsmittel
Wirkstoff: z.B. Diphenhydramin
Interviewpartner im Beitrag: Dr. rer. nat. Beate Wickop, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie, Geriatrische Pharmazie Klinikapotheke Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de Prof. Dr. Klaus Hager, Chefarzt Dr. Olaf Krause, Oberarzt Zentrum für Medizin im Alter DIAKOVERE Henriettenstift Schwemannstraße 19, 30559 Hannover Tel. (0511) 289 32 23, Fax (0511) 289 30 04 Internet: www.diakovere.de/unternehmenmehr/krankenhaeuser/henriettenstift/kliniken/geriatrie
Dr. Wimmer: Erste Maßnahmen am Unfallort Stellen Sie sich vor, Sie sind der Erste an einem Unfallort. Worauf es als allererstes ankommt, ist, sich einen Überblick zu verschaffen. Was ist passiert? Dann der Eigenschutz. Liegen irgendwelche Stromkabel herum? Läuft Benzin aus? Ein Rettungsversuch hilft nur, wenn Sie selber nicht verletzt werden! Erst wenn Sie sicher sind, beginnen Sie damit, den Verletzten zu retten und diesen aus dem
Gefahrenbereich, z.B. dem Auto, zu befreien. Das geht am allerbesten mit dem Rautek-Rettungsgriff. Auch hier geht wieder Eigensicherung vor! Meiden Sie den Raum zwischen Lenkrad und dem Betroffenen, ein Airbag könnte zeitverzögert ausgelöst werden und Verletzungen auslösen. Dann über 112 den Notruf alarmieren. Es kann auch Situationen geben, in denen Ihnen als Ersthelfer es nicht gelingt, eine verletzte Person aus dem Auto zu befreien. Dafür hat die Feuerwehr schweres Gerät und kann helfen! Jedes Auto ist anders und muss von im Notfall auch anders der Feuerwehr geöffnet werden. Ein Tipp: Drucken Sie sich eine Rettungskarte für ihr Automodell aus und legen diese hinter die Sonnenblende. Damit die Feuerwehr im Notfall schnell helfen kann. Eine solche Karte finden Sie im Internet. https://www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr/sicherunterwegs/rettungskarte/default.aspx?quer=rettungskarte Weitere Informationen: Was Sie über gängige Krankheiten wissen müssen Dr. Johannes gibt Auskunft: Internet: www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Dr-Johannes-erklaert-Krankheiten-imVideoglossar,doktorjohannes100.html
Quark & Co, – Retro-Naturkosmetik Die Frauen in den 1950er Jahren waren bekannt für ihre Schönheit. Dabei standen den Damen lange vor Hyaluronsäure, teuren Cellulite-Lotionen und kostbaren Peelingcremes nur sehr einfache Schmink- und Pflegemittel zur Verfügung. Für ihre makellose Erscheinung griff die Frau von damals stattdessen ganz tief in die Schönheits-Trickkiste. Visite hat die wichtigsten Klassiker überprüft – und einige sind auch heute noch empfehlenswert: Trockenbürsten für die Durchblutung Im Kampf gegen Cellulite und schuppige Haut wurden die Beine gebürstet, was das Zeug hält. Trockenbürsten fördern sehr gut die Durchblutung. Die Haut wird viel weicher und feiner – schon bei der ersten Anwendung. DIe Zellerneuerung wird angeregt und die Hautschüppchen werden entfernt, dass die Haut schön frei atmen kann. Perfekt geeignet ist ein Naturbürstchen ohne harte Plastikborsten. Anschließend sollte die Haut schön eingecremt werden. Kaffeesatz als Peeling Statt zur Peeling-Creme griff die Dame früher zum Kaffeesatz. Eine Massage mit der braunen Masse sollte die Hautschuppen lösen, ohne die Haut zu reizen. Tatsächlich regt Kaffeesatz mit seinem Koffeingehalt sehr gut die Durchblutung an. Das Pulver befreit die Haut sanft von Hautschüppchen und hat so auch den Regenerationseffekt und wirkt gegen Cellulite. Wer ein wenig Olivenöl hinzumischt, schützt damit die Haut vor Austrocknung. Zahnpasta gegen Pickel Bei Hautunreinheiten griff man einfach zur Zahnpasta, die Pickel austrocknen und die Entzündung stoppen sollte. Das ist heute wegen der zahlreichen Zusätze in den modernen Zahnpasten nicht mehr zu empfehlen. Vor allem Menthol und Fluorid reizen die Haut, so dass Experten doch lieber zur Zink-Tube aus der Apotheke raten.
Schwarztee zur Hautberuhigung Bei juckender oder stark gereizter Haut kann ein Wickel mit Schwarztee helfen, vor allem bei entzündeten Hautstellen, aufgekratzten Neurodermitis-Ekzemen oder juckenden Mückenstichen. Das beruhigt und der Gerbstoff im Schwarztee trocknet die nässende Hautläsion aus. Der Tee sollte abgekühlt verwendet werden. Ein Läppchen oder ein sauberes Wattepad wird damit getränkt und dann für 10-15 Minuten auf die Hautstelle gelegt. Bier als Haarpflegemittel Eine Bier-Haarspülung sollte dem Haar Glanz, Stand und Volumen bringen. Bier ist mit seinen Mineralstoffen und Vitaminen stärkt Kopfhaut und Haare, verleiht mehr Volumen und Glanz. Wer das Bier in eine Sprühflasche umfüllt, kann es auch als Haarfestiger verwenden. Der Biergeruch verfliegt im Nu! Ein paar Minuten Einwirkzeit genügt bei einer Bierhaarspülung. Gurke als Anti-Aging-Wunder Die Gurke ist ein echter Geheimtipp. Sie enthält die Vitamine A, B und C, viele Mineralien und viel Wasser. Das macht sie zu einer schönen, günstigen Alternative zu einer Anti-Aging-Creme. Frisch aufgeschnitten werden die Gurkenscheiben für 1015 min auf die Haut aufgelegt. Interviewpartnerin im Beitrag: Dr. Melanie Hartmann, Dermatologin Dermo Cosmetic Center Hamburg Poststraße 2, 20354 Hamburg Internet: www.dcc.hamburg Ratgeber: Myriam Veit: Heilkosmetik aus der Natur: pflegende Salben, Öle und Essenzen selber machen. 200 S.; Franckh Kosmos (2013); € 19,99
Abenteuer Diagnose: Fuchsbandwurm Der Kunsttherapeut Arne K. leidet ganz plötzlich unter Sehausfällen. Auf dem rechten und linken Auge im rechten unteren Gesichtsfeld hat er so gut wie keine Sehfähigkeit mehr. Doch woher diese blinden Flecken plötzlich kommen, bleibt unklar. Die Augen selbst sind völlig in Ordnung. In der Uniklinik wird sein Kopf im MRT untersucht – vielleicht drückt irgendetwas auf das Sehzentrum in seinem Gehirn. Und tatsächlich: Auf den Aufnahmen ist eine dunkle Geschwulst zu sehen, umgeben von einer Flüssigkeitsblase. Wächst diese weiter, kann das gefährlich werden. Im Kopf ist besonders wenig Platz, sodass eine Volumenzunahme um wenige Prozent schon Symptome verursachen kann. Um die Schwellung zu verringern bekommt Arne K. Kortison. Sein Blut wird auf Infektionen und Tumore untersucht. Die Zeit drängt, denn beides wäre im zentralen Nervensystem innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich. Über Nacht verschlechtert sich der Zustand des Patienten weiter. Außerdem hat er sich verändert, ist mürrisch und abweisend. Doch in seinem Blut finden sich weder Hinweise auf einen Tumor noch auf eine Infektion. Die Ärzte brauchen jetzt dringend eine Probe direkt aus der Geschwulst in Arne K.s Gehirn. Unter Röntgenkontrolle suchen die Neurochirurgen nach der genauen Lage
der geheimnisvollen Geschwulst. Genau aus der Mitte entnehmen sie Gewebe. Dank des Kortisons ist die Geschwulst nicht weiter gewachsen. Arne K. ist außer Lebensgefahr, benimmt sich aber immer merkwürdiger, wird geradezu pedantisch. Kurz darauf ist das Ergebnis der Hirnbiopsie da, doch es bringt die Ärzte nicht weiter. Sie vermuten nun ein Lymphom, eine Art Lymphdrüsenkrebs. Es ist unsichtbar, weil die Ärzte Arne K. gerade mit Kortison behandeln und das greift die Krebszellen an, so dass nur noch die zerstörten Reste der Tumorzellen und Fresszellen zu finden sind, die diese beseitigen. Das passt exakt zu der Probe aus der Geschwulst. Die Ärzte setzen das Kortison ab, um die Biopsie zwei Wochen später zu wiederholen. Wenn ihre Vermutung richtig ist, müssten die Tumorzellen dann wieder da sein. Doch auch diesmal bringen die Proben aus der Geschwulst kein eindeutiges Ergebnis. Im Gegenteil: Der Befund deutet nun in Richtung einer Infektion, zum Beispiel einer Tuberkulose. Daran hatte früher auch der Vater von Arne K. gelitten. Allerdings ist die Biopsie allein noch kein Beweis für eine Tuberkulose und auch der Infektiologe kommt nicht weiter. Selbst nach umfangreichen Tests gibt es nur vage Hinweise auf eine Tuberkulose. Die Ärzte stehen noch immer vor einem Rätsel. Jetzt gibt es nur noch einen Weg um zu einer Diagnose zu kommen: eine offene Hirnbiopsie. Doch an der mysteriösen Geschwulst ist auch bei genauem Hinsehen nichts Besonderes zu erkennen. Deshalb entfernen die Chirurgen so viel Gewebe wie möglich und schicken es ins Labor. Komplett können sie die Geschwulst nicht beseitigen, weil sie zu nah am Sehnerv liegt. Eine Woche später verändert sich das Wesen des Patienten immer schneller. Körperlichen Kontakt kann er nun kaum noch ertragen. Eines nachts geistert Arne K. orientierungslos und völlig abwesend durch die Gegend. Seine Freundin bringt ihn sofort in die Klinik. Er hatte einen schweren epileptischen Anfall. Wahrscheinlich ist die mysteriöse Wucherung wieder gewachsen und hat so die Attacke ausgelöst. Arne K. liegt für einige Tage im Koma. Da kommen die Ergebnisse der Gewebeproben aus dem Labor: ein Parasit hat sich in seinem Kopf eingenistet! Das Bernhard-Nocht-Tropeninstitut in Hamburg untersucht die Probe Parasiten und die dortige Datenbank liefert einen eindeutigen Befund: Es sind hunderte Larven eines winzigen Wurmes. Arne K. hat sich mit dem Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) infiziert. Irgendwann muss er mit den Eiern des Fuchsbandwurms in Kontakt gekommen sein. Vielleicht bei einem Waldspaziergang. Wenn die Eier verweht werden und auf Beeren wie Walderdbeeren oder Heidelbeeren gelangen, kann sich ein Mensch beim Verzehr der Beeren infizieren. Noch im Darm schlüpfen aus den Eiern winzige Sechs-Haken-Larven. Sie wandern durch die Darmwand in die Blutgefäße und gelangen mit dem Blut in die Leber – wo sie die typischen Nester bilden. Doch bei Arne K. landeten sie statt in der Leber im Gehirn, eine absolute Rarität! Nun wird den Ärzten auch klar, warum sie in den ersten Proben nichts gefunden haben: Die Larven leben nur in der dünnen Außenwand der blasigen Geschwülste. Weiter innen treiben ausschließlich tote Zellen und Fresszellen des Immunsystems herum. Und genau hier hatten die Ärzte ihre Proben gezogen. Jetzt bekämpft Arne K. die Wurmlarven mit starken Medikamenten. Bis er die ungebetenen Gäste in seinem Kopf ganz los ist, wird er sie wohl noch einige Jahre einnehmen müssen. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, Oberarzt Klinik für Innere Medizin I – Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation Dr. Michael Trippel, Oberarzt
Abteilung Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie Klinik für Neurochirurgie im Neurozentrum Prof. Dr. Dirk Wagner, Oberarzt, Leiter der AG Mykobakteriologie Klinik für Innere Medizin II – Abteilung Infektiologie Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg Tel. (0761) 270-0, Fax (0761) 270-20 200 Internet: www.uniklinik-freiburg.de