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Volmarsteiner Gruß - Die Evangelische Stiftung Volmarstein

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Herbst 2015 Volmarsteiner Gruß „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66, 13) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Grußwort 3 Ein besonderes Jahr in Ivenack 23 „Schnittie“ mag es makaber 4 Das Thema: Seniorenhilfe 24 BBW auf dem Weg zum Bildungsdienstleister 6 Leuchtende Modernisierung 26 Ein bemerkenswerter Brief 7 Präzise Pässe, hohes Tempo 27 Lächeln fürs Familienfoto 8 Neue Strukturen in den Fachkliniken 28 Endlich in die eigenen vier Wände 10 Oberlinschüler im Farbenrausch 29 Hohe Auszeichnung für Klinik 12 Neuer Chefarzt erweitert das Spektrum 30 Viel Fahrtwind um die Nase 13 Gemeinsam schneller fit 31 Unterstützt kommunizieren 14 Ziemlich beste Freundinnen 32 Pflegefamilie für Kinder 16 Welches Bildungsangebot darf es sein? 33 Gemeinsam am Ball 17 Therapiedienste unter einem Dach 34 Gefragtes Fachwissen 18 „Granatenstarke Unterstützung“ 35 Kreative Handarbeit 20 Leichte Sprache 36 Fast 50 Jahre im Dienst der Gärtnerei 21 Danke für die Unterstützung! 38 Bauspielplatz sorgt für Begeisterung 22 Ansprechpartner / Impressum 39 02 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde und Förderer der Evangelischen Stiftung Volmarstein, sie machen einen vertrauten Eindruck und verstehen sich gut: die beiden Damen, die das Titelbild unseres Volmarsteiner Grußes zieren. Es sind Großmutter und Enkeltochter, die sich beim Durchblättern eines Fotoalbums erinnern und über ein Bild besonders erfreuen. Eine Fotoaktion von Hobbyfotografen aus Schwelm, die wir für unsere Seniorenheime gewinnen konnten, fand eine erfreulich große Resonanz: „Lächeln fürs Familienfoto“ – so ist der Artikel überschrieben, der auf diese besondere Aktion hinweist. Mitglieder des „Fototreffs Schwelm“ boten die Aktion „Familienfotos“ in den Seniorenheimen der Stiftung Volmarstein kostenlos an. Familienmitglieder konnten sich mit ihren Angehörigen professionell fotografieren lassen und so gute Momente der Erinnerung festhalten. „Endlich in die eigenen vier Wände“ – so ist ein weiterer Artikel überschrieben. Menschen mit Behinderung ziehen in die Wittener Kesselstraße – und damit mitten in die Stadt Witten. Dort leben sie zum ersten Mal weitgehend eigenständig und haben viele Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Eine neue Wohnform mit einer neuen Verantwortung für jeden einzelnen, die zunächst vorbereitet sein will. Und schließlich „Haken dran!“ Jedenfalls ein grüner Haken! Alle sechs Häuser der Seniorenhilfe der Stiftung Volmarstein sind mittlerweile mit dem grünen Haken ausgezeichnet worden. Dabei handelt es sich um ein eingetragenes Markenzeichen für Lebensqualität im Alter und Verbraucherfreundlichkeit. Über so manches Jubiläum sowie weiteres Wissenswertes über die Stiftung Volmarstein wird in diesem Magazin berichtet. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und grüßen Sie mit der Jahreslosung des kommenden Jahres: „Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ (Jesaja 66, 13) Mit herzlichen Grüßen Gefreut haben wir uns besonders über einen Brief von Eltern eines autistischen zwölfjährigen Jungen, die sich für die Betreuung ihres Sohnes bedanken. Sie beschreiben eindrücklich ihre Erfahrung mit Mitarbeitenden der Stiftung Volmarstein, die sich insbesondere um autistische Kinder und Jugendliche kümmern und entsprechend ausgebildet sind. Diese freundliche Anerkennung geben wir gerne an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter! Dass die Orthopädische Klinik Volmarstein in der oberen Liga spielt, zeigen nicht nur ihre Fall-Zahlen. Die Fachklinik wurde jetzt sogar als Zentrum der höchsten Versorgungsstufe für künstliche Hüft- und Kniegelenke ausgezeichnet. Die Fachklinik ist nun EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax). Dieses Siegel unterstreicht einmal mehr, dass die Klinik zu den größten und erfahrensten endoprothetischen Zentren NordrheinWestfalens gehört. Pfarrer Jürgen Dittrich Diplomkaufmann Markus Bachmann Vorstand Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 03 „Schnittie“ mag es makaber Die angehende Mediengestalterin Marcia Kemper ist querschnittsgelähmt. Wer mit ihr spricht, erlebt viele Momente zwischen Erstaunen und Verblüffung. Unter dem Namen „Schnittie“ bloggt Marcia Kemper im Internet. „Schnittie kommt von Querschnitt“, sagt die junge Frau, die von den Schultern abwärts querschnittsgelähmt ist. Angesichts dieser Erklärung stutzt man als Gesprächspartner, denkt sofort an ihre schwere Behinderung. Doch bevor die eigenen Gedanken endgültig sortiert sind, fügt die 20-Jährige lächelnd hinzu: „Ich mag es halt makaber…“ Wer mit Marcia Kemper spricht, erlebt viele solcher Momente zwischen Erstaunen und Verblüffung. Hier ein Gesprächsprotokoll. Im Volmarsteiner Berufsbildungswerk macht Marcia Kemper eine Ausbildung zur Mediengestalterin. Derzeit baut sie für den Hagener Autobatterie-Hersteller Hawker (früher Varta) ein Internet-Stellenportal. Die Computer-Maus steuert sie mit dem Kinn, MausKlicks macht sie mit der rechten Schulter. So kann sie arbeiten – mit ihrer Querschnittslähmung. Außergewöhnlich ist diese Geschichte aber nicht nur wegen ihrer Arbeitsweise, sondern auch aus einem anderen Grund, der nichts mit ihrer schweren Behinderung zu tun hat: Da baut eine angehende Mediengestalterin, die später selbst einen Job suchen wird, ein Internetportal, das Berufswünsche zu erfüllen hilft. Das hat schon was. 04 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Auf keinen Fall möchte Marcia Kemper die Zeit zurückdrehen bis vor den Schicksalsschlag, der sie im Alter von elf Jahren getroffen hat. Als Teenager litt sie unter einer starken Wirbelsäulenverkrümmung, dauernd hatte sie Rückenschmerzen. Um eine schmerzfreie Zukunft zu haben, ließ sie sich operieren. Bei der Operation gab es schwere Komplikationen. Seitdem ist sie gelähmt, wird künstlich beatmet und 24 Stunden am Tag von einer Krankenschwester begleitet. „Wenn ich auf eine Zeitreise zurück gehen würde, geht eine Menge verloren – zum Beispiel Freunde oder Bekannte, die ich kennengelernt habe“, so lautet ein weiterer dieser erstaunlichen Sätze von Marcia Kemper. Jede Menge Lebensfreude und Elan strahlt sie aus. Und sie lässt im Gespräch keinen Zweifel daran, dass sie mitten im Leben steht, und zwar mitten in ihrem Leben! In dem beschäftigt sie sich mit üblichen Themen einer 20-jährigen Frau – wie etwa Tattoos. Acht dieser tätowierten Kunstwerke trägt sie bereits am Körper. Und es sollen noch mehr werden, trotz der gut 900 Euro, die sie bislang schon in diese Kunst am Körper investiert hat. „Es hätte mich schlimmer treffen können – zum Beispiel durch eine geistige Behinderung.“ Marcia Kemper Morgens lässt sie sich immer schminken. Und in ihrem Internetblog http://lifeofaschnittie.blogspot.de schreibt sie über Dinge des Alltags – was sie mag, was sie nicht mag. Beispiel Essen: „Ich liebe blutiges Fleisch.“ Über Fernsehen: „Obwohl ich DSDS mag, ist mir Dieter Bohlen unsympathisch.“ Thema Schuhmode: „Ich schaue mir gerne an, wenn Frauen richtig gut auf Highheels laufen können. Selbst habe ich auch eine kleine Samm- lung hoher Schuhe.“ Und zu Männern: „Mein theoretischer Mann hat die Statur eines Türstehers.“ Außerdem: „Ich mag keine Schönlinge. Für mich müssen Männer ,dreckig‘ sein“ – also auf keinen Fall eitel. Marcia Kemper, die im Haus ihrer Eltern wohnt, besucht gerne das Theater. Kein Wunder, sie stammt schließlich aus einer Schauspieler-Familie. Und sie hat auch schon selbst auf der Bühne gestanden: Im Dortmunder „Theater im Depot“ hat sie bei der Produktion „Kein Stück über Liebe“ mitgespielt. Darin zeigen die Jugendlichen der jungen Tanztheaterwerkstatt des Theaters, wie sich die Geschlechterrollen verändert haben. Im Gespräch über ihre Freizeitinteressen und Vorlieben kommt irgendwann auch ihre Behinderung zur Sprache, wie groß etwa ihr Zorn auf die damaligen Ärzte ist. Dann erzählt Marcia Kemper von ihrem Vater. Von ihm hat sie gelernt, dass Menschen Fehler machen, auch gravierende. Von ihrer Mutter, die den Kontakt zum Tanztheater hergestellt hat, weiß sie, dass es im Leben großartige Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen gibt. Und dann sagt sie wieder einen dieser Sätze, der den Zuhörer irgendwo zwischen Erstaunen und Verblüffung zurücklässt: „Es hätte mich schlimmer treffen können – zum Beispiel durch eine geistige Behinderung.“ (toto) Auf der Theaterbühne: Training der Gruppe – und Marcia Kemper ist mittendrin. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 05 Auf dem Weg zum Bildungsdienstleister Interview mit Mathias B. Weber, Leiter des Bereichs „Berufliche & schulische Rehabilitation und Arbeit“ der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Das Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung bildet 2016 erstmals Garten- und Landschaftsbauer aus. Bisher wurden ausschließlich Zierpflanzengärtner ausgebildet, die aber zuletzt oft in den Garten- und Landschaftsbau gewechselt sind. „Diesem Trend werden wir nun gerecht“, sagt Mathias B. Weber (Foto). Das BBW ist bestens ausgelastet. Warum? Wir sind spezialisiert auf Körperbehinderte und Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Neben dieser klaren Ausrichtung bieten wir 36 Ausbildungsberufe, also eine breite Palette. Ein anderer Faktor ist, dass wir in allen Bereichen überaus kompetente Mitarbeiter haben. Ohne sie geht es nicht. Außerdem herrscht hier ein gutes Betriebsklima. Wie stehen die Chancen von Volmarsteiner Azubis, einen Arbeitsplatz zu finden? Das ist sehr unterschiedlich. Im Bereich Metall liegt die Vermittlungsquote bei 80 Prozent, im Bereich Elektro sogar bei 100 Prozent. Grundsätzlich sind die Quoten in allen Bereichen gestiegen. Darauf sind wir stolz. Und wo stehen die Chancen weniger gut? Derzeit im kaufmännischen Bereich. Zwei Gründe dafür: Es gibt viele Absolventen und die Wirtschaft spart in diesem Bereich verstärkt Stellen ein. Zum „Absolventen-Monitor“, bei dem die Arbeitsagentur die Vermittlungszahlen betrachtet, muss man wissen: Er berücksichtigt leider nur einen sehr kurzen Zeitraum von sechs Monaten. Was würden Sie ändern? Mehr Nachhaltigkeit bei der Betrachtungsweise. Wir wissen alle, dass es oft länger als ein halbes Jahr dauert, um eine Stelle zu finden. Wie wäre es also, die Quoten über einen längeren Zeitraum zu ermitteln - zum Beispiel für ein Jahr? Darüber sollte man nachdenken. Genießen Azubis mit Behinderungen Vorteile bei ihren Prüfungen? Ein Azubi mit Behinderung bekommt nichts geschenkt. Ihm wird das gleiche Wissen abgefragt wie einem Nicht-Behinderten. Einfach gesagt: Auf dem Zettel muss der gleiche Inhalt stehen. Für einen Prüfling mit 06 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Behinderung gibt es allerdings den sogenannten „Nachteilsausgleich“. Was steckt hinter diesem Begriff? Der Nachteilsausgleich legt z.B. für einen Prüfling mit einer motorischen Störung der Hand fest, welche Zeitverlängerung er für seine schriftliche Prüfung bekommt. Außerdem kann er von einer vertrauten Person begleitet werden. Die Idee dahinter ist, dass jemand aufgrund seiner Behinderung keinen Nachteil in Kauf nehmen muss. Am BBW ist das Projekt „Chance.Zukunft“ gestartet. Worum geht’s dabei? Es ist ein Modellprojekt, das wir gemeinsam mit den Jobcentern im EN-Kreis und in Wuppertal stemmen. Konkret bieten wir 16 Plätze für Langzeitarbeitslose an. Unsere Aufgabe ist es, sie wieder an Arbeitsabläufe zu gewöhnen – und das im Einzelfall auch unkonventionell. Wie läuft das in der Praxis? Wenn jemand jahrelang nicht gearbeitet hat, kann er sich nicht auf Anhieb an geregelte Arbeitszeiten halten. In solchen Fällen bietet das Programm die Möglichkeit, die Leute anfangs regelmäßig zu Hause zu besuchen, um sie dann Schritt für Schritt ins BBW zu holen, gemeinsam Perspektiven zu entwickeln und zu qualifizieren. Menschen mit Behinderungen und Langzeitarbeitslose im BBW: Wie passt das zusammen? Das passt gut zusammen, weil wir beiden Gruppen Orientierung geben und sie für den Arbeitsmarkt aktivieren. Im Grunde wird unser Kerngeschäft nun auf eine zusätzliche Zielgruppe übertragen. Wo steht das BBW in fünf Jahren? Ich möchte, dass das BBW ein Bildungsdienstleister wird. Dazu gehört, dass wir unsere bisherigen beiden Standbeine – die Berufsausbildung von jungen Körperbehinderten und Autisten – auf dem neuesten Stand halten. Als kleines drittes Standbein möchte ich den Kontakt zu den Jobcentern ausbauen. Zu den Jobcenter-Kunden gehören nämlich auch Körperbehinderte und Autisten – da sind wir mit unserem speziellen Know-how der ideale Partner. (Interview: Thomas Urban) e, „Hallo Herr Teschk n unserem um die Eindrücke vo t, ch ra rb ve it Ze l vie wir haben jetzt sehr . en Besuch zu verarbeit mmen: nur zu einem Fazit ko l* die beste, Man kann da wirklich haben, ist für Danie llt te es rg vo s un e Si Die Einrichtung, die n können. lle die wir uns vorste waren: r uns entscheidend fü die , en kt Fa ar pa Hier mal ein n endlich schnitten. Wir habe ge zu n te tis Au f au Prozent “ Volmarstein ist zu 100 al etwas „spartanisch hm nc ma ng gu rin rb te m die Un vielfältig. einmal erfahren, waru h ausgestattet und lic rr he nd si e um rä tions trieren oder (reizarm) ist. Die Ak f eine Sache konzen au n te tis Au ch si ss Sie sorgen dafür, da en können. n und herunterkomm lte ha sc ab l ma ein ch einfa Im Vergleich ern ist wegweisend. eit rb ita M n re Ih d un nen r Förderung, Die Kompetenz von Ih Ihnen den Willen zu i be r wi n be ha n ge nnen dies nicht zu anderen Einrichtun dere Einrichtungen kö An t. rk me be g un hr n auch Therapie und Erfa s-Spektrum, sonder mu tis Au s da um r nicht nu zu wenig, leisten, da sie sich ern – oft auch mit mm kü n, ge un er nd hi Be istige um andere, meist ge kundigem Personal. nicht unbedingt fach rn sind schrieben. Viele Elte ge oß gr rd wi rn te El mit den att das Die Zusammenarbeit s überfordert. Anst de Kin en ch tis tis au es ationsbezogene mit der Situation ein e durch kleine, situ Si n be ha , en lag ch Therapiebuch aufzus ht. ivation bei uns erreic Tipps eine hohe Mot ung nicht gen, deren Unterstütz un ht ric Ein en nig we der Weitblick Volmarstein ist eine endet. Hier wird mit n te tis Au es ein r rieren mit dem 18. Lebensjah rendes Leben zu integ üh rf ite we ein in ne e Erwachse versucht, auch jung i wird mit hoher ehen zu lassen. Dabe st ße ra St r de f au und sie nicht n. Flexibilität vorgegange gesehen. Bei allen itere Einrichtungen an we nf fü n he sc wi en. Aus diesen Wir haben uns inz len Kompromissen leb vie zu t of n, ige ein t arstein. muss man mi mmenarbeit mit Volm sa Zu e ein gt din be r un Sie haben bei uns Gründen möchten wi le weitere Kontakte, vie n hi da bis s un r eine kurzzeitige Auch wünschen wi sen. Wir denken da an las er nt hi k uc dr Ein nn wir von einen bleibenden . Es nutzt wenig, we it” ze er pp nu ch “S t e Ar klar kommt. Unterbringung oder ein l selbst dort nicht nie Da er ab , nd si rt te geis ihrer Einrichtung be Anmerkung der Redaktion: Mit diesem bemerkenswerten Brief haben sich die Eltern eines autistischen Jungen (12) bei Bodo Teschke, Sozialpädagoge in der Behindertenhilfe der Stiftung, für die Betreuung Ihres Sohnes bedankt. Mittlerweile ist Daniel* im Jugendwohnbereich der Stiftung dauerhaft aufgenommen worden. * Name von der Redaktion geändert Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 07 Lächeln fürs Familienfoto „Hier geht noch was“, meint Marianne Plum. Die 86-Jährige trägt eine schicke Bluse, Lippenstift und eine flotte Frisur. „WIR machen es gehend“, betont sie schmunzelnd. Schließlich hat sie gleich einen Termin: Der Fotograf wartet. Die Profis checken das Licht, rücken die Deko und die Stühle zurecht – und los geht’s. Familienfotos stehen im Alten- und Pflegeheim Hagen-Haspe auf dem Programm. Es ist Samstagmorgen und neben den Bewohnerinnen und Bewohnern sind deren Kinder, Enkel und Schwiegersöhne gekommen. Die Gelegenheit für eine schöne Erinnerung lassen sich die Senioren nicht entgehen. „Das ist eine super Aktion“, findet Elvira Hagedorn, die sich gemeinsam mit ihrer Mutter abbilden lässt. Familie Arendt möchte ein schönes Gemeinschaftsbild, um es der Mutter zum Geburtstag zu schenken. Mitglieder des „Fototreffs Schwelm“ boten die Aktion „Familienfotos“ in den Seniorenheimen der Evangelischen Stiftung Volmarstein kostenlos an. Abzüge gab es zum Selbstkostenpreis. „Wir haben Spaß am Fotografieren und das hier ist eine tolle Herausforderung für uns“, so Volker Wehres. Gemeinsam mit Reiner Grasses entlockte er den Senioren ihr schönstes Lächeln. „Meine Frau ist ‚Lila Dame‘ im Feierabendhaus. Das Fotografieren hier ist meine Form von Ehrenamt“, betont der Fotograf. 08 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Cordula Tiltmann ist ganz begeistert von der Aktion. „Das bringt nochmal ein Stück Leben ins Haus“, so die Leiterin von Haus Magdalena in Volmarstein. „Viele unserer Senioren sind nicht mehr so mobil, um so etwas außer Haus zu machen. Da ist es doch toll, dass wir das hier vor Ort anbieten können.“ Direkt nach dem Fotografieren konnten die Fotos am PC angeschaut werden. Alle waren sich einig: klasse Bilder! (aN) lockerer wurde im März 2013 als Der Fototreff Schwelm Leben gerufen. ins en raf tog terter Hobbyfo Zusammenschluss begeis Hobbyfotografen in und Eilpe hatten die rste lma Vo , spe Ha in n Neben dieser Aktio bendhaus in Schwelm. ete Ausstellung im Feiera bereits eine viel beacht st e Fotos beim Sommerfe ei Mitglieder der Grupp , Außerdem machten zw d“ sehr froh sin operation über die wir in Haspe. „Eine tolle Ko . ski ow iatk f. Dr. Bernd Kw betont Bereichsleiter Pro Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 09 Endlich in die eigenen vier Wände Menschen mit Behinderung ziehen in die Wittener Kesselstraße – und damit mitten in die Stadt. Dort leben sie zum ersten Mal weitgehend eigenständig und haben viele Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen. Heinz Ahlers ist 54 Jahre alt. Aufgrund seiner schweren Behinderung sitzt er im Rollstuhl. Seit Jahrzehnten lebt er in stationären Wohngruppen der Stiftung Volmarstein. Dort wird er rund um die Uhr versorgt. Jetzt steht er vor einem Riesenschritt: Er bereitet sich darauf vor, außerhalb von Volmarstein weitgehend eigenständig zu wohnen – zum ersten Mal in seinem Leben! „Ich freue mich auf Witten, weil ich dort ein Stück unabhängiger sein kann.“ Heinz Ahlers Wohin es gehen wird, das weiß er längst: „Ich freue mich auf Witten, weil ich dort ein Stück unabhängiger sein kann“, sagt Heinz Ahlers. Genau meint er die 10 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Kesselstraße nahe der Wittener Innenstadt. Dort mietet die Stiftung Mitte 2016 einen neu gebauten Gebäudekomplex mit ambulant betreuten Wohngemeinschaften bzw. Einzelwohnungen inklusive Servicebüro an. Heinz Ahlers wird dorthin umziehen, zusammen mit vielen weiteren Menschen mit Behinderung aus Volmarstein. „Zusammen leben in einer großen Gemeinschaft, mitten in der Stadt, das ist das Ziel vieler Menschen“, so die Erfahrung von Constanze Schönenberg und Andreas Dombrowsky. Gemeinsam leiten sie für die Behindertenhilfe der Stiftung das Projekt „Wohnen in der Kesselstraße“, das ein Paradebeispiel für praktische Inklusion ist: Denn in Witten werden die Menschen mit Behinderung in einem Haus leben, das nur wenige Minuten von der Innenstadt mit einer großen Fußgängerzone entfernt ist. Ganz normal Bummeln oder Einkaufen in der City – alles kein Problem! Und die zentrale Bushaltestelle am Bahnhof lässt sich auch mit Rollstühlen oder Gehhilfen gut erreichen. Ausflüge in die großen Nachbarstädte Bochum oder Dortmund – auch jederzeit möglich. Aktuell bereitet sich Heinz Ahlers zusammen mit 13 weiteren Teilnehmern in einem sogenannten „Trainingswohnen“ auf den Umzug nach Witten vor. Trainingswohnen dient als Vorbereitung Dort erprobt die Gruppe unter Anleitung Alltägliches. Ein konkretes Beispiel dafür: „Wir sitzen abends alle zusammen und überlegen gemeinsam, was wir am nächsten Tag kochen wollen“, beschreibt Heinz Ahlers eine typische Situation. Was braucht man für Pfannkuchen? Welches Nudelgericht ist mal wieder dran? Für wie viele Tage müssen wir im Voraus planen? Alle zusammmen stellen dann die Einkaufsliste für die Mahlzeiten im vereinbarten Zeitraum zusammen. Und mit der Liste geht es dann ins Lebensmittelgeschäft: Ab Mitte 2016 natürlich in die Umgebung der Wittener Kesselstraße. (toto) Der Gebäudekomplex in der Kesselstraße umfasst fünf Stockwerke. Dort sind untergebracht: - - - - 2 Wohngemeinschaften mit jeweils 8 Appartements inkl. Balkon und Bad für Menschen mit Behinderung. Für jede WG gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile. 1 Servicebüro unter Zuständigkeit von Constanze Schönenberg. 1 Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz mit 8 Appartements unter Zuständigkeit von Inga Becker. 14 barrierefreie Wohnungen mit zwei bzw. zweieinhalb Zimmern. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 11 Hohe Auszeichnung Orthopädische Klinik Volmarstein ist jetzt EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung. Dass die Orthopädische Klinik Volmarstein in der oberen Liga spielt, zeigen nicht nur die Fallzahlen. Die Fachklinik wurde jetzt als Zentrum der höchsten Versorgungsstufe für künstliche Hüft- und Kniegelenke ausgezeichnet: Sie ist nun EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung (EPZmax). „Die Zertifizierung ist ein großer Schritt in die Zukunft“, erklärt Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsbereichs Medizin. Das Siegel unterstreicht einmal mehr, dass die Klinik zu den größten und erfahrensten endoprothetischen Zentren NordrheinWestfalens gehört. Denn das Siegel erhalten nur Kliniken, die besonders hohe Qualitätsstandards erfüllen. Die Einstufung „EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung“ ist bundesweit die höchste fachspezifische Zertifizierungsstufe der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Um als EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung anerkannt zu werden, muss die Klinik umfangreiche Standards erfüllen. Neben der hohen Fallzahl werden Abläufe von der Aufnahme des Patienten über die Operation bis hin zur Nachsorge bis ins kleinste Detail festgehalten. „Wir behandeln jährlich über 1.500 Patienten mit künstlichem Knie- und Hüftgelenk“, berichtet Helge Bast, Chefarzt Primäre Knie- und Hüftgelenkendoprothetik. „Das Siegel ist eine Bestätigung unserer hervorragenden Leistung in der Medizin, der Pflege, der Physiotherapie und der Orthopädietechnik.“ Zum EPZmax gehört neben der Allgemeinen Orthopädie auch die Abteilung Tumor- und Revisionschirurgie. Denn neben den klassischen geplanten Gelenkprothesen ist die „Spezielle Orthopädische Chirurgie“ ein wichtiger Baustein. „Die Patienten profitieren am meisten von der Zertifizierung, denn durch die unabhängige Prüfung stehen Patientensicherheit und das optimale Operationsergebnis immer im Fokus“, so Prof. Dr. Gebert, wissenschaftlicher Leiter des neuen EPZmax. Verliehen wird die Zertifizierung von der EndoCertInitiative der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie. Sie überprüft nun jährlich die Arbeit in der Klinik Volmarstein auf die Einhaltung der Standards für ein EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung. In drei Jahren müssen sich die Kolleginnen und Kollegen der Klinik erneut einem Audit stellen, um die Zertifizierung weiter zu führen. „Seit über zwei Jahren haben sehr viele Mitarbeitende über den üblichen Alltag hinaus für diesen Erfolg gearbeitet. Das war eine Teamleistung, auf die wir alle sehr stolz sein können“, betont Matthias Mund, kaufmännischer Leiter der Klinik. „Die Mühe hat sich gelohnt. Die Auditoren waren hochzufrieden mit unserer Arbeit hier in der Klinik Volmarstein und beeindruckt von unserer Professionalität.“ (aN) Anfassen erlaubt kurz notiert 12 (v.l.) Frank Bessler, Dr. Albert Marichal, Helge Bast und Mattias Mund freuen sich über das Zertifikat. Einen ganz besonderen Besuch in der Orthopädischen Klinik konnten 25 Wetteraner im Juli erleben. Im Rahmen der Sommer-Tour der Westfalenpost durften sie in den OP-Trakt. Unter echten Rahmenbedingungen mit OP-Kleidung, Mundschutz und Haube schleusten sich die Gäste ein. Einer der Gäste spielte den Patienten und ließ sich „operieren“. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Viel Fahrtwind um die Nase Seit 34 Jahren freuen sich Kinder und Jugendliche mit Behinderung auf die regelmäßige Motorradtour mit dem MSC Sauerland. Seit mehr als drei Jahrzehnten bieten die Motorradfahrer des MC Sauerland Kindern und Jugendlichen aus der Jugendhilfe der Stiftung Volmarstein ein besonderes Event: Beim traditionellen Motorradfest unternehmen sie mit den jungen Beifahrern mit Behinderung eine Tagesfahrt ins Sauerland – und das seit 34 Jahren! Angesichts dieser langen Zeit lohnt sich der Blick auf einige Zahlen, die das große Engagement des MC Sauerland deutlich machen: 20 Fahrer von Motorradgespannen und Solomaschinen sind im Schnitt Jahr für Jahr mit von der Partie, um Volmarsteiner Kindern und Jugendlichen eine erlebnisreiche Tour zu bescheren. Die lassen sich den Fahrtwind gehörig um die Nase wehen. 68.000 Kilometer sind es sogar, wenn man die zurückgelegte Strecke während der 34 Jahre berechnet, in denen des Motorradfest bislang stattgefunden hat. Zum Vergleich: Die Strecke einmal um die Erde ist rund 40.000 Kilometer lang. Diplom-Heilpädagoge Frank Maihoff betreut regelmäßig das Motorradfest. „Es ist beeindruckend, was der MC Sauerland für unsere Kinder und Jugendlichen leistet – mit Geld kann man das nicht bezahlen“, sagt er zu der wertvollen Unterstützung. Im kommenden Jahr findet das Motorradfest zum 35. Mal statt. Zum Geburtstag wird die Stiftung die Motorradfans zum Grillen einladen. (toto) 8 Stunden Zeit widmet jeder Fahrer beim Motorradfest durchschnittlich einem einzelnen Kind oder Jugendlichen mit Behinderung – und das ehrenamtlich. 5440 Stunden (das entspricht 226 Tagen!) kommen zusammen, wenn man das Engagement aller Fahrer des MC Sauerland in 34 Jahren hochrechnet. 100 Kilometer lang ist die Strecke ins Sauerland und zurück, die jeder Motorradfahrer mit seinem jungen Beifahrer aus Volmarstein unterwegs ist – das macht etwa 2000 Kilometer bei jedem Motorradfest. Mit großem Tross ging es auch 2015 wieder ins Sauerland. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 13 Unterstützt kommunizieren Menschen, die aufgrund ihrer Behinderung nicht sprechen können, benötigen spezielle Hilfe. Die Stiftung hat bei diesem Thema eine hohe Kompetenz. Jennifer (16) kann aufgrund ihrer schweren Behinderung nicht sprechen. Um sich im Alltag verständlich zu machen, ist sie auf sogenannte „Unterstützte Kommunikation“ (UK) angewiesen. UK-Hilfsmittel ermöglichen es ihr, trotz des Handicaps einzukaufen, im Café einen Kakao zu bestellen oder in fröhlicher Runde „Mensch ärgere Dich nicht“ zu spielen. Die Stiftung Volmarstein ist beim Thema „UK“ besonders engagiert. Fast 600 Menschen jeden Alters, die in verschiedenen Einrichtungen der Stiftung leben, haben große Verständigungs-Probleme. Für sie gibt es vor Ort ein ausgeklügeltes UK-Angebot. „Damit sichern wir den Menschen ein Stück Teilhabe“, sagt Barbara Hapcke. Sie unterrichtet an der Oberlinschule junge Leute wie Jennifer, die beim Sprechen auf UK-Unterstützung angewiesen sind. Insgesamt 15 Laden-Mitarbeiter hat Barbara Hapcke darin geschult. Eine Kommunikationsmappe gehört jeweils zum Geschäfts-Inventar – und zwar im Cap-Supermarkt mitten in Volmarstein und in zwei Cafés. Die beiden Cafés werden von der Stiftung betrieben: Das „Werkstatt-Café“ liegt direkt neben dem Cap-Markt, das „Café Mittendrin“ auf dem Stiftungsgelände. „Durch die drei Läden ist bei uns eine Art Nahversorgung auf UK-Basis möglich“, betont Barbara Hapcke. Mitmischen beim „Mensch ärgere Dich nicht“ Doch wie funktioniert „UK“ in der Praxis – etwa beim Einkaufen oder im Café? Antwort: zum Beispiel mit Hilfe der „Kölner Kommunikationsmappe“. Die Mappe, entwickelt an der Uni Köln, ist ein Vokabelheft für Verständigung ohne Ton. Bilder decken Alltagsbegriffe umfassend ab. Menschen mit Behinderung zeigen mit den Fingern auf das entsprechende Symbol, wenn sie zum Beispiel einen Karton Eier kaufen oder ein Stück Kuchen bestellen möchten. UK-Hilfsmittel erhöhen aber auch die Freizeit-Qualität: Dafür hat die Evangelische Stiftung Volmarstein mit Hilfe einer Spende der Sparkasse Wetter spezielle UK-Spiele angeschafft, die in der Martinskirche ausgeliehen werden können. Dazu gehört u.a. ein „Mensch ärgere Dich nicht“-Spiel. Wer dort mitspielt, braucht beispielsweise den klassischen Satz „Du bist dran…“ nicht auszusprechen. Das übernimmt ein Computer in einem kleinen Kissen, auf das der Spieler nur kurz drücken muss. Und weil viele UK-Nutzer auch motorisch eingeschränkt sind, gibt es statt eines Würfels zum Werfen ein Glücksrad, das per Knopfdruck bedient wird. So haben auch Menschen mit schweren Sprachbehinderungen die Gelegenheit, bei dem uralten Gesellschaftsspiel richtig mitzumischen – und mit diebischer Freude die Püppchen ihrer Mitspieler rauszuwerfen. Im Wetteraner Ortsteil Volmarstein gibt es gleich drei Geschäfte, die auf UK-Kunden eingestellt sind. Ein Meilenstein im UK-Engagement der Stiftung ist das neue UK-Büro, das mit Hilfe der „Aktion Mensch“ Der sprechende Stift informiert über verschiedene Länder. Per Knopfdruck würfeln beim „Mensch ärgere Dich nicht“. Vokabelheft für Verständigung ohne Ton 14 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 aufgebaut wurde. Es gehört zum sogenannten „Heilpädagogischen Zentrum“ der Stiftung – ein KompetenzNetzwerk, das u.a. Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störungen sehr individuell hilft. Konkret ist das UK-Büro, in dem die beiden speziell ausgebildeten Heilpädagoginnen Claudia Siebers und Christina Panzer sitzen, zentrale Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema „Unterstützte Kommunikation“. Welches UK-Hilfsmittel ist im Einzelfall am besten? Welche Therapie kommt in Frage? Claudia Siebers und Christina Panzer fungieren dort als Ratgeber und Förderer – und zwar sowohl stiftungsintern als auch extern für den Bereich Hagen / Ennepe-Ruhr-Kreis. Der sprechende Stift hilft auch beim Bücher lesen. Außerdem bieten sie Schulungen und Fortbildungen zum Thema „UK“ an. „Das Büro ist ein Kompetenzzentrum“, erklärt Barbara Hapcke. (toto) Stiftung ist UK-Leuchtturm Die Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation mit Sitz in Köln, die im deutschsprachigen Raum 1800 Mitglieder hat, betrachtet das UK-Angebot der Evangelischen Stiftung Volmarstein als vorbildlich. Die Stiftung wurde deshalb in die deutschlandweite Reihe der „UK-Leuchttürme“ aufgenommen. Beim Talker spricht der programmierte Computer. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 15 Pflegefamilie für Kinder Die Stiftung Volmarstein engagiert sich in einem neuen Aufgabenfeld. Dafür wurde ein ehemaliges Mitarbeiterhaus umgebaut. Die Stiftung Volmarstein betreut nun auch Kinder und Jugendliche, die nicht von körperlichen oder geistigen Behinderungen betroffen sind. „Jugendhilfe nach SGB VIII“, so lautet der Fachbegriff für dieses neue Aufgabengebiet. Konkret heißt das: Die Stiftung fungiert als Pflegefamilie. Seit August werden in der Wohngruppe Haus Hensberg sechs Kinder bzw. Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren betreut, die hauptsächlich erzieherische Hilfe benötigen. Damit ist es kein Angebot der klassischen Behindertenhilfe, die es in der Stiftung seit ihrer Gründung im Jahre 1904 gibt. Die sechs Kinder und Jugend- lichen besuchen größtenteils Regelschulen, die in der Nähe liegen. Aber auch die Beschulung in Förderschulen ist denkbar. Das Haus Hensberg ist ein ehemaliges Mitarbeiterhaus, das mit Hilfe von Stiftungs-Handwerkern zu einer schönen Wohngemeinschaft umgebaut worden ist. Dort arbeiten sechs pädagogische Fachkräfte, die fast alle neu eingestellt worden sind. Das Wohnkonzept ist heilpädagogisch ausgerichtet. Die Kinder und Jugendlichen wohnen ausschließlich in Einzelzimmern. Die Versorgung (Küche, Reinigungsdienst usw.) erfolgt in Eigenregie und ist daher unabhängig von zentralen Angeboten der Stiftung. (toto) kurz notiert Erlebnistag in der BBW-Gärtnerei Rund 100 Mädchen und Jungen aus Wetteraner Kindergärten und Grundschulen besuchten die Gärtnerei des Berufsbildungswerks. Die neugierigen Kinder stellten viele pfiffige Fragen und erfuhren jede Menge über Blumen. Außerdem topften sie selbst Pflanzen ein. Wichtig dabei: Bloß nicht umknicken. Beachparty im Haus Magdalena Ein Hauch von Karibik herrschte im Juni im Haus Magdalena: Bei Strandatmosphäre feierten die Senioren im Garten eine Beachparty – mit alkoholfreien Cocktails, exotischen Früchten und Vanilleeis. Den nötigen Sand hatte das Bauzentrum Klein aus Gevelsberg zur Verfügung gestellt. Dörkenpreis für sechs Kollegschüler Sechs Schüler des Werner-Richard-Berufskollegs haben den Dörkenpreis bekommen. Ausgezeichnet wurden: Nancy Müller, Kai-Sheng-Tang, Marian Pasriegla, Phillip Loch, Baris Akyüz und Jan Wittmaack. „Mit dem Preis werden nicht die guten Noten der Schüler, sondern deren soziales Engagement gewürdigt“, so Dr. Jochen Plaßmann, Vorstand der Dörken-Stiftung. 16 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Gemeinsam wollen sie am Ball bleiben (v.l.): Uwe Steinebach, Koordinator für Behindertenfußball, Mathias B. Weber, Leiter des Berufsbildungswerks, und Eckhard Kühl, 2. Vorsitzender und Inklusionsbeauftragter des SuS Volmarstein. Gemeinsam am Ball Sportliches Pilotprojekt in Westfalen: Volmarsteiner Berufsbildungswerk kooperiert mit dem Verein SuS Volmarstein und dem Fußball-Verband. Inklusion durch Fußball – dafür wollen das Berufsbildungswerk (BBW) der Stiftung Volmarstein, der Sportverein SuS Volmarstein und der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) sorgen. Alle drei haben eine Kooperation verabredet. Deren Ziel: Fußballer ohne und mit Behinderung sollen gemeinsam kicken – und das regelmäßig. „Mit dieser Kooperation übernimmt Volmarstein eine Vorreiterrolle“, betont Uwe Steinebach, der im FLVW als Koordinator für Behindertenfußball arbeitet. Steinebach ist fast NRW-weit unterwegs, um ähnliche Projekte durch direkte persönliche Kontakte anzuschieben. Besprechung im BBW-Team vor dem Anstoß. Das BBW ist die erste Einrichtung dieser Art, die Partner eines Sportvereins und gleichzeitig des regionalen Fußballverbandes geworden ist. Der Verein SuS Volmarstein aus der Kleinstadt Wetter im Fußball-Kreis Hagen spielt mit seiner ersten Mannschaft in der Kreisliga A. In Volmarstein läuft Inklusion durch Fußball in der Praxis so: SuS-Urgestein Eckard Kühl trainiert alle zwei Wochen die BBW-Fußballer gemeinsam mit SuSAktiven. Im Gegenzug nutzt der Verein im Winter die BBW-Sporthalle, um für die Hallensaison zu trainieren. Der Fußball-Verband hat als dritter Kooperationspartner einen riesigen Wanderpokal gestiftet. Der wurde beim Inklusionsturnier, dessen zweite Auflage BBW und SuS im Sommer gemeinsam ausgerichtet haben, erstmals vergeben. Dabei spielen Fußballer ohne und mit Behinderung in gemischten Teams. Das dritte Inklusionsturnier um diesen Pokal ist für 2016 geplant. „Unser Miteinander dient konkret der Inklusion“, unterstreicht BBW-Chef Mathias B. Weber den Vorbildcharakter der Kooperation, durch die der SuS Volmarstein vom Verband offiziell als „InklusionsVerein“ ausgezeichnet wurde. (toto) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 17 Gefragtes Fachwissen Die „Agentur Barrierefrei NRW“ des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung feierte im NRW-Sozialministerium 10-jähriges Bestehen. Seit zehn Jahren gibt es NRW-weit einen kompetenten Ratgeber in Sachen Barrierefreiheit: die „Agentur Barrierefrei NRW“ des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung (FTB) der Stiftung Volmarstein. Die Feier zum 10-jährigen Bestehen fand im Juni 2015 im Düsseldorfer Sozialministerium statt. Dort stieß die Arbeit der zehn FTB-Experten, die die Agentur bilden, auf große Anerkennung. „Das FTB hat ein exzellentes Experten-Wissen und ist ein wichtiger Kooperationspartner der Landesregierung.“ Guntram Schneider, bis September 2015 NRW-Sozialminister, über das Volmarsteiner Forschungsinstitut „Ich kann mir ohne die Agentur keine Inklusionspolitik vorstellen“, sagte der damalige NRW-Sozialminister 18 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Guntram Schneider, dessen Ministerium das Projekt finanziert. Ob es beispielsweise um spezielle Fliesen für ein Blindenleitsystem im Schwimmbad oder den Einbau eines Aufzugs in ein denkmalgeschütztes Wasserschloss geht – die Volmarsteiner Experten bieten vielseitigen Sachverstand für die konkrete Umsetzung von Barrierefreiheit an. Dieses Wissen wird auf breiter Front angefragt: von Menschen mit Behinderung und ihren Interessenvertretern, Politikern sowie Verwaltungs- und Firmenchefs. FTB-Leiter Prof. Dr. Christian Bühler stellte bei der Feier eine stattliche Leistungsbilanz der Agentur in den vergangenen zehn Jahren vor. So gab es während dieser Zeit u.a. rund 3500 Beratungen, fast 400 Schulungsund Fachveranstaltungen mit mehr als 10.000 Teilnehmern sowie über 100 Veranstaltungen in den Räumen der Hilfsmittelausstellung des Volmarsteiner Instituts. Außerdem wurden drei Auflagen mit insgesamt 20.000 bereiche der Stiftung saßen im Plenum, ebenso der Wetteraner Bürgermeister Frank Hasenberg sowie Hans Kaufmann, Vorsitzender des FTB-Fördervereins. „Es ist phantastisch zu sehen, was hier in NRW passiert ist.“ (v.l.) Prof. Dr. C. Bühler, Guntram Schneider, Markus Bachmann Exemplaren der Broschüre zum Thema „Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden“ produziert und verteilt. Dass Barrierefreiheit für die Stiftung Volmarstein ein besonderes Anliegen ist, machte Vorstand Markus Bachmann in seinem Grußwort klar: „Barrierefreiheit ist seit 1904 unser zentrales Thema“, betonte Bachmann unter Hinweis auf das Gründungsjahr der Stiftung. Hannelore Loskill, stellvertretende Bundesvorsitzende der „Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen“ (BAG Selbsthilfe), zur Arbeit der „Agentur Barrierefrei NRW“ Musik machte bei der Geburtstagsfeier die inklusive Band „Walking On The Moon“. Deren Sängerin Anna Reizbikh, die im Rollstuhl sitzt, hat das Werner-RichardBerufskolleg in Volmarstein besucht. „Inklusion ist mehr als ein rein behindertenpolitisches Thema, es ist ein gesellschaftspolitischer Entwurf.“ Prof. Dr. Christian Bühler, Leitung FTB, zur Bedeutung von Inklusion Der Blick auf die Gästeliste der Feier in Düsseldorf zeigt, wie weitreichend die Arbeit der „Agentur Barrierefrei NRW“ geschätzt wird: Vertreter von Kommunen aus nahezu allen Regionen von NRW waren zu der Veranstaltung ins Sozialministerium gekommen, dazu Mitarbeitende zahlreicher Selbsthilfeverbände, die sich z.B. für Rollstuhlfahrer sowie Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen einsetzen. Anna Reizbikh, ehemalige Schülerin des Berufskollegs, als Sängerin Auch die Stiftung Volmarstein war prominent vertreten: Der Stiftungsratsvorsitzende Dr. h.c. Hans-Peter Rapp-Frick sowie führende Vertreter mehrerer Geschäfts- Für Schmunzeln sorgte in Düsseldorf eine Anekdote vom Kölner Dompropst: Als der einmal auf den Treppen des Doms gestürzt war, ließ er auf den Stufen kurzerhand Kontraststreifen installieren. Diese bieten auch Menschen mit Sehbehinderung Orientierung. So hatte der schmerzhafte Sturz des Dompropstes auch etwas Gutes: Er sorgte für ein Stück mehr Barrierefreiheit im Wahrzeichen Kölns. (toto) Prominente Besucher saßen im Publikum. Besucher testeten das Online-Portal NRW informierBar. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 19 Kreative Handarbeit Die Werkstatt für behinderte Menschen bietet umfangreichen Grußkarten-Service. Ob Glückwünsche zum Geburtstag, zur Hochzeit, zur Geburt oder Anteilnahme im Trauerfall: Zu jedem Anlass liefert die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) der Stiftung die passende Gruß- bzw. Beileidskarte. „Wir gehen natürlich auf individuelle Wünsche ein“, sagen Gundula Liauw und Heike Jünger. Sie leiten die Beschäftigten mit Behinderung an, die pro Jahr rund 1000 Karten aller Art anfertigen – Tendenz steigend! Gundula Liauw (li.) und Heike Jünger Was ist das Besondere an den Werkstatt-Karten? Sie werden alle in Handarbeit hergestellt, und zwar in vielen kleinen Arbeitsschritten. Ein paar Beispiele: Papier stanzen, indem Zeitungsschnipsel mit Wasser verbunden werden; große Papierbögen bemalen, die anschließend zurechtgeschnitten werden; Dekorationsteilchen wie Blümchen oder Herzchen ausstanzen, um sie schließlich auf die Karten zu kleben – das alles gehört dazu. Bis zu zehn Menschen mit teilweise schweren Behinderungen sind daran beteiligt, wenn eine Karte entsteht. 20 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Diese Tätigkeit sichert ihnen einen Arbeitsplatz. Einzeln werden die Karten auf dem Zentralgelände der Stiftung verkauft – und zwar im „Café mittendrin“, in der Orthopädischen Klinik und direkt in der Werkstatt. Der Durchschnittspreis beträgt 2,50 Euro. „Es gibt auch größere Aufträge“, berichtet Gundula Liauw aus dem Arbeitsalltag. Die kommen beispielsweise von Firmen, die in der Volmarsteiner Werkstatt Weihnachts- bzw. Neujahrsgrüße bestellen, um sie an ihre Kunden verschicken. Eine besondere Bestellung hat ein eingefleischter Motorradfahrer aufgegeben. Er wollte Gleichgesinnte mit einer besonderen Karte zu seinem 60. Geburtstag einladen. Als „Rohstoff“ lieferte er mehrere Fotos von sich – als Baby, von der Hochzeit, auf dem Motorrad. Daraufhin hatte die „Kreativ-Gruppe“ der Werkstatt die Idee, mit Hilfe der Bilder den Lebensweg des Geburtstagskindes zu beschreiben. Der Clou dabei: Weil der Mann großer Motorradfan ist, wurde auf der Karte sein Weg auf einer „Straße des Lebens“ präsentiert. (toto) Haben Sie einen Kartenwunsch? Die Werkstatt für behinderte Menschen der Evangelischen Stiftung Volmarstein, Lothar-Gau-Straße 8, berät Sie gern. Telefon 0 23 35 / 639 - 37 50 oder - 37 51. Fast 50 Jahre im Dienst der Gärtnerei Willi Beermann ist nach über 47 Jahren in den Ruhestand gegangen. Den Gärtnerei-Neubau 1982 hat er in einem Foto-Album festgehalten. Fast ein halbes Jahrhundert lang hat Willi Beermann in der Gärtnerei des Berufsbildungswerks der Stiftung gearbeitet. „Mach’s gut, Willi…!“ Diesen Satz hat er Ende August oft gehört. Denn am 31. August war sein letzter Arbeitstag – nach über 47 Jahren! „Der Zusammenhalt hier war immer sehr gut“, sagt der 63-Jährige über „seinen“ Betrieb. Von dem hat er ein besonderes FotoAlbum angelegt. 1982: Die bisherige kleine Gärtnerei an der Straße Auf den jungen Eichen ist nicht mehr zeitgemäß. Bagger rollen Willi Beermann zeigt einem Auszubildenden, wie man Stecklinge schneidet. an, um auf der anderen Seite der damaligen Landstraße eine moderne Anlage zu errichten. Willi Beermann fotografierte Willi Beermann nahm den Rat an – und startete erst die Bauarbeiten an der Stelle, an der die damals neu einen Tag später. gebaute Gärtnerei bis heute steht. Von den Fotos und einigen Zeitungsartikeln legte er ein Album an – ein Im Arbeitsalltag hat er sich mit großem Engagement um echtes Schätzchen! Das Album enthält sogar eine die Azubis mit Behinderung gekümmert. Wie setzt man Widmung des damaligen Stiftungsleiters Pastor Lotze. Stecklinge von Geranien? Welches Beet am Berufsbil„Darüber habe ich mich sehr gefreut“, erinnert sich dungswerk muss ordentlich durchgehakt werden? Willi Willi Beermann. Beermann war stets nah dran an den jungen Leuten. „Für mich ist das Menschliche sehr wichtig“, betont er. Bekannt wie ein bunter Hund Er selbst hat das vorbildlich beherzigt. Wenn etwa ein Azubi länger krank war, hat Kümmerer Beermann angeAls er 1968 in der Gärtnerei angefangen hatte, ging rufen und sich nach dem Befinden erkundigt. Willi Beermann beim damaligen Meister Janus in die Lehre. Er kennt noch die Zeit, als dort Salat, Petersilie In Wetter ist er bekannt wie ein bunter Hund. Ein Grund oder Porree angebaut wurden, um den Zentralbereich dafür ist, dass die traditionelle Maiwanderung der Wetder Stiftung Volmarstein zu versorgen. Und er weiß teraner SPD einige Zeit immer auf seinem abgelegenen noch, wie Gärtner tief in die Knie gehen mussten, Hof im Wald zwischen Grundschöttel und Wengern um am Boden Pflanzen in Frühbeetkästen zu pflegen. ausgeklungen ist. Da hatte er stets viele Leute zu Gast, Heute ist diese Arbeit viel bequemer, weil Blumen auf darunter mehrere Wetteraner Bürgermeister und manch Gewächshaustischen stehen. anderen Promi. Kein Wunder also, dass viele Wetteraner sagen: „Willi Beermann? Klar, den kenne ich!“ Natürlich kann Willi Beermann manche GärtnereiIm Ruhestand kümmert er sich vor allem um seinen Hof. Anekdote erzählen – eine sogar von seiner Mutter. Der ist immerhin fünf Hektar groß. Und gelegentlich Die hatte ihm 1968 geraten, auf keinen Fall am wird er in dem Fotoalbum blättern, das er vom Bau der Montag, dem 1. Juli, seine Lehre zu beginnen. heutigen Gärtnerei angelegt hat. Dann werden viele „Wer montags am ,Ersten‘ anfängt, wird nicht alt“, schöne Erinnerungen aufkommen an fast fünf Jahrhatte Mutter Beermann ihren Sohn gewarnt. zehnte Tätigkeit für die Stiftung. (toto) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 21 Bauspielplatz sorgt für Begeisterung Die inklusive Ferien-Aktion stößt auf großes Interesse im NRW-Sozialministerium. Experte Roland Borosch möchte das Event im Sommer 2016 besuchen. Beim inklusiven Volmarsteiner Bauspielplatz erleben in jedem Jahr rund 270 Mädchen und Jungen, davon einige mit Behinderung, allerhand Abenteuer. Wenn es darum geht, auf einer riesigen Fläche nach Herzenslust Holzhütten zu zimmern, sind dort u.a. Kinder im Rolli mittendrin im Getümmel. Dieses Gemeinschaftsprojekt, das die Stadt Wetter und die Stiftung Volmarstein seit drei Jahren während der Sommerferien organisieren, ist nun sogar auf Interesse im NRW-Sozialministerium gestoßen. Roland Borosch, als leitender Ministerialrat verantwortlich für das Thema „Inklusion“, fiel der Volmarsteiner Bauspielplatz bei einer Präsentation in Dortmund auf. „Er war von dem Herzblut begeistert, das die Mitarbeiter in diese Roland Borosch (rechts) im Gespräch mit Daniel Starosta 22 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Aktion stecken“, berichtet Daniel Starosta, als Freizeitpädagoge der Stiftung einer der Mitorganisatoren des dreiwöchigen Ferien-Events für Kinder im Alter von 7 bis 13 Jahren. Zu dem gehört stets ein buntes Programm: Beispielsweise gibt es immer eine Spritzaktion der Feuerwehr und Eis vom Bürgermeister. Roland Borosch will den Volmarsteiner Bauspielplatz möglichst im kommenden Sommer besuchen. Seine Begeisterung dafür hat auch einen persönlichen Hintergrund: Als Student hat der Mann aus dem Ministerium selbst auf einem Bauspielplatz gearbeitet, um sich als Betreuer ein wenig Geld zu verdienen. Heute ist Roland Borosch der Fachmann in Sachen Inklusion, der den NRW-Sozialminister bei wichtigen Veranstaltungen zu diesem Thema begleitet oder vertritt. Präsentiert worden war der Bauspielplatz beim Projektforum „Kultur“ im Reinoldinum in Dortmund, zusammen mit dem inklusiven Kino im Kulturcafé „Mittendrin“ auf dem Gelände der Stiftung Volmarstein. Veranstalter des Projektforums in Dortmund war das Inklusionskataster NRW. In dem Kataster erfassen Experten der Universität Siegen Aktivitäten zur Entwicklung eines inklusiven Gemeinwesens. (toto) Ein besonderes Jahr in Ivenack Das Pflegeheim wurde im Sommer 2015 in Erinnerung an den verstorbenen Vize-Heimleiter in „Jos-Bakker-Haus“ umbenannt. Er half tatkräftig mit beim erfolgreichen Umbruch nach der Wende. Seit 1949 werden in Ivenack Menschen mit teilweise schweren Behinderungen betreut. Vor gut 15 Jahren hat diese Aufgabe in dem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern die Evangelische Stiftung Volmarstein übernommen. Die Verbindung von Ivenack und Volmarstein – dahinter steckt die persönliche Geschichte des Sozialpädagogen Jos Bakker. Es ist aber auch die Geschichte über einen erfolgreichen Umbruch nach der Wende in der DDR. Jos Bakker war stellvertretender Leiter des Pflegeheims Ivenack. Unter diesem schlichten Namen war das Haus schon zu DDR-Zeiten im Ort bestens bekannt. Es war ein Schock, als der überaus beliebte Sozialpädagoge 2014 im Alter von 56 Jahren plötzlich starb. Um ihn zu würdigen, hat die Stiftung Volmarstein die Einrichtung in „Jos-Bakker-Haus“ umbenannt. „Ein Haus, das einen Namen hat, kommt einem näher und wird persönlicher.“ Jürgen Dittrich, Vorstandssprecher „Ein Haus, das einen Namen hat, kommt einem näher und wird persönlicher“, sagte Vorstandssprecher Jürgen Dittrich bei der Umbenennungs-Feier im Juni 2015. Und Pastor Christian Schwarz, der lange Zeit in Ivenack tätig war, betonte: „Diese Umbenennung bewahrt die Erinnerung und den Neuanfang des Pflegeheims in den abenteuerlichen Jahren nach der Wiedervereinigung Deutschlands.“ In Ivenack kannten alle Jos Bakker – wegen seines niederländischen Akzents, aber vor allem wegen des Einsatzes für „seine“ Bewohner. Beherzt hat er in der Wende-Zeit mit dafür gesorgt, dass die Behindertenhilfe im Ort erhalten blieb. Sonst wären die Bewohner im Zuge der Auflösung des DDR-Gesundheitssystems weitgehend wahllos „umverteilt“ worden. In dieser schwierigen Übergangszeit nutzte der Niederländer seine guten Kontakte nach Volmarstein. Die führten dazu, dass die Stiftung in dem kleinen Ort schließlich die Verantwortung für die Behindertenhilfe (v.l.) Jürgen Dittrich, Petra Jahrmärker-Bakker mit Tochter und Ekkehard Meinecke übernahm – gut 600 Kilometer von ihrem Sitz in Wetter entfernt. In Ivenack pflegen heute rund 100 Mitarbeitende 75 Bewohner, betreuen 40 Menschen im Ambulanten Wohnen und 6 Menschen im Trainingswohnen. Jos Bakker hatte die Stiftung Volmarstein Ende der 80er Jahre kennengelernt, als er in Bochum sein Heilpädagogik-Studium absolvierte. Zu seinen engen Freunden gehörten damals Ekkehard Meinecke und Reinhard Nellen, die heute verantwortlich für die Behindertenhilfe zeichnen. Durch ihre Freundschaft zu Jos Bakker sind beide dem Standort Ivenack bis heute besonders verbunden. Als junger Mann war Jos Bakker mit dem Fahrrad durch Mecklenburg-Vorpommern gefahren, um eine Einrichtung zur Ableistung seines Anerkennungsjahres zu finden. Er entschied sich für das damalige Schloss Ivenack, das seit 1949 als Behindertenheim diente. Im Jahre 1991 reiste Jos Bakker mit seinen Ivenacker Schützlingen zu Besuch nach Volmarstein. Das war der Anfang einer harmonischen Zusammenarbeit zwischen Ost und West. Für die Stiftung bauten der damalige Verwaltungsdirektor Ulrich Neumann und Leiter Pastor Ernst Springer das Engagement in Ivenack auf, das 1994 offiziell begann. Ein besonderer Tag war der 1. Mai 1999, als das heutige moderne Pflegeheim eröffnet wurde, das nun „JosBakker-Haus“ heißt. Die Umbenennung erfolgte in einer feierlichen Zeremonie, für die es viel Anerkennung gab: „Er wäre zu Tränen gerührt“, sagte Petra JahrmärkerBakker, die Witwe von Jos Bakker. (toto) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 23 Bewohner, Hausleitung, Bereichsleitung und Vorstand bei der Verleihung der Urkunde im Haus Buschey Grüner Haken dran Auszeichnung für alle Einrichtungen der Seniorenhilfe Alle sechs Häuser der Seniorenhilfe der Ev. Stiftung Volmarstein sind mit dem Grünen Haken ausgezeichnet worden. Dabei handelt es sich um ein eingetragenes Markenzeichen für Lebensqualität im Alter und Verbraucherfreundlichkeit. Verliehen wird dieses Gütesiegel von der gemeinnützigen Heimverzeichnis GmbH – Gesellschaft zur Förderung der Lebensqualität im Alter. „Von einem guten Seniorenheim wird heutzutage mehr erwartet als nur gute Pflege“, so Prof. Dr. Bernd Kwiatkowski. Der Leiter des Geschäftsbereichs Seniorenhilfe ist stolz auf seine Teams in den Einrichtungen. Bei der freiwilligen Prüfung wurden rund 120 Kriterien unter die Lupe genommen. Ermittelt wurde etwa, mit wie viel Respekt die Bewohner betreut werden, ob deren Privatsphäre und Würde respektiert werden, wie die Mahlzeiten ablaufen und wie das Essen schmeckt. „Die Begutachtung der Senioren-Einrichtungen orientiert sich an der ‚Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen‘ der Weltgesundheitsorganisation“, 24 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 erklärt der Professor, „sie stellt die Autonomie, Teilhabe und Menschenwürde der Bewohner in den Mittelpunkt.“ Die Prüfung beinhaltete auch ein ausführliches Gespräch mit der Leitung sowie dem Bewohnerbeirat, dazu eine Haus- und Zimmerbesichtigung und ein gemeinsames Mittagessen mit den Bewohnern. „Mit ihrem Tun füllen die Mitarbeitenden das Haus mit Liebe“, sagte Pfarrer Jürgen Dittrich, Vorstandsprecher der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Mit der Auszeichnung würdige das Projekt „Heimverzeichnis“ deshalb die hohe Lebensqualität in der Stiftung, so Pfarrer Dittrich. Im Unterschied zu den Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen stellt die Begutachtung für das Heimverzeichnis die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner in den Mittelpunkt. Das Heimverzeichnis unterscheidet sich damit von anderen Verzeichnissen, die lediglich Leistungen, Preise oder Prüfergebnisse zur Pflegequalität veröffentlichen. (aN) „Der erste Job, der richtig Spaß macht“ Felix Thiele steht kurz vor seinem Examen zum Altenpfleger. Seine Ausbildung absolviert er im Evangelischen Feierabendhaus in Schwelm, das zur Stiftung Volmarstein gehört. Wir haben ihn gefragt, warum ein junger Mensch diese große Herausforderung annimmt. Warum wird ein junger Mann Altenpfleger? Nach der Schule habe ich viele Praktika gemacht. Unter anderem im Einzelhandel, in einer Gärtnerei und in einer Metallfabrik. Für den sozialen Bereich wurde ich durch meine Zwillingsschwester motiviert, die Gesundheits- und Krankenpflegerin ist. Daher habe ich meinen Zivildienst im Feierabendhaus in Schwelm absolviert. Das war der erste Job, der mir richtig Spaß gemacht hat. Ich sehe einen Sinn in der Arbeit. Der Beruf ist nicht nur körperlich anstrengend, sondern besonders auch seelisch. Wie verarbeiten Sie die hohe Belastung? kurz notiert Das Team im Feierabendhaus Schwelm ist toll. Man kann über schwierige Situationen direkt mit den Kollegen sprechen. Und die Pflegedienstleitung, Frau Klein, hat immer ein offenes Ohr. Natürlich ist es nicht einfach, alle Bewohner bis zum Tod zu begleiten. Aber ich sehe das Sterben als Teil des Lebens. Den letzten Lebensabschnitt will ich den alten Menschen so schön wie möglich machen. Die Arbeit nehme ich nicht mit nach Hause. Ich kann gut abschalten. Ich engagiere mich sehr in der Freiwilligen Feuerwehr Ennepetal. Das ist ein guter Ausgleich. Was haben Sie für Zukunftspläne? Seit dem zweiten Ausbildungsjahr mache ich nebenher die Fachhochschulreife an einer Abendschule. Ich wollte mir beweisen, dass ich das kann und mir auch alle Wege offen halten. In Zukunft kann ich mir vorstellen, noch ein Studium zu absolvieren. Ich will aber auf jeden Fall in der Seniorenhilfe bleiben. Mal sehen, was kommt. (Interview: Astrid Nonn) Die Seniorenhilfe auf der Ausbildungsmesse Die Seniorenhilfe der Stiftung Volmarstein hat sich auf der großen Ausbildungsmesse in Ennepetal präsentiert. Am Volmarsteiner Stand gab es viele Informationen über berufliche Perspektiven im Bereich der Seniorenpflege. Viele junge Leute nutzen dieses interessante Angebot. Mit solchen Aktionen wirbt die Stiftung regelmäßig um Nachwuchskräfte. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 25 Leuchtende Modernisierung Azubis des Berufsbildungswerks haben auf dem Parkplatz LED-Lampen installiert. Auf dem großen Parkplatz des Berufsbildungswerks (BBW) der Stiftung sorgen Mitarbeiter, Teilnehmer und Besucher für regen Autoverkehr. Damit sie bei Dunkelheit auf dem großen Areal optimal sehen können, haben Azubis aus dem Elektro- und Metall-Bereich die Lampen erneuert. Es ist ein buchstäblich leuchtendes Beispiel dafür, wie moderne Verhältnisse mit Fähigkeiten aus dem eigenen Haus geschaffen werden. „Wir haben sehr positive Rückmeldungen bekommen“, berichtet Ausbilder Frank Behrendt. Denn bei Dunkelheit fällt jedem regelmäßigen Parkplatznutzer sofort auf, dass es auf dem Parkplatz jetzt wesentlich heller ist. Das liegt daran, dass die Azubis moderne LED-Lampen installiert haben. Die sorgen nicht nur für besseres Licht, sondern sind auch stromsparend. Zum Vergleich: Die alten Kugellampen hatten einen fünfmal höheren Energieverbrauch. Und sie hatten den Parkplatz nicht so gut ausgeleuchtet. Der nächste Schritt in Sachen „Moderne Beleuchtung am BBW“ ist auch schon geplant: „Wir werden die alten Kugellampen beim Fuhrpark und an der Zufahrt zum BBW durch helle, energiesparende LED-Lampen ersetzen“, kündigt Ausbilder Frank Behrendt an. (toto) Inklusions-Wohnhaus besteht seit 10 Jahren kurz notiert 26 Insgesamt zehn Leuchten haben die Azubis erneuert – acht unmittelbar auf dem Parkplatz, zwei im Bereich der angrenzenden Küchen-Zufahrt. Im ersten Arbeitsschritt verkürzten sie die Lampenmasten und lackierten sie neu. Zwei Lampenmasten mussten gerichtet werden, weil sie recht schief standen – offenbar war in der Vergangenheit der eine oder andere Autofahrer dagegen gefahren. Anschließend setzten die Azubis die LED-Lampen mit Hilfe einer Leiter bzw. eines Hubsteigers auf die Masten und stellten unter Aufsicht die elektrischen Anschlüsse fachgerecht her. Gleich beim ersten Test funktionierten alle Lampen bestens. Seit zehn Jahren leben zwölf Menschen mit teilweise schweren Behinderungen im barrierefreien Wohnhaus Schulstraße 13 in Hagen. Bewohner, Mitarbeitende und Angehörige haben den runden Geburtstag gefeiert. Dank eines 24-stündigen Angebots von Betreutem Wohnen, Pflege und Assistenz sind sie weitgehend eigenständig. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Präzise Pässe, hohes Tempo Kombiball ist eine inklusive Mischung aus Fußball und Handball. Ausgetüftelt wurde die Sportart am Werner-Richard-Berufskolleg. Quiz-Frage: Was ist Kombiball? Richtige Antwort: Eine Mischung aus Handball und Fußball, die speziell geeignet ist für Spieler mit Körperbehinderungen. Dr. Heiko vom Bruch (Foto), langjähriger Sportlehrer am Werner-Richard-Berufskolleg der Stiftung Volmarstein, hat Kombiball erfunden. An seiner Schule ist diese Sportart mittlerweile so beliebt, dass es sogar ein großes Turnier als attraktives Schul-Event gibt. Zur Entstehungsgeschichte: „Die Schüler mögen die großen Ballspiele wie Fußball und Handball“, sagt Sportlehrer Heiko vom Bruch. Sie können aber viele dieser Sportarten aufgrund ihrer verschiedenen Köperbehinderungen nicht ohne weiteres ausüben. Also hat sich Pädagoge vom Bruch Gedanken gemacht: Wie lassen sich Elemente beider Sportarten so miteinander verbinden, dass ein gemeinsames Spiel für Rollifahrer und Läufer entsteht? Immerhin drei Jahrzehnte Berufserfahrung stecken in der KombiballIdee des Volmarsteiner Sportlehrers. Die wichtigsten Regeln: Zu jeder Mannschaft gehören fünf Spieler mit jeweils drei Rollifahrern und zwei Läufern. Die Grundgedanke dabei: Läufer, die z.B. einen Arm amputiert haben, spielen Fußball, Rollifahrer spielen Handball. Untereinander dürfen sich Läufer den Ball mit dem Fuß zupassen und zurollen. Und zum Rollifahrer spielt der Läufer ab, indem er ihm den Ball zuwirft oder anreicht. Rollifahrer wiederum werfen bzw. rollen den Ball zu jeder Art von Mitspieler. Gespielt wird auf Kleinfeldtore. In denen steht oft ein E-Rolli-Fahrer, der mit seinem Rolli einen Großteil des Tores abdeckt. Durch geschicktes Manövrieren des Rollis per Knopfdruck reagiert er auf Schüsse bzw. Würfe aus unterschiedlichen Richtungen. Gemeinsam mit den Schülern hat Heiko vom Bruch die Spielidee regelmäßig weiter entwickelt, so dass größtmögliche Chancengleichheit zwischen Läufern und Rollifahrern besteht. So ist es z.B. verboten, dass ein Läufer den Wurf eines gegnerischen Rollifahrers mit der Hand abwehrt. So rasant geht es zu: Läufer schießen präzise aufs Tor, Rollifahrer versperren Läufern geschickt den Weg, nach einem abgefangenen Ball folgt der schnelle Tempogegenstoß: Wenn die absoluten Kombiball-Könner des Werner-Richard-Berufskollegs aufeinandertreffen, geht es rasant zu. Mittlerweile ist dieses Spiel im Sportunterricht überaus beliebt. Gespielt wird mit einem Softball. Kombiball als Schul-Event: Jede Menge Zuschauer kommen stets am letzten Freitag vor den Sommerferien in die Sporthalle: Dann steigt die Endrunde des traditionellen Kombiball-Turniers. Lautstark werden die Teams angefeuert. Wenn Tore fallen, gibt es großen Beifall. Beim Turnier im Sommer 2015 waren insgesamt 14 Mannschaften am Start. An zwei Tagen spielten sie die Vorrunde aus, um sich für die Finalrunde zu qualifizieren. Zum Abschluss des Finaltags fand ein Spiel statt, das auf besonderes Interesse stieß: Lehrer gegen Schüler. Die gesamte Finalrunde des Kombiball-Turniers ist gefilmt worden. Nach der Bearbeitung ist ein 23-Minuten-Streifen entstanden, der den Schülern bei einer eigenen Veranstaltung präsentiert wird. Das zeigt: „Kombiball ist mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Schulkultur“, freut sich Heiko vom Bruch. Daran hat er wohl kaum geglaubt, als er dieses Spiel entwickelte. (toto) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 27 Neue Strukturen in den Fachkliniken Verantwortliche Experten an den beiden orthopädischen Kliniken benannt. Die Allgemeine Orthopädie und Unfallchirurgie der Fachkliniken in Volmarstein und Dortmund wurden neu strukturiert. Bereits zum Start der Fachklinik in Dortmund-Hörde im November vergangenen Jahres hatte die Klinikleitung neben Dr. Matthias Gansel verantwortliche Experten für die Spezialbereiche an den beiden orthopädischen Kliniken benannt. In der Orthopädischen Klinik Volmarstein wurde Dr. Ciraj Hadji zum Chefarzt der Abteilung „Schulterchirurgie und Arthroskopie“ berufen. Als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Facharzt für Orthopädie sowie Sportmedizin bringt er eine hohe Expertise mit. Jährlich mehr als 1.000 arthroskopische Operationen (vor allem Schulter- und Kniegelenkoperationen) sowie rund 100 Schultergelenkersatzprothesen sprechen für seine Erfahrung. Helge Bast ist Chefarzt der Abteilung „Primäre Knie- und Hüftgelenkendoprothetik“ der Orthopädischen Klinik Volmarstein. Im zertifizierten EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung, in dem jährlich rund 1.500 Knieund Hüftgelenke ersetzt werden, ist er einer von drei Senior-Hauptoperateuren. Helge Bast ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Im modernen Behandlungskonzept Rapid Recovery geht er mit seinem Team neue Wege. In der Ortho-Klinik Dortmund ist Dr. Mehran Danaei Chefarzt der Allgemeinen Orthopädie. Er arbeitete viele Jahre als leitender Oberarzt in Volmarstein, bevor er im Dezember 2014 die Abteilungsleitung in der OrthoKlinik Dortmund übernahm. Dr. Danaei ist Facharzt für Orthopädie sowie für Orthopädie und Unfallchirurgie. Mit seinem Team in Dortmund startete er im Oktober auch das Behandlungskonzept Rapid Recovery. Dr. Andreas Wels leitet seit Jahren die Unfallchirurgie in unserer Klinik in Dortmund-Hörde. Auch er wurde jetzt zum Chefarzt berufen. In der Ortho-Klinik garantiert er die Notfallversorgung rund um die Uhr. Dr. Wels ist Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und spezielle Unfallchirurgie sowie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Als Durchgangsarzt behandelt Dr. Wels auch Arbeits-, Schul- und Wegeunfälle. Neben unseren Experten für die Behandlung der Menschen mit Beschwerden am Bewegungssystem stellen Fachärzte für Anästhesie sowie für Innere Medizin die ganzheitliche Versorgung von Patienten mit Vor- und Begleiterkrankungen sicher. (aN) Nach einem schweren Unfall ist Dr. Matthias Gansel am 17. August seinen Verletzungen erlegen. Dr. Matthias Gansel hat die Orthopädische Klinik Volmarstein in den letzten Jahren wesentlich mitgeprägt und auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet. Als Vorgesetzter und Mentor gab er sein Wissen an junge Kolleginnen und Kollegen weiter und unterstützte und begleitete deren fachliche Entwicklung. Mit viel Energie begeisterte er sein Team für neue Ideen und Visionen. Gemeinsam konnte so die Klinik als eines der ersten Häuser in Deutschland wegweisende interdisziplinäre Behandlungskonzepte wie Rapid Recovery anbieten. Kurz vor seinem Unfall im April konnte Dr. Gansel sich mit dem Team der Klinik über die erfolgreiche Zertifizierung zum „EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung“ freuen. Seinen Humor, sein ehrliches und direktes Wesen und seine offene Art werden wir sehr vermissen. 28 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Oberlinschüler im Farbenrausch Ausstellung von gemalten Kunstwerken in den Räumen der EWG Hagen eG In den Räumen der Wohnungsgenossenschaft EWG Hagen eG gibt es bis Januar 2016 eine Ausstellung der besonderen Art zu bestaunen: Schülerinnen und Schüler der Oberlinschule der Stiftung Volmarstein präsentieren dort Kunstwerke, die im Rahmen des Projekts „Raum für gefühlte Kunst“ durch eine raffinierte Technik entstanden sind. „Es geht bunt rund“, so lautet das Motto der Ausstellung, die, wie es sich für eine Vernissage gehört, mit einer Die Künstler: Fynn Bär, Fatih Birinci, Mirjana Bozic, Samin Butt, Tobias Corell, großen Eröffnung mit vielen Gästen Pascal Hartmann, Luca Noffz und Marc Wiethege begann. Und jedem Besucher erschloss sich das Motto auf den ersten Blick: Viele der farbenfrohen Kunstwerke sind tatsächlich Sie gehören der Abschlussstufe der Basisförderung rund. Dies liegt an der besonderen Malmaschine, ähn„Raum für gefühlte Kunst“ an, die von der Lehrerin lich einem Plattenteller, mit der die Bilder gefertigt Grit Postberg geleitet wurde. wurden und die bei der Eröffnung bereit stand, um ausprobiert zu werden. Dieses Angebot nahmen Engagement hat Tradition die Gäste gern wahr: Ein Blatt Papier wurde auf die Rotationsscheibe gelegt, dann der Motor eingeschaltet Die Basisförderung ist ein Angebot für schwerstmehrund langsam Farbe auf den drehenden Untergrund fachbehinderte Schüler. Hier lernen sie, dass Kunst gegeben, die sich dann durch die Drehbewegung ein Mittel zur Kommunikation ist. „Durch das kreative verteilt und ein Muster malt. Arbeiten wurde die Lust auf die eigene, persönliche Ausdrucksmöglichkeit geweckt und gefördert“, Auch Ingrid Wagner vom Vorstand der EWG Hagen eG weiß Grit Postberg. Dem Projekt stand die Künstlerin würdigte die vielfältigen Arbeiten mit der Malmaschine Gisa Kettner zur Seite. Sie betrat mit der Arbeit mit in ihrer Eröffnungsrede. „Das Ergebnis ist interessant den Oberlin-Kindern Neuland und betrachtet diese und lässt es zu, die Fantasie grenzenlos werden zu Erfahrung als „künstlerisches Geschenk“. lassen“, zeigte sie sich beeindruckt von der Technik Zum Ausklang der feierlichen Veranstaltung gab und den fantastischen Farbenspielen. Die anwesenden es für alle Gäste noch einen kleinen Umtrunk und jungen Künstler nahmen dieses Lob erfreut entgegen. duftende Pizza. Die Verbundenheit der EWG mit der Oberlinschule hat eine lange Tradition. Bereits zum zwölften Mal findet eine Ausstellung der Oberlinschule in der Geschäftsstelle der Wohnungsgenossenschaft statt. Für dieses Engagement und die liebevolle Organisation der Ausstellungen und die Förderung zahlreicher Projekte deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön! Die Ausstellung ist noch bis zum 10. Januar 2016 in den Räumen der EWG Hagen eG, Körnerstraße 48, in Hagen zu bewundern. (sjs) Richtig rund ging es in der Malmaschine. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 29 Neuer Chefarzt erweitert das Spektrum In der Ortho-Klinik Dortmund ist Privatdozent Dr. med. Pawel Bak neuer Chefarzt der Konservativen Orthopädie und Schmerztherapie. Dr. Bak (Foto) ist Facharzt für Physikalische Therapie und Rehabilitative Medizin und führt die Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie, Sportmedizin, Manuelle Medizin und Naturheilverfahren. „Wir freuen uns über die wichtige fachliche Ergänzung in unserer orthopädischen Klinik in Hörde“, so der kaufmännische Geschäftsführer Matthias Mund. Frank Bessler, Ärztlicher Leiter des Geschäftsbereichs Medizin der Evangelischen Stiftung Volmarstein, ergänzt: „Menschen mit chronischen Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Bewegungssystem durch multimodale konservative Behandlung wieder die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen – das passt gut zum Konzept unserer Stiftung.“ kurz notiert Die Konservative Orthopädie und Spezielle Schmerztherapie beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Funktionsstörungen und Schmerzen des Bewegungssystems. „Akute und chronische Rücken- Einladung zum Patientenforum: Jeweils um 18.00 Uhr in der Ortho-Klinik Dortmund Virchowstraße 4 28.01.2016 Rasche Genesung: Moderne Hüft- und Knieprothetik mit Rapid Recovery Referent: Chefarzt Dr. Mehran Danaei 25.02.2016 Vorsicht: Stürze im Alter vermeiden Referent: Chefarzt Dr. Andreas Wels 17.03.2016 Nichts geht mehr! Behandlung von chronischen Schmerzen Referent: Chefarzt PD Dr. Pawel Bak 30 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 und Gelenkbeschwerden führen bei vielen Patienten zu massiven Beeinträchtigungen im Alltag und im Beruf“, erklärt Dr. Pawel Bak. „Akute Schmerzzustände können bei unzureichender Behandlung in einen chronischen Schmerz übergehen und erhöhen dadurch den Leidensdruck.“ Der 52-Jährige studierte Medizin in Danzig. Nach seiner Ausbildung in der Orthopädischen Universitätsklinik in Göttingen war er zuerst in mehreren chirurgischen Kliniken in Niedersachsen und Bayern, dann in einer Rehabilitationsklinik in Westfalen tätig. Es folgte eine 12-jährige Tätigkeit an der Uniklinik in Jena, wo er auch habilitierte. Danach leitete er eine Abteilung der BG-Unfallklinik in Frankfurt sowie in einer orthopädischen Spezialklinik in Baden-Württemberg. Die Kooperation eines interdisziplinären Therapeutenteams, das mit unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten auf die Bedürfnisse jedes Patienten eingeht, ist ein Hauptelement des Therapiekonzeptes. Mögliche Therapiebausteine sind neben Medikamenten oder Infiltrationen vor allem die Physiotherapie mit all ihren Möglichkeiten, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Ernährungstherapie und psychologische Behandlung. „Wichtig ist die ganzheitliche Sicht auf den Patienten“, betont Dr. Bak. „Was hat der Mensch? Was kann er mit seinen Einschränkungen noch machen? Und wie können wir ihn so weit stärken, dass er privat und beruflich sein Leben gut leben kann?“ (aN) Gemeinsam schneller fit Rapid Recovery – jetzt auch in der Ortho-Klinik Dortmund Das erfolgreiche Behandlungsprogramm „Rapid Recovery“ wird seit Oktober auch in der Ortho-Klinik Dortmund angeboten. „Gemeinsam schneller fit“ lautet dabei das Motto für Patientinnen und Patienten, die ein neues Knie- oder Hüftgelenk erhalten. In der Fachklinik in Volmarstein wird das Programm seit 2011 erfolgreich eingesetzt. „Patientenumfragen bescheinigen uns in Volmarstein sehr gute Qualität und Behandlungsergebnisse“, berichtet Dr. Mehran Danaei, der seit vier Jahren mit dem Programm Rapid Recovery arbeitet. Als Leitender Arzt der Allgemeinen Orthopädie in der Ortho-Klinik freut er sich, diese Qualität nun auch in Dortmund anbieten zu können. kurz notiert In der Patientenschulung etwa eine Woche vor der Operation lernen die künftigen Patientinnen und Patienten das gesamte Team kennen und erfahren, was auf sie zukommt: Orthopäden, Narkoseärzte, Pflegedienst, Physiotherapie und Sozialdienst erklären den Ablauf der OP und der Tage danach. Schon jetzt wird geübt, an Unterarmgehstützen Treppen zu steigen, mit dem Sozialdienst wird die Reha besprochen und die nötigen Hilfsmittel werden bestellt. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass die Patienten einen „Coach“ ernennen, einen Freund oder ein Familienmitglied, der ihnen zur Seite steht und sie begleitet. „Optimale Aufklärung soll Ängste reduzieren und dazu beitragen, bestmögliche Behandlungsresultate zu erzielen“, erklärt Catharina Kleeschulte, die als Patienten-Betreuerin Ansprechpartnerin in allen Belangen ist. Eine kleine Patientengruppe durchläuft gleichzeitig das Programm, d.h. die Patienten besuchen gemeinsam die Schulung, werden wenn möglich am gleichen Tag operiert und gemeinsam mobilisiert. So können sie sich gegenseitig unterstützen und ermutigen. „Die Entlassung erfolgt in der Regel nach einer Woche, jedoch nur dann, wenn die Patienten unsere strengen interdisziplinären Entlassungskriterien erfüllen“, betont Dr. Danaei. Das Rapid-Recovery-Team bleibt auch nach der Entlassung mit den Patienten in Verbindung und fragt sie nach ihrem Befinden und ihrer Zufriedenheit. (aN) Olympiade im Hans-Grünewald-Haus Eine generationsübergreifende Olympiade veranstaltete das Hans-Grünewald-Haus in Gevelsberg. Gemeinsam mit Mädchen und Jungen des Katholischen Familienzentrums St. Engelbert absolvierten die Senioren verschiedene Geschicklichkeitsspiele. Alle hatten bei dieser ungewöhnlichen Aktion jede Menge Spaß und Freude. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 31 Ziemlich beste Freundinnen Freizeit begeistert Seniorinnen aus Haspe „Im Alter noch eine neue Freundschaft zu schließen, ist etwas Besonderes“, weiß Maria Theisen. Die Leiterin des Bewohnerbeirats im Ev. Alten- und Pflegeheim Haspe hat mit Doris Schmidt eine neue Freundin gefunden. „Gefunkt“ hat es auf der Ferienfreizeit des Seniorenheims, an der die beiden Frauen teilnahmen: „Wir haben uns angelacht und wussten: Das passt!“ Maria Theisen lebte 17 Jahre allein. Mit einer Gruppe in Urlaub zu fahren, kostete sie Überwindung. Als bei der Ferienfreizeit noch ein Platz frei war, ließ sie sich doch überreden. „Gott sei Dank“, meint die Seniorin lachend. Eine bunt gemischte Gruppe machte eine Woche Urlaub in einem Ferienhaus bei Ahaus. Manche schlecht zu Fuß, manche dement. „Jeder machte, was er konnte und alle profitierten voneinander“, berichtet Maria Theisen. „Demente Menschen sind anders, aber das hat gar kein Problem gemacht. Wenn wir uns jetzt im Haus begegnen, ist das richtig schön.“ Mit der neuen Freundin Doris Schmidt hat Maria Theisen viel Spaß. „Ich war schon immer unternehmungslustig“, erzählt Doris Schmidt lachend. Ein Museumsbesuch, eine Kutschfahrt, Spaziergänge auf dem Bauernhof und sogar Kettcar fahren ließ sie sich in den Ferien nicht entgehen. „Wir haben zusammen gekocht und hatten viel Spaß dabei“, berichtet die Seniorin. Maria Theisen machte zum ersten Mal seit Jahren nochmal ihren „berühmten“ warmen Kartoffelsalat. Bei Akkordeonmusik genossen die Seniorinnen den letzten Urlaubs-Abend. Fünf Mitarbeiterinnen aus den verschiedensten Bereichen des Seniorenheims am Mops begleiteten die Freizeit und sorgten für das Wohl der Seniorinnen. „24 Stunden am Tag intensiv mit den Senioren zusammen zu sein ist natürlich anstrengend“, meint Sabine Müller vom Sozialen Dienst. „Aber es war so toll zu sehen, wie sehr alle es genossen haben. Das war auch für uns eine besondere Zeit und nicht nur ein Job.“ Hausleiterin Heike Ewerdwalbesloh ist stolz auf ihr Team, das dieses nicht alltägliche Angebot erst möglich machte. (aN) Beruf kommt von Berufung Eine Urlaubsreise für Bewohner anzubieten, ist keine Selbstverständlichkeit: Zusätzliches Personal für eine Woche rund um die Uhr sowie finanzielle Mittel müssen vorhanden sein. In Haspe fand sich ein Team von Kolleginnen, die mit viel Engagement und Freude die Reise der Bewohnerinnen vorbereiteten und begleiteten – zum Teil über die Dienstzeit hinaus. Durch Einnahmen vom Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr sowie durch Spenden der Stiftung Volmarstein konnte den Seniorinnen dieses besondere Erlebnis ermöglicht werden. 32 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Welches Bildungsangebot darf es sein? Projektgruppe beteiligt sich an der Erstellung eines inklusiven Kursbuchs. Basis für das Pilotprojekt ist eine Umfrage unter Menschen mit Behinderung. In eine ungewohnte Rolle sind zehn Mitarbeiter der Evangelischen Stiftung Volmarstein geschlüpft: Als Interviewer haben sie 73 Bewohner mit intellektuellen Beeinträchtigungen und Mehrfachbehinderungen aus stationären und ambulanten Einrichtungen der Stiftung befragt. Sie wollten herausfinden, welche Bildungsangebote die Bewohner gerne hätten. „Dabei sind hochinteressante Ergebnisse herausgekommen“, sagt Susanne Fischer, die das Projekt „Entwicklung und Etablierung eines inklusiven Erwachsenen-Bildungsangebots in der Region Ennepe-Ruhr“ leitet. Beteiligt sind daran neben der Stiftung Volmarstein auch das Frauenheim Wengern der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V. (Wetter) und das Haus Theresia von der Theresia Albers gGmbH (Hattingen). Ziel ist es, im Frühjahr 2016 ein Kursbuch für inklusive Bildungsangebote herauszubringen. Dafür lieferte die Befragung von insgesamt 190 Bewohnern aus den drei beteiligten Einrichtungen wertvolle Daten. „Dabei sind hochinteressante Ergebnisse herausgekommen.“ Projektleiterin Susanne Fischer zu der Umfrage Die Befragung wurde von Prof. Dr. Kristin Sonnenberg und Anneke Arlabosse von der Evangelischen Fachhochschule RWL in Bochum begleitet und ausgewertet. Besonders groß, so ein Resultat, ist das Interesse an Bewohner und Stiftungsmitarbeiter im Interview Themen aus den Bereichen Sport, Kunst und Computer. Außerdem stehen Kochen und Bildungsreisen hoch im Kurs. Und: Rund 80 Prozent der interviewten Menschen mit Behinderung sind bereit, für ein Bildungsangebot einen Teil ihres kleinen Taschengeldes zu investieren. Die zehn Stiftungs-Interviewer hatten sich bei einer Fortbildung gründlich auf ihre Aufgabe vorbereitet – u.a. durch Übungen zur Durchführung von Interviews, das Erlernen von methodischem Vorgehen im Interview sowie Vermeidung von Interviewfehlern. Schließlich war es wichtig, dass die Befragungen nach einheitlichen Standards durchgeführt wurden. Jedes Interview dauerte rund eine halbe Stunde. Alle Fragen waren in Leichter Sprache verfasst, so dass die Menschen mit Lernbehinderungen die Fragen gut verstehen konnten. Die kompletten Ergebnisse der Befragung wurden auf der „2. Inklusionskonferenz Erwachsenenbildung“ im November 2015 in der Stiftung einem breiten Publikum vorgestellt. Dort kamen u.a. die Vertreter von Bildungseinrichtungen und Hochschulen sowie von Einrichtungen der Behindertenhilfe, Interessenvertretungen der Menschen mit Behinderung, Menschen mit Behinderung und Politiker zusammen. Nun gilt es, auf Basis der Befragung konkrete Bildungsangebote zu schaffen. (toto) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 33 Alles unter einem Dach Therapiedienste Volmarstein: Physiotherapie, Ergotherapie, Gesundheitssport und Prävention sowie Ambulante Rehabilitation Christian Meise Philipp Zaydowicz Margrid Ullrich Unter der Leitung von Geschäftsführer Christian Meise werden die vorhandenen Therapiedienste in Haspe, Volmarstein und Dortmund zusammen geführt und weiterentwickelt. „Ich habe hier eine hervorragende Substanz vorgefunden“, betont Christian Meise, der seit Mai im Team der Stiftung ist. Der 40-Jährige bringt vielfältige Erfahrungen in der Leitung von stationären und ambulanten Therapie- und Rehazentren mit. „Gemeinsam mit den Standortleitungen werden wir die Therapiedienste und eine moderne Rehabilitation im Gesamtkonstrukt der Stiftung etablieren.“ Im Therapiezentrum Orthopädische Klinik, direkt in der Orthopädischen Klinik Volmarstein, bieten Philipp Zaydowicz und sein Team ein breites Angebot an Physiotherapie, Ergotherapie, Prävention und Gesundheitssport an. Physio- und Ergotherapeuten und Dipl. Sportlehrer betreuen nicht nur die stationären Patienten der Klinik. Auch ambulante Patienten werden behandelt. Ebenso ist die Ambulante Reha im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung möglich. Die kurzen Wege und der kollegiale Austausch zwischen Therapeuten und Ärzten der Orthopädischen Klinik ermöglichen die bestmöglichen Fortschritte bei der Rehabilitation der Patienten. Telefon 0 23 35 / 639 - 49 00. Das Therapiezentrum am Mops liegt in direkter Nachbarschaft zum Evangelischen Krankenhaus HagenHaspe. Die enge Kooperation mit dem Krankenhaus, insbesondere mit der Rheumaklinik hat die hochqualifizierte Arbeit des Therapiezentrums geprägt. Neben dem breiten Behandlungsspektrum in der stationären und ambulanten Physio- und Ergotherapie bietet das Team unter Leitung von Margrid Ullrich auch zahlreiche Kurse 34 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Marco Ackerschott Andreas Suchy im Bereich Gesundheitssport (vom Aquafitness bis Qi Gong), für Rehasportgruppen sowie für Sportgruppen der Rheumaliga an. Telefon 0 23 31 / 476 - 29 40. Im Therapiezentrum Dortmund in der Ortho-Klinik Dortmund sind Marco Ackerschott und sein Team besonders auf die Behandlung am Bewegungssystem spezialisiert. Sowohl stationäre Patienten der Klinik als auch ambulante Patienten werden physiotherapeutisch betreut. Auch hier ist die enge Zusammenarbeit mit den Orthopäden in der Ortho-Klinik ein Plus für die Patienten. Besonders im Bereich der Konservativen Orthopädie und Schmerztherapie wird das Spektrum zurzeit ausgebaut. Im Bewegungsbad des Hauses werden Rehasport- und Präventionskurse angeboten. Telefon 02 31 / 94 30 604. Die Ergo- und Physiotherapie in der Oberlinschule und im Berufsbildungswerk leitet Andreas Suchy. Als Einrichtung der Behindertenhilfe ist die Stiftung im Bereich der Rehabilitationsmedizin spezialisiert auf Ergotherapie, Krankengymnastik und Physikalische Therapie. Diese Therapiedienste werden direkt am Berufsbildungswerk und in der Oberlinschule angeboten. Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, zur Selbständigkeit anzuleiten und diese zu fördern. Spezielle Therapiekonzepte mit dem Schwerpunkt Entwicklungsneurologie finden hier Anwendung, z.B. Bobath, Vojta, Castillo Morales, Osteopathie. Sie ermöglichen die unterschiedlichen Anforderungen verschiedener Behinderungsbilder zu erfüllen. Geleistet wird dies in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Rehamedizinern, Orthopäden, Pflegekräften, Orthopädietechnikern, Lehrern und Psychologen. Telefon 0 23 35 / 639 - 70 20. (aN) „Granatenstarke Unterstützung“ Ina Frese hat jahrelang um ihren Arbeitsplatz in der Werkstatt für behinderte Menschen gebangt. In Volmarstein standen ihr viele Menschen zur Seite. Acht Jahre lang hat Ina Frese (Foto) gebangt. So lange dauerte es, bis feststand, dass sie ihren Wunsch-Arbeitsplatz im Empfang der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) dauerhaft sicher hat. Im Interview spricht die 38-Jährige, die aufgrund einer angeborenen Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt, über die Zeit der Ungewissheit, tatkräftige Unterstützer und ihre Pläne für die Zukunft. Was war der Knackpunkt in Ihrem Fall? Ich fühle mich sehr wohl im Ambulant betreuten Wohnen in Hagen. Deshalb sollte ich auch in einer Hagener Behinderten-Werkstatt eine Beschäftigung bekommen. Ich wollte aber unbedingt in Volmarstein arbeiten. Dafür brauchte ich eine Regelung für die tägliche ortsübergreifende Hin- und Rückfahrt, die der Kostenträger akzeptiert. Beim zuständigen Landschaftsverband Westfalen-Lippe war bei den vielen Gesprächen der Wille zu einer Lösung immer vorhanden – auch wenn es halt lange gedauert hat. Für mich war es eine echt harte Zeit der Ungewissheit. Warum wollten Sie unbedingt in die Volmarsteiner Werkstatt? Das stand für mich fest, nachdem ich hier 2007 ein Praktikum gemacht habe. Beschäftigt bin ich hier aber erst seit 2010, weil es für mich zunächst gar keinen Fahrdienst gab. Was es auch immer an Problemen gab – ich hatte in Volmarstein nie das Gefühl, mit schwierigen Situationen allein zu sein. Nennen Sie mal ein konkretes Beispiel für tatkräftige Unterstützung… Schon nach meinem Praktikum war es überwältigend: Als gelernte Bürokauffrau wollte ich natürlich in diesem Bereich arbeiten. Deshalb habe ich Produktionsleiter Lars Ahlborn angesprochen. „Dann schaffen wir einen solchen Arbeitsplatz“, war seine Reaktion. Bis heute bin ich darüber gerührt. Anfangs sind Sie auf einer Bustour für die Oberlinschule mitgefahren. Wie war das? Das war die erste Lösung, die für mich gefunden wurde. In dem Bus war noch ein Platz frei. Diese provisorische Lösung hatte mehrere Jahre Bestand. Für mich war die Fahrt mit den jungen Schülern nicht immer einfach. Wenn ich niedergeschlagen war, standen die Mitarbeiter des Ambulant betreuten Wohnens sowie die Mitarbeiter der Werkstatt, hier allen voran unsere Gruppenleiterinnen Anke Prill und Katrin Ferraz, an meiner Seite. Auch unser Diakon Andreas Vesper hatte immer Zeit. Mitte Januar 2015 wurde mir plötzlich mitgeteilt, dass mein Platz im Bus für einen Schüler benötigt wird – und zwar schon drei Tage später! Von einem Tag auf den anderen drohte der Fahrdienst wegzufallen: Wer hat Ihnen da geholfen? Es war granatenstark! Melanie Fuge-Köster, meine Betreuerin im Ambulant betreuten Wohnen, und Simone Kabaca, Sozialdienstleiterin in der Werkstatt, kamen teilweise nach Feierabend zu mir, um eine Lösung zu suchen. Auch Dirk Rottschäfer, der für das betreute Wohnen zuständige Sozialarbeiter, und Frank Maihoff, Sozialdienstmitarbeiter der Werkstatt, waren für mich da. Dank dieser großen Hilfe gelang es, mich in eine Werkstatt-Tour der Firma Ortwein einzubinden. Das war das Happyend, oder? Ja, denn diese Lösung hat der Kostenträger mitgetragen. Mitte Juni fiel diese Entscheidung. Zuvor hatten sich noch unser Werkstattleiter Andreas Barth und Elke Birgel, die die Leistungsabrechnung macht, um meinen Fall bemüht. Jetzt bin ich enorm erleichtert. Als es in den letzten Monaten eine Hängepartie wurde, habe ich von Sabine Kittner aus dem Metallbereich der Werkstatt verschiedene Entspannungs-Methoden kennengelernt. Die Übungen und die Gespräche mit ihr als neutrale Person haben mir auch sehr geholfen. Was haben Sie nun vor? Für einige Dinge hatte ich lange keinen Kopf. Dazu gehört die Internetseite „Handitreff“ (http://handitreff. jimdo.com/ die Red.), die ich mit einer Freundin betreibe. Dort kann man sich zum Thema „Handicap“ austauschen. Früher habe ich auch Internetradio gemacht. Das möchte ich jetzt wieder anfangen. (Interview: Thomas Urban) Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 35 Halt! Leichte Sprache Die Agentur Barrierefrei NRW ist 10 Jahre alt. Die Agentur Barrierefrei NRW ist ein Büro für Barrierefreiheit. Das bedeutet: Die Mitarbeiter kennen sich gut aus mit Barrierefreiheit. Die Agentur Barrierefrei gehört zum Forschungs-Institut Technologie und Behinderung. Die Agentur Barrierefrei wurde vor 10 Jahren gegründet. Darum gab es im Juni 2015 eine große Feier in Düsseldorf. Die Feier war im Sozial-Ministerium. Der Sozial-Minister Guntram Schneider hat eine Rede gehalten. Er hat gesagt: Die Agentur Barrierefrei ist sehr wichtig für die Inklusion. Das Ministerium und die Agentur Barrierefrei arbeiten zusammen, damit Menschen mit Behinderung in NRW überall dabei sein können. 36 Christian Bühler ist der Chef vom Forschungs-Institut. Er hat in seiner Rede erzählt: Was macht die Agentur Barrierefrei? • Die Agentur berät Städte in NRW: Wie macht man öffentliche Gebäude barrierefrei. Zum Beispiel ein Rathaus oder ein Schwimm-Bad. • Die Agentur macht Schulungen. In den letzten 10 Jahren gab es über 400 Schulungen und Vorträge. • Die Agentur macht Info-Hefte. • Die Agentur arbeitet mit Fachleuten und Menschen mit Behinderung zusammen. Die Agentur Barrierefrei kennt sich auch mit Leichter Sprache aus. Bei der Feier in Düsseldorf gab es einen Vortrag über Leichte Sprache. Die Prüf-Gruppe aus der Werkstatt für behinderte Menschen in der ESV hat erzählt: • Warum Leichte Sprache wichtig ist. • So arbeiten Prüfer und Prüferinnen für Leichte Sprache. Mehr Informationen und Hilfe bei der „Leichten Sprache“ bietet das Büro für leichte Sprache im Forschungsinstitut, Grundschötteler Straße 40 , 58300 Wetter. Kontakt: Annika Nietzio, Tel. 0 23 35 / 96 81 29, Email: [email protected] 37 Danke für die Unterstützung! Es gibt viele Möglichkeiten, um Verbundenheit mit der Evangelischen Stiftung Volmarstein und der ihr anvertrauten Menschen zu zeigen. Privatleute, Vereine, Firmen – jeder kann auf seine Art die Arbeit der Evangelischen Stiftung Volmarstein unterstützen. Vorstand Jürgen Dittrich freut sich über jeden Freund und Förderer. „Wir danken allen, die ihre Verbundenheit mit den uns anvertrauten Menschen zeigen“, betont er. Und: „Auch kleine Gesten haben große Wirkung.“ Stellvertretend für alle Unterstützer hier einige Beispiele, bei denen gezielt Einrichtungen oder Projekte der Stiftung gefördert werden: Ob eine Schaukel, an der sich die Mädchen und Jungen im Kindergarten Luise-Scheppler-Haus in Ivenack vergnügen, oder die bequemen Liegematten für die Bewohner mit schweren Behinderungen im Hans-VietorHaus – viele Dinge lassen sich nur mit Hilfe von Spenden anschaffen. Die Geschäftsleute von „Pro Haspe“ sammeln seit langem von ihren Kunden Briefmarken ein, um diese säckeweise in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) zu übergeben. Auf gleiche Weise engagiert sich das Gevelsberger Modegeschäft Tasbier. Ob große oder auch kleine Briefmarkenspenden – sie alle tragen dazu bei, dass Menschen mit Behinderungen in Volmarstein einen Arbeitsplatz haben. Hans Kaufmann, Vorsitzender des Fördervereins des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung (FTB), organsiert regelmäßig einen Business-Talk für Geschäftsfreunde. Bei der Veranstaltung bittet er stets um Spenden fürs Forschungsinstitut. Im wahrsten Sinne des Wortes königliche Unterstützung gab es im Sommer 2015 von Maike Sieg: Als Maike I., Königin des Schützenvereins Tücking, startete sie beim Königsball eine Spenden-Aktion zugunsten der Reittherapie der Stiftung. Auch ehrenamtliche Hilfe ist möglich: ein Spaziergang mit einem alten oder behinderten Menschen, Würstchen grillen beim Sommerfest oder die Tätigkeit als Grüne Dame oder Herr im Krankenhaus – Ehrenamtliche der Stiftung leisten überaus wertvolle Arbeit. Veranstaltungen und aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.volmarstein.org sowie bei facebook unter „Volmarstein - die evangelische Stiftung“. Der nächste „Volmarsteiner Gruß“ erscheint im März 2016. 38 Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 Evangelische Stiftung Volmarstein Die Evangelische Stiftung Volmarstein ist als gemeinnützige Einrichtung wegen Förderung mildtätiger Zwecke, der Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie der Förderung des Wohlfahrtswesens offiziell anerkannt und trägt das Spendensiegel des Deutschen Spendenrates. Die Einrichtung ist auf Spendengelder angewiesen, um den betreuten Menschen Lebensqualität über die Grundversorgung hinaus bieten zu können. Sie können die Arbeit der Evangelischen Stiftung Volmarstein auf vielfältige Art und Weise unterstützen. Bitte sprechen Sie uns an. Sie wollen gezielt Gutes tun und haben Fragen zu Nachlässen und Testamenten? Wenden sie sich vertrauensvoll an den theologischen Vorstand der Evangelischen Stiftung Volmarstein: Pfarrer Jürgen Dittrich Sie haben Fragen oder Anregungen zum „Volmarsteiner Gruß“ oder zum Thema „Spenden“? Thomas Urban Sie interessieren sich für einen Besuch in der Evangelischen Stiftung Volmarstein? Sie haben freie Zeit und Lust, sich ehrenamtlich für die Menschen der Stiftung zu engagieren? Andreas Vesper Sie benötigen Informationsmaterial über die Evangelische Stiftung Volmarstein oder haben Fragen zu Ihrer Spendenquittung? Sabrina Springer Telefon 0 23 35 / 6 39 - 101 Fax 0 23 35 / 6 39 - 119 E-Mail [email protected] Telefon 0 23 35 / 6 39 - 27 60 Fax 0 23 35 / 6 39 - 93 27 60 E-Mail [email protected] Telefon 0 23 35 / 6 39 - 10 40 Fax 0 23 35 / 6 39 - 93 10 40 E-Mail [email protected] Telefon 0 23 35 / 6 39 - 27 30 Fax 0 23 35 / 6 39 - 93 27 30 E-Mail [email protected] Impressum Volmarsteiner Gruß, Heft Herbst 2015 Die Herstellung erfolgt im Rahmen der Erstausbildung behinderter junger Menschen im Fachbereich Druck- und Medientechnik des Berufsbildungswerks der Evangelischen Stiftung Volmarstein. Herausgeber: Evangelische Stiftung Volmarstein, Hartmannstraße 24, 58300 Wetter, Tel. 0 23 35 / 639 - 0, www.volmarstein.org Verantwortung und Redaktion: Thomas Urban Fotos: Team der Öffentlichkeitsarbeit, Fototreff Schwelm (S. 8-9) Autoren: wie genannt, Astrid Nonn (aN), Sabrina Jasmin Springer (sjs), Thomas Urban (toto) Auflage: 12.000 Erscheinungsweise: Halbjährlich Verantwortung i. S. d. P.: Pfarrer Jürgen Dittrich Irrtümer und Druckfehler vorbehalten. Volmarsteiner Gruß · Herbst 2015 39 Evangelische Stiftung Volmarstein · Hartmannstr. 24 · 58300 Wetter Therapieangebote für ambulante Patienten Ambulante Rehabilitation, Praxis für Physiotherapie und Ergotherapie, Gesundheitssport und Prävention Unsere Therapiezentren in Hagen, Volmarstein und Dortmund bieten ein breites Angebot an Physiotherapie, Ergotherapie, Prävention und Gesundheitssport. Unser Hauptanliegen ist es, Ihre Selbstständigkeit im Alltagsleben zu erhalten bzw. zu erreichen. Unsere Leistungen sind anerkannt durch alle gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Therapiezentrum am Mops Therapiezentrum Orthopädische Klinik Therapiezentrum Dortmund Telefon 0 23 31 / 476 - 29 40 www.therapiezentrum-mops.de Telefon 0 23 35 / 639 - 49 00 www.tzo-volmarstein.de Telefon 02 31 / 94 30 604 www.ortho-klinik.de