Transcript
23.06.15
NEONATOLOGIE Flurina Salis Dr. med. vet. FVH für Kleintiere
Kann man das Glück beeinflussen???
1
23.06.15
Kritische Phasen Sterberate in den ersten Lebenswochen 60
50
40
30
20
10
0 Geburt
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
Kritische Phasen Sterberate in den ersten Lebenswochen 60
50
40
30
20
10
0 Geburt
1
2
3
4
Anpassung neue Situation Unspezifische Infektionen
5
6
7
8
9
10
11
Immunologische Lücke
2
23.06.15
Kritische Phase Peripartale Todesfälle Sauerstoffzufuhr Energiehaushalt Wärmehaushalt Immunabwehr
Anpassung neue Lebenssituation! 1. Neonatales Atemnotsyndrom 2. Hypothermie- Hypoglykämie Komplex 3. Unspezifische Infektionen/Sepsis
Neonatales Atemwegssyndrom/ Asphyxie Häufigste Todesursache innerhalb 48h! Loslösung der Plazenta: Sauerstoffmangel und Übersäuerung = Stimulation Atmung Wenn ungenügende Sauerstoffzufuhr: Hypoxie und Azidose Ursache: - Verminderte Lungenreifung (Frühgeburt vor 57. Tag) - Ablösung Plazenta, Verstärkte Wehen durch Oxytozin - Dystokie aufgrund mechanischer Hindernisse/Wehenschwäche - Aspiration von Fruchtwasser - Obstruktion der Atemwege (Eihäute, Sekretansammlung)
3
23.06.15
Neonatales Atemwegssyndrom/ Asphyxie Hypoxie, Azidose > Lebensschwach, keine Kolostrumaufnahme (fehlende Energie, fehlende Abwehrkräfte) • Freilegen der Atemwege • Anregung Atmung (Stimulation Nase, Medikamente) • Thoraxkompression (physikalische Anregung der Atmung) • Energiezufuhr
Reanimation Lebensschwäche Welpen Absaugen Flüssigkeit aus der Maulhöhle Trockenreiben mit Frottiertuch Massage Brustkorb Trockenföhnen Sauerstoffangereichte Umgebung
4
23.06.15
Welpentemperatur / Umgebungstemperatur Rektaltemperatur
Opt. Umgegungstemperatur
1.-7. Tag
34.8-37.0°C
30-32° C
2 Wochen
35.0-37.8°C
26.7-29.4°C
3 Wochen
36.0-37.8°C
26.7-29.4°C
> 3 Wochen
36.8-38.8°C
21.1-23.9°C
Erwachsen
38.0-39.0°C
Hypothermie-Hypoglykämie Komplex Kombination Unterkühlung und Unterzuckerung Ungenügende Energiebereitstellung > Unterkühlung Hypothermie = reduzierten Energieverbrauch Vermehrtes Schreien und Aktivität (Zitzensuche) Ø Hypoglykämie > Hypothermie Ø Lethargie, Herzfrequenz/Atemfrequenz erniedriegt, Saug- und Schluckreflex erniedrigt, Krämpfe, Tod
5
23.06.15
Hypothermie-Hypoglykämie-Komplex ACHTUNG nicht zu schnell aufwärmen! Gleichzeitig Energiesupplementation (subcutane Gabe 5%Glukoselösung) Saug- und Schluckreflex vorhanden: Glukoselösung oral Erst bei vollständigem Saug- und Schluckreflex Milchaustauscher oral! 1°/2°
Sondenernährung Wenn kein Schluck-/Saugreflex vorhanden Sondenfütterung Keine Sondenfütterung wenn T < 34.5 °Grad (Darmverschluss) Magenkapazität 40ml/kg Weiche Sonde 2-3mm, ca 20cm lang (Maul bis letzte Rippe abmessen und markieren), angefeuchtet, Milch erwärmt
6
23.06.15
Kolostrum • Antikörper (können nur erste 24h vom Darm aufgenommen werden!) • Fettlösliche Vitamine • Energie
Gutes Kolostrum - Impfung Hündin vor Trächtigkeit - Ortswechsel 3 Wo vor Geburt vermeiden (AK müssen Umgebung entsprechen)
Kolostrum Wenn Hündin keine Milch hat: 2ml Kolostrum (Tiefgefroren, langsam auftauen) 2ml Blutserum von Hündin mit Magensonde oder subcutan spritzen
Energiezufuhr mit Milchaustauscher erste LW alle 2h erste 3 Wo 15ml/100g KM/Tag Nach jeder Tränkeaufnahme Stimulation von Harn- und Kotabsatz!
7
23.06.15
Unspezifische Infektionen/Sepsis
ca 1/4 Todesfälle bakterielle Infektionen verursacht Spektrum idR unspezifische Keime, können geschwächten Organismus infizieren Immunsystem noch nicht ausgereift Infektion >> Sepsis
Bakterielle Infektionen
Gute Bakterien
Fakultativ Pathogene
Böse Bakterien
Gesunde Darmflora
Staphylokokken
Salmonellen
Flora Nase/Rachen
E. Coli
Pseudomonaden
Flora Scheide
Streptokokken
8
23.06.15
Bakterielle Infektionen Resistenz der Welpen ist am besten wenn Umweltbedingungen optimal Begünstigende Faktoren: - Mangelhafte Hygiene - Zu tiefe Umgebungstemperatur - Luftfeuchtigkeit (optimal 55-65%)
Umgebung
- Fehlende Kolostrumaufnahme - Fruchtwasseraspiration fördert Pneumonie - Verschluckpneumonie - Nabelinfektionen/Hautverletzungen - Bakterielle Mastitis - Gebärmutterinfektion Muttertier
Welpe
Mutter
Toxisches Milchsyndrom Verdauungsstörung der Welpen durch Aufnahme von Toxinen mit der Milch - Rückbildungsstörung der Gebärmutter - Mastitis • Geblähter Bauch, Koprostase/Durchfall • Fehlende Gewichtsentwicklung • Hunger/Schmerzen • Meist gesamter Wurf Erste 3 Lebenswochen Welpen und Hündin als eine Einheit betrachten, immer auch Mutterhündin untersuchen!!
9
23.06.15
Herpes Beim Erwachsenen Hund meist symptomlos (Mild Konjunktivitis, NA, Bläschen Genitalschleimhäute) Aborte/Totgeburten Welpen: Ansteckung bei Geburt, innerhalb 3 Wochen Anorexie, Apathie, Saugunlust, Atemnot, gespannten Bauch, gelblich-grüner Durchfall, Wimmern, Neurologische Symptome Sterben häufig nach 24-48h Umgebungstemperatur erhöhen!! Virus kann sich bei Körpertemperatur > 37°C nicht vermehren
Viruserkrankungen 5.-12. Lebenswoche (Immunologische Lücke) Parvo Staupe
10
23.06.15
Immunologische Lücke
Parvo Wichtigste Infektionskrankheit des Hundes (Zahl Erkrankungen) 6-12 Wochen Verschiedene Typen (Hunde und Katzenvirus) Virus mit Kot ausgeschieden, sehr widerstandsfähig Indirekte Übertragung möglich Betrifft (Knochenmark) Immunsystem und Darmschleimhaut Fieber, Mattigkeit Erbrechen Blutiger Durchfall Leukopenie/Lymphopenie Schnelltest im Virusnachweis im Kot
11
23.06.15
Staupe
6-12 Wochen alte Welpen v.a. Welpen aus dem Ausland Staupevirus nicht stabil in Umwelt (Ansteckung nur durch direkten Kontakt) Pneumonie, Schnupfen, Augenentzündung Enteritis Encephalitis (neurologische Symptome) Fieber
Parasiten Spul- und Hakenwürmer Hündin Spulwurm-Larven Ruhestadien in Muskulatur Reaktivierung durch Hormonelle Veränderung vor Geburt
Intrauterine Übertragung: Via Plazenta direkt in Leber der Foeten > innerhalb 2-3 Wo erwachsene Spulwürmer und Eiablage Galaktogene Übertragung: Via Milchdrüse > Körperwanderung Lunge, abschlucken > Darminfektion
12
23.06.15
Parasiten Spul- und Hakenwürmer • Darmstadien • Ruhestadien Muskulatur
Empfohlenes Entwurmungsschema ESCCAP Beginn 2 Wochen (verhindert Ausscheidung mit 3 Wochen) Dann alle 2 Wochen Benzimidazol (z.B Panacur) bis zum Absetzen Ab 6. Woche auch Milbemax möglich Gute Hygiene (50’000-100’000 Eier pro Gramm Kot)
13
23.06.15
Giardien, Kryptosporidien, Isosporen In allen Altersklassen, Welpen stärkere Symptome Durchfall Zerstören Darmschleimhaut Übertragung von Tier zu Tier oder kontaminiertes Futter, Trinkwasser, Gegenstände Zoonose: Mensch kann sich auch anstecken!
Durchfall Austrocknung, Übersäuerung, Elektrolytmangel, Energiemangel, Auskühlung
• 6% Körpergewicht warme Elektrolytlösung als subcutane/intraabdominale Infusion • Oral 2-3ml Glukoselösung 5% • Sondenfütterung bei fehlender Milchaufnahme • Antibiotika bei Fieber
14
23.06.15
TAKE HOME Optimaler Geburtsverlauf und optimale Umgebung sind der beste Schutz! Wenn Welpen krank sind immer Hündin mituntersuchen!
15