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Weitblick 4Q16 Globale Konjunkturaufhellung, aber höhere Leitzinsen nur in den USA Das globale Wirtschaftsklima hat sich im Herbst ungeachtet politischer Unsicherheiten und protektionistischer Tendenzen aufgehellt. Die Konjunkturerholung ist jedoch nur in den USA so weit fortgeschritten und gefestigt, um eine Zinsnormalisierung zu rechtfertigen. In Europa wird die Negativzinspolitik bei niedrigem Inflationsdruck hingegen fortgesetzt. Global hat sich das Wirtschaftsklima seit dem Sommer aufgehellt. Allerdings besteht die Gefahr, dass die Globalisierung, welche über Jahre hinweg für tiefe Inflation und hohes Wirtschaftswachstum gesorgt hat, einen Rückschlag erleidet. Nachdem sich die Briten für den „Brexit“ entschieden haben, besteht ein Risiko das Grossbritannien den freien Marktzutritt zum gemeinsamen europäischen Markt verliert. Im Gegenzug könnte auch den EU-Staaten der Marktzutritt nach Grossbritannien erschwert werden. Ausserdem stellt der künftige USPräsident das bestehende Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko (NAFTA) in Frage und will die neuen Handelsabkommen zwischen den USA und der Europäischen Union (TTIP = Transatlantic Trade and Investment Partnership) einerseits und einer Reihe von pazifischen Staaten (TPP = Transpacific Partnership) anderseits kippen. Auch in der Schweiz steht eine wichtige Entscheidung an, die den Freihandel zwischen der Schweiz und der EU betreffen. Dieser ist im Rahmen der bilateralen Verträge geregelt. Es bleibt die Frage, ob es schlussendlich gelingt, die Masseneinwanderungsinitiative in einer Weise umzusetzen, dass die EU die bilateralen Verträge nicht kündigt. In den nächsten Monaten gilt es daher genau zu beobachten, wie sich die Politik zu den Handelsabkommen stellt und ob es tatsächlich zu einer wirtschaftlich schädlichen „De-Globalisierung“ mit neuen Handelsbarrieren kommt. Das Wirtschaftsklima hat sich nach einer Schwäche im Laufe des Jahres weltweit dennoch aufgehellt. Chinas Einkaufsmanagerindex befindet sich für alle Sektoren seit seinem Tief im September 2015 im Aufwärtstrend, jener der USA bereits seit Februar, jener von Japan und der Euro-Zone schliesslich seit Oktober. Dabei ist der Einkaufsmanagerindex der Euro-Zone allerdings nie unter das Niveau von 52 gefallen, während die Einkaufsmanagerindizes der anderen Länder ohne Ausnahme unter den kritischen Wert von 50 gefallen waren (siehe Grafik 1). Insofern ist es eine glückliche Konstellation, dass die (handels)politischen Unsicherheiten derzeit auf eine recht robuste globale Weltwirtschaft treffen.
Wirtschaftsklima hat sich global aufgehellt Einkaufsmanagerindizes 60 58 56 54 52 50 48 46 01/15 04/15 07/15 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16 USA Euro zone China Japan Quelle: Markit, Raiffeisen Investment Office
Bei der Inflation sticht die USA hervor, deren Inflationsrate mit 1.6% nicht mehr weit vom 2%-Inflationsziel der Notenbank entfernt ist. Am anderen Ende des Spektrums befindet sich die Schweiz, welche weiterhin mit einer leichten Deflation konfrontiert ist. In Japan und der Euro-Zone verharrt die Inflation weiterhin noch unter der 1%-Marke. Während in den USA die Arbeitslosenrate so tief ist, dass mit steigendem Lohndruck zu rechnen ist, kann davon in der Euro-Zone keine Rede sein. Wir rechnen deshalb 2017 nur in den USA mit höheren Leitzinsen. Mehr dazu auf den folgenden Länderseiten. Nur in den USA ist die Inflation in der Nähe von 2% Konsumentenpreise, in % yoy 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 -0.5 -1.0 -1.5 -2.0 01/15 04/15 07/15 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16 USA Euro-Zone Japan Schweiz Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Weitblick 4Q16 Fokus: US-Wirtschaft unter Donald Trump zwischen Reflation und Stagflation 4)
Nach der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der USA herrscht Rätselraten über seine Wirtschaftspolitik. Im günstigen Fall werden nur die wirtschaftsfreundlichen Massnahmen umgesetzt Trumps Wirtschaftspolitik greift. Im zweiten Szenario versagt seine Politik, da auch die wachstumshemmenden Pläne realisiert werden.
Donald Trumps Aussagen im Wahlkampf, wonach Importbeschränkungen das Leistungsbilanzdefizit der USA vermindern und damit das Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum erhöhen würden, treffen nicht zu. Diese Schritte lösen Gegenmassnahmen der US-Handelspartner aus. Ausserdem führt die Anhebung von Importzöllen über höhere Importpreise direkt zu höherer Inflation. Eine gegen die Globalisierung gerichtete Politik hemmt generell den internationalen Wettbewerb. Zudem mindert die Beschränkung der Einwanderung den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt. Beide Massnahmen haben zum einen negative Effekte auf das Produktivitätswachstum und treiben zum anderen die Preis- und Lohninflation an. Deshalb steigt die Inflation im Stagflationsszenario ebenfalls auf über 3.0%, wobei das Wirtschaftswachstum mit 1.8% deutlich bescheidener als im Reflationsszenario ausfällt. Damit würde die US-Notenbank Fed den Leitzins weniger stark anheben, und der Renditeanstieg fiele schwächer aus.
Szenario 1: «Reflation – Trumps Wirtschaftspolitik greift» Folgende Eckpunkte von Trumps Wachstumsagenda sind bereits bekannt. Eine vollständige Umsetzung könnte folgendes Reflationsszenario bedeuten: 1)
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3)
Staatliche Infrastrukturausgaben in Höhe von 1 Billion USDollar. Rund 100 Milliarden US-Dollar werden bereits 2017 ausgegeben werden – immerhin ein halbes Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts. Steuersenkungen: Der Steuersatz für Unternehmen sinkt von 35 auf 15 Prozent. Ausserdem hebt der neue Präsident die Immobiliensteuer auf und entlastet die privaten Haushalte steuerlich. Zudem wird die Regulierung für Unternehmen der Energie- und Finanzbranche gelockert.
Wir erwarten keines der Extremszenarien für 2017 Noch sind relativ wenig Details über das Regierungsprogramm des neu gewählten Präsidenten bekannt. Donald Trump hat bereits einige frühere Aussagen widerrufen. Und eine vollständige Durchsetzung der Massnahmen erscheint auch mit der Kongress-Mehrheit der Republikaner unwahrscheinlich. Damit gehen wir zwar von einer Umsetzung gewisser Konjunkturmassnahmen aus. Die Impulse für das BIP-Wachstum und auch die Inflation sollte dabei aber vor allem 2017 begrenzt ausfallen. Und die amerikanische Notenbank dürfte in diesem Umfeld nicht zu einer abrupten Beschleunigung der Zinsnormalisierung gezwungen werden.
In diesem Szenario beschleunigt sich das Wirtschaftswachstum 2017 auf 3% – was nahezu eine Verdopplung gegenüber 2016 bedeutet. Da in den Vereinigten Staaten nahezu Vollbeschäftigung herrscht (siehe Grafik), folgt daraus eine kräftige Beschleunigung des Lohnwachstums. Dies treibt die Inflation zusammen mit dem Basiseffekt bei den Energiepreisen auf über 3.0%. In diesem Szenario erhöht die Fed im nächsten Jahr viermal die Leitzinsen und die langfristige Anleihenrendite steigt auf 3%.
Tiefe Arbeitslosigkeit führt zu Lohndruck
Szenario 2: «Stagflation – Trumps Wirtschaftspolitik versagt» Auch in unserem Stagflationsszenario – der Begriff ist ein Zusammenzug von Stagnation und Inflation – werden in den USA die weitgehend unbestrittenen Infrastrukturprogramme und Steuersenkungen realisiert. Allerdings werden gleichzeitig Punkte aus Donald Trumps Wahlprogramm umgesetzt, die das Wirtschaftswachstum hemmen. Folgende Massnahmen werden beschlossen: 1) 2)
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Illegale Einwanderer insbesondere aus Mexiko werden ausgewiesen.
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Das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) wird neu verhandelt. Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) und die Transpazifische Partnerschaft (TPP) werden gekippt. Die Zölle auf Importe aus China und Mexiko werden massiv erhöht.
3 01/07
1.0 01/09 01/11 01/13 01/15 Arbeitslosenrate Stundenlöhne (% vs. Vorjahr, geglättet, r.S.) Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
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Weitblick 4Q16 Schweiz: Weitere Erholung trotz starkem Franken Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im dritten Quartal gegenüber Vorquartal. Der private Konsum, der über die Hälfte des BIP ausmacht, ist ebenfalls nicht vom Fleck gekommen. Dagegen konnten die privaten Anlageinvestitionen um 0.5% zulegen. Der Aussenhandel trug deutlich zum BIPWachstum bei, wobei jedoch die Importe stark schrumpften während die Exporte stagnierten.
Wirtschaftswachstum kommt im 3. Quartal zum Erliegen Annualisierte BIP-Wachstumsraten, in % 10 8 6 4
Industrie widersteht starkem Franken Entgegen der allgemeinen Wahrnehmung, dass das Verarbeitende Gewerbe am meisten unter dem starken Franken leidet, konnte sich dieses mit am besten behaupten. In Zukunft sollte sich dieser Trend fortsetzen. In diese Richtung deutet der Einkaufsmanagerindex, der im November auf den höchsten Wert seit Februar 2014 angestiegen ist. Allerdings bleibt der Ausblick in den verschiedenen Sektoren sehr heterogen. Während der Pharmasektor weiter boomt, leidet die Uhrenindustrie vor allem unter der stark gesunkenen Nachfrage aus China.
2 0 -2 -4 Q1 2016
Q2 2016
Reales Bruttoinlandsprodukt Staatsausgaben
Q3 2016 Privater Konsum Bruttoanlageinvestitionen
Quelle: BFS, Raiffeisen Investment Office
Hoher Auftragsbestand spricht für anhaltenden Aufschwung in der Industrie Einkaufsmanagerindex, Auftragsbestand
Privater Konsum: Erholung nach Durststrecke Beim privaten Konsum erwarten wir eine leichte Erholung, nachdem dieser im zweiten und dritten Quartal stagniert hat. In diese Richtung deuten die realen Detailhandelsumsätze, die sich in den Monaten September und Oktober nach einer langen Durststrecke stabilisieren konnten. Für 2017 erwarten wir für die Schweiz ein Wirtschaftswachstum von knapp 1½%. Dabei muss berücksichtigt werden, dass in der Schweiz das Bevölkerungswachstum auf 0.7% zurückgegangen ist. Geht man von einem Produktivitätswachstum von 0.5% aus, dann kommt man auf ein langfristiges Wachstumspotenzial der helvetischen Wirtschaft von 1.2%.
75 70 65 60 55 50 45 40 35 30 25 01/05
Inflation: 2017 wird Deflation überwunden In der Schweiz verharrte die Inflation auch im November im negativen Bereich. Der starke Schweizer Franken drückt weiterhin auf die Preise. Obwohl der Franken gegenüber dem USD etwas abgewertet hat, legte der handelsgewichtete Wert der Schweizer Währung zuletzt wieder zu (siehe Grafik). Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Monaten allerdings nicht fortsetzen. Darüber hinaus hat der Ölpreis zuletzt deutlich zugelegt, was die Konsumentenpreise für Mineralölprodukte nach oben ziehen wird. Mit dem Basiseffekt der höheren Energiepreise sollte die Jahresinflationsrate zum Jahreswechsel zumindest wieder leicht in den positiven Bereich ansteigen. Der Preisdruck bleibt aber insgesamt unverändert verhalten, auch wegen nur moderater Lohnsteigerungen. Für 2017 erwarten wir damit im Durchschnitt eine nur sehr moderat positive Inflationsrate von 0.3%.
01/07
01/09
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Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Starker Franken vermindert Importinflation -10
0 -1
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15 01/14 06/14 11/14 04/15 09/15 02/16 07/16 Aussenwert des Schweizer Franken (% yoy, invertiert)
-6
Konsumentenpreise importierter Güter und Dienstleistungen (% yoy, rechte Skala) Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
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Weitblick 4Q16 Eurozone: Konjunktur bleibt auf Kurs Die Wirtschaft in der Eurozone zeigt sich weiterhin erfreulich widerstandsfähig und robust. Das BIP ist im Q3 um 0.3% im Vergleich zum Vorquartal gewachsen. Die Stimmung scheint trotz „Brexit“ ungetrübt, obwohl dieser den Unternehmen in Europa viel neue Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbedingungen mit der Insel beschert hat. Beide Einkaufsmanagerindizes zeigten Richtung Jahresende wieder nach oben. Sowohl die Einkäufer im Dienstleistungssektor wie auch diejenigen in der Industrie erwarten für die kommenden Monate eine klar verbesserte Geschäftsdynamik in ihrem Sektor.
Unternehmensstimmung steigt trotz „Brexit“ Einkaufsmanagerindizes
Konsumenten scheinen sich immer noch wohl zu fühlen Etwas unklarer ist aber die Frage, ob die Nachfrageseite ebenso denkt. Es darf befürchtet werden, dass die die gestiegene Unsicherheit über das künftige Gefüge der Europäischen Union nicht spurlos am Konsumentenvertrauen vorbeigehen wird. Derzeit ist davon allerdings noch wenig zu sehen. So kann zumindest für das letzte Quartal in diesem Jahr angenommen werden, dass sich auch die Ausgaben der privaten Haushalte gegenüber den politischen Unwägbarkeiten robust zeigen werden.
51.0
55.0 54.5 54.0 53.5 53.0 52.5 52.0 51.5 50.5 50.0 01/15 04/15 07/15 10/15 01/16 04/16 07/16 10/16 Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungen Quelle: Markit, Raiffeisen Investment Office
Konsumentenvertrauen zeigt sich bislang ebenfalls nicht beeindruckt
Mittelfristig könnte politisches Geschehen der Wirtschaft ein Bein stellen Für 2017 allerdings, ist es fraglich, ob die Stimmung bei Konsumenten und Industrie so robust bleiben werden. Mit den Wahlen in Holland, Frankreich, Deutschland und eventuell auch Italien stehen wichtige politische Entscheidungen an. Scheinbar hat sich aber der Finanzmarkt schon an die politischen Bergund Talfahrten in der EU gewöhnt, wie die doch recht verhaltenen Auswirkungen des italienischen Referendums gezeigt haben. Doch das Risiko bleibt, dass bei Neuwahlen die EU- und Euro-feindliche Partei der 5 Sterne (Movimento 5 Stelle) an die Macht kommt und ein (unverbindliches) Referendum über den Verbleib in der EU vors Volk bringen könnte. Neue Turbulenzen an den Finanzmärkten wären dann vorprogrammiert. Ebenfalls steht im Frühjahr an, inwiefern ein tatsächlicher formeller Beginn der EU-Austrittsgespräche mit Grossbritannien die Unternehmen der Eurozone verunsichern wird.
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-4 01/06
-40 01/08 01/10 01/12 01/14 01/16 Detailhandelsumsätze, in % yoy, geglättet Konsumentenvertrauen, r.S. Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Das Movimento 5 Stelle (M5S) würde bei Neuwahlen wahrscheinlich im 2. Wahlgang gegen den Partito Democratico (PD) gewinnen Wahlumfragen: Stimmenanteile in % 56
Die Geldpolitik kann es nicht ewig richten Die EZB hat an ihrer Dezember-Sitzung eine Verlängerung ihres Anleihenkaufprogramms angekündigt. Dennoch muss sie früher oder später auch öffentlich über ein weiteres Zurückfahren ihrer massiv expansiven Geldpolitik sprechen. In diesem Fall dürften die Obligationenrenditen im späteren Jahresverlauf 2017 weiter ansteigen. Damit verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen für Konsumenten und Unternehmen. Vor allem wird sich auch die Fiskalpolitik der Staaten dadurch erneut schwieriger gestalten.
54 52 50 48 46 44 09/15
11/15
01/16 03/16 PD
05/16
07/16 09/16 M5S
Quelle: EMG, Ipsos, Raiffeisen Investment Office
4
Weitblick 4Q16 USA: Inflationsdruck nimmt allmählich zu Steigende Auftragseingänge kurbeln Produktion im verarbeitenden Gewerbe an In % yoy
Industrie erholt sich
Das Verarbeitende Gewerbe der USA hat eine lange Durststrecke hinter sich. Seit Sommer 2015 stagnierte die Produktion oder wuchs nur mit sehr bescheidenen Wachstumsraten. Nachdem die inflationsbereinigten Auftragseingänge im Juni 2016 noch um 2.9% unter dem entsprechenden Vorjahresstand lagen, resultiert im Oktober bereits ein entsprechendes Plus von 1.4%. Damit bestätigen die Auftragszahlen die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage, die ebenfalls ein deutlich optimistischeres Bild zeichnet.
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-5
Privater Konsum: Solides Wachstum sollte anhalten Der Arbeitsmarkt und der private Konsum in den USA zeigen sich weiterhin sehr robust. Im November wurden 178‘000 neue Arbeitsplätze geschaffen, die Beschäftigung lag damit um 1.6% höher als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenrate ist weiter von 4.9% auf 4.6% zurückgegangen. Das Konsumentenvertrauen ist auf den höchsten Stand seit 2007 angestiegen. Die befragten Haushalte schätzen insbesondere den aktuellen Stellenmarkt als sehr vorteilhaft ein. Der reale private Konsum, der im Oktober mit einer Jahresrate von 2.8% zugenommen hat, dürfte damit auch in den kommenden Monaten mit hohen Raten zulegen.
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-25 -30 01/05
-20 01/07 01/09 01/11 Auftragseingänge
01/13 01/15 Produktion, r.S.
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Hochstimmung bei Verbrauchern führt zu soliden Konsumwachstum Gesamtperformance, Index (01/2016=100) 8
160 140
Zeichen stehen für einen Inflationsanstieg Im November stiegen die Konsumentenpreise bereits mit einer Jahresrate von 1.6%. Die Inflation wird derzeit noch gedämpft von den Energiepreisen, die im Jahresvergleich praktisch stagnierten. Verharren die Energiepreise auf heutigem Niveau, dann wird die Jahresteuerung bei Energiepreisen bis Februar 2017 auf deutlich über 10% in die Höhe schnellen. Dies aufgrund des so genannten statistischen Basiseffekts. Im Februar 2016 erreichte der Ölpreis mit 30 USD pro Fass und der Benzinpreis mit 1.87 USD pro Gallone einen Tiefstand. Im Vergleich zu diesem Wert resultiert daher im Februar 2017 eine sehr hohe Jahresteuerung (siehe Grafik). Daneben spricht der steigende Lohndruck für einen Anstieg der Kerninflation, welche schon heute bei 2.1% angelangt ist. Die Lohnkosten stiegen im 3. Quartal mit einer Vorjahreswachstumsrate von 3.0%. Da die Arbeitsproduktivität stagniert, steigen die Lohnstückkosten ebenfalls mit 3%.
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40 -2
20 0 01/00
-4 01/03 01/06 01/09 01/12 01/15 Konsumentenvertrauen Realer privater Konsum (% vs. Vorjahr, r.S.) Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Jahresinflation der Energiepreise dürfte im Februar das Maximum erreichen 15 10 5
Die gute Verfassung der US-Wirtschaft wird voraussichtlich durch das Infrastrukturprogramm des neuen Präsidenten Donald Trump weiter etwas verbessert. Allerdings könnten Handelsbeschränkungen die Stimmungen auf der anderen Seite belasten. Mit der Erwartung, dass nicht alle Wahlversprechen schnell oder überhaupt umgesetzt werden, sollte der weitere Anstieg des Preisdrucks in den USA 2017 insgesamt begrenzt bleiben.
0 -5 -10 -15 -20 -25 01/15
06/15 11/15 04/16 09/16 02/17 07/17 Konsumenenpreisindex Energie (% vs. Vorjahr) Prognose mit konstanten Energiepreisen Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
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Weitblick 4Q16 China: Trump verbreitet Unsicherheit Die Unsicherheit in den Schwellenländern ist durch den Wahlsieg Trumps gestiegen. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass Trump seine markigen Worte 1:1 Umsetzen kann. Eine Steuer von 45% auf chinesische Importgüter scheint unwahrscheinlich. China hat eine Menge Vergeltungsmassnahmen im Köcher. So könnte China seine Währung weiter abwerten lassen, seinen hohen Bestand an US-Staatspapieren deutlich herunterfahren oder Direktinvestitionen in die USA einstellen.
China angewiesen auf Welthandel Anteil an globalen Exporten in % 16.0 14.0 12.0 10.0 8.0
Abgesehen davon bleibt China ein Kandidat für negative Wachstumsüberraschungen. Nach einem BIP-Wachstum von 6.7% in drei Quartalen in Folge und einem Anstieg der Vorlaufindikatoren des Dienstleistungs- und Verarbeitenden Sektors hat China sein Wachstumsziel derzeit mehr als erfüllt – vor allem dank zusätzlicher Fiskalmassnahmen. Nach der geglückten Wachstumsstabilisierung gibt es mittlerweile vermehrt Signale, dass der Fokus hin zur Finanzmarktstabilisierung übergeht. Dennoch erwarten wir, dass die Regierung zunehmend gewillt ist ein moderat höheres Zins- und Renditeniveau mit leicht negativen Wachstumseffekten zu akzeptieren, wenn man dadurch die stark steigenden Häuserpreise und den „Leverage“ der chinesischen Volkswirtschaft besser in den Griff bekommen kann. Daher gehen wir davon aus, dass sich das Wachstum von 6.7% in 2016 graduell auf 6.3% in 2017 abschwächen wird.
6.0 4.0 2.0 0.0 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008 2011 2014 China Deutschland Japan USA Quelle: Datatsream, Raiffeisen Investment Office
Nettoexporte Wachstumstreiber des japanischen BIP im 3. Quartal Wachstumsbeiträge 3 2 1 0 -1
Japan: Schwache Binnennachfrage
-2 -3 -4
Im dritten Quartal hat die japanische Wirtschaft ein überraschend gutes Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) ausgewiesen. Trotz der bis August anhaltenden Aufwertung des Yens haben sich die Exporte gut geschlagen. Weil gleichzeitig die Importe gefallen sind, hat sich der Wachstumsbeitrag der Nettoexporte zum BIP auf 0.5 Prozentpunkte belaufen. Daneben hat die heimische Nachfrage jedoch nur 0.1 Prozentpunkte zum BIP beitragen, da sich die Staatsausgaben und privaten Bauinvestitionen lediglich leicht verbessert haben. Wie schon im zweiten Quartal ist der private Konsum auch im Q3 praktisch nicht gewachsen. Aufgrund der eingetrübten Konsumentenstimmung erwarten wir auch für das Schlussquartal 2016 kein substantiell besseres Ergebnis in diesem Bereich. Zusätzlich dürfte das neue Pensions-Gesetz für Unmut sorgen. Die meisten politischen Kommentatoren und Konsumentenverbände sehen darin eine Beschneidung von zukünftigen Pensionsleistungen, was nicht gerade konsumfördernde Auswirkungen haben sollte. Dennoch wird wohl der seit Oktober signifikant schwächere Yen die Exportwirtschaft weiter antreiben. Die Vorlaufindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex oder KMU-Geschäftsklimaindex zeichnen ein etwas positiveres Bild.
-5 2q15 3q15 BIP Staatsausgaben Exporte
4q15
1q16 2q16 3q16 Privater Konsum Bruttoanlageinvestitionen Importe
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
Die sinkende Konsumentenstimmung dürfte den privaten Konsum in Japan auch im 4. Quartal dämpfen Konsumentenvertrauen 50 45 40 35 30 25 01/07
01/09
01/11
01/13
01/15
Quelle: Datastream, Raiffeisen Investment Office
6
Weitblick 4Q16 Prognosen Konjunktur
2013
2014
2015
Prognose 2016
Prognose 2017
Durchschnittliches jährliches Wachstum (in %) Schweiz 1.8
1.9
0.9
1.4
1.3
Deutschland
0.6
1.6
1.5
1.8
1.5
Eurozone
-0.2
1.2
1.9
1.7
1.6
USA
1.7
2.4
2.6
1.6
2.2
China
7.7
7.3
6.9
6.7
6.3
Japan
1.4
-0.1
0.6
0.7
0.9
Global (PPP)
3.3
3.4
3.1
3.1
3.4
Jahresdurchschnitt (in %) Schweiz
-0.2
0.0
-1.1
-0.4
0.3
Deutschland
1.5
0.9
0.2
0.4
1.5
Eurozone
1.4
0.4
0.0
0.2
1.2
USA
1.6
1.8
0.1
1.3
2.1
China
2.6
2.2
1.4
2.0
2.3
Japan
0.3
2.8
0.8
-0.1
0.5
2014
2015
Aktuell*
Prognose 3 Monate
Prognose 12 Monate
Jahresende (in %) CHF
-0.06
-0.76
-0.74
-0.75
-0.75
EUR
0.08
-0.13
-0.31
-0.35
-0.35
USD
0.26
0.61
1.00
1.10
1.60
JPY
0.11
0.08
-0.01
-0.10
-0.10
Renditen 10-jährige Staatsanleihen (Jahresende; Rendite in %) CHF 0.33 -0.06
-0.09
-0.2
0.4
EUR (Deutschland)
0.56
0.66
0.27
0.3
0.9
EUR (PIIGS)
2.22
2.05
2.01
1.7
2.2
USD
2.18
2.30
2.55
2.4
2.6
JPY
0.32
0.26
0.06
0.0
0.1
EUR/CHF
1.20
1.09
1.07
1.09
1.10
USD/CHF
0.99
1.00
1.03
1.04
1.00
JPY/CHF (pro 100 JPY)
0.83
0.83
0.87
0.93
0.93
EUR/USD
1.21
1.09
1.04
1.05
1.10
USD/JPY
120
120
117
112
107
BIP
Inflation
Finanzmärkte 3M Libor
Kapitalmarktzinsen
Wechselkurse Jahresende
Rohstoffe Jahresende Rohöl (Brent, USD/Barrel) Gold (USD/Unze)
57
37
56
54
50
1185
1061
1137
1200
1260 *21.12.2016
7
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