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Wirbelsäulenchirurgie Im Klinikum Heidenheim Teil 2: Verletzungen

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Ausgabe 11 Februar 2016 med.izin Das Ärztemagazin aus dem Klinikum Heidenheim DR. VOLKER EBERT Wirbelsäulenchirurgie im Klinikum Heidenheim Teil 2: Verletzungen der Wirbelsäule DR. NORBERT JUNG Zertifizierte Qualität in der internistischen Sonografie NINA DOIAN Psychotherapeutische / psychosomatische Angebote­am Klinikum Heidenheim med.izin Ausgabe 11 | Februar 2016 Seite 2 Wirbelsäulenchirurgie im Klinikum Heidenheim Teil 2: Verletzungen der Wirbelsäule Heidenheim im Februar 2016 Editorial Sehr verehrte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen, W ir freuen uns, Ihnen den ersten Newsletter des Jahres 2016 zu präsentieren. Auch wenn das Jahr schon fort­geschritten ist, möchte ich Ihnen an dieser Stelle für 2016 alles Gute und vor allem Gesundheit­wünschen. E in Anliegen dieses News­ letters ist es, Ihnen die Möglich­keiten der Wirbel­ säulenchirurgie am Klinikum Heidenheim darzustellen und auf die Möglichkeiten der psycho­somatischen Medizin hinzuweisen. A n dieser Stelle darf ich auf eine öffentlichkeitswirk­ same Aktion aufmerksam machen, die wir vom Darm­ krebszentrum Heidenheim im Darmkrebsmonat März durch­ führen werden. Neben entspre­ chenden Anzeigenschaltungen in der Lokalpresse werden wir erneut rote Karten im Stadt­ gebiet Heidenheim verteilen mit dem Hinweis auf die Notwen­ digkeit der Darmkrebsvorsorge Diese roten Karten werden in Zusammenarbeit mit den Apo­ theken im Stadtgebiet Heiden­ heim verteilt werden. Es könnte also sein, dass Sie in Folge etwas vermehrt auf die Darm­ krebsvorsorge angesprochen werden. Mit freundlichem Gruß Prof. Dr. med. A. Imdahl Chefarzt Ein Autounfall, ein Sturz aus großer Höhe oder ein Treppensturz: wird die Wirbelsäule zu stark gestaucht, verdreht, gebeugt oder überstreckt, tritt schnell eine Verletzung der Wirbelsäule ein. Diese reicht von einfachen, unkomplizierten Absprengungen der Knochenfortsätze bis hin zu lebensbedrohlichen Situation mit einer instabilen Wirbelsäule oder einer Verletzung des Rückenmarks. Entscheidend ist die Intensität des Sturzes auf der einen Seite und die Widerstandskraft des Knochens auf der anderen Seite. So kommt es, dass ein junger Mensch einen Sturz aus drei Metern Höhe unbeschadet überstehen kann während sich eine Osteoporose-Patientin bereits beim heftigen Hinsetzen auf einen Stuhl eine Kompressionsfraktur der Wirbelsäule zuziehen kann. Betroffen ist ganz überwiegend der thorakolumbale Übergang, etwa vom 11. Brustwirbel bis zum 2. Lendenwirbel. In großen Studien werden hier Anteile von etwa 65 – 70 % genannt. Die erhöhte Anfälligkeit dieser Region ist bedingt durch den Übergang der Kyphose der Brustwirbelsäule zur Lordose der freistehenden Lendenwirbelsäule. Klassifikation Grundlage für eine rationale Therapie ist die primäre Erfassung der Verletzungsschwere. Dabei ist die exakte Klassifizierung gemäß der AO-Klassifikation auf der Grundlage der Einteilung nach Magerl bislang als Standard anzusehen. Aufgrund ihrer Komplexität ist diese Klassifikation seit langem in der Kritik und sie befindet sich daher momentan in Überarbeitung. Die modifizierte AOKlassifikation basiert nun auf 3 Komponenten, die neben der morphologischen Klassifikation der Fraktur auch den neurologischen Status und klinische Modifikatoren umfassen. Dabei ist die morphologische Klassifikation etwas vereinfacht und unterscheidet die rotationsinstabilen C-Verletzungen nicht mehr weiter. Auch bei Flexionsfrakturen (A-Typen) und Flexions-Distraktionsfrakturen (B-Typen) wird auf die bislang sehr detaillierte Untergliederung weitgehend verzichtet. Erstmals werden auch isolierte Quer- oder Dornfortsatzfrakturen berücksichtigt (A0). Die Systematik ordnet weiterhin mit zunehmender Instabilität von A nach C, wobei A-Frakturen den Wirbelkörper und damit die ventrale, in der Regel durch Kompression belastete Säule betreffen. B-Verletzungen stellen eine Instabilität der ventralen und dorsalen Zuggurtung dar. C-Verletzungen betreffen alle stabilisierenden Elemente mit einer möglichen Dislokation in allen Ebenen, früher rotatorische Instabilität genannt. Die neue AO-Klassifikation integriert nun auch neurologische Ausfälle (N0 – N4). Weiterhin werden klinische Modifikatoren berücksichtigt, die die Indikation zur operativen Therapie beeinflussen können, wie z.B. ligamentäre Verletzungen (M1) oder patientenspezifische Komorbiditäten, Osteoporose, M. Bechterew oder rheumatologische Erkrankungen (M2). (https://aospine.aofoundation.org/Structure/research/ KnowledgeForum/Pages/Classification-Tool-kit.aspx). Konservative Therapie Konservative Therapie bedeutet heute frühfunktionelle Behandlung. Dieses Prinzip ist bei stabilen und gering dislozierten Frakturen einzusetzen. Wichtig ist die Mobilisierung unter Analgetikagabe und physiotherapeutischer Aufsicht. Trainiert wird die Rückenmuskulatur, insbesondere um eine korrekte Haltung zu erzielen, wobei ein Korsett nur einen Erinnerungseffekt leisten kann. Wesentlich ist auch das Erlernen bestimmter Verhaltensmaßregeln (Rückenschulung). Erhebliche Erleichterung bringt dem Patienten die Mobilisation im Bewegungsbad. Wir begleiten die konservative Behandlung mit einer engmaschigen Röntgenkontrolle. Unter laufender Mobilisierung erfolgt bei uns nach 3 – 5 Tagen und dann nach einer Woche eine Röntgenverlaufskontrolle nach Möglichkeit im Stehen unter Belastung, um eine zunehmende Fehlstellung rechtzeitig zu erkennen. Im mittleren und oberen BWS-Abschnitt erfolgt die Kontrolle ggf. als Computertomografie. OP-Verfahren Kyphoplastie Die Kyphoplastie ist ein mini­malinvasives Verfahren zur Stabilisierung von osteoporotischen Kompressionsfrakturen der Brust- und Lendenwirbelsäule (A1-Frakturen nach modifizierter AO-Klassifikation), bei dem der komprimierte Wirbelkörper durch Patientenlagerung und Einbringen eines Dilatationsballons aufgerichtet wird. Anschließend wird der geschaffene Hohlraum mit einem hochviskösen PMMA-Zement aufgefüllt. Wir sehen die Indikation zur Kyphoplastie nur bei frischen, d.h. maximal 3 Monate alten, osteoporotischen Kompressionsfrakturen ohne wesentliche Fehlstellung (Höhenverlust weniger als ein Drittel der ursprünglichen Wirbelkörperhöhe). Wir führen bei diesen Patienten immer zunächst einen konservativen Therapieversuch durch. Die OP-Indikation besteht nur, wenn der Patient trotz adäquater Schmerztherapie nicht aus dem Bett mobilisiert werden kann. Eine weitere Indikation zur Kyphoplastie stellt die schmerzhafte Wirbelkörpermetastase mit drohender oder stattgehabter pathologischer Fraktur dar, bei der med.izin die Wirbelkörperhinter­kante intakt ist. Hier haben mehrere Studien eine signifikaten Schmerzreduktion und eine Verbesserung der Lebensqualität nachgewiesen. ÎÎAbbildung 1 Hybridversorgung Bei instabilen osteoporotischen Wirbelfrakturen bringt die Kyphoplastie keine ausreichende Stabilität, um eine funktionelle Nachbehandlung zu gewährleisten. Auch eine zusätzliche dorsale Spondylodese durch einen einfachen Fixateur interne hat in der Vergangenheit häufig zu einem Therapieversagen geführt, da die Pedikelschrauben des Fixateur interne im osteoporotischen Knochen keinen Halt gefunden haben: die Schrauben sind durch den Knochen gewandert, es kam zu einem sekundären Korrekturverlust. Um dieses Problem zu lösen verwenden wir seit einigen Jahren den minimalinvasiv einzubringenden SchraubenStab-Fixateur Viper II® der Firma Depuy Synthes. Dieses moderne Implantat erlaubt alle Pedikelschrauben über ca. 1,5 cm lange Stichinzisionen zu setzen, die Verbindungsstäbe können auch bei langstreckigen Stabilisierungen perkutan eingeschoben werden. Uns stehen perforierte Schrauben zu Verfügung, so dass bei liegender Schraube das Schraubenlager durch Einbringen von PMMA-Zement verstärkt und gegen ein Durchschneiden geschützt werden kann. Mit diesem Verfahren können auch hochgradig instabile Berstungsfrakturen von alten und hochbetagten Patienten mit einem moderaten OP-Risiko stabilisiert werden, und die Patienten bereits am ersten postoperativen Tag aus dem Bett mobilisiert werden. ÎÎAbbildung 2 Wirbelkörperersatz Kommt es bei jüngeren Menschen zu einer Berstungsfraktur eines Wirbelkörpers, werden die angrenzenden Bandscheiben unwiederbringlich zerstört. Ein Grund ist, dass der Knochen nicht durch Osteoporose verändert ist und tatsächlich bricht, statt nur Ausgabe 11 | Februar 2016 zusammengedrückt zu werden, ein zweiter Grund sind fehlende degenerativer Veränderungen der Bandscheiben, die durch ihren hohen Wasser­ gehalt eine hohe Spannung haben und durch die Fraktur der ihr anhaftenden Grundund Deckplatten im Rahmen der Fraktur ebenfalls reißen. In diesen Fällen kann eine dauerhafte Stabilität der Wirbelsäule nur durch eine Entfernung der zerstörten Bandscheiben und des Wirbelkörper und einen Wirbelkörperersatz erreicht werden. Seite 3 Abbildung 1 Osteoporotische BWK 12 Kompressionsfraktur. Therapieresistente Schmerzen unter konservativer Therapie. Nach Kyphoplastie konnte die Patientin selbstständig gehen. Das rechte Bild zeigt eine Verlaufskontrolle nach 12 Wochen mit guter Stellung der Wirbelsäule. Im Klinikum Heidenheim führen wir dies in der Regel in zwei Eingriffen durch. Im ersten Eingriff möglichst noch am Unfalltag wird die Reposition und Stabilisierung der Wirbelsäule durch Einbringen eines Fixateur interne erreicht. Wir verwenden dazu den minimalinvasiv einzubringenden USS-MIS® Fixateur, da mit diesem Implantat eine suffiziente Reposition durch Lordosierung und Distraktion möglich ist. Bei guter Knochenqualität ist eine Instrumentierung der angrenzenden Wirbel­körper ausreichend. Die Patienten können anschließend mobilisiert werden. In einem zweiten Eingriff nach ca. einer Woche wird in einem thorakoskopischen Eingriff der Wirbel mit den angrenzenden Bandscheiben durch einen expandierbaren Titancage (Obelisc ® Fa. Ulrich medical) ersetzt. An den Cage wird Knochen angelagert, so dass eine knöcherne Spondy­ lodese der ventralen Säule erreicht wird. Da nun keine Bandscheiben in den dorsalen Fixateur einbezogen sind, ist eine Metallentfernung nicht erforderlich. Die Wirbelsäule ist dauerhaft ebenso belastbar wie eine gesunde Wirbelsäule, die resultierende Bewegungseinschränkung wird von den meisten Patienten im Alltag nicht wahrgenommen. ÎÎAbbildung 3 Abbildung 2: Hybridversorgung einer instabilen BWK 12 Fraktur. Der geborstene Wirbel wurde mit einer Kyphoplastie aufgerichtet und langstreckig von BWK 10 bis LWK 2 überbrückt. Da der Fixateur vier intakte Bandscheiben fixiert sollte er bei ausgeheilter Fraktur nach ca. 6 – 12 Monaten bei aktiven Patienten entfernt werden. Abbildung 3 Instabiler kompletter Berstungsbruch (A4-Fraktur nach neuer AO-Klassifikation) des ersten Lendenwirbelkörpers mit Verlegung des Spinalkanals durch Hinerkantenfragmente um ca. 70 %. Stabilisierung durch Schrauben-Stab-System von dorsal und Wirbelkörperersatz in thorakoskopischer Technik von ventral. Autor Dr. Volker Ebert Oberarzt Klinik für Unfall- und Wieder­ herstellungschirurgie med.izin Ausgabe 11 | Februar 2016 Seite 4 Zertifizierte Qualität in der internistischen Sonografie Aufgrund rascher und mobiler Verfügbarkeit, exzellenter Detailauflösung und fehlender Strahlenbe­ lastung gehört die Sonogra­ fie seit vielen Jahren zum Standardrepertoire in der internistischen Diagnostik. Durch moderne Technologien wie Duplexsonografie (Darstellung von Flüssen), Elastografie (Bestimmung der Gewebehärte), signalverstärkte Sonografie (Einsatz von intravenösem Kontrastmittel) und der Endosonografie (Hybrid aus Endoskopie und Sonografie) erobert sich der Ultraschall immer neue aufregende Indikationen in Diagnostik, aber auch Therapie. Man denke nur an die minimalinvasive Therapie von Pankreas­pseudozysten durch endosonografisch gesteuerte Einlage transmuraler Drainagen zum Beispiel durch die Magenwand hindurch in die Pseudozyste. Oder man denke an die Charakterisierung von fokalen Leberbefunden, bei der die signalverstärkte Sonografie (»Sonovue«) durch überzeugende Sensitivität und Spezifität, schnelle Verfügbarkeit und niedrige Kosten heute die erste Wahl der Diagnostik noch vor Einsatz weiterer Schnittbildgebungen wie CT und MRT sein sollte. Seit vielen Jahren ist die Medizinische Klinik 1 (Onkologie und Gastroenterologie) deshalb bemüht, optimale personelle, logistische und apparative Bedingungen für die Anwendung, aber auch Ausbildung zur Sonografie zu etablieren. Zum Beispiel rotieren alle Ärzte in Weiterbildung der medizinischen Kliniken im Rahmen ihrer Grundausbildung für drei Monate unter fachärztlicher Supervision in die sonografische Funktionsdiagnostik; am Ende dieser Zeit werden sichere Ultraschallkenntnisse mittels einer praktischen Prüfung überprüft und attestiert, bevor eigenständige Sonografien durchgeführt werden dürfen. Als Folge dieser und weiterer konsequenter Bemühungen wurde der Medizinischen Klinik 1 im Oktober 2015 erstmals von der DEGUM das Zertifikat »Qualifizierte Ultraschallweiterbildung« zuerkannt. Das Zertifikat gilt drei Jahre. Voraussetzungen zur Erlangung des DEGUM-Zertifikats sind unter anderem mindestens ein DEGUM-zertifizierter Ausbilder (DEGUM Stufe II, in der Abteilung vorgehalten durch Dr. Norbert Jung) mit entsprechend großer Erfahrung und Expertise in der Sonografie. Außerdem werden ein Ausbildungscurriculum sowie eine entsprechend hochwertige Geräteausstattung gefordert. Über diese Anforderungen hinaus gehend werden durch die Medizinische Klinik I regelmäßig modulare Ultraschallkurse für die Ärzte in Weiterbildung angeboten. Zuletzt in 2013 fanden auch mehrere Ultraschallkurse für niedergelassene Kollegen statt. Spezialitäten der Abteilung sind die Diagnostik von Leber- und Pankreaserkrankungen insbesondere auch unter Einsatz der signalverstärkten Sonografie, die endosonografische Diagnostik inklusive Fein­ nadelpunktionen sowie die interventionelle Sonografie mit sonografisch gesteuerten Punktionen und Einlage von perkutanen Drainagen. Bei Bedarf können Sie Patienten gerne entweder stationär oder über Facharztüberweisung auch ambulant in unserem Ultraschalllabor untersuchen lassen. Anmeldung über Sekretariat Medizinische Klinik I Telefon   07321  33-26 65 Autor Dr. Norbert Jung Oberarzt Medizinische Klinik 1 med.izin Ausgabe 11 | Februar 2016 Seite 5 Psychotherapeutische / psychosomatische Angebote­am Klinikum Heidenheim Das Klinikum Heiden­ heim bietet auf der Sta­ tion 43 elf Therapieplätze für Psychotherapie und Psycho­ somatik. Unsere psychotherapeu­ tisch / psychosomatische Einheit ist im Allgemein­ krankenhaus integriert, dadurch ermöglichen wir unseren Patienten neben der Psychotherapie auch eine fundierte Behandlung durch die körpermedizinischen Fachdisziplinen. Bei jedem Patienten wird das psychotherapeutische Vorgehen auf die persönlichen Bedürfnisse und Anliegen zugeschnitten und störungsspezifisch ausgearbeitet. Wir begleiten und unterstützen unsere Patienten bei der Bewältigung psychosozialer Probleme und Belastungen. Wir helfen bei: „„ Depressionen, „„ Angststörungen, „„ Zwangsstörungen, „„ Persönlichkeitsstörungen, „„ posttraumatische Belastungsstörungen und psychoreaktiven Anpassungsstörungen, „„ somatoformen (funktionellen) Störungen, „„ somatoformen Schmerzstörungen, „„ Ess-Erkrankungen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa) und „„ psychosozialen Konflikten im Berufsleben (z. B. Mobbing, Burnout). Als multiprofessionelles Team aus Ärzten, Pflegemitarbeitern, Fachtherapeuten und einem Sozialarbeiter ermöglichen wir eine wohlwollende therapeutische Gemeinschaft. Wir sind nicht einer bestimmten psychotherapeutischen Ausrichtung verpflichtet. Allein schon die Zusammen­ arbeit von Therapeuten mit verschiedensten Ausbildungen in unserem Team legt ein integratives Behandlungskonzept nahe. Für jeden einzelnen Patienten kombinieren wir erprobte Behandlungstechniken aus den verschiedenen therapeutischen Schulen, so dass sie sich hilfreich ergänzen. In unserer an die Tiefenpsychologie angelehnten Therapie finden wir die Ursache von Problemen heraus und befassen uns mit deren Entstehungsmechanismen, um die inneren Konflikte des Patienten zu verdeutlichen und zu bearbeiten. Im therapeutischen Prozess wiederholen sich diese Konflikte in den verschiedenen Interaktionen mit dem therapeutischen Team wie auch mit den Mitpatienten. Auf diese Weise können diese erkannt, verstanden und verändert werden. Die Tiefenpsychologie beschäftigt sich mit psychologischen Ansätzen, die den unbewussten seelischen Vorgängen einen hohen Stellenwert für die Erkrankung menschlichen Verhaltens beimessen. Eine der zentralen Annahmen in der Tiefenpsychologie ist, dass unter der oberflächlichen Gedanken- und Handlungswelt in den tieferen Schichten der Psyche weitere, uns unbewusste Prozesse ablaufen. Diese Prozesse haben einen starken Einfluss auf das bewusste Erleben. Die Verhaltenstherapie sieht störungsbedingtes Verhalten in erster Linie als Ergebnis eines Lernprozesses. Diese Methode behandelt gezielt die Symptome psychischer Störungen; sie soll die Handlungsfähigkeit des Patienten erweitern sowie eine bessere Eigenregulation ermöglichen. Charakteristisch für die Verhaltenstherapie ist die klare Fokussierung auf das Entstehen gegenwärtigen Handelns sowie das beobachtete Verhalten. Daher werden in der Behandlung Verhaltensmuster und Grundannahmen genutzt, mit denen die Probleme gezielt angegangen werden. Durch verhaltenstherapeutische Methoden können unsere Patienten neue hilfreiche Gedanken und Verhaltensmuster lernen. Ein wichtiges Merkmal der Verhaltenstherapie ist die »Hilfe zur Selbsthilfe«. Patienten mit psychosomatischen Krankheitsbildern konnten häufig in ihrer frühen Kindheit nicht ausreichend lernen, zwischen ihren Gefühlen und den zunächst körperlich empfundenen Missempfindungen zu unterscheiden. So teilen sie sich auch als Erwachsene noch über körperliche Beschwerden mit, die es gemeinsam mit ihnen erst in die Sprache zu übersetzen gilt. Praktische Übungen und Informationsvermittlung über die Wechselwirkungen zwischen seelischen und körperlich organischen Abläufen sind hier besonders wichtig. Vor dem Therapiebeginn führen wir ein oder zwei ambulante diagnostische Vorgespräche, um zu klären, ob eine psychotherapeutisch / psychosomatische Behandlung in unserer Klinik erfolgsversprechend ist. Dazu benötigen wir eine Überweisung durch den behandelnden Haus- oder Facharzt oder eine Konsilanforderung durch den Arzt einer Klinik. Die Behandlungsdauer ist abhängig vom Störungsbild und den persönlichen Zielen und liegt erfahrungsgemäß zwischen 4 und 12 Wochen. Aufnahmen erfolgen dann geplant, sind jedoch auch akut möglich. Unser Therapieangebot besteht­aus: „„ Einzeltherapie, „„ Gruppentherapie „„ Soziales Kompetenztraining „„ Genusstraining „„ Problemlösegruppe, „„ Kunst-, Musik- und Sporttherapie „„ Krankengymnastik „„ Physio- und Balneotherapie „„ Progressive Muskelentspannung nach Jacobson „„ Sozialberatung „„ Ernährungsberatung „„ Paar- und Familiengespräche „„ Planung der stufenweisen Wiedereingliederung am Arbeitsplatz „„ Bothmergymnastik. Zu Beginn der Behandlung führen wir ein ausführliches diagnostisches Interview durch, welches wir durch einen Fragebogeninventar sowie im Einzelfall durch psychologische Erstuntersuchungen ergänzen. Jeder Patient wird umfassend körperlich untersucht. Sofern dies noch nicht vor der Aufnahme geschehen ist, werden fachärztliche und technische Zusatzuntersuchungen im Hause durchgeführt. Im geschützten Rahmen des Einzelgespräches kann Belastendes erstmals anvertraut werden. In Ergänzung dazu bieten Psychotherapiegruppen die Möglichkeit, die Beziehungsgestaltung zu anderen zu untersuchen und zu verbessern. Menschen, die zu uns kommen, stellen in den Therapiegruppen fest, dass ihre Mitpatienten an ähnlichen Problemen leiden wie sie selbst und können von deren Erfahrungen profitieren. Umgekehrt erleben sie es als wohltuend, dass sie für andere hilfreich sein können. Ausgabe 11 | Februar 2016 Seite 6 Im Gruppentraining sozialer Kompetenzen und Selbstsicherheit lernen unsere Patienten eigene Wünsche und Bedürfnisse, aber auch, die von anderen wertschätzen. In einfachen Übungen gelingt es, angemessenes Auftreten von aggressiven Forderungen zu unterscheiden und wichtige Gespräche, z. B. mit Angehörigen oder am Arbeitsplatz erfolgreicher zu gestalten. Information, Anmeldung und Terminvergabe für unse­ re psychotherapeutisch-psy­ chosomatische Behandlung erfolgen über Für die Teilnahme an der Kunsttherapie oder Musiktherapie sind, wie bei allen Psychotherapieformen, keine Vorkenntnisse erforderlich. Gemeinsam ist ihnen die Möglichkeit, sich nonverbal auszudrücken. Abseits von Leistungsnormen können in spielerischem Umgang mit Materialien bzw. Tönen eigene Gefühle, Bedürfnisse und Möglichkeiten besser kennen­gelernt und Worte dafür gefunden werden. Das Genusstraining schafft für viele Patienten wieder einen, oftmals verschütteten Zugang zu positiv sinnlichem Erleben. Autorin Nina Doian Oberärztin Klinik für Psychiatrie, Psycho­ therapie und Psychosomatik Sekretariat der Klinik für Psychiatrie­, Psychotherapie und Psychosomatik Manuela Arlt Telefon  07321  33-24 52 E-Mail Manuela.Arlt@ Kliniken-Heidenheim.de Auf der Basis der anthroposophischen Menschenkunde wurde die Bothmergymnastik entwickelt. Die Übungen beinhalten Statik und Dynamik, Schwere und Leichtigkeit sowie Anspannung und Loslassen im Stehen und im Gehen. Die drei Demissionen des Raumes werden aktiv ergriffen und gestaltet, um einen zielgerichteten Weg zur eigenen körperlichen seelischen Mitte zu finden. 000 308  PDF  0315 med.izin med.izin Ausgabe 11 | Februar 2016 Heidenheimer AntibiotikaFührerschein 2016 Teilnahme auch wieder für externe Ärzte möglich Der behutsame Einsatz von Antibiotika spielt eine wichtige Rolle beim Kampf gegen mehrfach resistente Infektionserreger. Dieses Thema steht im Mittelpunkt des »Heidenheimer Antibiotika-Führerscheins«, einer Fortbildungsreihe, die inzwischen 65 Ärzte und Apotheker erfolgreich abgeschlossen haben. Darunter­ waren im vergangenen Jahr auch 3 externe Mediziner. 2016 bietet die Klinik-Gesellschaft die Fortbildungsreihe erneut mit insgesamt 10 Veranstaltungen an. Auch externe Ärzte können wieder teilnehmen. Die Inhalte reichen von Grundsätzen der antiinfektiven Therapie, über pharmako­ therapeutische, mikrobiologische, hygienische und medizinische Aspekte bis zur Therapie ausgewählter Infektionen. Die Seminare sind firmenunabhängig und finden etwa 1-mal pro Monat jeweils an einem Dienstag von 16.00 bis 17.30 Uhr im Klinikum statt. Die Auftaktveranstaltung ist ausnahmsweise an einem Montag, und zwar am 4. April 2016 um 16.00 Uhr im Hörsaal. Wichtige Telefonnummern Klinikum Heidenheim 07321  33 Zentrale Notaufnahme (ZNA) Anästhesie, operative Intensivmedizin und spezielle Schmerztherapie Schmerzambulanz Frauenheilkunde und Geburtshilfe Ambulanz Kreißsaal Kinder- und Jugendmedizin Medizinische Klinik I (Gastroenterologie, Onkologie) MRE-Koordinator Medizinische Klinik II (Kardiologie, Nephrologie, Pneumologie) Dialyse teilstationär Neurologie StrokeUnit Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) Radiologie und Nuklearmedizin Radioonkologie und Strahlentherapie Unfall- und Wiederherstellungschirurgie Elektivambulanz Urologie Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie Elektivambulanz Belegklinik Augenheilkunde (Station C5) Belegklinik HNO (Station B7) Belegklinik Homöotherapie Belegklinik MKG (Station B1) Onkologischer Schwerpunkt Ostwürttemberg (OSP) Regionales Arzneimittelinformationszentrum (RAIZ) Geriatrische Rehabilitationsklinik Giengen -0 - 91 120 - 2212 - 2229 - 2236 - 2242 - 2255 - 2270 - 2665 -91 200 - 2862 - 2145 - 91400 - 91410 - 2452 - 2659 - 2309 - 2671 - 2182 - 2339 - 2342 - 2172 - 2339 - 91500 - 93700 - 91202 - 93100 - 2954 -2362 07322 954-201 Die genauen Themen und Termine sowie weitere Informationen erhalten Sie über Klinikapothekerin Dr. Wiltrud Probst (Telefon: 07321  33-2363 oder [email protected]). Bei Teilnahme an der gesamten Fortbildungsreihe ist eine schriftliche Anmeldung sowie eine Gebühr von 150 € (incl. Skript und Literatur) notwendig. Jede Veranstaltung ist von der Landesärztekammer mit 2 Fortbildungspunkten anerkannt. Seite 7 Gäste für Einzelveranstaltungen sind jederzeit auch ohne Anmeldung willkommen. Die Themen und Termine erscheinen über das Jahr im Ärzte Newsletter. Themen und Termine Dr. Wiltrud Probst Telefon: 07321  33-2363 E-Mail wiltrud.probst@ kliniken-heidenheim.de Für den Terminkalender Antibiotika-Führerschein: Auftaktveranstaltung Montag, 4. April 2016 16.00 Uhr (s.t. ) – 17.30 Uhr ÎÎ Hörsaal des Klinikums Grundsätze der Antiinfektiven Therapie Eine allgemeine Einführung mit praktischen Beispielen aus dem klinischen Alltag Referenten: PD Dr. Martin Grünewald, Prof. Dr. Alexander Brinkmann Veranstaltungen & Termine ONKOLOGISCHER SCHWERPUNKT OSTWÜRTTEMBERG Mittwoch, 20. April 2016 18.00 – 20.30 Uhr 36. Onkologisches Kolloquium CUP – Cancer of Unknown Primary ÎÎ Klinikum Heidenheim, Hörsaal Impressum med.izin ist ein Newsletter für niedergelassene Ärzte Herausgeber: Kliniken Landkreis Heidenheim gGmbH, Schloßhaustr. 100, 89522 Heidenheim Redaktion: Professor Dr. Andreas Imdahl, Thomas Schönemeier Für Schreibfehler wird keine Haftung übernommen Bilder: Kliniken Landkreis Heidenheim gGmbH Layout: Werner Heinle Zuschriften: Redaktion med.izin, c/o Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Sekretariat, Schloßhaustr. 100, 89522 Heidenheim E-Mail: [email protected]