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Ausstellungsführer
ZIEL RIO RHYTHMUS UND VIELFALT
10.02.2016 − 25.09.2016
Ziel Rio – Rhythmus und Vielfalt Ausstellungsführer
Einführung
Ziel Rio Rhythmus und Vielfalt Dieser „Ausstellungsführer“ gehört zu einer Serie von Dokumenten, die Lehrkräften die Vorbereitung eines Besuch des Olympischen Museums mit ihrer Schulklasse erleichtern sollen. Die Ausstellung kann zusammen mit einem „Coach“ des Museums besucht werden. Diese Animatoren begleiten die Schüler auf ihrem Rundgang durch die Ausstellung und passen sich an das Alter und die Erwartungen der Gruppe an. Lehrkräften, die ohne Coach durch das Museum gehen möchten, stehen Tablets mit Anregungen für Rundgänge und Aufgaben zur Verfügung.
Weitere Informationen auf Französisch und Englisch: www.olympic.org/pedagogie
Ziel Rio – Rhythmus und Vielfalt 10.02.2016 – 25.09.2016 Freier Museumsbesuch
Museumsbesuch mit Coach
Die Lehrkraft führt mit oder ohne Tablet, das Anregungen für Rundgänge und Aufgaben in der Ausstellung gibt, durch das Museum (das Tablet wird auf Reservierung und solange vorrätig kostenlos zur Verfügung gestellt).
Mit Workshop ab 10 Uhr, letzter Start um 16 Uhr: - Montag bis Freitag, Mai bis Oktober - Dienstag bis Freitag, November bis April
Reduzierter Schülertarif: 6–16 Jahre CHF 7.- pro Schüler/Kind. 1 erwachsene Begleitperson pro 10 Schüler/Kinder ist obligatorisch und kostenlos.
Min. 15, max. 18 Schüler/Kinder pro Gruppe, ab 9 Jahren Dauer: 90 Minuten Auf Deutsch, Französisch und Englisch Pauschaltarif CHF 15.– pro Schüler/Kind, Eintritt inklusive. 1 erwachsene Begleitperson pro 10 Schüler/Kinder ist obligatorisch und kostenlos. Information und Reservierung:
[email protected]; +41 21 621 66 85
Herausgeber ©IOC, Das Olympische Museum, Lausanne 1. Ausgabe, 2016 Verfasserin Abteilung Kultur- und Lehrprogramme
Grafik DidWeDo s.à.r.l.
Dieses Dokument ist auf Deutsch, Französisch und English verfügbar.
Bildnachweis © IOC oder Angabe unter den Bildern
Es kann heruntergeladen werden unter www.olympic.org / pedagogie.
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Ziel Rio – Rhythmus und Vielfalt Ausstellungsführer
Einführung
Schritt für Schritt beschriebener Rundgang Ziel Rio Rhythmus und Vielfalt Spüren Sie den Rhythmus und lassen Sie sich vom Herzschlag der Menschen und Kulturen Rios in den Bann ziehen!
Lernziele
Auf den Spuren der außerordentlichen Vielfalt der Traditionen und Völker von Rio vereint die Ausstellung „Ziel Rio“ die Atmosphäre, die Musik und die Kreationen, die aus dem Austausch der Menschen, dem Zusammenleben der Gegensätze und der Akzeptanz der Unterschiede entstanden.
• Sich Gedanken machen über die „harmonische Vielfalt“, welche die Stadt und ihre Bewohner, die Cariocas, kennzeichnet.
Die Ausstellung ist in fünf Bereiche unterteilt, wobei sich jeder Bereich mit einem (geografischen oder symbolischen) Kennzeichen der Stadt Rio auseinandersetzt: • die Natur
• Rio als Stadt der Kontraste und der Völkervielfalt kennenlernen.
• Aufzeigen, weshalb in Rio der Strand, der Karneval, der Tanz oder die Musik dazu beitragen, Unterschiede aufzuheben und soziale Bindungen zu schaffen. • Den Schülern Fotografien, Musik und Kunstwerke brasilianischer Künstler näherbringen.
• die Feierlichkeiten • der Strand • der Tanz • der Fußball. Diese Elemente werden in der Ausstellung mit Bild und Ton untermalt. In diesem „Ausstellungsführer“ wird jeder Bereich bzw. jede Thematik erläutert. Die allgemeinen Informationen werden in den einzelnen Bereichen jeweils mit einem „Fokus“ auf bestimmte Elemente der Ausstellung ergänzt: eine Fotografie, ein Kunstwert und eine Musikrichtung.
Verknüpfung mit dem Lehrplan
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Ziel Rio – Rhythmus und Vielfalt Ausstellungsführer
Schritt für Schritt beschriebener Rundgang
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Ablauf des Rundgangs
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MUSICA DO BRASIL
Die Themen der Ausstellung „Ziel Rio – Rhythmus und Vielfalt“ • Die Natur: Beton und Baumkronen • Die Feierlichkeiten: 106 Farbtöne … der Feierlichkeiten
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• Der Strand: Todo bem? • Die Stadt: Volle Kanne Funk • Der Fußball: O jogo bonito • Fazit: Musica do Brasil
BETON UND BAUMKRONEN
TODO BEM ?
106 FARBTÖNE… DER FEIERLICHKEITEN
DIE STADT: VOLLE KANNE FUNK
O JOGO BONITO
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Die Natur: Beton und Baumkronen
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Man kann die Seele von Rio nur erfassen, wenn man die Topografie der Stadt mit einbezieht – denn sie hat großen Einfluss auf das Leben der Einwohner. Das Stadtzentrum ist so groß, dass darin zwei „grüne Lungen“ atmen: • der Nationalpark Tijuca mit seinem Berg Corcovado (der natürliche Sockel der Christusstatue Cristo Redentor); • der Park Pedra Branca. So ist die Natur ein fester Bestandteil von Rio und der Carioca ein Stadtmensch, der in „Verschmelzung“ mit der Natur lebt.
IN DER AUSSTELLUNG • 40 Fotografien des Waldes in Rio • Ein Film über den Wald in Rio • Ein Werk der Künstlerin Maria Nepomuceno
© Rogerio Reis-Tyba
Fotografie: Der Baummensch Der „Baummensch“ von Rogério Reis atmet in seinem vergänglichen Kostüm und beobachtet die Welt durch Ficus-Äste hindurch; er verkörpert den Geist der Stadt, die Symbiose zwischen Pflanze und Mensch. Er ist halb Mensch, halb Tier und scheint aus den fernen Anfängen unserer Existenz zu uns zu kommen.
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Die Natur: Beton und Baumkronen
© Custodio Coimbra
Maria Nepomuceno „Ohne Titel“
Musik: Villa-Lobos und Vasconcelos
Künstlerin: Maria Nepomuceno
Der Komponist Heitor Villa-Lobos vereint in den 1920 Jahren Folklore und klassische Musik. Er nimmt afrikanische und europäische Volksmelodien und verarbeitet sie im klassischen Stil in seinen Bachianas Brasileiras – eine Hommage an sein Vorbild J. S. Bach – oder in einer von Waldstimmungen inspirierten Kompositionsreihe wie die Floresta Amazônica.
Schon früh macht sich Maria Nepomuceno (*1976, Rio de Janeiro) mit den volkstümlichsten und authentischsten Arbeiten Brasiliens vertraut: der Flechtkunst bei der Herstellung von Taschen, Hüten und Körben. Sie lebt in Rio de Janeiro und ihre Werke – in erster Linie mehrfarbige Seile, aber auch Hängematten und Terrakotta-Objekte – sind bestehenden Formen nachempfunden, jedoch auf ungewöhnliche Art und Weise abgewandelt, wie hier abgebildet, gleich einem gewundenen, farbigen Körper in Anlehnung an die Stadt Rio, diesen einzigartigen Organismus – Schmelztiegel von Mensch und Tier, von Natur und Körper.
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In der Musik von Naná Vasconcelos erklingt die Stimme der brasilianischen Wälder mit ihren Flüssen, ihrer Tierwelt, ihren Mythen und Legenden. Naná Vasconcelos ist ein anerkannter Perkussionist und unermüdlicher Erforscher der ethnischen Muster Brasiliens. Er vereint den metallischen Klang des afrikanischen Berimbau – dem Hauptinstrument der Capoeira – mit dem Gesang der Rasseln und der Vibration der Trommel, die das Herz der Wälder heimsuchen. Sein Werk ist ein atmosphärisch-hypnotisches Tonporträt Brasilien.
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Die Feierlichkeiten: 106 Farbtöne... der Feierlichkeiten
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© Adenor Gondim
Als die Portugiesen im Jahr 1500 in Brasilien landen, bevölkern schätzungsweise fünf Millionen Eingeborene – über tausend Stämme – das Gebiet. Es folgt ein langer Prozess der Völkervermischung: Für Portugal, das damals nur eine Million Einwohner zählt, ist dies eine Migrationsstrategie des Überlebens und der territorialen Besetzung.
Fotografie: Feierlichkeiten
Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert überqueren rund fünf Millionen Sklaven den Atlantik, um die brasilianischen Arbeitskräfte zu unterstützen. Und in den letzten Jahrhunderten wird das ohnehin schon bunte Mosaik aus Farben und Kulturen, das das heutige Brasilien kennzeichnet, noch mit Immigranten aus Europa und Asien bereichert.
So kommen an Silvester jedes Jahr über zwei Millionen Menschen an die Strände, insbesondere an den Strand von Copacabana. Am Silvester von Copacabana wird der christlichen Kalender mit Opfergaben für die Yorubas-Götter des afrikanischen Candomblé und insbesondere für die nigerianische Gottheit Yemanja, die Königin der Wasser, gefeiert. Ganz in weiß gekleidet (vom Candomblé übernommenes Symbol) wird das kommende Jahr Hand in Hand und ohne Schranken zwischen Religionen, Hautfarben, politischen Parteien oder bevorzugten Fußballclubs begrüßt.
IN DER AUSSTELLUNG • Rund fünfzehn Fotografien von Feierlichkeiten • Ein Film über das Feiern in Rio • Ein Kunstwerk, zwei Selbstporträts und ein Tablet mit Fotografien der Künstlerin Adriana Varejão
Die Dynamik der Völkervermischung kommt nicht nur in den Rhythmen und Bewegungen der Körper, sondern auch im spirituellen Leben der brasilianischen Bevölkerung mit ihren kulturellen Festen und religiösen Feiertagen verschiedenster afrikanischer Einflüsse zum Ausdruck.
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Die Feierlichkeiten: 106 Farbtöne... der Feierlichkeiten
© Mangueira
Adriana Varejão „Polvo“
Musik: Zum Klang der Samba
Künstlerin: Adriana Varejão
Keine andere Musik bringt die brasilianische Völkervermischung so gut zum Ausdruck wie die Samba. Ursprünglich sind es Abkömmlinge mit Wurzeln in Schwarzafrika, die zu den Klängen von Trommeln, Händeklatschen und Gesang im Kreis Samba tanzen.
Aus der Verschmelzung europäischer Weißer, Ureinwohnern und dunkelhäutiger Afrikaner entstand ein Volk von Mestizen, das kulturell besser anerkannt ist also sozial. Die Künstlerin Adriana Varejão (*1964, Rio de Janeiro) sagt dazu: „Ohne dass wir uns dessen bewusst sind, leben wir eine sehr große Rassenvielfalt“.
Nach und nach vermischen sich diese Rhythmen mit Polka, Walzer, Mazurka und Foxtrott aus Europa und werden schließlich zum Maxixe, einem Hybrid-Tanz und M usikstil, dem wichtigsten Vorläufer der Samba. Die Samba wird ab den 1930er Jahren über eine in der Hauptstadt neu gegründete nationale Radiostation in alle Winkel des riesigen brasilianischen Territoriums verbreitet. Heute ist die Samba von genau so vielen fremden Einflüssen geprägt wie das Volk, das sie geschaffen hat, und ist aus dem kollektiven Bewusstsein nicht mehr wegzudenken. Auch die Feierlichkeiten des Karnevals von Rio mit dem Umzug der Samba-Schulen sind ohne diese Klänge kaum vorstellbar.
Die weltweit anerkannte Künstlerin Adriana Varejão schuf ein Werk mit dem Titel „Polvo“, einem Wortspiel aus „polvo“ – dem Tintenfisch mit seinen zahlreichen Fangarmen – und „povo“ – dem Volk. Ihre Arbeit ist inspiriert von der nationalen Volkszählung des Brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik (IBGE) von 1976, als erstmals das Kriterium „Hautfarbe“ aufgenommen wird: von den 106 verwendeten Bezeichnungen entlehnt die Künstlerin die 33 exotischsten oder poetischsten, die Sinnbild für eine ganz und gar brasilianische Sensibilität für Farben sind. Mit diesen 33 Begriffen auf der Palette erfindet Adriana Varejão ihre eigenen „Hautfarbtöne“.
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Der Strand: Todo bem ?
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© Adenor Gondim
Der Strand ist ein Ort der Begegnung und der Vermischung und somit das perfekte Spiegelbild der Carioca-Kultur: ihre körperliche Musik, ihr ganz eigenes Zeitgefühl, ihre sonnige Seele, die Wärme ihrer Innigkeit, ihre zauberhafte Art beim Sprechen zu singen und zu singen beim Sprechen… Auch die brasilianische Sprache wird am Strand neu erfunden: befreit von den Aufgaben des Alltags, ohne Hast und Zweck, wird sie lieblicher und einfallsreich.
IN DER AUSSTELLUNG • 10 – 15 Fotografien vom Strand in Rio • Ein Film über den Strand in Rio • Zwei Werke des Künstlers Felipe Barbosa • Eine Multimedia-Infosäule, um das Brasilianisch von Rio zu entdecken und zu hören
Fotografie: Die brasilianische Sprache – süße Melodie Zur brasilianischen Kolonialzeit kümmern sich Haussklaven um die Kinder des Adels (vom 16. bis 19. Jahrhundert werden im transatlantischen Sklavenhandel rund vier bis fünf Millionen Sklaven aus Subsahara-Afrika nach Brasilien geliefert). Damals ist der Glaube weit verbreitet, dass wie der schwarzafrikanische Boden fruchtbarer ist, auch die Milch schwarzafrikanischer Ammen den Säuglingen zuträglicher sei. Sie wachsen im Schoß dieser „afrikanischen Mutter“ heran, die ihnen ihre Legenden und ihren Glauben weitergibt, sie würzige Speisen schätzen lehrt und ihre Zuneigung in Worte fasst wie „dengo“, „cafuné“ oder „xodó“ – ein Vokabular, das heute fester Bestandteil des brasilianischen Portugiesisch ist. So übertragen die schwarzafrikanischen Ammen mit ihrer Zuwendung den jungen Weißen eine Sprache, die mit schwarzen Klängen gewürzt ist.
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Der Strand: Todo bem ?
© Custodio Coimbra
Felipe Barbosa „Plantação“
Musik: Zum Klang der Bossa Nova
Künstler: Felipe Barbosa
Die Bossa Nova ist Ausdruck der modernen Kultur Brasiliens: heimatliebend und weltoffen, natürlich und subtil.
Felipe Barbosa (*1978, Rio de Janeiro) kreiert Kunstwerke aus destrukturierten Fußbällen. Plattgedrückt schmiegt sich einer an den anderen in einem gänzlich abstrakten ArabeskenMuster.
Die traditionellen Samba-Klänge werden in der Bossa Nova geschmeidiger, sie werden vermischt mit der Gemütlichkeit und Ruhe des Jazz und der klassischen Musik. Die Bossa Nova entsteht in den 1950 Jahren in Rio, damals noch Landeshauptstadt, wobei die Referenzwerke in Europa – namentlich in Frankreich und England – vom Anfang dieses Jahrhunderts stark vom Amerika der 1950er Jahre mit seinen Wolkenkratzern, seiner Rockmusik und seinem Jazz, beeinflusst werden. er
Rio richtet sich damals neu aus und schafft Copacabana als Symbol einer neuen urbanen Kultur, die später auch die Bossa Nova umfasst.
Diese Bälle verweisen auf den Strand, wo Bälle jeder Größe verkauft und überall in Gruppen Altinha gespielt wird. In Rio ist der Ball (neben dem Bikini!) das eigentliche Symbol der Strandkultur.
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Die Stadt: Volle Kanne Funk
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© Ivo Gonzalez
In der äußerst unregelmäßigen Topografie der Räume zwischen Küste, Bergen und Hügeln zwängen sich die Favelas und überragen die reichen Viertel. Aufgrund einer Laune der Natur sind im verschlungenen und organischen Stadtbild von Rio die großen, gesicherten Häuser der bessergestellten sozialen Schichten in Asphaltnähe und die bescheidenen Behausungen der Armen in den Hügeln angesiedelt. Trotz der Gewalt und der prekären Lebensumstände ist das Leben in den Armenvierteln leichtherzig und unbeschwert. Die Favelas und die Randbezirke von Rio erfinden die Körperlichkeit des brasilianischen Völkergemisches jeden Tag neu. Hier ist der Körper ein freies Vergnügungs- und Erfindungsfeld. Befreit von jahrhundertealten moralischen und religiösen Zwängen, ist man hier unbekümmerter, vergnügt und spontan. Das Leben schwankt zwischen Wohlwollen und Gewalt und bringt seine ganze Energie im Rhythmus des Funk zum Ausdruck.
IN DER AUSSTELLUNG • 10 – 15 Fotografien • Ein Film über die Stadt Rio und ihre Einwohner • Ein Triptychon des Künstlers Marcos Cardoso • Eine richtige Tanzfläche, um die Grundlagen des Funk zu erlernen
Fotografie: Kultur und Sport in der Stadt Beim Parkour geht es darum, sich frei und effizient in einem offenen Umfeld, d. h. der Stadt, zu bewegen. Ziel ist es, möglichst schnell von A nach B zu gelangen und dabei mittels Sprüngen, Klettern und Sprints Hindernisse zu überwinden. Diese Sportart hat ihre Ursprünge im Paris der 1990er Jahre und hat sich schnell in der ganzen Welt verbreitet, auch in Brasilien. Auf der Fotografie in der Ausstellung sieht man junge Carioca beim Parkour, im Hintergrund erkennt man das Gebäude der Petrobras im Stadtzentrum.
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Die Stadt: Volle Kanne Funk
© Rogerio Reis-Tyba
Marcos Cardoso „Triptychon Der Akrobat“
Musik: Zum Klang des Funk
Künstler: Marcos Cardoso
Am Freitag werden im Bankenviertel Stühle und Tische auf die Straßen getragen und man genießt gemeinsam Samba, Schweiß, Bier und frittierte Sardinen. Zu fortgeschrittener Stunde wendet sich die Szene Tanzfesten zu Funk-Musik in Randquartieren zu: unter einer Brücke, unter einem Mangobaum – überall dort, wo Körper miteinander verschmelzen können, geeint in der Musik und dem Wunsch, sich zu bewegen.
Marcos Cardoso (*1960, Paraty, Rio de Janeiro) wird in Paraty geboren. Hier beginnt er, verlorene Sandalen, Zündhölzer, Plastiktüten und Ähnliches zu sammeln. Mit diesem Material – einem beliebten Rohstoff für brasilianische Künstler – erschafft Marcos Cardoso Christusfiguren aus Plastiksandalen, „Riesenräder“ aus Zündhölzern und hier Der Akrobat: ein Werk aus der Picasso-Reihe, kreiert aus Supermarkt-Tüten!
Funk ist nicht nur ein Musikstil, sondern eine eigentliche Kultur mit eigenen Kleidungsvorschriften, einer eigenen Sprache. Die treuesten Anhänger des Funk sind die ärmsten Bevölkerungsschichten – Menschen also, die täglich vier Stunden Arbeitsweg zurücklegen, zusammengepfercht in schäbigen Behausungen leben, die jedoch mit großer Freude baden, sich parfümieren und sich schön anziehen (oder sich ausziehen), um beim Tanzen ihre Lebensgeister und körperliche Freiheit zu finden. Der Funk gibt die Energie zurück, die im harten Alltag zu ersticken droht.
Marcos Cardoso verkörpert diese suburbane Kreativität, die auf eigenwillige Art und Weise die Kultur der Elite und die Volkskunst vereint. Der Triptychon Der Akrobat entstand eigens für die Ausstellung im Olympischen Museum.
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Der Fußball: O jogo bonito
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© Ivo Gonzalez
Fußball ist der ganze Stolz Brasiliens: nirgendwo sonst ist der Fußball so tief in der Seele der Bevölkerung verankert. Überall findet man improvisierte Fußballplätze, barfüßige Kinder funktionieren jeden mehr oder weniger runden Gegenstand zu einem Fußball um. Fußballspieler mit Wurzeln in Schwarzafrika oder Mestizen gelten als eigentliche „Volkshelden“ und haben viel zum Selbstbewusstsein des Landes beigetragen, das nach und nach zu neuem Stolz gefunden hat.
IN DER AUSSTELLUNG • 10 Fotografien • Vier Filme des Fußballmuseums von São Paulo • Ein Werk des Künstlers Heleno Bernardi
Fotografie: Der Fußballplatz Egal wie dicht der urbane Raum bebaut ist, in jedem Vorortquartier, in jeder Favela findet man einen Platz für die Pelada – eine vereinfachte und improvisierte Form des Fußballs. Wie Lichtungen mitten im städtischen Urwald werden diese Plätze bewahrt wie heilige Stätten. Hier entwickelt sich die wahre Schule des brasilianischen Fußballs, spielerisch und unvorhersehbar. Diese Innovationskraft, die im Fußball wurzelt, wird von allen sozialen Schichten gleichermaßen geschätzt und gepflegt.
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Der Fußball: O jogo bonito
© Claudio Edinger
Fotografie: Der brasilianische Spielstil – Figuren und Sprache Der gradlinige Spielstil aus England wird im Kontakt mit der körperbetonten Kultur Brasiliens runder und rhythmischer, und die Bewegungen im Fußball lassen Samba und Capoeira durchschimmern. Der Wortschatz des Fußballs wird um neue Figuren ergänzt, wie beispielsweise den von Leônidas da Silva erfundenen Fallrückzieher bzw. „das Fahrrad“, wie er in Brasilien genannt wird, oder die „Kunststöße“, bei denen der Fußball überraschende Bögen beschreibt, wie auch „das trockene Blatt“, das Didi zur Perfektion beherrscht. Ganz zu schweigen von den schwindelerregenden Dribblings von Garrincha, die das ganze Stadion mitrissen, oder die unendlichen Balltänze von Pelé… „Garrincha versetzte uns in unvergesslichen Jubel. Ja, 1958 und 1965 stand und fiel unser Glück einzig und allein mit seinen krummen Beinen.“ Nelson Rodrigues, Flor de obsessão, 1997
Heleno Bernardi „Im Anfang war das Wort“
Künstler: Heleno Bernardi „Im Anfang war das Wort“. Und vor dem Wort, der Fötus… Die Skulpturen in Fötus-Position von Heleno Bernardi (*1967, Pouso Alegre – Minas Gerais) nehmen öffentliche Plätze in Beschlag, verweisen uns auf unsere gemeinsame Herkunft, ohne Gräben von Klasse, Hautfarbe oder Kultur: ein großes Fest! Verschlungen, zusammengewürfelt, entrückt, Füße auf den Kopf gestellt – so, wie unsere eigenen Körperteile es öfters tun sollten – beschreiben diese Skulpturen jedwede körperliche Begegnung.
Ziel Rio – Rhythmus und Vielfalt Ausstellungsführer
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Musica do Brasil
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Sechzehn Tonaufnahmen, die außerhalb Brasiliens noch nie gespielt wurden, sind das Fazit einer einjährigen Reise über 80‘000 Kilometer durch das Land, um alle rhythmischen Ausdrucksformen Brasiliens festzuhalten. Das Ergebnis ist eine facettenreiche Palette von brasilianischer Volksmusik, die an der Quelle aufgenommen und von außergewöhnlichen, anonymen Künstlern interpretiert wird.
IN DER AUSSTELLUNG • In einem geschlossenen Raum wird der Film von Belisario Franca auf vier Bildschirmen gezeigt.
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